Ein Meinungsbeitrag von Felix Feistel.
Zur Überraschung der Weltöffentlichkeit, insbesondere der führenden, europäischen Politiker, hat US-Präsident Donald Trump Ende November einen 28 Punkte umfassenden Friedensplan für die Ukraine vorgelegt. Wie Axios berichtete, hatte die Trump-Administration bereits seit dem Treffen in Anchorage zusammen mit der russischen Regierung im Geheimen an diesem Plan gearbeitet. Der Plan war dabei inspiriert von dem unter anderem durch Trump ausgehandelten „Friedens“-deal in Gaza – der bislang das Leid der Palästinenser allerdings nicht beendet hat, die immer noch Opfer von Angriffen seitens Israel werden. (1) Das 28-Punkte Papier, das die Trump-Administration nun im Hinblick auf die Ukraine ausgearbeitet hat sieht unter anderem vor, dass die vier umkämpften Regionen sowie die Krim als russische Gebiete anerkannt werden. Zudem sollte die Stärke der ukrainischen Armee auf 600.000 Soldaten beschränkt werden – was jedoch im Vergleich zu ukrainischen Truppenstärke zu Beginn der Militärischen Sonderoperation eine deutliche Steigerung darstellt. Darüber hinaus sollte der Ukraine eine NATO-Mitgliedschaft untersagt werden.
Dieser Plan würde die Interessen Russlands so gut wie vollumfänglich berücksichtigen. Russland würde damit bekommen, was von Anfang an das Ziel der Intervention in der Ukraine war. Die Veröffentlichung des Plans hat insbesondere in der EU und der Ukraine sofort eine emsige Betriebsamkeit hervorgerufen. Staatschefs trafen sich, hielten Besprechungen ab. Insbesondere die Regierungsvertreter Deutschlands in Gestalt des BlackRock-Kanzlers Friedrich Merz, der französische Rothschildpräsident Emmanuel Macron und der britische Premierminister Keir Starmer starteten politische Initiativen, um den Plan abzuwenden. Sie besprachen sich mit der ukrainischen Regierung und dann miteinander, und legten nach wenigen Tagen eine „Modifikation“ des trumpschen 28-Punkte-Plans vor. Anhand dieses Treibens wird deutlich, warum die russische und die US-amerikanische Regierung im Geheimen an einer Lösung des Konfliktes gearbeitet haben.
Denn der modifizierte 28-Punkte-Plan, der von Merz, Macron und Starmer vorgelegt wurde, war eine massive Abwandlung im Vergleich zum Original. Berichtet hatte unter anderem der Spiegel, der einige der Änderungen ausführte. (2) So wurde im europäischen Entwurf beispielsweise die Anerkennung der östlichen, ehemals ukrainischen Gebiete vollkommen gestrichen. Stattdessen heißt es nun:
„Die Ukraine verpflichtet sich, ihre besetzten souveränen Gebiete nicht durch militärische Mittel zurückzugewinnen. Verhandlungen über territoriale Arrangements beginnen mit der Kontaktlinie“
Das jedoch ist eine abenteuerliche, ja lächerliche Forderung. Russland gewinnt an allen Fronten an Boden. Die russische Regierung wird niemals Verhandlungen auf der Grundlage der aktuellen Kontaktlinie akzeptieren, und da es absolut keine Chance gibt, dass die Ukraine ihr Territorium mit militärischen Mitteln zurückgewinnt, muss sie das auch nicht. Außerdem birgt ein Einfrieren des Konflikts eine ernsthafte Gefahr. So könnte Europa der Ukraine die Mittel zur Wiederaufrüstung für die nächste Kampfrunde geben. Die Geschichte lehrt uns, dass Minsk I und II genau zu diesem Zweck konzipiert wurden – eine Tatsache, die die ehemalige deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel bereits zugegeben hat. (3)
Hinzu kommt noch die kleine aber nicht unbedeutende Tatsache, dass die hier in Frage stehenden Regionen bereits vor Jahren dafür gestimmt haben, Teil Russlands zu werden. Sie sind also keine „souveränen Gebiete” der Ukraine mehr. Russland wird sie niemals aufgeben, und es ist sehr wahrscheinlich, dass der Versuch, sie wieder mit der Ukraine zu vereinen, eine weitere Art von (Bürger-)Krieg auslösen würde. Das Verbot eines NATO-Beitritts der Ukraine wird ebenfalls gestrichen. Stattdessen heißt es in den europäischen „Änderungen“ nun:
„Der Beitritt der Ukraine zur NATO hängt vom Konsens der NATO-Mitglieder ab, der nicht gegeben ist.“
