Indiens Rolle in der entstehenden Weltordnung | Von Jochen Mitschka

Ein Standpunkt von Jochen Mitschka.

Während sich Europa noch mit der Ukraine-Krise beschäftigt, ist die Kriegs-Karawane bereits auf dem Weg nach Taiwan. So Details wie Sprengung von Staudämmen sind nur noch gut für PR-Aktionen, um vom Offensichtlichen abzulenken. Um den Krieg gegen China vorzubereiten, schweißen die USA derzeit ein immer stärkeres Geflecht von militärischen Vasallenstaaten rund um China in Verteidigungsbündnisse um sicher zu gehen, dass sie zum richtigen Zeitpunkt korrekt agieren. Nach Japan, in dem ein NATO-Bündnisbüro die Verbindung herstellen soll, ist der nächste große Brocken, den sich die USA vorgenommen haben Indien. Indien soll zu einem Quasi-Mitglied, allerdings mit geänderten Bedingungen, der NATO werden. Damit würden zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen: Die NATO würde endlich „global“ gehen, und die USA könnten große Teile der geplanten Kriegslasten auf ihre „Partner“ verteilen. Es scheint aber, als ob Indien nicht mitspielen will. Lesen wir, was der russlandfreundliche Analyst Andrew Korybko dazu schreibt(1).

Indien und NATO+?

Es sei ein politisches Hirngespinst, sich vorzustellen, dass Indien jemals der “NATO-Plus” beitreten werde, meint er und schreibt, dass sich amerikanische Politiker immer noch schwer tun, Indiens große Strategie zu verstehen, die darauf abziele, sich als informelle Führungsmacht des globalen Südens zu positionieren, um die hart erarbeitete strategische Autonomie im neuen Kalten Krieg zu sichern. Um dieses Ziel zu erreichen, verfolge Indien eine pragmatische Politik der prinzipiellen Neutralität gegenüber dem Stellvertreterkrieg zwischen der NATO und Russland, während es gleichzeitig eine Mehrfachausrichtung zwischen den Hauptakteuren des globalen Systemwechsels vornehme.

Das “House Select Committee on the Chinese Communist Party” der USA habe Ende Mai einen Zehn-Punkte-Aktionsplan zur Unterstützung Taiwans veröffentlicht, der die Empfehlung enthielt, dass “die Vereinigten Staaten die NATO-Plus-Vereinbarung stärken und Indien einbeziehen sollten“. Dieser Rahmen, der im Text auch als “NATO+5” bezeichnet wird, umfasse gegenwärtig die bestehenden Mitglieder des antirussischen Blocks, Australien, Israel, Japan, Neuseeland und Südkorea. Abgesehen von Israel überschneide er sich mit dem, was als “AUKUS+” bezeichnet werden könne.

Diese beiden Strukturen, AUKUS+ und NATO+, seien im Wesentlichen ein und dasselbe. Sie sollen als ein einziges, von den USA geführtes Netzwerk zur gemeinsamen Eindämmung der chinesisch-russischen Entente fungieren. Und so sammeln die USA ihre Verbündeten im Vorfeld eines möglichen Krieges mit China, meint Korybko. Sie hofften, aus ihrem Scheitern, die russische Wirtschaft durch Sanktionen zum Einsturz zu bringen und international zu isolieren, zu lernen, um der Volksrepublik im unmittelbaren Vorfeld eines heißen Konflikts um Taiwan oder während eines solchen, mehr indirekten Schaden zufügen zu können als Russland.

Jedoch habe sich Indien stolz dem Druck der USA widersetzt, Russland fallen zu lassen, was Indien davor bewahrt habe, der größte Vasallenstaat des Westens aller Zeiten zu werden. Einige einflussreiche Politiker hätten schließlich erkannt, dass es sinnlos ist, wenn die USA an ihrem kontraproduktiven Ansatz festhalten, wie Ashley J. Tellis in seinem Beitrag für das offizielle Magazin des mächtigen Council on Foreign Affairs Anfang Mai eindrucksvoll dargelegt habe. Tellis habe vorgeschlagen, sich der Realität anzupassen, dass es klare Grenzen dafür gebe, wie weit Amerika Indien drängen kann, und schlug vor, das Land endlich als gleichwertig zu behandeln. Was aber in der US-Politik keine Berücksichtigung gefunden habe.

Dadurch werde bewiesen, so Korybko, dass Amerika an der politischen Fantasie festhalte, Indien als größten Vasallenstaat des Westens zu unterwerfen, obwohl es in den letzten 15 Monaten eine Fülle von Beweisen dafür gebe, dass Delhi sich diesem neokolonialen Status niemals beugen werde. Die Vorstellung, dass Indien an einer NATO-Partnerschaft nach japanischem Vorbild interessiert ist, sei absurd, da dies bedeuten würde, dass das Land seine pragmatische Politik der prinzipiellen Neutralität gegenüber dem Neuen Kalten Krieg aufgeben würde.

Russland wäre zu Recht besorgt über die künftige Verlässlichkeit Indiens als einer seiner wichtigsten strategischen Partner im multipolaren Szenario und dies würde die eurasische Großmacht wahrscheinlich dazu drängen, als Reaktion darauf Chinas Juniorpartner zu werden, um den Schlag Indiens Abtrünnigkeit abzufedern. Delhi habe bisher alles getan, um dies zu verhindern, weil es befürchte, dass dies Chinas Großmachtstreben auf Kosten der nationalen Sicherheitsinteressen Indiens beschleunigen könnte.

„Indiens meisterhaftes Multibündnis bis zu diesem Punkt wäre daher umsonst, wenn es eine NATO-Partnerschaft nach japanischem Vorbild eingeht, denn die Abfolge der Ereignisse, die eine solche Entscheidung auslösen könnte, birgt die Gefahr, dass sich dieses Worst-Case-Szenario zu einer sich selbst erfüllenden Prophezeiung entwickelt. Schlimmer noch, China könnte meinen, einen präventiven Großangriff gegen Indien starten zu müssen, bevor sich sein Nachbar vollständig in dieses von den USA geführte Eindämmungsnetz integriert und möglicherweise die Fähigkeit erlangt, selbst einen solchen Angriff gegen China zu starten.“

Dieses Zitat von Korybko stimmt übrigens mit einer Analyse von Richard Sakwa zur NATO-Osterweiterung überein. Auch dort wurde ein Sicherheitsdilemma erzeugt. Indem eine Partei sich versuchte noch stärker abzusichern, entstand für die gegnerische Partei eine Bedrohung, die zu Spannungen und schließlich zum Krieg in der Ukraine führte. Aber zurück zu Korybko.

Das chinesisch-indische Sicherheitsproblem könnte sich zum größten asiatischen Konflikt seit dem Zweiten Weltkrieg ausweiten, was den objektiven Interessen beider Großmächte schaden würde. Auch ohne ein solches Szenario sollte davon ausgegangen werden, dass die Beteiligung Indiens an der NATO+ von Russland als Signal der freiwilligen Unterwerfung unter das westliche Vasallentum interpretiert würde, was, wie gesagt, Moskau dazu veranlassen könnte, im Gegenzug Chinas Juniorpartner zu werden.

