Standpunkte

Dissens und Kritik im Globalen Süden und bei uns | Von Jochen Mitschka

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Ein Standpunkt von Jochen Mitschka.

Ich möchte heute zwei Themen ansprechen, die scheinbar nichts miteinander zu tun haben. Da ist einmal das Problem von kritischen Wissenschaftlern und Journalisten, besonders wenn sie in weniger entwickelten Gesellschaften leben, ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Und dann, wie einflussreiche westliche Organisationen dabei helfen, eine „teile und herrsche“ Situation zu erzeugen, mit der die regionale Selbstermächtigung behindert wird. Beides hängt insofern zusammen, da staatliche und nichtstaatliche Akteure im Westen durch ihre Finanzierung von „Dissidenten“, welche die westliche Agenda verfolgen, die Lücke der kritischen Begleitung von Politik füllen. Eine Lücke, welche mangels Finanzierbarkeit von originären lokalen Dissidenten offen gelassen werden muss.

Überleben oder Schreiben

Die Anregung aufgreifend, nicht zu oft die gleichen Vertreter des globalen Südens zu Wort kommen zu lassen, habe ich Kontakt mit einem jungen Wissenschaftler, Dr. Jay Tharappel aufgenommen. Er promovierte in Australien und mit seinen Artikeln hatte der Verein „Der Politikchronist e.V.“ ein Buch über den Jemenkrieg verfasst(1). Als ich ihn nun fragte, warum er keinen Hintergrundartikel über die neuesten Entwicklungen in der Jemen-Krise, nach der Wiederannäherung von Saudi-Arabien und dem Iran geschrieben habe, erklärte er mir das Grundproblem der alternativen Medienschaffenden: Durch das Schreiben von Texten mit einer alternativen Sichtweise auf Politik und Gesellschaft ist man nicht in der Lage, den Lebensunterhalt zu bestreiten. Es gibt einige wenige Ausnahmen, sicher auch einzelne Stars der Szene, wie Daniele Ganser zum Beispiel. Aber ansonsten hält man sich als alternativer Medienschaffender mit anderen Arbeiten über Wasser, welche keine Zeit für alternative Texte lassen, oder erfreut sich an Altersbezügen, die man durch „ehrenwerte“ Arbeit erwarb. Was eine „Vergreisung“ der Dissens verursacht.

Natürlich gibt es finanziell selbst tragende Projekte mit auskömmlichen Einnahmen für die beteiligten Journalisten, meist jedoch in den USA. Genannt sei hier das Grayzone-Projekt(2). Auch hier werden Sichtweisen des Globalen Südens verbreitet, aber durch Journalisten oder Wissenschaftler, die selbst nicht dort sozialisiert wurden. Aber alle solche Projekte stehen mit einem Bein im Aus, wenn Spenden wegbrechen. Aber noch einmal einen Schritt zurück:

Beispiele

Jay Tharappel ist ein junger kommunistischer Schriftsteller und Wissenschaftler. Er wurde wegen eines Israel gegenüber kritischem Aufnäher aus der australischen „Labour Party“ ausgestoßen. Und wird wegen seiner Kritik an westlicher Kriegsführung gegen Syrien als „Diktator-Freund“ ausgegrenzt. Sein Forschungsinteresse gilt Themen wie der Natur der Währungshegemonie, postkolonialen Kritiken der marxistischen Theorie und der Lehren, die man aus der Politik Chinas ziehen kann. Aber wie Tim Anderson ist er kein Historiker, der in der Vergangenheit schwelgt, sondern ein Analytiker der Gegenwart. Und so erklärt sich, dass seine Analysen zwar begehrt sind, aber nur von Medien, welche keine lebenserhaltenden Honorare zahlen können. Auf seiner eigenen Internetseite(3) finden sich daher auch nur noch wenige Artikel, ebenso nur noch ganz selten Artikel in alternativen Medien.

