Rede Wahlveranstaltung die Basis 5.9.21 | Von Christian Kreiß

Von Christian Kreiß.

Wer hätte das gedacht, vor einem Jahr, dass wir heute hier stehen. So viele. So viele begeisterte Menschen. Eine vollkommen neue Partei, die es vor gut einem Jahr noch nicht einmal gegeben hat. An die 30.000 Mitglieder in so kurzer Zeit. Aus einer Bewegung ist eine Partei geworden. Wofür? Für Freiheit, für unsere Grundrechte.

Unser Kreisverband hat das hier heute mit so viel Liebe, Aufwand, Zeit, Anstrengung organisiert. Und genau das erlebe ich seit Monaten in unserem Kreisverband, aber auch im Austausch mit anderen Parteimitgliedern: Unglaubliche Hingabe, Liebe zur Sache, Begeisterung, Idealismus. Wofür? Für unsere Freiheit, für unsere Grundrechte.

Nicht nur auf Bezirks-Ebene, auch auf Landes- und Bundesebene gibt es ungeheuer viele Menschen voll von Idealismus, voll von Begeisterung, voll Engagement, die ohne Ende Zeit, Kraft, Anstrengung hingeben, sich krumm arbeiten, ohne Entgelt. Wofür? Für unsere Freiheit, für unsere Grundrechte.

Welche Kraft! Welche Energie! Warum?

Weil wir wissen, warum wir hier stehen! Es geht um viel. Ich glaube, wir alle wissen, worum es geht, wozu wir das machen, da brauche ich nicht viel dazu sagen.

Es steht nicht gut um unser Land. Seit März 2020, seit den ersten Lockdowns hat sich sehr viel verändert. Ich erkenne unser Land fast nicht wieder. All die Intoleranz. Die Angst. Die Einseitigkeit. Die vielen Diffamierungen. Die vielen Angriffe auf Menschen, die anders denken.

All die Freiheitseinschränkungen, die vielen Angriffe auf die Würde des Menschen. Die vielen Erniedrigungen an unseren Kindern, an unseren Senioren, an so vielen Menschen.

Wir wissen, warum wir hier stehen. Und wir haben Kraft. Wir ziehen Kraft genau daraus. Wir wissen, dass wir für das Richtige kämpfen. Für die Freiheit. Für Menschlichkeit. Für Menschenwürde. „Die Würde des Menschen ist unantastbar“ muss wieder der wichtigste Satz in unserer Politik werden. Dafür setzen wir uns ein. Dafür stehen wir hier. Dafür kämpfen wir bis zum Umfallen.

Ich habe hier in der Basispartei endlich lauter Menschen kennengelernt,

  • die selbständig denken können,
  • die selbständig denken wollen,
  • Leute, die ihren gesunden Menschenverstand gebrauchen,
  • Leute, die sich nicht ein X für ein U vormachen lassen,
  • Menschen, die aufgewacht sind,
  • die die Aussagen unserer Politiker und Medien kritisch hinterfragen und eben selbst denken.

Das ist eine Riesen-Wohltat, das macht mir Mut und gibt mir Kraft. Und. Hoffnung. Deshalb stehe ich heute hier!

In unseren 4 Säulen haben wir ein klasse Grundgerüst. Freiheit: Keine weiteren Übergriffe des Staates in unser aller Leben, in das Leben unserer Kinder, unserer Senioren, in unsere Wirtschaft. Willkürliche Schließungen und Verbote von allem möglichen, ohne offenen wissenschaftlichen Diskurs, unter Verachtung von Vernunft und Wissenschaft. Schluss mit dieser willkürlichen, menschenverachtenden Politik!

Säule Machtbeschränkung: wir haben seit Jahrzehnten immer weniger eine Politik für die Menschen, sondern immer mehr eine reine Klientelpolitik. Eine reine Lobbypolitik. Für die Konzerne, die Milliardäre, eine kleine Oligarchie von Mächtigen und Einflussreichen, die schon längst über deep lobbying unsere Politik gekapert haben. Wir wollen eine Politik für die Menschen, für unsere Kinder, für eine gesunde Umwelt, für soziale Gerechtigkeit statt ständig zunehmender Ungleichverteilung. Schluss mit der gekaperten Politik. Auf 500 Meter Umkreis keine Industrie-Lobbyisten in den Bundestag!

