Ein Kommentar von Tilo Gräser.
Die herrschenden Kreise des Westens wollen Russland isolieren und schwächen. Das verkünden sie inzwischen ganz offen und opfern für dieses Ziel die Ukraine. Dabei nutzen und unterstützen sie in dem zerrissenen Land nationalistische und faschistische Kräfte. Das geht schon seit Jahren so und reicht weit in die Vergangenheit zurück.
„Ich habe so viel Bewunderung für unsere tapferen ukrainischen Freunde. Sie führen unseren Krieg. (...)" Das erklärte tatsächlich die bundesdeutsche EU-Kommissionspräsidentin von der Leyen am 9. April 2022 in Warschau (ab 00:51 min). Wen die Frau, die völlig undemokratisch zu ihrem Amt kam, da bewundert und wer „unseren Krieg“ in der Ukraine führt, macht unter anderem folgendes Bild deutlich:
Ein bewaffneter Angehöriger des ukrainischen Geheimdienstes SBU hat auf dem Rücken seiner Schutzweste neben seinen offiziellen Emblemen eines mit der Aufschrift „SS Galizien“. Das erinnert an die einstige SS-Division „Galizien“, die vorrangig aus westukrainischen Freiwilligen bestand und den deutschen Faschisten bei ihrem Vernichtungskrieg in der Sowjetunion tatkräftig mörderische Hilfe gab. Das Bild stammt aus einem Videobericht der britischen Zeitung „The Sun“ vom 6.4.22, zu sehen auf Youtube: In dem Video ist der Neofaschist in offiziellen ukrainischen Diensten ab 00:21 min von vorn und von hinten zu sehen, auch das Emblem auf seiner Schutzweste.
Das Bild bzw. das Video, das den ukrainischen Geheimdienstmitarbeiter – mutmaßlich ein Scharfschütze – mit seinem SS-Abzeichen zeigt, bestätigt, dass die Ukraine bis heute ein deutliches Problem mit Faschisten hat. Das ist kein Problem der Vergangenheit, sondern prägt die Gegenwart des Landes. Und es zeigt, wer da für den Westen Krieg gegen Russland führt. Dafür stehen Gruppen und Strukturen wie das „Regiment Asow“ mit mehreren tausend in- und ausländischen „Kämpfern“, das 2014 von ukrainischen Faschisten gegründet wurde und die sogenannte Wolfsangel in seinem Emblem zeigt. Mal als Regiment, mal als Bataillon bezeichnet, gehört die Einheit nicht zur regulären ukrainischen Armee, sondern seit 2015 zur ukrainischen Nationalgarde des Kiewer Innenministeriums und wurde von westlichen Militärs ausgebildet.
Auf dem rechten Auge blind
Viele im Westen, bis hinein in die Linkspartei, wollen das tiefsitzende Faschismus-Problem der Ukraine nicht sehen, nur weil keine der rechtsextremen und neofaschistischen Kader mehr in führenden politischen Positionen in Kiew zu finden sind. Deshalb wird der Einfluss dieser Kräfte gern kleingeredet, wenn sie sich schon nicht verschweigen lassen. So zitierte unter anderem der „Hessische Rundfunk“ (HR) am 28. März dieses Jahres Simone Rafael von der „Amadeu Antonio Stiftung“ mit einer Aussage zum berüchtigten Asow-Regiment, das seit 2014 in Mariupol sein Unwesen treibt: „Ja, das ist eine rechtsextreme Organisation, die auch mit dieser Symbolik in den Krieg zieht.“ Aber kurz danach erklärt sie: „Auf die ukrainische Regierung haben die keinen großen Einfluss. (...) Die haben noch einen Vertreter im Parlament, und insofern ist das sozusagen ein Prozess, dass von den demokratischen Kräften versucht wurde, eben dieses Bataillons auch zu integrieren in ihre Streitkräfte.“
Die Frau meint, weil der kriegshetzende Kiewer Präsident Wolodymir Selenskyj aus einer jüdischen Familie kommt, sei alles nicht so schlimm. Dabei gibt es so viele Beispiele für die aktive Rolle und den Einfluss der rechtsextremen und faschistischen Gruppierungen und Organisationen in der Ukraine wie „Asow“, „Swoboda“ oder „Rechter Sektor“, die meist aus dem Westteil des Landes stammen. Sie haben sich ganz offen 2013/2014 bei den Protesten auf dem Kiewer Maidan-Platz gezeigt, aber es gab sie schon zuvor. Nach dem von der US-Regierung organisierten und von ihnen umgesetzten Putsch im Februar 2014 übernahmen sie wichtige Positionen in der Kiewer Führung. Heute sind sie dort nicht mehr so zahlreich zu finden, was nicht notwendig erscheint: Sie haben anscheinend die Strukturen und Institutionen der Ukraine so erfolgreich durchsetzt, dass ohne sie nichts mehr geht.
