Die Geometrie der Seele | Von Christian Schubert

Ein Standpunkt von Christian Schubert.

Auch das menschliche Seelenleben folgt fraktalen Mustern — das Ganze spiegelt sich in seinen Teilen wider. Exklusivabdruck aus „Geometrie der Seele“.

Das Brokkoliröschen. Wenn man es genau anschaut, sieht es aus wie eine Miniaturausgabe des ganzen Brokkoli. Ähnlich verhält es sich mit Bäumen. Die Verzweigungen der Äste sehen aus wie ein kleiner Baum. Ebenso folgen Farne dem Muster „Wie im Großen, so im Kleinen“. Auch im menschlichen Körper gibt es Fraktale, etwa in den vielfachen Verzweigungen der Blutgefäße. Was hat das Ganze aber mit der menschlichen Psyche zu tun? „In einem Menschen spielt sich auch das universelle Leben ab“ schreibt der Psychoneuroimmunologe Christian Schubert in seinem neuen Buch „Geometrie der Seele: Wie unbewusste Muster das Drehbuch unseres Lebens bestimmen“. Der Mensch ist Teil und Abbild des Ganzen. Ebenso sind Details aus seinem Leben aufschlussreich für die Deutung seines Charakters — ein Effekt, den viele Therapeuten in ihren Gesprächen mit Patienten nutzen. Man kann über das Aufspüren seelischer Fraktale Lebensmustern auf die Spur kommen und sie, wo sie Leid erzeugend sind, heilen.

Lassen Sie uns beim Baum beginnen, um in eine ganz neue Betrachtungsweise von uns selbst und der Welt einzutauchen. Wenn Sie sich beispielsweise eine Linde, eine Buche oder eine Eiche vorstellen, haben sie alle eine Gesamtgestalt: unten den Stamm, darüber Äste, Zweige und die Krone. Verfolgen Sie mit den Augen nun allein einen der dicken Hauptäste, werden Sie feststellen, dass sich in ihm die Gesamtgestalt des Baumes wiederholt. Auch er zeigt einen Stamm, der sich verästelt und verzweigt — genauso wie der gesamte Baum. Betrachten Sie einen dünneren Ast, entdecken Sie das gleiche Phänomen: Auch er beginnt mit einer Art Stamm, von dem aus kleinere Äste und schließlich Zweige abgehen. Und auch diese, wenn Sie sie einzeln anschauen, haben wieder die Gesamtgestalt.

Immer neu zeigt der Baum die Form des Gesamten auch in seinen Teilen — nicht hundertprozentig gleich, aber „selbstähnlich“.

Das Gleiche können Sie beim Brokkoli oder — besonders schön — beim Romanesco beobachten. Der hübsche grüne Kegel wiederholt sich vom Großen bis ins Kleinste. Der gesamte Romanesco ist in etwa kegelförmig und zusammengesetzt aus kleineren Kegeln, die sich wiederum in noch kleinere Kegel und schließlich winzige Kegelchen unterteilen lassen. Ein Kunstwerk der Natur. Exklusivabdruck aus „Geometrie der Seele: Wie unbewusste Muster das Drehbuch unseres Lebens bestimmen“.

Was wir hier beobachten können, ist ein natürliches Ordnungsprinzip, das Sie überall entdecken werden, wenn Sie sich einmal dafür sensibilisiert haben. Bäume zeigen es genauso wie Berge, Flussläufe, ganze Landschaften, der Blitz in einem Gewitter und viele natürliche Phänomene mehr. Man spricht von Fraktalen, die zuerst in der Mathematik wissenschaftlich analysiert wurden, als man versuchte, näher an die Formen der Natur heranzukommen, als das die traditionelle Geometrie vermag.

Wir finden Fraktale aber auch in der Biologie von Lebewesen — beispielsweise im Gefäßbaum oder der Lunge von Säugetieren und damit auch von uns Menschen. Doch auch damit sind wir nicht am Ende dessen angelangt, was die Fraktale mit uns zu tun haben. Denn wir bestehen aus weit mehr als nur dem Physischen, und gerade das Fraktale zieht sich als Ordnungsprinzip durch das Stoffliche ebenso wie durch das Nichtstoffliche. Es lässt sich quer durch all unsere Existenzebenen entdecken: in unserem Körper, aber auch — und das ist die These dieses Buches — in unserer Psyche und darüber hinaus in Beziehungen, im Familiären und im Sozialen, ja selbst im Geschichtlichen. Wozu ich Sie hier also tatsächlich einladen möchte, ist eine Geometrie des Seelischen. Ich möchte mit Ihnen hier geometrische Feinheiten auf unser komplexes Sein als Mensch anwenden.

