Das Hoffnungs-Geschwurbel
Ein Meinungsbeitrag von Uli Gellermann.
Bald sind mal wieder Wahlen. Durch das Land wandern die Prediger der Parteien und rufen: „Wählt uns! - Wir machen es! Mit uns wird es anders, besser, oder so!“ Wer schon ein, zwei Mal gewählt hat, weiß es: Was immer der jeweilige Wähler gewählt hat, nach der Wahl hat er mit derselben Wirklichkeit zu tun, die er vor der Wahl erlebt hat. Und doch, angespornt durch einen gewaltigen Medienapparat, zieht er sich immer und immer wieder das Schaulaufen der angeblich unterschiedlichen Parteien rein und geht wieder und wieder wählen, als ob diesmal was anderes rauskäme als beim letzten Mal. Der Wahl-Junkie kann nicht anders: Er muss zur Urne.
Perma-Wahlbetrüger
Die abgebrühten Wiederholungswähler fallen natürlich auf die Perma-Wahlbetrüger von CDU, SPD, FDP oder GRÜNEN nicht mehr rein: Zu oft haben sie schon erlebt, dass sie diese Parteien gewählt haben und die dann das Gegenteil von ihren Wahlversprechen gemacht haben. Nein, der erfahrene Wähler fällt auf die nicht mehr rein.
Das Neue, das Frische, das Andere
Weil die Zahl der Enttäuschten und Abgebrühten immer größer geworden ist, muss was Neues her, was Frisches, was ganz Anderes. Und siehe, es gibt sie: Die Wagenknecht-Partei. Nicht nur, dass Frau Wagenknecht deutlich besser aussieht als die Mehrheit der Funktionäre vom Wahlbetrüger-Lager; sie verspricht auch das Neue, das Frische, das Andere.
Träume von einem besseren Land
Die Zeit ist von tiefer Sorge geprägt, es hat fünf vor Krieg geschlagen, und der Wiederholungswähler braucht Hoffnung, viel Hoffnung, wenn er sich am Wahltag aufmachen soll, um sich im Lokal mit dem Stoff zu versorgen, aus dem die Träume von einem besseren Land sind. Also guckt er sich sehnsüchtig vor der Wahl das Programm des „BSW – Vernunft und Gerechtigkeit“ an. Schon beim Namen der Partei „Vernunft und Gerechtigkeit“ stutzt er: Wessen Vernunft mag zu welcher Gerechtigkeit führen?, fragt sich der häufig Betrogene skeptisch.
Großkonzerne mutig beim Namen genannt
Doch wenn er dann die Großkonzerne mutig beim Namen genannt sieht - die „marktbeherrschenden Großunternehmen, übermächtige Finanzkonzerne wie Blackrock und übergriffige Digitalmonopolisten wie Amazon, Alphabet, Facebook, Microsoft und Apple, die allen anderen Marktteilnehmern ihren Tribut auferlegen“ - dann ist er mit einem Stück Analyse recht zufrieden.
Die Kleinen kommen vor
Auch wenn er nach den Großen auch über die Kleinen liest, schöpft er Mut: „Millionen Menschen arbeiten hart, um sich und ihren Familien ein gutes Leben zu ermöglichen. Sie sind es, die unsere Gesellschaft am Laufen halten und einen Großteil der Steuern zahlen.“ Bravo, sagt der kleine Mann, meine Frau und ich kommen im Programm eindeutig vor.
Knackpunkt ist der Frieden
Nun weiß der vernünftige kleine Wähler, der Knackpunkt dieser Zeit ist der Frieden; also wendet er sich schnell diesem Abschnitt im Programm zu und liest: „Den Einsatz deutscher Soldaten in internationalen Kriegen lehnen wir ebenso ab wie ihre Stationierung an der russischen Grenze oder im Südchinesischen Meer.“ Also endlich wird das mal gesagt und geschrieben, sagt die Wählerin, wurde aber auch Zeit!
Bedrohungsgefühle
Dann weiten sich die Augen, wenn er an die Stelle kommt, die erzählt, wer denn wohl die deutschen Soldaten in die oben erwähnte Lage bringen könnte: „Eine Militärallianz, deren Führungsmacht in den zurückliegenden Jahren fünf Länder völkerrechtswidrig überfallen und in diesen Kriegen mehr als 1 Million Menschen getötet hat, schürt Bedrohungsgefühle und Abwehrreaktionen und trägt so zu globaler Instabilität bei“. Warte mal, sagt der kleine Wähler, ich werde doch echt bedroht? Das soll nur so ein Gefühl sein?
Führungsmacht mit „U“?
Gerade hatte der Wiederholungswähler sich gesagt, es könnte doch echte Hoffnung im neuesten Wahl-Kostümchen stecken, da überkommen ihn Zweifel: Wie mag wohl die „Militärallianz“ heißen, die dort so kryptisch aufschimmert? Und wie ist der Name der „Führungsmacht“? Ob er wohl mit einem „U“ beginnt?
Stimme abgeben und nicht wieder kriegen
Frau Wagenknecht hat wieder mal, wie schon bei anderen Gelegenheiten, die Agentur „Glatt & Geschniegelt“ mit der Formulierung des Programms beauftragt. Damit hofft sie, um eine echte Analyse und den Namen „NATO“ drumherumzukommen. Aber wer den Feind der Völker nicht beim Namen nennt, der kann das Volk auch nicht ernsthaft gegen den Feind mobilisieren. Der führt es nur zum nächstbesten Wahl-Lokal. Da gibt man dann seine Stimme ab und bekommt sie nie wieder.
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Dieser Beitrag wurde zuerst am 9. Januar 2025 auf dem Portal Rationalgalerie veröffentlicht.
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Wir danken dem Autor für das Recht zur Veröffentlichung dieses Beitrags.
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Bildquelle: nitpicker / shutterstock
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