Darüber hinaus verpflichtet sich die NATO, in Friedenszeiten keine Truppen dauerhaft in der Ukraine zu stationieren. Das bedeutet, dass im Kriegsfall NATO-Truppen zugelassen wären. Der Ausbruch eines neuen Krieges ist, bei Anwendung dieses modifizierten Plans, wie oben erwähnt, sehr wahrscheinlich. Das dauerhafte Engagement von NATO-Truppen in der Ukraine wäre nach diesem Papier also nur eine Frage der Zeit. Kein Staatschef auf der anderen Seite des Verhandlungstisches würde dieser „Änderung“ jemals zustimmen. Darüber hinaus sollen NATO-Kampfflugzeuge in Polen stationiert werden. Außerdem wird die maximale Stärke der ukrainischen Armee im Vergleich zum ursprünglichen Trump-Papier von 600.000 auf 800.000 erhöht.
In Bezug auf die eingefrorenen russischen Vermögenswerte in der EU fordert das Papier:
„Die Ukraine wird vollständig wiederaufgebaut und finanziell entschädigt, unter anderem durch russische Staatsvermögen, die eingefroren bleiben, bis Russland die Ukraine für den verursachten Schaden entschädigt hat.“
Die europäischen Staats- und Regierungschefs wollen also Russland für den Wiederaufbau der Ukraine bezahlen lassen, der, wie wir uns kurz in Erinnerung rufen sollten, von BlackRock organisiert wird, dem gleichen Vermögensverwalter, der auch den deutschen Bundeskanzler stellt. Russland soll laut diesem Papier für die Privatisierung der Ukraine bezahlen. Das wird niemals geschehen. Die Beziehungen zwischen der NATO und Russland werden dem Papier zufolge ebenfalls verhandelt, nachdem in der Ukraine vollständiger Frieden hergestellt ist. Es bestehen weiterhin viele Zweifel, dass Russland die Gefahr durch NATO-Truppen in der Ukraine riskieren will, was von Anfang an der entscheidende Faktor für den Beginn der militärischen Sonderoperation war.
Was die europäischen Staats- und Regierungschefs als „Modifikation“ des von der Trump-Regierung ausgearbeiteten Friedensplans bezeichnen, negiert also das gesamte russische Interesse und versucht, es durch westliche Interessen zu ersetzen. Seine Anwendung würde zu einem eingefrorenen Konflikt, einer erneuten Aufrüstung der Ukraine, weitere Unruhen und Krieg führen und Russland um einen Teil seines Staatsvermögens bringen – das eingesetzt würde, um die Ukraine gegen Russland aufzurüsten. Merz, Macron und Starmer muss von Anfang an klar gewesen sein, dass Russland diesen Modifikationen niemals zustimmen würde. Damit zielt der gesamte Vorstoß in Wirklichkeit gar nicht darauf ab, den Konflikt zu lösen, sondern ihn fortzusetzen. Was auch immer die Motivation von Trump und seinem Team sein mag, es scheint, als würde zumindest hier ernsthaft auf Frieden hingearbeitet. Die europäischen Eliten versuchen jedoch, jede Chance auf eine Lösung des Konflikts und die Wiederherstellung des Friedens in Europa zu sabotieren. Der einzige Sinn und Zweck war es, einen Frieden nicht entstehen zu lassen. Hintergrund könnte unter anderem sein, dass aufgrund der plötzlichen und unerwarteten „Friedensgefahr“ die Aktien von Rüstungsschmieden wie Rheinmetall massiv eingebrochen sind – und ein großer Anteilseigner an allen großen Rüstungsunternehmen ist BlackRock, das auch den deutschen Bundeskanzler stellt. (4)
Auch die EU torpedierte den Vorstoß zum Frieden. So beschloss die von Ursula von der Leyen geführte EU-Kommission am 26. November, weitere 300 Millionen Euro an die ukrainische Kriegsmaschinerie zu transferieren. (5) Zudem wurde berichtet, dass die EU-Kommission rasche Gesetzesentwürfe zur Verwendung russischer Vermögenswerte plane. (6) Das jedoch stellt einen Schritt da, von dem der stellvertretende Vorsitzende des russischen Sicherheitsrates, Dimitri Medwedew erklärte, dass Russland ihn als Kriegsgrund interpretieren könne. (6a) Die Beschlagnahme russischer Vermögenswerte, die bei der europäischen Firma Euroclear eingefroren liegen stellt zudem einen Verstoß gegen internationales Recht dar und könnte weiterhin alle anderen Staaten dazu motivieren, ihre Vermögenswerte aus der EU abzuziehen – was einen sofortigen Kollaps des europäischen Finanzsystems zur Folge hätte.