Die Fraktalgeometrie kann uns enorm dabei helfen, uns selbst besser zu verstehen, und auch dabei, uns zu heilen oder gesund zu erhalten, wenn wir sie über das Stoffliche hinaus auch im Nichtstofflichen zu begreifen versuchen.

In der gegenwärtigen Medizin wird dieses Nichtstoffliche und seine komplexe Wechselwirkung mit dem Stofflichen aus meiner Sicht viel zu wenig beachtet, was diese Medizin an viele Grenzen stoßen lässt.

Ich bin schon lange ein Kritiker dieser Medizin, die nur auf das Körperliche schaut und das Seelische und Geistige abspaltet. Deswegen halte ich es für ein wesentliches Kennzeichen einer dringend nötigen neuen Medizin, dass wir lernen, fraktal zu denken. Was das bedeuten könnte, was dabei alles zusammenspielt und was Sie damit vielleicht auch für Ihr Leben und Erleben gewinnen können, darum wird es in den folgenden Kapiteln gehen.

Wenn Geometrie Psychologie inspiriert

„In einem Menschen spielt sich auch das universelle Leben ab.“ Diesen Satz schrieb ich vor über zwanzig Jahren, und als ich ihn bei der Arbeit an diesem Buch wiederentdeckte, war das ein eigentümlich berührender Moment. Es ist der erste Satz in einer Worddatei mit mittlerweile 793 Seiten, in die ich meine Gedanken und Beobachtungen schreibe, die mir neu oder spannend erscheinen. Was ich da als allerersten Satz vor mehr als zwei Jahrzehnten notierte, umspannt bereits, was ich heute an Sie weitergeben möchte. Es offenbart bereits die Fraktalidee im Wesen Mensch.

Ein Fraktal ist ein Muster, bei dem sich das Ganze in den Teilen selbstähnlich widerspiegelt, so wie ich es eingangs für Bäume beschrieben habe. Das Große wiederholt sich im Kleinen, das Kleine zeigt sich im Großen.

Der Baum wiederholt sich im Ast, der Ast zeigt sich im Baum. Ich möchte dieses Phänomen der Selbstähnlichkeit und der Fraktale in einem Bereich anwenden, wo wir es kaum vermuten würden. Es ist bereits sehr spannend, es in der Natur, der Biologie und in der Mathematik zu untersuchen, doch wenn Seelisches zu Geometrie wird, dann bricht das mit all unseren Vorstellungen. Dann eröffnen sich völlig neue Blickwinkel auf unser Sein.

In der Mathematik und speziell der Geometrie ging man lange Zeit nur von glatten und perfekt geformten Elementen aus: Kreise, Dreiecke, Zylinder, Linien und so weiter. Doch — wie es der Entdecker und Namensgeber der Fraktale Benoît Mandelbrot ausdrückt — „die Kurven, welche keine Tangente besitzen, sind die Regel, und die höchst regelmäßigen Kurven, wie der Kreis, sind zwar sehr interessante, aber ganz spezielle Fälle“. Erinnert das nicht auch an das Menschenbild unserer gegenwärtigen Gesellschaft? Glatt und gleichmäßig soll die Persönlichkeit sein, genormt seit der Kindheit, gut einzupassen und auf einfache Nenner herunterzubrechen. Doch wer von uns ist so?

Ist nicht auch bei uns viel mehr das Nichtlineare und Raue an der Tagesordnung, genauso wie in der Natur, die eben nicht aussieht wie ein Lehrbuch der Geometrie für die achte Klasse? Und wird es deshalb nicht Zeit, unserem Bild von uns selbst mit moderneren Erkenntnissen auf die Sprünge zu helfen?

Es „zeigt sich, dass der ‚fraktale Blick‘ in manchen Fällen überhaupt erst so etwas wie ein anschauliches Verständnis von Zusammenhängen ermöglicht“, wo Dinge sonst eher nur unverbunden nebeneinander wahrgenommen werden. Genau das lässt sich auch für das Psychische sagen.

