Ein Kommentar von Thomas Röper.
In der EU ist die Diskussion über die Entsendung von Bodentruppen in die Ukraine wieder entfacht. Offenbar ist das der nächste Eskalationsschritt, den die EU im Krieg gegen Russland plant.
Die Ukraine ist de facto ausgeblutet. Die Zwangsrekrutierungen bleiben weit hinter den Plänen zurück, an der Front herrscht akuter Personalmangel und die ukrainische Front droht an mehreren Stellen zu brechen. Es wird in der Ukraine sogar schon diskutiert, auch Frauen zwangsweise an die Front einzuziehen, aber die frischen Rekruten, die zwangsweise in den Krieg geschickt werden, ohne vorher auch nur einigermaßen ausgebildet zu werden, weil die Zeit dazu nicht ausreicht, sind natürlich nicht motiviert und enden als Kanonenfutter.
Da helfen auch keine Waffenlieferungen mehr, denn wenn was nützen die besten Waffen, wenn es niemanden gibt, der sie bedienen kann?
Die Falken im Westen, die den Krieg gegen Russland um jeden Preis fortsetzen wollen, müssen daher nicht mehr so sehr über Geld und Waffen für Kiew nachdenken, sondern über die Entsendung von eigenen Soldaten, die Macron ja schon Anfang des Jahres ins Spiel gebracht hat. Ansonsten endet der Krieg demnächst aus Mangel an Soldaten mit dem Zusammenbruch der ukrainischen Front und der totalen Niederlage der Ukraine.
Die Diskussionen über die Entsendung eigener Truppen nehmen in Europa daher nun wieder an Fahrt auf, wobei als offizieller Grund dafür genannt wird, dass Trump die US-Hilfen für Kiew demnächst kürzen oder einstellen könnte. Aber das scheint mir angesichts der verzweifelten Lage der Ukraine an der Front ein vorgeschobener Grund zu sein, der wahre Grund ist, dass die Ukraine ausgeblutet ist und dass die westlichen Falken den Krieg gegen Russland nur weiterführen können, wenn sie eigene Truppen in die Ukraine schicken.
Die USA würden die Entsendung von europäischen Soldaten in die Ukraine sicher unterstützen, während sie die Entsendung von eigenen Truppen in die Ukraine kategorisch ausschließen. In Washington wurde schon vor einem halben Jahr öffentlich gefordert <1>, die Europäer sollten gegen Russland in den Krieg ziehen, wobei die USA aber ausdrücklich nicht mitmachen, sondern die Europäer nur mit Waffenlieferungen unterstützen wollen.
Die Chronologie der Diskussion
Am 26. Februar erklärte der französische Präsident Macron nach einem Treffen in Paris, an dem Vertreter von etwa 20 westlichen Ländern teilnahmen, erstmals, dass das Thema einer möglichen Entsendung von Bodentruppen westlicher Staaten in die Ukraine angesprochen wurde. Auch wenn es zu dem Thema keine Einigkeit gab, wird Macron seitdem nicht müde zu erklären, dass die Entsendung europäischer Truppen in die Ukraine in Zukunft nicht ausgeschlossen sei. Später zog er öffentlich in Erwägung, französische Truppen in die Ukraine zu schicken, „wenn die russischen Streitkräfte die Frontlinie durchbrechen“ und Kiew dann um die Entsendung französischer Truppen bittet. Außerdem versucht Macron schon länger, in der EU eine „Koalition“ zu bilden, um gemeinsam Ausbilder in die Ukraine zu entsenden.
Am 25. November berichtete Le Monde, dass die europäischen Länder erneut über die mögliche Entsendung von Truppen oder Kämpfern privater Militärfirmen in die Ukraine gesprochen haben, da die USA ihre Unterstützung für die Ukraine nach dem Amtsantritt von Donald Trump im Januar möglicherweise einstellen werden.
Carlo Masala, Militärexperte und Professor an der Universität der Bundeswehr in München, sagte nun, dass europäische Länder wie Frankreich, Großbritannien und Polen eine freiwillige Koalition bilden könnten, um ihre Soldaten in die Ukraine zu entsenden, falls Trump die US-Militärhilfe für Kiew drastisch kürzen sollte. Im RND sagte er:
„Wir brauchen eine Backup-Option für den Fall, dass die USA die Waffenlieferungen an die Ukraine einstellen. Es geht um eine Koalition von Ländern, die auch bereit wären, notfalls Bodentruppen in die Ukraine zu schicken.“
Weiter sagte er, in dieser Hinsicht „tut sich jetzt viel in Frankreich, Großbritannien und Polen“, während „Deutschland bei den meisten Entwicklungen außen vor bleibt“. Allerdings meint er, dass Verteidigungsminister Boris Pistorius „eindeutig darauf abzielt, Deutschland wieder ins Spiel zu bringen“.
Auch Litauen sei bereit, Szenarien in Betracht zu ziehen, in deren Rahmen europäische Soldaten in die Ukraine gehen könnten, sagte <2> der litauische Außenminister Gabrielius Landsbergis während einer gemeinsamen Pressekonferenz mit seinem estnischen Amtskollegen:
„Wir sollten offen sein für die Vorschläge, die Präsident Macron gemacht hat. (…) Es kann notwendig sein, dass europäische Soldaten auf ukrainischem Boden auftauchen (…) und Litauen ist immer offen, diese Optionen in Betracht zu ziehen.“
In Russland wurde schon im Sommer, als die Diskussion über die Entsendung europäischer Truppen aktiv geführt wurde, erklärt, dass Länder, die Truppen in die Ukraine schicken, dann offiziell mit Russland im Krieg seien. Offenbar scheinen viele in der EU es darauf anzulegen.
Dabei sollten sie aber nicht auf die USA hoffen, denn die USA würden eine militärische russische Antwort gegen solche Länder wohl kaum als eine Sache der NATO ansehen, wenn diese Länder selbst gegen Russland in den Krieg gezogen sind.
Schon gar nicht unter einem Präsidenten Trump.
Quellen
<1> https://anti-spiegel.ru/2024/council-on-foreign-relations-fordert-kriegseintritt-europas-aber-ohne-die-usa/
<2> https://tass.ru/mezhdunarodnaya-panorama/22499289
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Dank an den Autor für das Recht zur Veröffentlichung des Beitrags.
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Dieser Beitrag erschien zuerst am 26. November 2024 bei anti-spiegel.ru
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Bildquelle: Ira.foto.2024 / shutterstock
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