Ob friedlich oder kriegerisch, die Welt würde sich daher unweigerlich in einen chinesischen und einen US-geführten Block aufspalten, wobei Russland und Indien jeweils der Juniorpartner wären, meint Korybko. Der geplante Aufstieg Indiens zu einer weltweit bedeutenden Großmacht, die andere Entwicklungsländer informell anführt, um ein Gleichgewicht zwischen der Goldenen Milliarde des von den USA geführten Westens und der chinesisch-russischen Entente zu schaffen, wäre damit sofort beendet. Die einzigen wirklich souveränen Staaten, die übrig blieben, wären China und die USA. Und das werde Indien nicht wirklich wünschen.

Und deshalb, so Korybko, sei es sehr unwahrscheinlich, dass sich Indien auf eine Mitgliedschaft in der NATO+ einlassen werde.

Russland – Iran – Indien

Auch Pepe Escobar hat am 23. Mai(2) etwas zur Rolle Indiens in seiner Beziehung zu Russland geschrieben, wobei auch der Iran eine Rolle spielt. In einem Artikel, mit Karten(2) gut illustriert, schreibt er, dass das Hiroshima-Kommuniqué der G7 keinen Zweifel daran aufkommen lasse, worum es gehe.

Der Schauplatz: eine Stadt in der Neokolonie Japan, die vor 78 Jahren von den Vereinigten Staaten atomar bombardiert wurde, wofür sich die Führer der USA nie entschuldigten.

Die Botschaft: Die G7, (+2 nicht gewählte Eurokraten), erkläre den BRICS+, die bereits 25 Länder auf ihrer Warteliste haben sollen, einen hybriden und anderen Krieg.

Das wichtigste strategische Ziel der G7 sei die Niederlage Russlands, gefolgt von der Unterwerfung Chinas. Für die G7/G9 seien diese – realen – Mächte die wichtigsten “globalen Bedrohungen” für “Freiheit und Demokratie“. Die Konsequenz daraus sei, dass der Globale Süden sich anpassen müsse – oder sonst… Man sehe eine Neuauflage des “Entweder sind Sie für uns oder gegen uns” aus den frühen 2000er Jahren.

Allerdings seien in der Welt der produktiven Volkswirtschaften die Karawanen der Neuen Seidenstraße weitergezogen. Die wichtigsten Neuen Seidenstraßen der aufkommenden Multipolarität seien Chinas ehrgeizige, mehrere Billionen Dollar schwere Belt and Road Initiative (BRI) und der Internationale Nord-Süd-Transportkorridor (INSTC) zwischen Russland, Iran und Indien. Sie hätten sich parallel zueinander entwickelt und könnten sich manchmal überschneiden. Klar sei, dass die G7/G9 alles tun werden, um sie zu untergraben.

Dann beschreibt der Autor Details einer neuen Eisenbahnstrecke vom Iran bis Russland.(9) Die sei die Verbindung von Irans “Look East” mit Russlands “Pivot to the East“. Beides sei jetzt offizielle Politik. Rasht liegt in der Nähe des Kaspischen Meeres, Astara an der Grenze zu Aserbaidschan. Ihre Verbindung sei Teil eines Abkommens zwischen Russland, Iran und Aserbaidschan über den Eisenbahn- und Güterverkehr, das den INSTC zu einem wichtigen Verbindungskorridor zwischen Südasien und Nordeuropa mache.

Der multimodale INSTC verlaufe über drei Hauptrouten: die westliche Route verbindet Russland-Aserbaidschan-Iran-Indien, die mittlere oder transkaspische Route verbindet Russland-Iran-Indien und die östliche Route verbindet Russland-Zentralasien-Iran-Indien. Auf der östlichen Route liegt der strategisch äußerst wichtige Hafen von Chabahar im Südosten Irans, in der unbeständigen Provinz Sistan-Balochistan. Dies ist der einzige iranische Hafen mit direktem Zugang zum Indischen Ozean.

Im Jahr 2016, so Escobar weiter, unterzeichneten der Iran, Indien und das immer noch von den USA besetzte Afghanistan ein dreiseitiges Abkommen, in dem Chabahar wie durch ein Wunder den einseitigen US-Sanktionen “mit maximalem Druck” entging. Dies sei ein wichtiger Schritt gewesen, um Chabahar als privilegiertes Tor für indische Produkte nach Afghanistan und weiter in Richtung Zentralasien zu etablieren.

Russland, Iran und Indien hätten im Mai 2022 ein offizielles INSTC-Abkommen unterzeichnet, führt der Artikel weiter aus, das ein multimodales Netzwerk – Schiff, Schiene, Straße – vorsieht, welches über die oben genannten drei Achsen verläuft: Westlich, mittel oder transkaspisch und östlich. Der russische Hafen von Astrachan am Kaspischen Meer sei für alle drei Achsen von entscheidender Bedeutung.

Die Ostroute verbinde Ost- und Zentralrussland über Kasachstan und Turkmenistan mit dem südlichen Teil Irans sowie mit Indien und den arabischen Ländern am Südrand des Persischen Golfs. Dutzende von Zügen würden bereits auf dem Landweg von Russland über Turkmenistan und den Iran nach Indien verkehren.

Das Problem sei, so der Autor, dass Neu-Delhi in den letzten Jahren aus mehreren komplexen Gründen die Entwicklung verschlafen habe. Das habe dazu geführt, dass Teheran ein viel größeres Interesse an der Beteiligung Russlands und Chinas an der Entwicklung zweier strategisch wichtiger Häfen in der Chabahar Free Trade Industrial Zone hat: Shahid Beheshti und Shahid Zalantari.

Der Iran habe viel investiert, um Chabahar zu einem unumgänglichen regionalen Transitknotenpunkt zu machen. Indien betrachtete Chabahar von Anfang an als einen wichtigen Bestandteil seiner Strategie der “Diamantenkette“, mit der es die chinesische “Perlenkette” konterkariere, die Häfen, die durch die Belt and Road-Initiative (BRI), also die neue Seidenstraße, über den Indischen Ozean verbinde. Chabahar bilde auch den Gegenpol zum pakistanischen Hafen Gwadar im Arabischen Meer, dem Juwel des chinesisch-pakistanischen Wirtschaftskorridors (CPEC).Der Artikel erläutert dann weiter die Sicht und die Aktionen des Irans, zur Realisierung.(7)

Aber wieder einmal sei die Sache ins Stocken geraten, weil Indien nicht die erwarteten finanziellen Vorkehrungen getroffen habe. Das führte zu einigen Bedenken in Teheran – insbesondere angesichts der massiven chinesischen Investitionen in Gwadar.

Kein Wunder also, dass sich der Iran entschlossen habe, China als Großinvestor zu gewinnen, was Teil der sich immer weiter ausbreitenden strategischen Partnerschaft geworden sei. Es könnte also sein, dass Chabahar zusätzlich zu seiner Hauptrolle in der INSTC auch Teil von Chinas BRI wird.