Wir glauben oft, dass Psychisches einfach passiert, dass es einfach irgendwie da ist. Doch wenn wir mit dem Wissen um die Fraktale an die Seele herangehen, tut sich ein komplexes Zusammenspiel unterschiedlicher Ebenen in unserem Sein auf und wird für uns immer besser verstehbar.

Beginnen können wir dabei ganz einfach. Warum beendet eine bestimmte Person immer wieder ihre Beziehungen, eine andere nie? Warum scheint der eine Mensch in allen Lebensbereichen das Gelingen richtiggehend abonniert zu haben, während ein anderer trotz großer Anstrengung bei der Erfüllung seiner Träume immer wieder scheitert? Warum entwickelt jemand eine Erkrankung und jemand anderes eine völlig andere? Warum schafft ein Künstler gerade die Kunst, die ihn ausmacht? Was passiert da im Verborgenen? Wie organisieren sich die unterschiedlichen Existenzen? Auf welche Weise wirkt das Unbewusste in uns, und wie schafft es wahrnehmbare Wirklichkeit? Hat dies alles richtiggehend mathematische Hintergründe, die zugleich den enormen Spielraum offenlassen, der die Vielfalt des Lebendigen ausmacht? Finden sich — wie beim Baum — bestimmte Grundthemen in unserem Leben im Kleinen wie im Großen auf allen möglichen Ebenen wieder?

Solchen Fragen gehe ich seit vielen Jahren nach, und ich bin bei Weitem nicht der Einzige, der die Fraktale auch in anderen Bereichen jenseits von Mathematik und Geometrie in die Diskussion bringt. Natürlich scheint der Weg zwischen den beiden Feldern, um die es mir hier geht — der abstrakt und kompliziert wirkenden Mathematik der Fraktale einerseits und uns Menschen andererseits —, sehr weit. Und so brauchte es auch einige Jahrzehnte, bis unterschiedliche Forscher und Forscherinnen mit der Idee der Fraktale in der Medizin und der Psychologie angekommen waren. Jetzt aber gibt es hier vielversprechende Ergebnisse. Sie zeigen auch, dass eine rein mechanistische Betrachtungsweise von Mensch und Welt nicht nur ungesund und schädlich ist, sondern auch wissenschaftlich falsch.

Wenn ich Geometrie mit Psychologie verbinde, geht es nicht darum, den Menschen nun als berechenbar und damit bis ins Kleinste vorhersagbar darzustellen. Denn das wird er niemals sein, so wie es auch die Natur niemals sein wird.

Es geht vielmehr darum, sich ein grundlegendes Ordnungsprinzip der Natur so weit zu vergegenwärtigen, dass wir prüfen können, inwieweit es auch bei uns, die wir ebenfalls zur Natur gehören, Geltung hat.

Und wenn es das tut, können wir schauen, wie wir das Wissen für uns nutzen können. Genau darum geht es in den folgenden Kapiteln.

Die Wiederentdeckung des Menschlichen

Ich schreibe dieses Buch, weil ich mir eine Psychologisierung der Welt wünsche, die zwangsläufig zu einer Art Wiederentdeckung des Menschlichen führen wird. Ich wünsche mir die Einsicht von immer mehr Menschen, dass wir nicht nur biologische, sondern auch psychologische und soziale Wesen sind, und dass sich diese drei Ebenen intensiv beeinflussen und nicht getrennt voneinander betrachtet werden können. Für mich ist das, was Sie hier finden und was erst der Anfang und ein kleiner Ausschnitt aus einem unendlich weiten, jungen Forschungsbereich ist, wie ein Umarmen des Unbewussten, ein vorsichtiges Begreifen der Größe und Verwobenheit aller Ebenen unserer Existenz. Dieses Begreifen kann zu einem neuen, gesünderen Umgang miteinander, zu einer menschlicheren Lebenskultur, zu einer neuen Medizin und zu einer verwandelten Sicht des Einzelnen auf sich selbst und sein Umfeld führen, die uns allen guttun dürften.

