Im Gespräch: Hauke Ritz (“Der Kampf um die Deutung der Neuzeit”)

Der deutsche Philosoph und Publizist, Dr. Hauke Ritz, ist ein Kieler Nordlicht und lebt in Berlin. Heute beschäftigt er sich vor allem mit der Geopolitik. Seine als Buch veröffentlichte Dissertation „Der Kampf um die Deutung der Neuzeit“, im Fach Philosophie an der FU Berlin, beschäftigt sich mit der geschichtsphilosophischen Diskussion in Deutschland vom Ersten Weltkrieg bis zum Mauerfall.

Das Buch erschien bereits 2013 im Wilhelm Fink Verlag. Ritz ist zudem Autor in diversen Publikationen zur deutschen und internationalen Politik.

Zuletzt lehrte Ritz an einer russischen Universität und bekam den Beginn des Ukraine-Krieges hautnah mit. Er beschreibt, wie sich nach drei Wochen bereits ein patriotisches Gefühl in der Bevölkerung breitmachte. Man fühlte sich zunehmend vom Westen schlecht behandelt und kam überein: „Wir stehen das durch.“ Nur ein kleiner Teil der Bevölkerung in Moskau und St. Petersburg hat eine westliche Sichtweise.

Die Fragen, was ist die Neuzeit und was die extreme Gewalt des 20. Jahrhunderts hervorgebracht haben, trieben ihn um. Dabei kam er zu der Erkenntnis, dass der Mensch zum Referenzpunkt der Welt gemacht wurde, statt andersherum. Und diese Bewegung könnte der Auslöser gewesen sein, dass wir es heute mit Großtechnologien zu tun haben, die in der Lage sind, die gesamte Menschheit auszulöschen. Es hat in den letzten Jahren eine enorme Radikalisierung eingesetzt, wie auch am Ende des Mittelalters. Ritz sieht uns in einer großen Krise und am Ende der Neuzeit.

Der Niedergang der europäischen Hochkultur, von einer organischen Kultur hin zu einer synthetischen Kulturindustrie, die immer mehr kommerzialisiert wurde und von autoritären Systemen für ihre manipulativen Interessen missbraucht wurde, macht er verantwortlich, dass die Massen nach und nach formiert wurden.

Neue Kulturentwicklungen wurden in der Geschichte immer massiv für Propagandazwecke eingesetzt. Seit dem Kalten Krieg nutzen PR-Strategen die Massenformierungstechniken massiv, und das mit langfristigen Effekten. Es kommen immer raffiniertere Techniken zum Einsatz, vor allem mit der zunehmenden Digitalisierung. Mikrogruppen werden angesprochen, denen bestimmte Ideen zugespielt werden, mit denen sie sich identifizieren sollen.

Ritz beschreibt, dass während des Kalten Krieges eine neue Linke geschaffen wurde, die nicht mehr kommunistisch war und den Kapitalismus nicht ernsthaft bedrohte. Sie durften sich um Kriegsschauplätze kümmern, wie z. B. Frauenrechte, Rassismus oder Kritik an der katholischen Kirche. Aber nicht um die Eigentums-, System- und Umverteilungsfragen.

Momentan herrscht ein Machtkampf zwischen Staaten und den Monopolisten. Staaten wie Russland und China wollen den Staat erhalten, während der Westen den Monopolisten nahezu freien Lauf lässt und Stück für Stück die Macht übergibt. Russland allerdings hat das Potential als Gegenentwurf der westlichen Idee zu stehen. Das Land hat einen großen Bezug zu seiner Geschichte und Kultur, seiner europäischen Kultur. Das wird allerdings vom Westen als „rechts“ deklariert und als Bedrohung wahrgenommen. Ritz stellt die Frage, warum man überhaupt darüber diskutiert, ob Russland zu Europa gehört? Es ist europäisch mit seiner Musik, Literatur und Philosophie.