Dann erläutert der Autor, wie Russland mit Rabatten zur Realisierung der Handelsrouten beitrage, und welche Interessen das Land antreiben.(8)

Für Russland sei vor allem wichtig, dass Chabahar bei voller Auslastung die Kosten für den Transport von Waren aus Indien um 20 Prozent senke. Die Iraner hätten das Spiel durchschaut und begonnen, die Freihandels- und Industriezone Chabahar massiv zu fördern, um russische Investitionen anzuziehen. Und das habe zu dem Rasht-Astara-Abkommen geführt.

Der Autor erklärt dann die konkurrierende Rolle der chinesischen BRI, oder dem „Mittleren Korridor“.(4)

Auch die Türkei, deren langjähriger Präsident Erdoğan vor kurzem wiedergewählt wurde, habe ihren Beitrag geleistet.(5) Parallel dazu investierte China in den Bau einer Eisenbahnlinie von Kars nach Edirne auf der europäischen Seite des Bosporus, während die Türkei den Hafen von Mersin für 3,8 Milliarden Dollar und den Hafen von Izmir für 1,2 Milliarden Dollar ausbaute. Peking gehe davon aus, dass dieser Korridor bis 2034 das Kernstück der so genannten Eisernen Seidenstraße sein wird.

Dann kommt der Autor zu der westlichen Konkurrenz und erklärt, wie dort versucht wird, die beiden Handelsrouten auszuhebeln.(6)

Escobar schließt mit den Worten: „Schnallen Sie sich an: Ein geoökonomisches New Great Game mit dem INTSC im Mittelpunkt steht unmittelbar bevor.“ Aber, das muss man einschränkend sagen, er hatte das schon in der Vergangenheit so gesagt.

Indiens globale Strategie

Dass die Politik Indiens ungebrochen einem Masterplan folgt, und mit diesem vollkommen in Einklang steht, bekräftigt Andrew Korybko in einem anderen Beitrag.

Die Journalistin „für globale Angelegenheiten“ Emily Tamkin habe letzte Woche in Foreign Policy einen Artikel über “Indien steckt in einer neuen Weltunordnung fest” veröffentlicht. Der Untertitel informiere die Leser darüber, dass “Neu-Delhi sowohl mit Moskau als auch mit Washington befreundet sein möchte, aber der Krieg in der Ukraine hat die Widersprüche in seiner globalen Vision unterstrichen.” Dementsprechend habe Tamkin versucht, die angebliche Heuchelei der indischen Blockadepolitik zu entlarven, aber keine ihrer Behauptungen sei stichhaltig.

In den einleitenden Absätzen werde Indiens strategische Partnerschaft mit Russland als angebliche Diskreditierung des Versprechens von Premierminister Modi auf dem G7-Gipfel dargestellt: “Ich werde alles tun, was wir können, um den Krieg zu beenden.” Nach Tamkins Ansicht könne der Konflikt nur mit einer totalen Niederlage Russlands enden, wozu Indien ihrer Meinung nach beitragen könne, indem es sich der Sanktionskampagne des Westens anschließt. Hätte es dies jedoch getan, hätte es sich kopfüber in die Nahrungsmittel- und Treibstoffkrisen stürzen können, von denen der globale Süden betroffen ist.

Uorhersehbaren Unruhen im größten Land der Welt hätten Indien destabilisieren können, was kein verantwortungsbewusstes Mitglied der internationalen Gemeinschaft wünschen sollte. Dieses düstere Szenario sei durch Indiens pragmatische Politik der prinzipiellen Neutralität gegenüber dem Stellvertreterkrieg zwischen der NATO und Russland und dem breiteren Neuen Kalten Krieg, in dem er ausgetragen wird, abgewendet worden. Das ermögliche es dem Land, angesichts dieser Krisen innenpolitische Stabilität zu gewährleisten und gleichzeitig enge Beziehungen zu allen wichtigen Akteuren des globalen Systemwechsels aufrechtzuerhalten.

Wenn man den derzeitigen Regierungen der USA und Russlands zuhöre, sei die Welt derzeit in einen ideologischen Kampf verwickelt, behaupte Tamkin weiter. Ihrer Einschätzung nach befürworte die eine Seite eine pro-demokratische, auf Regeln basierende Ordnung, während die zweite eine antidemokratische, multipolare Ordnung befürworte. Anschließend zitiere sie verschiedene Experten, die Indiens Platz zwischen den “beiden Enden eines Spektrums zur Demokratie” sehen, das von den USA und Russland “geteilt” werde.

Das Problem sei, dass die vorangegangene Einschätzung der Herangehensweise der einzelnen Länder an den globalen Systemwandel ungenau ist. Der Ansatz der USA sei von Natur aus antidemokratisch, da dieser im Niedergang begriffene unipolare Hegemon andere Länder unter Druck setze, seinen liberal-globalistischen Forderungen nachzukommen, selbst wenn dies auf Kosten deren objektiven nationalen Interessen gehe. Im Gegensatz dazu sei die russische von Natur aus demokratisch, da sie das Recht jedes Landes respektiere, seine internen und internationalen Angelegenheiten nach eigenem Gutdünken zu regeln.

Es sei klar, dass Indien mit Russland auf einer Linie liege, genau wie der Rest des globalen Südens, obwohl das nicht bedeute, dass Indien antiwestlich ist. Es kooperiere pragmatisch mit diesem de facto aus dem Neuen Kalten Krieg hervorgegangenen Block, um gemeinsame wirtschaftliche, sicherheitspolitische und technologische Interessen zu verfolgen, aber Indien werde sich niemals zum größten Vasallen des Westens machen, wie es die herrschenden Liberal-Globalisten wollen.

Umgekehrt bedeute die enge Zusammenarbeit mit Russland auch nicht, dass Indien pro-chinesisch sei. Im Gegensatz zu der Behauptung, die Tamkin am Ende ihres Artikels aufstellte, als sie schrieb, dass

“der Krieg Russland abhängiger von China gemacht hat und es somit weniger in der Lage ist, China oder die Vereinigten Staaten herauszufordern”,

habe Moskau gerade deshalb eine unverhältnismäßige Abhängigkeit von Peking erfolgreich abgewendet, weil sich die russisch-indische strategische Partnerschaft in den letzten 15 Monaten in beispielloser Weise gefestigt habe.

Die Weltordnung, die Indien anstrebe, sei eine wirklich multipolare Ordnung, in der es keine Supermächte mehr gibt. Aufstrebende und absteigende Supermächte wie China und die USA würden stattdessen die beiden führenden Großmächte werden, nachdem sie mit dem Aufstieg des globalen Südens ihr hegemoniales Potenzial verloren haben. Der Übergang zur komplexen Multipolarität (“Multiplexität“) sei eine tri-multipolare Ordnung, in der die von den USA geführte Goldene Milliarde des Westens, die chinesisch-russische Entente und der informell von Indien geführte Globale Süden die Hauptakteure sind.

Nun muss man einwerfen, dass dies der Plan ist, aber natürlich könnten in einem neuen globalen Krieg die Länder des Globalen Südens gezwungen sein, doch eine Seite zu wählen, einfach um zu überleben. Und welche Seite dass dann in vielen Fällen sein wird, ist noch vollkommen unklar.