Einer der es geschafft hat

Michel Chossudovsky ist ein kanadischer emeritierter Professor für Wirtschaft und insofern nicht abhängig von Einkommen aus seinen Texten. Aber trotz, oder vielleicht wegen der Bekämpfung seiner Kritik an US-Politik, konnte er sich mit seinem „Centre for Research on Globalisation“(4), einem eigenen Medium, finanziell unabhängig machen. Dessen Internetadresse wird übrigens von Wikipedia in vielen Fällen nicht verlinkt, ja oft wird sogar die Internetadresse gar nicht erwähnt, und in Google sucht man ebenfalls oft vergeblich.

Im Jahr 2012 hatte ich mir die Mühe gemacht, sein Buch „Towards A World War III Szenario“ zu übersetzen, jede einzelne Quelle zu suchen um herauszufinden, was an seinem Ruf, ein „absurder Verschwörungstheoretiker“ zu sein, durch Fakten abgesichert war. Daraus entstand eine 18-teilige Artikelserie(5), wobei die Quellenkritik manchmal länger war als der Buchtext.

Wenn man heute, über 10 Jahre später, das Buch wieder anschaut, muss man sagen, dass seine politischen Voraussagen in vielen Fällen eingetreten sind, d.h. seine Warnung vor der bewussten Auslösung eines Krieges mit einem Herausforderer der US-Hegemonie, sind heute als Realität zu erkennen. Auch wenn es derzeit „nur“ ein Wirtschaftskrieg und Stellvertreterkriege sind. Wobei man wissen sollte, dass solche Wirtschaftskriege sehr oft das Vorspiel für Bombenkriege sind. Wie die Sanktionen gegen Japan, welche bekanntlich vor dem 2. Weltkrieg zum Angriff Tokios auf Pearl Harbour führten und im Anschluss den Eintritt der USA in den 2. Weltkrieg ermöglichte. Ergänzung in Anhang(23).

Sein Ruf wurde so erfolgreich zerstört, dass deutschen Journalisten, die es wagen, Bücher von ihm anzufassen, vermutlich die Hände abfallen. Wäre er nicht durch seine Vergangenheit als angesehener Berater und Wirtschaftsexperte etwas geschützt, wäre wohl sein eigenes Medium, seine Internetseite kaum jemals ein selbst tragendes Projekt geworden.

Zurück zur Sicht des Globalen Südens

In Malaysia fand 2011 ein Tribunal gegen Präsidenten Bush und Premierminister Blair wegen ihres Angriffskrieges gegen den Irak und der folgenden Kriegsverbrechen statt. Das Urteil der „Kuala Lumpur War Crimes Commission“ (KLWCC) war vermutlich nicht unabsichtlich am Jahrestag der Ermordung von John F. Kennedy verkündet worden. Es war der Versuch des, der Leser oder Hörer errät es: „umstrittenen“, ehemaligen Premierministers Mahathir Mohamed, der sich für eine Welt ohne Krieg einsetzte(6).

Dieses Tribunal hatte im Globalen Süden doch ein erhebliches Echo hervorgerufen und einige Wirkung gezeigt, während es im Westen weitgehend unbeachtet blieb. Malaysia hatte daraufhin begonnen, sich als ein Sprecher des Globalen Südens zu positionieren, was sich dann aber im Jahr 2014 veränderte. Zunächst verschwand der Flug MH370 der malaysischen Fluggesellschaft im März spurlos und rätselhaft. Dann wurde der Flug MH17(7) im Juli über der Ukraine abgeschossen. Sicher waren es nur Zufälle. Aber die offiziellen Verlautbarungen Malaysias bekamen anschließend einen wesentlich moderateren Ton.

Dies vorausgeschickt kann man aber grundsätzlich feststellen, dass Wissenschaftler, welche der US-Hegemonie und der westlichen Dominanz-Politik kritisch gegenüber stehen, durchaus auch in Universitäten und staatlichen Instituten noch ein Auskommen bekommen können. Einer dieser Wissenschaftler ist Dr. Chandra Muzaffar(8). Er veröffentlicht nicht mehr regelmäßig, sondern nur zu bestimmten großen Anlässen, wie zuletzt zum letzten BRICS-Treffen(9) oder zum Putsch in Niger(10).