Seit dem 1. Weltkrieg versuchte der „Wertewesten“ Russland aus dem europäischen Kulturkreis herauszureißen. Seither existiert ein geteilter europäischer Kulturraum, erläutert Ritz. Russland versuchte in den letzten Jahrzehnten sich immer wieder mit den europäischen Kulturzentren zu verbinden. Gorbatschow und Putin gingen mit einem großen Grundvertrauen auf Europa zu und wurde zurückgewiesen. Allerdings stellt Ritz fest, dass sich Europa nicht erneuern kann, solange es kulturell zerrissen ist. Die Kultur macht uns zum Menschen.

Im Gespräch mit Michael Meyen wünscht sich Ritz, dass ein Bewusstsein entsteht, in dem Kultur geschützt und nicht zum Missbrauch machtpolitischer Ziele eingesetzt wird; und dass wir Menschen wieder eine Kultur benötigen, die freie Diskussionsräume schafft, wo das bessere Argument gewinnt.

Inhaltsübersicht:

0:02:07 Erfahrungen in Russland in Kriegszeiten

0:12:12 Wandel vom Philosophen zum Geopolitologen

0:21:26 Politik soll Realität wahrnehmen wie sie ist – Abstieg des Westens

0:36:54 Kalter Krieg als kulturhistorische Dimension

0:43:19 Aufbau einer neuen Linken

0:55:54 Verhältnis zwischen Humanität und Technik

1:02:01 Russland als Antagonist des Westens

1:16:08 Presse als Macht

1:23:04 Der Westen als fragile Gesellschaft

1:28:06 Missbrauch von Kultur für machtpolitische Ziele

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Kommentare (25)

25 Kommentare zu: “Im Gespräch: Hauke Ritz (“Der Kampf um die Deutung der Neuzeit”)

  1. Schramm sagt:

    Info-Kommentar

    Der materielle Konsum und westliche Lebensstandard dominieren die psychologischen Bewusstseinslagen, weltweit.

    Die gesellschaftspolitischen, wissenschaftlichen und kulturellen Eliten und werktätigen Völker, einschließlich der jeweiligen Mehrheit der Arbeiterklasse, des vormaligen Realsozialismus, der (implodierten) Sowjetunion und Osteuropas, der Volksrepublik China, Vietnams und Kubas, orientierten sich am materiellen Konsum und Lebensstandard Westeuropas und Nordamerikas.

    Bezeichnend hierfür ist auch, dass die heutigen wirtschaftlichen Oligarchen und (korrupten) politischen Eliten Osteuropas und Asiens, ihre vormalige Bildung in ihrer Zugehörigkeit zu (pseudo-marxistischen) gesellschaftspolitischen Massenorganisationen und Bildungseinrichtungen erhielten. Sie stellen heute in allen Nachfolgestaaten die wirtschaftliche und politische Führung.

    Auch die große Mehrheit der jeweiligen Erwerbsbevölkerungen, die fast allesamt die Bildungseinrichtungen des Realsozialismus und deren Massenorganisationen durchlaufen haben, hat zum größten Teil ihre kulturelle und politische Persönlichkeitsprägung über Bord geworfen.

    ►Ein Auszug aus einem Gespräch mit Inge Viett in der Tageszeitung »jungen Welt« vom Oktober 2015:

    „Jetzt, nach 25 Jahren, hat sich die Mehrheit hinein gestrampelt ins neue System, viele sind zu Apologeten geworden oder auch politischer Gegner geblieben. Ein großer Rest, der es nicht geschafft hat, ist zu den Faschisten und Rassisten gelaufen.“ {…}

    „Wieso konnte die DDR so leicht, so scheinbar unverteidigt in die Hand des Kapitals gelangen? Wo waren zum Beispiel die Betriebskampfgruppen?“ {…}

