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US-Basis Ramstein jetzt im Fadenkreuz für nuklearen Erstschlag? | Von Rainer Rupp

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Ein Kommentar von Rainer Rupp.

Putin-Berater Karaganow plädiert dafür, den Amerikanern und dem kollektiven Westen notfalls mit präventiven, begrenzten Nuklearschlägen auf politische-militärische Entscheidungszentren nicht nur in der Ukraine, sondern auch darüber hinaus, wieder Respekt vor dem russischen nuklearen Abschreckungspotential beizubringen, um einem endlosen Krieg von US/NATO gegen Russland in der Westukraine zuvorzukommen.

Tatsächlich mehren sich die Zeichen in US/NATO-Kreisen, dass – wenn die Ukraine schon nicht mehr gewinnen kann – sie Russland mit einem viele Jahre dauernden Kleinkrieg in der Ukraine ruinieren will. Gegebenenfalls soll der in der West-Ukraine ausgetragen werden, notfalls mit Söldnern aus Polen und anderen NATO-Ländern, falls es bis dahin nicht mehr genug ukrainisches Kanonenfutter gibt. Die Ukraine soll also dauerhaft in eine schärende Wunde für Russland verwandelt werden, damit Russland auf viele Jahre nicht zur Ruhe kommt, während die NATO die Zeit ausnutzt, ihre Waffenproduktion zu steigern und die Restukraine damit vollpumpt.

Diese neue Zielsetzung von US/NATO-Kriegstreibern und Schreibtischtätern ist in Russland nicht unbemerkt geblieben. Auch dort hat die Rhetorik über den Krieg und seine möglichen Folgen für Russland zugenommen. Laut dem weltbekannten investigativen Journalisten Seymour Hersh geht das auch aus einem Essay hervor, das am 13. Juni in russischer und englischer Sprache(1) von Sergei A. Karaganow veröffentlicht wurde. Karaganow ist ein bekannter Akademiker in Moskau, zugleich Vorsitzender des Russischen Rates für Außen- und Verteidigungspolitik und Putin-Berater, der laut Hersh auch von altgedienten Journalisten im Westen ernst genommen wird. Und Karaganow plädiert nun dafür, den Amerikanern und dem kollektiven Westen notfalls mit einem präventiven begrenzten Nuklearschlag auf ukrainisch-westliche, politische-militärische Entscheidungszentren nicht nur in der Ukraine, wieder Respekt vor dem russischen nuklearen Abschreckungspotential beizubringen.

Einer der Hauptpunkte Karaganows ist, dass der andauernde Krieg zwischen Russland und der Ukraine auch mit einer vernichtenden Niederlage der Ukraine nicht beendet sein wird.

„Er wird weiter gehen“, schreibt er, „denn eine noch stärker verbitterte, ultranationalistische Bevölkerung, die mit Waffen vollgepumpt wird, wird weiter kämpfen. Das wird eine blutende Wunde, mit unvermeidlichen Komplikationen und der Gefahr eines neuen Krieges.”

Bei Karaganow ist eine gewisse Verzweiflung zu spüren. Selbst ein russischer Sieg in der Ukraine bedeutet einen fortgesetzten Krieg mit dem Westen. "Die schlimmste Situation kann eintreten“ schreibt er, ,,wenn wir auf Kosten enormer Verluste die gesamte Ukraine befreien und sie in Trümmern liegen bleibt, mit einer Bevölkerung, die uns größtenteils hasst. . . . Die Fehde mit dem Westen wird daher weitergehen, da der den daraus resultierenden Guerillakrieg unterstützen wird."

Eine attraktivere Option wäre die Befreiung der prorussischen Gebiete der Ukraine, gefolgt von einer Entmilitarisierung der ukrainischen Streitkräfte. Aber auch das wäre nur möglich, schreibt Karaganow, „wenn wir in der Lage sind, den Willen des Westens zu brechen, die Kiewer Junta weiter aufzuhetzen und zu unterstützen und wir den Westen zum strategischen Rückzug zwingen.“

“Und das bringt uns zum wichtigsten, aber so gut wie nirgendwo diskutiertem Thema. Die grundlegende Ursache des Konflikts in der Ukraine und vieler anderer Spannungen in der Welt . . . gehen auf das zunehmende Versagen der herrschenden, neo-liberalen Eliten im Westen zurück, „den Globalisierungskurs der letzten Jahrzehnte weiter zu beherrschen". Diese Veränderungen, die Karaganow als „beispiellos in der Geschichte" bezeichnet, seien die Schlüsselelemente im globalen Kräfteverhältnis, das jetzt „China und teilweise Indien als Wirtschaftsmotoren und Russland als eine militär-strategische Säule dieser Entwicklung begünstigt."

