Die Kraftspeicher für uns Wachgebliebene sind fast leer

Ein Meinungsbeitrag von Dirk C. Fleck.

Woran liegt es, dass die meisten Menschen sich empört abwenden, wenn man zu bedenken gibt, dass unsere Spezies wie ein Krebsgeschwür auf diesem Planeten wütet, was angesichts des ökologischen Desasters, das wir zu verantworten haben, doch nicht abwegig ist? Vielleicht würde das gigantische Heer der Empörten zur Einsicht kommen, wenn man ihnen eine Computersimulation zeigte, in der die letzten 150 Jahre, also die Zeit, in der das Industriezeitalter ökologisch voll zu Buche schlug, auf eine Stunde verdichtet wären. Angenommen, wir starten 1873 vor der amerikanischen Westküste in eine Umlaufbahn um die Erde. Pusteln bilden sich entlang der Pazifikküste, die an der Ostküste bereits zu bedenklichem Ausschlag herangewachsen sind. Nach der Atlantiküberquerung stellen wir fest, dass ganz Europa befallen ist. Es sind die Städte, die wie Metastasen ins Land greifen. Schmutzige Schlieren ergießen sich in Flüsse und Meere. Unterdessen schrumpfen die gigantischen Waldflächen in sich zusammen und machen braunen Wüsten Platz. Ein immer dichter werdendes Netz von Straßen und Schienen legt sich um den Globus, ganze Kontinente verschwinden unter einem diffusen Grauschleier. Endlich an den Ausgangspunkt zurückgekehrt, stellen wir fest, dass die Erde zu einer Geschwulst verfault ist, die von den Rauchschwaden unserer Brandschatzerei vielerorts gnädig verdeckt wird.

Natürlich wird die Zahl derer, die den Wahnsinn durchschauen, mit dem Politik und Wirtschaft auf diesem Planeten herumfuhrwerken, immer größer – eine effektive Gegenwehr ist jedoch nicht möglich. Es sind nicht die Herausforderungen, die uns ohnmächtig werden lassen, sondern das verbreitete Gefühl, nicht an der praktischen Umsetzung von Lösungsansätzen teilnehmen zu können. Das Problem ist nicht die Krise! Das wirkliche Problem ist das Gefühl der Machtlosigkeit, dieser Eindruck, mit gebundenen Händen dazustehen und nichts anderes tun zu können. Wir sind in einer Spirale des Machtentzugs gefangen, die uns immer machtloser werden lässt. Unsere Kinder und Enkelkinder werden deshalb in einer Welt leben müssen, die für die Tätergeneration schwer vorstellbar ist.

Die 2009 verstorbene Ballettdirektorin des Wuppertaler Tanztheaters, Pina Bausch, hat auf die Frage, wie sie sich ihre Zukunft wünscht, geantwortet:

„I don’t know … because … I think there are so big problems in the world, I … I wish … I hope … strength, a lot of strength … and love, I don’t know … a lot of strength.“

Was Pina sich in ihrer Sprachlosigkeit so sehnlich gewünscht hat, zeigt eines ganz klar: die Kraftspeicher für die Wachgebliebenen in unserer narkotisierten Zivilgesellschaft sind fast leer. Jetzt gilt es, angesichts des globalen Treibens einer durchgeknallten Finanz- und Politelite, die nicht nur den Ökozid nach Kräften befördert, sondern im geostrategischen Ränkespiel wieder offen auf die atomare Karte setzt, nicht den Verstand zu verlieren.

„Wir leben in einer Welt, in der Mediziner die Gesundheit zerstören, Juristen die Gerechtigkeit zerstören, Universitäten das Wissen zerstören, Regierungen die Freiheit zerstören, die Presse die Informationen zerstören, Religionen die Moral zerstören und unsere Banken die Wirtschaft zerstören, welche wiederum die Umwelt zerstört.“

Dieser Satz des US-amerikanischen Journalisten und Pulitzerpreisträgers Chris Hedges trifft den Nagel auf den Kopf. Angesichts solcher Verhältnisse bleibt uns nur noch die Wahl zwischen träumen und albträumen. Verschlafen sollten wir den Zusammenbruch unserer Zivilisation allerdings nicht. Obwohl ich glaube, dass genau das passieren wird.

