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Russland bombardiert eine Geburtsklinik?

Russland bombardiert eine Geburtsklinik?


Marianna und die neue Brutkastenlüge

Von Thomas Röper.

Westliche Medien berichten entrüstet über einen angeblichen russischen Angriff auf eine Geburtsklinik in Mariupol. Die "Opfer" sind jedoch Schauspieler, wie jeder leicht überprüfen kann.

Die russischen Streitkräfte haben schon am 7. März gemeldet, dass die Geburtsklinik in Mariupol, die nun angeblich von russischen Streitkräften bombardiert wurde, geräumt war und zu einem Stützpunkt des Asow-Bataillons umfunktioniert worden ist. Wir haben also zwei Versionen der Geschichte: Die Regierung in Kiew beschuldigt Russland, eine Geburtsklinik bombardiert zu haben, Russland sagt, das Ganze sei eine inszenierte Propaganda-Veranstaltung. Machen wir uns auf die Spurensuche.

Darf ich vorstellen: Marianna

Fotos, die in den Medien herumgereicht werden, zeigen eine schwangere Frau, die aus der Geburtsklinik evakuiert wird.

Außerdem werden Bilder gezeigt, auf denen eine schwangere Frau auf eine Bahre weggetragen wird. Bei genauem Hinsehen stellt man fest, dass es die gleiche junge Frau ist.

Sie wurde allerdings umgekleidet, wobei unter der neuen Kleindung noch der Pyjama herausschaut, in dem sie die Treppe heruntergekommen ist. Hat man eine schwangere Frau nach dem Verlassen des gerade bombardierten Krankenhauses auf der Straße umgezogen, bevor man sie auf eine Bahre gelegt und zum Krankenwagen gebracht hat?

Ist das realistisch, wenn man Schock und Verletzungen bedenkt, die in einer solchen Situation zu erwarten sind? Wir werden gleich sehen, wie das abgelaufen ist, denn wir werden die junge Frau noch wiedersehen.

Zunächst stellt sich die Frage: Wer ist die Frau eigentlich? Sie heißt Marianna und ist eine Beauty-Bloggerin aus Mariupol, also ein Fotomodel. Jeder kann sich ihren Account auf Instagram anschauen, indem man dort nach „gixie_beauty“ sucht.

Das leere Krankenhaus

Der ukrainische Präsident Selensky hat auf Telegram ein Video aus der Geburtsklinik gepostet, das unmittelbar nach der Explosion gefilmt wurde, wie man an den noch brennenden Feuern und der Uhrzeit des Posts erkennen kann. Das Video ist schockierend, aber es hat einen Schönheitsfehler: Es zeigt zwar das zerstörte Innere des Krankenhauses, aber nirgends sind Blut, Tote oder Verletzte zu sehen.

Dafür erzählt der Filmende auf Russisch, dass die russische Luftwaffe gerade eben eine Geburtsklinik bombardiert hat. Und um es dramatischer zu machen, brüllt er in dem offensichtlich leeren Gebäude: „Ist hier jemand?“

Bei den in dem Video gezeigten Schäden müssten in einem in Betrieb stehenden Krankenhaus aber alle Patienten und Mitarbeiter, die auf der Seite mit den zerstörten Fenstern gewesen sind, da waren ja Patientenzimmer, von den umherfliegenden Scheiben und Splittern schwer verletzt oder getötet worden sein. Es gibt aber weder Opfer, noch Blut.

Das Propaganda-Video

Auf YouTube wurde ein Video von der Explosion und den Minuten danach veröffentlicht. Jeder Profi kann erkennen, dass das Video mit einer professionellen Kamera mit Stabilisator aufgenommen wurde, ein Handyvideo wäre total verwackelt, vor allem bei den Szenen, wo der Kameramann läuft.

Наслідки авіаудару по дитячій лікарні та пологовому в Маріуполі

Übrigens ist auf dem Titelbild wieder Marianna zu sehen, dazu kommen wir gleich. Zunächst zu anderen Details des sehr interessanten Videos. In Minute 0.45 wird gezeigt, wie Marianna auf der Bahre die Treppe heruntergetragen wird, die sie auf dem ersten oben gezeigten Foto noch selbst in ihrem Pyjama heruntergelaufen ist. Zum Vergleich hier noch einmal Marianna im Pyjama auf der Treppe.

Hier wird sie dann auf der Bahre die gleiche Treppe heruntergetragen

Dass Marianna auf der Bahre liegt, sieht man in der nächsten Einstellung, als sie aus dem Krankenhaus getragen wird.

Und natürlich erkennt man Marianna auch auf dem oben gezeigten Foto, das ein anderer Fotograf aufgenommen hat. In dem Video sind andere Einstellungen gezeigt und ihr Bauch ist in dem Video verpixelt. Es müssen also viele Kameras und Fotoapparate dabei gewesen sein. Die Kamera verfolgt Marianna bis zum Krankenwagen.