    „Die Betriebskampfgruppen konnten doch nicht gegen die davonrennende Bevölkerung in Stellung gebracht werden, sie waren ein Teil davon und fielen auseinander. Niemand wollte einen Bürgerkrieg gegen die »Schwestern und Brüder« im kapitalistischen Deutschland. So haben sich die Betriebskampfgruppen mit ihrem Auftrag, die Betriebe zu verteidigen, letztlich 40 Jahre lang als schöne sozialistische Folklore erwiesen.“ **

    ** Interview mit Inge Viett. Über ihr langjähriges Exil in der DDR und die gesellschaftliche Realität nach dem Verschwinden der sozialistischen Alternative in Deutschland. Vgl. Die Tageszeitung »junge Welt«, 2./3./4. Oktober 2015, Nr. 229.

    13.05.2023, R.S. (Zusammenfassung)

  2. Gockisch sagt:

    Den Namen Hauke Ritz werde ich mir merken, vielen Dank für diese fast zwei Stunden. Äußerst angenehm: Der Hinweis darauf, dass eine Diskussion auf positive, aufbauende Gedanken kommen muss. Nur von der Kritik, noch dazu von einer vernichtenden, kann niemand auf Dauer leben. Als einer vom Jahrgang 1948 ist es schön zu hören, dass ein vergleichsweise junger Mensch mit Sachkenntnis durch die vielen ausgestreuten Irritationen geht und mit dem Hinweis auf die Formierung eines kulturell geprägten Lebens für eine große positive Orientierung eintritt. Sie beinhaltet automatisch die Abkehr von vielen Entwicklungen, die ein erfülltes Leben für alle und überall erschwert.
    Es wäre schön, eine Fortsetzung dieses Gespräches zu erleben.

  3. Zivilist sagt:

    Sorry, ich bin unten von falschen Zahlen ausgegangen, das Mischungsverhältnis von Schwarzpulver ist 5:1:1, d.h. 1 Mio Tonnen Schwefel >>> 7 Mio Tonnen Schwarzpulver. Südamerika war den Spaniern das Königreich Peru, bis 1820. Solange der Humboldtstrom an der Westküste Lateinamerikas fließt, gab es dort so viele Fische, daß die Vögel die Küste mit Guano bedeckt haben, das war die Salpeterquelle für die vorspanischen Kulturen – als Dünger – und für die spanischen DESTRUKTIVKRÄFTE.

    Die letztlich in 'Ostindien' erfolgreiche EIC hat dort die Menschen verhungert, auch indem sie den Salpeter profitabel auf 'the continent' verkaufte, damit sich dort die Menschen gegenseitig erschießen. (Guy Fawkes 1606 2To Schwarzpulver unter dem Parlament in London, 1648 Ende 30J Krieg Münster und 80J Krieg Hollands um die Unabhängigkeit, in dem FAWKES kämpfte, Ru kämpfte damals noch ohne Schwarzpulver !) einen winzigen Hinweis habe ich gefunden, einen kleinen Abschnitt in einem über 1000 seitigen Schinken über die Geschichte der indischen Wirtschaft (DUTT): ein statement im Londoner Parlament 1832. Seit 1814 (!) sei mit Salpeter kein Gewinn mehr zu machen, Mengen und Preise seien runter und Salpeter werde jetzt als Dünger (in England) verwendet. Klingt, als bettele da ein Multi um Krieg, sehr modern, weiter ging's mit dem Krimkrieg, dem ersten.

    Liebe Philosophen und Historiker, Ihr solltet solltet euh mal mit der Entwicklung der DESTRUKTIVKRÄFTE befassen, es fing nicht mit Hiroshima an. Angesichts millionen und abermillionen Menschen, welche die EIC in Indien und der Westen dort und in China um des Profites Willen verhungert haben (friedlich und profitabel dank Opium), muß man sich fragen, ob der olle Marx mit seiner Ausbeutung des englischen Proletariats nicht ein frühes hilight der gelenkten Opposition war ?!

