Kritisches Kabarett außerhalb des Mainstreams – Uli Masuth kämpft gegen die Cancel Culture

Ein Meinungsbeitrag von Eugen Zentner.

Die Cancel Culture in Deutschland nimmt besorgniserregende Ausmaße an. Wer bei Themen wie Corona, Klimawandel oder dem Ukraine-Krieg vom offiziellen Narrativ abweicht oder die Regierungspolitik kritisiert, wird nicht nur medial diffamiert, sondern auch von Veranstaltungen ausgeladen. Das verdeutlicht derzeit der Umgang mit dem Friedensforscher und Historiker Daniele Ganser. Mehrere Veranstalter in verschiedenen deutschen Städten haben seine bereits geplanten Auftritte in größeren Hallen abgesagt. Was Ganser derzeit im Großen durchmacht, erlebt der Kabarettist Uli Masuth seit der Corona-Politik im Kleinen.

Die Begründungen sind die gleichen wie bei Ganser: Seine Aussagen passten nicht. Er sei rechts, ein Schwurbler und Verschwörungstheoretiker. Mit der Realität habe das nur wenig zu tun, sagt Masuth. „In meinen Programmen bringe ich lediglich Fakten und nehme darauf kritisch Bezug – und das sogar sehr behutsam, um niemanden vor den Kopf zu stoßen.“ Ausschnitte aus seinem aktuellen Programm «Lügen und andere Wahrheiten» geben ihm Recht. An einer Stelle geht er auf den gegenwärtigen Krieg ein. Dass Wladimir Putin völkerrechtswidrig in die Ukraine einmarschiert sei, stehe außer Frage, sagt der Künstler in einem Videoausschnitt, der derzeit in den sozialen Medien kursiert.

„Da gibt es nichts zu diskutieren. Das war klarer Bruch des Völkerrechts.“ Dann folgt eine kurze Pause. „So wie im März 1999, als die USA, Deutschland, Frankreich und 16 weitere NATO-Länder Jugoslawien bombardiert haben. Völkerrechtswidrig.“ Sanktionen habe es damals nicht gegeben, so Masuth weiter. Als Kabarettist sei er in einem Dilemma. Wenn er in das „Putin-Bashing“ einsteige, gebe es Applaus. Aber wenn er von der allgemeinen Meinung abweiche, drohe ihm ein Shitstorm. „Deswegen mache ich es nicht“, sagt er ironisch. „Aber jetzt mal angenommen, ich würd’s machen. Und würde fragen, wer denn sonst noch für den Krieg in der Ukraine verantwortlich sein könnte. Und wie lange der Krieg eigentlich schon läuft. Also seit einem Jahr oder doch schon seit neun Jahren. Unbehelligt von der westlichen Politik und unseren tonangebenden Medien.“ Schließlich habe alles eine Vorgeschichte.

Solche unverfänglichen und alles andere als radikale oder verschwörungstheoretische Einlagen reichen für manche Veranstalter – oftmals auf Druck von nur ein, zwei Privatpersonen – aus, um ihn auszuladen oder bestehende Verträge zu kündigen. Besonders brisant war eine kurzfristige Absage im Dezember 2021. Masuth sollte im Januar des Folgejahres im Kinoverein Bordesholm spielen, wo er zuvor etliche Male gastiert hatte. Zu dem Zeitpunkt äußerte sich der Kabarettist kritisch gegenüber der Corona-Politik. Der Veranstalter erfuhr davon und rief ihn drei Wochen vor dem geplanten Auftritt an, um nach seinem Impfstatus zu fragen. „Ich wollte darauf keine Antwort geben, weil ich der Meinung bin, dass das eine private Angelegenheit ist“, erklärt Masuth. „Zumal die Impfung damals für Kulturveranstaltungen nicht verpflichtend war.“ Dennoch stellte sich der Kinoverein Bordesholm quer und rückte von dem Vertrag ab, mit der Begründung, dass sie, die Mitglieder, wie sich der Künstler erinnert, „Sachen im Internet gesehen hätten und mit solchen Künstlern eigentlich nichts mehr zu tun haben wollen.“