Säule Schwarmintelligenz: Dezentrale Strukturen statt Macht, statt Hierarchie. Die Kreativität und das ungeheure Wissen von vielen einsetzen, statt von oben nach unten durchregieren. Fachübergreifende Kompetenz nutzen, regionale Kompetenz achten.

Das führt uns zur vierten Säule, Achtsamkeit. Achtsamkeit gegenüber unseren Mitmenschen, gegenüber der Natur, der Kreatur, unseren Tieren, den Bäumen, den Bergen, der Erde. Und Achtsamkeit gegenüber uns selbst. Im Sinne von ehrlicher Selbsterkenntnis. Durch den Weg nach innen, durch Meditation, Kontemplation, Gebet, wie immer man es nennen will, durch aufrichtige, ehrliche innere Einkehr.

Diese ehrliche Einkehr und Selbsterkenntnis ist ungeheuer schwer, diese Achtsamkeit nach innen. Denn jeder hat Schattenseiten in sich, den inneren Schweinehund oder, wie es die Märchen ausdrücken, den siebenköpfigen Drachen. Aber wenn es uns gelingt, ganz, ganz ehrlich Selbsterkenntnis zu erlangen, dann stoßen wir auf ungeheure Kraftquellen in uns, in unserem Inneren, in unseren Herzen.

Gerade nach den so schweren Zeiten der letzten eineinhalb Jahre, seit den Lockdowns brauchen wir innere Stärke, innere Kräfte, um gesund zu sein, um Mut und Kraft zu haben. Wir nutzen laut Hirnforschern wohl nur ein bis drei Prozent von unserem Hirn. Wir haben da noch ungeheures Potenzial. Ich glaube, wir nutzen nur ein bis drei Promille von unserem Herzen. Wir haben unglaubliche Kräfte in uns, die wir aktivieren können durch Kontemplation, Meditation, Beten, nennt es wie ihr wollt: Durch den ehrlichen Weg nach innen. Und diese Kräfte können wir umsetzen in politische Aktivität nach außen.

Lassen wir uns nicht entmutigen. Lawinen beginnen ganz oben mit ein paar wenigen Steinchen oder Schneeflocken, dann donnern sie ins Tal. Revolutionen gehen von ganz wenigen Menschen aus, die mit Mut, Kraft und dem richtigen Gedanken im Herzen die Welt verändern können. Die französische Revolution: Wer hätte das 2 Jahre davor auch nur ansatzweise für möglich gehalten? Ein paar wenige, überzeugte Menschen voll innerer Überzeugung und Idealismus für Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit. Danton, Robespierre, sie gehen ihren Weg voll Mut und Kraft, viele folgen nach, die Bastille fällt, das Ancien Regime fällt. Das war alles möglich! Wodurch? Durch riesigen Mut, Kraft und Idealismus! Wir müssen nur dafür sorgen, dass hinterher nicht ein Napoleon kommt, der alles wieder missbraucht, wie die anderen Oligarchen davor.

Manchmal reicht ein einziger Mensch, um eine Revolution auszulösen. Martin Luther hat die Landkarte von ganz Europa verändert. Mit welch unglaublichem Mut hat er sich hingestellt und seine Thesen angeschlagen: „Hier stehe ich, ich kann nicht anders“. Dieser Satz war in unserer Familie in den letzten 18 Monaten geradezu ein Leitmotto. Wir haben uns in den letzten eineinhalb Jahren oft und oft diesen Satz wiederholt.

Luther zeigt uns: Ein richtiger, wahrer ehrlicher Gedanke, mit großem Mut, Kraft und innerster Überzeugung vertreten kann die ganze Welt verändern. Deshalb kann auch unser Motto lauten: „Hier stehen wir und können nicht anders“!