Wenn Sie durch dieses Buch Lust bekommen, sich selbst und die Menschen in Ihrem Leben auf Fraktale hin zu untersuchen, wenn Sie darüber miteinander ins Gespräch kommen und sich selbst, andere und die Welt tiefer verstehen lernen, dann würde ich meine Arbeit hier als gelungen betrachten. Es ist nicht simpel, Fraktale in der eigenen Psyche und im eigenen Leben oder bei anderen zu erkennen. Viele Menschen haben ein natürliches Talent dafür, andere sind durch ausreichend Erfahrung in Therapie und Selbsterkenntnis schon etwas geübt, wieder andere werden vielleicht durch ein Buch wie dieses dazu angeregt, fortan in Mustern und Selbstähnlichkeiten zu denken. Sie alle dürfen wissen, dass eine solche Art, die Menschen und die Welt zu betrachten, einen mathematischen Hintergrund hat, der dem oft abgewerteten Bauchgefühl oder dem intuitiven Assoziieren ein wissenschaftliches Fundament baut.

Wenn Sie zu den Menschen gehören, denen eine ganzheitliche Betrachtungsweise bereits vertraut ist, werden Sie mit dem, was ich hier darstelle, wahrscheinlich schnell übereinstimmen können. Was allerdings auch für Sie neu sein könnte, ist die Herleitung dieser Ganzheitlichkeit aus einem naturwissenschaftlichen und mathematischen Grundprinzip — dem Ordnungsprinzip des Fraktalen.

Wir können über die Fraktale das Unbewusste in die Bewusstheit holen, denn es ist wesentlich an der Ausprägung der Muster in unserem Leben beteiligt — der Muster, die sich fraktal organisieren und darüber von uns erkannt werden können.

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Dank an den Autor für das Recht zur Veröffentlichung des Beitrags.

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Dieser Beitrag erschien zuerst am 09. Mai 2023 bei manova.news

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Bildquelle: NASA images/ shutterstock

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Kommentare (15)

15 Kommentare zu: “Die Geometrie der Seele | Von Christian Schubert

  1. Reinhardas sagt:

    So gesehen war Friedensreich Hundertwasser ein Architekt des Fraktalen, im Gegensatz zu der großen Menge der geometrischen Architekten. Kinder sollten beim Aufwachsen nicht in die geometrischen Formen einer Hierarchie gepresst werden. Es muss ihnen die Möglichkeit einer freien und fraktalen Entwicklung ihrer Persönlichkeit gegeben werden. Wir alle wurden " geometrisiert" und deshalb haben wir heute diese unnatürliche unerfreuliche unfreie Gesellschaft auf der Erde.

  2. Etwaige Indizien dafür, dass es unendlich viele Dimensionen im engeren und im weiteren Sinne (d.h. Verknüpfungen) gibt, auch der Art nach:

    – Erscheinung der Quantenverschränkung. Die verschränkten Teilchen scheinen wie durch ein Wurmloch bzw. durch eine weitere Dimension miteinander auf dem kurzen Wege verbunden zu sein.
    – Krümmung bzw. Dehnung der Raumzeit, die besonders stark ausgeprägt ist in der Nähe von Massen.
    – Tunneleffekt (wie Wurmloch)
    – Mglw. unendliche Geschwindigkeit der Lichtteilchen. Verhalten der Elektronen kann nicht klassisch erklärt werden.
    – Alle Teilchen sind miteinander verbunden. Von jedem Teilchen gehen Strahlenförmig Verbindungen zu anderen Teilchen.
    – Ein Teilchen besteht nicht aus einem festen Körper, sondern aus einem Kraftfeld
    sowie Beweis: es gibt aller Wahrscheinlichkeit nach alles, was möglich ist, irgendwo und damit auch alle Dimensionen, die möglich sind.

  3. Weiterer Beweis des Gödelschen Unvollständigkeitssatzes:

    Zunächst einmal würde ich den Gödelschen Unvollständigkeitssatz dahingehend abändern, dass jede unserer Wissenschaften bzw. jedes größere Theoriegebilde Widersprüche UND (d.h. nicht „oder“) Lücken enthält, d.h. widersprüchlich UND unvollständig ist.

    Wenn alles, was möglich ist, auch irgendwo existiert (wofür es Beweise gibt), dann ist die Realität wesentlich komplexer als der kleine Ausschnitt davon, den wir mit unseren Wissenschaften beschreiben, und daher sind unsere Wissenschaften immer unvollständig.

