Veranstaltungshinweis: Geldschöpfung, Verschuldung, Inflation

Im Rahmen des Friedenscamp Ramstein findet unter diesem Thema am Mittwoch, den 19.6., um 16 Uhr eine Diskussionsveranstaltung mit folgenden Schwerpunkten statt:

Geldschöpfung, Verschuldung, Inflation

Anhand des folgenden Kurzreferats sollen diese Themen diskutiert werden.

Referent: Rüdiger Rauls

Seit der Finanzkrise von 2007/8 und dem Zusammenbruch von Lehman-Brothers hat das Thema Geld eine bis damals nicht gekannte Aufmerksamkeit bekommen. Stand bei den meisten Menschen bis dahin die Frage im Vordergrund, wie man möglichst viel davon bekommen kann, so wurde für viele durch die Ereignisse von 2007/8 die Frage wichtiger: Wie sicher ist unser Geld?

Bis dahin war das Vertrauen in Geld und das Wirken der Notenbanken weitestgehend ungetrübt. Allerhöchstens das Thema Inflation beunruhigte gelegentlich, schien aber beherrschbar. Erst die Finanzkrise hatte vielen Menschen deutlich gemacht, welch großen Einfluss die Sicherheit des Finanzwesens insgesamt auf ihr eigenes Leben hat und wie wenig sie doch eigentlich darüber wissen.

Besonders eine Frage hatte sich in den Folgejahren als Kernthema herausgestellt: Wie entsteht Geld? Denn viele glauben, daraus Aufschluss zu gewinnen über die Sicherheit des Geldes. Sie zweifeln an dessen Zuverlässigkeit, weil immer öfter die Behauptung zu hören ist, dass die Banken Geld aus dem Nichts schaffen. Welchen Wert hat etwas, das aus nichts entsteht? Deshalb ist in den Augen vieler das Geld nichts weiter als bedrucktes Papier, Schuldschein oder ähnlich Wertloses. Das aber geht an den Tatsachen vorbei.

Geld wird nicht von den Banken geschaffen, was viele mit der Kreditvergabe durch die Banken verwechseln. Geldschöpfung ist alleiniges staatliches Hoheitsrecht. Banken schaffen Kredit, aber kein Geld. Die Kreditvergabe der Banken ist nicht unbegrenzt, sondern richtet sich nach deren Eigenkapital und den Einlagen der Bankkunden. Die Banken müssen diese Kundengelder gegen Ausfall schützen. Dazu müssen sie einen Betrag in den Banksicherungsfond einzahlen, aus dem die Rettung von Banken finanziert wird, die in Schieflage geraten. Des weiteren muss bei der Vergabe von Krediten eine Mindestreserve eingehalten werden, die nicht ausgeliehen werden darf. Deren Höhe legen die Notenbanken fest.

Um die Kreditvergabe auszuweiten über die Einlagen und ihr Eigenkapital hinaus, können sich die Geschäftsbanken von den Notenbanken Geld besorgen. Dazu müssen sie Sicherheiten hinterlegen und für das ausgeliehene Geld Zinsen zahlen. Seit der Eurokrise sind die Notenbanken dazu übergegangen, den Geschäftsbanken Wertpapiere abzukaufen, um mehr Geld über die Kreditvergabe in den Wirtschaftskreislauf zu pumpen. Die Banken schaffen also kein Geld aus dem Nichts sondern auf der Grundlage von vorhandenen Werten.

Es gibt keinen Kredit ohne Sicherheit – weder für den Kreditnehmer bei den Banken noch für die Geschäftsbanken bei der Notenbank. Jeder Kredit muss gedeckt sein durch Werte oder durch ein regelmäßiges Einkommen. Einzig die Notenbank kann aufgrund ihrer Hoheitsrechte Geld schöpfen. Die Geldmenge, die sie neu schafft, entspricht dem Kreditbedarf der Geschäftsbanken. Besteht wenig Kreditbedarf, fordern diese wenig zusätzliches Geld. Selbst die größte neu geschaffene Geldmenge kommt nicht in den Kreislauf, wenn keine Kredit-Nachfrage besteht. Sie bleibt dann ungenutzt. (Siehe Dicke Berta im Verlauf der Euro-Krise)