Ich möchte zum Schluss noch einen spirituellen Satz zitieren, der mir persönlich sehr viel Mut und Kraft gegeben hat: Die Lösung unserer sozialen, gesellschaftlichen und ökonomischen Fragen liegt demnach in der „Anerkennung der göttlich-geistigen Natur des Menschen, in der Anerkennung dessen, dass dasjenige, was vom Menschen hier als physischer Leib auf der Erde herumgeht, nur der äußere Ausdruck ist für etwas, was in jeden Menschen aus der Ewigkeit herein leuchtet.“

Was ist damit gemeint? Jenseits aller Konfessionen, aller Religionen: Wenn wir in unserem Gegenüber einen göttlichen Funken, ein Unendliches erkennen, dann entsteht wahre Menschenschätzung, Menschenwürde, Ehrfurcht, Achtsamkeit gegenüber dem Anderen. Aber nicht nur gegenüber anderen Menschen, auch gegenüber dem Marienkäferlein, den Tieren, den Bäumen, ja auch gegenüber den Mineralien, dem Amethyst: Wenn wir in allem etwas Ewiges, etwas Göttliches durchscheinen sehen, dann werden wir voll Achtsamkeit, voll Ehrfurcht mit der uns anvertrauten Kreatur, der uns anvertrauten Natur umgehen. Und dann werden wir auch als Menschen miteinander ehrfurchtsvoll umgehen. Und dann können wir mit diesen Gedanken der Ehrfurcht und mit der daraus entspringenden großen Kraft unsere politische Arbeit zum Erfolg führen.

Zum Autor:

Prof. Dr. Christian Kreiß, Jahrgang 1962: Studium und Promotion in Volkswirtschaftslehre und Wirtschaftsgeschichte an der LMU München. Neun Jahre Berufstätigkeit als Bankier, davon sieben Jahre als Investment Banker. Seit 2002 Professor an der Hochschule Aalen für Finanzierung und Volkswirtschaftslehre. Autor von sieben Büchern: Gekaufte Wissenschaft (2020); Das Mephisto-Prinzip in unserer Wirtschaft (2019); BWL Blenden Wuchern Lamentieren (2019, zusammen mit Heinz Siebenbrock); Werbung nein danke (2016); Gekaufte Forschung (2015); Geplanter Verschleiß (2014); Profitwahn (2013). Drei Einladungen in den Deutschen Bundestag als unabhängiger Experte (Grüne, Linke, SPD). Zahlreiche Fernseh-, Rundfunk- und Zeitschriften-Interviews, öffentliche Vorträge und Veröffentlichungen. Mitglied bei ver.di und Christen für gerechte Wirtschaftsordnung. Bundestagskandidat für die Basisdemokratische Partei Deutschland (dieBasis). Homepage www.menschengerechtewirtschaft.de

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Danke an den Autor für das Recht zur Veröffentlichung des Beitrags.

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Bildquelle: Tobias Arhelger / shutterstock

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Kommentare (15)

15 Kommentare zu: “Rede Wahlveranstaltung die Basis 5.9.21 | Von Christian Kreiß

  1. Mark100 sagt:

    So war die AfD am Anfang auch, Mut zur Wahrheit hieß es. Motiviert, kritisch und hoffnungsvoll.
    Leider haben die Rückgratlosen, die Kriecher und Heuchler auch hier den Laden übernommen und in der Basis wird es leider leider nicht anders werden.
    Wir brauchen eine Partei der Nichtwähler. Die nichts tut, aber Nichtwählen nicht zu einer ungewollten Stärkung von irgendwelchen Figuren verkommen lässt, die man garantiert nicht möchte, sondern man wählt dann nichts und nichts wird diese Partei tun. Kein Lobbyismus, keine Reden, keine Küngeleien, keine Koalitionen mit Extremisten, keine Enttäuschungen und vor allem keine verfallene Stimme. Diese Partei hätte bei 47% Nichtwählern das Potential zur größten Partei, zur Volkspartei.
    Das wäre ein Fest.