    Bei GGI gibt's #EIC2MNC willsagen Schwab's Stakeholder State's Stakeholder sind die direkten Nachkommen der EIC Mitglieder. Die Besitzverhältnisse der Medien wurden dadurch so wichtig, daß man heute technisch global jede online Veröffentlichung, einschließlich jeden Kommentars, kontrollieren kann, und es tut !

    Die Vergesellschaftung des Internet ist überfällig.

  4. Optimistikus sagt:

    Da ich gewöhnlich auch Apolut-Beiträge während der Arbeit (am Rechner, CAD u.ä.) höre mußte ich diesmal erst mal abschalten. Es ist zu interessant diese andere Sicht auf die Weltgeschichte zu hören und lenkt daher zu stark von der Abeit ab. Sehr sympatisch und unaufgeregt mit hohem Wissen.

  5. Evetke sagt:

    Also, sowas Sympatisches, Intelligentes, Differenziertes, Verstaendliches habe ich lange nicht mehr gehört. Ich möchte mehr von ihm hören. Ich dachte am Anfang, puh, 1:40 Std., aber es könnten auch 10 Std. sein. Mit Pausen. :-)

  6. Der tolle DDR 1 MBit Mikrochip, mit Milliardenaufwand entwickelt, kam 1988 auf den Markt, 2 Jahre nachdem Toshiba schon die Massenproduktion aufgenommen hatte und die Einführung des 4 MBit Chips kurz bevorstand. Zu wenig, zu spät …

  7. FizzyIzzy sagt:

    Könnten Sie einen englischen Untertitel für dieses Gespräch machen? Ich glaube, es könnte zur Völkerverständigung und zum Verständnis beitragen.

  8. _Box sagt:

    Auf jeden Fall war dies ein Gespräch der Extraklasse das, mich zumindest, zwischendurch nostalgisch gestimmt hat. Die Stunde vierzig war kurzweilig. Da Michael Meyen selbst ein Fundus an Erkenntnis ist, könnte ich mir einen wiederkehrenden Dialog zwischen den beiden vorstellen. In Anbetracht der herrschenden Umstände erscheint dies jedoch wie ein Luxusproblem.

  9. Reinhardas sagt:

    Interessante Details über Russland, aber zu wenig Zusammenhang mit der WEF- Agenda und welche Rolle auch Russland und China dabei spielen.

  10. FizzyIzzy sagt:

    Selten ein so vernünftiges Gespräch mit einem so vernünftigen, klar denkenden Gast gehört. Vielen Dank!!

  11. Zivilist sagt:

    Gut,

    Aber Indien, oder weiter: Neuzeit.

    Da hat sich der Stellvertreter in Rom angemaßt, ferne Länder an seine Günstlinge zu verschenken, westlich eines Breitengrades an Portugal, östlich an Spanien. und dann haben sich andere Banden angemaßt, Papas Monopol zu mißachten, die holländischen Provinzen Spaniens haben Westindien an eine 'Händler' Bande verschenkt, 80 Jahre mußten jene Provinzen um die Unabhängigkeit kämpfen, das heutige New York haben sie derweil gegründet, jawoll, NY ist eine Separatistengründung und hat sich gut entwickelt. Auch die Briten sind vom Papa abgefallen, ursprünglich, weil ein Heinrich seine Alte nicht vergiften wollte, sondern geschieden werden wollte. Kurioserweise ist just der T Morus, der dem Heinrich nicht zu sehr gehorchen wollte, und von ihm deshalb hingericht wurde, der erste Märtyrer der vom Heinrich (dessen Nachfolger gerade Charles geworden ist) gegründeten Kirche.