Die meisten Menschen können die Indizien, die schon jetzt darauf hinweisen, nicht deuten. Sie können sich nicht einmal vorstellen, welche Verhältnisse uns ein politischer Notwehrreflex, den die zusammenbrechenden Natur- und Wirtschaftssysteme auslösen werden, bescheren wird. Da diese Gesellschaft das Ziehen der Notbremse in einem nicht mehr zu kontrollierendem Zug kategorisch ablehnt und sie die Fakten lieber schönredet als sie anzuerkennen, dürfen wir uns über die Maßnahmen, die uns in nicht allzu ferner Zeit  erwarten, nicht wundern – wir befördern sie geradezu.

Das Fatale ist, dass sich die dramatische Situation, in die wir uns gebracht haben, in unseren Medien kaum wiederfindet. Was müssten die Medien an diesem entscheidenden Wendepunkt unserer Geschichte leisten, wenn sie nicht tatsächlich als der bösartigste Reiter der neuen Apokalypse gelten wollen? Diese sah der geniale spanische Regisseur Luis Bunuel bereits in den zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts in Gestalt der Überbevölkerung, der Wissenschaft, des Technikwahns und eben der Medien über uns hereinbrechen!

Der kanadische Kriminalpsychologe Robert Hare, emeritierter Professor der University of British Columbia, behauptet, dass die Leitfiguren unserer Zerstörungskultur, also die Mitglieder der politischen und wirtschaftlichen Eliten, größtenteils Psychopathen sind. Ein Psychopath lässt sich definieren als jemand, der ohne Bedauern absichtlich Schaden verursacht. Robert Hare:

„Zu viele Menschen glauben, dass Psychopathen im Wesentlichen Killer oder Zuchthäusler seien. Die allgemeine Öffentlichkeit hat nicht gelernt, die sozialen Stereotype zu durchschauen, und kapiert nicht, dass Unternehmer, Politiker, Konzernchefs und andere erfolgreiche Persönlichkeiten, die möglicherweise nie ein Gefängnis von innen zu sehen bekommen, Psychopathen sein können“.

Wir alle stecken in persönlichen Geschichten fest, in der die Sorgen um unsere Familie, den Arbeitsplatz und die Gesundheit mehr wiegen, als ein historisches Ereignis, selbst wenn es von so großer Tragweite ist, wie das Ende unserer Zivilisation, das in seinen diffusen Erscheinungsformen allerdings kaum beweisbar ist, nicht jetzt. Und weil das so ist, weil wir uns nicht unnötig in Panik versetzen lassen, deuten wir Wahrheiten zu Verschwörungstheorien um. Uns ist es an dieser Stelle egal, ob der Umweltschutz systematisch ausgehöhlt oder ignoriert wird, uns kümmert es nicht mehr, dass die Grenzen zwischen Konzernen und Regierungen gänzlich aufgehoben werden. Und Folter, Freunde, Folter hat es schon immer gegeben. Lasst sie doch an jeder Straßenlaterne dieser Welt eine Kamera installieren, lasst sie unsere Mails lesen und unsere Telefonate abhören, sollen sie doch daran ersticken, mir doch egal. Die einzige Methode, alles zu kontrollieren, besteht darin, alles zu töten. Bitte sehr, sterben müssen wir schließlich alle einmal. Aber solange die Termine für Fußball-Endspiele noch stehen, interessiert uns das eigentliche Finale nur am Rande. Capice?

“Nichts erscheint erstaunlicher als die Leichtigkeit, mit der die Vielen von Wenigen regiert werden und die stillschweigende Unterwerfung, mit der Menschen ihre eigenen Gesinnungen und Leidenschaften denen ihrer Herrscher unterordnen.” – David Hume (1711 – 1776) war ein schottischer Philosoph, Ökonom und Historiker.

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Dirk C. Fleck ist ein deutscher Journalist und Buchautor. Er wurde zweimal mit dem Deutschen Science-Fiction-Preis ausgezeichnet. Sein Roman “Go! Die Ökodiktatur” ist eine beklemmend dystoptische Zukunftsvision.