Rainer Rupp hat bereits mehrfach an dieser Stelle auf die entsprechenden Informationen dazu hingewiesen. So sind die Rechtsextremen vor allem in den militärischen Strukturen des Landes, in den Sicherheitsdiensten, der Armee und der Nationalgarde, zu finden – wie unter anderem das oben gezeigte Bild belegt. Aber nicht nur dort: Es gibt inzwischen neben zahlreichen Medienberichten über ihr brutales Treiben eine Reihe von Analysen und Studien zur Rolle und Einfluss dieser Kräfte, und dazu, wer sie fördert, unterstützt und ausbildet.
So veröffentlichte unter anderem die heute aktiv gegen Russland hetzende Zeitung „taz“ am 13. Juli 2017 einen Bericht von Bernhard Clasen: „Militante Organisationen gewinnen in der Ukraine immer mehr Einfluss auf Staat und Regierung – trotz ihrer fremdenfeindlichen Vergangenheit.“ Weiter war zu lesen: „Doch während die Rechtsradikalen den Staat und die Regierung vor sich hertreiben, das Gesetz des Handelns in ihrer Hand haben, ist unklar, was die Bevölkerung insgesamt davon hält.“
Nazi-Marsch durch die Institutionen
Die Rechtsradikalen seien „programmatisch und personell an der Spitze des Staates angekommen“ so der „taz“-Journalist, der das mit einer Reihe von Beispielen belegt. Er fügte hinzu: „In einem sind sich Rechtsradikale und Regierung einig: Beide sehen sich in der Tradition der ukrainischen Nationalisten der 40er Jahre. Wie ein roter Faden zieht sich die Glorifizierung von OUN und ihres militärischen Arms UPA durch das Handeln von herrschender Politik und Rechtsradikalen.“
Clasen zitierte den Chef des staatlichen Instituts für nationales Gedächtnis, Wladimir Watrowitsch, der meinte, dass das Symbol der 14. Waffengrenadier-Division (auch „SS Galizien“ genannt) nicht verboten werden müsse. „Begründung: Es handele sich nicht um ein Symbol des nationalsozialistischen totalitären Regimes.“ Doch die „SS Galizien“ war eine Division bei der Waffen-SS, „die 1943 mit ukrainischen Freiwilligen und sogenannten Volksdeutschen aufgestellt wurde“, erinnerte Clasen.
Wie das seit 2014 gegründete, berüchtigte Asow-Regiment einzuordnen ist, zeigte sich unter anderem 2019: US-Kongressabgeordnete forderten, die rechtsextreme Einheit als „Terrororganisation“ einzustufen. Als Begründung wurde angegeben, dass sie auch antisemitisch ausgerichtet sei, wie das Onlinemagazin „Telepolis“ damals berichtete. „Offenbar berührten die US-Abgeordneten mit dem Asow-Regiment einen wunden Punkt der ukrainischen Nationalisten. Der frühere Außenminister Klimkin meint, wenn das Regiment zu einer Terrororganisation erklärt würde, sei das ‚ein Knockout der Freiwilligenbewegung und der Ukraine‘ und eine Frage der ‚Staatssicherheit‘.“
Wie eng die Verbindung zwischen der heutigen Kiewer Führung mit dem Präsidenten Selenskyj und dem faschistischen Asow-Regiment ist, zeigte sich Anfang April dieses Jahres: Selenskyj ließ bei einem seiner zahlreichen Videoauftritte in jüngster Zeit vor dem griechischen Parlament auch einen rechtsradikalen Asow-Kämpfer zu Wort kommen. „Für neonazistisches Gedankengut hat er nichts übrig“, hatte zuvor noch Hauke Friedrichs von „Zeit online“ über den Kiewer Präsidenten behauptet, weil der jüdischer Herkunft sei.