Aktuelle Sicht des Globalen Südens auf die Ukraine

Auch Ägypten hat seit Nasser eine eher kritische Sicht auf westliche Hegemonie. Und so finden sich auch hier Wissenschaftler, welche die Sicht des Globalen Südens auch aggressiver vertreten dürfen. Ahmed Adel arbeitet an der Universität Kairo und gehört zu jenen Wissenschaftlern, die man im Westen als „umstritten“ bezeichnet, und daher eher nicht in westlichen Medien zu finden sind.

Er schrieb am 15. September zur aktuellen Situation in der Ukraine einen Artikel, der die Meinung vieler Intellektueller der Region reflektiert(22).

Die Beispiele von Ahmed Adel und Chandra Muzaffar sind jedoch insofern irreführend, als beide nicht im Widerspruch zu ihren jeweiligen staatlichen Narrativen stehen, sondern eher „ergänzen“. Sie sind nicht im Sinne eines unabhängigen Dissens zu sehen. Und jetzt kommen wir dazu, wie diese Lücke durch westliche NGOs ausgefüllt wird, und damit westliche Ziele verborgen werden unter berechtigten lokalen Sorgen.

Teile und herrsche entlarvt – Der Nil

Der Nil ist Afrikas Lebensader. Er bestimmte in der Vergangenheit das Leben in den Anrainerstaaten und oft auch über Hunger und Wohlstand, Leben und Tod. Um mehr Einfluss auf die Natur zu haben, wurde schon 1898 begonnen, durch einen Staudamm in Ägypten die Felder das ganze Jahr über bewässern zu können. Im Jahr 1970 wurde schließlich ein Nachfolgeprojekt beendet, dessen Füllung mit Wasser noch 6 Jahre dauern sollte. Nun wollte aber eines der Länder oberhalb des Flusses, nördlich Ägyptens und des Sudans, am Ursprung des zweiten Zuflusses, dem Blauen Nil, einen Staudamm bauen. Damit sollte 60% der Bevölkerung Äthiopiens endlich elektrischer Strom zur Verfügung gestellt, und eine Industrialisierung gefördert werden. Einen guten Überblick über die Situation bietet eine Grafik der BBC(11). Allerdings stieß dieses Projekt des „Grand Ethiopian Renaissance Dam“ (GERD) sofort auf heftigen Widerstand, befeuert durch Umweltschutz-NGOs und Umweltexperten. Der Damm wurde nun befüllt und die Auswirkungen sind zu beobachten.

Eine wichtige Rolle bei der Agitation gegen den Damm spielte die US-NGO „International Rivers“(12). Zu den Gründern der Organisation zählt z.B. die Open Society Foundations von George Soros(13). Die „Nicht-Regierungs-Organisation“ besser „Pro-Oligarchen-Interesse-Organisation“ benannt, kämpft generell gegen Wasserkraft zur Erzeugung von elektrischer Energie. Einer der angegebenen Gründe ist, wäre hätte es gedacht, der Kampf gegen den Klimawandel(14). Wie immer werden berechtigte Sorgen, die nicht von der Hand zu weisen sind, durch diese NGOs vermischt mit Glaubensfragen. Und so vermischten sich im Fall des Dammbaus in Äthiopien schnell politische mit gesellschaftlichen und Umweltzielen. Im Fall des neuen Nil-Staudamms befeuerten sie regionale Konflikte, die leicht in militärische Auseinandersetzungen hätten ausarten können.

Zunächst noch mal ein paar Daten: Der neue Staudamm Äthiopiens ist von überragender Bedeutung für die weitere Entwicklung des Landes. Er verdoppelt die Stromproduktion des Landes und wird der Industrialisierung einen entscheidenden Schub geben. Außerdem erhält nun über die Hälfte der Bevölkerung endlich Zugang zu elektrischer Energie. Darüber hinaus wird Äthiopien sogar Strom an die Nachbarländer Sudan, Süd-Sudan, Kenia und Eritrea liefern können.

Wie wirkte sich der Staudamm aus?