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Wir danken dem Autor für das Recht zur Veröffentlichung des Beitrags.

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Bildquelle: Arsenii Palivoda / Shutterstock.com

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Kommentare (21)

21 Kommentare zu: “Die Kraftspeicher für uns Wachgebliebene sind fast leer

  1. Raid.Ralasar sagt:

    Jeder der das Wort"Überbevölkerung" gebraucht, ist bereits ideologisch dem globalen Faschismus anheim gefallen.
    Wer sich einredet damit eine "objektive Wahrheit" auszusprechen, eine "Wahrheit"
    die die Hungernden wegen ihrer Betroffenheit nur nicht erkennen können bzw nicht wahrhaben wollen, stellt in klassischer Herrenmenmanier ÜBER seine Mitmenschen. Die unreflektierte Grundannahme, wohlgenährt sein Voraussetzung um [in dieser Frage] objektiver sein zu können, ist massenmörderischer Selbstbetrug.
    Verhungernlassen IST Massenmord durch unterlassene Hilfeleistung
    A stellen wir DERZEIT genug Nahrung für 30 Milliarden Menschen her
    B sind WIR die Wohlgenährten sind die, die ZUVIEL verbrauchen.
    Wer als Angehöriger der goldenen Milliarde von "Überbevölkerung" redet, ist in einem Ausmaß zynisch (mag sier davon auch nicht die geringste Ahnung haben) das einem nur schlecht werden kann.

  2. Nevyn sagt:

    https://odysee.com/$/embed/@50Voices:0/Thies-(deu):3?r=AoUR2qs2ATtaucgsXbNb1hScKxooGW4Q

    Beantwortet vielleicht die Frage nach der Energie.

  3. Nevyn sagt:

    "die Kraftspeicher für die Wachgebliebenen in unserer narkotisierten Zivilgesellschaft sind fast leer."

    Wie kann das sein?
    Ist der Zustand der Wachheit nicht verbunden mit einem erhöhten Energieniveau?
    Wenn ich schon nicht für mich selbst sorgen kann, wie will ich dann mich um die Welt kümmern?

    Und warum sind die sogenannten Psychopathen offenbar so gut drauf und voller Tatendrang?
    Woher nehmen die ihre Energie?

    • Sie sind Narzissten – fühlen sich unveränderbar wertig wie Gott – und nichts gibt ihnen mehr Freude und deren Gerechtigkeit, wie das Leid anderer Menschen. Bis zur sexuellen Erregung. Je mehr Menschen und je intensiver, desto besser.
      Narzissten sind immer Psychopathen, Sadisten und paranoid.

    • Nevyn sagt:

      "Sie sind Narzissten…"
      Ich empfehle, etwas tiefer zu denken. Was sind für Sie Narzissten?
      Woher beziehen die ihre Energie und warum fehlt sie den anderen offenbar?
      Oder anders gefragt: Warum geht es scheinbar den guten Menschen so schlecht und den schlechten so gut?

      "Wir alle stecken in persönlichen Geschichten fest, …"
      Bitte bedenken Sie, dass es sich um IHRE Glaubenssätze handelt, deren Annahme Folgen für Sie hat, Herr Fleck!
      Sie schließen von sich und ihren Beobachtungen auf andere. Nicht alle stecken in ihren persönlichen Geschichten fest. Was unterscheidet die von den anderen?
      Die Umstände meines Lebens kann ich nicht immer wählen, aber ich kann die Antwort auf die Umstände wählen. Ich kann daran arbeiten, diese Möglichkeiten zu erweitern. ich kann daran arbeiten, mich selbst zu erkennen, schließlich auch im Anderen mich selbst zu erkennen.