    Die britische Krone hat also nicht nur Freibriefe ausgestellt zum Raub des Goldes von den Spaniern, welches sie gerade an der Westküste Lateinamerikas geraubt hatten. 1 Mio Tonnen Schwefel haben sie die versklavten Mexikaner aus dem Krater des 5400m hohen Popokatapetl schleppen lassen, beim damaligen Mischungsverhältnis 1:1:1 macht das allein 3 Mio Tonnen Schwarzpulver. Mir scheint die Rolle der Destruktivkräfte wird allgemein unterschätzt.

    Laut Kisch hat Marx in Wiener Zeitungen über die Mexikanische Schuldenkrise geschrieben, daß es nicht um die Ehre ginge, sondern um's Geld. F hatte Mex Geld geliehen, freilich nur einen Bruchteil ausgezahlt und um den vollen Betrag zurückzukriegen, schickten sie einen Habsburger nach Mexiko, wo er aber nicht König wurde, sondern unterging.

    Mexiko übrigens auch eine andere Kultur, um uns drin zu spiegeln, Bolivien auch, aber ganz anders, haben die Spanier nicht kaputtgekriegt.

    Aber zu der Frage, welche große Segnungen die Briten Indien gebracht haben, daß schlappe 4000 East India Company Beamten große Teile einer riesigen Region von Burma bis Afghanistan verwalten konnten. Die East India Company hatte sich 'Indien' von der Britischen Krone schenken lassen, etwa so wie Rotschild Israel. Die EIC hat das 'indirect rule' praktiziert, also die vorgefundene Verwaltung beibehalten und dem Boß einen 'Berater' zur Seite gestellt (Berater? da war doch was. . .) 1777 war eine Zäsur, mal wieder blieb der Regen aus, wie das im Monsumklima eben alle paar Jahre geschieht, aber diesmal gingen die Steuereinnahmen NICHT zurück (also die Menge des abgelieferten Getreides &s.o.) In der Folge sind dann 7 – 10 Mio Bengalen (die Großregion Kalkutta) verhungert, ein Herr Grant konnte günstig einkaufen, die EIC wurde zum Agrar Konzern, best cash crop Opium, mit dem man nicht nur Geld verdienen konnte, sondern die Menschen auch so friedlich verhungerten. Grant gründete die EIC Akademie, wo Malthus lehrte, daß es zu viele Menschen gibt. Die EIC hat fast nie nicht 'Krieg' geführt, da es ja eine private Handelsgesellschaft war, waren es eigentlich Raubüberfälle einer Räuberbande und am Ende stellten ihnen die Inder ein stehendes Heer von 200.000 – 300.000 Mann, mit dem man dann 'Opiumkriege' gegen China führen konnte, den 'Boxeraufstand' bekämpfte etc.

    Die europäischen Schmiede ihres Glückes haben weltweit das Unglück und Verderben so vieler Millionen Menschen geschmiedet, daß es mir ein absolutes Rätsel ist, wo der Westen immer noch seine Arroganz hernimmt , die Idee der LDCs (less developed countries) oder der Entwicklungsländer. Gott oder wer auch immer bewahre uns davor, daß jene Länder so werden, wie die 'unsrigen'!

    Ich wundere mich auch über Marx, auch über Lenin, die ausgerechnet in den Welthändlerstaaten gedeihen konnten und jedem halbwegs gebildeten Menschen klar sein mußte und müßte, daß die Ausbeutung der englischen Arbeiterklasse absolute peanuts waren im Vergleich zu der Umverteilung und dem Elend, welches die kanonenbestückten Segelschiffe der Westeuropäer weltweit schufen. Sollte da vielleicht eine falsche Front geschaffen werden ?

    • Nevyn sagt:

      Interessant zu lesen. Danke. Es bestärkt mich in der Annahme, dass so ziemlich alles, was man uns offiziell erzählt, gelogen ist.
      Mit Ausnahme der Lottozahlen und er Wettervorhersage vielleicht, wobei das die Informationen sind, die ohne Gewähr gegeben werden. Das andere haben wir zu glauben.

