Propaganda

Verwirrung zu schaffen, dient dem Establishment zum Erhalt seiner Herrschaft. Fallen wir nicht länger darauf herein. Der Vorschlag für einen guten Vorsatz für 2018.

von Susan Bonath.

Wieder klingt ein Jahr aus. Die Tage werden langsam länger. 2017 ist fast Geschichte. Blicke ich zurück, sehe ich vor allem eins: Einen hysterischen Propaganda-Apparat. Aus allen Rohren feuerte er. Schärfer und schlagkräftiger sind die Geschütze geworden. Man möchte meinen: Das Establishment will uns in den Wahnsinn treiben. Darum mein Aufruf: Besinnt euch. Bleibt auf dem Teppich. Behaltet den Überblick. Lasst euch nicht in die Enge treiben. Nutzt die Tage dazu, zu reflektieren und neuen Mut zu schöpfen.

Es geht um Feindbildpropaganda. Täglich fluten die Nachrichtenagenturen damit die bürgerliche Presse. Wir sollen nicht nur reif geschossen werden für das Vorrücken der NATO gen Osten, für neue Wirtschaftskriege gegen Russland und alle möglichen Konkurrenten der großen Imperien namens USA und Europäische Union. Man will uns dazu bringen, aufeinander loszugehen, nach unten zu treten. Man will die Menschen, die nicht zu den Profiteuren des Systems gehören, mit allen Mitteln daran hindern, sich zu solidarisieren. Denn die Herrschenden wollen weiter plündern und morden. Das ist Imperialismus wie er leibt und lebt.

Auch 2017 war ein Jahr der Kriege, des wachsenden Elends, der sozialen Spaltung und der Flüchtlinge. Hochbezahlte Hetzer aus der Politik schüren nach Leibeskräften Angst vor den Symptomen. Zum Beispiel der CDU-Hinterbänkler Ansgar Heveling im deutschen Bundestag: An Heiligabend erklärte er geflüchtete Minderjährige zur Bedrohung des Abendlandes. Er will sie abschieben, in Lager nach Marokko. Er will ihr materielles und seelisches Elend hinter Stacheldraht außerhalb der Sichtweite der Nutznießer verbannen.

Hetzer wie Heveling verschweigen selbstverständlich, wie Rheinmetall, Krauss-Maffei-Wegmann, Heckler & Koch und andere Rüstungskonzerne sich dumm und dämlich an forcierten Ressourcenkriegen verdienen. Sie verschweigen, wie Agrargiganten und Marktbeherrscher aller möglichen Industrien durch Zerstörung fremder Wirtschaft zu neuen Absatzmärkten gelangen, wie Spekulanten auf Hunger und Tod von Tausenden setzen, um zu kassieren. Sie tun so, als hätten Krieg und Flucht rein gar nichts miteinander zu tun.

Kriege mit und ohne Waffengewalt rauben Millionen Menschen die Perspektive. Das ist der Nährboden für religiöse und ideologische Radikalisierung. Das sagen uns die Hetzer nicht. Sie machen uns etwa weis, der IS sei allein das Werk mörderischer Religionsfanatiker. Dabei tut der IS tatsächlich nichts anderes, als jeder global wütende Großkonzern: Land und Märkte erobern, Menschen knechten und versklaven, Kapital akkumulieren. Nur der Tod, den er bringt, ist lauter und blutiger als der eines Wasserräubers namens Nestlé.

Hetzer wie Heveling bezeichnen sogar Kinder als tickende Zeitbomben. Dass sie selbst, ihresgleichen und ihre Auftraggeber weit gefährlichere Zeitbomben sind, darf wohlweislich niemand erfahren. Doch sie sind es, die gemeinschaftlich Millionen Menschen in Ausweglosigkeit, Tod oder irre Gegenwehr treiben. Soziales Elend ohne Ausweg macht hilflos oder wütend. Es schafft die Kriminalität, die viele beklagen.

Heveling und Konsorten entmenschlichen die Opfer ihrer Auftraggeber ganz bewusst. Sie sprechen ihnen Gefühle und jegliche Würde ab. Wie räudige Hunde wollen sie schon Kinder wegsperren. Einstmals führten solche Unterfangen dazu, dass Hunderttausende Deutsche schweigend zusahen, als die Gestapo ihre Nachbarn abführte. Juden, Roma, Kommunisten und Sozialisten landeten in Konzentrationslagern.

