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Judentum vs Zionismus | Von Jochen Mitschka

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Standpunkte 20250424 apolut NEU
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Ein Standpunkt von Jochen Mitschka.

36 Mitglieder des Board of Deputies – des größten Gremiums, das erklärte, britische Juden zu vertreten – brachen mit ihrer Unterstützung für Israels Völkermord in Gaza. Die Gruppe glaubte, Israel werde die Seele herausgerissen. – Sie bemerkten den Völkermord erst anderthalb Jahre zu spät, und sie begriffen erst 58 Jahre zu spät, dass Israel ein Apartheidstaat war. Und sie erkannten erst 77 Jahre zu spät, dass Israel ein Siedlerkolonialstaat war. (1) Aber schließlich konnte nicht jeder ein Einstein werden, der das schon viel früher am Horizont aufziehen sah. Es folgen in diesem Artikel Berichte über das IGH-Verfahren gegen Israel, was „Mord durch Verhungern“ bedeutete, dass Plündern wieder modern war, wie Israels Regierung die letzten Masken fallen ließ und wie die israelische Justiz versagte. Dann was im Jemen, im Iran, in Syrien und im Libanon in Verbindung mit Israel passiert. Aber zunächst nach Großbritannien.

Zumindest bewiesen diese britischen Juden, dass sie noch einen Rest an normalem Menschenverstand besaßen, als sie erklärten, dass sie nicht umhin kamen, so zu handeln, weil sie selbst ihren muslimischen Freunden erklärt hatten, dass diese sich zuerst von der Hamas distanzieren müssten.

„Goldenberg, Stellvertreter der N W Surrey Synagogue, räumte ein, dass es im Vorstand Mitglieder gebe, ‚die der Meinung sind, wir hätten das nicht tun sollen‘, sagte aber, es müsse aufgezeigt werden, dass in der Gemeinde eine breite Palette von Ansichten zum Gaza-Konflikt vorherrsche. World At One-Moderatorin Sarah Montague bemerkte, der am Mittwoch in der Financial Times veröffentlichte Brief sei ‚das erste öffentliche Zeichen des Widerstands des Vorstands gegen das Vorgehen Israels‘, fügte hinzu, dass insgesamt über 300 Abgeordnete anwesend seien. In einer ebenfalls verlesenen Erklärung von Vorstandsvorsitzendem Michael Weiger hieß es, andere würden der Hamas mehr Verantwortung für die ‚grausame Lage‘ in Gaza zuschreiben. Es gebe zwar unterschiedliche Reaktionen auf den Konflikt in der Gemeinde, aber auch ‚Einigkeit‘.“ (2)

Langsam, ganz langsam, viel zu langsam, begreifen auch einige jüdische Organisationen, was sie mit der uneingeschränkten Unterstützung der Politik Israels in Gaza und im Westjordanland angerichtet hatten. Wichtig auch die Erkenntnis, die geäußert wurde, dass die Taten Netanjahus mehr Schaden dem Projekt eines jüdischen Staates angetan haben, als die Hamas es jemals hätte tun können.

Auch innerhalb Israel breitet sich ein Spaltung aus. Ein Ex-Mossad-Chef erklärte, dass die Regierung Netanjahu schlimmer als der Ku Klux Klan sei (3).

„Tamir Pardo erklärte gegenüber dem Radiosender Kan, er glaube, die Regierungsminister Itamar Ben Gvir und Bezalel Smotrich repräsentierten ‚schreckliche rassistische Parteien‘, die ‚viel schlimmer‘ seien als die weiße Rassistengruppe in den USA. Pardo, der von 2011 bis 2016 dem israelischen Premierminister Benjamin Netanjahu als Chef des Mossad diente, sagte, Netanjahu habe durch die Einladung von Ben Gvir, Smotrich und anderen rechtsextremen Politikern, seiner Koalition beizutreten, das israelische Äquivalent des Ku-Klux-Klans in die Regierung gebracht. ‚Der Anführer hat den Verstand verloren. Nichts von dem, was passiert ist, wäre passiert, wenn der Premierminister diesen Prozess nicht geleitet hätte‘, sagte der ehemalige Geheimdienstchef und wies die Vorstellung, Netanjahu werde von Extremisten in der Regierung geführt, als ‚urbane Legende‘ zurück.“ (4)

Und sogar die BBC begann nun über die Gräueltaten Israels zu berichten. Wie am 18. April, als über die Bombardierung von Zelten berichtet wurde, in einem Gebiet, in das Menschen zuvor von Israels Militär aufgefordert worden waren zu flüchten. Wobei ca. 37 der Flüchtlinge getötet wurden (5).

Der englische Begriff „concentration camp“ wurde nun zunehmend in englischsprachigen Berichten über Gaza verwendet. Eine pro-palästinensische Internetseite veröffentlichte einen Cartoon von Carlos Latuff (6) und schrieb:

„Vor Israels Völkermord war Gaza das größte Freiluftgefängnis der Welt. Heute ist es das größte Konzentrationslager der Welt. Jeden Tag: ein neues Massaker. Ein neuer Bombenangriff. Ein neues Gemetzel. Zwei Millionen Menschen verhungern. Als sie ‚nie wieder‘ sagten, meinten sie außer mit Palästinensern.“ (7)

Derweil veröffentlichen israelische Webseiten Fotos von verbrannten palästinensischen Kindern mit der Überschrift: „Sonderangebot: Holen Sie sich die Kohle, die Sie für Grillabende am Unabhängigkeitstag brauchen, zu einem sehr günstigen Preis.“ (8) Während bisher überall in der Welt Völkermorde versucht wurden zu verheimlichen, brüsteten sich Israelis damit. Das war eine bisher unvergleichbare Eskalation der Bosheit und Grausamkeit.

Nur wenige Tage vor ihrer Hochzeit, wurde die 25-jährige Hassouna bei einem israelischen Luftangriff getötet. 10 Familienmitglieder, darunter auch ihre schwangere Schwester, wurden ebenfalls getötet. Das israelische Militär sagte, es sei ein gezielter Angriff auf „ein Hamas-Mitglied“ gewesen. Zwar war kein Hamas Kämpfer getötet worden, aber 24 Stunden vor ihrem Tod war angekündigt worden, dass eine Dokumentation über das Leben der begnadeten Fotografin in Gaza seit Beginn der israelischen Offensive auf einem parallel zu Cannes verlaufenden französischen Independent-Filmfestival debütiert werde. (9)

IGH-Verfahren gegen Israel

Am 14. April verkündete der Internationale Gerichtshof (IGH) im Fall der Klage gegen Israel eine „Anordnung - Anwendung des Übereinkommens über die Verhütung und Bestrafung des Völkermords im Gazastreifen“ (10) Im Prinzip wurde Israel Zeit gegeben, den Völkermord bis zum nächsten Jahr abschließen zu können, denn die Fristverlängerung war nichts Anderes als das Spielen auf Zeit:

„Unter Berücksichtigung der von den Parteien geäußerten Ansichten wird die Frist für die Einreichung des Gegendokuments des Staates Israel bis zum 12. Januar 2026 verlängert und das weitere Verfahren einer späteren Entscheidung vorbehalten.“ (11)

Das internationale Rechtssystem war am Ende. Es war obsolet geworden. Es würde einer neuen Rechtsordnung weichen müssen. Die Frage war nur, wie viel Kriege, Leid und Not dafür noch ertragen werden mussten. Mit dem Blut der Palästinenser wurde das letzte Kapitel des Kolonialismus geschrieben.

Mord durch Verhungern

Während der IGH auf Zeit spielte, stiegen die Berichte über Hungertote in Gaza auf Grund der Blockade von humanitären Lieferungen durch Israel. Human Rights Watch berichtete am 9. April 2024 darüber, dass schon im März 2024 Kinder in Gaza an den Folgen von Hunger gestorben waren, bestärkte es noch einmal am 9. April 2024 (12). Save the Children bestätigte am 2. April 2024 den Tod von 27 Kindern durch Hunger und Krankheiten und meldete im Juni 2024 noch einmal furchtbare Alarmmeldungen (13). Die WHO schloss sich an und bestätigt ebenfalls, dass in Krankenhäusern im Norden Gazas Kinder an Hunger starben. Selbst Wikipedia musste am 21. November 2024 zugeben, dass Kinder an Hunger starben, wie Yazan al-Kafarneh, ein 10-jähriger Junge, der als „Gesichts des Hungers in Gaza“ bekannt wurde. UN-Experten sprachen schon im Juli 2024 von einem „gezielten Hungersnot-Feldzug“ Israels. Diesen Feldzug hatte die Weltgemeinschaft keinen Einhalt geboten.

Der IGH gab Israel Zeit für eine Erwiderung auf die Beschuldigungen bis zum nächsten Jahr? Dabei häuften sich im April 2025 die Meldungen von Hungertoten, während Israel ganz offiziell von Hunger als Waffe gegen „Hamas“ sprach, die Absicht offensichtlich war. (14) Unbeachtet blieb auch, dass ein Leitartikel der linksliberalen israelischen Zeitung Haaretz am 17. April fordert

„Israel muss aufhören, Gaza verhungern zu lassen“ (15).