  12. vizero 13 sagt:

    Als erstes möchte ich Ihnen, Herr Meyen, ein dickes Lob für die Gesprächsführung ausstellen, sie haben diesen durchaus klugen Herrn Ritz immer mal wieder bei seinen Abschweifungen auf die Themen zurückgelenkt. Und Ritzs Ausführungen dabei nicht zu sehr eingeschränkt. Tolles Gespräch das neue Denkräume öffnet.
    Ein paar Kommentare möchte ich aber noch ergänzend/bekräftigend hinzufügen:
    Min. 40 (ca):Der Westen konnte seinen Vorsprung gegenüber dem Sowjetblock hauptsächlich mittels des neokolonialistischer Ausbeutung vieler der ehemaligen Kolonien ausbauen und halten, wärend der Osblock diesen "Ex"kolonien noch Unterstützung zukommen ließ. Ein wenig spielte auch eine Rolle, das der Ostblock beim Handel mit dem Westen zum Teil über den Tisch gezogen wurde.
    Min. 52 (ca): So wie ich das erlebt habe, waren die Grünen zur Zeit ihrer Gründung und in den anfänglichen Jahren eine echte linke Partei, sie ist nur (wie von Jutta Ditfurth beschrieben) von den pseudolinken Neoliberalen (Fischer, Cohn-Bendit und Co., die vorher über die neue Bewegung gelästert haben) unterwandert und dann übernommen .

    • Wie war das denn möglich, dass der Westen die Kommunisten im Ostblock über den Tisch gezogen hat? Waren die alle doof?

    • vizero 13 sagt:

      Zit.:"Waren die alle doof?"
      Sicher nicht doof, vielleicht, wie Gorbatschow, einfach zu gutgläubig. Selbst heute bei uns kommt es ja vor, dass große Teile der Betroffenen nicht sehen, wie sie von den Herrschenden über den Tisch gezogen werden.

  13. MomentMal sagt:

    Meiner Meinung nach hat die Zurückhaltung der Kritik an der deutschen Politik der deutschen Großindustrie (die KMU hatten und haben sowieso nichts zu melden) drei Gründe:

    1. Relevante Anteile der Aktien sind auf die fünf großen "Kapitalsammelstellen" (Blackrock, Vanguard usw.) verteilt und deren Interessen stehen damit im Vordergrund.
    2. Die Industrieproduktion wurde sowieso schon dorthin ausgelagert, wo auch die größten Umsätze und Gewinne erzielt werden.
    3. Konzerne verzichten auch gern mal zeitweise auf Gewinne, wenn ihnen ein großer Brocken vor die Nase gehalten wird: Die Ausweidung eines zerstückelten Russlands.

  14. eisenherz sagt:

    Ich freue mich jedes Mal, wenn Herr Meyen als Moderator seinem Gast die Fragen stellt. Anders als andere bei apolut, sind seine Frage meist kurz, präzise und umkreisen nicht minutenlang das Thema, weil der Fragesteller sich selber gerne zuhört.

    Zu Herrn Hauke Ritz, es war erschreckend, wenn er dann konkret geworden ist, welchen Unsinn er uns mit seinen Antworten angeboten hat. Einzelbeispiele hier, bevor ich nach der Hälfte den Kanal gewechselt habe.

    ## Die Wiedervereinigung zweier deutscher Teilgebiete, die BRD und die DDR, hier den Vergleich herzustellen, dass die Bevölkerung der SBZ (sowjetisch besetzen Zone) dort vorher eine Volksabstimmung hätte stattfinden sollen. Das ist die reinste Legendenbildung und geradezu abenteuerlich. Diese beiden Teile Deutschlands haben schon immer, seit der Gründung Deutschlands zusammengehört. Gemeinsam und innig verbunden und verantwortlich für und durch den 2. Weltkrieg und seine Folgen. Und getrennt durch den Willen der Sieger- und Besatzermächte.

