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Unendliches Geld für drei Könige

Unendliches Geld für drei Könige


Zeitenwende im Finanzsystem (Teil 3)

Ein Kommentar von Rob Kenius.

Geld gehört wie das Rad zu den großen Erfindungen der Menschheit und es ist ständig im Wandel. Im Jahr 1971 hat der damalige Präsident der USA, Richard Nixon (Tricky Dick) die Loslösung des US-Dollars vom Gold und von jeder materiellen Bindung erklärt. Man nennt dieses Geld seitdem Fiat-Geld, was bedeutet, es sollte Geld sein.

Besser wäre der Begriff abstraktes Geld. Geld als Vereinbarung, abstrahiert vom Sachwert und abstrahiert von seinen Erscheinungsformen, Münze, Papierschein, Scheck oder Kontoauszug.

Die Idee eines völlig abstrakten Geldes ist eine konsequente Entwicklung des Geldbegriffs: Geld ist schon immer eine Zahl, die in Verbindung mit einer Währungseinheit (Schekel, Drachme, Dollar, Euro) einen Wert darstellt, der seine Gültigkeit hat, nicht weil das Geld selber so wertvoll ist, wie die Zahl angibt, sondern weil alle Beteiligten diesen Wert akzeptieren. Seit den Anfängen steckt die Idee des Wertes durch Akzeptanz im Geldbegriff. Doch das völlig abstrakte Geld verlangt ein System der Überwachung und Kontrolle, insbesondere darüber, wer Geld definiert und verteilt, wer es ausgibt oder erzeugt und wer das alles kontrolliert.

Der amerikanische Präsident kontrolliert das Geld nicht. Die Finanzmacht kontrolliert sich selbst, an erster Stelle die Notenbank FED, die den Dollar ausgibt und Bargeld in Verkehr bringt. Die FED ist aber keine staatliche Institution, sondern sie gehört einem Konsortium von Privatbanken. Das heißt, eine private Bank erzeugt und kontrolliert den US-Dollar, nicht der Staat und es geht noch weiter:

Private Banken überall haben sich das Recht genommen, Geld in Form von Krediten in die Welt zu setzen. Sie dürfen zwar kein Geld drucken, aber sie erzeugen es per Gutschrift mit der Kreditvergabe.

Jemand geht beispielsweise zur Deutschen Bank, um einen Kredit für ein Haus zu bekommen. Wenn er die Bedingungen der DB erfüllt, bekommt er einen Kreditvertrag und eine Gutschrift auf sein Konto bei der DB, sagen wir, 100.000 Euro. Das heißt aber nicht, dass die DB 100.000 Euro in Reserve hat, nein, sie verbucht die Schuld des Kreditnehmers auf ihrer Seite positiv und macht eine Gutschrift, die der Kreditnehmer von seinem Konto aus verwenden kann. Die Bilanz der Bank ist ausgeglichen. Sonst geschieht nichts.

Damit hat die Bank Geld, das vorher nicht da war, dem Kreditnehmer gut geschrieben, es gelangt so in den freien Geldverkehr und ist von anderem Geld nicht mehr zu unterscheiden. Die Bank hat neues Geld erschaffen und die Geldmenge wurde um diesen Betrag vergrößert.

Dieser Vorgang ist noch nicht in das öffentliche Bewusstsein gedrungen, er wird verheimlicht und verschleiert. Es gibt keine Aufklärung in den Medien, im Fernsehen oder in den Schulen. Wichtiger noch, es gibt keine Kontrolle über die Menge des von privaten Banken generierten Geldes. Wenn Rücklagen von 10% vorgeschrieben sind, wie in der Schweiz, nutzt es nichts, weil es tausende Banken gibt, welche alle nach eigenem Ermessen Kredite vergeben und Geld generieren und so steigt die Geldmenge unkontrolliert ins Unendliche.

Dies ist ein ungerechtfertigtes Privileg für alle Banken und man fragt sich, wie kommt dieses Privileg zustande? Die Antwort ist einfach: Es merkt zunächst niemand, wenn der vergebene Kredit nicht (ganz) gedeckt ist und das hat sich Schritt für Schritt in 500 Jahren weiter entwickelt, erst in Florenz, dann in Amsterdam, dann in London, Paris und New York.

