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Buchrezension: "Atomenergie – Jetzt aber richtig"

Buchrezension: "Atomenergie – Jetzt aber richtig"

Entlarvung des grünen Halbwissens

Eine Rezension von Eugen Zentner

Am 30. Juni 2011 kurz nach dem Fukushima-Unglück wurde in Deutschland der Atomausstieg beschlossen. Knapp 12 Jahre später mussten die letzten drei Kernkraftwerke den Betrieb einstellen. Seit jenen Tagen der Merkel-Zeit tobt ein ideologischer Kampf um die Deutungshoheit. Dabei geht es alles andere als demokratisch zu, wie die jüngsten Enthüllungen rund um den grünen Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz, Robert Habeck, belegen. 2022 sollte der Stromnetzbetreiber einen Stresstest durchführen, um zu prüfen, ob die verbliebenen drei Meiler weiterhin betrieben werden können. Wie aus internen E-Mails hervorgeht, beeinflusste Habecks Ministerium das Ergebnis und ließ nur Annahmen zu, die politisch und ideologisch erwünscht waren. Der Stresstest erwies sich als Farce.

Was die Debatte um den deutschen Atomausstieg betrifft, wird auf politischer und medialer Bühne seit Jahren manipuliert und gelogen. Es werden Mythen aufgetischt und Halbwissen verbreitet. Im Achgut-Verlag ist nun ein Buch erschienen, das die grünen Ideologen als unkundige Propagandisten entlarvt. «Atomenergie Jetzt aber richtig» heißt es und stammt aus der Feder zweier veritabler Fachleute – Manfred Haferburg und Klaus-Dieter Humpich. Ihre Hauptthese: Es gibt keine physikalischen oder ökologischen Gründe für den Atomausstieg.

Diese These untermauern sie jeweils in einem eigenständigen Teil, wobei Humpich das Thema eher theoretisch angeht und Haferburg mit Argumenten aus der Praxis operiert. Das nötige Fachwissen hat er während seiner langjährigen Arbeit in verschiedenen Atomkraftwerken erworben, sogar schon in der DDR-Zeit. Seine Ausführungen sind deshalb größtenteils mit Erfahrungsberichten durchsetzt. So schildert er etwa minutiös, wie er 1978 in Greifswald den DDR-weiten Blackout erlebte und wie es ihm gelang, seinen Mailer am Laufen zu halten. Diesem Einsatz verdankt es sich, dass nicht noch mehr Opfer zu beklagen waren.

Welches Unheil ein Blackout nach sich zieht, erläutert Haferburg gleich zu Beginn seines Beitrags, indem er unter anderem aus einer Studie des Büros für Technikfolgen-Abschätzung beim Deutschen Bundestag zitiert. Diese kommt zu dem Ergebnis, „dass durch einen langandauernden und großflächigen Stromausfall alle kritischen Infrastrukturen betroffen wären und ein Kollaps der gesamten Gesellschaft kaum zu verhindern wäre.“ Haferburgs eigene Einschätzung ist so lakonisch wie erschreckend: „Bei einem tagelangen Blackout in Deutschland wären hunderte, wenn nicht tausende Opfer zu beklagen.“

Die Gefahr eines Blackouts sollte nicht unterschätzt werden, genauso wenig wie die Wahrscheinlichkeit, dass es dazu kommt. Gerade in der heutigen durchdigitalisierten Gesellschaft muss das Stromnetz einer enormen Belastung standhalten, wobei deren Schwankungen oftmals wetteberbedingt ist. Dass sie bislang gemeinstert werden konnten, lag an den großen Kraftwerken. Als Grund dafür gibt Haferburg die „gigantische Schwungmasse“ an. Mit der Energiewende verschwindet sie aber und wird ersetzt durch kleine Windgeneratoren und Solarpaneele, die kaum oder gar keine Schwungmasse haben.

