Verflechtung zwischen Staat und Gesellschaft | Von Paul Soldan

Ein Standpunkt von Paul Soldan.

Bringen unterschiedliche Arten von Einschränkung und Unterdrückung diametrale Freiheitsbedürfnisse hervor?

Was treibt Menschen an, ihre Heimat zu verlassen und ihr Glück an einem anderen, meist unbekannten Ort zu suchen? Die Gründe dafür sind vielfältig. Neben Neugier auf das Fremde dürfte auch die Suche nach einer besseren Lebensperspektive eine erhebliche Rolle spielen. Deutschland verzeichnet seit dem Jahr 2015 einen durchgehenden Höchststand an Fortzügen. Jedes Jahr verließen immer mindestens 1 Million Menschen das Land – ein Wert, den es seit Bestehen der Bundesrepublik bis dahin nie gegeben hat <1>.

In Gesprächen mit aus Deutschland und Europa Fortgezogenen erfuhr der Autor, der seit mehr als einem Jahr mehrere Länder auf dem afrikanischen Kontinent besucht hat, dass von ihnen viele, trotz enormer Unterschiede und Schwierigkeiten, in der neugewählten Heimat ein stärkeres Gefühl der persönlichen Freiheit verspürten. Der Staat halte sich aus dem Leben der Menschen weitgehend heraus, sodass der Alltag ohne extreme gesetzliche Einschränkungen verbracht werden könne. Die Verflechtung zwischen Staat und Gesellschaft sei noch nicht so eng wie in Deutschland. Die meisten Gesprächspartner empfanden diesen Unterschied als sehr befreiend.

Staat und Gesellschaft

Laut Staatslexikon bezeichnen die Begriffe „Staat“ und „Gesellschaft“ nach rechtswissenschaftlicher Auffassung eine „spezifische Ordnungsstruktur“ innerhalb eines nationalen Rahmens. Der Begriff Staat meine das politische Gemeinwesen, in dem die hoheitliche Herrschaftsgewalt konzentriert und gemäß Verfassung begrenzt ist. Dem Staat gegenüber stehe die Gesellschaft als „Inbegriff des freien, pluralistischen Spektrums zwischenmenschlichen Zusammenwirkens“ aus Politik, Wirtschaft und Kultur. Das Begriffspaar Staat und Gesellschaft stellt somit den „Spannungsbogen von staatlicher Herrschaft und gesellschaftlicher Freiheit“ dar. Letztere entsteht und entfaltet sich dabei außerhalb der staatlichen Herrschaftsgewalt und soll von dieser gleichermaßen ermöglicht und geschützt werden. In diesem Sinn liegt zwischen Staat und Gesellschaft ein polares Zuordnungsverhältnis zugrunde, das keiner gegensätzlichen Beziehung entspricht, sondern als unterschiedlicher, sich ergänzender Teil eines gesamten Gemeinwesens zu verstehen ist. <2>

Im Deutschland des 19. Jahrhunderts war dies noch anders. Zur Beurteilung und Analyse der „politisch-sozialen Wirklichkeit“ galt damals maßgeblich das Prinzip des Dualismus. Gemäß dieses Prinzips wurden Staat und Gesellschaft als „eigene, einander gegenüberstehende und voneinander weithin unabhängige Sachbereiche aufgefasst“ <3>. Den „Staat bildeten die Krone, die Beamtenschaft, das Militär und teilweise der Adel“ – heute sind dies Regierung, Rechtsstaat, Beamtenapparat, Militär, Polizei und zum Teil auch das Parlament. Zur „staatsfreien Gesellschaft gehörten das Handel und Gewerbe treibende Bürgertum, die Bauern, die aufkommende Arbeiterschaft sowie die Vertreter von Kultur, Wissenschaft und Kunst“ – bis heute hat sich daran nicht wesentlich etwas geändert. Durch die Republikanisierung des politischen Systems und den aufkommenden National- und Sozialstaat wurde die Auffassung der „prinzipiellen Trennung“ im 20. Jahrhundert aber nach und nach durch die des polaren Zuordnungsverhältnisses abgelöst.

Die Bezeichnung Verflechtung zwischen Staat und Gesellschaft meint den Grad staatlicher Einflussnahme auf die Gesellschaft sowie das Leben des Einzelnen. In reicheren Ländern ist tendenziell eine engere Verflechtung zu beobachten als in ärmeren Ländern. In Deutschland sind solche staatlichen Eingriffsmöglichkeiten beispielsweise das Gewaltmonopol, das automatische Abführen von Steuern und Sozialabgaben, die Erfassung der Identität jedes Einzelnen, eine große Durchsetzungsfähigkeit gesetzlicher Einschränkungen sowie Überwachungs- und Kontrollmöglichkeiten. In Bezug darauf lässt sich festhalten, dass für das bisher gekannte systemische Funktionieren Deutschlands ein gewisses Maß an Verflechtung nötig ist. Sozialstaatliche Errungenschaften wie Absicherung bei Krankheit, Alter und Arbeitslosigkeit, generelle Verfügbarkeit von Bildung, Arbeitsrechte sowie Errichtung und Ausbau von Infrastruktur wären ohne eine Verflechtung von Staat und Gesellschaft wohl nicht oder nicht in diesem Maß möglich gewesen.

Das automatische Abführen von Steuern und Sozialabgaben kann für eine effiziente Organisation und Finanzierung von sozialen Einrichtungen wie Krankenhäuser, Schulen und Universitäten, der Zahlung von Renten und Transferleistungen sowie für den Auf- und Ausbau von Infrastruktur sorgen. Müssten die staatlichen Stellen die notwendigen Gelder manuell eintreiben, wäre die Finanzierung um ein Vielfaches komplizierter und die Aufrechterhaltung dieser Strukturen potenziell gefährdet. Zudem entstünde ein ausgesprochen aufgeblähter Beamtenapparat.

Grundsätzlich kann die Verflechtung zwischen Staat und Gesellschaft gleichermaßen positive Effekte für eine Gesellschaft mit sich bringen wie negative.