Aber weiter im Artikel. Obwohl China und Russland eine Entente bilden, sei keiner von beiden ein militärischer Verbündeter des anderen. Ihre Zusammenarbeit ziele darauf ab, den Niedergang der amerikanischen Hegemonie zu beschleunigen, aber sie richte sich nicht gegen Dritte wie die EU oder Indien. Darüber hinaus stehen China und Russland im Kaschmirkonflikt und in der Territorialfrage im Südchinesischen Meer auf entgegengesetzten Seiten, aber ihre Führungen seien reif genug, diese Differenzen nicht als Hindernis für ihre für beide Seiten vorteilhafte Zusammenarbeit anzusehen.

Die beispiellose Stärkung der russisch-indischen strategischen Partnerschaft in den letzten 15 Monaten habe dafür gesorgt, dass Moskau nicht zum “Juniorpartner” Pekings wird, während Indiens Beziehungen zum Westen darauf abzielten, China in Schach zu halten, damit sein Aufstieg nicht zu einer Unipolarität in Asien führt. Auf bilateraler Ebene befinde sich der chinesisch-indische Grenzkonflikt nach wie vor in einer Sackgasse, werde aber von beiden Seiten verantwortungsbewusst geführt, um die Spannungen abzukühlen und zu verhindern, dass sich andere in den Konflikt einmischen, um sie zu spalten und zu beherrschen.

Dieser meisterhafte Balanceakt werde von Außenminister Dr. Subrahmanyam Jaishankar überwacht, den der geostrategische Guru Henry Kissinger in seinem jüngsten Interview mit The Economist als “den praktizierenden politischen Führer, der meinen Ansichten recht nahe kommt“, lobte.

Dann kommt Korybko auf den Tamkin-Artikel zurück. In Wirklichkeit gebe es keine Widersprüche in der globalen Vision Indiens, denn alles, was es in den letzten 15 Monaten getan habe, stehe in vollem Einklang mit seiner multipolaren großen Strategie. Diejenigen wie Tamkin, die dies immer noch nicht anerkennen würde, hätten nach Ansicht des Autors die Absicht, die Wahrnehmung von Indiens neu gefundener Rolle in der Welt zu manipulieren.

Fazit

Russlands und Indiens Rolle in der neuen multipolaren Welt sind die Versicherung dafür, dass sich China, sollte es jemals Gelüste verspüren, die neue multipolare Welt zu einem imperialen Block zu verändern, in die Schranken verwiesen wird. Nicht, dass dies derzeit in Aussicht ist. Aber China hat bewiesen, dass es auch ohne ein Mehrparteiensystem in der Lage war, drastische Politikveränderungen vorzunehmen, die so dramatisch sind, wie man sie in „demokratischen Mehrparteiensystem“ noch nicht gesehen hat.

Wer die indische Begründung hören möchte, warum Indien keiner militärischen Allianz, also auch nicht NATO+ beitreten wird, kann das im Anhang (10) lesen.

Quellen und Hinweise:

 

Der Autor twittert zu aktuellen Themen unter https://twitter.com/jochen_mitschka

(1) https://korybko.substack.com/p/its-a-political-fantasy-to-imagine

(2) https://thecradle.co/article-view/25155/the-inside-story-of-russia-iran-india-connectivity

(3) https://korybko.substack.com/p/korybko-to-emily-tamkin-there-are

(4) Chinas BRI spielt seinerseits ein paralleles Spiel. Peking investiere massiv in die Ost-West-Transitroute – auch bekannt als Mittlerer Korridor.Dieser BRI-Korridor führt von Xinjiang nach Kasachstan, Kirgisistan, Usbekistan und Turkmenistan und dann über das Kaspische Meer nach Aserbaidschan, Georgien, in die Türkei und weiter nach Osteuropa – insgesamt 7.000 km mit einer Frachtreise von maximal 15 Tagen.

Der Schwerpunkt der BRI liegt auf mehreren Korridoren von Ost nach West, um möglichen neuen, vom Westen diktierten Unterbrechungen der Lieferketten entgegenzuwirken. Der Transit zwischen China und Zentralasien nach Europa unter Umgehung Russlands und des Irans ist eine der wichtigsten Optionen. Der BRI-Korridor durch Russland ist wegen des Stellvertreterkriegs der NATO in der Ukraine vorerst auf Eis gelegt. Und die Chinesen testen alle Optionen, um die maritime Seidenstraße über Malakka zu umgehen.

(5) Die 2018 eröffnete Baku-Tblisi-Kars-Eisenbahnlinie war ein wichtiger Bestandteil von Ankaras Masterplan, sich als unumgängliche Drehscheibe für den Containerverkehr zwischen China und Europa zu etablieren.

(6) Ein zertifiziertes Hindernis für den INSTC sei die Konkurrenz durch den so genannten Zangezur-Korridor, der von Aserbaidschan über Armenien in die Türkei führe. Dieser Korridor werde in Wirklichkeit von der EU und der britischen Oligarchie privilegiert und sei während des Waffenstillstands in Berg-Karabach 2020 ans Licht gekommen.

London sehe in Baku einen privilegierten Partner und sei bestrebt, Eriwan Bedingungen zu diktieren: so schnell wie möglich eine Art Friedensvertrag zu akzeptieren und auf jegliche Angriffe auf Karabach zu verzichten.

Der Zangezur-Korridor wäre das wichtigste geopolitische und geoökonomische Projekt des Westens, das die logistischen Knotenpunkte der EU mit Transkaukasien und Zentralasien verbindet. Was, so fragt Escobar, passiere, wenn Armenien unter den Bus geworfen wird? Schließlich sei Armenien Mitglied der von Russland geführten Eurasischen Wirtschaftsunion (EAEU), die der Westen unbedingt untergraben wolle.

(7) Aus Sicht Teherans müsse das östliche Eisenbahnnetz – 628 km Gleise von Chabahar nach Zahedan – schnell fertiggestellt werden. Im Optimalfall könnte diese Strecke bis März 2024 als Teil der Eisenbahnachse Mashhad-Sharkhs fertiggestellt werden, die den Südosten des Irans mit seinem Nordosten an der Grenze zu Turkmenistan verbindet.

Derzeit werde die INSTC-Fracht vom iranischen Hafen Bandar Abbas in der Straße von Hormuz – 680 km von Chabahar entfernt – nach Südasien befördert. In der Praxis werde Chabahar den Transit von Indien nach Afghanistan, Zentralasien und Südrussland kürzer, billiger und schneller machen.

(8) Russland seinerseits sehe sich derzeit mit der Pattsituation in der Ukraine, einer unerbittlichen westlichen Sanktionshysterie und ernsthaften Handelsbeschränkungen für Osteuropa konfrontiert. Und das alles, während Moskau seinen Handel mit Neu-Delhi konsequent ausbaue. Kein Wunder also, dass Moskau dem INSTC jetzt viel mehr Aufmerksamkeit schenke. Im vergangenen Dezember sei ein wichtiges Abkommen zwischen der Russischen Eisenbahn und den nationalen Unternehmen Kasachstans, Turkmenistans und des Irans geschlossen worden, und die Russen hätten einen 20-prozentigen Preisnachlass für Import-Export-Container angeboten, die die russisch-kasachische Grenze passieren.

