Sonnenuntergang während die Erde sich dreht

Ein Gedicht von Bernhard Trautvetter.

 

In dieser alten und immer wieder jungen Welt
hinter dem Wald am Horizont
Gras über Schützengräben,
Spuren von Gas Phenol für den Sieg
immer noch in der Luft von Verdun über Vietnam in alle Welt.
Füße stolpern zwischen Resten von Macheten,
Knochen eisernes Kreuz
behelfsmäßig mit blutdurchtränkter Erde bedeckt.
Diese unendlich friedliche Schönheit
soweit das Auge reicht
Roter Klatschmohn selbst wieder ein paar Rosen
das einstige Schlachtfeld erglüht
bedrohlich schön sogar.
Mit Stumpf und Stil
Unhörbare Schreie Verwundeter im Überlebenskampf
der Wind trägt sie
für immer gen Himmel ins Herz der Seele
derer, die noch spüren können
und mit allen Sinnen sinnvoll leben wollen
in dieser kalten Welt.
Eiseskälte droht mit der Gluthitze des Infernos,
die Hoffnung träumt derweil immer noch.
Die ungeheure Vernichtung ungezählter Feinde,
sogenannte Achse des Bösen
Seelen, die sich fürchteten
und vielleicht niemals jemanden hassten.
Der Dienst für Verbrecher, die die Lüge genannt Vaterland
über das Leben stellten,
bleibt eine Zeitbombe
Gehorsam Befehl ist Befehl
der Schoß ist furchtbar noch
Asche zu Asche.
Kinder, Männer und Frauen nur Nummern
in Gottes Namen ins Jenseits
Für des obersten Kaisers dienender General
demokratisch wirkende Henker
radioaktiv, Leben digital in der Gewalt vor dem vielleicht finalen Tod
auch dem der Heuchler,
die mit schönen Worten die Hölle versüßen
Doch kein Zweck heiligt den Mord
Nicht die Tötung der Mörder, nicht die Tötung der Opfer
In keiner Zeit, Welt aus gedrückt in keiner Zahl
damals nicht,
heute,
nie.

 

Wir wollen anders leben.
Wir wollen leben
in einer Welt, die ein Morgen hat,
in der der Mensch neben mir
und der mir unbekannte unsichtbare weit entfernt
meine Brüder oder meine Schwestern sind,
ihre Kinder meine Kinder unsere,
das Leben in dieser Welt
hat für uns nur eine gemeinsame Zukunft
oder keine
Aus diesem Grund bäumen wir uns auf
zwischen all den Bergen und Tälern
aus Raum und Zeit
Von Horizont zu Horizont
von Abendland zu Morgenland
Solange der Atem uns trägt…

 

Danke an den Autor für das Recht zur Veröffentlichung des Beitrags.

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