Unterschiedliche Arten von Unfreiheit – ein Vergleich zwischen Deutschland und Gambia

Deutschland

In den vielen Gesprächen, die der Autor mit aus Deutschland und Europa Fortgezogenen in Afrika führte, stach ein Aspekt häufig heraus: eine spürbar größere persönliche Freiheit. Durch die geringere Verflechtung zwischen Staat und Gesellschaft seien dessen Zugriffsmöglichkeiten dort deutlich begrenzter, weshalb der Staat im alltäglichen Leben eine untergeordnete Rolle spiele. Was nicht bedeuten soll, dass in der neuen Wahlheimat alles besser sei – sehr vieles sei anders; manches einfacher, anderes jedoch auch schwieriger und komplizierter. Trotz alledem sei die größere persönliche Freiheit einer der Hauptgründe, diese Herausforderungen in Kauf zu nehmen.

Schließlich war für viele der Verlust oder die potenzielle Gefahr ihrer Freiheit – insbesondere seit 2020 – einer der Motive, Deutschland zu verlassen. Da aber die Zahl an Fortzügen bereits seit 2015 ein historisches Hoch aufweist, mit dem bisherigen Höhepunkt im Jahr 2016, können die Entwicklungen der letzten dreieinhalb Jahre nicht der Hauptauslöser für die durchgehend hohe Wegzugsrate sein. Unter Umständen haben diese den vorhandenen Wunsch nur noch verstärkt. Somit drängt sich die Frage auf, ob diese hohe Wegszugsrate womöglich auf einer stetig zunehmenden Verflechtung zwischen Staat und Gesellschaft begründet liegt.

Wenn staatliche Regulierungen und Einschränkungen bis auf die unterste Ebene des privaten Lebens greifen, besteht die Gefahr, dass der Staat immer autoritärer agiert, was für die Gesellschaft den Verlust von Freiheit bedeutet. Gesetzliche Regelungen können prinzipiell helfen, das gesellschaftliche Leben zu ordnen. Gehen diese Zugriffsmöglichkeiten jedoch bis ins Privateste hinein und damit weit über das gesellschaftliche Leben hinaus, werden Freiheiten eingeschränkt und persönliche Entfaltungsmöglichkeiten behindert. Deutschland war seit jeher ein Land, in dem eher eine staatliche Über- als Unterregulierung vorherrschte. Nach dem Motto: Es dürfe keinen Lebensbereich geben, der staatlich nicht reguliert ist, hat diese in den letzten Jahren noch spürbar zugenommen. Neben einem unübersichtlichen Bürokratismus, der das Leben nicht vereinfacht, sondern verkompliziert, sind Beispiele solcher überregulierten Einschränkungen:

  • die mögliche Sanktionierung, sollte man bei Rot über eine leere Straße gehen,
  • die Sperre der ersten drei Monate des Arbeitslosengeldes bei eigenständiger Kündigung,
  • die hochgradig kostenintensiven und komplexen Vorschriften beim Hausneu- und umbau sowie
  • ein zunehmendes Eingreifen des Staates <4> in das Recht der Eltern, die eigenen Kinder nach ihren Vorstellungen zu erziehen. Zwischen 2011 und 2021 stieg die Anzahl an in Heimen und Pflegefamilien lebenden Kindern um 20 Prozent <5>.

Diese unterschiedlichen Beispiele sollen einmal veranschaulichen, wie bestehende Regelungen nicht der Verbesserung der Ordnung und dem Wohl der Gesellschaft und des Einzelnen dienen, sondern durch ihren einschränken und autoritären Charakter den Verlust von Lebensqualität und Freiheit zur Folge haben.

Gambia

Im Vergleich zeigt sich dagegen die Unfreiheit der Menschen in dem westafrikanischen Staat Gambia weniger in Form einer zu engen Verflechtung zwischen Staat und Gesellschaft, sondern eher durch wirtschaftliche Armut, einem fehlenden staatlichen Sozialsystem und hoher Korruption.

Gambia, das flächenmäßig kleinste Land am westlichsten Rand auf dem Kontinent, erweckt nicht selten den Eindruck, als befände man sich in der Karibik statt in einem muslimischen Land in Westafrika. An den goldenen Sandstränden von Serekunda, der größten Stadt Gambias, sind häufig Reggae-Musik zu hören sowie „Bob Marley“ zu riechen, wie die Einheimischen das Marihuana bezeichnen. Auch den Rastafari-Look sieht man regelmäßig. Die Menschen sind gelassen, freundlich und friedfertig. In der Regenzeit zwischen Juli und September sieht man viele Leute abends am Meer Sport treiben oder die kühlere Abendluft genießen. Nicht wenige Hotels haben in dieser Zeit geschlossen, da der viele Regen kaum Touristen ins Land zieht. Für die Menschen bedeutet die Regenzeit vermehrt Langeweile und vor allem Entbehrung. Der Tourismus ist die Haupteinnahmequelle des Landes; viele Arbeitsplätze außerhalb davon gibt es nicht. Und wenn doch, dann liegt das Einkommen meist nicht höher als bei umgerechnet 50 Euro. Ein junger Mann mit dem Spitznamen David Beckham erzählte:

„Solch ein Einkommen ist selbst für uns zu wenig! 90 Prozent aller Familien, die hier in diesem Bereich, nicht allzu weit vom Strand entfernt wohnen, haben mindestens ein Familienmitglied im Ausland. Nur durch ihr Geld können wir überhaupt über die Runden kommen.“

Freilich kann diese Aussage schwierig nachgeprüft werden; trotzdem wirkt dieses System, selbst wenn es nur 80 oder 70 Prozent sein sollten, wie ein Kartenhaus, das maßgeblich durch die im Ausland lebenden Gambier aufrechterhalten wird.