(9) „Das jüngste 1,6-Milliarden-Dollar-Abkommen zwischen dem Iran und Russland über den Bau der 162 km langen Rasht-Astara-Eisenbahnstrecke ist ein entscheidender Schritt für die INSTC. Der iranische Minister für Straßenbau und Stadtentwicklung, Mehrdad Bazpash, und der russische Verkehrsminister, Wiali Saweljew, unterzeichneten das Abkommen in Teheran im Beisein des iranischen Präsidenten Ebrahim Raisi und des russischen Präsidenten Wladimir Putin, der per Videokonferenz zugeschaltet war.“(2)

(10) „Indien agiert blockübergreifend, ist aber nicht verbündet.“ Korybko erklärt, was Indien auf der Sicherheitskonferenz in Singapur klar habe werden lassen.

Der stellvertretende nationale Sicherheitsberater Indiens, Vikram Misri, habe am Wochenende während des Shangri-La-Dialogs in Singapur betont, dass die Politik der Blockfreiheit seines Landes nicht bedeute, dass es der Verbündete von irgendjemandem sei. In seinen Worten: “Indien glaubt nicht an die Partnerschaft in militärischen Bündnissen. Wir sind jedoch für viele Länder ein Partner, auch im militärischen und verteidigungspolitischen Bereich. Allianzen sind sehr unterschiedliche Anspielungen darauf und (haben) eine sehr unterschiedliche Interpretation. Wir sind nicht Teil eines Militärbündnisses“.

Dies sei eine wichtige Klarstellung, da viele in der Alt-Media-Community (AMC) den falschen Eindruck haben, dass Indiens Mitgliedschaft in der Quad (https://de.wikipedia.org/wiki/Quadrilateral_Security_Dialogue)  es zu Amerikas militärischem Verbündeten gegen China mache, obwohl es eine Fülle von Beweisen dafür gebe, dass es seine hart erarbeitete strategische Autonomie im Neuen Kalten Krieg bewahrt habe. So habe sich Delhi stolz dem Druck Washingtons widersetzt, sich von Moskau zu distanzieren, ganz zu schweigen davon, in der UN-Generalversammlung gegen seinen strategischen Partner zu stimmen oder Sanktionen zu verhängen.

Auch wenn die anhaltende Pattsituation zwischen China und Indien in Bezug auf den Grenzstreit und die daraus resultierenden bilateralen Spannungen nicht zu leugnen seien, wäre es absurd, an die vorstehende Verschwörungstheorie zu glauben, denn sie implizierte, dass der Stellvertreterkrieg zwischen der NATO und Russland in der Ukraine nur Theater ist.

Darüber hinaus müssten diejenigen, die diese verdrehte Interpretation der Rivalität zwischen den beiden asiatischen Großmächten vertreten, auch glauben, dass China seine eigene große Strategie sabotiert, indem es in den BRICS und der SCO bleibe, obwohl Indien sie angeblich auf Geheiß der USA bei jedem Schritt untergrabe. Keine der beiden ergänzenden Verschwörungstheorien halte einer Überprüfung stand, so dass die Hauptverschwörungstheorie, wonach Indien der militärische Verbündete der USA gegen China sei, unglaubwürdig werde.

In Wirklichkeit seien die Spannungen zwischen China und Indien rein bilateraler Natur, und obwohl sie ihren Ursprung in der Ära des britischen Kolonialismus haben, der für den jahrzehntelangen Grenzstreit verantwortlich sei, habe sich die Art ihrer Rivalität im Laufe der Jahre weiterentwickelt und sei in einen scheinbar selbsttragenden Zyklus ohne Einmischung Dritter übergegangen. Zwar versuchten die USA aktiv, sich in die Spannungen einzumischen, um sie zu verschärfen und einen groß angelegten Krieg zu provozieren, um Indien und China zu teilen und zu beherrschen, doch hätten sich beide Seiten bisher dagegen gewehrt.

Was die meisten in der AMC nur schwer akzeptieren können, sei, dass Multipolarität keine geopolitische Utopie bedeute, in der die Probleme zwischen allen nicht-westlichen Ländern sofort verschwinden, weil sie ein gemeinsames Interesse daran haben, das US-zentrierte unipolare System zu überwinden. China und Indien haben die gleichen Ziele, nämlich die Beschleunigung der finanziellen Multipolaritätsprozesse durch die BRICS und die Bekämpfung von Terrorismus, Separatismus und Extremismus durch die SOZ, aber diese Zusammenarbeit habe nicht dazu geführt, dass sie ihren Grenzstreit gelöst haben.

Ebenso hätten die meisten, die sich auf die Mainstream-Medien (MSM) verlassen, um sich über globale Angelegenheiten zu informieren, den falschen Eindruck gewonnen, dass Streitigkeiten innerhalb der NATO, wie die zwischen den USA und Ungarn und der Türkei wegen Russland, das Ergebnis der Einmischung Moskaus sind. Wer dieser Verschwörungstheorie anhänge, muss auch glauben, dass der Kreml Budapest angewiesen habe, ihn zu sanktionieren, und Ankara, Kiew tödliche Drohnen zu verkaufen, was ebenso absurd ist wie diejenigen in der AMC, die glauben, Russland stecke mit den USA unter einer Decke, um China über Indien einzudämmen.

Die Anhänger beider Medienlager weigern sich im Allgemeinen, die Souveränität anderer Länder anzuerkennen, weshalb sie bei jeder Meinungsverschiedenheit innerhalb der NATO oder im Nicht-Westen reflexartig spekulieren, dass eine der beiden Parteien eine Marionette der rivalisierenden Gruppe ist, der es an jeglicher unabhängiger Handlungsfähigkeit fehle, meint Korybko. Die Anerkennung des Rechts, andere Ansichten als die des Partners zu vertreten, erschüttere schließlich die Darstellung beider Seiten, dass die von ihnen bevorzugte Weltordnung angeblich eine geopolitische Utopie ohne interne Streitigkeiten sei.

„Um auf das Thema dieser Analyse zurückzukommen: Das Ergebnis ist, dass sich viele in der AMC weigern, das falsche Dogma in Frage zu stellen, dass Indien der militärische Verbündete der USA gegen China sei, obwohl es sich stolz weigerte, Russland zu sanktionieren, und zudem von demselben Land, das einer der engsten Partner Chinas ist, bis an die Zähne bewaffnet wird. Alle Hauptakteure des globalen Systemwechsels richten sich auf ihre eigene Weise aktiv aneinander aus, doch die AMC und die Medien haben ein ureigenes Interesse daran, alles als Schwarz-Weiß-Darstellung zu vereinfachen.“

https://korybko.substack.com/p/india-is-multi-aligned-but-non-allied

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Dank an den Autor für das Recht zur Veröffentlichung des Beitrags.

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Bildquelle: Tomas Ragina / shutterstock

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Kommentare (12)

12 Kommentare zu: “Indiens Rolle in der entstehenden Weltordnung | Von Jochen Mitschka

  1. Andreas I. sagt:

    Hallo,
    erstens; Indien war britische Kolonie und der Widerstand dagegen – Mahatma Gandhi – hat sozusagen das moderne Indien überhaupt erst geformt.
    Zweitens ist Indien einerseits modern und andererseits ist dort eine spirituell-geistige Kultur lebendig, die tausende Jahre alt ist.