Inzwischen gibt es zwar staatliche Kontrolle von Banken, aber die Geldschöpfung wird toleriert und zwar in voller Höhe, aus dem Nichts. Um Geld zu generieren, braucht man nur eine Banklizenz, und kann für dieses selbst erschaffene Geld sogar Zinsen erheben. Zinsen für Geld, das man nie besessen hat!

Wozu das Erheben von Zinsen führt, wurde im zweiten Teil des Essays schon ausführlich dargestellt. Zinsen sind der Motor bei der Umverteilung von unten nach oben.

Eine pfiffige Geldschöpfung praktiziert der französische Autokonzern Renault. Renault hat eine eigene Bank. Sie vergibt Kredite beim Autokauf zu besonders günstigen Konditionen, weil diese Bank keine Filialen und kaum Angestellte braucht. Die Autoverkäuferinnen können die Kreditvergabe nebenbei erledigen. Du kaufst einen Renault und bekommst einen konkurrenzlos günstigen Kredit. Das Auto ist die Sicherheit für die Renault-Bank, die das Geld einfach beim Autokauf generiert. Das ist eine tolle Geschäftsidee, auf Basis einer Banklizenz und sicher haben es andere Autofirmen längst nachgemacht.

Explosion und Expansion der Finanzmacht

Die ungenierte Geldschöpfung durch private Banken ist ein immer weiter entwickeltes Feudalrecht aus vordemokratischer Zeit und zwar in Europa, sie ist keine amerikanische Erfindung, doch die amerikanische Kraft ist die Kraft der Übertreibung. In den USA hat sich dieses System, in direkter Kombination mit der Loslösung des US-Dollars von jeder materiellen Bindung, zu einer weltbeherrschenden Supermacht entwickelt. Tausende US-Banken, von der FED bis zum kleinen Vergeber von Kreditkarten, alle erzeugen immer mehr Geld und gleichzeitige Schulden.

Der größte Schuldenbetrag überhaupt ist der jährliche Kredit der FED an den Staat USA. Im Jahr 2023 sind das mehr als 800 Milliarden Dollar für das Defizit im Haushalt und diese Summe ist, nicht nur in diesem Jahr, ziemlich genau gleich dem Militäretat des Pentagons. Die FED finanziert also das US-Militär. Und dieser Kredit der Regierung in Washington wird nie zurückgezahlt! Das ist Gewohnheitsrecht, nur Zinsen sind selbstverständlich fällig.

In den USA wird so viel Geld erzeugt, dass sie mit einem riesigen Handelsdefizit in Saus und Braus leben können und die mit Abstand größte Militärmacht unterhalten. Die Welt liefert Waren, die USA exportieren Dollars. Und die Geldmenge steigt mit den Schulden ins Unermessliche. Es gibt keine Beschränkung und seit 1971 keinen materiellen Gegenwert.

Zur Zeit wird die Geldmenge auf 300 Billionen US-Dollar geschätzt. Wenn man das Volumen in Derivaten (Finanzwetten auf Kursbewegungen) mitrechnet, könnten es auch 1.000 Billionen oder mehr sein. Weil Banken und Schattenbanken sich gegenseitig Kredite mit undurchsichtigen Produktnamen geben, sind genaue Aussagen über die Geldmenge nicht möglich.

Die Geldmenge hat aber deutlich sichtbare Folgen. Die Wirtschaft verlagert sich in den Finanzbereich. Geld mit Geld zu verdienen ist wesentlich lukrativer als Geld in reale Projekte zu investieren. Von sinnvollen Projekten für die Zukunft wird viel geredet, aber es geschieht quantitativ fast nichts.

Der erste Gedanke bei Geldbesitz ist der, beliebige Aktien zu kaufen und die Aktien steigen wegen der riesigen Nachfrage mit steigender Geldmenge automatisch weiter.