Ein immer gerne genutztes Argument, egal ob in Werbung oder Politik, ist eines, das die Zielgruppe gar nicht beurteilen kann, meist weil es in der Zukunft liegt. Ein solches ist der Klimawandel. Daher kann natürlich die Auswirkung auf das Klima nicht widerlegt werden. „Wenn du den Rest deines Lebens dieses Mittel täglich nimmst, wirst du 100 Jahre alt“, ist von den Konsumenten meist auch nicht zu widerlegen.

Ein anderer Kritikpunkte der NOGs war, dass durch den Damm die Nahrungsmittelsicherheit in den dahinter liegenden Ländern negativ beeinflusst werden würde. Dies hat sich nicht bewahrheitet. Was selbst USAID indirekt feststellt, weil kein Wort über die vorhergesagten Auswirkungen auf deren Seiten zu finden sind(15). Also nein, der Nil trocknete nicht aus, als der Staudamm in Äthiopien gefüllt wurde. Und glücklicherweise konnte trotz heftiger Befeuerung durch westliche Medien und auch AlJazeera verhindert werden, dass Ägypten sich militärisch gegen das Projekt engagierte.

Das Beispiel zeigt, wie Projekte, die nur aus wirtschaftlichen Motiven und nicht aus politischen oder strategischen Erwägungen heraus betrieben werden, verhindert werden sollen. Wobei behauptet wird, es gäbe politische oder strategische Gründe, und /oder die Projekte seien „klimaschädlich“. Beim Kampf gegen „GERD“ ging es offensichtlich darum ein afrikanisches Land an seiner Entwicklung zu behindern.

Verhinderung der Panama-Konkurrenz

Ein anderes Beispiel, wie internationale NGOs lokale Sorgen übernehmen und in die Agenda der eigenen Narrative einbauen ist der schon lange geplante Kanal vom Pazifik zur Karibik durch Nicaragua. Ein Projekt, das Nicaraguas BPI verdoppeln könnte, während es gleichzeitig die Kontrolle der USA über die Panama-Route reduzieren würde. Ein Bericht(16) aus dem Jahr 2015 zählt die erwarteten Probleme auf. Das Projekt verlief schließlich wegen finanzieller Probleme des Konzessionärs im Sande. Und für den Staat China hat das Projekt derzeit keine Priorität.

Ein weiteres Beispiel, wie sich so genannte Nicht-Regierungs-Organisationen und Regierungen im Kampf um die Umwelt und das Klima ergänzen, ist sicher der Versuch, die industrielle Entwicklung Afrikas zu verhindern.

Gute Pipelines, böse Pipelines

So schrieb ich schon im Oktober 2022:

„Heute will ich darüber berichten, wie die EU ein Pipelineprojekt in Afrika verhindern will, welches für zwei Länder eine erhebliche Hilfe bei der Überwindung der Armut und der Entwicklung der Länder darstellen könnte. Ein Verhalten, das nun unter der Begründung ‚Klimaschutz‘ einen Heiligenschein erhält, während es einfach die nachkoloniale Politik ist, diese Länder nicht zu Konkurrenten werden zu lassen, um sie weiter als billige Rohstoffquellen zu erhalten. ….“(17)

Perfekter kann die Zusammenarbeit zwischen „Nicht-Regierungs-Organisationen“ und einer Regierung, bzw. in diesem Fall der EU, nicht beschreiben.

„Nicht-Regierungs-Organisationen“

Ein interessanter Einschub dürfte die Erwähnung der Tatsache sein, dass auf den Seiten der Bundesregierung die politischen Stiftungen der deutschen politischen Parteien als „Nicht-Regierungs-Organisationen“ bezeichnet wurden, obwohl sie von den Regierungsparteien kontrolliert und durch Steuergelder finanziert werden. Was auch ganz offen kommuniziert wird.

„Die politischen Stiftungen, deren Arbeit vom Staat finanziert wird, erfüllen eine besondere Aufgabe. Sie treten als Nicht-Regierungsorganisationen auf, begleiten und ergänzen die deutsche Außenpolitik durch ihre Arbeit.“(18)

Und während sich in Deutschland also NGOs zum größten Teil aus Steuern und Zuwendungen von reichen Mäzenen, insbesondere aus Übersee, finanzieren, besteht in den USA zur besseren „Vernetzung“ ein reger Austausch von Führungskräften zwischen NGOs und Regierungsstellen, genannt „Drehtürpolitik“. Was übrigens in der Ampel-Regierung scheinbar aus den USA übernommen wurde. Über ein Beispiel berichtete der Tagesspiegel mit der Berufung der bisherigen Greenpeace-Chefin Morgan zur obersten Klimadiplomatin von Außenministerin Baerbock(19).