Zudem beschloss die EU bei einem Treffen der Verteidigungsminister, Kredite in Höhe von 150 Milliarden Euro für die weitere Aufrüstung der Ukraine bereitzustellen (7). Weiterhin verabschiedete das Parlament der europäischen Union eine Entschließung, derzufolge die EU niemals die „vorübergehend von Russland besetzten Gebiete“ als russisch anerkennen werde. (8) Der Verzicht auf russisches Gas wurde von der EU ebenfalls festgeschrieben. Ab 2027 will die EU kein russisches Gas mehr importieren. Aus verschiedenen europäischen Ländern vernimmt man zudem martialische statt erleichterte Töne. So erklären führende französische Militärangehörige, dass Frankreich sich auf einen direkten Zusammenstoß mit Russland vorbereiten müsse. (9) Und auch in Deutschland bereitet man sich auf einen solchen vor. Dabei stellt die europäische Rhetorik Moskau als den eskalierenden Teil dieses Konfliktes dar. (9a)
Grund für die Eskalation ist dabei auch, dass ein Ende des Krieges, den der Westen in der Ukraine gegen Russland führt, den finanziellen Kollaps der EU beschleunigen könnte. Zu diesem Schluss kommt zumindest ein internes NATO-Papier. (10) Das Papier berechnet, dass ein Sieg Russlands in der Ukraine die EU bis zu 1,6 Billionen Euro kosten könnte – bedingt durch steigende Kosten für Flüchtlinge und die Kosten für eine Verstärkung der Ostfront. Dabei geht man offenbar davon aus, dass der Konfrontationskurs gegenüber Russland auch nach Ende des Krieges in der Ukraine nicht enden, und dass die EU weiterhin für die Ukraine zahlen wird. Hier zeigt sich eindrücklich, dass sich die EU in einer Sackgasse befindet. Jedes Szenario bedroht die Existenz dieses Gebildes. Das könnte der Grund dafür sein, dass die EU an der Konfrontation festhält. Denn über den Krieg können Werte vernichtet und darüber die Bedingungen für ein neues Wirtschaftswachstum geschaffen werden.
Wenig überraschend kam auch Kritik aus der Ukraine an dem Friedensplan. Hier vertraten einige Offizielle die Auffassung, Trump zwinge Kiew zur Kapitulation. Das ist eine merkwürdige Auffassung wenn man sich vergegenwärtigt, dass Russland den Konflikt im Grunde schon lange gewonnen hat und an jeder Front auf dem Vormarsch ist, während die ukrainische Armee zunehmend kollabiert. Der Trump-Plan sieht lediglich ein vorzeitiges Ende eines für die Ukraine ohnehin aussichtslosen Konfliktes vor – was unzählige ukrainische Leben schont.