    Nimmt man beides zusammen, ist es absolut abwegig, dass Indien erstens wieder Kolonie werden will und zweitens sich einer "Kultur" wie diesen nordamerikanischen Greenhorns unterwirft, sorry aber min. 2000 Jahre Geschichte gegen max. 300 Jahre Geschichte?!
    Die spinnen die Römer!
    (die heutigen "Römer" in den USA-Strukturen)

  2. Zusatz: "Indien widersteht erfolgreich westlichem Druck, Zelenskyj zum G20-Gipfel im September einzuladen".
    https://korybko.substack.com/p/india-successfully-withstood-western

    Dass in Indien die politischen Akteure versuchen, wie überall auf der Welt, neue technische Möglichkeiten zu nutzen, um die Kontrolle über die Massen zu verbessern, ist nichts Besonderes. Entscheiden für Deutschland ist die Rolle Indiens in der neuen Weltordnung. D.h. hilft Indien den US-Imperialismus zu überwinden und einen, wie auch immer gearteten chinesischen zukünftigen Imperialismus zu verhindern, oder lässt er sich zum US-Vasallen machen.

  3. _Box sagt:

    Indiens Rolle im Zusammenspiel diverser Bougeoisien im biopolitischen Totalitarismus:

    Eine biometrische Datenbank für eine Milliarde Menschen

    Bill Gates sieht sich mit seiner Stiftung in Indien als eine Neben- oder Überregierung. Das machte er im Dezember 2015 auf dem Financial Inclusion Forum in Washington mehr als deutlich:

    »Es ist eine wundervolle Sache, in ein Land zu gehen und ein breites Identifizierungssystem aufzubauen. Indien ist ein interessantes Beispiel. Dort wird das Aadhaar-System, eine zwölfstellige Identifikationsnummer, die mit biometrischen Merkmalen unterlegt ist, gerade im ganzen Land allgegenwärtig. Wir haben vor, diese ID zu nutzen, dass, wenn sie irgendeine öffentliche Dienstleistung haben wollen, sagen wir, Sie gehen in eine Arztpraxis, wir in der Lage sein werden, diese ID zu nutzen, um sehr schnell ihre Gesundheitsdaten aufzurufen. Wenn sie von einem Teil des Landes in eienn anderen umziehen, werden sie verfolgt [tracked] und bedient.«

    Was in Amerika und Europa den Bürgern aus gutem Grund nicht zuzumuten ist, lässt sich im gigantischen Freiluftlabor Indien ohne Weiteres durchsetzen und erproben. Die indische Regierung hat inzwischen nach eigenen Angaben bereits über eine Milliarde Einwohner des Landes in der zentralen biometrischen Allzweck-Datenbank namens Aadhaar erfasst. Jeder Bürger bekommt eine mit seinen biometrischen Merkmalen verknüpfte Aadhaar-Nummer.
    Architekt des Mega-Projekts war Nandan Nilekani. Der Gründer und Aufsichtsratsvorsitzende von Infosys, Indiens zweitgrößtem IT-Unternehmen, wurde zum ersten Leiter der zuständigen Behörde Unique Identification Authority of India (UIDAI) berufen. Auch die Interessenvertretung der indischen IT-Branche, die National Association of software und Service Companies, hat er gegründet. In den beiden Jahren, bevor er Chef von UIDAI wurde, war Nikelani Mitglied des Stiftungsrats des Weltwirtschaftsforums. In Sachen Philanthropie arbeitet er in verschiedenen Projekten eng mit Bill Gates und seiner Stiftung zusammen. Die biometrische Datenbank aller Inder ist also das Kind eines Vertreters der Branche, die am meisten in Form von Aufträgen und Daten davon profitiert, und eines Interessenvertreters der großen multinationalen Konzerne, die sich mit Nachdruck soche Datenbanken von den Regierungen gewünscht haben.
    Laut Nikelani geht es auch bei Aadhaar um finanzielle Inklusion. »Der Gedanke ist, inklusiv zu sein. Die Oberklasse und die Mittelklasse haben Identitätsnachweise, aber die Amren haben keinen«, begründet er das Projekt 2009. Er erklärt nicht, warum man dafür über einer Milliarde Indern, die zumeist schon eine »Identität« haben, einen biometrischen Identitätsnachweis aufzwingen muss, ohne den sie dann keine staatliche Leistung mehr empfangen, keien Steuern zahlen, keinen Telefonvertrag abschließen und keine Banktransaktion mehr vornehmen können.
    (Norbert Häring, Schönes neues Geld-PayPal, WeChat, Amazon Go uns droht eine totalitäre Weltwährung S.87/88)

    Aufstände in Indien, Chile und Frankreich

    Wir haben bereits gesehen, dass die schnell wachsende Weltbevölkerung in den Jahren nach dem Finanzkollaps von 2008, genau wie am Vorabend der beiden Weltkriege, unruhig wurde, und zwar in einem noch nie dagewesenen Ausmaß. Konkrete Forderugen, soweit solche gestellt wurden, gingen in alle Richtungen von Lohnkämpfen und antikapitalistischen Bewegungen bis hin zu separatistischen Bestrebungen wie in Schottland und Katalonien. Aber auch Krawalle und Plünderungen ohne klare politische Handschrift waren Teil der zunehmenden Unzufriedenheit und Wut der Bevölkerung. Ein neues „1848“ bedeutet jedoch mehr als das: fortschrittliche soziale Bewegungen mit umfassenden, nicht sektiererischen Forderungen, von Einkommen und Wohnraum bis hin zu Demokratie. Solche Bewegungen waren in mehreren Ländern zu beobachten.

    Ich beginne mit Indien. Hier waren Narendra Modi und seine Hindu-Nationalisten, eine praktisch faschistische Bewegung, an die Macht gekommen. Modi war 2014 dank seiner persönlichen Popularität und der Mobilisierung einer sektiererischen Unterströmung im Hinduismus gegen die Muslime des Landes gewählt worden. Diese Strömung ging im Grunde bis auf den britischen Kolonialismus zurück, der sich stets auf den Kommunalismus gestützt, aber unter der verwestlichten Kongressherrschaft die synkretistische hinduistische Tradition nie ganz verdrängt hatte. Modi zog jedoch alle Register der antimuslismischen Stimmung im Land und setzte gleichzeitig die neoliberale Wende fort, die zu einem beispiellosen, buchstäblich selbstmörderischen Elend führte, vor allem unter den Kleinbauern.