    Wenn alles, was möglich ist, auch irgendwo existiert, dann existieren auch lauter Widersprüche, da ihre Existenz möglich ist, und die Wissenschaften erfassen dann ab einer gewissen Größe/Schwere/Komplexität diese existierenden Widersprüche und sie beinhalten Widersprüche auch deswegen, weil die Realität weit komplexer als unsere Wissenschaften ist bzw. unsere Wissenschaften nicht komplex genug sind, um die Realität widerspruchsfrei erfassen zu können, sodass es zum Auftreten scheinbarer Widersprüche/Paradoxa kommt.

    Der Unvollständigkeitssatz muss hier also gelten. Dass er zumindest irgendwo im Universum gilt, ergibt sich auch daraus, dass alles, was möglich ist (und damit auch der Unvollständigkeitssatz) irgendwo existieren muss.

    Im Umkehrschluss ist das Auftreten von Lücken und Widersprüchen ein weiteres Indiz dafür, dass die Realität weit komplexer ist als unsere Wissenschaften:

    Weiteres Indiz dafür ein, dass alles, was möglich ist, auch irgendwo existiert:

    Lücken und Widersprüche in der Wissenschaft indizieren, dass die Realität/Natur komplexer ist als die Wissenschaft, durch die sie beschrieben wird. Wenn unsere Wissenschaften die Realität, insbesondere unser vierdimensionales Universum nicht lückenlos und widerspruchslos zu beschreiben vermögen, dann ist die ein Indiz dafür, dass die Realität komplexer ist, d.h. dass es wohl mehr gibt als der kleine, uns bekannte, vierdimensionale Ausschnitt des Universums bzw. dass es wohl alles, was möglich ist, irgendwo gibt.

    • Man könnte natürlich dort, wo ein Widerspruch existiert, den Widerspruch duch eine Lücke ersetzen, jedoch wird ein Widerspruch dadurch, dass man ihn mit einer Lücke übermalt/übertüncht, nicht nichtexistent, sondern lediglich verdeckt.

    • Indiz dafür, dass alles, was möglich ist, auch irgendwo in unserem Universum existiert:

      Abgetrennte/inselartige kleinere/unvollständige Universen wären wohl auch nicht „symmetrisch“, während ein Universum, in dem alles, was möglich ist, auch existiert, symmetrisch ist. Aus Symmetriegründen ist daher von einem Universum, das alles, was möglich ist, enthält, auszugehen anstatt von einem isolierten/getrennten, kleineren, unvollständigen Universum.

  4. Der britische Physiker und Informatiker Stephen Wolfram:
    https://de.wikipedia.org/wiki/A_New_Kind_of_Science

    hat durch seine Untersuchung "endlicher Automaten" vier
    grundlegende Muster gefunden:
    – Repetition
    – Nesting
    – Randomness
    – Localized Structures

    Grafik:
    https://www.wolframscience.com/nks/p52–the-search-for-general-features/

    Die Fraktale gehören in die Gruppe "Nesting".

  5. Andreas I. sagt:

    Hallo,
    die Psyche hat ja auch was mit der Wahrnehmung zu tun und die hat mit den Sinnen zu tun. Sehen ist ein Sinn, sich Sachen visuell bzw. geometrisch vorzustellen, das entspricht einem Sinn.
    Dazu kommen noch Riechen / Schmecken, Fühlen / Tasten, Hören und wenn es um Psyche geht, könnte man den sprichwörtlichen 7. Sinn mit einbeziehen. Das kann man sicherlich auch alles auf die kleinste Funktionseinheit runterbrechen, so wie Reiz → Synapse → (elektrochemischer) Impuls.
    Aber natürlich gibt es da ein Aber und das kommt spätestens bei den Filterprozessen der Wahrnehmung, die individuell unterschiedlich sein können, also teilweise geprägt sein können und nicht vollständig einem Bauplan folgen müssen.

    Außerdem werden z.B. beim Riechen / Schmecken biochemische Verbindungen wahrgenommen, die nicht notwendigerweise der geometrischen Struktur entsprechen müssen, einfach gesagt riechen und schmecken nicht alle runden Früchte gleich und auch die länglichen, eine Banane und eine Chili haben dann doch einige Unterschiede im Geschmack.
    Beim Sehen und beim Hören hat man Licht- und Schall-Wellenlängen und die kann man auch graphisch darstellen, aber die Darstellung ist eine Abstraktion und nicht das, was die Sinneszellen als Reiz wahrnehmen.
    Kurz gesagt spielt sich ein erheblicher Teil der Wahrnehmung auf eine Art & Weise ab, die sich m.E. mit visueller bzw. geometrischer Vorstellung nur schwer erfassen lässt. Wir hätten wohl nicht von Natur aus die mindestens fünf Sinne, wenn nicht mindestens diese fünf Dimensionen für unsere Wahrnehmung wichtig wären.
    Selbstverständlich kann man sich die einzelnen Sinne auch als Fraktale vorstellen und alle zusammen als Wahrnehmung, aber ich sehe den Nutzen nicht, denn das ist letztendlich auch nur eine weitere visuelle bzw. geometrische Vorstellung.