Die Loslösung der Finanzwirtschaft von der Realität

Ein neues Geschäftsmodell weist den Weg, wie man ohne reiche Erbschaft schnell zur Milliardärin oder zum Milliardär wird. Mark Zuckerberg, Jeff Bezos und Elon Musk haben es vorexerziert. Man hat eine einfache Idee, Facebook-Kontakte, Internet-Versandhandel, Elektro-Autos, also irgendetwas, das trendy ist. Es muss nicht unbedingt sehr sexy sein, aber expansiv. Anstatt kaufmännisch zu wirtschaften und langsam das Geschäftsvolumen aufzubauen, nimmt man Kredite auf, die wegen des Geldüberflusses in gewissen Kreisen leicht zu bekommen sind, erst Risikokapital, dann Großkredite. Das Neue ist, man expandiert ohne Gewinn und natürlich mit viel Tamtam, Buhai, Promotion und Internet-Präsenz.

Noch ehe die Firma einen einzigen Cent Gewinn gemacht hat, geht es mit Getöse und Unterstützung von Insidern an die Börse. Erst da macht es klack, klack, klack, im Geldautomaten, die Aktienverkäufe übertreffen den Firmenwert gewaltig und der Kurs steigt rasant. Die Firmeninhaber, die einen Teil der Aktien halten, werden über Nacht zu Milliardären. Sie werden Teilhaber am globalen Geldüberfluss.

Doch es geht noch weiter. Ist eine Aktie erst mal in den Charts, etwa den Top 500, dann wird sie gekauft, weil sie im Index ist, nicht weil sie einen Anteil an einer prosperierenden Firma darstellt. Es entstehen Werte, die nur im Geldsystem ihre Gültigkeit haben. Die Börse boomt und fast täglich werden auf der Welt neue Milliardärinnen und Milliardäre geboren.

Was machen diese Oligarchen mit ihrem Geld? Sie fliegen in den Weltraum, sie verschwenden Energie mit Privatjets und Hochseeyachten, sie setzen die Trends in den Überfluss und, was für uns denkende Menschen besonders bedrückend ist, sie kaufen Medien, um die öffentliche Meinung zu ihren Gunsten zu steuern: Zeitungen, Sender, Internet-Kontaktmaschinen, ganze Medienkonzerne. Die öffentliche Meinung wird immer mehr von der Finanzmacht okkupiert.

Die herrschende Meinung ist jetzt die Meinung derjenigen, die über das Geld herrschen. Das gilt leider auch für ARD und ZDF, wo die Intendantinnen wenigstens 25.000 Euro im Monat verdienen und noch beträchtliche Nebeneinkommen haben, wohl damit sie ein Gespür dafür entwickeln, wie Finanzmacht sich anfühlt, wenn man gut situiert ist.

Was können wir dagegen tun? Das beste ist Aufklärung und politisch aktiv werden. Nur Staaten und Regierungen können mit Gesetzen und Härte gegen die feudale Finanzmacht agieren. Unser Bundeskanzler Scholz tut genau das Gegenteil, er ist Bankenfreund und macht gerne Schulden in Hundert-Milliarden-Schritten. Dadurch wird die Geldmenge entsprechend erhöht und die Geldbesitzer lachen, die Aktien steigen, die Medien applaudieren. Aber Staaten wie Deutschland könnten per Gesetz den Finanzfeudalismus stoppen, ehe uns das System um die Ohren fliegt.

Gegenmaßnahmen, die global bereits eingeleitet sind und konkrete Vorschläge für unsere Politik in Zukunft werden im 4. Teil der Serie Zeitenwende im Finanzsystem vorgestellt.

+++ Rob Kenius ist freier Publizist und betreibt die systemkritische Webseite https://kritlit.de. Dort wird auch sein neues Buch über den Finanzfeudalismus vorgestellt: Hunderttausend Milliarden zu viel. Hier finden  Sie den 1. Teil und 2. Teil der apolut-Serie. +++ Wir danken dem Autor für das Recht zur Veröffentlichung dieses Beitrags. +++ Bildquelle: vasanty / Shutterstock.com


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