Es änderte nichts an der Politik der Regierung.

„Während im ersten Kriegsjahr offizielle israelische Quellen gelegentlich behaupteten, der Konflikt richte sich nicht gegen die Zivilbevölkerung des Gazastreifens und man versuche, die Grundbedürfnisse der Bevölkerung zu decken, ist der Hunger in den letzten Monaten zu einer offen erklärten Politik und sogar zu einem Grund für Stolz geworden. (…)
Die schwere Hungerkrise wird durch den Mangel an sauberem Wasser (16), die weit verbreitete Unterbringung in Zelten, den Zusammenbruch der Abwasser- und Abfallentsorgungssysteme, die Zerstörung des Gesundheitssystems und vieles mehr verschärft. All dies sind kumulative Risikofaktoren. Laut Ärzten in Gaza leidet der Großteil der Bevölkerung unter schwerem Kalorien-, Protein- und Vitaminmangel. Israelische Ernährungsexperten beschreiben die Situation zudem als Ursache für ‚irreversible Schäden an der Gehirnentwicklung von Kindern und einen Rückgang der Produktion und Qualität der Muttermilch‘. Internationale Experten für Sterblichkeitsraten warnten vor möglichen Krankheitsausbrüchen und weit verbreiteten Erkrankungen in Gaza, und Anfang dieser Woche bezeichneten die Vereinten Nationen die humanitäre Lage dort als die schlimmste seit Kriegsbeginn.“ (17)

Bestechung des Widerstandes?

Am 18. April tauchte ein Video auf, in dem der Chefredakteur der ägyptischen Zeitung Al-Sharq, Mohamed Khayal von einem Bestechungsversuch von Hamas Anführern berichtete. Angeblich sei 300 Mitgliedern der Hamas angeboten worden, gemeinsam mit ihren Familien Gaza zu verlassen und die Staatsbürgerschaft anderer Länder zu erhalten, mit der Garantie, dass sie weder strafrechtlich noch aus Sicherheitsgründen verfolgt würden. Und um es auch finanziell attraktiv zu machen, wurden zwei Milliarden Dollar angeboten, die von den Golfstaaten angeblich zugesagt worden waren. (18)

Wenn man berücksichtigte, dass die Hamas noch zwischen 10.000 und 30.000 Kämpfer in Gaza verfügbar hatte, wäre das eine Bestechung der Führung gewesen, welche diese aber ablehnte. Offizielle Kanäle hatten allerdings keine Berichte darüber veröffentlicht, so dass der ägyptische Zeitungsbericht durch kein internationales Medium erwähnt wurde. Allerdings gab es früher Berichte darüber, Bewohner von Gaza (19), insbesondere Hamas-Kämpfer, auf den Sinai oder in andere afrikanische (20) Staaten (21), wie Somalia (22), Kongo (23), oder den Sudan, „umzusiedeln“.

Es war erstaunlich, wie unterwürfig die arabischen Diktatoren dem postkolonialem System zu Diensten waren, war doch klar und deutlich von Israel erklärt worden, was ihr Ziel, und damit auch das Ziel der USA war:

„Ich glaube, wir werden Mekka, Medina und den Berg Sinai einnehmen und diese Orte reinigen.“ (24)

Diese Aussage stammte von Dennis Avi Lipkin, einem ehemaliger Sprecher der israelischen Streitkräfte und jüdischen Historiker, spiegelte die unausgesprochene Politik der rechtsextremen Regierungsmehrheit wieder.

Die Plündereinheit der IDF

Was die wenigsten Menschen in Deutschland wussten, war, dass die IDF eine spezielle Einheit mit einer Personalstärke von ca. 800 Soldaten hatte, die darauf spezialisiert war, palästinensische Häuser zu plündern. Es war die Enemy Assets Confiscation Unit, die wertvolle Gegenstände wie Bargeld, Gold, Schmuck und Waffen aus Konfliktgebieten beschlagnahmte. Berichten zufolge beschlagnahmte die Einheit Vermögenswerte im Wert von mehreren Millionen Schekel. Darüber hinaus gab es Berichte über Plünderungen einzelner Soldaten, die möglicherweise nicht Teil offizieller Operationen dieser Einheit waren.

Die Einheit Enemy Assets Confiscation Unit ist eine „spezialisierte“ Einheit der IDF und wurde nach dem Jom-Kippur-Krieg 1973 gegründet und ist seitdem ein integraler Bestandteil der IDF-Operationen. Da alle Palästinenser als Feinde betrachte wurden, war die Beschlagnahme aller palästinensischen Wertgegenstände in Häusern von vertriebenen Palästinensern nur verständlich. Wenn diese dann irgendwann in ihre vielleicht nicht vollständig zerstörten Häuser zurückkehrten, waren ihre Wertgegenstände verschwunden oder zerstört. So wurde bereits berichtet, dass die Einheit Bargeld in Höhe von 100 Millionen Schekel, Goldbarren, Fahrzeuge und wertvolle medizinische Ausrüstung „beschlagnahmt“ hatte.

Aber es war nicht nur der eigentliche Wert der Gegenstände, weshalb die Arbeit der Einheit für Israel so wichtig erschien. Ein weiterer Aspekt war die militärische Täuschung, bei der beschlagnahmte Gegenstände für Desinformationsoperationen genutzt werden konnten. Darüber hinaus gehörten zu den beschlagnahmten Dingen auch Artefakte aus palästinensischen Museen und Sammlungen von Privatleuten. (25) Die nun für „israelische Museen“ und Privatsammlungen eingesetzt wurden.

Und was passierte zu Ostern? Israel verbot teilweise christliche Osterfeiern. Palästinensische Christen wurden von den Karsamstagsriten in der Grabeskirche ausgeschlossen, Gläubige wurden angegriffen und hochrangige Geistliche blockiert. Apartheid-Kontrollpunkte wurden eingerichtet und Gewalt an einem der heiligsten Feiertage des Christentums zelebriert. (26) Am 20. April wurde dem Erzbischof und Botschafter des Vatikans, Adolfo Tito Yllana verboten, die christlichen heiligen Stätten zu betreten und eine Messe abzuhalten. (27) Sogar in Malaysia wurde darüber berichtet. (28) In Deutschland schwiegen die Massenmedien am 20. April 2025.

Und dort, wo es keine Hamas gab, im Westjordanland, lief die ethnische Säuberung stiller als in Gaza. Ein Beispiel beschrieb Kim Sakabasi: „Ein israelischer Siedler schießt auf einen Palästinenser nahe Tuwani im Westjordanland. Anschließend führen israelische Soldaten den Sohn des Opfers ab, der Schütze bleibt auf freiem Fuß.“ (29) Dem Palästinenser Saeed musste am 18. April aufgrund der schweren Verletzungen durch den Schuss aus einem Sturmgewehr ein Bein amputiert werden. Sein Sohn, ein Zeuge des Vorfalls, war am 20. April immer noch verschwunden. Und der „Siedler“, der ihn angeschossen hatte, besetzte dessen Land immer noch, mit voller Unterstützung der israelischen Besatzungsarmee, mit der Waffe in der Hand.

Auch am 20. April wurde noch einmal durch Netanjahu klar gemacht, dass er nicht daran dachte, die Waffenstillstandsvereinbarungen zu erfüllen und den Völkermord in Gaza zu beenden, egal ob die israelischen Geiseln befreit wurden oder nicht. (30) Selbst die Times of Israel wies vorsichtig in ihrem Artikel darauf hin, dass die Geiseln frei kämen, sobald Netanjahu die Bombardierung der Trümmerwüste Gaza aufhören würde:

„Die Hamas erklärte sich bereit, alle Geiseln freizugeben, wenn der Krieg beendet und die israelischen Truppen aus Gaza abgezogen würden. In den letzten Wochen forderten aktive und pensionierte Reservisten sowie verschiedene Teile der israelischen Gesellschaft in Petitionen ebenfalls eine Einigung zur Freilassung aller Geiseln, selbst wenn dies ein Ende des Krieges bedeuten würde.“ (31)

Aber ein solches Vorgehen würde das Zerbrechen der Regierung, Neuwahlen und die Verhaftung von Netanjahu unter Korruptionsvorwürfen bedeuten. Und so war es erklärlich, dass auch weitergehende Zusagen der Hamas, die über die bisherigen im Fall eines Waffenstillstandes hinausgingen, von Netanjahu abgelehnt wurden. (32) Die Extremisten in der Regierung wollten eine Säuberung Gazas von Palästinensern, um einen weiteren Schritt auf dem Weg zu Eretz-Israel zu realisieren, und ohne sie würde die Regierung zerbrechen.

