Tagesdosis 31.7.2019 – Immer wieder Krieg und Frieden

Ein Kommentar von Rüdiger Lenz.

Lieber 100 Stunden umsonst verhandeln, als eine Minute schießen  – Helmut Schmidt

Die USA haben im Irankonflikt ein förmliches Ersuchen an die Bundesregierung geschickt. Man kann davon ausgehen, dass die neue Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer diesem Ersuchen einer Beteiligung der Bundeswehr folgen wird. Außer die Partei Die Linke sind alle Parteien des Bundestages NATO-affin. Sogar die Partei die Grünen sind mit einem Bundeswehreinsatz, wenn er der Deeskalation nutzt, einverstanden. Offiziell nennen die USA diese Mission eine Schutzmission im persischen Golf, um iranische Aggressionen zu bekämpfen. Die Bundesregierung hingegen meint, dass man die Freiheit der Seefahrt dort schützen solle. Nach dem Amtsantritt des neuen britischen Premierministers Boris Johnson will dieser jedoch einen europäisch geführten Einsatz, den er am Liebsten von den USA unterstützt sehen will.

Was die neue Kommissionspräsidentin der Europäischen Union, Ursula von der Leyen, will, kann man sich denken. Der Kurs heißt Frieden, schrieb einst ein deutscher Kanzler. Das ist lange her. Zu lange, als dass diese Verpflichtung der jüngeren deutschen Geschichte noch im öffentlichen Interesse oder Gedächtnis zu finden ist. Ein klares Nein zu Bundeswehreinsätzen hat es lange gegeben. Deutschland, wie auch die EU oder die USA, befinden sich im Zangengriff des Neoliberalismus und kommen dort auch in naher Zukunft nicht einfach so raus. Zu eng ist die Beziehung zum Geld gewachsen, als dass man selbst noch merkt, das man nicht das Geld dirigiert, sondern das man vom Geld regiert wird. Die Kriege nach dem Jahrhundertverbrechen vom 11. September 2001 haben diese Welt weiter und tiefer in Richtung Wir gegen den Rest der Welt festgezurrt.

Osama bin Laden ist tot. Im Meer versenkt. Beweise dafür gab es für die Öffentlichkeit nie. Wer weiß von den heute fünfundzwanzigjährigen, dass selbst im Steckbrief des FBI nie die Rede davon war, dass dieser Osama bin Laden wegen der Jahrhundertanschläge angeklagt wurde? Immer mehr wird vergessen. Und so formt sich die Welt einer neuen Generation, die sich erst einmal mit diesen Lügen abfinden müsste, von denen sie im Großen und Ganzen noch nichts weiß. Vielleicht vereinzelt, aber in der Masse weiß sie es nicht. Vom sogenannten menschenverursachten Klimawandel, davon wusste Rezo erst acht Wochen vor seinem Video etwas. Auch sonst weiß dieser Rezo im Grunde nichts von eben diesen vielen Machenschaften, die die Welt andauernd in Atem halten.

Die ARD-Sendung Monitor hatte kürzlich ein Interview mit Rezo online gestellt (1). Rezo soll dreißig Jahre jung sein. Nicht nur ihm, seiner Generation ganz allgemein sieht man ihre Jugend an, nicht aber ihr Alter. Bloß nicht altern, immer hipp sein und die Sprache der Jüngeren sprechen: Boah Diggi, ey man, die Erde wird sterben, Politiker sollen endlich mal Durchballern, wenn die Wissenschaft das so sagt, dann wird das wohl stimmen, es gibt nur eine legitime Meinung. Rezo sieht auch, dass in allererster Linie die Politik daran schuld ist.

Dass das nicht so sein kann, ein solches Wissen besitzt Rezo nicht. Noch nicht. In ein paar Jahren wird nicht nur Rezo solches Wissen haben. Dann wird er vielleicht über die Daniele Gansers und Rainer Mausfelds seiner Welt reden. Es scheint immer genau so zu sein. Alle Generationen machen für sich die gleichen Erfahrungen und alle Generationen müssen die Dinge auf ihre Weise verstehen und kennenlernen. Alle Generationen glauben, sie würden es besser machen als die Generationen vor ihnen. Alle müssen erst aus ihren Erfahrungen lernen.