Die große Perspektivlosigkeit zieht viele seit längerem ins Ausland, darunter in die USA, nach Großbritannien, Italien, Finnland und auch nach Deutschland. Da die Deutschen so viel und hart arbeiten würden, hat die Bundesrepublik einen ausgesprochen guten Ruf. Für viele Gambier zählt Deutschland zu den Nationen, die sie unbedingt einmal besuchen möchten. Für die meisten bleibt das aber ein ferner Traum, da sie mit den finanziellen Möglichkeiten häufig nur maximal mehrere Tage überblicken können. Mitunter reicht das am Tag verdiente Geld auch nur für diesen Tag aus, sodass am nächsten Tag wiederum das Einkommen für den nächsten Tag erarbeitet werden muss. Ein existenzsicherndes Sozialsystem gibt es nicht – in Krisenfällen hilft in der Regel die soziale Gemeinschaft: Familie, Freunde und Nachbarn. Diese permanente Unsicherheit, nicht zu wissen, ob das für das tägliche Überleben notwendige Einkommen verdient werden kann, ist für die Menschen eine enorme psychische Belastung. Insbesondere da es derzeit nicht so aussieht, als würde sich ihre Perspektive schnell ändern, sodass sie dauerhaft in diesem Überlebenskampf festgehalten werden.

Die wirtschaftliche Entwicklung des Landes geht nur sehr schleppend voran und wird obendrein von der verbreiteten Korruption behindert. Diese soll sogar seit dem Machtwechsel im Jahr 2017 noch zugenommen haben. Bis dahin hatte Diktator Yahya Jammeh über 20 Jahre mit harter Hand regiert – systematische Folter und Auftragsmorde gegen regierungskritische Personen waren keine Seltenheit <6>. Nachdem Jammeh die Präsidentschaftswahl Ende 2016 gegen Adama Barrow verloren hatte, trat er nur widerwillig und durch den Druck der Westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft ECOWAS ab und floh daraufhin nach Äquatorialguinea. Die Hoffnung auf eine bessere Zukunft war damals groß, mittlerweile herrscht jedoch weitgehend Ernüchterung. Nahezu alle Gesprächspartner waren der Meinung, dass die Korruption unter der Barrow-Administration eindeutig zugenommen habe. David Beckham verdeutlichte:

„Die alte Regierung war schon korrupt, doch die neue ist noch korrupter. Sie stiehlt unser Geld. Auch wenn die Zeit der Diktatur schlimm war und Jammeh Menschen hat foltern und umbringen lassen, war die wirtschaftliche Situation unter ihm besser. Ich denke, dass ihm zumindest etwas an der Entwicklung des Landes gelegen hat. Das kann ich aktuell nicht erkennen.“

Was zudem in Bezug auf die geringe wirtschaftliche Entwicklung nicht nur Gambias, sondern ganz Afrikas nicht unerwähnt bleiben sollte, ist der Anteil des Westens. In einem jüngsten SWR1-Interview <7> berichtete der ehemalige Schauspieler und Bundestagsabgeordnete sowie derzeitiger Berater des senegalesischen Präsidenten Macky Sall, Charles M. Huber, dass laut einem Beschluss der Industrienationen aus den 1960ern Afrika nur zu 6 Prozent am gesamten Arbeitsaufwand aller weltweit produzierten Güter aktiv werden darf. Rohstoffe sollen zu einem günstigen Preis verfügbar sein und alle Veredelungsprozesse in die Industrieländer verlagert werden. Die Folge davon ist, dass den Ländern der Aufbau einer eigenen Industrie sowie die Schaffung von Arbeitsplätzen verwehrt bleiben.

Diametrale Freiheitsbedürfnisse

Die permanente Existenzunsicherheit, das Fehlen von staatlicher Absicherung sowie die große Perspektivlosigkeit bringen nicht wenige Gambier dazu, ihre Heimat zu verlassen und ihr Glück im fernen Norden zu suchen. Häufig werden dafür sehr hohe Risiken in Kauf genommen, die nicht alle überleben. Jedoch sind die Sehnsüchte nach Sicherheit, Wohlstand und einer vernünftigen Lebensperspektive schlichtweg zu groß. Es sind jene Bedürfnisse nach Freiheit, über die sich viele Menschen in Deutschland vermutlich selten Gedanken machen, da diese für sie selbstverständlich sind.

Auf der anderen Seite sehnt sich ein sichtlich zunehmender Anteil an Menschen in Deutschland nach größerer persönlicher Freiheit und einer geringeren Verflechtung zwischen Staat und Gesellschaft. Wiederum genau jene Bedürfnisse, über die sich die Menschen in Gambia selten Gedanken machen, da diese für sie selbstverständlich sind.

Hier stellt sich die Frage, ob durch die sehr unterschiedlichen Lebensrealitäten und teils gegensätzlichen Freiheitsgrade auch solch gegensätzliche, diametrale Freiheitsbedürfnisse entstehen, und ob es die Flüchtenden deshalb akzeptieren, auf etwas von ihrer bekannten Freiheit zu verzichten. Diejenigen, die es aus Deutschland aufgrund von Enge und zu großer staatlicher Einmischung fortzieht, sind womöglich bereit, einen Teil ihres Wohlstands und ihrer Absicherung aufzugeben – diejenigen, die es aus Gambia aufgrund von Armut und Perspektivlosigkeit fortzieht, sind womöglich bereit, einen Teil ihrer persönlichen Freiheit aufzugeben.

Ist der Staat noch zu retten?

Um ein wirklich funktionierendes Gemeinwesen hervorzubringen, ist die moderne Auffassung, dass Staat und Gesellschaft in einem polaren Zuordnungsverhältnis zueinander stehen sollen, grundsätzlich sinnvoll. Schließlich sind auch die Beteiligten des Staats- und Machtapparats Mitglieder der Gesellschaft. Zumindest theoretisch. In der Realität, besonders in Bezug auf Deutschlands politische Entscheidungsträger, ist aber eine ansteigende Entfremdung nicht zu übersehen. Von ihren Regierungsentscheidungen wie Steuererhöhungen, Lohn- und Rentenkürzungen bleiben die politischen Akteure selbst meist unberührt. Zudem können die Sorgen und Nöte der einfachen Leute wie Mietpreisexplosionen, Inflation und drohender Arbeitsplatzverlust von ihnen kaum noch nachempfunden werden, da sie davon in ihrer privilegierten Position weitgehend nicht betroffen sind. Die Lebensrealität der staatlichen Elite scheint sich derart weit von jener der Gesellschaft entfernt zu haben, dass mittlerweile von ihnen eine zunehmende Entkopplung vom allgemeinen gesellschaftlichen Leben zu beobachten ist. Damit kämen wir dem Dualismus des 19. Jahrhunderts wieder näher, wo Staat und Gesellschaft gegenüberstehende, voneinander weithin getrennte Bereiche waren.