Die allerletzten Masken fallen

Am 21. April konnte man in der israelischen Zeitung Haaretz lesen, dass die IDF die bisher ausgewiesenen „sicheren Zonen“ nicht mehr beachten würde. Eigentlich hatte sie das schon vorher nicht, wenn dort ein „Terrorist“ vermutet worden war. Aber nun war es amtlich. Seit Januar, so der Artikel, hatte die israelische Armee keine sicheren Gebiete mehr auf Karten markiert und im vergangenen Monat mehr als 20 Mal eine Zone angegriffen, die einst als sicher galt. Sie erließ weiterhin unbefristete Evakuierungsbefehle, die den größten Teil des Gazastreifens für unzugänglich erklärten.

„Seit der Wiederaufnahme der Kämpfe im vergangenen Monat hat das israelische Militär die Ausweisung humanitärer Zonen in Gaza eingestellt und das Gebiet Muwasi – zuvor als Sicherheitszone definiert – 23 Mal angegriffen. Die humanitäre Zone in Gaza wurde erstmals am 6. Mai 2024 festgelegt. Sie erschien auf Karten, die Avichay Adraee, der arabischsprachige Sprecher der Armee, von diesem Datum bis zum Waffenstillstand im Januar an die Zivilbevölkerung Gazas verteilte. Während sich ihre Grenzen von Zeit zu Zeit verschoben, blieb die Zone selbst bestehen – ein 62 Quadratkilometer großes Gebiet, das 16 Prozent des Gazastreifens ausmacht. Das Gebiet, eine sandige Freifläche am Meer, wird hauptsächlich landwirtschaftlich genutzt und liegt im Südwesten Gazas. Während des gesamten Krieges forderten Adraee und andere Sprecher der IDF die Bewohner des Gazastreifens wiederholt auf, ‚zu ihrer Sicherheit‘ in das Gebiet zu evakuieren.“ (33)

Am 12. Januar, erklärt der Autor Nir Hasson, hatte die Armee zum letzten Mal eine Karte der humanitären Zone veröffentlicht. Am 15. Januar, vier Tage vor Inkrafttreten des Waffenstillstands zwischen Israel und der Hamas, druckte die Armee dann eine Karte mit Evakuierungsbefehlen, auf der die humanitäre Zone nicht mehr verzeichnet war.

Während des Waffenstillstands hatten Hunderttausende Palästinenser die humanitäre Zone verlassen und waren in ihre Häuser im Norden des Gazastreifens, bzw. in deren Trümmer zurückgezogen. Als sich die Kämpfe jedoch ausweiteten, insbesondere im Gebiet Rafah, seien Zehntausende Vertriebene nach Muwasi zurückgekehrt und füllten das Gebiet erneut mit Zelten, berichtet der Artikel. Da in diesem Gebiet der „sicheren Zone“ kaum Infrastruktur, Gebäude oder etwas Zerstörenswertes war, galt es bei Anwohnern und humanitären Organisationen als relativ sicher.

Allerdings hatte die UNO berichtet, dass es trotzdem 23 israelische Angriffe gegeben habe. Die meisten Opfer waren Frauen und Kinder (34). Alleine am 16. April, so der Artikel, waren 37 Bewohner Gazas bei Bombenangriffen auf Zelte umgekommen, die meisten verbrannt. Insofern ist das Weglassen von „Sicheren Zonen“, deren Angaben auf Karten sowieso von den Bewohnern Gazas kaum benutzt werden konnten, nur der konsequente Verzicht auf Feigenblätter.

Und so ging die Zerstörung jeden Tag weiter, und man war überrascht, dass überhaupt noch etwas existiert, was nicht zerstört war. Israel wollte ALLES zerstören, auch was evtl. für die Versorgung von Trinkwasser oder Rettung von Verschütteten, oder was für die Verhinderung von Seuchen genutzt werden könnte, oder für die Lieferung von Treibstoff für Elektrogeneratoren in improvisierten Krankenstationen: „Die Israelis zerstören 10 Bulldozer, einen Wasserwagen, zwei Abwasser-Saug- und Müllwagen, einen Treibstofftanker und einen Abwasserdruckwagen.“ (35)

Am 22. April meldete Al Jazeera, dass während der letzten 24 Stunden bei Angriffen der IDF in Gaza 26 Palästinenser getötet und 60 Verletzt wurden (36). So zynisch es klang, es war ein Rückgang.

Justizversagen Netanjahu

Yossi Klein schrieb am 21. April in Haaretz, dass das Gerichtsverfahren gegen Netanjahu die Unfähigkeit der Gerichte zeigte, Israels Demokratie zu verteidigen. (37)  Der Missbrauch der Gerichte habe seine Grenzen, meint der Autor. Die Israelis müssten dem Mangel an Respekt ein Ende setzen. Wie könne der Oberste Gerichtshof jemals respektiert werden, wenn gewählte Amtsträger ihn ständig missbrauchten? Wenn sie seine Autorität nicht akzeptierten, warum sollte es dann die Öffentlichkeit tun? Er führt aus, dass der Prozess gegen den israelischen Premierminister das Ansehen der Gerichte drastisch beschädigt habe.

„Die Führung seines Prozesses ist absurd. Er wird bald fünf Jahre dauern, und ein Ende ist nicht in Sicht. Es ist unmöglich, nach so langer Zeit die Wahrheit herauszufinden. Netanjahus Verteidigung ist, dass es schlicht unmöglich ist, dass der Prozess unnötig ist und dass er alles tun wird, um uns davon zu überzeugen. Er drängt dem Gericht seine Reden auf, stört dessen Verfahren und versucht zu zeigen, wie erbärmlich es ist. Es ist offensichtlich, dass er nicht in der Lage ist, an seinem eigenen Prozess teilzunehmen und gleichzeitig das Land zu regieren – tatsächlich gibt er es als Erster zu. Deshalb sollte dieser Scherz seiner Meinung nach beendet werden.“ (38)

Der Autor erklärte, dass sowohl der Anklagte unfähig sei sich zu verteidigen, als auch die Richter, das Verfahren über ihn zu führen. Mit anderen Worten, was international im IGH in Den Haag passierte, geschah national vor den Gerichten Israels.

Hier endet das Format des PodCast. Aber wenn sie mehr wissen wollen, was in der letzten Woche im Nahen Osten passierte, sollten sie den Text im Anhang lesen. Dort finden Sie zusätzliche Informationen über Netanjahu, den Jemen, den Iran, Syrien und den Libanon.

Anhang

Elijah J. Magnier schrieb in seinem Blog am 22. April, dass Netanjahu im Krieg mit Israel selbst sei.

„Während in Gaza weiterhin täglich ungestraft Palästinenser getötet werden und der Gazastreifen seit fast zwei Monaten unter humanitärer Blockade steht, befindet sich Israel vor einer beispiellosen internen Abrechnung. Zum ersten Mal in seiner Geschichte ist das Vertrauen der Öffentlichkeit in Regierung und Militär – einst Säulen des Nationalstolzes und der Einheit – grundlegend erschüttert. Die Vertrauenskrise, die sich inmitten des anhaltenden Krieges in Gaza entfaltet, ist tiefer und brisanter als jede andere in Israels 75-jährigem Bestehen. Was einst undenkbar war, ist Realität geworden: Große Teile der israelischen Öffentlichkeit glauben nun, dass Regierung und Militär Informationen manipulieren und politisches Überleben über Wahrheit, nationale Interessen und sogar das Leben israelischer Bürger stellen, die in Gaza als Geiseln gehalten werden.“ (39)

Natanjahu sei in einer Zwickmühle. Gibt er nach und beendet den Krieg, zerbricht die Regierung, weil die extremen Teile sie sprengen werden. Führt er den Krieg weiter, tötet er die Geiseln und verliert weiter Rückhalt in der Bevölkerung. Er habe sich für einen gefährlichen Mittelweg entschieden: Er lehne ernsthafte Verhandlungen ab und befahl der israelischen Armee, langsam und vorsichtig durch Gaza zu marschieren und dabei wahllose Luftangriffe durchzuführen, erklärt der Autor. Diese Strategie schien darauf angelegt zu sein, die israelischen Verluste zu minimieren und die Unterstützung der Familien der Soldaten im Inland aufrechtzuerhalten, während gleichzeitig der Konflikt verlängert wurde, um politische Abrechnung und Rechenschaftspflicht zu vermeiden. Bisher hatte der erneute Angriff auf Gaza keine hohen menschlichen Verluste für israelische Reservisten verursacht, und all die Demonstrationen gegen Netanjahu, die ein Abkommen zur Freilassung aller israelischen Geiseln forderten, gefährdeten Netanjahus Macht noch nicht, da er immer noch über die Mehrheit in der Knesset verfügte.

Aber die Spaltung des Landes, ja sogar ein Bürgerkrieg könnte die Folge sein, musste man Ende April befürchten, sollte sich der Krieg noch Monate, ja Jahre hinziehen, oder sogar zu einem verheerenden Krieg gegen den Iran ausweiten. Andererseits könnte Netanjahu in seiner Situation, genau einen solchen Krieg als mögliches Werkzeug zum Zusammenschweißen der Gesellschaft missbrauchen wollen.