Dadurch hätten die Länder des Westens, unter Führern wie Biden und seinen Helfern „ihre fünf Jahrhunderte überdauernde Fähigkeit verloren, den Reichtum auf der ganzen Welt abzuschöpfen, und den anderen Ländern vor allem mit roher Gewalt ihre eigenen politische und wirtschaftliche Ordnungen und kulturelle Dominanz aufzuzwingen“ Deshalb werde es „kein schnelles Ende der sich entfaltenden … Konfrontation mit dem Westen geben”, so Karaganow.

Diese Erschütterung der westlichen Weltordnung braue sich seit Mitte der 1960er Jahre zusammen. . . . Die Niederlage im Irak und in Afghanistan und der Beginn der Krise des westlichen Wirtschaftsmodells im Jahr 2008 seien wichtige Meilensteine gewesen. Wörtlich schreibt er:

„All dies deutet auf eine Katastrophe großen Ausmaßes hin: Waffenstillstand ist möglich, Frieden aber nicht. . . . Die Richtung dieses Kräftevektors des Westens weist eindeutig auf ein Abrutschen in Richtung Dritten Weltkrieg hin. Er hat bereits begonnen und kann zufällig oder aufgrund der Inkompetenz und Verantwortungslosigkeit der modernen herrschender Eliten im Westen zu einem ausgewachsenen Feuersturm werden.”

Nach Karaganows Ansicht ist der von den USA geführte Krieg gegen Russland in der Ukraine mit Unterstützung der NATO nur deshalb führbar, ja sogar unausweichlicher geworden, weil im Westen die Angst vor einem Atomkrieg verschwunden ist. Was heute in der Ukraine passiert, argumentiert er, wäre in den früheren Jahren des Atomzeitalters undenkbar gewesen. Damals hätten

„die herrschenden Kreise einer Gruppe von Ländern selbst in einem Anfall verzweifelter Wut niemals einen umfassenden Krieg vor der Haustür einer nuklearen Supermacht entfesselt".

Und jetzt kommt der wirkliche Hammer, den jeder Politiker im Westen mehr als ernst nehmen sollte, denn Karagonov setzt sich für die Wiederbelebung der russischen nuklearen Abschreckung ein. Zuerst argumentiert er, dass Russland noch zwei oder drei Jahre länger in der Ukraine weiterkämpfen kann, indem wir

„Tausende und Abertausende unserer besten Männer opfern und hunderttausende von Menschen, die in dem Gebiet leben, das heute Ukraine heißt und die in eine tragische historische Falle geraten sind, niedermähen . . .. Aber diese Militäroperation kann nicht mit einem entscheidenden Sieg enden, ohne den Westen zum strategischen Rückzug oder sogar zur Kapitulation zu zwingen und Amerika zu zwingen, seinen Versuch aufzugeben, die Geschichte umzukehren und seine globale Dominanz beizubehalten. . . . Grob gesagt muss Amerika abhauen, damit Russland und die Welt ungehindert vorankommen können.”

Um die Amerikaner davon zu überzeugen, abzuhauen, schreibt Karaganow,

"müssen wir die nukleare Abschreckung wieder zu einem überzeugenden Argument machen, indem wir die aktuell inakzeptabel hohe Schwelle für den Einsatz von Atomwaffen senken und die Abschreckungs-Eskalationsleiter schnell, aber umsichtig nach oben bewegen."

