McCarthy ist zurück
In den USA wurde wieder die traditionelle Hexenjagd wegen angeblicher russischer Wahleinmischungen eröffnet. In Russland wird das mit Ironie einerseits und Schock andererseits aufgenommen und bereits mit den Repressionen der McCarthy-Ära verglichen.
Ein Kommentar von Thomas Röper.
Ich habe bereits darüber berichtet, dass Präsident Putin mit Ironie auf eine Frage reagiert hat, ob ihm Kamala Harris oder Donald Trump als US-Präsident lieber wäre. Aber eigentlich ist die Geschichte nicht lustig, denn in den USA wurde eine Hexenjagd eröffnet, die an die finsteren Zeiten der McCarthy-Ära erinnert.
In den USA hat die Staatsanwaltschaft mehrere Blogger und Journalisten ins Visier genommen, weil die angeblich mit Bezahlung aus Russland russische Propaganda verbreiten und sich in die US-Wahlen einmischen. Darüber hat auch das russische Fernsehen in seinem wöchentlichen Nachrichtenrückblick berichtet und um zu zeigen, wie das in Russland gesehen wird, habe ich den Beitrag übersetzt.
Beginn der Übersetzung
Die USA haben beschlossen, unerwünschten Journalisten den Krieg zu erklären.
Die Verhaftung des russischen Milliardärs und Eigentümers des beliebten sozialen Netzwerks Telegram ist eindeutig ein Zeichen für Messen mit zweierlei Maß. Wenn es ihn trifft, warum dann nicht auch jeden anderen? Schließlich gibt es auf jeder Plattform viele Verbrecher, wie Putin auf dem Östlichen Wirtschaftsforum sagte:
„Aber diese Sünden begehen alle Plattformen dieser Art. Wenn sie mit Durow so umgehen, dann müssten sie wahrscheinlich auch andere schließen, verhaften oder unter Hausarrest oder eine andere Art von Arrest stellen. Daher sind die Maßnahmen der Behörden mir nicht ganz klar, da sie selektiv sind. Ich meine die französischen Behörden.“
Benny Johnson ein amerikanischer Blogger mit Millionenpublikum, ein sogenannter Leader of Public Opinion, ist jetzt auch eine Figur in einem Strafverfahren. Das US-Justizministerium glaubt, dass er Teil eines Plans zur Beeinflussung der amerikanischen Bevölkerung durch Russland war. Und natürlich steckte der Sender RT angeblich hinter allem, schließlich kann man solche Texte angeblich nur mit Moskaus Hilfe veröffentlichen: „Sie platzierten LGBT-Waren in der Kinderabteilung eines Geschäfts, wo Produkte für Kinder angeboten werden! Das wurde von satanischen Designern gesponsert, die finanzieren gerne Satanismus! Und sie hatten es speziell auf Kinder abgesehen.“
Ein weiterer beliebter Blogger, der in der Strafsache der russischen Einmischung erwähnt wird, ist Dave Rubin. Er war schockiert, dass im Kongress neben den Flaggen der 50 Bundesstaaten auch LGBT-Flaggen zu sehen sind: „Amerika ist okkupiert, meine Damen und Herren. Sehen Sie sich das an. Unglaublich! Das geschieht in den Hallen des Repräsentantenhauses!“
Washington ist besonders verärgert darüber, dass diese Leader of Public Opinion gegen die amerikanische Unterstützung für die Ukraine wettern, wie der Blogger Tim Poole:
„Die Ukraine ist unser Feind, gesponsert von den Demokraten. Ich möchte noch einmal betonen, dass die Ukraine im Moment unser schlimmster und größter Feind ist. Sie wird von kriminellen Elementen in der US-Regierung geführt. Die Ukraine wird beschuldigt, die Nord-Stream-Pipeline gesprengt zu haben, was diesen Konflikt provoziert hat. Wir sollten alle militärischen Mittel abziehen, die Unterstützung der Ukraine einstellen und uns bei Russland entschuldigen!“
Das US-Justizministerium hat mehrere Dutzend Websites geschlossen, die die Ukraine-Politik Washingtons kritisiert haben. Darauf wies Generalstaatsanwalt Merrick Garland gesondert hin:
„Sie waren voll mit russischer Regierungspropaganda, die vom Kreml geschaffen wurde, um die internationale Unterstützung für die Ukraine zu verringern.“
Sofort wurden Sanktionen gegen die Chefredakteurin von RT, Margarita Simonjan, und fünf weitere Mitarbeiter des Unternehmens verhängt. Zwei von ihnen müssen sich wegen illegaler Finanztransaktionen und Verstoßes gegen das Gesetz über ausländische Agenten verantworten. Insgesamt drohen ihnen bis zu 25 Jahre Gefängnis.