Braucht eine Gesellschaft einen von ihr entkoppelten Staat, der spürbar immer totalitärer agiert? Grundsätzlich ließen sich auch die innerstaatlichen administrativen Aufgaben von der Gesellschaft selbst ausüben, wodurch sie sich dann gewissermaßen einen neuen Staat schaffen würde. Für den Staat hingegen ist die Gesellschaft überlebensnotwendig, da er ohne sie seine Daseinsberechtigung verlieren würde. Schließlich wäre ein König ohne Untertanen nichts weiter als ein einsamer Mann. Somit ist der Staat de facto deutlich stärker auf die Gesellschaft angewiesen als umgekehrt.

In diesem Sinn kann es für die Schaffung eines echten Gemeinwohls nur das Ziel sein, dass Staat und Gesellschaft zukünftig in ein ausgewogenes Verhältnis kommen und dass die begonnene Entfremdung des Staates von der Gesellschaft wieder aufgelöst wird. Die Menschheitsgeschichte hat bis heute nachhaltig gezeigt, dass der Mensch mit zu viel Macht nicht gut umgehen kann. Blickt man zurück auf die verschiedenen politischen Systeme der vergangenen 150 Jahre, ist zwischen ihnen eine Gemeinsamkeit zu erkennen: Sie alle haben die Herrschaftspyramide, in der sich der überwiegende Teil der Macht auf eine relativ kleine Gruppe konzentriert hat, nie verlassen – bis heute nicht. Von daher erscheint es derzeit unwahrscheinlich, dass sich der Staat freiwillig von seiner Pyramide zurückzieht und die Macht an die Gesellschaft überträgt, wo sie im Grunde hingehört.

Somit liegt es an der Gesellschaft, diese Herrschaftspyramide eigenständig rückzubauen und dem Staat die Aufgabe zuzuteilen, die er eigentlich besitzt: Administration, Organisation und Moderation. Die Ausübung von staatlicher Autorität, Macht und Herrschaft sollte in zukünftigen Gesellschaftssystemen keine nennenswerte Rolle mehr spielen und idealerweise stark begrenzt werden. Dass sich das gesamtgesellschaftliche Verständnis von Staat und Gesellschaft in diese Richtung entwickeln muss, um dauerhaft ein freies, friedliches und sicheres Zusammenleben zu ermöglichen, erscheint dafür unerlässlich.

Quellen

<1> https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2023/06/PD23_249_12411.html
<2> https://www.staatslexikon-online.de/Lexikon/Staat_und_Gesellschaft
<3> Ebenda
<4> https://www.manova.news/artikel/staatliche-gewalt-gegen-kinder 
<5> https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2022/10/PD22_454_225.html 
<6> https://taz.de/Staatsverbrechen-in-Gambia/!5754771/
<7> https://www.swr.de/swr1/swr1leute/politiker-charles-m-huber-der-alte-100.html (ab Minute 17:35)

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Wir danken dem Autor für das Recht zur Veröffentlichung des Beitrags.

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Bildquelle: rob zs / shutterstock

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Kommentare (23)

23 Kommentare zu: “Verflechtung zwischen Staat und Gesellschaft | Von Paul Soldan

  1. Gnil sagt:

    Do NOT miss this movie !

    ‘Peace, War and 9/11’ Is Out!
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  2. Andreas I. sagt:

    Hallo,
    es gibt notwendige Bürokratie, wo notwendige Daten erfasst werden, und es gibt bürokratische Willkür, wo sich überflüssige Leute und Strukturen eine scheinbare Existenzberechtigung schaffen. Letzteres hat auch oft Züge von narzisstischer Bedürftigkeit; bedeutungslose Kreaturen an Schreibtischen fordern mit aller Macht des Amtsschimmels, dass man ihnen seine volle Aufmerksamkeit widmet.
    Das mag es überall geben, einfach weil die kleine M;acht des Amtsschreibtischs die kleinen Stalker anzieht wie der Misthaufen die grünen Fliegen, aber in Deutschland ist es zum lähmenden Faktor geworden.

    Und wenn pro Jahr eine Million u.a. dagegen mit den Füßen abstimmen; Recht so!

  3. Paul Soldan sagt:

    Wie Rainer Mausfeld in einem seiner wertvollen Vorträge erklärt hat, ist der Mensch weder "nur gut" noch "nur schlecht". Er ist beides gleichermaßen: ein sehr sensibles, empathisches Wesen sowie ebenso eines, das nach Macht und Herrschaft strebt und andere unterdrücken möchte. In diesem Sinn scheint es wohl nicht möglich, Macht und Herrschaft abzuschaffen, da diese Bedürfnisse in uns fest verankert sind. Und da der Mensch auch ein hierarchisches Wesen ist, lässt sich wohl auch Hierarchie schwierig vollständig beseitigen. Somit können Macht und Hierarchie letzten Endes nur begrenzt und eingehegt werden, um auf die Gesellschaft den geringst möglichen Schaden auszuüben. Diese Begrenzungen sollten (als Zukunftsidee) in ein neues Staatswesen mit all seinen Bereichen und Institutionen eingebaut werden, damit sich das Machtbedürfnis des Menschen eben nicht mehr verselbstständigen kann.

    Die Erlebnisse in Afrika (Gambia) und der Vergleich zu Deutschland haben mir gezeigt, was sich in Europa in den letzten Jahrhunderten grundsätzlich für ein bedeutendes Sozialsystem entwickelt hat. Dass dieses derzeit abgebaut wird und nicht mehr so funktioniert, wie es eigentlich funktionieren sollte, ist unstrittig. Und natürlich gäbe es auch viele Änderungs- und Verbesserungsmöglichkeiten. Trotzdem ist es grundsätzlich ein positives System und viele Menschen in Gambia würden sofort mit uns tauschen, weil es eine wahnsinnige Verbesserung ihres Lebens bedeuten würde.