Allerdings, was sich in der letzten Woche schon angedeutet hatte, schien nun wirklich relevant zu werden: Israel fehlen die Soldaten. Das israelische Militär litt effektiv unter einem Mangel an Reservisten, die in den Krieg ziehen wollten. (40)

Jemen

Am 16. April wurde berichtet, dass in Israels Fernsehsender Channel 14 erklärt worden war, dass Söldner aus den Vereinigten Arabischen Emiraten sich im Jemen versammelt, und ihre Bereitschaft zum Krieg gegen die Regierung in Saana bekundet hatten. (41)

Die USA führten auch in der zweiten Hälfte des April einen Angriffskrieg gegen den Jemen, der natürlich illegal war, und bei dem jedes Land den Jemen unterstützen sollte, sich zu verteidigen. Was ja im Fall der Ukraine zu beobachten gewesen war. Wobei der Vergleich hinkte, weil der Jemen eine Sperrung des Roten Meeres für Schiffe von und nach Israel erklärt hatte, um den Völkermord in Gaza durch Israel zu beenden. Aber in der Ukraine nicht die Ukraine, sondern Russland einen Krieg beenden wollte, nämlich den Kiews gegen die östlichen Provinzen des eigenen Landes.

Aber nun beschwerten sich die USA im April, dass ein chinesisches Unternehmen Satellitenaufnahmen (42) kommerziell an den Jemen verkaufte und drohte China mit Konsequenzen? Für die USA waren die wichtigste Partei in der Regierung der Nationalen Einheit, die Ansarallah, natürlich eine Terrororganisation, und die Bombardierung des Jemens eine Anti-Terror-Organisation.

„Tammy Bruce, die Sprecherin des Außenministeriums, bestätigte, dass CGSTL [der Lieferant der Satellitendaten]‚ die vom Iran unterstützten Terroranschläge der Houthis auf US-Interessen direkt unterstützt‘. Bruce fügte hinzu: ‚Die USA werden niemanden dulden, der ausländische Terrororganisationen wie die Huthis unterstützt.‘ (…) CGSTL war bereits zuvor ins Visier der USA geraten und gehörte zu den Gruppen, die 2023 mit Sanktionen belegt wurden, weil sie angeblich hochauflösende Satellitenbilder an die Wagner-Gruppe geliefert hatte, die russische Söldnerarmee, die Präsident Wladimir Putin bei seiner umfassenden Invasion in der Ukraine unterstützte. (…) Matthew Bruzzese, ein China-Verteidigungsexperte bei BluePath Labs, einem Beratungsunternehmen, das mit der US-Regierung zusammenarbeitet, sagte letztes Jahr, CGSTL habe 100 Satelliten im Orbit. Bis Ende 2025 sollen es jedoch 300 sein, was es ermöglichen würde, alle 10 Minuten wiederholt Bilder von jedem Ort der Welt aufzunehmen.“ (43)

Natürlich folgen Sanktionen, und zunächst geht der Krieg gegen den Jemen weiter:

Am 18. April führten die USA wieder einen Doppelschlag gegen den Jemen aus. Zuerst zerstörten sie den Treibstoffhafen Ras Isa in Hodeida und töteten dabei 22 Menschen, dem Vernehmen nach Zivilisten. Dann folgte die zweite Bombardierung, um die zur Hilfe geeilten Ersthelfer, Ärzte und Angehörige zu treffen, worauf unter anderem fünf Sanitäter getötet wurden. (44) Es ist der typische Krieg des Imperiums gegen einen weitaus schwächeren Gegner, gegen eines der ärmsten Länder der Welt, um dieses davon abzuhalten, wirtschaftlichen Druck auf Israel auszuüben, mit dem Ziel das Land zur Beendigung des Völkermordes in Gaza zu bewegen. (45)

Die Regierung im Jemen, bzw. der Präsident des Obersten Politischen Rates in Sanaa, al-Mashat, erklärte am 20. April, dass das Eintreffen eines zweiten Flugzeugträgers der Beweis für das Versagen der US-Waffen im Angriffskrieg gegen den Jemen gewesen sei. Er behauptete, dass der Flugzeugträger USS Harry S. Truman derzeit nicht durch die USA-Marine kontrollierbar wäre, und weitgehend „außer Dienst“. Angeblich habe der Jemen innerhalb von zehn Tagen das „elektromagnetische“ Abfangsystem überwunden. Vermutlich meinte er das System, mit dem Drohnen bekämpft wurden. Er deutete an, dass es bald Nachrichten über amerikanische B2-Bomber geben würde. (46) Ungewöhnlich: Kapitän Chodah, der Kapitän des Flugzeugträgers Truman, postete als Antwort ein Video, das ihn mit startenden Bombern zeigt, die u.a. dann einen Markt in Sanaa bombardierten. (47)

Iran

Am 16. April berichtete die New York Times über Leaks von Whistleblowern. „Trump sagte israelischen Angriff ab, nachdem sich innerhalb seiner Regierung Meinungsverschiedenheiten abzeichneten. - Israel entwickelte Pläne für einen Angriff auf iranische Atomanlagen, der die Unterstützung der USA erfordert hätte. Einige Regierungsvertreter hegten jedoch Zweifel.“

Der Artikel begann damit zu erklären, dass Israel geplant hatte, bereits im Mai die iranischen Atomanlagen anzugreifen. Dies sei jedoch von Präsident Trump abgelehnt worden, um stattdessen ein Abkommen mit Teheran über die Begrenzung des Atomprogramms zu verhandeln.

Trump habe seine Entscheidung nach monatelangen internen Debatten darüber gefällt, ob er diplomatische Schritte unternehmen oder Israel dabei unterstützen sollte, Irans Fähigkeit zum Bau einer Atombombe einzuschränken. Denn der Augenblick schien gut zu sein, da der Iran derzeit als militärisch und wirtschaftlich geschwächt erschien.

„Die Debatte verdeutlichte die Konfliktlinien zwischen historisch kriegstreiberischen amerikanischen Kabinettsmitgliedern und anderen Beratern, die skeptischer waren, ob ein militärischer Angriff auf den Iran die nuklearen Ambitionen des Landes zerstören und einen größeren Krieg verhindern könnte. Sie führte zu einem vorläufigen Konsens gegen militärische Maßnahmen, wobei der Iran Verhandlungsbereitschaft signalisierte.“ (48)

Alle Pläne, so die Autoren weiter, hätten US-Hilfe erfordert, nicht nur um Israel vor iranischen Vergeltungsschlägen zu schützen, sondern auch um den Erfolg eines israelischen Angriffs sicherzustellen. Dadurch wären die USA selbst zu einem zentralen Akteur des Angriffs geworden. Aus diesem Grund habe Trump zunächst auf Diplomatie gesetzt.

Der israelische Premierminister Netanjahu, der seit fast 30 Jahren für einen Krieg gegen den Iran geworben hatte, verfasste daraufhin eine Erklärung in Hebräisch. Er meinte darin, ein Abkommen mit dem Iran könne nur funktionieren, wenn es dazu führte: „einzumarschieren, und unter amerikanischer Aufsicht, und ausgeführt durch die USA die Anlagen zu sprengen und die gesamte Ausrüstung zu demontieren“ (49).

Der Artikel behauptete dann erneut, dass im Iran die Luftabwehrsysteme durch Israel zerstört worden seien, und dass die Anlagen zur Herstellung von Raketenbrennstoff zerstört wären. Was vom Iran bestritten wurde. Die Autoren berichteten dann von monatelangen Planungen und Verhandlungen zwischen israelischem und US-Militär, welches den Plänen anscheinend offen gegenüber war. Israel habe gesagt, man sei erst im Oktober bereit, alleine zuzuschlagen, aber mit Hilfe der USA könne man schon im Mai die Bombardierung durchführen.

Dann folgte eine Beschreibung der bereits durchgeführten Kriegsvorbereitungen durch die USA. Und es wurde implizit wieder behauptet, der Iran steckte hinter der Blockade des Roten Meeres für Schiffe von und nach Israel, und müsse daher dafür bestraft werden. Glücklicherweise schienen einige Regierungsmitglieder vernünftiger zu sein als andere:

„Bei einem Treffen in diesem Monat – einer von mehreren Diskussionen über den israelischen Plan – stellte Tulsi Gabbard, die Direktorin des Nationalen Geheimdienstes, eine neue Geheimdienstbewertung vor. Darin hieß es, die Aufrüstung der USA könne möglicherweise einen größeren Konflikt mit dem Iran auslösen, den die Vereinigten Staaten nicht wollten. Verschiedene Regierungsvertreter teilten Gabbards Bedenken in den mehreren Treffen. Susie Wiles, Stabschefin des Weißen Hauses, Verteidigungsminister Pete Hegseth und Vizepräsident JD Vance äußerten alle Zweifel an dem Angriff. Selbst Waltz, der sich häufig zu den härtesten Gegnern des Irans zählt, zeigte sich skeptisch, ob Israels Plan ohne substanzielle amerikanische Unterstützung erfolgreich sein könnte.