    • Parkwaechter sagt:

      Wovor einem Menschen mit Moral graut und was er bekämpft, kann schlichteren Gemütern willkommene Möglichkeit sein, sich daran zu berauschen. So kann man sich mit einer wahnhaften Dynamik, zB. dem Corona-Impferno, auch bewusst verbinden – so wie das Söder & Co. tun. Man ist dann scheinbar auf Täterseite und vorläufig "fein raus". Dass man damit seine Menschlichkeit letztlich vollständig verspielt, realisieren diese Prototypen nicht. Die Kriterien, die Menschlichkeit wirklich ausmachen, wurden ihnen in den Schulen und "Universitäten", die sie durchlaufen haben, nicht beigebracht.

    • Nevyn sagt:

      "Die Kriterien, die Menschlichkeit wirklich ausmachen, wurden ihnen in den Schulen und "Universitäten", die sie durchlaufen haben, nicht beigebracht."

      Welche Kriterien wären das nach Ihrer Auffassung? Was macht den Menschen zum Menschen?

    • Parkwaechter sagt:

      @Nevyn: Das, was das Tier nicht hat: Ein sich selbst bewusstes und zur Meisterung seiner Triebe und Instinkte fähiges Ich
      (derjenige unbequeme Faktor, der uns nach Ansicht der Intellektuellen in "die Katastrophe des Bewusstseins" gestürzt hat und man gerade mit allen technischen, propagandistischen und pharmazeutischen Mitteln, die uns zur Verfügung stehen, aufs Äußerste bekämpft. Zu diesem Staatsfeind Nr.1 hat schon Jacques Lusseyran festgestellt, dass hier der massivste, nicht-erklärte Krieg läuft:

      >>Ich habe Ihnen eben schon gesagt: Das Ich ist zerbrechlich. Es ist in jedem von uns nicht einmal etwas, was wir wirklich besitzen, eine fest umrissene Anzahl von Fähigkeiten, auf die wir mit Stolz große Stücke halten könnten. Es ist wie ein Impuls, eine Art Schwung. Es ist eine Kraft, die ihrer Geburt noch ganz nahe steht. Es ist eine Verheißung, ja so möchte ich es ausdrücken, die dem Menschen gegeben ist.

      Kurz, das Ich, es ist noch so wenig, dass gleichsam ein Nichts genügt, um es uns wegzunehmen. Und nun muss ich sehen, dass man es bekämpft!

      Sprechen wir vom Ich, vom echten. Versuchen wir es. Was ich das Ich nenne, das ist diese Bewegung, dieser Impuls, der mir erlaubt, mich dieser Erde, auf der ich lebe, zu bedienen, aber auch meiner Intelligenz und meiner Gemütsbewegungen, sogar meiner Träume. Es ist eigentlich eine Kraft, die mir eine Macht verleiht, die mir keine andere gibt: nämlich die, dass ich, um zu leben, nicht warten muss, bis das äußere Leben zu mir kommt. Das Ego braucht die Dinge, die größtmögliche Zahl der Dinge, ob sie sich Geld, Geltung, Herrschaft, Beifall oder Belohnung nennen.

      Das Ich fragt nicht danach. Wenn es da ist, wenn es an der Arbeit ist, dann setzt es seine eigene Welt der andern, dieser Welt der Dinge, entgegen. Das Ich ist der Reichtum inmitten der Armut; es ist das Interesse, wenn alles um uns herum sich langweilt. Es ist die Hoffnung, auch wenn alle objektiven Chancen zu hoffen verschwunden sind. Aus ihm stammt die ganze Erfindungswelt des Menschen. Und schließlich ist es das, was von uns übrig bleibt, wenn uns alles andere entzogen ist, wenn uns gar nichts mehr von außen zukommt und unsere Kräfte doch genügend groß sind, um diese Leere zu überwinden.

      Gewiss, das Ich des Menschen ist nie sehr stark gewesen, außer bei einigen vereinzelten Individualitäten, und unser Zeitalter leidet daran zweifellos nicht mehr Mangel als alle vorausgegangenen. In unseren Tagen jedoch tritt eine ganz neue Tatsache auf: Man möchte das Ich verjagen. Man möchte es endgültig verjagen, um sich endlich dieses absonderlichen Nachbarn, dieses konfusen Einwohners zu entledigen. Man führt Krieg gegen das Ich, und zwar den gefährlichsten aller Kriege, weil niemand daran denkt, den Krieg als solchen zu erklären.“

      (https://www.nachrichtenspiegel.de/2018/11/13/endzeit-poesie-4-0-unser-ich-staatsfeind-nr-1/ )

    • Nevyn sagt:

      Danke für die Antwort, Parkwächter.
      Ich lese daraus, dass das Ich eine Instanz sein soll, die dem Menschen befähigt, seine Triebe und Instinkte zu meistern.