Während sich also kritische Geister finanziell kaum über Wasser halten können, egal welche Qualifikationen sie haben, gehören die Führungskräfte der etablierten NGOs längst zu einer neuen, vernetzten Aristokratie.

Wobei das keine Erscheinung ist, welche alleine für den Westen gilt. Die Berufung der ehemaligen brasilianischen Präsidentin Dilma Roussef zur Chefin der BRICS Entwicklungsbank zeigt, dass man eben gerne unter sich bleibt. Während das im Falle von Russland oder Brasilien jedoch als Antwort auf die diversen Versuche der Unterwanderung, Putschversuche oder „Entkolonialisierung“ verstanden werden könnte, ist diese Entschuldigung dem Westen nicht erlaubt. Die diversen Behauptungen von Wahlmanipulationen, Erpressungen usw. z.B. durch Russland hatten sich natürlich als Fälschungen herausgestellt, auch wenn heute noch bei einer Google-Suche Meldungen dominieren, die eine solche Rolle behaupten. Es ist fast unmöglich, Nachrichten über die Entlarvung der vielen Propagandameldungen und Fälschungen(20) zu finden, obwohl sie eigentlich an erster Stelle genannt werden sollten.

Zurück zur Klimakrise stellvertretend für NGO-Politik

Wer heute im Sinne der Protagonisten einer von Menschen gemachten Klimakrise durch CO2 forscht, schreibt und politisiert, darf sich der Unterstützung staatlicher Vertreter sicher sein. Wer die gegensätzliche Position einnimmt, wird verspottet, verleumdet, und, sollte er nicht finanziell unabhängig sein, ruiniert. Die finanzielle Unterstützung durch Vertreter der „Fossilen Industrie“ wird ständig geringer. Aus drei Gründen. Erstens, weil man dort die Realität erkannt hat, dass die Welt auch gegen diese Propaganda ihre Produkte für die nächsten Jahrzehnte benötigen wird, zweitens, weil die Finanzierung durch sie als Beweis für die Voreingenommenheit angesehen wird, und drittens, weil die Finanzinteressen längst diversifiziert wurden.

Etwas Ähnliches kann man in Deutschland für die Migrationsfrage beobachten. Hat es schon einmal irgendeine „Denkfabrik“ oder „politische Stiftung“ gewagt, ein Forschungsprojekt zu unterstützen, welches die Auswirkung der deutschen Investitionen für Schutzsuchende auf das Wohlbefinden von „Flüchtlingen“ vergleicht…

a) Investitionen bzw. Kosten in Deutschland, b) Investitionen bzw. Kosten von möglichen Aufwendungen, die denen in Deutschland entsprechen, die aber in den Krisenländern oder ihren Nachbarländern investiert wurden?

Das Ergebnis würde mit hoher Wahrscheinlichkeit die Erkenntnis bringen, dass es bei dieser Migrationspolitik nicht um die Menschen gehen kann. Denn den Menschen in den betroffenen Ländern oder Anrainerstaaten würde man effektiver, und für sie zufriedenstellender durch Vor-Ort-Investitionen helfen.

Aber zurück zur Frage der Betrachtung von Weltpolitik aus der Sicht des Globalen Südens, also der großen Mehrheit der Weltbevölkerung. Die Entwicklung von Kritik oder Dissens dort, der bis zu uns bekannt wird, ist derzeit stark unterrepräsentiert. Natürlich spielen Sprachbarrieren eine Rolle, aber auch die Filter, mit denen Massenmedien auf die Länder schauen.