Die jüngsten Treffen fanden kurz nach der Ankündigung der Iraner statt, indirekte Gespräche – Kommunikation über einen Vermittler – zu unterstützen. Im März hatte Trump in einem Brief direkte Gespräche mit dem Iran angeboten – ein Angebot, das Ayatollah Ali Khamenei, der oberste Führer der USA, offenbar abgelehnt hatte. Doch am 28. März antwortete ein hochrangiger iranischer Regierungsvertreter in einem Brief, in dem er seine Bereitschaft zu indirekten Gesprächen signalisierte.“ (50)

Der Artikel ging ausführlich auf verschiedene Treffen ein, und wie darüber diskutiert wurde, wie man den Iran am besten eindämmen könnte. Und anscheinend war man zu der Auffassung gekommen, es zunächst mit Diplomatie zu versuchen, bevor Atomanlagen bombardiert werden.

Immerhin, das sollte man hinzufügen, weil die New York Times es nicht sagt: Der Angriff auf in Betrieb befindliche Atomanlagen wäre einem Angriff mit einer Atombombe, einem Nuklearangriff gleichgekommen. Die NATO hatte sogar schon erklärt, dass alleine das Auftreten einer Wolke mit atomar verstrahlten Teilchen, welche aus Russland oder der Ukraine in ein NATO-Land kommen würden, einem Angriff mit einer Kernwaffe gleich käme. (51)

„Von seinen amerikanischen Amtskollegen blockiert, konzentrierte sich Herr Netanjahu stattdessen auf verdeckte Sabotageaktionen gegen bestimmte Einrichtungen und die Ermordung iranischer Atomwissenschaftler. Diese Bemühungen mögen das Programm zwar verlangsamt haben, doch ist man nun näher dran als je zuvor, innerhalb weniger Monate oder eines Jahres sechs oder mehr Atomwaffen produzieren zu können. Amerikanische Regierungsvertreter behaupten schon seit Längerem, dass Israel allein mit einer Bombenkampagne nicht genügend Schaden an iranischen Atomanlagen anrichten könne. Israel jedoch strebt seit langem nach Amerikas größter konventioneller Bombe – einem 13.600 Kilogramm schweren Bunkerbrecher, der wichtigen iranischen Atomanlagen unter den Bergen erheblichen Schaden zufügen könnte.“ (52)

Der Artikel ging dann auf die Art der Angriffe ein, welche Israel geplant hatte, die aus einer Kombination von Luftangriffen und Kommandoaktionen bestanden würden. Ein Test sei in Syrien erfolgreich gewesen, als man nach dem Sturz von Präsident Assad mit Hubschraubern in das Land eingedrungen war und einen unterirdischen Bunker zum Bau von Raketen zerstört hatte.

Die Kommandoidee sei dann auf Eis gelegt worden, und eine erweiterte Bombenkampagne geplant worden. Angeblich habe Israel die iranische S-300-Luftabwehr zerstört, aber die verbleibenden Abwehrsysteme müssten noch erfolgreich eliminiert werden, bevor man die Atomanlagen angreifen könne. Und da man damit rechnete, dass jeder Angriff Vergeltung des Irans gegen Israel nach sich ziehen würde, müssten die USA dessen Luftabwehr unterstützen. Soweit die New York Times.

Die Erpressung

Israel hatte bereits einmal die USA erpresst, in einen Krieg einzugreifen, bei dem Israel drohte den Kürzeren zu ziehen. Es war im Jim-Kippur-Krieg 1973 Golda Meir, die Ministerpräsidentin hatte in der Nacht vom 8. Auf den 9. Oktober befohlen, 13 Atombomben mit einer Sprengkraft von je 20 Kilotonnen TNT gefechtsbereit zu machen. Die USA unter dem damaligen Präsidenten Richard Nixon und Außenminister Henry Kissinger beugten sich der Erpressung und lieferten über eine Luftbrücke massive Mengen an Waffen und Munition. Das versetzte Israel in die Lage, auf den Kernwaffeneinsatz zu verzichten.

Wie man am 18. April hörte, plante Israel, nach der Absage Trumps und dem Beginn von Gesprächen mit dem Iran, ohne die Unterstützung der USA den Iran alleine anzugreifen. Das wurde über den israelischen Fernsehsender Channel 12 verbreitet (53). Man durfte annehmen, dass dies ein Schachzug war, der mit dem von Golda Meir verglichen werden konnte.

Iran seinerseits verblüffte angeblich die Welt mit einem Vorschlag an die USA, im Iran mehr als ein dutzend Atomkraftwerke zu errichten, und damit Milliarden Dollar zu verdienen. Jedenfalls behauptete das ein iranisches Medium (54), ohne dass man diese Bemerkung des iranischen Außenministers aber in anderen Medien bestätigt erhielt. Die pure Größe des Projekts überstieg bei weitem, was bisher als Planungen bekannt war. Außerdem hätte man annehmen können, dass Russland der bevorzugte Partner für Atomkraftwerke gewesen wäre.

Syrien

Mitte April musste man feststellen, dass die ehemaligen HTS-Terroristen, jetzt "Übergangsregierung" Syriens genannt, die Techniken Israels gegenüber den Palästinensern gegenüber den Alawiten übernommen hatten. Die mit Milliarden Euro unterstützte „Übergangsregierung“ Syriens, bzw. die Verwaltung von Scharaa, vertrieb systematisch Alawiten aus dem Umland von Nord-Hama. Zwölf Dörfer wurden „geräumt“. HTS vertrieb die Dorfbewohner und bot ihr Land über eine mit dem Gouvernement verbundene Gesellschaft Investoren an. Die Investoren erhielten 40 % des Gewinns. Der Staat 60 %. Alawiten versuchten, auf ihr Land zurückzukehren, doch die lokalen Behörden teilten ihnen mit, dass „ihre Sicherheit nicht gewährleistet sei“. Die alawitischen Bauern wurden darüber informiert, dass ihr Land enteignet worden sei. Dasselbe geschah in den ländlichen Gebieten von Latakia und Homs. (55)

Das kam nicht aus heiterem Himmel, und war nach den vorhergehenden Massakern (56) und Vertreibungen zu erwarten gewesen (57). Insbesondere, weil genau dieses Verfahren aus Idlib bekannt war. Die HTS hatte dort seit 2015 systematisch Vermögen beschlagnahmt, insbesondere von Christen und Personen, die mit dem syrischen Regime verbunden warem, wie Rekruten der Arabischen Syrischen Armee, Regierungsangestellte und Mitglieder der Ba'ath-Partei. Berichte aus den Jahren 2018 bis 2020 dokumentierten spezifische Fälle, wie die Beschlagnahmung von mindestens 550 Liegenschaften in Idlib City im Dezember 2018, die „Bestrafung“ von Christen, und die Beschlagnahmung von etwa 500 Liegenschaften (58) im gesamten Idlib-Gouvernement im September 2020 (59), Vermögen, welche Menschen gehörten, die mit der Regierung des Landes in Verbindung gebracht wurden.

Mit anderen Worten, die deutschen und EU-Politiker, welche den HTS-Machthabern in Damaskus die Legitimität, Finanzierung und diplomatische Deckung verschafften, wussten genau, was auch im Rest Syriens folgen würde, wenn die HTS die Macht übernahm.

Entführungen, Vergewaltigungen, Morde

Tim Anderson schrieb am 19. April auf X:

Wer entführt syrische Alawiten am helllichten Tag?

Sie haben uns gefoltert und geschlagen. Wir durften nicht miteinander sprechen, aber ich hörte den Akzent der Entführer. Einer von ihnen hatte einen ausländischen Akzent, der andere einen lokalen Idlib-Akzent. Ich wusste das, weil sie uns beleidigten, weil wir Alawiten waren.‘

Aufgrund der Aussagen syrischer Frauen, die an der syrischen Küste entführt wurden, fanden wir Rabab (aus Sicherheitsgründen ein Pseudonym), die am helllichten Tag entführt worden war und sich mit Basma (ein Pseudonym) im selben Haus wiederfand. Dort wurden beide geschlagen und beschimpft, weil sie ‚Alawiten‘ seien, wie sie den Ermittlern zufolge aussagten. Rabab wurde von einem öffentlichen Platz in einem Küstendorf entführt und fand sich in einem Lieferwagen unweit ihres Entführungsortes wieder, da das Fahrzeug an keinem Kontrollpunkt anhielt. Anschließend wurde sie mit Basma, die zuvor entführt worden war, in ein Zimmer in einem Haus geworfen.