Das heißt, dass eine hohe Geldmenge nicht automatisch zur Inflation führt. Hohe Geldmengen sind nicht Verursacher von Inflation sondern deren Ausdruck. Inflationen sind in den meisten Fällen verursacht durch politische Entscheidungen: die Sanktionen gegenüber Russland führten zur Verknappung der russischen Energieträger. Dadurch stiegen die Preise im politischen Westen. Die Sanktionen gegen Iran, Venezuela und andere führten zu Preissteigerungen dort durch den Verfall der Währungen. Die Inflation in der Türkei ist zurückzuführen auf die Kapitalflucht infolge des gescheiterten Putsches von 2016 und der Spannungen mit den USA nach der Niederschlagung des Putsches.

Dagegen haben die Sanktionen gegen Russland 2014 und seit 2022 kaum inflationäre Tendenzen hervorgebracht. Auch China ist aufgrund seiner wirtschaftlichen Stärke trotz der Spannungen und protektionistischen Maßnahmen des Westens weitgehend immun gegen Inflation. Russland und China verfügen über eine breit entwickelte Wirtschaft und sind aufgrund ihrer Währungs-Rücklagen und Staatseinnahmen nicht abhängig vom internationalen Finanzmarkt.

Im Gegensatz zu den meisten Staaten des politischen Westens sind Russland und China zur Finanzierung ihres Staatshaushaltes nicht auf die internationalen Finanzmärkte angewiesen. Die Staatsverschuldung ist gerade in den sogenannten reichen Staaten am höchsten. Sie können sich im Gegensatz zu Dritte-Welt-Staaten höher verschulden, weil sie über stabile Staatseinnahmen verfügen. Das weckt das Vertrauen der internationale Investoren, die den führenden kapitalistischen Staaten ihr Geld zur Verfügung stellen gegen Zinszahlung. Es führt aber auch dazu, viele Staatsausgaben und Investitionen über Kreditaufnahme zu finanzieren, was zur Staatsverschuldung führt.

Diese ist das Ergebnis eines Missverhältnisses von Staatsausgaben und Staatseinnahmen. Diese Schere öffnet sich immer weiter, je mehr die Ausgaben des Staates und die Leistungskraft der Wirtschaft auseinanderklaffen. Bei den USA liegt dieses Missverhältnis hauptsächlich in den hohen Militärausgaben begründet. Aufgrund der Staatsverschuldung der USA fließt inzwischen fast ein Drittel der amerikanischen Staatseinnahmen für Zinszahlungen an die Investoren zurück. Je mehr die Schulden steigen oder die Leistungskraft der Wirtschaft nachlässt, um so näher rückt die Zahlungsunfähigkeit eines Staates.

Trotz dieser Unsicherheiten leihen die Investoren den Staaten Geld. Sie vertrauen die Aussagen sogenannter Experten, dass Staaten nicht pleite gehen können. Das entspricht aber nicht den Tatsachen. Allein Argentinien war in seiner Geschichte bisher siebenmal zahlungsunfähig. Es ist nicht der einzige Staat. Die Zahlungsunfähigkeit eines Staates geht entweder zulasten der Investoren, die auf ihre Forderungen verzichten müssen und/oder zu Lasten der Bevölkerung, die unter den sozialen Einschnitten zu Wiederherstellung der Kreditwürdigkeit zu leiden hat.

Aus dieser Dynamik gibt es innerhalb des kapitalistischen Systems kein Entrinnen. Es ist auch weit verbreiteter Irrglaube, dass die Wiedereinführung der Golddeckung das Problem der Staatsverschuldung und Inflation lösen könnte. Der Wert des gesamten Goldes auf der Welt ist bei weitem nicht in der Lage, die Weltwirtschaft zu finanzieren oder mit Kredit zu versorgen. Eine erneute Golddeckung würde zu einem gewaltigen Anstieg der Zinsen führen.

Zeit: Mittwoch, den 19.6., um 16 Uhr

Ort: Ramstein Friedenscamp, Steinwenden, Kottweiler Str.
bzw. Kottweiler-Schwanden, Steinwendener Str.