Putin habe das, so Karganovw „bereits getan, nämlich durch seine Aussagen und durch die Vorwärtsstationierung russischer Atomwaffen in Weißrussland. Dort darf sich das ukrainische Szenario nicht wiederholen. Ein Vierteljahrhundert lang haben wir nicht auf diejenigen gehört, die davor warnten, dass eine NATO-Aggression zu einem Krieg führen würde. Wir haben immer wieder gezögert und versuchten zu verhandeln. Und zu guter Letzt haben wir jetzt einen schweren bewaffneten Konflikt. Der Preis der Unentschlossenheit wird jetzt um eine Größenordnung höher sein.“

“Der Feind muss wissen, dass wir bereit sind, einen Präventivschlag als Vergeltung für all seine gegenwärtigen und vergangenen Angriffshandlungen auszuführen, um ein Abgleiten in einen globalen thermonuklearen Krieg zu verhindern. ... Moralisch ist dies eine schreckliche Wahl. …. Aber wenn wir das nicht tun, kann nicht nur Russland sterben, sondern höchstwahrscheinlich wird dann in einem großen Krieg die gesamte menschliche Zivilisation aufhören zu existieren.”

Karaganow hatte sich bereits im letzten Sommer in einem Interview mit dem US-amerikanischen Journalisten Schmemann besorgt über die Möglichkeit eines Nuklearkrieges in absehbarer Zukunft gezeigt. Er sagte: „Aber ich mache mir noch mehr Sorgen über die wachsende Wahrscheinlichkeit eines globalen thermonuklearen Konflikts, der die Geschichte der Menschheit beendet. Wir leben in einer anhaltenden Kubakrise. Und ich sehe die Leute vom Kaliber Kennedy und seinem Gefolge heute nicht auf der anderen Seite. Ich weiß nicht, ob wir verantwortliche Gesprächspartner in den USA haben.”

Zu diesen Äußerungen im Aufsatz Karaganows zitiert Seymour Hersh einen ihm bekannten langjährigen Kreml-Beobachter mit den folgenden Worten:

"Dies könnte die Klarstellung einer neuen Bewegung in Russland für einen gefährlichen Politikwechsel sein. Oder es könnte das unkonventionelle Geschwafel eines besorgten, aber zutiefst russischen Akademikers sein." Er fügte hinzu, dass „jeder ernsthafte politische Stratege der NATO den Aufsatz lesen und bewerten sollte."

Derweil gehen die meisten Beobachter der politischen Szene in den Vereinigten Staaten davon aus, dass die Marionettenspieler, die den US- Zombie-Präsident führen, davon überzeugt sind, dass Joe Bidens Aussichten zur Wiederwahl von einem Sieg der Ukraine oder zumindest von zufriedenstellenden Fortschritten bei der aktuellen Gegenoffensive gegen Russland abhängen. Die strikte Ablehnung des US-Chef-Kriegstreiber, Außenminister Blinken, in seiner Rede vom 2. Juni in Finnland, auch nur über einen Waffenstillstand in der Ukraine zu sprechen, passt in diesen Rahmen.

Der investigative US-Journalist Seymour Hersh verweist daher in einem seiner jüngsten Artikel(2) darauf, dass diejenigen „an der Spitze des Weißen Hauses sich für ihre Bereitschaft verantworten müssen, eine offensichtlich angespannte Situation in einen Krieg münden zu lassen, wenn eine eindeutige Garantie, dass die Ukraine nicht der NATO beitreten würde, den Frieden hätte bewahren können.“ Dieser Krieg dauert inzwischen seit 16 Monaten an und hat bereits Hunderttausende von toten ukrainischen Soldaten gefordert, und noch mehr Menschen, die für den Rest ihres Lebens verkrüppelt sind.

Zugleich hat sich herausgestellt, dass die seit fast 3 Wochen dauernde Gegenoffensive der Ukraine für die ukrainische Armee eine weitere Katastrophe ist. Mit derart desaströsen Verlusten an Militärmaterial, vor allem an westlichen Wunderwaffen wie der „Leopard 2a“ hatte man weder in Kiew noch in der NATO gerechnet. Die wirkliche Tragödie widerspiegelt sich jedoch in der hohen Zahl der Verluste der ukrainischen Armee, die im Durchschnitt der letzten drei Wochen bei Tausend Gefallene pro Tag liegt, ohne dass es gelungen wäre, die russischen Linien auch nur an einer einzigen Stelle zu durchbrechen.

Es steht nicht gut um die Offensive der Ukraine, die in den westlichen System-Medien seit Monaten mit Vorschusslorbeeren bejubelt wurde. Das kann man auch daran erkennen, dass die Nachrichten über den Krieg, vor allem über die Offensive von den Titelseiten der westlichen Medien verschwunden sind. Und von den brennenden Leopard-Panzern gibt es erst recht keine Bilder. Denn schlechte Nachrichten von der „Ukraine-muss-und-wird- gewinnen“-Front zu liefern ist nach wie vor tabu.