‚Sie haben uns gefoltert und geschlagen‘, sagt Rabab. ‚Wir durften nicht miteinander sprechen. Aber ich konnte den Akzent der Entführer hören. Einer hatte einen ausländischen Akzent, der andere einen aus Idlib. Ich bemerkte es, als sie uns beschimpften, weil wir Alawiten waren.‘ Das Phänomen erinnert an die Gefangenschaft der Jesiden im Irak, hat aber noch nicht das gleiche Ausmaß erreicht.

Es gab wiederholt Hilferufe von Familien, die versuchten, das Schicksal ihrer Töchter aufzuklären, die am helllichten Tag entführt wurden, sei es aus den syrischen Küstenstädten und ländlichen Gebieten oder aus den ländlichen Gebieten von Homs und Hama. Wir von Daraj haben zehn Fälle entführter Mädchen aufgespürt, die unterschiedliche Geschichten über sie und ihre Erlebnisse erzählen. Diese Geschichten sind von Angst bei den Familien der entführten Mädchen umgeben, die in der Reaktion eines Vaters zusammengefasst wurde: ‚Wir hoffen zu sterben.‘

Die Appelle fielen mit der Militäroperation des syrischen Verteidigungsministeriums zusammen, die die Küste nach Kämpfern absuchte, die dem gestürzten Assad-Regime treu ergeben waren. Die Kämpfer hatten Hinterhalte gegen die Sicherheitskräfte gelegt und Hunderte von ihnen getötet. Der Operation folgten Folterungen und die wahllose Tötung Hunderter Alawiten. (…)

Rababs Entführung dauerte nur wenige Tage, als sie die Entführer Informationen über eine geplante Razzia des Sicherheitsdienstes diskutieren hörte. Sie brachten sie nach draußen, und bald darauf fand sie sich auf der Straße wieder. Basma wurde jedoch nicht freigelassen. Rabab hörte Warnungen, sie nicht zu schlagen oder sich ihr zu nähern, da sich, wie sie sagt, ‚einer der Entführer in sie verliebt hatte!‘

Rababs Fall ist kein Einzelfall. In den sozialen Medien kursierten Berichte über entführte und anschließend zu ihren Familien zurückgebrachte Mädchen, wobei die Details der Entführungen geheim gehalten wurden.

Basma gehört zu den noch Vermissten, kontaktierte ihre Familie jedoch telefonisch. (…) Ziel der Kommunikation mit ihrer Familie war es, sie zu beruhigen, dass es ihr gut gehe, und ihnen zu versichern, dass sie nichts über sie veröffentlichen sollten, da sie am Leben und ihr Aufenthaltsort unbekannt sei.

Die Macht des doppelten Schweigens

Die Angst vor sozialer Stigmatisierung oder „Schande“ in einem traditionellen, konservativen Umfeld und vor Vergeltungsmaßnahmen der Entführer zwang die Familien der entführten Frauen und ihre Angehörigen zu doppeltem Schweigen, insbesondere da die Entführer zu Drohungen greifen.

Zu den von uns gesammelten Zeugenaussagen gehörte der Vorfall eines 18-jährigen Mädchens, dessen Familie Drohbriefe erhielt. Die junge Frau wurde am helllichten Tag aus einer syrischen Küstenstadt entführt. Ihre Familie erhielt später eine SMS mit der Drohung, zu schweigen, andernfalls würde sie tot zurückgeschickt. (60)

Nach dem Angriffskrieg der NATO im Jahr 2011 gegen Libyen wegen angeblicher Menschenrechtsverbrechen Gaddafis, entstand ein Chaos in dem Land, mit unmenschlichen Bedingungen und schlimmsten Menschenrechtsverbrechen, die man sich vorstellen konnte. Und das hält bis heute an. Nun gab es die Intervention des Wertewestens durch Proxyarmeen in Syrien, genannt „Bürgerkrieg“, und es drohte eine ähnliche Entwicklung.

Die Massaker der „Übergangsregierung“

Am 20. April berichtete sogar die ehrenwerte New York Times über die Massaker der neuen Machthaber in Syrien. Dabei war die HTS doch von den Politikern von der Terrorliste genommen worden, als sie nach 14 Jahren von Angriffskriegen gegen die legitime Regierung, dank Unterstützung durch die Türkei, die Macht im Land übernommen hatten.

„Die syrische Stadt war Anfang März fast leer, die Straßen übersät mit ausgebrannten Autos. Geschäfte waren geplündert, ihre Fenster eingeschlagen und Schlösser zerschossen. Manche Gebäude bestanden nur noch aus geschwärzten Mauern und Asche.

Rettungskräfte hatten ein geplündertes Möbelhaus in eine provisorische Leichenhalle verwandelt. Ein weißer Pickup hielt an, über dessen Ladefläche ein Paar Füße in rosa Socken mit weißen Punkten baumelten. Minuten später traf ein Krankenwagen mit zwei weiteren Leichen ein, dann tauchte ein blauer Pickup mit weiteren Leichen auf.

In der Nähe flehten Männer die Rettungskräfte an, ihnen beim Bergen der sterblichen Überreste ihrer getöteten Angehörigen zu helfen.

„In dem Gebäude liegen sieben Leichen.“
„Auf dem Platz liegt noch eine Leiche.“
„Auf einer Straße liegen mindestens 40 Leichen.“

Die Stadt Baniyas war im vergangenen Monat Schauplatz einiger der schwersten Gewalttaten in Syrien, als Tausende bewaffnete Männer die Mittelmeerküste des Landes stürmten und mehr als 1.600 Zivilisten töteten, hauptsächlich Angehörige der religiösen Minderheit der Alawiten.

Drei Tage lang gingen bewaffnete Männer von Haus zu Haus, richteten Zivilisten kurzerhand hin und eröffneten das Feuer auf der Straße, wie Dutzende Einwohner der New York Times berichteten.“ (61)

Allerdings versucht der Artikel, die Schuld von der Übergangsregierung auf „Unbekannte“ zu verschieben. „In das Chaos stürzten sich Tausende weiterer bewaffneter Männer, die andere Ziele verfolgten: Sie wollten die Alawiten in einer Reihe religiös motivierter Morde angreifen.“ (62) Weiter wird darüber berichtet, dass Reste der ehemaligen Regierungstruppen Anschläge gegen die HTS-Truppen durchgeführt hatten, und dass dies „Assad-Loyalisten“ gewesen seien. Was dann zu den Mordserien gegen Alawiten geführt habe.

Allerdings wird auch berichtet, dass offizielle Regierungskräfte wohl mit den Terrorbanden, welche die Verbrechen begingen kooperiert hatten. Jedenfalls konnte man eine Aussage doch so interpretieren:

„Etwa 20 Minuten nachdem die Regierungstruppen Sibas Haus verlassen hatten, sei einer der Soldaten mit einer anderen Gruppe bewaffneter Männer zurückgekehrt, sagte sie. Sie riefen nach Sibas Vater und Bruder und zerrten sie nach draußen. Siba folgte ihnen in ihren Garten. Die Bewaffneten schossen fünfmal auf ihren Bruder, so Siba und ihr 40-jähriger Ehemann Muhanad, der bei der Ankunft der Bewaffneten nicht zu Hause war, später aber Ahmads Leiche fand.“ (63)

Mit anderen Worten, es gab eine Abstimmung zwischen Regierungskräften und den Terrorbanden, was auch noch aus einem anderen Fallbeispiel hervorging. Viele der Terroristen sprachen nur gebrochen Arabisch und sollten möglicherweise aus Asien stammen.

Auch in der zweiten Hälfte des April befanden sich noch zwischen 9000 und 10000 Flüchtlinge auf die russische Luftwaffenbasis Hmeimim. Sie hatten dort Schutz vor den Massakern in den Dörfern der Alawiten Schutz gesucht. Auf der Basis war eine Umstrukturierung durchgeführt worden, um die Massen an Menschen beherbergen und versorgen zu können. Die Zukunft der Flüchtlinge war ungewiss. Angeblich sollten männliche Flüchtlinge zunehmend aus dem Lager zu den Resten der syrischen Armee gestoßen sein, um sich für die Massaker zu rächen.

Der Beweis der Kooperation mit Israel

In Syrien wurde in der zweiten Aprilhälfte Khaled Khaled, der Operationsleiter des Palästinensischen Islamischen Dschihad (PIJ) in Syrien, sowie mehrerer weiterer PIJ-Mitglieder verhaftet. Diese Verhaftung von wichtigen Personen in der palästinensischen Widerstandsbewegung zeigten die starke Zusammenarbeit zwischen den USA/Israel und der ehemaligen Terrororganisation HTS, welche nun in Syrien die Macht in der Hauptstadt ausübte.

Es war ein erneuter Beweis für die Zusammenarbeit der Terrorgruppen, welche die USA und auch Deutschland angeblich in Syrien bekämpft zu haben vorgaben, mit den USA. Und jeder der in Deutschland glaubte, dass palästinensische Freiheitskämpfer „Terroristen“ waren, und die neue Regierung aus „moderaten Rebellen“ bestand, sollte zum Nachdenken gekommen sein.