      Dafür hat er sich oder Gott ihm ein Frontalhirn wachsen lassen.
      Aber was heißt "meistern"?
      Was den Menschen nach meiner Auffassung grundlegend vom Tier unterscheidet ist seine Fähigkeit, sich selbst im Außen zu erkennen.
      Der Mensch blickt in den Spiegel und erkennt, dass das, was er dort scheinbar im Außen betrachtet, er selbst ist.
      Dieser Akt des Bewusstseins nennt sich Rücknahme der Projektion. "Das bin ich." Wenn er zwischen zwei Spiegeln steht, begreift er sogar, dass alle diese Bilder er selbst ist.
      Was die meisten aber nicht begreifen, ist die Tatsache, dass ALLES, was der Mensch im Außen wahrnimmt, er selbst ist.
      Darum sind die meisten Menschen nur halbe Menschen, denn wahre Menschen nach dieser Definition sind die, die sich selbst erkannt haben im Sinne des Orakels von Delphi.
      Man kann jetzt fragen, was es denn ist, das "sich" erkennt. Man kann es Ich nennen oder Selbst. Egal.
      Diesen Akt des Bewusstseins kann jedenfalls nur der Mensch vollbringen, alles andere können auch Maschinen und meist viel besser. Letztlich sind Tiere ja auch Biomaschinen.
      Der uralte Krieg gegen die Menschheit ist also einer gegen die Bewusstwerdung, das fortschreitende "in sich hinein nehmen" der Welt. " Das bin auch ich, und das auch und das auch …" Nichts Anderes ist übrigens Liebe, denn Liebe will sich vereinen. Und es wäre nun eine leichte Übung, das in sich hinein zu nehmen, was einem wohl gesonnen ist. Was aber mit den Anteilen, die diese Tendenzen bekämpfen?
      Immer, wenn der Mensch Krieg führt, egal wogegen, also in die Spaltung geht, entfernt er sich ein Stück von seinem Menschsein, trennt etwas von sich ab.
      Der Teufel prüft die weise Seele: "Wer bin ich?"
      "Du bis ich", sagt die Seele und geht mit ihm ins Licht.

      Da der Mensch als Wesen der Mitte aufgespannt ist zwischen zwei Polen, Himmel und Erde, fließt ihm die Kraft nur zu, wenn er sich mit beiden gleichermaßen verbinden kann.
      Ora et labora.
      Und das ist auch sein Privileg und sein Adel, dass er als einziges Wesen in der Lage ist, Himmel und Hölle gleichermaßen lebendig zu durchwandern, wie Dante Aligheri zum Beispiel.
      Ich beende meinen Kommentar mit einem Zitat aus der von Ihnen verlinkten Seite:

      „Wer den Mut nicht hat, die Freiheit zu erringen, der verdient es, Sklave zu sein“ (Hegel)

  4. Charly sagt:

    Ich kann nicht so schön schreiben wie die meisten hier und wie Dirk.

    In meiner kleinen engen Gedankenwelt stelle ich nur eines fest: Die Affenart "Mensch" ist schlicht nicht dafür geeignet, in solchen Riesengruppen zusammenzuleben. Das MUSS schiefgehen.