Der 28-Punkte-Plan wurde dann von der US-amerikanischen Seite mit der Ukraine in Genf verhandelt, wodurch sich der 28-Punkte-Plan auf einen 19-Punkte-Plan verkürzte. (11) Dabei fiel unter Anderem die Begrenzung des ukrainischen Militärs auf 600.000 Soldaten weg. Auch die ursprünglich vorgesehene Amnestie für während des Konflikts begangene Kriegsverbrechen wurde gestrichen. Bei diesen Verhandlungen wurden die europäischen Regierungsvertreter schlicht übergangen. (12) Weder die US-amerikanische Seite noch die russische Seite erachtet es für notwendig, sich noch auf Verhandlungen mit Europa einzulassen. Der russische Außenminister Sergej Lawrow erklärte dazu explizit, dass die europäischen Führer ihre Chance mit den Minsker Abkommen vertan haben und bringt dadurch den in Moskau wohl weit verbreiteten Vertrauensverlust in EU-Regierungen zum Ausdruck. (13) Daran wird auch deutlich: Durch ihre Kriegstreiberei und ihre Eskalationsrhetorik hat sich die EU – für neutrale Beobachter wenig überraschend – selbst ins Aus manövriert. Die EU ist nur noch zu einem lästigen Bremsklotz im Getriebe der internationalen Diplomatie verkommen. Daher stand sie bei den Verhandlungen in Genf auch nur an der Seitenlinie ohne Beachtung und Gehör zu finden.
Im Anschluss an das Treffen berichteten US-amerikanische Medien überraschenderweise, dass die Ukraine im Kern einem von Trump verhandelten Friedensabkommen zustimme. (14) Dabei, so ließ es auch der ukrainische Nationale Sicherheitsberater Rustem Umerow vermelden, seien noch Details auszuhandeln. Zudem wurde bekannt, dass der Sondergesandte für die Ukraine, Steve Witkoff mit einer Reihe von Regierungsvertretern Washingtons in der ersten Dezemberwoche nach Moskau reisen würde, um dort die Verhandlungen mit der russischen Seite zu führen. (15) Schon vor dem Treffen erklärte der russische Präsident Wladimir Putin, dass der Vorschlag aus Washington eine gute Grundlage für Verhandlungen darstelle, allerdings einige Details noch geklärt werden müssten. (16) Allerdings sei ein Friedensvertrag mit der Ukraine derzeit rechtlich unmöglich. (17) Da die Selenskyj-Regierung die vorgesehenen Präsidentschaftswahlen nicht hat durchführen lassen, sehe Russland Selenskyj als illegitimen Präsidenten an. Die Ukraine müsse zunächst Wahlen abhalten, um eine legitime Regierung zu erhalten, die sich an ein geschlossenes Abkommen auch gebunden fühle. Dies ist schon länger die russische Position zu der derzeitigen Regierung in der Ukraine. Putins Aussage überrascht daher nicht.
Das Treffen in Moskau, an dem neben Steve Witkoff auch Donald Trumps Schwiegersohn Jared Kushner beteiligt war verlief russischen Angaben zufolge produktiv. Ein Durchbruch konnte jedoch noch nicht vermeldet werden. Putins außenpolitischer Berater Uschakow, der an dem Treffen teilgenommen hatte, erklärte in einer anschließenden Pressekonferenz, dass der russischen Seite ein Entwurf vorgelegt wurde, der 27 Punkte enthalte. Damit sind sowohl der europäische, als auch der mit der Ukraine ausgehandelte Entwurf offenbar vom Tisch. Es gebe, so Uschakow, noch einige Punkte, über die noch weitere Verhandlungen geführt werden müssten, aber andere der US-amerikanischen Punkte seien bereits eine gute Grundlage für einen späteren Friedensvertrag. (17a) Gleichzeitig berichteten verschiedene Medien unter Berufung auf Insider aus US-amerikanischen Kreisen, dass die USA ein Szenario prüften, in dem die Ukraine nicht der NATO beitritt. (17b) Diesem Szenario zufolge müsste ein potenzieller Beitritt der Ukraine direkt zwischen der NATO und Russland verhandelt werden.