Regieanweisungen

Es gibt noch mehr Szenen in dem nur dreieinhalb Minuten langen Video, die zeigen, dass das ein gestelltes Video ist. Zum Beispiel in Minute 01:31 kommt eine Frau mit einem Kind auf dem Arm (das auch ganz ruhig ist und nicht weint) in aller Ruhe aus der Geburtsklinik. Sie ist ganz und gar nicht in Panik, wie man es nach einem solchen Vorfall erwarten sollte. Sie fragt stattdessen auf Russisch in aller Seelenruhe „Und wohin soll ich gehen?“

Es gibt noch mehr solche Szenen, die merkwürdig sind. Zum Beispiel kommt in Minute 01:42 ein Junge auch in aller Seelenruhe aus dem Krankenhaus, der aber aber in Minute 01:50 plötzlich hysterisch heult und von einem Soldaten beruhigt wird, bevor er zurück in das Krankenhaus geht. Wozu gehen er und die anderen zurück ins Krankenhaus, aus dem sie gerade erst nach einem Luftangriff „geflohen“ sind? Um das Herauskommen noch einmal zu filmen?

Der Soldat ist übrigens auch interessant, denn in Minute 00:40 verbindet er einer Frau vollkommen unprofessionell den Kopf, wobei er hektisch in Richtung Kamera schaut, als wolle er sich vergewissern, dass er alles richtig macht. Wozu aber verbindet ein Soldat überhaupt einen Kopf, wenn das ein Krankenhaus ist, in dem sich massenhaft Ärzte und Schwestern aufhalten, die das wesentlich besser können, als er?

Marianna ist überall

In Minute 02:09 sehen wir übrigens Marianna wieder. Dieses Mal steht sie, wie auf dem Titelbild des Videos zu sehen, eingehüllt in eine Decke vor dem Krankenhaus. Dabei hat man sie doch schon auf der Bahre in einen Krankenwagen gebracht, wobei der ganze Weg von der Bahre gefilmt wurde: Die Treppe herunter (die sie vorher schon selbst im Pyjama heruntergegangen war), über den zerstörten Vorplatz bis in den Krankenwagen. Und plötzlich steht sie wieder vor dem Krankenhaus, dieses Mal in eine Decke gehüllt.

Ab Minute 02:13 ist auch unser Soldat wieder da. Dieses Mal erzählt er dem Kameramann, was passiert ist und wie sie die Verletzten evakuieren.

Immer zum „richtigen“ Zeitpunkt

Jeder kann ohne allzu großen Probleme erkennen, dass die Aufnahmen von dem angeblichen russischen Angriff gestellt sind. Und sie kamen zu einem passenden Zeitpunkt, denn Selensky hat am gleichen Tag erneut um eine Flugverbotszone der NATO gebettelt, da kam ein russischer Bombenangriff auf eine Geburtsklinik als „Argumentationsverstärker“ gerade zum richtigen Zeitpunkt.

Das hat System, denn wir alle erinnern uns an die große Explosion in Charkiw, deren Bilder die Medien tagelang gezeigt haben. Auch die kam praktischerweise unmittelbar bevor Selensky sich in einer dramatischen Ansprache an das EU-Parlament gewandt hat.

Mich erinnert die Geschichte mit der „Geburtsklinik“ an die Brutkastenlüge. Vorfälle in Geburtskliniken, Angriffe auf wehrlose Neugeborene, schockieren jeden Menschen und schalten das sachliche Denken ab. Genau das ist der Sinn von Propaganda: Sie soll die Emotionen entfesseln und die gewollte Stimmung inklusive Feindbild erschaffen.

Kriegspropaganda anstatt kritischem Journalismus

Wenn man so einfach aufzeigen kann, dass der angebliche Luftangriff auf die „Geburtsklinik“ eine inszenierte Geschichte der ukrainischen Regierung war, warum können die „Journalisten“ der westlichen „Qualitätsmedien“ das nicht? Oder anders gefragt: Warum erklärt mir kein „Qualitätsjournalist“, warum das kein Fake war und wie Marianna als „bemitleidenswertes Opfer“ des russischen Luftangriffs gleich dreimal in verschiedenen Rollen in dem Video auftaucht, das den angeblichen russischen Angriff beweisen soll?

Das ist Kriegspropaganda in Reinkultur, die den im Leitfaden für Kriegspropaganda festgelegten Regeln folgt. Hierbei wird Regel 5 befolgt, die besagt: „Der Feind begeht wissentlich Gräueltaten.“

+++ Wir danken dem Autor für das Recht zur Veröffentlichung des Beitrags. +++ Dieser Artikel erschien zuerst am 10. März 2022 bei anti-spiegel.ru +++ Bildquelle: JoaoCachapa / shutterstock


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