Masuth, der das Telefonat mit Einverständnis der Person am anderen Ende aufgezeichnet hat, bestand daraufhin auf die vertraglich vereinbarte Ausfallgage. Nachdem der Kinoverein Bordesholm die Zahlung verweigert hatte, schaltete der Kabarettist einen Anwalt ein. Die Angelegenheit ging vor das Amtsgericht Rendsburg, wo der Richter Masuth zunächst in allen Punkten Recht gab. Dass er, der Kläger, den Ausfall der Veranstaltung zu verantworten habe, heißt es im Urteil vom 4. November 2022, lasse „sich – anders als von dem Beklagten vorgebracht – nicht mit einer fehlenden Bereitschaft über eine Auskunft über den Impfstatus“ begründen. Allerdings, so der Richter weiter, mit einer Begründung, die völlig verdutzt: „Der Kläger hat die Nichtdurchführung der Veranstaltung indes deshalb zu verantworten, weil er dadurch, dass er für die Partei ‚Die Basis‘ als Kandidat für die Wahl zum 20. Deutschen Bundestag 2021 aufgetreten ist, gegen § 241 Abs. 2 BGB verstoßen hat. Demnach sind die Vertragsparteien gegenseitig verpflichtet, Rücksicht auf die Interessen des anderen Teils zu nehmen. Dies hat der Kläger nicht getan, weil er öffentlich in exponierter Stellung für eine extremistische Splitterpartei (‚Die Basis‘) aufgetreten ist.“

Dass ein Richter die Basis-Partei als extremistisch bezeichnet, verwundert völlig. Wäre sie es, hätte sie nicht bei den Bundestagswahlen antreten können. Wie der Richter zu dem Schluss kommt, lässt sich nur vermuten. Offensichtlich haben die Leitmedien beim Framing ganze Arbeit geleistet, wie das Urteil an einer Stelle verrät: „Wenn – wie hier – der Veranstalter den überwiegenden Teil des wirtschaftlichen Risikos der Veranstaltung trägt (Ziffer 2 des Vertrages), kann der Veranstalter erwarten, dass sich der Künstler in seinem privaten Leben zumindest einer solchen politischen Betätigung enthält, die große Teile der Bevölkerung als extremistisch und der freiheitlich demokratischen Grundordnung zuwiderlaufend empfindend.“

Es stellt sich die Frage, woher der Richter weiß, wie der Großteil der Bevölkerung über die Partei denkt und ob er sie tatsächlich als „extremistisch“ empfindet. Die weiteren Ausführungen bestätigen letztlich, dass die Aussagen auf sekundären und alles andere als objektiven Quellen beruhen: „Denn bei einem solchen Künstler werden weit weniger Personen bereit sein, sich eine Karte für die Veranstaltung zu kaufen, als dies bei einem/r politisch neutralen Künstler*in der Fall ist. Die Tätigkeit für die Partei „Die Basis“, die – was allgemein bekannt ist – Ausfluss der sogenannten ‚Querdenken‘-Bewegung ist, stellt ein derartiges Verhalten dar.“ Auch hier stellt sich die Frage, woher der Richter es weiß, dass bei einem solchen Künstler weit weniger Personen bereit sein würden, sich eine Karte für die Veranstaltung zu kaufen.

Mit anderen Worten: Masuth hat aus Sicht des Richters und so mancher Veranstalter die „falsche“ Meinung zu bestimmten Themen, eine, die sich nicht mit dem offiziellen Narrativ deckt. Deswegen ist es heutzutage in Deutschland rechtens, solche Kabarettisten zu canceln – Kunstfreiheit hin oder her. Der Kabarettist hätte ein einfacheres Leben, würde er lediglich auf den zwar wenigen, aber immer noch vorhandenen Kleinkunstbühnen auftreten, die standhaft bleiben und kritische Geister wie Masuth gerne in ihr Programm aufnehmen. „Ich will aber nicht in der sogenannten Blase spielen“, sagt er, „sondern auch Menschen erreichen, die dem Mainstream folgen.“