Berichtet wurde auch, dass die USA von Kiew einen Friedensvertrag verlangen, bevor sie Sicherheitsgarantien zusagen. (18) Der russische Präsident Wladimir Putin wiederum erklärte auf einer Pressekonferenz in Bischkek, dass die russische Seite bereit sei, die Kampfhandlungen einzustellen, wenn die ukrainische Armee die von ihnen „besetzten Gebiete“ verließe, wobei unklar bleibt, wobei es wahrscheinlich um den Donbass und die südlichen Regionen geht, die von Russland als Neurussland bezeichnet werden. (19) Auf derselben Pressekonferenz erklärte er sich bereit, Europa Sicherheitsgarantien zu geben und über die gesamteuropäische Sicherheit verhandeln zu wollen. (20) Allerdings lehnte die ukrainische Seite die Übergabe von Land an Russland zunächst ab, wobei der ukrainische Präsident Selenskyj Anfang Dezember eine prinzipielle Bereitschaft zur Gebietsabtretung signalisierte. (21) (21a)
Der ehemalige US-Waffeninspekteur Scott Ritter ordnet die Bemühungen um einen Friedensplan als ein Versuch der USA ein, den Sturz der Ukraine zu kontrollieren. (22) Ihm zufolge muss Russland sich zum jetzigen Zeitpunkt auf keinen Kompromiss einlassen, sondern wird erst zustimmen, wenn die russischen Forderungen erfüllt werden. Bei den Verhandlungen gehe es Trump auch primär um einen ökonomischen Deal. Denn über die Abwicklung der vollkommen korrupten Ukraine könnten die USA auf den russischen Markt streben und ökonomisch mit Russland zusammenarbeiten. Die EU ist gleichzeitig außen vor, da sie sich als Verhandlungspartner disqualifiziert hat. Die einzige Chance der EU wäre Ritter zufolge, an das von Russland 2021 der NATO vorgelegte Sicherheitspapier anzuknüpfen und auf der Grundlage in Verhandlung mit Russland zu treten. Nur so kann ein Kollaps der EU und der NATO verhindert, und eine Sicherheitsarchitektur geschaffen werden, die auch die Interessen der EU-Staaten berücksichtigt. Das ist jedoch derzeit nicht in Sicht.
Die Zusage der Ukraine zu einem generellen Friedensplan ist überraschend, wird jedoch vor dem Hintergrund des in den Wochen zuvor immer weitere Kreise ziehenden Korruptionsskandals um Selenskyj verständlich. Selenskyj, so scheint es, sieht in dem Friedensvertrag eine Möglichkeit, sein politisches Erbe zu retten und von der Korruption abzulenken – die ohnehin niemanden in Europa davon abgehalten hat, weitere Gelder in die Ukraine zu versenken. Das ist einleuchtend, wenn man sich vor Augen führt, dass der Westen tief in die Korruption verstrickt ist. (23) So sitzen in den verwickelten ukrainischen Firmen – etwa Energoatom, das im Laufe der Jahre mindestens einhundert Millionen US-Dollar veruntreut hatte – westliche Aufsichtsräte. Die Korruption zieht sich bis weit hinein in die westliche, politische Elite – prominenterweise bis in die Familie des ehemaligen US-Präsidenten Joe Biden hinein –, was mit ein Grund für die Sabotage des Friedens durch diese Kreise sein könnte. Denn der Krieg ermöglicht die Fortsetzung dieser Zustände, die gewissen Kreisen erlaubt, sich auf Kosten des ukrainischen Volkes, aber auch der europäischen Völker zu bereichern, während ein Frieden die Gefahr einer neuen Ordnung mit sich bringt.
Der Friedensplan wurde daher nicht nur vonseiten der EU zu sabotieren versucht. Auch aus den inneren Kreisen der Trump-Administration kam es zu Störaktionen. So veröffentlichte das Nachrichtennetzwerk Bloomberg geleakte Gespräche zwischen Witkoff und Yuri Uschakow. (24) In diesem Gespräch scheint es so, als weise Witkoff Uschakow an, wie er Trump zu einem Friedensplan bewegen könne. (25) Der Leak erschien in zeitlicher Nähe zu der Veröffentlichung des 28-Punkte-Plans, was darauf hindeutet, dass es das Ziel war, die Verhandlungen zu sabotieren.
