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USA, raus aus Europa!

USA, raus aus Europa!


Die unerlässliche Bedingung für den Weltfrieden.

Ein Kommentar von Bernd Lukoschik.

Wieder einmal steht das Friedenscamp, vom 19. bis 26. Juni, vor der Air Base Ramstein an, mit einer Demonstration am 25. Juni (1).

Eine wichtige Kundgebung! Sie ist die Gelegenheit, für den Frieden einzutreten – ohne dabei zugleich Flagge für die ukrainische US-Marionettenregierung, die so lebhaft an eine lateinamerikanische Bananenrepublik des 20. Jahrhunderts erinnert, zeigen zu müssen.

Warum?

Weil dieser Protest auf den Urheber des Ukrainekriegs verweist: die USA.

Die Verantwortung für den Ukrainekrieg liegt bei den USA!

Das behauptet nicht irgendwer. Das sagen vielmehr renommierte Politikwissenschaftler, so Augusto Zamora Rodriguez (3), Professor für Völkerrecht und internationale Beziehungen, oder John Mearsheimer, hervorragender US-Politikprofessor, oder der Schweizer Oberst Jacques Baud (2), der u. a. im Nachrichtendienst, bei der NATO und bei der UNO tätig war.

Dass der Aufruf „USA, raus aus Europa!“ sehr wohl gut begründet ist, soll im Folgenden vor allem mithilfe der geopolitischen Analyse von Augusto Zamora Rodriguez nachgewiesen werden. Rodriguez' Analyse findet sich in einem kurzen Beitrag im Club der klaren Worte (2). Eine glänzende Analyse. Es ist einer der seltenen Texte, die helfen können, die tagtäglich auf einen einstürzende Informationsflut einzuordnen, zu deuten und verstehbar zu machen: welcher Film da tatsächlich in der Ukraine gespielt wird und wer Regie führt.

Der tiefere Grund: Geopolitik

Augusto Zamora Rodriguez stellt folgende These zum Ukraine-kriegs auf:

Es geht den USA nicht um die Unabhängigkeit und Souveränität der Ukraine,

„sondern darum, die Ukraine als Falle zu benutzen, damit der europäische Hühnerstall blindlings und massenhaft seine Rolle als atlantische Flanke der USA übernimmt. Das Ziel, wir gestehen es ein, ist erreicht worden. Und nun wird der europäische Hühnerstall tun, was die USA wollen: gegen Russland aufrüsten und sich auf den kommenden Krieg vorbereiten. Nur wird dieser Krieg nicht konventionell sein.“

Starke Worte – aber Rodriguez weiß sie zu begründen. Aus ihnen wird deutlich, dass mit den Aktionen vor Ramstein die Wurzel des Übels benannt werden muss: Die US-Armeen und -Atomwaffen müssen raus aus der BRD und aus Europa! Damit wäre eine Bedingung zur Vermeidung eines Nuklearkriegs erfüllt.

Im Gegensatz zur Auffassung, die die Europäer seit 1945 wie die Muttermilch aufgesogen haben, dass der US-NATO-Schutzschirm uns in Europa vor der Roten Armee und nun vor Putins Okkupationsgelüsten bewahre, weist Rodriguez das Gegenteil nach: Der US-Schutzschirm wirkt wie ein Magnet und zieht das Unglück an, und er wird, wenn wir nichts dagegen unternehmen, den Tod Europas herbeiführen.

Begründung der These

Den USA, so die These, geht es allein darum, mithilfe der EU und der NATO quasi einen landgestützten Flugzeugträger für den Gang nach Eurasien zu schaffen. Dies geschieht im Rahmen einer globalen Strategie. Rodriguez:

"Die gesamte Strategie der USA, wirklich die ganze, beruht auf dem Konzept der zwei Kriegsfronten ...“

Das mag zunächst als Spekulation eines abgehoben geopolitisch denkenden Politikwissenschaftlers erscheinen.

Rodriguez kann aber Belege dafür bringen, und zwar aus offiziellen US-Dokumenten. Im in diesem Zusammenhang wichtigsten Dokument, der „National Defense Strategy“ von 2018, heißt es:

„Der langfristige strategische Wettstreit mit China, und Russland hat für das (Verteidigungs-)Ministerium oberste Priorität und erfordert aufgrund des Ausmaßes der Bedrohungen, die sie gegenwärtig für die Sicherheit und den Wohlstand der Vereinigten Staaten darstellen, und der Möglichkeit, dass diese Bedrohungen in der Zukunft zunehmen werden, größere und nachhaltige Investitionen.“

Wichtig ist nun, wie sich die USA die genannten „Investitionen“ denken, vor allen, wer sie zu tätigen habe.

