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Kein Auftritt bei „Fridays for Future“ | Von Hubert von Brunn

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... wegen Dreadlocks-Frisur.

Ein Kommentar von Hubert von Brunn.

Nach mehreren Wochen Abstinenz sind die Aktivisten von „Fridays for Future“ am vergangenen Freitag wieder auf die Straße gegangen, um für mehr Klimaschutz und die Einhaltung des 1,5-Grad-Ziels zu demonstrieren. Auch der Krieg in der Ukraine und die Forderung nach einem Lieferstopp für russisches Gas standen dieses Mal mit auf der Agenda. Und – dank ihrer ideologischen Verblödung – himmelschreiende Intoleranz.

Diesbezüglich hat sich die FfF-Ortsgruppe Hannover besonders hervorgetan. Dort nämlich wollte ursprünglich die Musikerin Ronja Maltzahn im Rahmenprogramm auftreten. Doch wegen ihrer Dreadlocks-Frisur wurde der Künstlerin der Auftritt kurzfristig untersagt. Die schriftliche Begründung der Klimaaktivisten für diese Vorgehensweise ist ebenso hanebüchen wie skandalös: Dreadlocks, so heißt es da, seien in den USA ein Widerstandssymbol der Bürgerrechtsbewegung und somit schwarzer Menschen geworden. Und weiter: „Wenn eine weiße Person also Dreadlocks trägt, handelt es sich um kulturelle Aneignung, da wir als weiße Menschen uns aufgrund unserer Privilegien nicht mit der Geschichte oder dem kollektiven Trauma der Unterdrückung auseinandersetzen müssen.“

Der Künstlerin wurde in einer Chatnachricht mitgeteilt, dass die Gruppe auf „ein antikolonialistisches und antirassistisches Narrativ“ setze, weswegen es nicht vertretbar sei, „eine weiße Person mit Dreadlocks auf unserer Bühne zu haben.“ In demselben Chat wurde Ronja Maltzahn ein unsägliches Ultimatum gestellt: Ein Auftritt ist nur möglich, wenn sie sich bis Freitag ihre Dreadlocks abschneiden lässt. Dieses „Angebot“ hat die Künstlerin abgelehnt.

Cancel Culture“ in übelster Form

Das muss man sich einmal auf der Zunge zergehen lassen. Ausgerechnet die ach so progressiven, aufgeklärten und um die Zukunft unserer Welt zutiefst besorgen jungen Menschen betreiben hier „Cancel Culture“ in übelster Form. Es sind die gleichen Weltverbesserer, die hypersensibel auf das Thema Identität reagieren, die auf Gender, Gendersternchen und Doppelpunkten bestehen, die viel von LGBTQ-Community reden – und die jetzt der Künstlerin ihre Identität absprechen. Deren Respekt vor der freien Entfaltung des Individuums schon endet, wenn jenes sich erdreistet, eine unkonventionelle Frisur zu tragen, die nicht in das gleichmacherische Weltbild der links-grünen Ideologen passt.

Wie mäßig deren Denkvermögen ist, hat die von den Medien zur FfF-Ikone hochstilisierte deutsche Greta, Luisa Neubauer, zum Besten gegeben, indem sie feststellte:

„Die Wurzeln der Klimakrise liegen in Macht-Hierarchien von Männern (…)“

Nach außen hin gibt sich „Fridays for Future“ bürgerlich und engagiert im Interesse der Menschheit. In ihrer ideologischen Verbohrtheit ist die Bewegung in ihrem Kern jedoch höchst undemokratisch, im Falle der wegen ihrer Dreadlocks diskriminierten Künstlerin unverhohlen diktatorisch. Vielleicht rüttelt das den einen oder anderen Normaldenkenden, der aus Sympathie für die Sache bei den FfF-Demos mitmarschiert ist, auf und lässt ihn weitere Sympathiebezeugungen für diese Bewegung überdenken.

Kommen wir noch einmal zurück auf „Cancel Culture“. Was es nach Meinung von FfF mit den Dreadlocks auf sich hat, haben wir nun gelernt. Bei dieser ebenso spitzfindigen wie falschen (siehe Nachtrag) Betrachtungsweise gibt es allerdings noch jede Menge Möglichkeiten, kulturell anzuecken. Nehmen wir beispielsweise den Schwarzen, egal aus welchem Herkunftsland, der nach München kommt, weil er einmal das Oktoberfest miterleben will. Der Mann hat sich gut informiert und weiß, um richtig zünftig im Bierzelt mitfeiern zu können, braucht man das passende Outfit.

Also besorgt er sich für viel Geld eine fesche Lederhose, Wadenschoner und natürlich einen grünen Filzhut mit Gamsbart obendrauf. So ausstaffiert geht er auf die Wiesn. Dem Dogma der Klimaschützer folgend, müsste der Mann von den Ordnungskräften sofort des Platzes verwiesen werden, denn er hat sich zweifelsohne der „kulturellen Aneignung“ schuldig gemacht. Das wird natürlich nicht geschehen, denn die Bayern sind erheblich weltoffener und liberaler als die intellektuellen Tiefflieger von FfF. Auf dem Oktoberfest dürfte die Musikerin Ronja Maltzahn jederzeit mit Dreadlocks auftreten. Das ist eben der Unterschied zwischen vom Volk gelebter kultureller Toleranz und von verblödeten Ideologen verhängter Diskriminierung.

Nachtrag

Dreadlocks – eine lange Tradition in vielen Kulturen und Religionen

Dreadlocks, auch Filzlocken genannt, sind Strähnen verfilzter Kopfhaare. Bereits im 16./17. Jahrhundert waren teilweise verfilzte Frisuren in Europa populär wie z.B. am Hof von König Christian IV. von Dänemark und Norwegen.

In verschiedenen Religionen hat das Tragen von Dreadlocks einen durch den Glauben bedingten spirituellen Hintergrund. Beispielsweise im Hinduismus oder auch in der islamischen Mystik, dem Sufismus. So werden auch von Derwischen aller Ethnien und Hautfarben traditionell Dreadlocks getragen.

In der präkolumbischen aztekischen Kultur Mittelamerikas vor der spanischen Eroberung Mexikos war eine ähnliche Frisur aus langem, ungepflegtem und sogar schimmeligen Haar das Erkennungszeichen des Priesterstandes.

Die heutige Verbreitung von Dreadlocks hat ihren Ursprung in der Rastafari-Bewegung. In den 1930-er Jahren bildeten die Rastafari auf der karibischen Insel Jamaika eine kleine Minderheit innerhalb der sozialen Unterschicht. Von dieser Bewegung wurden dann auch Bezeichnungen wie Rastalocken oder Rastazöpfe abgeleitet. Die Black-Power-Bewegung in den USA hat diesen Kopfschmuck in den 1950-er und 1960-er Jahren von dort übernommen.

So viel zu der von den unwissenden Dummköpfen der Klima-Aktivisten postulierten „kulturellen Aneignung“ durch das Tragen von Dreadlocks und deren Behauptung, diese Frisur sei gewissermaßen eine „Erfindung“ der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung. Etwas weniger Ideologie und dafür etwas mehr Bildung wäre mitunter ganz hilfreich.

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Wir danken dem Autor für das Recht zur Veröffentlichung des Beitrags.

+++ Dieser Beitrag erschien zuerst am 29. März 2022 bei anderweltonline.de

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Bildquelle: Zolotarevs / shutterstock


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