  2. Kari sagt:

    Welche Partei man auch immer wählt, mit dem Wählen legitimiert man die Politik (in Deutschland die Kriegs-, Supermachts- und andere Politik) der Regierung und die Politiker als Volksvertreter. Als politische Partei ist man Teil der Macht die bekanntlich unweigerlich korrumpiert und NIE freiwillig vermindert oder abgegeben wird. Beispiele sind europaweit die SP und die Grünen.
    Nichtwählen ist eine Form von Willensäusserung: Nicht in meinem Namen!

    «Es [emanzipatorische Bewegung] muss von ‘unten’ kommen» so Rainer Mausfeld und vor ihm viele andere mehr. Konstruktive Veränderungen kommen NIE von Medien und Politikern (bei beiden welcher Art auch immer). Arno Gruen («Wider den Gehorsam») rief zu Ungehorsam auf.

    Entsprechend entwickeln sich denn auch ausserhalb Deutschlands zunehmend andere Formen von politischer Willensäusserung wie auf grossen Konsens in der Bevölkerung beruhende gigantische Massendemonstrationen und sach- resp. projektbezogene statt machtbezogene Gruppierungen auf Zeit und andere Formen mehr.

    • Ursprung sagt:

      >RuHeEn:
      Eine Politpartei KANN IMMER NUR auf dreister Luege gruenden. Gegen Gemeinwohl, welches sie immer vorgeben MUSS.
      Diese Luege schimmert immer durch. Sie korrumpiert alle Mitglieder, jede Fuehrung derselben, jede Glaubwuerdigkeit auf Dauer (bei Waehlern). Grund: korrumpierter Bewusstseinslevel bei allen Akteuren UND im Zuschauerraum. Ist also ein totgeborenes Kind.
      Es scheinen sich jetzt 2 Boosterbewegungen, unabhaengig voneinander, auf diesen neuen Mitspieler zu fokussieren, die "One Million" eines Photographen und Teile des Mittelstandes. Sie hoffen, die neue Parteienluege mit Stimmenzuschlag und Drohung der Rueckziehung bei Nichterfuellung erpressen zu koennen.
      Das ist leider wie ein uebler Witz: denn auch Erpressung ist ist so mephistophilisch wie Luege und korrumpiert frueher oder spaeter das Bewusstsein aller Mitakteure und Profiteure. Mausfelds Forderung wird so nicht erfuellt. Es sei denn, erst hinterher, nach erneutem Scheitern und viel, viel Leid.

    • bergischland sagt:

      [quote]mit dem Wählen legitimiert man die Politik[quote]
      Das tust du mit anderen Dingen noch viel effektiver.
      Um Steuern und Abgaben kommst du nicht rum, willst du hier leben.
      Da sind Wahlen noch das geringste.
      Mit der Wahl kannst du in Nuancen mitbestimmen, zumindest ein Zeichen setzen.
      Ich wähle dieses mal die Basis.
      Mir wäre die Attila Hildmann Partei am liebsten. :)
      https://t.me/s/AttilaHildmannFreedom/6

  3. Ursprung sagt:

    Kreiss sprach in seiner flammend gemeinten Rede, ein systemisches Problem nicht an:
    Das der logikincorporierten Luege einer "Partei".
    Alle Politik, aller Idealismus, alle power, auch die der "Natur", des "Lebens" ist aufs Gemeinwohl gerichtet. Aufs Ganze. Nicht auf einen Part des Ganzen, also nicht auf "Partei".
    "Partei" ist Verrat an und Luege gegenueber dem Gemeinwohl. Und zwar bereits sprachlogisch.
    Da wir sapiens modemaessig in Sprache denken und kommunizieren ist "in Parteien zu denken" absolut gegenangezeigt und zum scheitern verurteilt. Wer uns also in eine bessere Welt hineinwuenscht, muss als Erstes mal die Politluege "Partei" eliminieren. Und nicht fuersprechen. Kreiss macht da nach meiner Meinung einen eklatanten Systemfehler. Er zementiert mit seiner "Basispartei" genau das Gegenteil von dem, was er sich in seiner Rede vermeintlich hinreissend und von lauterer Absicht getragen verspricht.