    • Ursprung sagt:

      Danke fuer Hinweise aufgrund derer eine Ahnung entstehen koennte, dass nicht nur Reaktionen auf etwas in Entitaeten, sondern sogar schon in deren ausloesenden Rezeptionen hoechst individuelle Gegebenheiten vorliegen duerften.
      Die so vermutlich die Qualitaet "unendlich" in vielem erreicht.

      Und jetzt werde ich mal spekulativ:
      nicht aus dem Materiellen her erwaechst womoeglich die Groesse "Unendlichkeit" (also aus dem Chemischen und Physikalischem (da dies strikt aufs Mileu limitiert ist), sondern aus der Erscheinung des Lebendigen auf der Szene. Da so ploetzlich was indiduell und aussergesetzlich, also Unvorhersagbares ermoeglicht wird.

      So kaeme auch die von Nevyn genannte "Sprunghaftigkeit" des Quantensprunges und von Rob Kenius genannten "Fraktalspruenge" wieder ins Spiel: als Grundelemente einer Bewusstseinswerdung, die so wohl nur in Lebendigem vorkommen kann.

      Ich kann mir zudem nicht vorstellen, wie Materie allein was an Spruengen erkennen koennte, ausser es schlicht nur als involviert zu "erleiden".

  6. Ursprung sagt:

    Wie passt "das Fraktale" aus diesem Artikel zu "dem Bewusstseinsbruch", den Prof. Rainer Mausfeld in seinem juengsten Vortrag in Heidelberg in nachdenklcher Manier als irgendwann in der Denkwelt unserer Spezie als passiert vermutete?
    Und den ich hier schon flugs als zeitlich womoeglich parallel erfolgt zu den wissenschaftlch fundierten Analyseergebnissen der Palaeo-Historiker mit dem Verlust der Hierarchiefreiheit erst vor rund 10 T Jahren als womoeglich verortete?
    Wenn Hirn und Denkentwicklung als eine Art fraktales "da capo" aufgefasst werden soll, passt da was nicht zusammen.
    Mausfelds "Bewusstseinsbruch" nicht mit der radikalen Umstellung auf einen neuen asozialen und >>Hiearchiemodus, der zuvor offenbar 350 T Jahre frei von Hierarchie ungestoert, "fraktal", erfolgreich, prima funktioniert hatte.
    Sind wir womoeglich jetzt mit unserer Psyche an der Aufloesung des fraktalen Ordnungsprinzips an-gestossen und bedeutet dies einen Uebergang oder Untergang?

    • Nevyn sagt:

      Für das Bewusstsein des Menschen, nicht für seine Seele, existieren schon seit vielen Jahren fraktale Modelle. Zum ersten Mal las ich davon in den "Delfin Strategien" von Cordes und Lynch, später dann auch in der Meme-Theorie von spiral dynamics.
      Geistige Entwicklung funktioniert in Sprüngen. Der schwarze Quader bei Odyssee im Weltraum wird zum Symbol dieses Prozesses. Aber was meint dieser schwarze Quader? Er symbolisiert eine Schwelle, ähnlich einer Potentialschwelle in der Quantentheorie, mit deren Überschreitung eine Zustandsänderung des metastabilen Systems stattfindet. Bis dahin verläuft die Entwicklung mehr oder weniger linear, vorherberechenbar. Dann hüpft das System quasi augenblicklich auf eine andere Zustandsebene.Wir erleben solche Änderungen in immer schnellerer Folge in unserer technischen Entwicklung. Leider wächst die Fähigkeit, sich dafür zu verantworten, nicht im gleichen Maße.
      Wir nutzen die Vorteile unseres Großhirns, um die Impulse unseres Reptilienhirns zu stimulieren.
      Der Engel vom westlichen Fenster spielt mit uns, statt wir mir ihm. Unsere Gier hat uns den Verstand vernebelt.
      Zwei Seelen wohnen in unserer Brust und wir nähren immer nur die eine und leugnen die Existenz der anderen.
      Das kann nicht gut gehen.