    ## Und die grandiosen Leistungen der Verantwortlichen in der DDR, die waren zum einen nicht so groß wie es die DDR-Propaganda und ihre Medienjünger in der BRD immer gerne sehen wollten und waren insgesamt nur durch permanente Devisenkredite aus Westdeutschland möglich.
    „Stolz“ auf ihre grandiosen Leistungen konnte die DDR sein, auf die Transitgebühren, den Schießbefehl, auf die scharf gemachten Hunde an der Grenze zur BRD und den Stacheldraht und die Mauer, um keinen von den Menschen der DDR zu ihren Verwandte in den anderen Teil Deutschland gehen zu lassen.

    ## Und dann seine Bemerkung zu den Römischen Söldnern in Germanien und dem Weinanbau dort, wo er klimatisch lohnenswert war. Von einem Geschichtsphilosophen würde ich andere, klügere Antworten verlangen. Den Weinanbau wo die römischen Invasoren ihre Stützpunkte angelegt haben, deswegen sind die nicht, mit allen Kosten, die eine solche Invasionsarmee der römischen Zentral abverlangt hat, über die Alpen marschiert, um den Germanen zu zeigen wie Wein hergestellt wird.
    Den Weinanbau haben die römischen Besatzer ausschließlich für sich, mithilfe der unterjochten Sklaven praktiziert, weil überall wo sie sind,dort wollten sie ein kleines Rom errichten, mit allen Gebräuchen, welche sie aus der römischen Zentrale kannten.

    Was also wollte das Führerhauptquartier in Rom mit seinen Truppen in Germanien und immer weiter in Richtung Norden? Kein Gold, kein Silber, nur Wald, Kälte, Nässe, Matsch und Schlamm im Herbst und viel Schnee im Winter? Sklaven? Die hatte Rom reichlich aus den anderen besetzen Gebieten importiert, die Männer für die schweren Arbeiten, die Frauen als Nutten.
    Und das sind nur einige Beispiele, welchen Unsinn der Herr Ritz uns aufgetischt hat.

    • _Box sagt:

      Ja wahnsinnig innig muß das gewesen sein, besonders wenn man die Historie des NS-Nachfolgeregimes BRD berücksichtigt. Berufsverbote, Radikalenerlass und Gladio-Terror, inklusive weiterer politische Morde. Inklusive eines maximalen Verblödungsprogrammes, Tittytainment und Konsumismus, um nur ja nicht zu begreifen daß man auch im goldenen Käfig nichts zu melden hat. Mal ein, zwei weiterführende links zum Einstig:

      Parteien der Mitte: Null Toleranz gegenüber Nazis?
      25. Februar 2020 Jens Loewe
      Um den mit Thüringen eingetretenen Schlamassel aufzulösen, müssten einige Missverständnisse aufgeklärt werden – Ein Kommentar
      https://www.heise.de/tp/features/Parteien-der-Mitte-Null-Toleranz-gegenueber-Nazis-4665883.html

      Veröffentlicht am 26. September 2022 von aa
      Viele Fragen, die nur einer hören will, der stören will
      Eine interessante Ausstellung des Justizministeriums:
      https://www.corodok.de/viele-fragen-die-nur-einer-hoeren-will-der-stoeren-will/

      Weiterführende Literatur:
      Daniela Dahn, Der Schnee von gestern ist die Sintflut von heute: Die Einheit – eine Abrechnung
      Otto Köhler, Die große Enteignung: Wie die Treuhand eine Volkswirtschaft liquidierte
      Yana Milev, Das Treuhand-Trauma: Die Spätfolgen der Übernahme

      By the way, aus der Sowjetunion gab es das Angebot eines vereinten neutralen Deutschlands. Das mochten die Sponsoren der Faschisten, die Kapitalisten aber garnicht leiden.