    • RuHeEn sagt:

      Alle Facetten und Hintergründe der Partei dieBasis können in einer zeitlich befristeten Rede nicht angesprochen und auch danach – mangels entsprechender Fragen der Zuhörenden (ich war dabei) – nicht geklärt werden. Christian Kreiß und die Parteigründer sehen zurecht die Organisationsform der Partei als momentan einzige Möglichkeit, in den Bundestag zu gelangen und dort die nötige Aufmerksamkeit für die basisdemokratischen Ziele der Bewegung zu erreichen.
      Genau auf das, was "Ursprung" zu recht anspricht, ist der übergeordnete Wert aller Bemühungen der Partei dieBasis: Dem Gemeinwohl dienen und die basisdemokratische Mitwirkung und -entscheidung aller Bürgerinnen und Bürger zu ermöglichen.

  4. _Box sagt:

    "Der Esel will Schläge haben, und der Pöbel will mit Gewalt regiert sein. Das wusste Gott wohl; drum gab er der Obrigkeit nicht einen Fuchsschwanz, sondern ein Schwert in die Hand."
    (…)
    "Drum soll hier zuschmeißen, würgen und stechen, heimlich oder öffentlich, wer da kann, und gedenken, dass nichts Giftigeres, Schädlicheres, Teuflischeres sein kann denn ein aufrührischer Mensch, gleich als wenn man einen tollen Hund totschlagen muss: Schlägst du nicht, so schlägt er dich und ein ganz Land mit dir."
    (Martin Luther, Wider die räuberischen und mörderischen Rotten der Bauern, 1525)

    Oder hier:

    An Martin Luther scheiden sich die Geister – Eine Nachbetrachtung zum Jubiläumsjahr der Reformation
    "Deutscher Held" oder krimineller Psychopath?
    Von Arn Strohmeyer

    Ein solche äußerst negatives und pessimistisches Gottes- und Menschenbild erscheint heute als lebens- und realitätsfremd, ja als völlig absurd, aber es hat schwerwiegende, ja fatale politische und historische Folgen gehabt. Denn diese Theologie hat weitere Aussagen zum Inhalt, die tief und prägend in das Leben der Deutschen (und auch anderer Völker) eingegriffen haben. Eine sehr wichtige Aussage ist: Angesichts der totalen Übermacht dieses Willkürgottes kann es keine freie Entscheidungsfähigkeit (also Willensfreiheit) des Menschen geben. Luthers „Freiheit eines Christenmenschen“ ist also eine nur sehr beschränkte Glaubensfreiheit ohne wirkliche Willens- und Wahlfreiheit im realen Leben. Entscheidend ist nur der Wille Gottes – sei dieser auch noch so sinnlos, unvernünftig und gesetzlos. An ihm hängen die Menschen wie die Marionetten an ihren Strippen.

    Damit ist das Stichwort Vernunft gegeben. Luther hat in diesem Punkt eine klare Position: Da der Mensch ein verdorbenes, hinfälliges Wesen ist, so kann auch die Vernunft nichts anderes sein. Sie kann keinerlei Erkenntnisse schaffen – weder in den „himmlischen“ (göttlichen) Dingen noch in den irdischen. Sie ist ein Nichts, „eitel Gotteslästerung“, sie ist eine „Teufelsbraut“ und „Teufelshure“. Auch dies ist eine sehr folgenreiche Aussage, denn ohne Vernunft kann es keine Wissenschaft und keinen Staat geben, weil eine politische Ordnung (wenn sie den Namen verdient) Normen, Gesetze und Werte braucht, die ja letzten Endes die Ratio als Grundlage haben. Und Luther stellt sich an dieser Stelle selbst ein erkenntnistheoretisches Bein: Ohne Zuhilfenahme der Vernunft kann er nicht einmal seine eigene Lehre begründen.