Alle brauchen ihre Wortführer, Denker und Helden und sie erwachsen alle aus ihren Zeitfenstern heraus. Sie alle werden hinter das Licht geführt und sie alle müssen selbst Wege finden, da wieder herauszukommen. Das kostet Zeit, sehr viel Zeit. Und ob die Menschheit diese Zeit noch haben wird, wenn wieder eine neue Generation kommt und dann wieder und wieder eine und keine auf die Erfahrungen der anderen Acht gibt, das scheint ein Problem zu sein, auf das die Menschen noch gar nicht intensiv genug geschaut haben. Als die Zwillingstürme und Gebäude sieben in New York am 11. September 2001 zusammen fielen, war Greta Thunberg noch nicht geboren. Sie wurde zwei Jahre später geboren.

Die Propagandamaschine schafft es immer wieder gut, Generationen zu trennen, sie gegeneinander aufzustellen und ihr füreinander abzutrennen, so das Menschen wie Rezo oder Greta immer und immer wieder ganz alleine am Ende stehen. Ihre Namen werden benutzt für eine ganze Generation oder eine ganze Bewegung. Das ist ein guter Trick, um Macht auf eine ganze Gruppe oder Generation auszuüben. Um die Sache im Griff zu haben, um Lenkung zu ermöglichen. Scheitert Greta, scheitert die Bewegung, scheitert Rezo, scheitert sein Aufruf an seine Generation.

Das Säkularisieren einer ganzen Gruppe auf eine Person ist Ausdruck einer medialen Kraft, die dadurch zum Lenker dieser Kräfte wird. Das Medium wird zur Botschaft, meinte Marshall McLuhan. Ob Rezos und Gretas Generationen je so weit nachforschen, um ihn, den größten Medienanalysten zu verstehen? Auch sagte er, Es gibt keine Passagiere auf dem Raumschiff Erde, jeder gehört zur Besatzung. Da sich jedoch herausgestellt hat, dass sich die meisten Menschen wie Passagiere benehmen, wie Bedürfnisbefriedigungsmaschinen, hat man in ihnen eine Quelle unermesslicher Macht entdeckt und diese ausgefüllt.

Mit Lenkung und dem Manipulieren der öffentlichen Meinung, wie Walter Lippmann herausfand. Passagiere bestellen passiv. Die Besatzung plant aktiv an der Trennung. Die Großfamilie ist aufgelöst, die Kleinfamilie atomisiert. Und so glauben fast alle an die Führung durch Redner, die dann die Expertenmeinung darstellt. Einer steht oben, der Rest hört zu. Einer redet ins Mikro, alle hören dem zu. Eine steht im Rampenlicht und alle folgen dem, was sie sagt. Ist das nicht ebenso ungeheuerlich wie grotesk? Es ist das Anhimmeln von Autoritäten im feinsten Gehorsam. Auch Rezos und Gretas Generationen stehen stramm im Dienst des Herrschaftssystems.

Viele von uns denken, dass die eigenen Großeltern noch im Gehorsam standen, dass sie der Obrigkeit gehorchten, Untertanen waren. Doch dass sie selbst auch noch untertänigst im Gehorsam stehen, das fällt ihnen nicht ein. Eine Person sagt etwas, ein Mikro und eine Kamera stehen dort, bringen das und schon wird das im Mainstream diskutiert, oder in der eigenen Filterblase geheiligt. Nur durch eben diese Kraft des Mainstreams können überhaupt Menschen wie Ursula von Leyen, Angela Merkel und Annegret Kramp-Karrenbauer als Expertinnen gelten und ihre Jobs machen. Der Kurs heißt wieder Krieg. Das ist die Passivität der Passagiere, die sich nicht einmischen in den Kurs der Besatzung(smacht).

Ob der in Teheran geborene irandeutsche Omid Nouripour, Abgeordneter des Deutschen Bundestages für die Partei die Grünen, nun offen für einen Bundeswehreinsatz am persischen Golf ist und die Grünen zum dritten Mal in einen Krieg bringen will, bleibt abzuwarten. Irandeutscher übrigens deswegen, da ein iranischer Staatsbürger sein Leben lang Iraner bleibt, da man den iranischen Pass nicht abgeben und die iranische Staatsbürgerschaft nicht aufgeben kann. Einmal Iraner immer Iraner. Wie lange ist die Bundeswehr nun schon in Afghanistan? Achtzehn Jahre! (2)

Ob der Grund dafür der Generation Rezo oder Greta bewusst ist? Es war das Jahrhundertverbrechen. Man glaubte, in den Bergen von Afghanistan Osama bin Laden zu finden, den nicht das FBI, sondern der US-Präsident George Walker Bush für die Anschläge am 11. September 2001 verantwortlich machte. Das ist lange her, doch die Bundeswehr ist noch immer dort. Irgendeine humanitäre Idee bringt die Bundeswehr bestimmt auch bald in den persischen Golf.