  7. Rob Kenius sagt:

    Fraktale entstehen durch ständige Wiederholung von Mustern. Die Pflanzen benutzen diese Technik, weil sie weniger Informantion erfordert. Der Aufbau einer Pflanze verwendet außerdem Symmetrien, die ebenfalls weniger Information erfordern als eine völlig beliebige Struktur. Beides sind minimalistische Prinzipien.

    Minimalismus ist günstig bei der Folge von Generationen. Das Problem, wie kann in einem winzigen Samenkorn die ganze Information für die Bildung einer Pflanze gespeichert sein, wird durch die Verwendung von Fraktalen und Geometrie in der Struktur vereinfacht. Wer Bäume und Gräser vergleicht, wird feststellen, dass Gräser wesentlich symmetrischer aufgebaut sind und wesentlich kleinere Samen haben. Man vergleiche einen Grassamen mit einer Eichel oder Nuss. Minimalismus bei der Weitergabe von Erbinformationen ist der Schlüssel zum Verständnis dieser Strukturen.

    Pflanzliche Strukturen gibt es auch im Aufbau von Tier und des Mensch. Das ist der Medizin seit langem bekannt. Besonders das Gehirn, in seiner Vernetzung, hat immer wiederholte Struktur-Elemente. Was sagt uns das? Es sagt uns, dass Minimalismus gegenüber dem herrschenden Maximalismus (immer mehr, immer schneller, immer höher, immer wahnsinniger, immer besser, immer wertvoller, immer nachhaltiger), dass Minimalismus der Fraktale und Symmetrien schon immer ein gleichwertiges Element des Lebens ist.

    Rob Kenius, kritlit.de

  8. GTMT sagt:

    Zitat:
    "Was wir hier beobachten können, ist ein natürliches Ordnungsprinzip, das Sie überall entdecken werden, wenn Sie sich einmal dafür sensibilisiert haben."

    Nicht nur "hier" – das gilt generell für alles, was die *Natur/Schöpfung/Gott* wie auch immer – geschaffen hat.
    Es ist überall ganz offensichtlich & eigentlich sogar von Kleinkindern zu erkennen.
    Dazu braucht es nicht mal eines höheren Studiums sondern nur Aufmerksamkeit.

    Wobei ich anmerken muss, all das hat die Esoterik – also die echte & nicht das, was man daraus gemacht hat – schon immer gesagt! Es wurde auf die "Verbotsliste" gesetzt weil es angeblich "Geheimwissen" sein sollte, was die da erzählt haben….
    Wie Oben so auch Unten, wie Außen so auch Innen, wie im Großen so auch im Kleinen – alles hängt mit allem zusammen usw. usf…..

    Man kann von Thorwald Detlefsen halten was man will aber sein Buch " Schicksal als Chance" hatte da schon sehr viel Ursprünglich & Wahres zu bieten….
    Man muss nur ein klein wenig

    • Nevyn sagt:

      Chaostheorie, und darum handelt es sich hier dem Wesen nach, ist alles andere als Esoterik.
      Man sollte sie aber mal in ihren Grundzügen und Gültigkeitsgrenzen verstanden haben, bevor man anfängt, sie einfach auf andere Bereiche zu übertragen. Das ist mit der Quantentheorie ganz ähnlich.
      Wissenschaft und Esoterik sind wie Feuer und Wasser. Das ständige Verschwurbeln der beiden erzeugt nichts weiter als riesige Dampfwolken, in denen sich gar nichts mehr erkennen lässt.
      Dethlefsen macht dazu übrigens viele klare Aussagen in seinen Vorträgen. Kann ich sehr empfehlen.
      Was rechte und linke Esoterik sein soll, entzieht sich auch meinem Verständnis.
      Esoterik und Ideologie haben nichts gemein. Gar nichts.
      Es gibt den Pfad zur rechten und den zur linken Hand. Das hat aber mit dem ganzen Nazikram nichts zu tun. Wer sich davon nicht lösen kann, sollte sich mit Esoterik am besten gar nicht beschäftigen.