Weitere Informationen zum Friedenscamp: https://www.stoppramstein.de/flyer-friedenswoche-2024/

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Kommentare (1)

Ein Kommentar zu: “Veranstaltungshinweis: Geldschöpfung, Verschuldung, Inflation

  1. Harry15 sagt:

    Was den letzten Absatz über die Golddeckung betrifft, so stimme ich hier zu 100% zu.

    Die Aussage im vorletzten Absatz:
    >> Sie vertrauen die Aussagen sogenannter Experten, dass Staaten nicht pleite gehen können. Das entspricht aber nicht den Tatsachen. Allein Argentinien war in seiner Geschichte bisher siebenmal zahlungsunfähig. Es ist nicht der einzige Staat.>>
    halte ich für falsch.

    Bei dem Satz „Banken schaffen Kredit, aber kein Geld.“ kann man nur mit dem Kopf schütteln. Was der Autor des Artikel offenbar vermutet, ist, dass wir derzeit bereits eine Art „Vollgeldsystem“ haben. Bei diesem Vollgeld soll dann nur noch die Zentralbank das Geld schöpfen dürfen.
    Siehe bspw. die Schweizer Vollgeld-Initiative vollgeld-initiative.ch
    „Buchgeld soll nur noch von der Schweizerischen Nationalbank (SNB) herausgegeben werden und nicht mehr wie bisher durch Finanzdienstleister/Geschäftsbanken“.

    Zur Geldschöpfung durch Banken weiter unten mehr, hier zunächst zum staatlichen Geld. Richtig ist, dass Staaten in eigener Währung nicht pleite gehen können, also ein Staat alle fälligen Zahlungen in eigener Währung immer bedienen kann.

    Hier muss man beachten: Staaten der Eurozone haben keine eigene Währung mehr, und sind daher auf gute Beziehungen zur europäischen Zentralbank angewiesen, die im Zweifelsfall den Geldhahn zudrehen kann.

    In Fremdwährung kann ein Staat aber sehr wohl pleite gehen, d.h. nicht mehr in der Lage sein, fällige Zahlungen in dieser Fremdwährung zu leisten.

    Wenn man jetzt fragt, wieso zahlt dann bspw. Argentinien nicht alles in eigener Währung? Die Antwort lautet, dass das daran liegt, dass der Peso im Ausland nicht begehrt ist, und daher in vielen Fällen als Zahlungsmittel nicht akzeptiert wird.

    In der Türkei liegt der Fall ähnlich, dort beträgt die die Verschuldung in eigener Währung nur 30% des BIP, was niedriger ist als bei fast allen anderen Ländern Europas, und bspw. nur die Hälfte der Verschuldung von Deutschland (60% BIP) beträgt. Das Problem liegt darin, dass die Verschuldung der Türkei in ausländischer Währung (Dollar) 50% des BIP beträgt. Bestünden die gesamte Staatsschulden der Türkei in eigener Währung, also in Höhe von 80 Prozent BIP, wäre dies vollkommen unproblematisch (zum Vergleich USA ca. 120% BIP, Japan ca. 250% BIP).

    Mit den vom Autor in diesem Artikel verbreiteten Ansichten werden alle üblichen (falschen) Ansichten des Mainstream befördert. Der Kritik des Autors würde ich in einigen Punkten insofern zustimmen, als ich der Meinung bin, dass die vom Autor kritisierten Thesen und Interpretationen der bekannten Finanzcrash-Propheten ebenfalls irreführend sind.

    So bringt bspw. die Formulierung „Schöpfen von Geld aus dem Nichts“, die in unnötig problematisierender Weise insbesondere von Crash-Propheten gebraucht wird, einen Leser auf falsche Ideen. Es ist zwar richtig, dass Banken zur Vergabe von Krediten keine Kundeneinlagen benötigen, und zunächst auch keine Liquidität von der Zentralbank, jedoch sollte man der Vorgang der Geldschöpfung besser so beschreiben, dass hier Banken einen Schuldscheinen oder besser ein Rückzahlungsversprechen eines Kreditnehmers ankaufen, und im Gegenzug dem Kreditnehmer den Geldbetrag als Sichteinlage auf seinem Bankkonto zur Verfügung stellen. Die Bank ist selbstverständlich sehr daran interessiert, dass der Kreditnehmer seinen Kredit zurückzahlt, weil die Bank ansonsten einen Verlust in gleicher Höhe verbuchen müsste, insoweit sie die vom Kreditnehmer hinterlegten Sicherheiten nicht verwerten kann. Bei der Rückzahlung des Kredites wird das bei der Vergabe des Kredites neu geschöpfte Geld wieder vernichtet.