    Bzgl. Revolution: Wie soll diese aussehen, wenn sie aktuell nicht tragfähig ist? Die Mehrheit der Bevölkerung sieht dazu keine Veranlassung bzw. hat Angst davor, was danach kommen würde.

    • Ursprung sagt:

      Sie stellen oben einfach zwei Behauptungen in den Raum:
      1.
      Mensch strebe in seiner Natur nach Macht und Herrschaft.
      2.
      er sei ein hierarchisches Wesen.

      Belege und Begruendungen dazu nennen Sie nicht. Sie etzen voraus, dass es Ihnen jeder glaubt, als unanruettelbares Axiomeen!
      Nennen und zitieren Mausfeld. Aber der sagt in den zitierten Passagen etwas ganz anderes aus, Eher, das der Mensch AUCH pragmatisch sei.

      Ihrer Ansicht zu 1, und 2. steht aber eine erdrueckende Mehrheit praehistorischer Forschungsergebnisse gegenueber, naemlich 350 T Jahre menschlicher Zeitgeschichte, bei der trotz zahlloser erhaltener Relikte aus der Gaenze dieser Zeit die Mehrzahl der Wissenschaftler sich einig sind, dass es Hierarchie nie gegeben haben kann.
      Im Gegenteil: alle Artefakte muessen in gemeinsamem Merkmal auffallend als antihierarchisch entstanden analysiert werden .
      Erst vor rund 8 T Jahren gibts ne Aenderung, die etwa im Jahr 1930 unserer modernen Zeitrechnung in den Hochtaelern Sumatras ihren gut begruendbaren wissenschaftlichen Abschlus findet.
      Von Ihren Axiomeen bleibt als nur sehr Rares uebrig.
      Hinzu kommt, dass von den meisten Biologen und Hirnforschern die entscheidenden Entwicklungen der Verhaltensstrukturen unseres Hirns genau in diese 350 T Jahre waehrende hierarchiefreie Zeit hinein verortet werden.

      Als Fazit dieser Beobachtungen kann logischerweise auf heutig sichbare Anzeichen von Herrschsucht und Hierarchie nur als auftretende pandemische und akute Hirnkrankheit geschlossen werden.
      Die womoeglich fur uns alle existenztoedlich enden wird, sofern uns keine wirksame Therapie dagegen mehr einfallen sollte.
      Der Lemmingesprung als Fuegung ins angeblich Unabaenderbare kanns jedenfalls nach meiner Einschaetzung nicht sein.
      Zumal nach Planck es ja auch noch ein spontanes Wirkungsquantum geben soll, welches jederzeit Raum und Geschehen in ihm grundlegend aendern koennte, also in die gleiche Kerbe des Unvorhersagbaren haut.

    • Paul Soldan sagt:

      Zu Punkt 1: Anbei ist ein jüngster Vortrag von Rainer Mausfeld, in dem er auf die dem Menschen innewohnende Zweiseitigkeit eingeht (zum größeren Überblick von min. 30 bis 42): https://www.youtube.com/watch?v=TCZ24kdcs6E

      Zu Punkt 2: Dass wir auch hierarchische Wesen sind, lässt sich ganz einfach im Heute beobachten. Bsp. Demonstration: Es gibt immer einige wenige, die sich um die Anmeldung und Organisation kümmern, der Rest erscheint zu Demobeginn, folgt dem Aufzug und dem erstellten Ablauf. Auch das ist eine hierarchische Verhaltensweise. Wenn man sich unser Leben anguckt, lassen sich viele einfache Beispiele dafür finden.

    • Andreas I. sagt:

      @ Paul Soldan Hallo,
      "Wie Rainer Mausfeld … erklärt hat, ist der Mensch … gleichermaßen: ein sehr sensibles, empathisches Wesen sowie ebenso eines, das nach Macht und Herrschaft strebt und andere unterdrücken möchte."

      Das ist aber nicht ein und der selbe Mensch, das sind verschiedene Menschen.
      Es gibt Menschen die sich artgerecht entwickeln konnten, wodurch sie u.a. die Fähigkeit zur Empathie entwickelten.
      Und es gibt Menschen, deren Entwicklung gestört wurde und denen wesentliches fehlte, wodurch sie dann später Suchtverhalten entwickeln, z.B. Sucht nach Macht.
      Wenn das Kranke, z.B. Sucht nach Macht, die Norm ist, landet man bei Hans Joachim Maaz, der den Begriff der normopathischen Gesellschaft fand.

      "In diesem Sinn scheint es wohl nicht möglich, Macht und Herrschaft abzuschaffen, da diese Bedürfnisse in uns fest verankert sind."

      Wenn seelisch kranke Menschen ihre Krankheit nicht als solche erkennen, dann blockieren sie wieder die Entwicklung ihrer Kinder und diese werden dann genau so seelisch krank.
      Wo Macht und Herrschaft als fest verankerte Bedürfnisse angesehenh we4rden, da werden sie nicht als Krankheit betrachtet, sondern von Generation zu Generation an die Kinder weitergegeben.
      Würde mal eine Generation Kinder artgerecht aufwachsen können, dann würde sich in der Folge von ganz alleine Demokratie ergeben.

      "Und da der Mensch auch ein hierarchisches Wesen ist"

      Die meiste Zeit seiner Evolution lebte der Mensch in Gruppen überschaubarer Größe. Diese Gruppen mögen ein Oberhaupt gehabt haben, aber eine Pyramide sozialen Ansehens ist noch nicht zwangsläufig eine Hierarchie der Macht, entscheidend ist, wie Entscheidungen getroffen werden.

      "Die Erlebnisse in Afrika (Gambia) und der Vergleich zu Deutschland haben mir gezeigt, was sich in Europa in den letzten Jahrhunderten grundsätzlich für ein bedeutendes Sozialsystem entwickelt hat."

      Das Gespenst des Kommunismus ging um, ein paar Jahrzehnte lang musste der Kapitalismus mit dem real existierenden Sozialismus konkurrieren, da brauchte es einen "sozialen" Anstrich.