    http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=24375

    Oder hier:

    Martin Luther und die Reformation aus der Sicht des Autors der Kriminalgeschichte des Christentums
    Karlheinz Deschner: Man nennt es Reformation
    Nachwort von Gabriele Röwer

    Die Kapitel über Martin Luther im 8. Band der Kriminalgeschichte des Christentums (KdC) schrieb Karlheinz Deschner aus demselben Blickwinkel – von unten, von den Opfern klerikaler und weltlicher (Macht-)Politik her – wie seine gesamte Kirchenkritik. Andere Aspekte historisch-theologischer Forschung gelten ihm weitgehend als marginal. Diese oft monierte, indes den ethischen Voraussetzungen all seines Schreibens entsprechend bewusst gewählte Einseitigkeit begründete er ausführlich in der Einleitung zum Gesamtwerk (KdC Bd.1), das durchweg getragen wird von seiner Empörung über die Verkehrung urchristlicher Ideale, voran Friedfertigkeit, ins krasse Gegenteil, er nennt es «Heuchelei im Heiligenschein».

    Gilt vor diesem Hintergrund ein Großteil der KdC der Kritik der katholischen Kirche (erweitert vor allem um die Verletzung des jesuanischen Armutsideals), so schließt Deschner seit dem 8. Band der KdC auch die protestantische Kirche ein, zumal ihren Inspirator Martin Luther. Sein Anspruch, nun, im Kontrast zu Katholiken, «evangelische», dem «Evangelium» gemäße Kirche zu sein, ist für ihn, von den ethischen Implikationen etwa der «Bergpredigt» aus gesehen, nicht nachvollziehbar, wie seine kritischen Ausführungen über Luthers (bei Paulus und Augustinus vorgezeichnete) Intoleranz, seine [im A&K-Beitrag ausführlich dargelegte] Gewaltbereitschaft (bis hin zum Tötungsaufruf) gegenüber Andersdenkenden – Altgläubigen, Bauern und «Ketzern», Hexen (4) und Juden – zeigen, sobald seiner neuen, nun statt der alten «allein wahren» Lehre nicht entsprochen wird (Thomas Müntzer nennt ihn daher den neuen «Wittenbergischen Papst»). Wie passt dies, so die durchweg präsente Frage Deschners, zum Eu-angelion des biblischen Jesus, jenes «Christus», auf den Luther – nicht anders als die Päpste – sich stets beruft? (5)

    http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=23706

    Abschließend noch in aller Kürze. Ich hoffe es gibt noch andere Advokaten als den korrupten Danton oder den Tugend-Terrorfürsten Robespierre, der aufrichtigere Revolutionäre wie z.B. François-Noël Babeuf (Gracchus Bebeuf) guillotinieren ließ, da dieser sich näher an Rousseau, Mably und Morellys Code de la nature orientierte.

    • RuHeEn sagt:

      Interessante Ausführungen über Luther, die "Box" als Kommentar hier einstellt. Es kommt allerdings darauf gar nicht an, denn Christian Kreiß sprach nicht das durchaus fragwürdige an Luther an, sondern dass ein einzelner Mensch mit seiner Meinung eine ganze Gesellschaft – sogar über die nationalen Grenzen hinweg – verändern kann, wenn er mutig genug ist, sie gegen mächtige entgegengesetzte Interessen durchzusetzen und entsprechende Gefolgschaft zu erlangen.
      Eine ähnliche Situation ist eben jetzt gegeben: Wir müssen uns als einzelne Personen mutig den diktatorischen Absichten von im Hintergrund wirkenden pathologisch machthungrigen Individuen entgegen stellen und uns mit Gleichgesinnten verbünden, um gemeinsam erfolgreich unsere basisdemokratischen Ziele realisieren zu können.

    • Ringo sagt:

      Dem kann ich nur zustimmen.

