Donald Trump hat den BRICS in einer Erklärung gedroht, mit hundertprozentigen Zöllen zu reagieren, wenn sie eine BRICS-Währung schaffen, die die weltweite Dominanz des US-Dollar gefährdet. Diese Kampfansage könnte nach hinten losgehen.
Ein Kommentar von Thomas Röper.
Was Trump am 30. November auf seinem eigenen Netzwerk Truthsocial geschrieben hat, war mehr als nur eine Kampfansage oder Drohung an die BRICS. Trump hat dort geschrieben:
„Die Idee, dass die BRICS-Staaten versuchen, sich vom Dollar abzuwenden, während wir zusehen, ist VORBEI. Wir verlangen von diesen Ländern die Verpflichtung, weder eine neue BRICS-Währung zu schaffen noch eine andere Währung zu unterstützen, um den mächtigen US-Dollar zu ersetzen, oder sie werden mit Zöllen von 100 % konfrontiert und sollten erwarten, sich von Verkäufen in der wunderbaren US-Wirtschaft zu verabschieden. Sie können sich einen anderen „Trottel“ suchen! Es gibt keine Chance, dass die BRICS den US-Dollar im internationalen Handel ersetzen werden und jedes Land, das das versucht, sollte sich von Amerika verabschieden.“
Das bedeutet, dass nun auch Trump endgültig verstanden hat, wie wichtig der Dollar für die USA ist. Das ganze „Geschäftsmodell“ der USA ist darauf aufgebaut, dass der Dollar die Weltreservewährung ist, die jedes Land kaufen muss, wenn es am internationalen Handel teilnehmen will, weil die meisten Rohstoffe, nicht nur Öl, vor allem in Dollar gehandelt werden. Wer internationalen Handel treiben will, muss zuerst Dollar kaufen, um mit dem Dollar dann Waren zu kaufen.
Nur diese Nachfrage nach Dollar ermöglicht es den USA, immer neue Rekordschulden anzuhäufen, um ihre Armee zu bezahlen, die die USA brauchen, um anderen Ländern überzeugend damit drohen zu können, sie zu überfallen, wenn sie den USA gegenüber politisch oder wirtschaftlich ungehorsam sind. Der Dollar ist damit der Kern nicht nur der wirtschaftlichen Macht der USA, sondern auch ihrer militärischen und politischen Macht.
Die von Trump veröffentlichte Erklärung ist daher folgerichtig, denn die BRICS reden offen darüber, den Dollar als Weltreservewährung beim Handel zu umgehen. Das ist nicht etwa einer Feindschaft gegenüber dem Dollar geschuldet, sondern die Folge der inflationär gegen alle möglichen Länder verhängten US-Sanktionen, die immer auch den Dollar selbst einbeziehen, indem sie die betroffenen Länder behindern, in Dollar Handel zu treiben.
Aus diesem Grunde haben sich die BRICS-Länder, von denen einige unter US-Sanktionen stehen, entschlossen, eine eigene BRICS-Währung für den internationalen Handel zu schaffen. Das ist kein Projekt, das über Nacht entsteht, das wird noch einige Zeit dauern, aber die BRICS haben die ersten Schritte in dieser Richtung beschlossen und unternommen, wie Putin nach dem letzten BRICS-Gipfel erklärt hat.
Wird Trumps Drohung wirken?
Die Frage ist nun, ob Trumps Drohung die BRICS überhaupt beeindruckt. Man kann ganz sicher sagen, dass Trumps Drohung den BRICS-Ländern Russland und Iran vollkommen egal sein dürfte, weil sie von den USA so derartig sanktioniert wurden, dass es ihnen egal ist, ob und wie hohe Zölle die USA auf ihre Produkte einführen, denn dank der Sanktionen betreiben sie de facto keinen Handel mit den USA.
Bei China könnte das anders sein, denn derzeit gehen fast 15 Prozent von Chinas Exporten in die USA, damit sind die USA mit großem Abstand Chinas Exportmarkt Nummer 1. Aber die USA verhängen auch so schon ständig neue Zölle gegen chinesische Waren, weshalb es fraglich ist, ob die Drohung in China allzu viel Angst hervorruft, wenn man dort ohnehin jederzeit mit neuen Strafzöllen in den USA rechnen muss. Trotzdem würden hundertprozentige US-Zölle China natürlich weh tun, die Frage ist nur, ob China sich deswegen den USA unterwerfen würde.