      "viele Menschen in Gambia würden sofort mit uns tauschen, weil es eine wahnsinnige Verbesserung ihres Lebens bedeuten würde."

      Und wenn sie hier keine Arbeit finden würden, dann würden sie die Erfahrung machen, dass im Hartz-IV-System das Geld für den nächsten Monat ausfällt, wenn irgendein Sachbearbeiter irgendeinen "Fehler" gefunden hjat …

    • Ursprung sagt:

      #Paul Soldan:
      Ein "Faible" fuer Organisation, der jemand aufgrund seiner zufaelligen Begabung nachgeht, sollte nicht zur moeglichen Falschannahme fuehren, die Person handele aus hierarchischem Antrieb. Sondern sie will nur vielleicht anderen helfen, die nicht diese Begabung oder den Blick fuer das Bestgebotene haben.
      "Hierarchisch" ist anders: z. B. : wie bekomme ich einen grossen Auflauf hin, um Menschen zu meinem von mir gewunschtem und fuer mich gewolltem Verhalten zu steuern? Hierarchieverhalten ist "Benutzung" von Menschen als Werkzeug zu eigenen Zielen, die man nicht bekennen moechte oder dem Werkzeug nicht "gesagt" wird.
      Herrschsucht ist aehnlich, nur ins Krankhafte beim "Herrscher" gesteigert.

      Dass man nach Ansicht Vieler heutzutage oft Herrschsucht oder Hierarchie allenthalben besichtigen kann, deutet nicht etwa auf einen "Charakter" des Menschen hin.
      Sondern eher auf die Pandemie einer ausgebrochenen Hirnkrankheit.

  4. Ursprung sagt:

    Da mein Denken um Demokratie, Gemeinwohl-Logik und Hierarchiephobik kreist, rollen sich bei mir saemtliche Naegel auf, wenn ich solche Aufsaetze zu Staats- und Hierarchiemachenschaften lese.
    Mein Gott! Welch eine Konzentration auf krankmachende Begleitumstaende beim Kernthema, wie wir freien Menschen mit unserem Geschenk der Freiheit untereinander umgehen wollen:

    Denkt einfach immerganz, ganz schlicht:

    Im Gemeinwohl leben!
    Demokratisch entscheiden!

    Und nie: Hierarchie machen oder ihr gehorchen!

    Egal, was Ihr sonst noch tut.
    Und alles Falsche, jeder Irrtum ist weg oder wird sofort repariert.

    • Nevyn sagt:

      Ich fürchte, wenn es so einfach wäre, hätten wir die Lösung schon und würden alle friedlich kuschelnd vor Langeweile sterben, Ursprung. Hierarchie und Anarchie sind zwei Pole, zwischen denen sich das Leben abspielt, wie bei allem anderen auch. Der Drang des Menschen, einen Pol für gut zu erklären und den anderen für schlecht, besteht in seiner Unfähigkeit zur Schattenintegration. An der führt kein Weg vorbei. Dann erkennt man, warum alles gerade so ist, wie es ist und dass es nicht anders sein kann. Diese Erkenntnis führt zu einem tiefen inneren Frieden. Aber der Weg ist zugegeben weit.

    • _Box sagt:

      Na dann gehen sie mal weiter und viel Glück mit der Integration der Pinochets, Hitlers, Noskes etc. und ihren großzügigen Förderern.
      Die Herrschaften versuchten ihren Herrschaftsanspruch schon immer wahlweise biologistisch oder religiös zu rechtfertigen. Was sie so schön als ehernes Naturgesetz darstellen ist menschengemacht und muß nicht als unabänderlich akzeptiert werden. Es kann geändert werden und es wurde bereits oft genug geändert.

    • Nevyn sagt:

      "Es kann geändert werden und es wurde bereits oft genug geändert."

      Natürlich. Der gewöhnliche Mensch will alles ändern und seinen Vorstellungen anpassen, seine Umwelt und seine Mitmenschen zuallererst. Nur er selbst muss unbedingt so bleiben könne, wie er ist.

      Alle Ideologien, die ich kenne, beziehen sich auf diese Form der Projektion, auch der Marxismus, den wir ja einige Jahrzehnte real erleben durften. Die Vorstellung, es gäbe eine Weltanschauung, die in die Glückseligkeit führte, wenn sie nur alle hätten, war die letzten Jahrtausende die Quelle von Leid und Elend. Egal welche.
      Einen Fortschritt hatte man erzielt mit der Verfassung der Vereinigten Staaten von Amerika, wo das erste Mal die Meinungs-. Rede- und Religionsfreiheit proklamiert wurde, neben anderen Menschenrechten, derer man uns gerade wieder von allen Seiten her beraubt.
      Solange der Mensch nicht versteht, dass er bei sich selbst anfangen und ja, auch den Hitler und Stalin in sich finden soll, solange wird das Elend weiter gehen (müssen). Man wird ja dadurch nicht zum Hitler oder Stalin. Im Gegenteil.

      Von de Sade erzählt man sich, dass er während der französischen Revolution zum Richter ernannt wurde, weil man sich von ihm besonders grausame Urteile erhoffte. Das Gegenteil war der Fall und er wurde wegen erwiesener Milde aus dem Amt entlassen.
      Wer nicht in der Lage ist, aus sich selbst einen besseren Menschen zu machen, der hat kein Anrecht darauf, es von seiner Umwelt zu verlangen.

    • _Box sagt:

      Ein Jammer mit den gewöhnlichen Menschen, nicht wahr? Dafür daß sie so weit über uns normal Sterblichen stehen, ist ihr Antikommunismus aber recht banal. Und schräg, wenn man das jahrhundertelange Blutsäufertum des Feudalismus und anschließend Kapitalismus, inkl. Subbiotope wie Kolonialismus und Faschismus, Revue passieren läßt.
      An welcher Stelle der Geschichte genau, durfte man den, ihrer Meinung nach, Marxismus, denn erleben? Auf diese Expertise wäre ich sehr gespannt. Vorab der Hinweis, diese Frage war rhetorischer Natur, ich kenne ihre Ausführungen.