In dem Dokument „Providing for Common Defense“, ebenfalls aus dem Jahre 2018, gestehen die USA unverblümt ein, dass sie diese Investitionen keinesfalls allein schultern können:

„Die militärische Überlegenheit der Vereinigten Staaten – das Rückgrat ihres globalen Einflusses und ihrer nationalen Sicherheit – ist in einem gefährlichen Maße erodiert … Die Fähigkeit der Vereinigten Staaten, ihre Verbündeten, ihre Partner und ihre eigenen lebenswichtigen Interessen zu verteidigen, ist zunehmend in Frage gestellt ...“

Aus diesem Grunde ist, so Rodriguez, das Rückgrat der US-amerikanischen Strategie, „die maximale Anzahl von Bündnissen und Verbündeten zusammenzubringen“. In der „National Defense Strategy“ heißt das:

„Die Allianzen und Partnerschaften zum gegenseitigen Nutzen sind für unsere Strategie entscheidend.“

Spätestens seit 2018 arbeiten die USA forciert daran, so Rodriguez,

„eine Klammer um Russland und China zu bilden, deren wesentlicher Pfeiler ihre militärischen und politischen Bündnisse sind“.

Und gegen Russland ist an der Atlantikfront das entscheidende Bündnis die NATO. Sie zu stärken und zu festigen hat oberste Priorität. Und alles, was dem entgegensteht, ist zu beseitigen.

Rodriguez' geopolitische These hat hohen Erklärungswert. Mit ihr lässt sich verstehen, warum die USA sich so vehement gegen Nordstream 2 stellten – obwohl sie selbst, bis heute, Energie von Russland beziehen.

Die Europäer jedoch dürfen das nicht. Es würde eine Verbindung mit Russland schaffen, und damit die Geschlossenheit der NATO gefährden.

Die NATO schwächelte vor dem Ukrainekrieg nach der Niederlage in Afghanistan. Der Krieg nun schweißt die NATO wieder zusammen. Ohne jeden Widerstand sind die Bündnispartner der USA nun bereit, ihre Verteidigungsbudgets aufzustocken. Sie übernehmen tatsächlich die Kosten für den Krieg gegen Russland. Rodriguez:

„Die USA (überlassen) die gesamte Last – politisch, militärisch und wirtschaftlich – der Ukraine-Krise der Atlantik-Front, aus dem einfachen Grund, dass sie keine Ressourcen von der Pazifikfront abziehen wollen, den härtesten, schwierigeren und kostspieligsten. EU und NATO werden sich folglich auf ein Wettrüsten mit Russland einlassen müssen ...“

Und hier schließt sich der Kreis zu Rodriguez' These. Die Ukraine bietet der US-Politik die Gelegenheit, durch einen Krieg, den die USA seit dem von ihnen initiierten Maidanputsch von 2014 vorbereiteten, einen unüberbrückbaren Graben zwischen der EU und Russland aufzureißen, um damit ihre NATO-Vasallen wieder fest an die USA zu binden und die nötigen „Investitionen“ von ihnen tragen zu lassen – alles allein im Dienst der geopolitischen hegemonialen Interessen der USA.

Ein Einwand

Natürlich wird auf eine solche Analyse geantwortet werden: Aber es war doch Russland, das mit dem Krieg begann und in die Ukraine einfiel. Das widerlegt doch Rodriguez' Sicht der Dinge.

Jacques Baud kann nun sehr plausibel mit seiner Betrachtung der dem Angriff vorangegangenen Ereignisse aufzeigen, dass es sich bei Russlands Vorgehen keineswegs um eine „spontane“, willkürliche und von irgendwelchen Machtgelüsten getriebene Aktion eines Autokraten handelte.