    • Lieber Charly,
      ich denke nicht dass es zwingend schiefgehen "MUSS" – auch wenn es momentan nicht sehr viel Grund zur Hoffnung gibt.
      Tiere – auch Affen – handeln IMMER Instinktiv und sind damit nicht in der Lage ihre lebensnotwendige Umwelt/die Natur/sich selbst zu zerstören. Dazu ist nur der Mensch fähig, da dieser bewusst Einfluss nehmen kann auf viele seiner Entscheidungen. Aber genau das befähigt die Spezies Mensch auch sich BEWUSST für ein friedliches, liebevolles und die Natur achtendes leben auf diesem Planeten zu entscheiden, was, das gebe ich zu, wohl einiger positiver und mutiger Anstrengung jedes einzelnen Menschen bedarf – jedenfalls mehr als bisher!
      Ein (für mich) großer Verhaltensforscher und Medizin-Nobelpreisträger sagte vor vielen Jahren einmal: "Die großen Konstrukteure der Natur sind die Mutation und die Selektion" und diese funktionieren nach dem Prinzip "try and error" (Versuch und Irrtum). Gleichzeitig gilt für uns Menschen der allseits bekannte Spruch "Die Natur braucht uns nicht, aber wir brauchen die Natur" – wir haben es selbst in der Hand. Damit ist allerdings von mir nicht das globalistische Regierungsnarrativ des sogenannten "Klimawandels" gemeint – das bedient lediglich niedere Instinkte wie Macht, Gier Unterdrückungs- und Repressionsgelüste von PolitikerInnen und anderen Profiteuren.
      Menschen haben eine große Sehnsucht nach Harmonie, Liebe sowie Frieden – und sie sind in der Lage dazu dies zu leben, davon bin ich fest überzeugt!

  5. Herr Fleck, warum reden Sie vom „wir“? Wen meinen Sie überhaupt damit? Ich bin nicht schuld, weder am sozialen noch am ökologischen Disaster. Natürlich habe ich viele Fehler gemacht. Ich habe aber nie absichtlich und eine Alternative wissend meine Interessen vor die der Gemeinschaft oder gar des Systems Erde gestellt. Die, welche die Geschicke der Erde lenken sagen das auch. Aber sie lügen dabei. Jeder könnte wissen, dass wir alle im Reich der Lüge leben. Nur beherrschen die Lügner die staatliche Macht, die Medien und die Kultur. So ist es für viele schwierig, oft genug zu schwierig, die Lügen zu erkennen. Es fehlt der überwiegenden Mehrheit der Menschen an Freiheit, d. H. An der Teilhabe an der Macht. Deswegen ändert sich vorläufig nichts. Diejenigen, die weiter sehen als die meisten, berücksichtigen meist nicht die destruktive Rolle der Lohnsklaverei unter der fast alle Menschen in den entwickelten Volkswirtschaften leben. Viele glauben man könnte unsere Zivilisationsprobleme lösen ohne zugleich das Problem der Lohnarbeit zu lösen. Solange, wie das so ist leben wir im Groundhog Day.

    Es ist nicht der Sklave schuld an den Verheerungen, die die Sklavenarbeit anrichtet. Die Sklavenhalter sind schuld. Wie weit ist die Welt gekommen seit der nominellen Abschaffung der Sklaverei in den mächtigeren Ländern? Nicht sehr weit, die Sklaven sind heute die Lohnarbeiter.

    • dirkfleck sagt:

      Herr Kaschek, ich rede von WIR, weil wir eine Spezies sind und als solche sorgen wir für die Verhältnisse auf diesem Planeten. Der Ökozid ist nur deshalb möglich, weil sich das Zerstörungswerk auf unendlich viele Schultern verteilt. Jeder einzelne von uns lädt von der Gesamtlast der alles niederwalzenden Zivilisationslawine allenfalls ein Mikronanowasweißichgramm auf seine Schultern. Diese „Minimenge“ kann er nach eigenem Verständnis in keinen katastrophalen globalen Zusammenhang bringen.

    • Herr Fleck, biologisch sind wir eine Spezies, wenigstens noch. Wie Sie wissen gibt es seit langem die These, dass wir uns aufteilen (werden) in Eloi und Morlocks. Ich glaube zweierlei, erstens, dass die sozialen Unterschiede die biologischen Gemeinsamkeiten bei weitem überwiegen; und zweitens, dass die biologische Unterscheidung weiter fortgeschritten sein könnte als manche gerne glauben wollen. Man sollte den Tätern nach tätiger Reue die Wiedereingliederung in die Gesellschaft erlauben. Aber nicht vorher und nicht ohne durch die Tat belegte fundamentale Reue und Umkehr.