    • GTMT sagt:

      "Wissenschaft & Esoterik sind wie Feuer & Wasser"

      So, so…. eher sowohl als auch & bei haben zur Grundlage, dass beides die Daseinsberechtigung hat, sich nicht gegenseitig ausschließt sondern auch bedingt….Es geht um Balance & die entsteht immer nur wenn die gegenseitigen Pole in etwas gleichstark sind….

      "Wissenschaft" – ist eigentlich gar nichts eigenständiges! Denn es kann nur das erforschen, was es schon gibt um "Wissen zu schaffen". Die Wissenschaft ist immer darauf angewiesen, das zu untersuchen, was es bisher mangels Erfahrung & Erkenntnis nicht in der Lage war, zu "sehen/hören/erleben"

      'Quantenphysik" gab es schon immer, nur hat man sie nicht erkannt…..

    • Nevyn sagt:

      Solve et coagula! (Trenne und füge zusammen!)

      Danke für Ihre Antwort GTMT!
      Ich vermute, was Sie meinen. Vor einigen Jahren war ich zu einer Pancha Karma Kur (wörtlich: fünf Arbeiten). Das ist eine Entgiftungskur aus dem Ayurveda. Mir ist die östliche Tradition nicht besonders vertraut, darum war es spannend zu sehen, was es dort alles zu lernen gab.
      Über die Herkunft der Techniken wurde mir mitgeteilt, dass vor langer Zeit Seher, sogenannte Rishis, diese in tiefer Meditation erhalten hatten. Dass sie funktionieren, davon konnte ich mich selbst überzeugen. Es wird u. a. sehr viel mit gereiftem Sesamöl und Massagen gearbeitet. Der Grund offenbart sich, wenn man weiß, dass viele Giftstoffe im Körper nur fettlöslich sind und sich im Bindegewebe / in den Faszien ablagern. Durch das Öl und die Einläufe und Schwitzbäder kann man sie aus dem Körper leiten. Das Ganze ist völlig nebenwirkungsfrei und erinnert eher an eine Wellnesskur, obwohl es keine isst.
      Man weiß heute aus der Medizin durch Wissenschaft, also durch die Analyse materieller Gegebenheiten warum es funktioniert. Wenn man dies Details nicht kennt, helfen die Techniken aber genauso. Ich habe sie in mein jährliches Fastenprogramm eingebaut.

      Man kann also entweder direkt mit dem Kosmos kommunizieren oder den Weg über die Analyse der Materie machen. Beides ist möglich. Nur nicht gleichzeitig.
      Wenn ich von Feuer und Wasser sprach, sollte auch erwähnt werden, dass Feuer in verfeinerter Form (Licht), wenn es auf Wasser in verfeinerter Form (Dampf) trifft, keinen Nebel erzeugt, sondern einen Regbenbogen, der als Übergang von einer Welt in die andere gilt.
      Darum holt man in der Alchemie die Prinzipien aus dem Stoff, reinigt sie und fügt sie dann, aber erst DANN wieder zusammen. Für die Homöopathie gilt übrigens ähnliches.

      Ich finde es gut und empfehlenswert, sowohl Wissenschaft als auch Esoterik für sich zu lernen, ihre Grenzen und Möglichkeiten zu erforschen. Dass sie zum Schluss in einem Punkt zusammen fließen, ergibt sich dann ganz von selbst.
      Der von mir am häufigsten beobachtete Fehler besteht darin, nur eine Seite der Medaille als real anzuerkennen und die andere auszublenden oder beide zwar zu sehen aber sofort miteinander zu vermischen.
      Ora et labora. Einatmen, ausatmen. Man macht und braucht beides nebeneinander. Meine Vorbilder darin sind die großen Alchemisten wie Fulcanelli oder Flamel, aber auch Newton war auf diesem Weg, wie man aus seinem Nachlass heute weiß. Mit denen kann und will ich mich nicht messen, doch ihrer Schritte Spur zu folgen bereitet mir große Freude.
      Es gibt ein schönes Buch von Gabriele Quinque, das eine Deutung des spendor solis (Sonnenglanz) enthält, mit gleichem Titel. Darin erklärt sie: „Die Alchemie macht nicht den Adepten, sie setzt ihn voraus.“ Ein weiter und steiniger Weg.
      Doch es gibt nichts Faszinierenderes als am Ende Kether in Malkuth und Malkuth in Kether zu finden.
      Möge allen, die auf der Suche sind, dieses Werk am Ende gelingen!

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