      Üblicherweise Geheimgesellschaften, also sowiso nichts für uns Sterbliche:
      https://apolut.net/wuerden-sie-mit-huehnern-verhandeln-von-ruediger-lenz#comment-272884

      Aber andererseits doch wieder sehr banal und sehr vertraut:
      https://apolut.net/der-kommende-wirtschaftscrash-und-die-rolle-der-gruenen-von-ernst-wolff#comment-249107

      P.S.: Daß Menschen sich permanent ändern, auch wenn sie nicht darüber im Internet salbadern und/oder es kaum ihrem Diktat entspricht, kommt ihnen wohl nicht in den Sinn.

    • Ursprung sagt:

      #Nevin:
      "Dann erkennt man, warum alles gerade so ist, wie es ist und dass es nicht anders sein kann"
      Das hoert sich mehr nach ratlos sein an.
      Laehmt zudem proaktives Eigenverhalten.
      Mehr zum gleichen Thema in meinem Kommentar auf Paul Soldans Kommentar zum Original.

  5. Schramm sagt:

    »Verflechtung zwischen Staat und Gesellschaft«

    Frage: Über wessen Staat und Gesellschaft reden und schreiben wir hier?

    Ein Auszug aus einer offiziellen bürgerlichen Statistik zum Thema Reichtum – Millionäre und Milliardäre.

    »Im Jahr 2021 gab es laut Forbes weltweit 2.755 Milliardäre. Diese verfügten gemeinsam über ein Vermögen in Höhe von rund 9,44 Billionen US-Dollar (Stand: Jahresende 2019). Die meisten Menschen, die über ein Vermögen von mehr als einer Milliarde US-Dollar verfügten, wohnten in Europa, knapp gefolgt von Nordamerika (Stand: Jahresende 2019). Auch in Asien gab es ähnlich viele Milliardäre, aus Afrika kamen wesentlich weniger Milliardäre.

    174 der Milliardäre hatten ihren Wohnsitz in Deutschland. Damit lebten 2020 nur in zwei anderen Ländern mehr Milliardäre als in Deutschland: in den USA und in China.

    Nach Angaben des World Wealth Report von Capgemini gab es im Jahr 2019 weltweit über 19,6 Millionen Personen, die über ein investierbares Vermögen von 1 Million US-Dollar oder mehr verfügten. Das Vermögen dieser Personen belief sich im gleichen Jahr auf rund 74 Billionen US-Dollar. Das Land mit den meisten Millionären war laut Report die USA, im Jahr 2019 waren dies ca. 5,9 Millionen Personen.

    In Deutschland lebten etwa 1,5 Millionen Personen mit einem Vermögen von mindestens einer Millionen US-Dollar. Zusammen belief sich ihr Vermögen auf rund 5,8 Billionen US-Dollar.

    Der reichste Mensch auf der Welt war im September 2022 der Tesla- und SpaceX-CEO Elon Musk, sein Vermögen belief sich auf rund 265,6 Milliarden US-Dollar. Die Französin und L'Oréal-Erbin Francoise Bettencourt Meyers war mit einem Vermögen von 73,1 Milliarden US-Dollar im Jahr 2022 (Stand: April) die reichste Frau der Welt.

    Die reichsten Personen in Deutschland sind Beate Heister und Karl Albrecht Jr., Mitbegründer und Erben von Aldi Süd. Laut Forbes haben Sie ein Vermögen von rund 34,2 Milliarden Euro.«

    Ein Auszug, vgl.: Statistiken zum Thema Reichtum – Millionäre und Milliardäre | Statista

    13.09.2023, R.S.

    • _Box sagt:

      Es gibt da je nach Quelle Unterschiede in der Darstellung was aber nichts an der Aussage ändert:

      Die 25 reichsten Deutschen im Jahr 2023 nach Vermögen (in Milliarden US-Dollar; Stand: 17. August)
      https://de.statista.com/statistik/daten/studie/162320/umfrage/die-reichsten-deutschen/

      Wie Macht im Kapitalismus organisiert ist:

      Wir erleben einen — wie Sie sagen — massiven, radikalen Abbau an historisch mühsam gewonnener demokratischer Substanz. Der globalisierte Kapitalismus hätte sich einer demokratischen Kontrolle entzogen und sich auf Ewigkeit verrechtlicht. Verstehe ich richtig, dass „der Staat“ — im Verbund mit anderen Staaten — den Kapitalismus schützt und sich das Recht nimmt, jene zu bestrafen und zu töten, die dagegen aufbegehren, egal ob Individuum, Gruppe oder „Feindstaat“? Kann man dann überhaupt noch ernsthaft von „Demokratie“ sprechen oder wie muss man die Veranstaltung nennen?

      Der sich in der Zeit der Aufklärung herausbildende bürgerlich-kapitalistische Staat hat nie primär dem Allgemeinwohl gedient, sondern stellt eine institutionelle Verdichtung sehr komplexer kapitalistischer Sozial- und Klassenbeziehungen dar, wie sie für die kapitalistische Produktionsweise unverzichtbar sind. Es wäre also ein Kategorienfehler, den Staat als einen moralischen Akteur anzusehen. Vorrangiges Ziel des Staates ist es, die Stabilität gegenwärtiger Machtverhältnisse zu sichern. Dem steht jedoch die zivilisatorische Leitidee von Demokratie diametral entgegen. Denn dabei geht es ja gerade darum, zivilisatorische Schutzbalken gegen das Recht des Stärkeren — also gegen die Barbarei — zu entwickeln, durch die sich eine radikale Vergesellschaftung von Herrschaft gewährleisten lässt.

      Da Kapitalismus gerade bedeutet, das Recht des ökonomisch Stärkeren durch ein Eigentums- und Vertragsrecht rechtlich zu kodifizieren, und da kapitalistische Strukturen ihrem Wesen nach autoritär organisiert sind, sind Kapitalismus und Demokratie in grundlegender Weise miteinander unverträglich.

      Aus:
      Der autoritäre Planet
      „Im Kampf gegen Machtkonzentration, Demokratieabbau und Totalüberwachung reicht Empörung allein nicht aus“, skizziert Elitenkritiker Rainer Mausfeld im Rubikon-Exklusivinterview.

