Ein Meinungsbeitrag von Eugen Zentner.
Die Corona-Politik hat eine gesellschaftliche Spaltung hervorgebracht, die sich auch im Kultur- und Eventbetrieb beobachten lässt. Die Ursachen dafür liegen in der grassierenden Cancel Culture. Wer die Regierung kritisiert, wer die offiziellen Narrative nicht mitträgt und eine andere als die herrschende Meinung äußert, wird gnadenlos aus dem Debattenraum verbannt. Das gilt für Künstler wie Wissenschaftler, für Ärzte wie Anwälte, für Journalisten wie Unternehmer. Die regierungs- und zeitkritischen Vertreter dieser Berufsgruppen haben in den letzten vier Jahren jede Menge unternommen, um Deutschland wieder zu mehr Meinungsvielfalt zu verhelfen. Sie haben ihre Sicht auf die Dinge in Büchern dargelegt oder in Musikalben, Kabarettprogrammen und YouTube-Videos. Und diese Beiträge stoßen auf eine immer größere Resonanz, zumindest innerhalb der neuen außerparlamentarischen Opposition.
Aus diesem Interesse heraus ist abseits des medialen Mainstreams eine alternative Kultur- und Event-Industrie entstanden. Veranstalter und Location-Betreiber kommen zusammen, um Künstlern, Sachbuchautoren oder Referenten Auftritte vor einem Publikum zu ermöglichen. So manche von ihnen haben mittlerweile einen so hohen Bekanntheitsgrad erreicht, dass sie bundesweit (oder gar im DACH-Gebiet) auf Tour gehen. Mit steigender Auftragslage erhöht sich aber auch der Organisations- und Arbeitsaufwand, weshalb sich Veranstalter in solchen Fällen an Ticket-Plattformen wenden, um Kartenverkauf und Marketing quasi outzusourcen. Diese übernehmen gegen eine Gebühr die komplette Abwicklung im Vorfeld eines Events. Die Veranstalter sind somit entlastet und können sich um die Organisation von beispielsweise Security, Technik und Personal kümmern. Ein weiterer Vorteil ergibt sich durch das sogenannte Crossselling. Wenn die eigene Veranstaltung auf einer Ticket-Plattform gelistet ist, werden möglicherweise User auf sie aufmerksam, die nicht gezielt nach ihr suchen.
An dieser Schnittstelle schlägt jedoch die Cancel Culture zu, wenn es sich um Akteure aus der außerparlamentarischen Opposition handelt. Ticket-Plattformen wie Eventim oder Ticketmaster können dann schon mal den Kartenverkauf ohne Angabe von Gründen kündigen und müssen keine Konsequenzen befürchten, weil die Betroffenen im medialen Mainstream ohnehin verfemt sind. Für Veranstalter, Künstler und Referenten aus der außerparlamentarischen Opposition werden Eventim und Co. somit zum Geschäftsrisiko. Abhilfe schaffen alternative Akteure, die nun auch dieses Feld betreten, um der Cancel Culture entgegenzuwirken. Einer von ihnen ist die Ticket-Plattform «Krasser Guru».
Gegründet haben sie die beiden Unternehmer Hardy Groeneveld und Björn Gschwendtner im Sommer letzten Jahres. Der Impuls dazu kam nach einem Cancel-Culture-Fall rund um den bekannten Journalisten und Aktivisten Kayvan Soufi-Siavash aka Ken Jebsen, der seit geraumer Zeit bundesweit Vorträge hält. Der Dienstleister ticket i/O hatte dessen Veranstalter von einem Tag auf den anderen den Vertrag gekündigt.
„Das war für uns der Anstoß, selber eine Ticket-Plattform auf die Beine zu stellen“,
erinnert sich Groeneveld. Seitdem entwickelt sich das Geschäft von Monat zu Monat besser. Immer mehr Veranstalter aus der außerparlamentarischen Opposition nutzen «Krasser Guru», um den Vorverkauf ihrer Events abzuwickeln. Wer die Plattform besucht, findet allerlei Formate: Konzerte, Festivals, Vorträge, Talk-Shows, Symposien. Darunter befinden sich Namen wie Nikolai Binner (Stand-up-Comedian), Tom Lausen (Daten-Analyst) oder Daniele Ganser (Historiker).