    • vizero 13 sagt:

      Zit.: " Die Wiedervereinigung zweier deutscher Teilgebiete, die BRD und die DDR, hier den Vergleich herzustellen, dass die Bevölkerung der SBZ (sowjetisch besetzen Zone) dort vorher eine Volksabstimmung hätte stattfinden sollen. Das ist die reinste Legendenbildung und geradezu abenteuerlich."
      Entscheidend ist doch, dass die Mehrheit der Ostdeutschen eine Vereinigung auf die Art, wie sie stattgefunden hat, eigentlich nicht wollten, trotz der Bestechungen und Versprechungen. Sie haben sich , u. A. auch durch das Märchen von der bankrotten DDR (was , wie man später feststellte nicht stimmte) in Panik versetzen und breit klopfen lassen (gutes Beispiel für Massenbeeinflussung durch Propaganda).
      Mit Volksabstimmung und wahrhaftiger Tatsachendarstellung hätten die DDR-Bürger einer "Wieder"vereinigung mehrheitlich wohl so nicht zugestimmt.

  15. BlaBlaBla.
    Dass die Ergebnisse der Abstimmungen unter den gegeben Umständen mit Vorsicht zu geniesen sind, ist doch völlig offensichtlich..Ein anderes Ergebnis als eine überwältigende Mehrheit für die Angliederung ausgeschlossen. Der Chinese da lässt sich ja auch mit 98% von seinem Parlament wählen… voll demokratisch und so…. ihr seht die Sachen zu einseitig…
    Alle sind Grattler, die da oben an der Macht sind. Nicht vergessen..

    • Ursprung sagt:

      Kann es sein, dass Sie verwechselt haben?
      Nicht Referenden in Ukraine war Thema. Das Interview war hochgradig kognitiv, geisteswissensmaessig und nicht "Blahbla".

  16. berndraht sagt:

    Wenn jetzt noch das aufmerksame Verfolgen dieses Gesprächs der Spitzenklasse bei Apolut an der LMU den interessierten Studenten als Teil ihres Studiengangs anerkannt werden würde ….. Aber da ist offenbar der akademische Ruf an Herrn Ritz zur Lehre an einer Moskauer Hochschule eher möglich, wo ihm die russischen und anderen in Moskau Studierenden lauschen können. Es ist ein Skandal, dass der üppig privilegierte ÖRR mit seinem fürstlichen Budget so etwas in der gegenwärtigen sich zuspitzenden Systemkrise nicht als seine Aufgabe ansieht und auf die Beine bringt.

    Nicht gestreift wurde, dass die russische Regierung offenbar bei der "Pandemie" kolludiert mit dem Westen und in Russland gegen eine maßlos übertriebene Virengefahr massenweise impfte. Das gilt auch für die Kontrolltechniken durch digitale Währungen, die auch in Russland als Tendenz auf dem Vormarsch sind. Vielleicht mal in einem weiteren Gespräch dieser Art zwischen dem wieder einmal gründlich vorbereiteten Michael Meyen und Hauke Ritz, wie ich hoffe.

  17. Ursprung sagt:

    Hauke Ritz-
    aus totaler Laiensicht wer?
    Dem Augenschein nach hier harmlos, gutmuetig aussehend, runder Charakter, ein Haufen ueberraschenden Sachverstandes, sich anschickend, was zu tun.
    Ja, es geht erstmal auch nach mir Laien in Richtung multipolar. Ausloeser Russland. Putin passt deshalb so gut, weil er Judoka wohl hoechsten Dangrades ist. Ritz war ueber ihn und Persoenlichkeitsintellekt noch am "schwimmen". Interessant die Einschaetzung des in Russland beobachteten Bewusstseinstandes.
    Ja: wie geht es nach der Multipolarphase weiter? Das ist vermutlich nicht lange stabil. Da muss man wohl in der Naturevolution forschen, um Tendenzen prognostieren zu koennen.
    Ein Interview Klasse hochinteressant.

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