      Sogenannte repräsentative Demokratie ist in Wahrheit eine besonders perfide Form der konstitutionellen Monarchie, in der die reichen über alle anderen herrschen. Weil sie herrschen tragen sie die Schuld fast vollständig alleine. Wer das nicht berücksichtigt wird meiner Meinung nach die Verhältnisse nicht ändern können.

  6. inselberg sagt:

    Die Menschen wenden sich ab weil es keine Feststellung (geschweige denn eine Analyse) ist sondern das pure Zur-Schau-Stellen der eigene moralischen Überlegenheit, jene die einzig beim "Man müsste"-"Aber die anderen"-Typus beheimatet ist.

    Gerne beim Kurzstreckenflug über Deutschland getwittert, wenn man die Bild – pardon den Spiegel – schon "durch hat".

    Ich erlebe seit 40 Jahren dass die Welt "morgen" – "ganz ganz sicher übermorgen" – untergehen wird. Ich kann mich kaum noch erinnern wann ich dies das letzte Mal geglaubt habe.
    Apropos Glauben: Wenn man mit sich im Reinen ist verblasst der Wunsch sich als Apologet des Weltuntergangs profilieren zu müssen :)

  7. ytiralugnis sagt:

    Sehr geehrter Herr Fleck,

    vielen Dank für diesen Beitrag, der wie immer die real existierende Dystopie treffend beschreibt.

    Die oft und breit benannte Unterwerfung der Massen unter Wenige, insbesondere auf den alternativen Medien, ist nicht das eigentliche Problem, sondern ein Symptom einer tiefer liegenden Problematik. Es ist die willentliche Abwendung von der eigentlichen Wirklichkeit des Wunders des Lebens, es ist der Wunsch, sich selbst zu betrügen, um egoistische Motivationen zu rechtfertigen. Betrüger können langfristig ihr Werk nur vollbringen, wenn es Menschen gibt, die betrogen werden wollen, weil sie sich davon Vorteile für ihre eigene kleine Egowelt versprechen. Dieses Betrogenwerdenwollen zieht auf ganz natürliche Weise Erblindung für die Wirklichkeit nach sich. Und das ist der Nährboden für das, was Shakespeare so (o.s.ä.) ausgedrückt hat:

    "Es ist die Seuche unserer Zeit. Blinde werden von Verrückten geführt."

    Wir sind eigentlich alle spirituelle Wesen, die sich jedoch willentlich in die materielle Welt, die Welt der Ausbeutung begeben haben, im Versuch, getrennt von Gott, dem Ursprung allen Bewusstseins und dem natürlichen Ziel unserer Liebesfähigkeit, glücklich zu werden. Dieser Versuch, durch Ausbeutung von allem in dieser Welt glücklich zu werden, zieht in Konsequenz auch die o.g. Folgen nach sich. Erst, wenn sich die Seele, also das Selbst im Menschen, dazu entscheidet, sich mit der Wirklichkeit in voller Konsequenz zu verbinden und seine eigentliche ewige Natur anerkennt, und damit auch anerkennt, dass es als ewiges Wesen in der Welt der Zeitweiligkeit und Ausbeutung irgendwie falsch geparkt hat, kann das o.g. Problem radikal, also im Wortsinn an der Wurzel gelöst werden.

    Ein wirklich spiritueller Weg ist natürlich individuell, subjektiv und keine irgendwie geartete gesellschaftliche Bewegung. Ein solcher Weg nach innen kann auch nicht begangen werden, um die Welt zu verbessern, in der Hoffnung auf die Realisierung einer irgendwie gearteten Utopie. Jede Utopie in dieser Welt basiert auch wieder nur auf der einen oder anderen Form von Ausbeutung, auf der Hoffnung des Menschen, die Umstände letztlich doch wieder kontrollieren zu können. Der spirituelle Weg muss um der Spiritualität wegen beschritten werden. Äußere Veränderungen hin zum Besseren werden dann als Seiteneffekt automatisch passieren, denn mit der Hinwendung zur Spiritualität tritt unvermeidlich auch eine Veränderung des eigenen Verhaltens sowie des Einflusses auf Andere ein.