Bei Indien, das sich generell eine neutrale und blockfreie Außenpolitik verordnet hat, könnte es anders sein. Die USA sind mit noch größerem Abstand Exportmarkt Nummer 1 für Indien und in die USA gehen fast 18 Prozent der indischen Exporte. Ob das stolze Indien sich allerdings in so grober Form von den USA unter Trump drohen lässt, ist eine offene Frage.
Auf Brasilien dürften Trumps Drohungen hingegen weit weniger Eindruck machen, denn China ist mit über 30 Prozent Exportland Nummer 1 für Brasilien. Die USA folgen auf Platz 2, aber auf sie entfallen nur 11 Prozent der brasilianischen Exporte.
Ähnlich ist es bei Südafrika, für das China mit 11 Prozent Exportmarkt Nummer 1 ist, gefolgt von den USA mit sieben Prozent.
Hinzu kommt, dass die Einführung solcher Zölle ja nicht nur den Exporteuren schadet. In den USA würden die Zölle zu entsprechenden Preiserhöhungen von Waren aus den betroffenen Ländern führen, also die Inflation anheizen. So, wie etwa 15 Prozent der chinesischen Exporte in die USA gehen, ist China für die USA nach Mexiko Importland Nummer 2 und 15 Prozent aller Importe in die USA kommen aus China.
Experten warnen vor den Folgen von Trumps Drohung
Bloomberg schrieb als Reaktion auf Trumps Erklärung, seine Versuche, die Entdollarisierung im Handel der BRICS-Staaten durch Druck und Drohungen mit der Einführung hoher Zölle zu stoppen, könnten zum gegenteiligen Effekt führen. Laut von Bloomberg befragten Experten würde diese Taktik die Länder eher dazu drängen, gemeinsam nach Alternativen zum Dollar zu suchen.
Außerdem weist Bloomberg darauf hin, dass Trumps öffentliche Versprechen, die Einfuhrzölle zu erhöhen, die Volatilität am Devisenmarkt erhöhen würde. Laut Brad Setser, einem ehemaligen Mitarbeiter des US-Finanzministeriums, untergräbt das daher „das Vertrauen in den Dollar“. Bloomberg zitierte Ulrich Leuchtmann, Leiter der Währungsforschung der deutschen Commerzbank, dazu wie folgt:
„Von nun an wird jeder außerhalb der USA, der den Dollar zum Bezahlen nutzt, ihn als ein Joch wahrnehmen, das die USA ihm auferlegen.“
Die Drohung von Trump könnte den Prozess, dass sich Länder vom Dollar abwenden, also sogar beschleunigen, zumal es ja bei weitem nicht nur die BRICS-Länder sind, die beim Handel immer mehr auf Bezahlung in ihren nationalen Währungen anstatt den Dollar setzen, um sich gegen die Gefahr von Erpressung durch die USA mit Sanktionen zu wappnen.
+++
Dieser Beitrag erschien zuerst am 03. Dezember 2024 bei anti-spiegel.ru
+++
Bildquelle: Yau Ming Lo / shutterstock
+++
Ihnen gefällt unser Programm? Machen wir uns gemeinsam im Rahmen einer "digitalen finanziellen Selbstverteidigung" unabhängig vom Bankensystem und unterstützen Sie uns bitte mit Bitcoin: https://apolut.net/unterstuetzen#bitcoinzahlung
Informationen zu weiteren Unterstützungsmöglichkeiten finden Sie hier: https://apolut.net/unterstuetzen/
+++
Bitte empfehlen Sie uns weiter und teilen Sie gerne unsere Inhalte in den Sozialen Medien. Sie haben hiermit unser Einverständnis, unsere Beiträge in Ihren eigenen Kanälen auf Social-Media- und Video-Plattformen zu teilen bzw. hochzuladen und zu veröffentlichen.
+++
Abonnieren Sie jetzt den apolut-Newsletter: https://apolut.net/newsletter/
+++
Unterstützung für apolut kann auch als Kleidung getragen werden! Hier der Link zu unserem Fan-Shop: https://harlekinshop.com/pages/apolut