Hintergrund ist, dass es im Trump-Lager einen Machtkampf zwischen verschiedenen Kräften gibt. Auf der einen Seite stehen jene, welche der Ukraine die Schuld an dem Konflikt geben und ihn so schnell wie möglich beenden wollen. Repräsentiert wird diese Seite von Vizepräsident J.D. Vance, Witkoff und anderen. Dem gegenüber stehen Staatssekretär Marco Rubio und andere Offizielle, die Russland für den Konflikt verantwortlich machen und die ernsthaften Konzessionen an die russische Seite nicht mittragen. Hintergrund dabei ist auch, dass sowohl Vance als auch Rubio das Amt des Präsidenten mit der Wahl 2028 anstreben. (26) Beide Seiten suchen ihren Einfluss auf Trump geltend zu machen und die Verhandlungen zu beeinflussen.
Trump selbst hält sich bei diesen Verhandlungen sehr zurück. Er erklärte, dass er selbst nicht daran teilnähme, sondern sich erst persönlich mit der russischen und ukrainischen Seite treffen wolle, wenn der Plan in seine finale Phase eingetreten sei. Es sieht danach aus, dass er beide widerstreitenden Lager zunächst gewähren lässt und abwartet, welche sich durchsetzt. Allerdings stellte sich Trump schützend vor Witkoff und verteidigte dessen Besprechung mit Uschakow. Trotz aller Sabotageversuche scheint die Möglichkeit eines Friedensvertrages greifbarer, als jemals zuvor seit Februar 2022. Selbst der NATO-Generalsekretär erklärte, dass ein Frieden noch in diesem Jahr möglich sei. Gleichzeitig fügte er aber hinzu, dass Russland eine Bedrohung bleibe. (27) Zudem wurde in NATO-Kreisen über Präventivschläge gegen Russland diskutiert, die in Russland als Eskalation der Lage aufgefasst wurden. (28) Der russische Generalmajor der Luftwaffe, Wladimir Popow, erklärte daraufhin in russischen Medien, wie eine Reaktion Russlands auf einen solchen Präventivschlag aussähe. Ihm zufolge würde ein Angriff seitens der NATO mit entsprechenden Gegenmaßnahmen beantwortet.
Demzufolge könnten so einem Präventivschlag Einschläge in den europäischen Staaten folgen, von denen aus die Angriffe durchgeführt wurden. Auch Atomschläge seien denkbar. (29) Seine Erklärungen sind dabei eine deutliche Warnung an die europäische und die NATO-Elite. Auch der russische Präsident warnte die Eliten der EU, indem er erklärte, dass Russland zu einem Krieg gegen Europa bereit sei, wenn Europa diesen wolle. Obwohl er betonte, dass Russland an diesem Krieg nicht interessiert sei wurde seine Warnung von deutschen Medien prompt in eine Drohung uminterpretiert. Anstatt sich die Warnungen zu Herzen zu nehmen und den Konfrontationskurs zu beenden verkündete die NATO, den NATO-Russland-Rat auflösen zu wollen. (30)
Bei all dem wird deutlich: Auch im Falle eines Friedensschlusses zwischen der Ukraine und Russland unter Vermittlung der USA werden die EU und die NATO weiterhin gegen Russland aufrüsten und den Konflikt suchen. Der große Krieg in Europa ist damit noch nicht abgewendet. Allerdings könnte eine Beteiligung der USA dadurch ausgeschlossen werden. Denn US-Präsident Trump könnte dann einen solchen Krieg als rein europäische Angelegenheit betrachten und Europa als schuldigen Saboteur des Friedens zurückweisen – mit der Folge, dass der NATO-Bündnisfall kein Eingreifen der USA zur Folge haben wird. Damit stünde die EU allein gegen Russland, das sie sich selbst als Feind geschaffen hat.
Und dass die EU, selbst mir kombinierten Kräften Russland besiegen kann, scheint eher ausgeschlossen. Denn, wie britische Generäle schon vor einiger Zeit feststellten, sind die Munitionsdepots Großbritanniens mittlerweile ziemlich geleert. (31) Anderen europäischen Ländern ergeht es kaum besser. Durch endlose Waffenlieferungen in die Ukraine hat die EU ihre Bestände bedenklich geleert, Nachschub zu beschaffen ist eine Frage von Jahren – und überdies von Ressourcen und Produktionskapazitäten, die in der EU eher ab- als zunehmen. Zudem gibt es große Probleme mit britischen Flugzeugträgern (32), deutschen Panzern (33) und anderen Kriegsgeräten, die wiederholt ausfallen oder sich im Krieg nicht bewährt haben.