Wie bei besonders gefährlichen Straftätern wurde eine Belohnung von 10 Millionen Dollar für Informationen über jedwede Information über die Projekte von RT in den USA ausgesetzt. Simonjan sagte dazu:
„Wie sich zeigte, haben sie die Redefreiheit geschätzt, als es die Freiheit ihrer Worte war. Aber als sich zeigte, dass auch andere die Redefreiheit nutzen können und dass die Leute nicht mehr ihre Worte gehört haben, sondern die Worte anderer, bekamen sie Angst. Sie mussten den Generalstaatsanwalt aufwecken, sie mussten das FBI aufwecken. Die haben eine Verschwörung aufgedeckt, und es roch wie Senator McCarthys Eau de Cologne. Können Sie es riechen?“
Der Höhepunkt des McCarthyismus, oder der Hexenjagd, war in den 1950er Jahren. Angeführt von Senator McCarthy war Amerika von der Suche und Enttarnung geheimer Kommunisten besessen, die angeblich die politische und kulturelle Elite unterwandert hatten. Alle Staatsbediensteten wurden Loyalitätstests unterzogen, und es gab eine echte Repression Andersdenkender.
Und heute haben die USA eine Jagd auf jeden angekündigt, der im Verdacht steht, auch nur die geringste Sympathie für Russland zu hegen.
So hat das Justizministerium Anklage gegen den ehemaligen Nixon-Berater, den in den USA und Russland bekannten Politikwissenschaftler und Fernsehmoderator Dmitry Symes und seine Frau Anastasia erhoben. Zusammen könnten beide Ehepartner wegen Verletzung der US-Sanktionen mit bis zu 60 Jahren Gefängnis bestraft werden.
„All diese Anschuldigungen sind absolut unwahr. Es schmerzt mich, was im modernen Amerika unter dem Biden-Regime passiert. Ich verwende den Ausdruck ‚Regime‘ ganz bewusst, denn aus meiner Sicht ist das keine legitime, gesetzestreue Regierung mehr, sondern um ein liberal-totalitäres Regime. Sie haben es geschafft, einen großen Teil der amerikanischen Bevölkerung zu täuschen“, sagte Dimitry Symes.
Wieder einmal wird der altbekannte Trick verwendet. Es ist noch nicht lange her, dass die Ermittlungen von Sonderermittler Mueller über die Einmischung Russlands in die US-Wahl und die geheimen Absprachen mit Trump die USA in Aufruhr versetzten. In zwei Jahren hat er nichts gefunden. Jetzt wiederholt sich die Geschichte. Simonjan sagte dazu:
„Warum haben sie das kurz vor der Wahl gemacht? Nun, ihnen sind die Argumente ausgegangen. Sie sitzen da, kratzen sich am Kopf und denken: Na ja, was könnte man noch abziehen, was könnte man sich einfallen lassen, was irgendwie ein kräftiger Schlag wäre, der kurz vor der Wahl kommen könnte. Wir haben da was Erprobtes! Russland versucht, sich in die Wahl einzumischen. Russland ist für Trump. Und das trifft das Herz des amerikanischen Patrioten.“
„Mir wurde der Krieg erklärt“, erklärte der ehemalige US-Geheimdienstler Scott Ritter, dessen Haus fünf Stunden lang von FBI-Agenten durchsucht wurde. Der Experte hat die Politik der derzeitigen Regierung oft scharf kritisiert.
Aus Ritters Haus holten die Geheimdienste mehrere Kisten mit Dokumenten heraus, durchsuchten seinen Computer und sein Telefon. Sie suchten im Rahmen der angekündigten Kampagne zur Bekämpfung der russischen Einmischung nach Fakten über Verstöße gegen das Gesetz über ausländische Agenten. Und solche Fälle von Schikane häufen sich.
„Ich denke, das liegt daran, dass Russland aufgestanden ist und nicht mehr nur über seine Interessen spricht, sondern bereit ist, seine Interessen zu verteidigen, auch mit Gewalt. Wie im Fall des georgischen Angriffs auf die russischen Friedenstruppen in Südossetien 2008, wie beispielsweise in Syrien, wie beispielsweise damals im Donbass und auf der Krim. Das hat bei den Hegemonisten, den USA, extremen Unmut ausgelöst, weil plötzlich deutlich wurde, dass ihre Dominanz nicht grenzenlos ist und in Frage gestellt werden kann“, so Symes.
Das Weiße Haus sagt, es werde die Sache nicht auf sich beruhen lassen. Es sieht also so aus, als würden die angekündigten Ermittlungen nur an Fahrt gewinnen.
Ende der Übersetzung
Anmerkungen
Dank an den Autor für das Recht zur Veröffentlichung des Beitrags. +++ Dieser Beitrag erschien zuerst am 09. September 2024 bei anti-spiegel.ru +++ Bildquelle: ID1974 / shutterstock +++
Thomas Röper, geboren 1971, hat als Experte für Osteuropa in Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet. Heute lebt er in seiner Wahlheimat St. Petersburg. Er lebt über 15 Jahre in Russland und spricht fließend Russisch. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.
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