    Einzig aus unserer ewigen, voll bewussten und glückseligen Identität können wir die Kraft schöpfen, unter allen, auch noch so widrigen Umständen zu leben und in unserer spirituellen Entwicklung voran zu schreiten. Der Tod ist der endgültige Hinweis darauf, dass wir nur auf der Durchreise sind und dass jeder Versuch, es sich in dieser Welt gemütlich zu machen, von vornherein zum Scheitern verurteilt ist.

    Das Leben ist ewig!

  8. Charles the Graeta sagt:

    Vielen Dank für den erschütternden Beitrag mit viel Wahrheit, aber auch etwas der Dramatik.
    Der ausufernde Verbrauch von Resourcen ist doch bis heute eine Art 'Religion' der Machthabenden, die dem Rest der Menschen doch einfach 'übergestülpt' wurde. Es muss immer mehr sein. Für die meisten Menschen in unserer Gesellschaft ist der Konsum ja bereits eine Art Freizeit und sogar Lebensinhalt geworden.
    Das die gleichen Machthabenden jetzt plötzlich genug der Macht und des Geldes haben und eine Rolle rückwärts machen wollen, ist nur sehr mühsam vorstellbar. Wer immer noch Milliarden schäffelt, will das auch weiterhin tun. Getreu dem Motto: Es gibt viel zu tun, fangt schon mal an! …. am besten mit dem Sterben.

  9. dirkfleck sagt:

    Lieber Andreas Rommel,
    haben Sie herzlichen Dank für ihr Kompliment und Ihre Betrachtungen, die ich voll und ganz unterstreiche. Liebe Grüße aus Hamburg.

  10. Lieber Dirk C. Fleck,
    danke für diesen erschütternden, für viele Menschen hoffentlich aufrüttelnden Artikel. Wobei meine diesbezügliche Hoffnung – ähnlich wie bei Ihnen – nicht sehr groß ist und dies nicht nur an der von mir vermuteten, eingeschränkten Reichweite von "apolut" liegt.
    Lassen Sie mich dennoch das Thema "Zivilisation" und dessen bevorstehender "Verlust" – welchen Sie im Artikel skizzieren – kurz anreißen.
    Mit dem Begriff "Zivilisation" kam ich persönlich in Kontakt als ich mich vor vielen Jahren mit dem Begriff "Kultur" beschäftigte – im Zusammenheng mit meinem Architekturstudium. Zu damaliger Zeit war die "Zivilisation" so wie wir sie (auch heute noch) kennen und leben, in Verbindung mit dem Begriff "Kultur", in der Literatur sehr umstritten. Es ging um die Auseinandersetzung, ob die "Zivilisation" – so wie sie (unter kapitalistischen und gleichmachenden Vorzeichen) entstanden ist, nicht vielleicht als Krebsgeschwür (also als Zerstörer) von natürlich gewachsener Kultur(en) anzusehen ist – was ich persönlich bis heute so sehe!
    Dies verdeutlicht ein wie ich finde wunderbarer Spruch den ich damals über "Kultur" gelesen hatte und den ich niemals vergessen werde. Er lautet ungefähr (sinngemäß): "Kultur ist das was Dich zum Fremden macht wenn Du von daheim fort gehst – um so weiter du fort gehst um so "fremder" wirst du sein." Kultur ist nicht nur das geistig ideelle, klimatisch bedingte sondern auch das materielle.
    Was ich damit zum Ausdruck bringen möchte ist, das der Verlust einer unter kapitalistischen Vorzeichen gleichmachenden/globalistischen "Zivilisation" meines Erachtens kein Verlust ist. Wir müssen weltweit zurück zu natürlichen/regionalen Strukturen und Kreisläufen.
    Das Problem ist, das die, die unsere Umwelt und unsere jetzige "Zivilisation" an den Rand des Zusammenbruchs gebracht haben die selben sind die sich jetzt als (vermeintliche) Retter aufspielen – der Bock ist also der Gärtner!

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