    Ein problematischer Aspekt der Geldschöpfung durch Banken ist, dass sie dies auch im ‚Eigengeschäft‘ können: Wenn Geschäftsbanken von Nichtbanken Wertpapiere oder andere Vermögensgegenstände ankaufen, erfolgt dies ebenfalls mittels selbst erzeugtem Geld. Hier würde tatsächlich eine Bankenregulierung in Form eines „Trennbankensystems“ Abhilfe schaffen, das Banken die Geldschöpfung im Eigengeschäft weitgehend untersagt. So ein System gab es schon mal in den USA ab 1933, wobei es bis 1999 vollständig abgeschafft wurde.

    Ein bekannter Geldtheoretiker hat mal gesagt: Geld schöpfen kann jeder – das Problem ist die Akzeptanz. Ein gutes Beispiel hierfür ist der (bis 1980) in Deutschland unter Kaufleuten sehr häufig verwendete Wechsel, wobei (als Erläuterung für Leute, denen ein ‚Wechsel‘ nicht bekannt ist) man sich den Wechsel wie einen Scheck vorstellen kann, der aber erst zu einem weiter in der Zukunft liegenden Datum eingelöst werden kann. Wikipedia sagt hier (ausnahmsweise) die Wahrheit, dort ist bei dem Artikel „Wechsel“ zu lesen: „Der Wechsel ist wie der Scheck zunächst ein Zahlungsmittel, aber – anders als der Scheck – zusätzlich auch ein Kreditmittel.“

    Auch im Fall des Wechsels liegt eine „Schöpfung von Geld aus dem Nichts“ vor, bzw. besser gesagt erfolgt die Geldschöpfung – wie bei der Bank im Absatz zuvor – durch Akzeptanz eines Schuldscheins. Der Empfänger des Wechsels konnte damit wiederum seine Geldschulden begleichen, falls dieser weitere Zahlungsempfänger diesen Wechsel akzeptiert (wozu dieser nicht verpflichtet war, da kein allgemeines Zahlungsmittel).

    Durch Verwendung eines Wechsels zur Zahlung eines fälligen Geldbetrages konnten es also Kaufleute vermeiden, einen Kredit bei einer Bank aufzunehmen, unter der Voraussetzung, dass der Zahlungsempfänger den Schuldner des Betrages für kreditwürdig hielt.

    Zum Abschluss noch eine Publikation des Ökonomen Richard Werner, der dort einen empirischen Nachweis zur Erzeugung eines Bankkredits liefert, und zwar sozusagen „aus dem Nichts“, also ohne Übertragung von Geldeinlagen anderer Kunden und insbesondere ohne Bereitstellung von Liquidität durch die Zentralbank.

    Can banks individually create money out of nothing? — The theories and the empirical evidence
    Webadresse: sciencedirect.com/science/article/pii/S1057521914001070#bb0590

    (Übersetzung des letzten Absatzes der PDF dort)
    >> Sehr geehrter Herr Prof. Dr. Werner,

    Bestätigung der Fakten
    Im Zusammenhang mit der Kreditvergabe an Sie im August 2014 darf ich Ihnen bestätigen , dass weder ich als Vorstand der Raiffeisenbank Wildenberg eG, noch unsere Mitarbeiter vor oder während der Kreditvergabe an Sie geprüft haben, ob wir ausreichende Mittel bei unserer Zentralbank, der DZ Bank AG, oder der Bundesbank unterhalten. Wir haben auch keine Überweisungen oder Kontobuchungen zur Finanzierung des Darlehens vorgenommen, um das Guthaben auf Ihrem Konto zu finanzieren. Wir haben also keine Prüfungen oder Transaktionen vorgenommen, um Liquidität bereitzustellen.>>
    (Ende der Übersetzung der PDF auf sciencedirect.com)

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