Selbstverständlich verschweigen die Hetzer die einzige Option, die ihre Herrschaft ins Wanken bringen könnte: Solidarität. Lernen wir Menschen, vor denen sie uns Angst einjagen wollen, kennen. Wir  sitzen alle im selben Boot und werden beherrscht. Wir müssen lernen, uns zu respektieren – Männer und Frauen, Deutsche, Araber und Afrikaner, Einheimische, Migranten und Flüchtlinge. Von unseren unterschiedlichen Erfahrungen sollten wir profitieren. Sonst wird es ein Leichtes für sie bleiben, auf uns alle einzuschlagen.

Sprechen wir über unsere Ängste mit anderen. Die meisten Menschen haben genau dieselben. Viele unserer Aggressionen haben eine Ursache: Die Hilflosigkeit, mit der wir ihrem Unterdrückungsapparat gegenüberstehen. Das Spiel ist überall dasselbe. Es ist das kapitalistische Spiel: Konkurrenzkampf »jeder gegen jeden«. Es dient nur einem: Sie wollen uns effektiv ausbeuten. Wir sollen das nicht erkennen. Wir sollen uns die Schädel einschlagen. Ihre Jobcenter sollen uns ohne Widerstand versklaven. Wir sollen ihre Steuertöpfe füllen, damit sie gegen uns aufrüsten können. Ohne unsere Mitarbeit könnten sie das nicht.

Fallen wir nicht länger auf die Heuchelei der Herrschenden und ihres Propaganda- und Exekutivapparats herein. Sozialchauvinismus und Rassismus sind ihr Metier. Beides ist integraler Bestandteil ihrer Machtausübung. Sie wollen uns dazu bringen, unsere Wut an den Falschen auszulassen. Wir sollen nicht wahrnehmen, wie sie uns unter ihre Knute zwingen, entmündigen und entwürdigen. Wir sollen ihnen dabei sogar helfen, und viele tun es, entgegen unseren Interessen. Momentan geht ihre Rechnung leider auf.

Zu viele von uns erkennen noch nicht die Besitz- und Machtinteressen hinter dem Spiel. Sie glauben, ihre Haut retten zu können, wenn sie sich nur genügend anbiedern, wenn nur ausreichend nach unten treten. Sie verstehen nicht, dass schon morgen sie die Getretenen sein werden. Das Spiel wird weitergehen, wenn wir es nicht stoppen. Es wird für keinen gut ausgehen, der nicht zu den Kapital besitzenden Profiteuren gehört.

Wollen wir die Spirale von Herrschaft, Krieg und Gewalt stoppen, müssen wir den wirklichen Feind im Auge behalten. Dazu müssen wir ihn erkennen. Wer hat die Gewalt über unsere Arbeitskraft und unseren Alltag? Wer bestimmt den Preis, den wir für unser pures Leben abdrücken müssen? Wer bezahlt und befiehlt die bewaffneten Einheiten? Wer bestimmt die Wirtschaftskreisläufe? Wer hat die Waffengewalt über uns? Es ist immer die Gewalt der Herrschenden, die am Anfang steht. Gewaltsam maximieren sie ihre Gewinne. Gewaltsam setzen sie ihre Privilegien durch. Sie bezahlen Söldner, damit diese für ihre Interessen in Kriege ziehen, und Polizisten, damit sie ihren Reichtum schützen. Gewalt auf der Straße ist nur ein Symptom dieses Systems.

Der wirkliche Feind profitiert vom Elend der Massen. Um ihn nicht aus den Augen zu verlieren, müssen wir die Absicht hinter seiner Propaganda verstehen. Seine Macht zu erhalten gelingt ihm nur, wenn die Masse die Strukturen von Herrschaft und Gewalt nicht durchschaut. Zu seiner Hauptbeschäftigung, gehört es, Paranoia und Hysterie zu schüren, uns zu verwirren. Schützen wir uns davor. Glauben wir ihm nichts. Bemühen wir unseren Verstand.

Vergessen wir nie: Der Feind sitzt weder in russischen Mietwohnungen noch in deutschen Asylbewerberheimen. Er lebt nicht in ostdeutschen Plattenbauten oder westdeutschen Arbeitersiedlungen. Er sitzt auch nicht einer KenFM-Redaktion, die den so notwendigen offenen Diskurs unter Kapitalismus-Kritikern zulässt. Der wirkliche Feind hat ein großes Interesse daran, dass wir uns gegenseitig bekriegen. Dass wir nicht mehr über Auswege aus Herrschaft und Unterdrückung diskutieren. Dass wir keine politisch-ökonomische Bildung erlangen. Der wirkliche Feind sitzt oben – immer.

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