Tatsächlich wird die Möglichkeit für nicht vom Ausland gelenkter Kritik in autoritären Staaten erleichtert, wenn die Gesellschaft ein Gefühl der Bedrohung verliert. Seit der Iran durch die Versöhnung mit Saudi-Arabien und dem Beitritt zur SCO und BRICS eine international anerkannte Rolle in der Region spielt, reduziert sich das Gefühl für die Gefahr eines Krieges, und sowohl von liberalen lokalen Stimmen, als auch konservativen Vertretern, wird Kritik nun lauter geäußert als noch vor einem Jahr. Und schon versuchen westliche Agitatoren, dies für ihre RegimeChange-Zwecke auszunutzen.

Dissens oder Lebensunterhalt

Schon für Karl Marx hatte sich das Problem des finanziellen Überlebens gestellt. Ohne den reichen Mäzen Friedrich Engels wäre er wohl niemals in der Lage gewesen, seine philosophischen Werke zu erstellen. Man kann nur erahnen, welche Möglichkeiten die Gesellschaften in den letzten 2000 Jahren verpassten, weil Menschen zum Überleben einer anderen Arbeit nachgehen mussten, als niederzuschreiben, was in der Gesellschaft sozial und politisch hätte diskutiert werden können.

Und natürlich gilt das heute noch ganz besonders für den Globalen Süden. Während sich im noch reichen Norden mit Pensionen, Renten und ersparten Rücklagen, in Verbindung mit noch liberaler Handhabung von Widerspruch, ein Fenster der Möglichkeiten für Dissens eröffnete, ist das im Globalen Süden noch unterentwickelt.

Aber die Globalisierung wirkt sich auch politisch aus wie das Gesetz über Flüssigkeiten in kommunizierenden Gefäßen beschreibt: In dem einen Gefäß sinkt das Niveau, im anderen steigt es. In den einst als liberal gepriesenen Ländern gilt nun „Alternativlosigkeit“, wird der erlaubte Rahmen für Disput drastisch eingeschränkt, und gibt es zunehmende Bereiche die „nicht diskutiert werden“, wie z.B. während der Corona-Krise, oder der Ukraine-Krise.

Derweil autoritäre Regime, die auf einer breiten Zustimmung der Bevölkerung basieren, immer häufiger Dissens erlauben, so lange sie nicht eindeutig Ziele ausländischer Einflussnehmer, sprich gewisser so genannter NGOs, verfolgen.

Fazit

Die früher als liberal angesehene Gesellschaften sehen sich immer stärker der psychologischen Kriegsführung ausgesetzt. Spätestens seit 2020 ist bekannt, wie intensiv die NATO das so genannte „Cognitive Warfare“ betreibt. Es ist die fortschrittlichste Form der Manipulation, die es in der Geschichte der Menschheit gibt. Sie nimmt die Psyche jedes Menschen zum Ziel, um seinen Verstand wie das Verhalten eines Computers, zu beeinflussen.

Damit das funktioniert, müssen alle Störfaktoren abgestellt werden. Deshalb werden kritische Stimmen zunehmend verfolgt und zum Schweigen gebracht, ausländische Sender, die andere Sichtweisen darstellen verboten. Und wenn andere Länder, wie Niger, dem Beispiel folgen, und z.B. französische Sender, welche eben dem NATO-Ziel dienen, im Gegenzug verbieten, ist die Aufregung groß. Denn da hat jemand die gleichen Maßnahmen ergriffen!

Aber zurück zu Dissens in der sich entwickelnden Welt, unter dem immer geringer werdenden Einfluss der westlichen Kolonialländer. In der Vergangenheit war die Finanzierung von Dissidenten und die finanzielle Unterstützung der „Zivilgesellschaft“ für Farbrevolutionen entscheidend. Das ändert sich nun zunehmend, weil viele Länder begriffen, dass ein „patriotischer“ Dissens die wirksamste Waffe gegen fremdbestimmten Dissens ist. Gut zu beobachten war das in Syrien, wo sich bis auf die extremst militanten Teile der Opposition alle oppositionellen nationalen Kräfte hinter dem Präsidenten Assad versammelten, als dieser nicht aus dem Land floh, sondern sich den überwältigenden Massen von durch NATO-Staaten und ihren verbündeten Golfdiktaturen eingeschleusten Terroristen entgegenstellte.