Seit der Gründung im Juli 2023 hat «Krasser Guru» über 20.000 Tickets für 150 Events Events verkauft. „Wir würden uns aber natürlich freuen, wenn noch mehr Veranstalter mit uns zusammenarbeiten würden“, sagt Groeneveld. Als Argument führt er die vergleichsweise niedrige Gebühr an. „Wir sind deutlich günstiger als die Konkurrenz aus dem Mainstream“, so der Mitgründer. Pro verkauftes Ticket verlangt «Krasser Guru» eine feste Gebühr von 0,99 Cent und eine relative von 3,99 Prozent. „Hinzu kommt, dass wir den Erlös den Veranstaltern monatlich auszahlen, selbst wenn der Vorverkauf noch nicht abgeschlossen ist“, betont Groeneveld. Mainstream-Dienstleister wie Eventim tun das hingegen erst nach Ende des Events. Für Veranstalter ist das insofern unvorteilhaft, als sie bereits in der Phase des Vorverkaufs laufende Kosten für Miete, Technik oder Personal haben.
„Dadurch, dass wir den Erlös monatlich zahlen, sind sie durchgehend liquide und haben weniger Schwierigkeiten, ihre Rechnungen zu begleichen“, so Groeneveld.
Neben der Ticket-Vermittlung veranstaltet «Krasser Guru» selber Events, vordergründig die Vorträge des Ökonomen Ernst Wolff. In einer solchen Doppelrolle tritt auch «Schwester Emma» auf, ein weiterer alternativer Akteur in diesem Segment. An den Start ging er vor gut zwei Jahren, allerdings noch nicht im Event-, sondern im sozialen Bereich. Es war die Zeit der berufsbezogenen Impfpflicht, die unter anderem Pflegekräfte betraf. Wer sich ihr verweigerte, lief Gefahr, den Arbeitsplatz zu verlieren. Hier setzte «Schwester Emma» an und erarbeitete ein Konzept für alternative Arbeitsbereiche für die Betroffenen.
Aus dem weiteren Schwerpunkt von „Schwester Emma“, der regionalen Vernetzung, ging das „EMmA Ticketsystem“ hervor. Zuvor hatte «Schwester Emma» begonnen, im Raum Brandenburg Süd selbst Veranstaltungen zu organisieren. Zunächst waren sie kostenlos.
„Doch irgendwann mussten wir Eintrittspreise einführen, weil einige der Referenten oder Künstler Honorare bzw. Erstattung oder Zuschuss zu ihren Aufwendungen haben wollten“,
erklärt Martin Adam. Der Mitgründer von «Schwester Emma» suchte daraufhin nach einem passenden Ticket-Dienstleister, war aber von den Angeboten nicht überzeugt. Also baute der ausgebildete Informatiker selbst eine Plattform auf. Wie «Krasser Guru» verzeichnet auch «Schwester Emma» ein stetiges Wachstum, bleibt aber dem Konzept treu, nur regionale Veranstaltungen zu vermitteln und nur solche, die mit der außerparlamentarischen Opposition in Verbindung stehen.
Die Gebühr setzt sich zusammen aus einem festen Betrag von 0,99 Cent und einem relativen Anteil von zwei Prozent. „Wir vermitteln jedoch auch Tickets für Veranstaltungen, die keinen Eintritt kosten“, sagt Adam. „Dafür fällt natürlich keine Gebühr an.“ Neben diesen Vorteilen führt er ins Feld, dass Veranstalter das „EMmA Ticketsystem“ in ihre eigene Webseite integrieren können. Wer die Plattform besucht, findet solche Events wie Informationsveranstaltungen, Lesungen, Konzerte, „Speed-Schwurbeling“ oder Filmabende. Die meisten von ihnen veranstaltet «Schwester Emma» selbst. Über die Auftragslage könne man sich nicht beschweren, so Adam. Jede Woche finde mindestens eine Veranstaltung statt, die gut besucht sei.
„EMmA-Events“ möchte die technische Infrastruktur dieses Ticketsystems gern weiteren Veranstaltern und deren regionalen Netzwerken zur Verfügung stellen.
Alternative Ticket-Plattformen wie «Krasser Guru» und «Schwester Emma» bieten jedoch nicht nur Veranstaltern Vorteile, sondern auch den Rezipienten, insbesondere denen aus der außerparlamentarischen Opposition. Die gesellschaftlichen Verwerfungen der letzten Jahre haben dazu geführt, dass diese kein Interesse mehr an Mainstream-Angeboten zeigen und lieber die Events kritischer, unangepasster Geister besuchen. Diese sind auf jenen Plattformen bereits gefiltert. Wer dort beispielsweise ein Ticket für Vorträge so großer Namen wie Daniele Ganser oder Kayvan Soufi-Siavash kaufen möchte, findet möglicherweise eine andere interessante Veranstaltung, ohne sich durch das Dickicht des Mainstream-Angebots durchklicken zu müssen, wie es normalerweise auf Eventim und Co. üblich ist. Alternative Ticket-Plattformen wirken somit nicht nur inspirierend, sie tragen auch dazu bei, dass die Cancel Culture ins Leere läuft.
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Bildquelle: Champ008 / Shutterstock.com
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