    Doch im Vorfeld der Wahlen im Frühjahr 2019 begann sein Glanz zu verblassen, und obwohl er durchhielt, war dies offensichtlich der Zeitpunkt, seine letzten Karten auszuspielne. Im Dezember 2019 hob Modi die Autonomie der Provinz Kaschmir mit ihrer großen muslimischen Bevölkerung auf; außerdem ließ er ein Einwanderungsgesetz erlassen, das Neuankömmlingen die Staatsbürgerschaft verlieh, sofern sie keine Muslime waren. Dies führte in ganz Indien zu Demonstrationen und Unruhen, in denen auch andere Themen zum Ausdruck kamen. Politisch schlug sich dies nieder, als Arvind Kejriwal seine Partei der Armen, AAP, im Februar 2020 zu einem überwältigenden Wahlsieg in der Hauptstadt Delhi führte. Der Wahlslogan, der sich gegen die antimuslismische Politik von Modis BJP richtete, lautete: Der wahre Nationalismus besteht darin, sich für das Volk zu engagieren.

    Mit einer gewissen Vorsicht könnte man sagen, dass diese Wiederbelebung des sozialen Kampfes keineswegs vorhatte, in nationalpopulistische Gewässer vorzudringen, im Gegenteil: Der antimuslimische Populist war ja bereits an der Macht. Die „Pandemie“ kam Modi jedenfalls recht. Indien verzeichnete 97 Todesfälle durch Covid-19 pro eine Million Einwohner, das sind knapp 160.000 Menschen in dem Land, in dem jedes Jahr 7,2 Millionen der 1,4 Milliarden Einwohner sterben. Dennoch wurde das Land am 24. März streng abgeriegelt, die Regierung trat im Fernsehen mit Gesichtsmasken und in großzügigem Abstand zueinander auf. Für die Masse der Bevölkerung war das Spektakel weniger angenehm, Hunderttausende von Hausangestellten wurden aus Angst vor „Verseuchung“ weggeschickt und mussten zu Fuß in ihre Dörfer zurückkehren. Das Land befand sich in einer politischen Sackgasse und schlug im April 2021 sogar Alarm wegen einer neuen „Welle“ der „Pandemie“, die im Zuge einer Impfkampagne auftrat (obwohl die Regierung kurz zuvor damit begonnen hatte, das hochwirksame Ivermectin zu verteilen).
    (Kees van der Pijl, Die belagerte Welt-Corona: Die Mobilisierung der Angst – und wie wir uns davon befreien können, S.63/64)

    Noch zwei Online-Artikel:

    Indien: Der Blender und sein Betrüger
    13. Februar 2023 Gilbert Kolonko

    Der in Bedrängnis geratene Milliardär Gautam Adani und Indiens Premierminister Narendra Modi sind seit mehr als einem Jahrzehnt beste Partner

    Am 23. Januar versetzte eine Studie über die Firmengruppe von Gautam Adani dem indischen Establishment einen Schock. Die Studie wurde von Hindenburg veröffentlicht, ein US-amerikanisches Forschungs-, Investment- und Whistleblower-Institut.

    Sein Geld macht Hindenburg mit Leerverkäufen nach einem einfachen Prinzip: Das Unternehmen sucht sich einen börsennotierten Konzern aus, der im Ruf steht, mit unlauteren Mitteln zu arbeiten und analysiert dessen Geschäfte. Dann veröffentlichen die Verantwortlichen von Hindenburg ihre Analyse und wetten an der Börse, dass die Aktie des ausgesuchten Kandidaten fällt. Seit dem Jahr 2020 hat Hindenburg dies mit mehr als 30 Firmen gemacht, darunter auch Tesla. Dass die anderen Marktteilnehmer Hindenburgs Analysen seit drei Jahren folgen, zeigt, dass diese Hand und Fuß haben.
    (…)
    Geplante Geheimdienstaktion?

    Dass der Hindenburg-Report und die BBC-Dokumentation eine geplante Aktion der amerikanischen und britischen Geheimdienste gewesen ist, um Narendra Modi abzustrafen, weil Indien Russland nicht fallen lässt, ist unwahrscheinlich – nicht unmöglich: Auch westliche Geheimdienste haben die Eigenschaft, ihre eigenen Regierungen des Öfteren zu überraschen.

    Hindenburg arbeitete zwei Jahren an der aufwendigen Studie über die Adani-Gruppe und lief Gefahr, dass ihnen jemand anderes zuvorkommen würde – denn wie aufgezeigt, waren die meisten Vorwürfe nicht neu. Zudem dürfte auch den USA und Großbritannien klar sein, dass die Wahrscheinlichkeit gering ist, Narendra Modi zu stürzen – und sie brauchen auch ein Modi-Indien noch gegen China.

    Aktuell gibt es auf nationaler Bühne niemanden in Indien, der Narendra Modi Paroli bieten kann – diese Konkurrenzlosigkeit ist Modis einzige Stärke und wird nur solange anhalten, wie die Medien mitspielen.

    Nicht dass es unter der Kongresspartei der Gandhis weniger kapitalistisch in Indien zugehen würde, aber wie sagte ein linker Aktivist aus Delhi im Dezember 2022 zu mir: „Die Kongresspartei ließ uns zumindest leben, Narendra Modi und die Rashtriya Swayamsevak Sangh (RSS) wollen uns vernichten.“

    Und hier:

    Indiens Zentralbank startet neuen Feldzug gegen das Bargeld

    4. 06. 2023 | Indiens Zentralbank zieht die größte Banknote aus dem Verkehr. Der dann größte Geldschein ist nur etwa so viel wert wie der kleinste im Euroraum. Das soll die Menschen zwingen, elektronisches Geld zu nutzen. Mit diesem können sie besser überwacht und kontrolliert werden und die Finanz- und IT-Branchen bekommen bei jedem Kauf ihre Prozente und Daten. Indien liefert als Experimentierfeld der globalen Bargeldabschaffer oft die Blaupause für das, was auch auf uns zukommt.

    Die Reserve Bank of India hat am 20. Mai bekanntgegeben, dass sie die 2000-Rupien-Note im Wert von umgerechnet knapp 23 Euro bis 30. September aus dem Verkehr ziehen wird. Die neue größte Banknote wird dann die 500-Rupien-Note im Wert von etwa 5,7 Euro sein.
    (…)
    Indien ist seit 2014 Mitglied der Anti-Bargeld-Organisation Better Than Cash Alliance. Deren maßgebliche Mitglieder, die Bill & Melinda Gates Foundation und Mastercard, hatten schon 2016 einen großen Einfluss auf die bargeld- und menschenfeindliche indische Banknotenreform.

    Der indischstämmige langjährige Mastercard-Chef Ajay Banga, einer der wichtigsten Krieger und Strategen im globalen „Krieg gegen das Bargeld“ (Bundesbank), wurde im Mai auf Vorschlag der USA zum Präsidenten der Weltbank gewählt.

    Die europäische Zentralbank hat 2016 aufgehört, den 500-Euro-Schein zu drucken. Voraussgegangen war propagandistischer Druck aus den USA. Diejenigen, die diesen Druck entfalteten, wie der ehemalige Chefvolkswirt des Internationalen Währungsfonds, Ken Rogoff, fordern, langfristig nur noch die kleinsten Euro-Scheine im Verkehr zu lassen, so wie das in Indien jetzt vorexerziert wird.

    https://norberthaering.de/bargeld-widerstand/indien-2000-rupien-note/

    • passant sagt:

      Die begründete und detailreiche Beschreibung der Gemeinsamkeiten mit Europa und den USA, deren Auswirkungen auf die eigene Bevölkerung zum Teil dramatischere Folgen haben als bei anderen Ländern, überdeckt die Unterschiede in der Außenpolitik. Hier vermeidet Indien konsequent die einseitige Vereinnahmung durch eine Partei. Es gibt nur wenige Länder die von sich behaupten können eine weitgehend unabhängige Außenpolitik zu betreiben.