    • _Box sagt:

      Sicherlich, dennoch ist es wenig dienlich sich auf Heuchler zu berufen und Worte zu bemühen, die ihnen nachträglich in den Mund gelegt wurden:

      Luther hat viel gesagt und geschrieben. Viel davon wird auch heute noch gern und oft zitiert und etliches wird damit begründet, weil schon Luther das gesagt oder gemeint hätte. Doch manches so bekannte Zitat stammt nicht von ihm:

      „Auch wenn ich wüsste, dass morgen die Welt zugrunde (untergeht) geht, würde ich heute noch einen Apfelbaum pflanzen.“
      „Und wenn morgen die Welt unterginge, so wollen wir heute unser Apfelbäumchen pflanzen.“ oder ähnlich.

      Bei Luther findet sich in keiner seiner Schriften auch nur ein Beleg für dieses Zitat!

      Der erste belegte Nachweis stammt von Pfarrer Karl Lotz aus Hersfeld im Oktober 1944 aus einem Rundbrief der Bekennenden Kirche in Hessen. Er passte zur Situation am Ende des 2. Weltkriegs und besonders danach. Trotz besseren Wissens und ungeprüft wurde er dann von vielen verwendet, erst vom Landesbischof Hanns Lilje und dem späteren Bundespräsidenten Gustav Heinemann. Viele Weitere haben ihn für die unterschiedlichsten Zwecke benutzt.

      Auch das Zitat: „Hier stehe ich, ich kann nicht anders“,ist nicht von ihm.

      Im amtlichen Protokoll seine Verteidigungsrede in Worms vor Kaiser Karl V tauchen die Worte nicht auf. Erst in späteren Drucken werden sie vor den – protokollierten – Worten »Gott helfe mir, Amen« eingefügt.

      https://www.sprichworte-der-welt.de/sprichworte_aus_den_religionen/luther_zitate.html

  5. Meinenstein sagt:

    Bei allem Respekt vor der Arbeit der Partei die Basis und dem Engagement von Herrn Kreis,
    aber Martin Luther hier als Vorbild zu nennen, kann auch nach hinten losgehen.

    Sicherlich gut gemeint vom Redner, aber Luther hatte eben auch auch eine ziemlich dunkle Seite
    und mit. " Hier stehe ich und ich kann nicht anders" , sind auch viele Menschen – auf Wirken von Luther hin – gestorben . . .

    Das kann und solte – m.E. – augeklärter Mensch heute wissen

    • Norbobot sagt:

      war auch mein Gedanke! Die dunkle Seite Luthers wird gern übersehen: Alkoholiker, Macho und erbitterter Kämpfer gegen jeden, der nicht im Wortlaut seiner Predigten entsprach. Eigentlich ist er ein Paradebeispiel für Intolleranz und seine Ideen waren alles andere als neu (Whitcliff 1350, Jan Hus 1415). Immerhin durften die ohnehin falsche Lehren aus der Bibel in deutsch verbreitet werden. Bei der Gelegenheit hat er Lilith als tatsächlich erste Frau gleich ganz entsorgt (weil sie bei Akt oben liegen wollte) 😂😂

  6. l.rava sagt:

    Es ist schon gut, dass wir eine neue Partei haben, die viel verspricht (wie alle und immer) wie brauchen aber keine Parteisystem mehr sonder direkte Demokratie. Es muss das System geändert werden

    • gabrieleweis sagt:

      Richtig, @l.avra !

      Mein Wegvorschlag dahin:

      https://diskursblickwechsel.wordpress.com/2021/08/26/s-o-u-v-e-r-a-n-sind-b-u-r-g-e-r/

      https://diskursblickwechsel.wordpress.com/2021/09/10/2021-bundestagswahlen/

  7. berndraht sagt:

    es soll ja alle 8 Minuten ein Nichtwähler zur Partei dieBasis finden. Als schon bald argumentativ überzeugter langjähriger Nichtwähler ist es in meinem Fall Minute 175.552 nach Start der Uhr. Oder sind es nach meinem Umschwenken als passionierter Nichtwähler als Intervall inzwischen schon weniger als 8 Minuten?

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