Wie lange die westlichen Politiker und ihre System-Medien diese Fiktion noch aufrechterhalten können, wird jedoch von Tag zu Tag schwieriger, zumal die inzwischen fast gänzlich fehlende Luftabwehr das angreifende ukrainischen Militär zum leichten Ziel für die russischen Kampfhubschrauber und Jagdbomber macht und die ukrainischen Soldaten von ihrer Führung ohne die notwendige Unterstützung massenhaft zum Angriff und damit in den Tod getrieben werden.

Derweil gehören deutsche Politiker und Presstituierte, die in den System-Medien ihr Unwesen treiben, neben den Anglo-Amerikanern zu den Haupt-Kriegstreibern. Davon zeugt auch die jüngste Talk-Show von Maybrit Illner vom 15. Juni, in der sie und ihre prominenten Gäste das Fernsehpublikum auf einen langen, grausamen Krieg in der Ukraine eingestimmt haben. Deutschland werde den armen Ukrainern noch viel mehr Waffen liefern müssen, war der einstimmige Tenor. Wer letztlich diese Waffen für den unsinnigen und nicht zu gewinnenden Krieg bezahlt und dass deshalb Geld für andere längst überfällige Aufgaben in unserem eigenen Land fehlt, wurde als Thema peinlich gemieden.

Die sehr von sich selbst eingenommene TV-Dame Illner diskutierte mit Lars Klingbeil (SPD), Roderich Kiesewetter (CDU), mit dem früheren Diplomaten Wolfgang Ischinger und dem Vorsitzenden des Deutschen Bundeswehrverbandes Oberst André Wüstner und der Politikwissenschaftlerin Nicole Deitelhoff unter der Überschrift "Schwierige Offensive – Putins Stärke unterschätzt".  über die so genannte „ukrainische Gegenoffensive“. Obwohl diese Offensive inzwischen ganz offensichtlich ein militärischer Flop und zugleich einen ungeheure menschliche Tragödie ist, wurden diese Aspekte von der Experten Runde nicht diskutiert.

Allerdings waren sich alle einig, dass die Bilder, die dieser Krieg produziert, immer grausamer werden, verbunden mit dem Tipp an die Zuschauer, dass die sich daran gewöhnen müssten. Dagegen lasse sich nichts machen, „suggerierten die versammelten Schreibtischtäter den Zuschauern“, schrieb Gert Ewen Ungar von RT-D in einem Kommentar zur Sendung.

Ungar wies auch darauf hin, dass Maybrit Illner keine einzige Gegenstimme gegen die Kriegstreiberei eingeladen hatte, um wenigstens ein verschämtes Feigenblatt zu präsentieren. Man war ganz auf Krieg eingestimmt, und zwar auf einen langen Krieg, weil die inzwischen von den Russen zerstörten Waffen - auch die deutschen - unbedingt nachgeliefert werden müssten.

Die Sendung habe allerdings in scharfem Kontrast zu all den Leopard-Talkshows zu Beginn des Jahres gestanden, die den Eindruck vermittelten, dass ein paar deutsche Panzer bereits der Ukraine den Sieg sichern würden. Über die Lieferung von maximal 14 Panzern des Typs Leopard 2a wurde damals diskutiert. Heute will niemand mehr etwas von einer Obergrenze wissen. Die Argumentation ist inzwischen eine andere: Die Verluste auf dem Schlachtfeld müssten schnell ersetzt werden, meinte Wüstner. Dazu müsse die Waffenproduktion in Deutschland und in der EU hochgefahren werden. Er spricht lediglich über mörderische Militärtechnik. „Wie die Ukraine auf Dauer die hohen Verluste an Menschenleben ersetzen soll, davon spricht er nicht“, merkte Ungar an.

Quellen und Anmerkungen

  (1) https://eng.globalaffairs.ru/articles/a-difficult-but-necessary-decision/?utm_source=substack&utm_medium=email

(2) https://zerohedge.com/geopolitical/seymour-hersh-partners-doomsday

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Dank an den Autor für das Recht zur Veröffentlichung des Beitrags.

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Bildquelle: Regina Erofeeva / shutterstock


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