
Der NATO-Gipfel war de facto eine anti-europäische Veranstaltung, deren Beschlüsse Europa in den Ruin treiben werden. Aber Leute wie NATO-Generalsekretär Rutte sprechen davon, die Europäer müssten "den Preis bezahlen". Wie Europäer Europa zu Grunde richten.
Ein Kommentar von Thomas Röper.
Es ist faszinierend, in welchem Tempo die EU-Kommission und die meisten europäischen Regierungen ihre Länder und ihre Wirtschaft an die Wand fahren. Im Gegensatz zu den USA verhängt die EU anti-russische Sanktionen, die vor allem der EU selbst schaden und zu einer Deindustrialisierung führen, die selbst Mainstream-Medien nicht mehr verschweigen.
In der Ukraine geht es um die geopolitischen Interessen der USA, weshalb die USA sich mit ihren Sanktionen natürlich nicht selbst schaden – das lassen sie die europäischen Vasallen tun, die sich für die Interessen der USA sogar mit Freude selbst schaden.
Die unbezahlbaren 5 Prozent
Kaum war Trump US-Präsident geworden, hat er der Forderung Nachdruck verliehen, die NATO-Staaten müssten nun 5 Prozent des BIP für Rüstung ausgeben. Zur Erinnerung: Als es 2017 um die Umsetzung des 2-Prozent Ziels der NATO ging, hat der damalige deutsche Außenminister Gabriel sich dagegen ausgesprochen und ironisch gefragt, wie viele Flugzeugträger Deutschland denn davon kaufen und unterhalten solle.
Nun hat die NATO Trumps 5-Prozent Ziel durchgedrückt, wobei 3,5 Prozent in Rüstung gesteckt werden sollen, während 1,5 Prozent für „kriegswichtige“ Infrastruktur verwendet werden sollen. Für Deutschland bedeutet das beispielsweise, dass es statt etwa 45 Milliarden Euro vor einigen Jahren, bald über 140 Milliarden pro Jahr für Waffen ausgeben soll. Und Sigmar Gabriel, der inzwischen einen gut bezahlten Posten bei den Lobbyisten der Transatlantiker bekommen hat, findet das vollkommen in Ordnung.
Das Problem dabei ist, dass all das auf Pump finanziert wird, um die unvermeidlichen, harten Einschnitte in die europäischen Sozialsysteme noch ein paar Jahre aufzuschieben. Die Politiker lügen, wenn sie behaupten, dass das alles ohne soziale Einschnitte gehen kann. Diese Einschnitte wird es spätestens dann geben, wenn Zinsen und Tilgung für die Schulden zu laufen beginnen.
Die eine Billion Euro, die Bundeskanzler Merz dafür in den nächsten Jahren an Schulden aufnehmen will, werden dann im günstigsten Fall 30 Milliarden Euro jährliche Kreditkosten verursachen – und das Geld wird man über Einschnitte im Sozialbereich aufbringen, weil das dann als „alternativlos“ bezeichnet werden wird. Das Spielchen ist ja hinlänglich bekannt.
Die Reste des Sozialstaates werden geschlachtet
Während deutsche Politiker ihre Wähler belügen und behaupten, all das ginge ohne soziale Einschnitte, sind europäische Politiker viel ehrlicher und Sie können sich darauf verlassen, dass beispielsweise deutsche Medien über deren Aussagen nicht berichten. So hat NATO-Generalsekretär Rutte beispielsweise kürzlich gesagt, dass man seine Gesundheits- und Rentensysteme gerne „weiterhin nutzen“ könne, wenn man keine 5 Prozent für Rüstung ausgeben wolle, nur dann solle man „besser Russisch lernen“, das seien die Konsequenzen.
Es wird also ganz offen gesagt, dass die Rüstung auf Kosten von Renten, Gesundheitssystem und Sozialem gehen wird.
Wenn Anti-Europäer unter sich sind…
Vor dem NATO-Gipfel hat Rutte in einem Messenger eine Nachricht an US-Präsident Trump geschrieben, die Trump in seinem TruthSocial veröffentlicht hat. Nachdem Rutte Trump wegen dessen Bombardierung des Iran eifrig Honig um den Bart geschmiert hat, schrieb Rutte über Trumps Teilnahme am NATO-Gipfel weiter:
„Heute Abend erwartet Dich in Den Haag ein weiterer großer Erfolg. Es war nicht einfach, aber wir haben es geschafft, dass sie alle den 5 Prozent zugestimmt haben! Donald, du hast uns zu einem sehr, sehr wichtigen Moment für Amerika, Europa und die ganze Welt geführt. Du wirst das erreichen, was keinem amerikanischen Präsidenten in den letzten Jahrzehnten gelungen ist. Europa wird einen hohen Preis zahlen, wie es sollte, und das wird Dein Sieg sein.“
Ja, Sie haben richtig gelesen: Ein Europäer, der jahrelang Regierungschef eines europäischen Landes war, fordert, Europa solle einen hohen Preis zahlen. Diese Formulierung gebrauchen die Amerikaner normalerweise in Bezug auf ihre Gegner. Und das bezeichnet Rutte auch noch als großen Erfolg.
Man fragt sich, für wen Rutte eigentlich arbeitet – für die Menschen in Europa oder für die US-Regierung? Und das gleiche gilt für all die anderen europäischen Politiker, die dieses Spiel mitspielen, obwohl hinter den Kulissen offensichtlich allen klar ist, dass hier gegen die europäischen Interessen und für die Interessen der US-Rüstungskonzerne gearbeitet wird.
Es geht nur um US-Interessen
US-Außenminister Rubio lobte die Europäer dann auch für ihre Entscheidung, 5 Prozent des BIP in Rüstung zu stecken, wobei auch er klar sagte, worum es tatsächlich geht:
„Wenn alle ihren Verpflichtungen nachkommen, wird das Bündnis deutlich stärker und mit deutlich leistungsfähigeren Partnern. Die USA bleiben dadurch ein dynamisches, starkes und größtes Mitglied, können aber auch Ressourcen in andere Teile der Welt umverteilen, ohne die Stärke des Bündnisses zu beeinträchtigen.“
Es geht der US-Regierung nicht nur darum, hunderte Milliarden an Aufträgen für US-Rüstungskonzerne zu bekommen – wobei sich die Europäer damit in eine nie dagewesene Abhängigkeit von den USA begeben, weil die US-Waffen technisch so gebaut sind, dass sie gar nicht benutzt werden können, wenn die US-Regierung es nicht erlaubt -, es geht der US-Regierung auch darum, in der NATO die dominante Kraft zu bleiben und vor allem geht es um den Kampf der USA gegen China, den die Europäer mit dem 5-Prozent Ziel quasi finanzieren, denn nichts anderes meinte Rubio damit, wenn er von der Umverteilung amerikanischer „Ressourcen in andere Teile der Welt“ sprach.
Die europäischen Politiker richten Europa um der Interessen der USA willen immer schneller zugrunde und begründen das damit, die NATO zu stärken, die Europa angeblich schützt.
Nur wer schützt Europa vor solchen Anti-Europäern, die offen gegen die Interessen und den Wohlstand der Menschen in Europa handeln?
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Dieser Beitrag erschien zuerst am 25. Juni 2025 auf anti-spiegel.ru.
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Dank an den Autor für das Recht zur Veröffentlichung dieses Beitrags.
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Bildquelle: Orange Pictures/ shutterstock
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