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Comedian Lauterbach: Witziger wird’s nicht mehr | Von Tom J. Wellbrock

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Ein Kommentar von Tom J. Wellbrock.

Es geht wieder los. Sie fangen schon wieder an. Mitten im Sommer, mitten im Krieg, mitten in der Verarbeitung der Tatsache, dass Karl Lauterbach sich kürzlich als Comedian versucht hat. Die Maßnahmen stehen wieder vor der Tür. Corona bleibt, die Hoffnung geht.

Offenbar hat die Aufarbeitung der Corona-Politik begonnen. Und Karl Lauterbach (SPD, früher mal CDU) hat den Anfang gemacht. In einem aufklärerischen Format namens „One Mic Stand“ wurde er von Hazel Brugger angeleitet, um am Ende auf einer großen Bühne zu stehen und Witze zum Besten zu geben. Eine halbe Stunde lang konnte die Bevölkerung erleben, wie der selbsternannte Witzemacher von der durchschaubaren Komikerin auf seinen Auftritt vorbereitet wurde.

Als er dann da oben stand, der Lauterbach, hinter ihm die ihm aufwärts gerichtete Daumen zuwerfende Hazel, neben ihm eine professionelle Musikkapelle und vor ihm lauter gutaussehende Menschen mit so guter Laune, dass man selbst als gequältes Individuum des derzeitigen Gesundheitsministers unverzüglich in Depressionen verfallen will, krachte es gleich mit dem ersten Gag.

Er sei Karl Lauterbach, stellte er sich vor, er sei der Mann, der jetzt anderthalb Jahre alles verboten habe, was Spaß mache. Hahahaha!, kam es zurück. Er sei also wie die Mutter des Publikums, nur eben ohne deren gutes Essen. Hahahaha! schallte es erneut zurück. Und so ging es weiter, ca. 10 Minuten lang. Dann war die Sendung zu Ende.

Niederträchtig

Ich will mich nicht weiter über das Format „One Mic Stand“ äußern, habe auch nur diese Folge gesehen und kann die anderen daher nicht beurteilen. Doch eben diese Folge hat gereicht. Das ganze Leben ist ein Quiz, wusste schon Hape Kerkeling. Und die Zuschauer im Saal wussten die richtigen Antworten: Lachen. Sich amüsieren. Freuen, klatschen, auf Kommando und stets gutaussehend und bestens gelaunt.

Du hast das Leben unzähliger Menschen zerstört? Hahahaha! Du hast die psychische Gesundheit einer unbekannten Zahl von Kindern auf dem Gewissen? Hahahaha! Du hast Existenzen zerlegt, Betriebe in den Ruin getrieben, hast mit der steigenden Zahl von Suiziden zu tun? Hahahaha! Du hast die Grundrechte ungespitzt in den Boden gerammt, regungslos brutale Polizeieinsätze verfolgt und so viele Falschaussagen gemacht, dass es für lebenslange Haft ausreichen würde? Hahahaha!

Diese Folge mit dem Stargast Karl Lauterbach war eine Frechheit, sie war niederträchtig, herablassend und entwürdigend für die, die seit Jahren unter Lauterbach und seinen Komplizen leiden. Wäre sie zu einem anderen Zeitpunkt gesendet worden, beispielsweise nachdem Karl Lauterbach aus der Politik verschwunden und angemessen bestraft worden wäre, es wäre in Ordnung gewesen. Er hätte dann gern auch Witze über das Gefängnisessen machen dürfen, in der Hoffnung, ein wenig Mitgefühl zu erhaschen.

So aber präsentierte er seinem Publikum einen Beleg darüber, dass man auch die Bundesregierung bilden kann, wenn nur eine verschwindende Minderheit entsprechend wählt. Was sein Frisör und die SPD gemeinsam hätten, fragte Lauterbach ins grölende Publikum. Beide seien besonders talentiert im «schlecht abschneiden«. Hahahaha! Und trotzdem stehe ich hier und bereite euch auf die nächste Maßnahmen-Welle vor. Und ihr angemalten Wackeldackel lacht euch darüber kaputt.

In die nächste Welle ohne Kompass

Vermutlich saßen im Publikum nur wenige, die durch die Corona-Politik ernsthaft geschädigt wurden. Oder aber sie waren jung, geimpft und brauchten das Geld. Wie auch immer: Der Herbst naht, die Tage werden kürzer, die Listen für neue Maßnahmenideen länger, und Karl Lauterbach kommt wieder in Stimmung. Das verheißt nichts Gutes!

Obgleich die Evidenz der bisherigen Maßnahmen sich wirksam in den Weiten des anti-wissenschaftlichen Denkens versteckt hat, winken Politiker und ausgewählte Wissenschaftler schon wieder mit neuen Ansätzen. Denn wir wissen ja inzwischen, dass der fehlende Beleg für wissenschaftliche Evidenz noch lange nicht ausschließt, dass Evidenz vorhanden ist. Das Fehlen von Regen schließt ja auch nicht aus, dass es trotzdem regnet – irgendwo zumindest.

Die Maskenpflicht ist im Grunde schon in Stein gemeißelt. Man kennt sie, man weiß, dass die Menschen mitmachen, und ja, diese in der Jackentasche verstauten Dinger, die man wieder aufhebt, wenn sie mal kurz im Dreck landen, die man an den Innenspiegel des Autos hängt, die am Lenker des Fahrrades lustig im Wind wehen und einmal pro Woche richtig frisch duften, nachdem sie in der Waschmaschine waren, die sind sicher und retten Leben. Also, das machen wir im Herbst auf alle Fälle wieder.

Und sonst so? Na ja, impfen, impfen, impfen! Womöglich denkt Lauterbach sich Sammelheftchen aus, in die man die vierte, fünfte, neunte Booster-Impfung mit witzigen Motiven von Stachelschweinen kleben kann. Zusätzlich wird eine original Kiewer Asow-Mütze verlost.

Was am Ende bleibt, ist Ratlosigkeit. Ratlosigkeit über die Ignoranz der Politik, über die Tatsache, dass ein Gesundheitsminister, der eine schwere Schuld tragen müsste, in großen Sälen darüber Witze reißt, dass er aus Grundgesetzen, die die Menschen vor staatlichen Angriffen schützen sollen, Privilegien gemacht hat, die man sich verdienen muss.

Was bleibt, sind aber auch wir, wir Menschen, die diesen Blödsinn seit mehr als zwei Jahren mitmachen und vermutlich wieder mitmachen werden.

Gebt uns allen ein Mikrofon, damit wir uns 10 Minuten lang über uns lustig machen können.

Witziger wird’s nicht mehr.

+++ Dieser Text erschien zuerst am 26.7.2022 bei neulandrebellen.de +++ Bildquelle: ILYA AKINSHIN; photocosmos1 / shutterstock


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