Hinzu kommt, dass die NATO und die EU keine kampferfahrenen Soldaten haben. Der moderne Krieg ist, wie die Ukraine zeigt, nicht mit den früheren NATO-Einsätzen zu vergleichen, bei denen die NATO aus sicherer Entfernung und ohne ernsthafte Luftabwehr den Irak oder Jugoslawien aus der Luft platt gebombt hat. Russland ist in jeder Hinsicht ein mehr als ebenbürtiger Gegner. Der moderne Krieg wird zudem zu einem großen Teil mit Drohnen geführt – ein Sektor, auf dem die Europäer weit zurückliegen. Denn keine europäischen Soldaten haben den modernen Drohnenkrieg erlebt und könnten in diesem bestehen. Abgesehen vielleicht von jenen, die als Söldner in die Ukraine gezogen sind.
Ein Krieg der EU oder der NATO gegen Russland könnte daher relativ schnell mit einer Niederlage der EU-Staaten enden – im Zweifelsfall auch mit der Zerstörung weiter Teile der EU und der radioaktiven Verseuchung ganzer Landstriche. Die EU-Eliten haben sich in eine solche Sackgasse gebracht, dass sie auch vor diesem Szenario nicht mehr ernsthaft zurückzuschrecken scheinen. Zu hoffen bleibt da nur, dass entweder die Völker der EU gegen ihre Eliten aufstehen, oder dass es der Trump-Administration gelingt, die EU vor ihren eigenen Eliten zu retten. Wenn das überhaupt der Plan ist. Anderenfalls sieht die nahe Zukunft für die europäischen Völker düster aus.
Quellen und Anmerkungen
(1) https://www.axios.com/2025/11/19/ukraine-peace-plan-trump-russia-witkoff
(4) https://www.nachdenkseiten.de/?p=142551
(5) https://freedert.online/kurzclips/video/263029-von-leyen-will-eu-geld/
(6a) https://freedert.online/europa/263800-medwedew-russland-beschlagnahme/
(7) https://lostineu.eu/eu-ruestet-ukraine-weiter-auf-kosten-explodieren/
(9) https://freedert.online/meinung/262840-franzoesischer-militaerchef-provoziert-vorbereitung-auf/
(10) https://tkp.at/2025/12/01/eu-finanzkollaps-bei-ukraine-niederlage/
(13) https://www.n-tv.de/politik/Lawrow-Europa-hat-seine-Chance-in-der-Ukraine-vertan-id30067670.html
(15) https://tass.com/politics/2049009
(16) https://www.aljazeera.com/news/2025/11/27/putin-says-us-backed-peace-plan-as-framework-is-ok-in
(17a) https://anti-spiegel.ru/2025/die-pressekonferenz-des-russischen-praesidentenberaters-im-wortlaut/
(19) https://freedert.online/kurzclips/video/263137-putin-wenn-ukrainische-truppen-besetzte/
(20) https://freedert.online/kurzclips/video/263128-putin-betont-erneut-russland-ist/
(21a) https://www.unsere-zeit.de/endspiel-in-der-ukraine-4809653/
(22) https://www.youtube.com/watch?v=-7_XtZ64VG4
(25) https://www.bbc.com/news/articles/c3r7xr94ln8o
(27) https://thenationview.com/world-news/245723.html
(28) https://freedert.online/international/263505-bereitschaft-zu-weiterer-eskalation-sacharowa/
(29) https://anti-spiegel.ru/2025/wie-russland-auf-einen-praeventivschlag-der-nato-reagieren-wuerde/
(30) https://freedert.online/international/263798-aufloesung-russland-nato-rats-warum/
(33) https://www.spectator.co.uk/article/german-tanks-always-flop-the-leopard-2-is-no-different/
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Wir danken dem Autor für das Recht zur Veröffentlichung dieses Beitrags.
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Bild: Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj auf dem Cover des Time Magazine
Bildquelle: Steve Travelguide / shutterstock
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