Ab dem 12. Februar eskalierte der seitdem zwischen Donezk und Lugansk einerseits und der ukrainischen Regierung andererseits herrschende seit acht Jahren andauernde Bürgerkrieg. Russland stand unter Zugzwang. Was auch immer Putin entschied; der Westen wollte und provozierte einen völkerrechtswidrigen russischen Angriffskrieg, der in den Augen Russlands die ultima ratio darstellte. Rodriguez:

„Die Ukraine-Frage (Einschub von Rodriguez: wir weigern uns, das als Invasion oder Krieg zu bezeichnen, obwohl es technisch gesehen beides sein kann) ist keineswegs das, was die westlichen Medien krampfhaft behaupten. Russland hat weder die Absicht, die Ukraine zu annektieren, noch hat es einen Eroberungskrieg begonnen, und schon gar nicht ist es das Ergebnis eines imperialen Wahns nach verlorener Größe.“

Die Ereignisse ab dem 12. Februar lassen sich mithilfe der rodriguezschen These plausibel erklären:

Der Mensch als Mittel zum Zweck

Die USA benutzten – und tun dies immer noch – die Ukraine als Mittel, um die NATO zu stärken und ihre Bündnispartner gegen Russland in Stellung zu bringen – was sie im pazifischen Raum mit Bündnispartnern ebenso tun. Rodriguez:

„Die USA wollen, dass Japan für China das ist, was Deutschland von jetzt an für Russland sein wird, und wir wissen ja, wie diese Länder im Zweiten Weltkrieg endeten. Kurzum, wir sprechen von reiner und harter Geopolitik und von einem Spiel, das größer ist, als die Menschen es sich vorstellen.“

Es ist ein böses Spiel, und die Ukraine, aber auch die europäischen Staaten und die amerikanischen Bündnispartner im pazifischen Raum sind die Spielfiguren.

Diese Spielfiguren dienen ausschließlich den Interessen des Spielers, der mit ihnen den Wohlstand und die Sicherheit der USA (s. oben in der National Defense Strategy) bewahren will.

Das Bestreben der USA geht also dahin, ihre Marionetten in der Welt für die Interessen der US-Machtelite zu missbrauchen. Das entlarvt einmal mehr die Rede der atlantischen Wertegemeinschaft von „Menschenwürde, Freiheit, Demokratie und Wohlstand“ als zweckdienliches Geschwafel. Es geht den USA in der von ihr dominierten westlichen Wertegemeinschaft nicht um Werte. Das Wohl der Völker dieser Wertegemeinschaft steht nicht im Fokus ihrer Politik – übrigens auch nicht das Wohl der amerikanischen Bevölkerung selbst (s. die Princeton-Studien des Politikprofessors Gilens), sondern eine US-amerikanische Weltherrschaft.

Wer das nicht glauben will, dem könnte ein Thema weiterhelfen, auf das Jacques Baud als Militär aufmerksam gemacht hat: die Kriegsführung der USA.

Ausdruck der US-Werte: ihre Kriegsführung

Auf die Frage „Wie beurteilen Sie den Angriff der Russen?“ antwortet Jacques Baud:

„Wenn ein Staat einen anderen angreift, dann ist das gegen das Völkerrecht. Aber man sollte auch die Hintergründe dafür ins Auge fassen. … (Putin) ist sicher nicht gegen die ukrainische Bevölkerung gerichtet. Das wurde von Putin immer wieder gesagt. Man sieht es auch an den Fakten. Russland liefert immer noch Gas in die Ukraine. Die Russen haben das nicht gestoppt. Sie haben das Internet nicht abgestellt. Sie haben die Elektrizitätswerke und die Wasserversorgung nicht zerstört. . …

Natürlich, ein Krieg ist ein Krieg, und bedauerlicherweise gibt es dabei immer Tote, aber es ist interessant, zu sehen, was die Zahlen sagen. Am Freitag (4.3.) zog die UNO eine Bilanz. Sie berichtete von 265 getöteten ukrainischen Zivilisten. Am Abend hat das russische Verteidigungsministerium die Anzahl der toten Soldaten mit 498 angegeben. Das heißt, es gibt mehr Opfer beim russischen Militär als unter den Zivilisten auf der ukrainischen Seite. Wenn man das jetzt mit Irak oder Libyen vergleicht, dann ist es bei westlicher Kriegsführung genau umgekehrt.“

Und nun weist Baud auf eine erstaunliche Differenz zur amerikanischen Kriegsführung hin:

„... man sieht einen ganz anderen Ansatz als bei den Amerikanern z. B. in Ex-Jugoslawien, im Irak oder auch in Libyen. Als westliche Länder diese angriffen, zerstörten sie zuerst die Strom- und Wasserversorgung und die gesamte Infrastruktur. …