Und so wie sich nun in diesen „Entwicklungs“-Ländern ein eigener, patriotische Dissens gegen vom Ausland finanzierte Einflussnahme behaupten wird, tritt im Westen das Gegenteil ein. Durch die Eliminierung von Widerspruch aus Gründen der Sorge um Deutschland, werden immer mehr ausländische „Dissens“-Aktivisten zu sehen sein, die vom Ausland gesponsert werden. Ein Hinweis gibt derzeit die Klimadiskussion.

Es wäre zu wünschen, dass sich in Deutschland endlich ein gemeinsames Portal für kritische Medien etablieren könnte, in dem alle Stimmen, unabhängig von ihrer Richtung, ein schlagkräftiges Marketing erhalten, um dieser Entwicklung entgegen zu wirken.

Quellen und Hinweise

Der Autor twittert zu tagesaktuellen Themen unter https://twitter.com/jochen_mitschka

(1) https://der-politikchronist.blogspot.com/p/jemens-befreiungskampf.html

(2) https://thegrayzone.com/

(3) https://theorientaldespot.com/category/home

(4) https://www.globalresearch.ca/

(5) https://jomenschenfreund.blogspot.com/search?q=Towards+a+World+War+III+Szenario

(6) https://www.aljazeera.com/opinions/2011/11/28/kuala-lumpur-tribunal-bush-and-blair-guilty

(7) https://www.amazon.co.uk/Abschuss-Flug-Ukraine-Kalte-Krieg/dp/3894386495

(8) https://www.globalresearch.ca/author/chandra-muzaffar

(9) https://www.globalresearch.ca/video-brics-quest-just-multipolar-world/5832450

(10) https://www.globalresearch.ca/niger-coup-french-control-dominance/5828336

(11) https://www.bbc.com/news/world-africa-66776733

(12) https://www.internationalrivers.org/

(13) https://www.internationalrivers.org/about/partners-allies/

(14) https://www.internationalrivers.org/news/blog-large-hydropower-dams-are-not-the-answer-time-to-rethink-africas-energy-infrastructure/

(15) https://www.usaid.gov/egypt/agriculture-and-food-security

(16) https://e360.yale.edu/features/nicaragua_canal_a_giant_project_with_huge_environmental_costs

(17)https://staging.apolut.net/das-heucheln-der-kolonisten-von-jochen-mitschka/

(18) https://www.bpb.de/shop/zeitschriften/apuz/27121/die-parteinahen-stiftungen-als-akteure-und-instrumente-der-deutschen-aussenpolitik/

(19) https://www.tagesspiegel.de/politik/jennifer-morgans-berufung-ist-eine-riskante-wette-5419126.html

(20) https://www.globalresearch.ca/dossiers-make-believe-and-fantasy-the-cia-trump-and-unverified-news/5568302

(21) https://overton-magazin.de/top-story/die-kognitive-kriegsfuehrung-der-nato/

(22) Darin liest man, dass die Ukraine bereits eine halbe Million Soldaten verloren habe. Er beruft sich dabei auf Aussagen der russischen Seite und erwähnt auch die Zahl 400.000, welche durch einen ukrainischen Mobilfunkprovider kurzzeitig veröffentlicht worden war. Seiner Meinung nach beinhalten diese Zahlen noch nicht die Soldaten, welche verwundet und von der Front zurückgezogen wurden, von denen ein großer Teil wohl nicht mehr einsatzfähig sei. https://www.globalresearch.ca/ukraine-lost-half-million-soldiers-war-russia/5832604(23)

(23) Nicht bewiesen sind manche technischen Behauptungen, die er aufstellte, auch wenn sich inzwischen deutliche Indizien zeigen, wie z.B. in der Entwicklung von biologischen Waffen. Aber die durch Fakten belegten Tatsachen in dem Buch, sollten eigentlich ausreichen, um einem Leser die Haare zu Berge stehen zu lassen.

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Wir danken dem Autor für das Recht zur Veröffentlichung des Beitrags.

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Bildquelle:  Stock City/ shutterstock


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