Gehört Bitcoin die Zukunft? | Von Ernst Wolff

Ein Kommentar von Ernst Wolff.

Viele Menschen suchen zurzeit nach einer Möglichkeit, ihr Vermögen oder ihre Ersparnisse gegen die kommenden Stürme im Finanzsystem abzusichern. Dabei gewinnen neben der Flucht in Sachwerte oder Edelmetalle auch die Kryptowährungen, insbesondere Bitcoin, zunehmend an Bedeutung. Deshalb hier eine Handvoll Hinweise, um das Für und Wider eines Einstiegs in Bitcoin und Co. besser abwägen zu können. 

1. Bei Bitcoin handelt es sich um die erste Währung, die als Fiatwährung in die Welt gesetzt wurde. Das heißt: Im Gegensatz zu allen früheren Währungen, die historisch einmal an Edelmetalle gebunden waren, ist Bitcoin nie an einen festen physischen Wert gekoppelt gewesen. Der 2009 geschaffene Bitcoin ist also im Grunde nichts als ein Datensatz, der einzig und allein vom Vertrauen lebt, das die Menschen ihn setzen.

2. Bitcoins können nicht unbegrenzt erzeugt werden. Damit hat Bitcoin eine Eigenschaft, die auch die Edelmetalle besitzen: Es ist nur in endlicher Menge vorhanden und kann nicht – wie das übrige Fiatgeld – durch die Zentralbanken hemmungslos inflationiert werden.

3. Wie die gewaltigen Kursschwankungen zeigen, hat sich Bitcoin sehr schnell zu einem Spekulationsobjekt entwickelt. Inzwischen gibt es einen florierenden Derivatehandel mit Bitcoin, der darauf ausgerichtet ist, aus den Kursschwankungen Profit zu ziehen. Das bedeutet, dass auch zukünftig mit hohen Kursschwankungen zu rechnen ist.

4. Etwa zwanzig Prozent der Bitcoin-User verfügen über etwa achtzig Prozent aller Bitcoins. Diese hohe Konzentration in wenigen Händen macht Bitcoin anfällig für sogenannte Flash-Crashs. Die Besitzer großer Bitcoin-Mengen können zeitgleich große Bestände verkaufen, den Kurs so abstürzen lassen und nach dem Ausverkauf auf Tiefstständen wieder zugreifen. Der kleinere Bitcoin-User sieht die Flash-Crashs weder kommen, noch kann er wissen, wann die Talsohle erreicht ist.

5. Bitcoin wird außerhalb des Bankensystems gehandelt. Das ist mit Sicherheit der größte Trumpf der Kryptowährung, denn im Falle eines Totalcrashs würde der gefürchtete Domino-Effekt im Bankensystem Bitcoin nicht mit in die Tiefe reißen, sondern den Kurs sehr wahrscheinlich sogar nach oben treiben.

6. Gerade weil Bitcoin außerhalb des Bankensystems gehandelt wird, ist es den Zentralbanken ein Dorn im Auge. Ein generelles Verbot von Bitcoin und anderen Kryptowährungen ist daher nicht auszuschließen. In China ist es seit Herbst 2017 in Kraft, in der EU wurde erst vor kurzem darüber diskutiert. In den USA wird Bitcoin von den Geheimdiensten als „Gefahr für die nationale Sicherheit“ eingestuft.

7. Ein generelles Bitcoin-Verbot ist wegen seiner dezentral angelegten Struktur nicht einfach durchzuführen. Statt dessen könnte aber zum Beispiel ein Umtausch-Verbot in andere Währungen oder eine hohe Steuer auf einen solchen Umtausch erlassen werden, was Bitcoin für viele User weniger interessant machen würde.

08. Hacker-Attacken, eine größere Cyber-Attacke oder ein vorsätzlich herbeigeführter Stromausfall könnten Bitcoin und auch andere Kryptowährungen in erhebliche Schwierigkeiten bringen.

09. Zahlungsdienstleister wie PayPal und Square versuchen seit einiger Zeit, Bitcoin vollständig ins gegenwärtige Finanzgeschehen zu integrieren. Für ein Gelingen dieses Vorhabens spricht die derzeit auf das ganze Finanzsystem hochgerechnete geringe Marktkapitalisierung von Bitcoin, die gegenwärtig zwischen 200 und 230 Milliarden Dollar liegt. Dagegen spricht die Tatsache, dass auf diese Weise die Anonymität von Ein- und Auszahlungen und damit eine der wichtigsten Grundeigenschaften des Bitcoin aufgehoben wird.

10. Dagegen spricht auch der Effekt, den die bevorstehende Einführung digitaler Zentralbankwährungen haben könnte. Da sie die Menschen einer totalen Kontrolle durch den Staat unterwerfen, könnte es zu einer Massenflucht in Kryptowährungen kommen. Es ist kaum damit zu rechnen, dass Staaten, Regierungen und Zentralbanken eine solche Entwicklung hinnehmen würden, ohne mit aller Härte dagegen vorzugehen. 

11.  Sollte es umgekehrt infolge von Cyber-Attacken, Hacker-Angriffen oder gesetzlichen Verboten zu einer Massenflucht aus Bitcoin und den übrigen Kryptowährungen kommen, so sollte man sich darüber im Klaren sein, dass es für eventuelle Verluste keine Untergrenze gibt, der Wert also auf Null fallen und für Anleger den Totalverlust bedeuten kann.

Die Bücher „Ernst Wolff erklärt das globale Finanzsystem“ und „Weltmacht IWF “ von Ernst Wolff werden in diesem Zusammenhang empfohlen.

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Danke an den Autor für das Recht zur Veröffentlichung des Beitrags.

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Bildquelle: Alexander Kirch / shutterstock

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