      Wir dürfen nicht frei sein, allenfalls können wir wählen, von wem wir beherrscht und unterdrückt werden. Und selbst die Liste unserer möglichen Unterdrücker bekommen wir nur vorsortiert präsentiert. Wirkliche Demokratie sähe anders aus. Jedoch hilft die Demokratie-Fassade, die Bevölkerung ruhig zu halten. Medien und Expertengremien verbreiten in diesem Kontext nicht die Wahrheit, sondern nur Scheinwissen, das den Herrschaftsinteressen dient. In diesem umfassenden Interview gibt Prof. Rainer Mausfeld eine Kostprobe seiner Fähigkeiten als analytischer Denker. Seine Warnung kommt zur rechten Zeit, denn Corona hat viele bedenkliche Tendenzen zu einem neuen digitalen Totalitarismus eskalieren lassen.

      https://www.manova.news/artikel/der-autoritare-planet

    • "Macht muss eingehegt werde", Rainer Mausfeld
      https://www.youtube.com/watch?v=_ByKMZ1NAe0

    • an Ruediger-Lenz
      Guter Vortrag:
      aber in einem Punkt irrt Rainer Mausfeld:
      Er sagt:
      "Der Mensch!! (an sich) habe einen unersättlichen Hunger nach Macht
      …"
      und
      er sei "seit über 100.000 Jahren mit seines gleichen im Krieg …"

      Erst seit 5000 Jahren , mit dem Aufkommen patriarchaler Herrschaft durch die Erfindungen "Krieg" und "Staat"
      gibt es Krieg.

      Patriarchale Unterdrückerstaaten fressen sich gegenseitig auf seit 5.000 Jahren mit der Erfindung des Krieges und des Staates als Unterdrückungsinstrument.

      Menschen werden von ihrer Gesellschaft geformt und sind nicht per se (ontologisch bzw. anthropologisch) schlecht oder gut.

      Die Donauzivilisation zeigt es:

      "Die Donauzivilisation" (6500-3000 also vor !! 5000 bis 8500 Jahren ), eine herrschaftsfreie Hochkultur mit Städten, ohne Waffen und Krieg. Die Menschen wussten es damals schon besser, wir man Konflikte basisdemokratisch wirklich löst, und das über 3500 Jahre:

      SIGNS OUT OF TIME / Die Geschichte der Archäologin Marija Gimbutas – deutsche Fassung von Nana Sturm
      https://www.youtube.com/watch?v=sRnSYRPL4Ug&list=PLefYHty6SMyPAI0K5tPSJaZfZyTAXVBOP&index=1
      und alle folgenden Videos mit Prof.Dr. Harald Haarmann über Alt-Europa:
      Hierachiefreie Gesellschaft mit Gemeinwohl als Basis

    • Ursprung sagt:

      #Rolftheus@yahoo.de:
      Also das mit der Donaurepublik hatte ich als blutiger Geschichtslaie noch nie gehoert oder davon gelesen. Ist aber Wasser auf meine Muehle, die sich nur aus zufaelliger Bibliografie plus Menschenbeobachtungen aus ganz anderen Quellen ergab.
      Jedenfalls bin ich dem Kommentator fuer diesen wertvollen Geschichtshinweis, der meine ganz woanders her entstandene Weltsicht sehr stuetzt, ungemein dankbar.
      Vielleicht bekomme ich damit meine Welterleben zukuenftig besser als bisher hin.
      Zunachst bleibe ich mal bei den essentials. Und die sind proaktiv, sozusagen stuendlich anwendbar:
      1.
      Gemeinwohl gegeben?
      2.
      demokratisch entschieden?
      3.
      garantiert hierarchiefrei?

      Egal, ob Staat, meine Katerchens mit ihrem bescheidenem Anspruch, der naechste Verkehrspolizist.
      Oder Politverbrecher.

  6. Yoyohaha sagt:

    👉🙏😡https://www.epochtimes.de/epoch-tv/meinung-epochtv/american-thought-leaders/christine-anderson-15-minuten-staedte-a4374553.html?welcomeuser=1

    👉🙏😡Siehe dazu auch sehr gute Analyse

    https://apolut.net/der-putsch-von-oben-von-ullrich-mies/

    👉🙏😡Und die Kommentare.

  7. Norbert sagt:

    Wie kann ich das eben Gehörte einordnen, Paul Soldan? Wie können wir eine humanistischen Gesellschaft schaffen, wenn Gambier nach Deutschland einwandern und Deutsche nach Gambia auswandern?
    Alle werden bis zum Lebensende damit zu tun haben, die neue Kultur zu verstehen und ihren eigenen Platz darin zu finden. Kann das Sinn des Lebens sein?
    Wir "Zurückgebliebenen" arbeiten hier an www.unsere-verfassung.de , oder halten Vorträge zu Peter Haisenko "Die humane Marktwirtschaft". Was mir weiterhuin bei Ihnen fehlt ist Daniela Dahn: "Wir sind der Staat!" Schon mal gehört?
    Sie als "Flüchtender", wie Sie selbst schreiben, werden ewig einer bleiben. Ich weiß, Sie meinten "Flüchtlinge". Aber sehen Sie selbst, sie beherschen nicht mal mehr deutsch. Sie tun mir leid!

  8. triple-delta sagt:

    Man sollte schon in den richtigen Lexika nachlesen. Am weitesten kommt man immer noch mit dieser Definition von Staat:
    Der Staat ist das Machtinstrument der herrschenden Klasse.
    Wenn man sich jetzt noch klar macht, wer das ist, sind alle Probleme der letzten 3 Jahre und länger erklärt.

  9. Publikviewer sagt:

    Ohne Revolution wird sich nichts zum Besseren wenden!

    • Ursprung sagt:

      Auch fuer die "Revolution" gilt:
      WIRD DAMIT GEMEINWOHL ERREICHT?
      IST SIE DEMOKRATISCH?
      VERUNMOEGLICHT SIE HIERARCHIE?

      Nur wenn dreimal Ja, dann her damit! So einfach kann objektiv jederzeit entschieden werden, was richtig (fuer alle!) ist. Und nie wird mehr falsch gelegen haben.

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