Das Vorgehen der westlichen Länder – es ist auch interessant, das von der Einsatzdoktrin zu sehen – wird genährt von der Idee, dass es, wenn man die Infrastruktur zerstört, von der Bevölkerung einen Aufstand gegen den missliebigen Diktator geben wird und man ihn so loswird. Das war auch die Strategie während des Zweiten Weltkriegs, als man die deutschen Städte bombardiert hat wie Köln, Berlin, Hamburg. Dresden etc. Die Regierung verliert durch einen Aufstand ihre Macht, und man hat den Krieg gewonnen, ohne eigene Truppen zu gefährden. ...“

Wie oben aufgezeigt: Die mit den USA verbündeten Staaten und die Ukraine sind nichts als Vasallen und damit Instrumente und Mittel für die Politik des Hegemons. Die Bevölkerungen der von den USA mit Kriegen heimgesuchten Staaten zählen für die USA nicht. Dies offenbart die amerikanische Kriegsführung. Es geht nicht um die Menschen. Dies bringt Madeleine Albright mit ihren berühmt-berüchtigten Worten auf den Punkt:

„In der Fernsehshow '60 Minuten' am 12.Mai 1996 fragte Lesley Stahl die US-Außenministerin Madeleine Albright: 'Wir haben gehört, dass eine halbe Million Kinder gestorben sind (wegen der Sanktionen gegen den Irak).... sagen Sie, ist es den Preis wert?' Albright: 'Ich glaube, das ist eine sehr schwere Entscheidung, aber der Preis – wir glauben, es ist den Preis wert.“ (4)

Die US-Werte

Wenn die USA vorgeben, in Ländern die Diktatoren beseitigen zu wollen, um die Menschen zu befreien und ihnen Freiheit und Demokratie zu bringen, dann geht es nicht um das Demos in der Demokratie und nicht um die Freiheit der Individuen, geschweige denn um deren Menschenwürde.

Es geht um nichts anderes, als die Länder im Sinne der US-amerikanischen Interessen auszurichten. Und das heißt vor allem: Es geht um die Freiheit des amerikanischen Investors, um die Freiheit amerikanischen Kapitals, seine Güter unbeschränkt auf die dortigen Märkte werfen sowie die dortigen Rohstoffe und Arbeitskräfte nach Belieben ausbeuten zu können. So wie der Westen während der Jelzin-Jahre Russland plünderte und zu zerlegen suchte.

Naomi Klein hat in ihrem Buch „Die Schockstrategie“ eindrucksvoll beschrieben, was es heißt, von den USA befreit und beschützt zu werden.

Und das trifft nicht nur auf die Länder zu, denen US-Militär und US-Politik die „Segnungen der westlichen Demokratien“ bringen wollen, sondern im Besonderen auf die westlichen Vasallenstaaten selbst. Auch sie sind nichts als Mittel zum Zweck! Die dem Hegemon untertänig zu Willen sind, um, so Rodriguez, wenn „die Zeit gekommen ist, als Kanonenfutter im kommenden Krieg gegen Russland und China zu dienen“, wie bereits jetzt das ukrainische Volk in seinem aussichtslosen Krieg gegen Russland Tod und Zerstörung im geopolitischen Interesse der USA hinzunehmen hat.

Es bleibt uns daher gar nichts anderes, als zu fordern und umzusetzen:

USA, raus aus Europa und Europa raus aus der NATO!

Auf zur Demonstration bei der Air Base Ramstein mit dem Ziel, das untertänige deutsche Volk, das erneut von seinen Repräsentanten auf die falsche Seite der Geschichte geführt wurde, aus seiner freiwilligen Knechtschaft zu befreien hin zu selbstbestimmten mündigen Bürgern!

Quellen:

1. Tanz der Toten vor der Air Base Ramstein – Die Atombomben schweben über unseren Köpfen, apolut.net Artikel 2.

https://staging.apolut.net/tanz-der-toten-vor-der-air-base-ramstein-die-atombomben-schweben-ueber-unseren-koepfen/  

2. Jacques Baud: „Die Politik der USA war es immer, zu verhindern, …, Zeitgeschehen im Fokus vom 15. März 2022.

https://zeitgeschehen-im-fokus.ch/de/newspaper-ausgabe/nr-4-vom-15-maerz-2022.html#article_1306

3. Augusto Zamora Rodriguez: Der Tod Europas und die Geburt einer neuen Ordnung, clubderklarenworte.de, 4.4.2022

https://clubderklarenworte.de/der-tod-europas/ 

4. Eine halbe Million toter irakischer Kinder sind den Preis wert, Forum – Heise online

+++ Wir danken dem Autor für das Recht zur Veröffentlichung dieses Beitrags. +++ Bildquelle: Ivan Marc / Shutterstock.com


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