    • _Box sagt:

      Unabhängig? Unabhängig von was?Ich denke es wurden hinreichend Abhängigkeiten aufgeführt. Gerade auch für die indische Bourgeoisie. Und wie jede Bourgeoisie sucht sie für sich den Maximalgewinn zu bekommen. Wenn das mit Lavieren zwischen den aktuellen Großmächten und mal mehr oder weniger mit dem oder dem möglich ist, dann wird das so gemacht. Den indischen unteren Klassen ist es dabei gewiss sehr wesentlich welcher Stiefel sie in den Staub oder in's Grab tritt.

    • passant sagt:

      Auch ich mache mir keine Illusionen über die Brutalität der Herrschenden (siehe Julian Assange). Doch manchmal reicht bereits ein leichtes Lavieren aus um sich einen Rest von Unabhängigkeit zu bewahren. So hätte Deutschland die unbeschädigte Ostseepipeline in Betrieb nehmen können, statt dem in den MSM propagierten Saboteur Ukraine weiterhin (kostenfrei?) Waffen zu liefern. Auch der Türkei und Ungarn gelingt es hin und wieder aus dem Nato-Block auszubrechen. Dieses Taktieren kommt meistens den Herrschenden zu Gute, aber in seltenen Fällen kommt der Vorteil auch in der Bevölkerung an. Der Nachteil völliger Abhängigkeit kommt in jedem Fall immer in der Bevölkerung an und bleibt meistens in den ärmeren Einkommensschichten hängen.

    • Andreas I. sagt:

      @ Box Hallo,
      das mag ja alles sein oder auch nicht, aber was Sie zitieren, betrifft alles Indiens Innenpolitik.
      Der Artikel bezieht sich auf die Außenpolitik.
      Und da mag es Berührungspunkte oder gar Zusammenhänge geben, trotzdem bleiben Innenpolitik und Außenpolitik zwei Paar Schuhe.

      Und es mag bibeltreuen Marxisten (Manifest & Kapital als Gottes Wort) fremd sein, dass irgendetwas anderes als die finanzielle Ökonomie im Verhalten von Menschen eine Rolle spielen könnte, aber es wird gemunkelt, dass es tatsächlich auch sowas wie Kulturen geben könnte … und ich war nicht in Indien, aber nach allem, was die Menschen, die da waren erzählten, ist die beste Vorraussetzung, beim Versuch das zu begreifen zu scheitern, mit den gewohnten westeuropäischen Denkmustern ranzugehen.

    • _Box sagt:

      Oh, Andreas I. es ist mir mittlerweile sehr bewußt geoworden daß sie keine zwei Dinge zusammendenken können. Zzgl. der Abstinenz irgendeines belegbaren Widerspruchs. Aber ihr Diffamierungsvokabular haben sie wie stets parat. Marx zitiere ich sehr selten, das wird dann aber gerne aufgegriffen von den Herrschaftsapologeten. Ignazio Silone hätte sich das nie verziehen wenn er zu Stalin geschwiegen hätte und sprach von 'roten Faschisten.'

      In diesem Sinne, wohl bekomms. Glaubenstreu sind sie, in einem fort sondern sie mentale Bäuerchen ab ohne auch nur einen Beleg zu liefern.

    • Andreas I. sagt:

      @ Box Hallo,
      "es ist mir mittlerweile sehr bewußt geoworden daß sie keine zwei Dinge zusammendenken können."

      Dann helfen Sie mir doch mal:
      Ein erstes Ding ist Kapitalismus.
      Ein zweites Ding ist Kultur.

      Kapitalismus + Kultur = Kapitalismus + Kultur
      aber gilt dann auch:
      Kapitalismus + USAnische Kultur = Kapitalismus + indische Kultur?
      Ja es ist beides Kapitalismus, also kürzt sich Kapitalismus raus und es bleibt übrig::
      USAnische Kultur = indische Kultur
      Das ist mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit falsch.
      Und deswegen sind die ökonomischen Analysen und Rolle der Bourgeoisie eine wichtige Dimension des gesamten Gebildes, aber eben nur eine Dimension und ausschließlich diese zu betrachten ist mir dann eben zu eindimensional, aber das muss ja an mir liegen, dass ich " keine zwei Dinge zusammendenken kann." :-D

      Und ob Sie Marx direkt zitieren oder das nicht tun, aber anderes (was Sie zitieren) so auswählen, dass es hauptsächlich in klassischer Art & Weise um ökonomische Faktoren geht … es ist die gleiche Denkart wie die des Marxismus, nämlich _alles_ aus der Ökonomie heraus zu erklären.
      Das gleiche macht im Prinzip der Liberalismus und wohin das führt, sieht man in den westlichen liberalen / kapitalistischen Staaten.
      Aber zum Beispiel sind Russland und Indien auch kapitalistisch, aber ohne Dominanz der westlichen liberalen Ideologie, die "ticken anders" und deswegen kommt da doch nicht so ganz das gleiche bei raus, wie im "Westen".

  4. passant sagt:

    Erklärtes Ziel der Bewegung blockfreier Staaten war und ist die strikte Neutralität im West-Ost-Konflikt. Die Organisation gründete sich 1961 auf ihrer ersten Sitzung in Belgrad und ging auf eine Initiative des jugoslawischen Präsidenten Josip Broz Tito, des ägyptischen Staatschefs Nasser, des indischen Premiers Nehru sowie des indonesischen Präsidenten Sukarno zurück und vertritt den weitaus überwiegenden Anteil der Weltbevölkerung. China war zwischenzeitlich Mitglied hat aber genauso wie Russland mittlerweile nur einen Beobachterstatus, wie übrigens die Ukraine auch.

    Alle Staaten die vereinfachend zum kollektiven Westen zusammengefasst werden, im Wesentlichen alle Nato-Staaten plus Japan, Australien und einige andere, sind überwiegend in militärischen Blöcken organisiert und stehen unter US-Kontrolle. Wenn die Weltbevölkerung demokratisch vertreten werden soll, dann kann das UNO Hauptquartier doch nicht gerade in dem Land stehen, dessen Bevölkerung weniger als 5% der gesamten Weltbevölkerung beträgt und dessen Regierung sich ständig im Kampf befindet um die Nachkriegsordnung aufrecht zu erhalten, aus der sie glaubt als alleiniger Sieger hervorgegangen zu sein.

    Die Belastung eine Nachkriegsordnung zu verteidigen hat Indien nicht. Auch ist Indien als bedeutender Vertreter des Globalen Südens nicht anfällig für West-Ost-Blockbildung und damit für mich der ideale Kandidat für das sechste ständige Mitglied in der UNO (aber bitte nicht in New York).

    • Andreas I. sagt:

      Hallo,
      Sitz für die UNO müsste idealerweise der "kleinste" unbedeutendste Staat der Welt sein.

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