Wurde jetzt klar, warum die neuen Machthaber in Syrien tatenlos zusahen, sich kaum bemühten verbalen Widerstand zu leisten, als Israel die gesamte Militärinfrastruktur des Landes zerbombte und nebenbei zahlreiche Syrer tötete?

Libanon

Am 17. April erschien eine Dokumentation über die Zerstörung einer heiligen Stätte im Libanon im Oktober 2024. Journalisten besuchten das Dorf Mhaibib im Südlibanon, nachdem die Zionisten am 16. Oktober 2024 das gesamte Dorf gleichzeitig in die Luft gesprengt hatten, darunter auch das Grab des Propheten Benjamin (des zwölften Sohnes des Propheten Jakob und Stammvaters des zwölften Stammes). Der Bericht zeigte u.a. auch die Folgen von Angriffen Israels auf zivile Fahrzeuge und einen Drohnenangriff Israels auf einen Rollerfahrer.

Laith und Hadi diskutierten außerdem über die jüngsten Äußerungen und Handlungen des neuen libanesischen Präsidenten und Premierministers, darunter ihre Andeutungen zur Entwaffnung des Widerstands, sowie über einen Streit mit dem Irak nach abfälligen Äußerungen über die irakischen Volksmobilisierungseinheiten. Das Video zeigte eine „verbrannte Erde“, welche Israel hinterlassen hatte. (64)

Interessant auch, dass die libanesische Armee die von der Hisbollah im Süden des Landes beschlagnahmten Rüstung nicht behalten darf, soweit sie irgendeine Bedrohung für eine israelische Invasion darstellen könnte. Während Israel weiter den Libanon bombardierte.

Doch Israels Kernwaffeneinsatz?

Bereits in der Vergangenheit war immer mal wieder spekuliert worden, dass Israel insgeheim Kernwaffen in Syrien einsetzte, möglicherweise als Test vor dem Angriff auf den Iran. Am 15. April erschien nun in Al Mayadeen ein Artikel von Dr. Christopher Busby, in der die These aufgestellt wurde, dass auf Grund der von ihm vorgelegten Beweise, Israel im Jahr 2024 eine Uran-Bombe bei dem Angriff auf den Generalsekretär der Hisbollah, Sayyed Hassan Nasrallah, eingesetzt hatte. Verbliebene radioaktive Reste seien ein Langfristrisiko für die Bewohner der Region.

Dr. Busby ist nicht irgendwer, sondern ein anerkannter Wissenschaftler, Mitglied von verschiedenen wissenschaftlichen Organisationen, und Gremien, spezialisiert auf Uran-Fragen. Nach Vorlage und Erklärung der Beweise, schlussfolgert er:

„Erstens war die israelische Bombe, die Hassan Nasrallah tötete, eine Uranbombe. Zweitens gelangen die Partikel, die wir mit dem CR39 abgebildet haben, in die Luft, kontaminieren das Gebiet von Dahiye und werden sich mit dem Wind fortbewegen.

Und noch etwas: Dr. Jihad Abboud führte etwa zwölf Wochen nach der Explosion Gammastrahlungsmessungen am Ort durch. Er stellte fest, dass der Ort leicht (aber signifikant) radioaktiv war (300 vs. 100 nSv/h). 2006 stellte Prof. Ali Al Khobeisi, mit dem ich zusammenarbeitete, eine ähnliche zehnfach erhöhte Strahlung in der Nähe des Khiam-Kraters (65) fest, wo wir später angereichertes Uran fanden.

Wie geht es weiter? Die Rückstände dieser israelischen Bomben stellen ein Problem für die öffentliche Gesundheit dar. Da Uranpartikel wahllos wirken, ist der Einsatz von Uran ein Kriegsverbrechen. Die wissenschaftliche Suche nach der neuen Bombe mit angereichertem Uran geht jedoch weiter.“ (66)

Dass Israel keine Rücksicht auf irgendwelche Regeln des Völkerrechts oder der Menschenrechte nahm, war bekannt, deshalb dürfte nicht überraschen, wenn die These bestätigt wird und Israel tatsächlich bereits wiederholte Male einen Nuklearangriff durchgeführt hatte. Aber zu dem Zeitpunkt war unwahrscheinlich, dass die westlichen Länder in den nächsten Jahrzehnten bereit sein werden, das zuzugeben. Die Nachrichten würden unter dem Teppich landen (67), wie die von 2006, statt zu einer internationalen, neutralen Untersuchung zu führen.

Der kognitive Krieg gegen den Libanon

In The Cradle erschien am 22. April ein Artikel (68) über den Versuch, den Widerstandes in der libanesischen Öffentlichkeit durch Maximalisierung von Propaganda zu beeinflussen.

Der Autor begann damit zu beklagen, dass nach den Äußerungen von Hisbollah-Generalsekretär Naim Kassem am 18. April deutlich geworden war, dass vieles, was die libanesischen Medien dominierte, lediglich eine Projektion verlorener Hoffnungen war. Jahrelang hätten pro-westliche libanesische Politiker und Medieneliten die Unvermeidlichkeit der Entwaffnung des Widerstands und der Normalisierung Beiruts mit Israel propagiert. Qassems [Hisbollah Generalsekretär] Position, so der Autor war jedoch eindeutig: Der Widerstand würde nicht entwaffnet, und der Besatzungsstaat bleibe ein Feind.

„Seit dem Waffenstillstand vom November 2024 ist der Libanon einem koordinierten kognitiven Angriff ausgesetzt. Diese Kampagne – angeführt von politischen Eliten, Technokraten sowie in- und ausländischen Medien – stellt die Normalisierung mit Israel nicht als Verrat, sondern als pragmatisches nationales Interesse dar. Sie wird als rationaler Schritt, als wirtschaftliche Notwendigkeit und als Weg zur Stabilität präsentiert. Und wie jede wirksame psychologische Operation folgt sie einem Plan.

Ein NATO-Papier beschreibt kognitive Kriegsführung als etwas, das über „Gewinnen ohne Kämpfen“ hinausgeht. Sie verändert die Denkweise, die Wertvorstellungen und die Wahrnehmung der Realität in Gesellschaften. Ziel ist es, das logische Gerüst des kollektiven Bewusstseins zu zerstören und die moralischen Grenzen, die historisch die politische Identität geprägt haben, zu untergraben. Sind diese inneren Abwehrmechanismen erst einmal kompromittiert, wird die Durchsetzung einer außenpolitischen Agenda zu einer Frage des richtigen Zeitpunkts.“ (69)

Im Libanon, so der Artikel weiter, habe sich dieses Szenario in acht klar definierten Phasen manifestiert. Von der Neuformulierung von Narrativen über die Abschwächung psychologischer Widerstände bis hin zur moralischen Legitimierung der Besatzer – diese kognitive Kampagne versuchte, eine Normalisierung der Beziehungen zu Israel nicht nur akzeptabel, sondern unausweichlich erscheinen zu lassen, erklärt der Autor. Dann führte er aus, was Reframing, Repeting und Reprogramming bedeuteten, und wie es im Libanon eingesetzt wurde. Dieses Verfahren war auch in Deutschland zu genüge bekannt, als Begriffe in ihre Gegenteile verändert wurden und durch ständige Wiederholung zu einer Umprogrammierung der Wahrnehmungen führte.

Im Libanon habe diese Neuausrichtung auf emotionalen Signalen basiert: Hoffnung ersetzte Angst; Dialog ersetzte Abschreckung. Politiker, Journalisten und Ökonomen verstärkten diese Argumente und bestärkten die Illusion, Normalisierung biete Arbeitsplätze, Investitionen und Stabilität. Wiederholung war der Mechanismus. Je mehr Menschen davon hörten, desto akzeptabler wurde es.

„Die dritte Phase zielt auf die kollektive Identität ab. Basierend auf Gordon Allports ‚Intergruppen-Kontakt-Hypothese‘ (1954) ist die Idee einfach: Neutrale, unpolitische Begegnungen – akademische Konferenzen, Klima-Workshops, gemeinsame Hilfsprogramme – zwischen libanesischen und israelischen Fachleuten zu ermöglichen. Ein Gipfeltreffen zur Klimakrise im September 2024 in Larnaka, Zypern, brachte 250 Experten aus 22 Ländern zusammen, darunter dem Libanon und Israel. Diese Treffen sollen den Besatzern menschlicher erscheinen lassen und die libanesische Gruppenidentität von Widerstand zu Kooperation verschieben, ohne jemals eine politische Debatte zu führen. Dann kommt es zur Manipulation von Autorität und Gruppeneinfluss. Wenn aufrührerische Medienpersönlichkeiten wie Marcel Ghanem erklären, Opposition gegen Israel sei eine Randmeinung – ‚es gibt nur noch sehr wenige antiisraelische Menschen auf dem Planeten‘, behauptete er –, erzeugt dies die Illusion eines Konsenses.“ (70)

Schließlich ging der Artikel auf viele Einzelheiten ein, besprach Persönlichkeiten und ihre Aussagen, nur um festzustellen, dass Normalisierung Verrat war. Solange die Besatzung Palästinas durch Israel anhielt und der Völkermord nicht beendet wurde, wie konnte es da eine Normalisierung geben?