Haferburg schildert diese Zusammenhänge mit einer spitzen Feder. Nicht selten schleicht sich in die Formulierungen bissige Polemik ein, die spüren lässt, wie sehr er sich über die Unkenntnis grüner Ideologen ärgert. Und die sitzen nicht nur in der Politik, sondern auch in den Redaktionen namhafter Leitmedien. Der Autor zitierst aus ihren Artikeln, um bisweilen deren mathematische und physikalische Schwächen vorzuführen. Er erinnert aber auch daran, dass Deutschland mit seinem Ausstieg aus der Atomenergie international allein steht, weil viele Länder entweder alte Meiler wieder in Betrieb nehmen oder neue Reaktoren bauen. Den Preis für diesen Sonderweg, zahlen die deutschen Steuerzahler. Wer davon profitiert, ist der „Umwelt-Industrielle-Komplex“, wie der Kerntechniker ebenfalls herausarbeitet.

Wer Haferburgs pikanten Beitrag liest, stößt auf zahlreiche Widersprüche und Absurditäten, die von bissigen Kommentaren begleitet werden. Ein weitaus sachlicherer Ton herrscht in dem Teil von Klaus-Dieter Humpich vor. Der akademische Duktus lässt erkennen, dass er sich zehn Jahre lang am Institut für Kerntechnik an der Technischen Universität Berlin mit dem Thema wissenschaftlich beschäftigt hat. Sein Beitrag ist nach unterschiedlichen Aspekten gegliedert und liefert sehr viele Fakten, die in der öffentlichen Diskussion völlig ausgeblendet werden. Wer sich in das Thema Atomkraft tiefer einarbeiten möchte, findet darin eine reichhaltige Anfangslektüre.

Humpich liefert zunächst eine kleine Geschichte der Energienutzung, erläutert dann, wofür Energie überhaupt benötigt wird, präzisiert das in unterschiedlichen Bereichen wie Transport, Güterherstellung oder Gebäudedynamik. Danach geht der Wissenschaftler zu den alternativen Energien über und stellt die gegebenen Technologien vor, um dann zur Kernenergie überzugehen und nach dem gleichen Muster unterschiedliche Aspekte zu beleuchten. Die Leser lernen sehr viel über Uranförderung, Brennstoffherstellung oder die Wiederaufbereitung. „Abgebrannte Brennelemente sind kein Müll, sondern bestenfalls Abfall, den man recyceln kann und sollte“, schreibt er an einer Stelle und nimmt damit Gegnern der Atomenergie den Wind aus den Segeln. Ihr häufiges Argument ist das Endlagerproblem. Humpich entkräftet es, indem er betont, dass aus dem bereits jetzt schon zwischengelagerten Atommüll die gesamte Stromerzeugung für Jahrhunderte bereitgestellt werden könnte.

Die in der Öffentlichkeit geschürten Ängste sind oftmals unbegründet, auch die Sorge, ein Kernreaktor könnte zu einer Atombombe werden. Der Autor verneint das kategorisch und nennt mehrere passive Einflüsse, die ein solches Szenario physikalisch unmöglich machen. Zum Schluss stellt Humpich die verschiedenen Typen von Kernkraftwerken vor, bis hin zu sogenannten „Mikro-Reaktoren“. Diese seien relativ neu und bisher noch nicht im Blick der Öffentlichkeit, schreibt er. Im Moment finde auf diesem Gebiet eine rasante Entwicklung statt, die „völlig neue Anwendungen ermöglicht, die bisher der Kernenergie verschlossen waren“.

Abgerundet wird das Buch mit einem lesenswerten Nachwort des Wissenschaftsphilosophen Michael Esfeld. Auf der Grundlage der vorherigen Ausführungen legt er dar, warum es sich bei der grünen Politik um eine post-marxistische Ideologie handelt: „Obwohl der Marxismus intellektuell längst gescheitert ist, besteht die Faszination fort, die von der Idee ausgeht, dass eine intellektuelle Elite über das Wissen verfügt, die Gesellschaft auf das moralisch Gute hin zu steuern.“ Doch dieses Wissen ist löchrig, wie das Buch von Haferburg und Humpich eindrücklich belegt.

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Wir danken dem Autor für das Recht zur Veröffentlichung dieses Beitrags.

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Bildquelle: SkazovD / shutterstock


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