Hartz IV-Gesetze, kommen auch von den Grünen und der SPD. Und weil der damalige Bundeskanzler Gerhard Schröder nicht auch noch in den Irak einmarschieren wollte, drohte der damalige Außenminister der Partei die Grünen, Joschka Fischer, mit Rücktritt. Denn dieser wollte in Bush-Juniors-Ära zu den Willigen gehören. Jugoslawienkrieg? Der wurde ganz direkt von den Grünen erzwungen, durch Joschka Fischers Auschwitz-Vergleichs-Lüge.

Auch wollen die Grünen umweltschädliches Fracking-Gas aus den USA importieren, nicht ganz normales Gas aus Russland oder Europa. Auch bei der Isolierung Russlands von Europa sind die Grünen Schreihälse in der ersten Reihe. Kurzum, die Grünen sind längst die gleichen Unruhestifter wie die meisten deutschen Parteien, leben aber noch immer vom Nimbus der Jungfräulichkeit aller moralischen Ansprüche – vor allem in Sachen des Friedens und des Umweltschutzes. Unfassbar, aber so derart verbildet hat man die Generation Kopf runter konditioniert. Und dies, obwohl alles offen im Internet nachzurecherchieren ist. Der schnöde Mammon besiegt eine Generation nach der anderen. Geld regiert sie alle, auch die Grünen, auch die Linken und auch die Kommunisten.

Land in Sicht? Ich sehe Wolken, schwarze Wolken und ich höre Schreie, entsetzliches Geschrei. Und dann sehe ich Helden. Ganz viele Helden, die von einer neuen Welt reden. Tobende Hallen voller Applaus. Friedenstaumel und Beschwörungen auf das Gute. Auf eine Weltgemeinschaft im Frieden. Und dann, dann sehe ich wieder Geld, viel Geld. Ganz unbeschreiblich viel Geld. Dann höre ich ganz leise Marschmusik und merke, dass sich der Kurs dreht. Er dreht sich wieder und wieder in Richtung Krieg und dann in Richtung Frieden und dann in Richtung Krieg

und dann…,

dann lese ich bei Spiegel online, dass kein geringerer als der Jugoslawien- und Afghanistan-Krieg-Befürworter, Bundesminister für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit a. D., Jürgen Trittin von den Grünen, der mahnt, dass ein deutscher Militäreinsatz in der Straße von Hormus nur mit einem internationalen Mandat zu haben sei, sprich ein Mandat von den Vereinten Nationen die Voraussetzung für einen Bundeswehreinsatz sei (3). Dass dieser Trittin sich das traut, ist schon unverschämt, denn sein Kanzler Gerhard Schröder gab in einem Interview zu, dass er und seine Regierung mit dem Eintritt in den Jugoslawien-Krieg die Menschenrechte gebrochen habe, denn seine Regierung habe, ohne ein Mandat der Vereinten Nationen zu bemühen, in Jugoslawien mitgewirkt, völkerrechtswidrig (4). Das wäre nicht nur, das ist ein Fall für den Internationalen Gerichtshof in Den Haag.

Aber was kümmern die stärksten und reichsten Mächte heute noch die Menschenrechte und das Völkerrecht, wenn sie in Alleinherrschaft diese Welt bewegen können? Lehren aus den beiden Weltkriegen ziehen? Heute? Europa ist ja befriedet und bekam ja dafür schon den Friedensnobelpreis zuerkannt. Da kann man ja jetzt machen, was man will, als Friedensnobelpreisträger.

Nicht die Geschichte wiederholt sich. Es sind die Menschen selbst, sie machen immer und immer wieder die gleiche Geschichte. Auf Kosten der Menschen der Gegenwart – immer und immer wieder wechseln sich Krieg und Frieden ab.

Quellen:

  1. https://www.youtube.com/watch?v=P4_Klm9JuZA&feature=youtu.be&t=308&fbclid=IwAR2ymc8kme1lrWRE6RAfanpkUfj-YiWFINpfVqKoZLOJ0mKEriED6wpsQaA
  2. https://de.wikipedia.org/wiki/Deutsche_Beteiligung_am_Krieg_in_Afghanistan
  3. https://www.spiegel.de/politik/ausland/iran-usa-bitten-deutschland-um-beteiligung-an-hormus-mission-a-1279659.html
  4. https://www.freitag.de/autoren/joachim-petrick/gerhard-schroeders-selbstanzeige

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