 Quellen und Anmerkungen

Der Autor twittert zu tagesaktuellen Themen unter: https://twitter.com/jochen_mitschka

[1] https://www.jewishnews.co.uk/more-damage-being-done-to-zionism-by-netanyahu-than-by-hamas-deputy-tells-bbc/

[2] Ebd.

[3] https://x.com/Glenn_Diesen/status/1913127492056977900

[4] https://www.middleeasteye.net/news/israel-ex-mossad-chief-says-netanyahu-government-worse-kkk

[5] https://www.bbc.com/news/articles/c5yrl891j23o

[6] https://der-politikchronist.blogspot.com/p/israel-palastina-karikaturen.html

[7] https://x.com/Mondoweiss/status/1913344603048018006

[8] https://x.com/timand2037/status/1913348850250842607

[9] https://x.com/NurderK/status/1913495352734253476

[10] https://www.icj-cij.org/sites/default/files/case-related/192/192-20250414-ord-01-00-en.pdf

[11] Ebd.

[12] https://www.hrw.org/news/2024/04/09/gaza-israels-imposed-starvation-deadly-children

[13] https://www.savethechildren.org/us/about-us/media-and-news/2024-press-releases/devastating-new-figures-reveal-gazas-child-hunger

[14] https://www.timesofisrael.com/liveblog_entry/katz-orders-idf-to-prepare-plan-enabling-gazans-to-leave-gaza-voluntarily/

[15] https://www.haaretz.com/opinion/editorial/2025-04-17/ty-article-opinion/israel-must-stop-starving-gaza/00000196-4521-d587-abb7-eda30b110000

[16] https://www.haaretz.com/middle-east-news/palestinians/2025-04-09/ty-article-magazine/.premium/the-gates-of-hell-are-open-malnutrition-illness-and-lack-of-drinking-water-plague-gaza/00000196-19d4-d710-a1bf-bbff20b20000

[17] Ebd.

[18] https://x.com/warfareanalysis/status/1912875370946109805

[19] https://www.haaretz.com/israel-news/2023-10-30/ty-article/.premium/israeli-govt-document-suggests-possible-relocation-of-gazans-to-northern-sinai/0000018b-7ff6-d1da-a1bb-7ffe83ed0000

[20] https://www.aljazeera.com/news/2025/3/14/us-and-israel-look-to-africa-for-resettling-palestinians-uprooted-from-gaza

[21] https://www.pbs.org/newshour/world/ap-report-u-s-and-israel-look-to-africa-for-permanent-relocation-of-palestinians-from-gaza

[22] https://www.reuters.com/world/middle-east/us-israel-look-africa-resettling-palestinians-uprooted-gaza-ap-reports-2025-03-14/

[23] https://www.timesofisrael.com/israel-in-talks-with-congo-and-other-countries-on-gaza-voluntary-migration-plan/

[24] https://x.com/RoyalIntel_/status/1913333728459493461

[25] https://www.ynetnews.com/magazine/article/bjrt11oshje

[26] https://www.theguardian.com/world/2025/apr/18/jerusalem-christians-easter-israeli-crackdown-church-holy-sepulchre

[27] https://x.com/Kahlissee/status/1913790038619328641

[28] https://www.malaymail.com/news/world/2025/04/20/israeli-forces-block-thousands-of-christians-from-holy-fire-ceremony-in-jerusalem-vatican-envoy-denied-entry/173774

[29] https://x.com/brucknerianer/status/1913296952755695983

[30] https://www.timesofisrael.com/netanyahu-claims-impossible-to-resume-gaza-war-if-deal-reached-to-free-all-hostages/

[31] Ebd.

[32] https://x.com/JacobMagid/status/1913985495052190184

[33] https://www.haaretz.com/israel-news/2025-04-21/ty-article/.premium/israeli-army-no-longer-designates-humanitarian-zones-in-gaza-since-fighting-resumed/00000196-5766-d9fc-adbf-5f6f355b0000

[34] https://www.haaretz.com/israel-news/2025-04-19/ty-article/.premium/at-least-50-palestinians-killed-in-israeli-strikes-in-gaza-medical-sources-say/00000196-4f7f-dd47-ad9f-cfffe1ee0000

[35] https://x.com/jochen_mitschka/status/1914676050690257115

[36] https://x.com/AJEnglish/status/1914629503189762516

[37] https://www.haaretz.com/opinion/2025-04-21/ty-article-opinion/.premium/netanyahus-trial-is-exposing-the-courts-inability-to-defend-israeli-democracy/00000196-5453-d056-a7f7-f65311a90000

[38] Ebd.

[39] https://ejmagnier.com/2025/04/22/netanyahu-at-war-with-israel-a-nation-in-moral-freefall-from-hostages-to-the-army-and-the-shabak/

[40] https://mailchi.mp/ad8748a64713/bip-aktuell-345-israel-fehlen-soldaten

[41] https://x.com/Ahmed_hassan_za/status/1912547247734092139

[42] https://x.com/detresfa_/status/1912972470044565922

[43] https://www.ft.com/content/628b404b-2a24-4853-8f3c-9caad408ef8f

[44] https://www.middleeasteye.net/live-blog/live-blog-update/huge-blaze-erupts-ras-isa-port-yemen-after-us-airstrike

[45] https://x.com/CENTCOM/status/1912937032059330962

[46] https://en.ypagency.net/354028

[47] https://x.com/SprinterObserve/status/1914217952120823884

[48] https://www.nytimes.com/2025/04/16/us/politics/trump-israel-iran-nuclear.html

[49] https://www.timesofisrael.com/liveblog_entry/netanyahu-says-iran-deal-will-only-work-if-nuclear-facilities-blown-up-otherwise-military-force-needed/

[50] https://www.nytimes.com/2025/04/16/us/politics/trump-israel-iran-nuclear.html

[51] https://www.euractiv.com/section/defence/news/nuclear-cloud-will-trigger-natos-article-5-us-warns-russia/

[52] Ebd.

[53] https://x.com/World_At_War_6/status/1912989195171401811

[54] https://t.co/wXzbzsFT8W

[55] https://youtu.be/5BX7OgmDsmA?si=ZNJeTxDPv0hEJjqG

[56] https://www.amnesty.org/en/latest/news/2025/04/syria-coastal-massacres-of-alawite-civilians-must-be-investigated-as-war-crimes/

[57] https://www.mei.edu/publications/security-alawite-regions-post-assad-syria

[58] https://aletihadpress.com/%D8%AA%D8%AD%D8%B1%D9%8A%D8%B1-%D8%A7%D9%84%D8%B4%D8%A7%D9%85-%D8%AA%D8%B5%D8%A7%D8%AF%D8%B1-%D8%A3%D9%85%D9%84%D8%A7%D9%83-%D8%A7%D9%84%D9%85%D8%AF%D9%86%D9%8A%D9%8A%D9%86-%D8%A7%D9%84%D9%85/

[59] https://www.almodon.com/arabworld/2020/4/26/%D8%A5%D8%AF%D9%84%D8%A8-%D9%84%D9%85-%D9%8A%D8%B9%D8%AF-%D9%84%D9%84%D9%85%D8%B3%D9%8A%D8%AD%D9%8A%D9%8A%D9%86-%D8%A3%D9%85%D9%84%D8%A7%D9%83

[60] https://x.com/timand2037/status/1913550239006658918 Original aus https://daraj.media/%d9%85%d9%86-%d9%8a%d8%ae%d8%b7%d9%81-%d8%b9%d9%84%d9%88%d9%8a%d8%a7%d8%aa-%d8%b3%d9%88%d8%b1%d9%8a%d8%a7%d8%aa-%d9%81%d9%8a-%d9%88%d8%b6%d8%ad-%d8%a7%d9%84%d9%86%d9%87%d8%a7%d8%b1%d8%9f/

[61] https://www.nytimes.com/2025/04/20/world/middleeast/syria-alawite-massacre.html

[62] Ebd.

[63] Ebd.

[64] https://youtu.be/XJNqevwOfA0?si=M9feb5mOQKryF4Hn 

[65] https://www.globalresearch.ca/traces-of-israeli-uranium-found-in-lebanon/4083

[66] https://english.almayadeen.net/articles/analysis/the-nature-of-the-new-israeli-uranium-bombs--evidence-from-b

[67] https://laka.org/info/publicaties/vu/2007-UNEP_eng.html

[68] https://thecradle.co/articles-id/30257

[69] Ebd.

[70] Ebd.

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Wir danken dem Autor für das Recht zur Veröffentlichung des Beitrags.

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Bildquelle: a katz / shutterstock


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