Dieser Mut hat seinen Preis. „Wenn ich auf Corona oder den Ukraine-Krieg zu sprechen kam, haben immer wieder mal Zuschauer den Saal verlassen“, erzählt Masuth. „Jedenfalls in der Vergangenheit.“ In letzter Zeit beobachtet er jedoch eine positive Entwicklung. Ihm drängt sich das Gefühl auf, dass die Leute anfangen, sich mit den heißen Themen differenzierter auseinanderzusetzen. „Bei den letzten vier Auftritten hat niemand den Saal vorzeitig verlassen“, so der Künstler. Nach seinem Auftritt bei den Kabarett-Tagen in Dettingen, erhielt er vor anwesendem Publikum Lob vom dortigen Bürgermeister. Michael Hillert, der im Vorfeld wohl „Bedenken“ wegen Masuths Auftritt hatte, gab zunächst zu, dass es in Deutschland schon immer Schwierigkeiten gegeben habe, politisches Kabarett zu verkaufen: „Mainstream – das ist einfach. Jedem das zu sagen, was er hören will, das ist sehr leicht.“

In Masuths Internet-Gästebuch ist am 13.3.2023 von selbigem Bürgermeister folgendes zu lesen:

„Lieber Uli,
 es gibt mir zu denken, wenn du dafür, dass du die vorherrschenden Meinungen unserer Zeit hinterfragst, in die rechte Ecke gedrängt oder zum Querdenker gestempelt wirst. Politisches Kabarett muss kritische Themen auch mal aus ungewohnter Perspektive differenziert beleuchten dürfen. Du hast die Schweigespirale durchbrochen, welche die notwendigen, kritischen Stimmen bei manchen emotional und ideologisch verkauften Themen unserer Zeit unterdrückt. Dein Programm war echtes politisches Kabarett, nicht weichgespült. Sehr empfehlenswert! Das hat mir und sicher auch anderen einiges zu denken gegeben. Danke dafür!“

Es scheint, als erreiche Masuth zunehmend auch die Leute außerhalb der Blase – trotz Cancel Culture.

Website von Uli Masuth: https://kabarett-musik.de/

Auftritt von Uli Masuth: https://www.youtube.com/watch?v=d8qNUkAN1II

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Wir danken dem Autor für das Recht zur Veröffentlichung dieses Beitrags.

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Bildquelle: Uli Masuth

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Kommentare (5)

5 Kommentare zu: “Kritisches Kabarett außerhalb des Mainstreams – Uli Masuth kämpft gegen die Cancel Culture

  1. OliverX sagt:

    Jeder sollte seine Meinung absolut frei äußerdn dürfen! Jeder sollte die spezielle Polizeiaktion des demokratischen Menschenfreund Putin gegen die linksversifften, faschistoiden globalistischen Eliten in der Ukraine unterstützen dürfen! Jeder sollte Viren aller Art leugnen dürfen! Jeder sollte alternative Fakten in die Welt setzen dürfen wie immer er möchte! Jeder sollte für dieses Handeln die Konsequenzen tragen dürfen!

    • Sonntag auf dem Lande sagt:

      Und die Konsequenzen, die ein Jeder tragen sollte, bestimmen Sie?
      Außerdem frage ich mich, welche Rolle Sie in den Kommentarfunktionen auf Apolut spielen.

    • OliverX sagt:

      Die Konsequenzen kann man versuchen vorherzusehen. Aber ob das immer gelingt ist fraglich. Und tatsächlich bin ich froh, nicht selbst über die Konsequenzen entscheiden zu müssen.

      Und welche Rolle ich hier in die Kommentarfunktion spiele? Ich kommentiere hier. Und Sie?

    • Sonntag auf dem Lande sagt:

      Für mein Dafürhalten, kommentieren Sie nicht, sondern werfen mit Dreck. Wenn das Ihr Lebenssinn ist, dann tun Sie mir Leid und gleichzeitig verachte ich Sie dafür.
      Zur Frage, was mich bewegt, auf den Kommentarseiten von Apolut zu schreiben. Ich möchte denjenigen etwas zurückgeben, die sich bemühen Licht ins Dunkel zu bringen. Entweder weil sie Artikel schreiben oder weil sie sich bemühen, mit konstruktiven Kommentaren die Artikel zu ergänzen.

    • OliverX sagt:

      Licht ins Dunkel zu bringen und das am hellichten Tag ist tatsächlich eine Leistung, die man erstmal als soche verkaufen muss. Scheinbar funktioniert dies aber recht gut und lukrativ scheint es auch zu sein.

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