In dem Beitrag ist über die „extremen Verteidiger“ des Asow-Bataillons zu lesen, dessen Mitglieder „inszenierten sich als Landesverteidiger und erlangten ab 2014 durchaus breite gesellschaftliche Anerkennung. So übernahmen viele Ukrainer, auch Politiker und Militärs, Parolen der Rechtsradikalen wie ‚Slawa Ukrajini! Herojam slawa!‘ – ‚Ruhm der Ukraine! Ruhm den Helden!‘.“ Und: „Das Asow-Regiment, daran lässt es keinen Zweifel ankommen, sieht sich selbst als einzig wahren Hort von Patrioten, die einen Kreuzzug führen gegen Separatisten, Russen und alle Andersdenkenden. Im Krieg mögen solche Kräfte der ukrainischen Regierung nützlich sein.“
Mächtig und nützlich für den Westen
Der Politikwissenschaftler Huseyn Aliyev von der Universität Glasgow beschrieb 2018 in einer Analyse die verarmlosend „Freiwilligenbataillone“ genannten nationalistischen und faschistischen Organisationen und Truppen wie „Rechter Sektor“, „Asow“, „Donbas“, „Aidar“ und andere als „informelle Machthaber in der Ukraine“. „Die Freiwilligenverbände – in der Ukraine als ‚Dobrobaty‘ oder ‚Wolontery‘ bezeichnet – wurden mobilisiert, um die staatlichen Sicherheitskräfte im Konflikt in der Ostukraine zu unterstützen. Mit dem Ende der schweren Kampfhandlungen im Donbass wandten sich die Freiwilligenverbände der Politik zu und wurden schnell zu einflussreichen sozioökonomischen und -politischen Akteuren.“
Interessant ist bei alldem, dass die rechtsextremen und faschistischen Gruppierungen und „Freiwilligenbataillone“ wie „Asow“ nicht nur für die Kiewer Politikdarsteller nützlich und mit diesen eng verbunden sind. Wie diese haben die bewaffneten Rechtsradikalen aktive Unterstützung aus dem Westen, der sie mindestens seit 2015 aktiv ausbildet und ausrüstet. So begannen im April 2015 290 US-Militärausbilder, die ukrainische Nationalgarde, darunter das Asow-Regiment, zu trainieren, wie damals unter anderem die österreichische Zeitung „Die Presse“ berichtete. Angeblich sei das Asow-Regiment wegen seiner offensichtlichen rechtsradikalen Ausrichtung davon ausgenommen, behauptete unter anderem das Magazin „Newsweek“ im Mai 2015.
Doch ganz offen berichtete im März 2016 im kanadischen Calgary Oksana Kuzyshyn, ehemalige Offizierin der kanadischen Armee, wie sie 2015 bei einem 60-tägigen Einsatz in der Ukraine dem Asow-Bataillon half, die notwendigen Fähigkeiten zu erwerben, die für eine effektive Zusammenarbeit mit den Nato-Streitkräften erforderlich sind. In der Veranstaltungsankündigung hieß es über Kzyshyn: „Zu ihren Aufgaben gehörte es, die Offiziere über die Operationen der Nato-Armee zu unterrichten: Zu den Vorlesungen gehörten Taktik, Stabsorganisation, Logistik, Kommunikation, Verfahren, Luftunterstützung und grundlegende militärische Fähigkeiten.“ Das Canadian Foreign Policy Institute informierte im Januar 2022, Kanada habe seit 2015 im Rahmen der Operation „UNIFIER“ ukrainische Soldaten ausgebildet und finanziert, „darunter auch die rechtsextreme, neonazistische Asow-Bewegung der Ukraine“. Das gehe aus zwei Studien dazu hervor.
Der ehemalige UN-Waffeninspekteur Scott Ritter erklärte Mitte März, die USA und die EU hätten 2014 nationalistische ukrainische Truppen aus Lwiw. Dazu gehörten auch Neonazis, so Ritter, der als Geheimdienstoffizier in der US-Marine arbeitete und von 1991 bis 1998 UN-Waffeninspekteur war, im Gespräch mit dem britischen Politiker George Galloway. Die Neofaschisten hätten nicht nur dem Präsidenten Petro Poroschenko gezeigt, wer seit 2014 die wahre Macht in der Ukraine hat, sondern das ebenso gegenüber dessen Nachfolger Selenskyj deutlich gemacht, in dem sie ihm offen mit Mord drohten.
„So viel Macht haben sie“, betonte Ritter und fügte laut dm uncutnews.ch hinzu, dass diese Leute hätten verhaftet oder erschossen werden müssen. „Stattdessen wurden sie in die Armee eingegliedert. Jetzt sind die Neonazis überall“. Die größte Schande ist aus Sicht des Militärexperten, dass britische, amerikanische und kanadische Truppen in die Ukraine gingen, um diese Armee auszubilden und Nato-Taktiken zu lehren. „Wir haben Nazis ausgebildet“, sagte er.
CIA-Training: „Russen töten“
Die CIA trainiert seit 2015 in den USA in einem geheimen Programm ukrainische Elite-Spezialeinheiten und anderes Geheimdienstpersonal aus, bestätigte das Onlineportal „Yahoo“ am 13. Januar dieses Jahres. Das Programm sei als Teil der „erweiterten Anti-Russland-Bemühungen“ noch unter US-Präsident Barack Obama gestartet und unter Donald Trump erweitert worden. Die CIA-Paramilitärs seien auch an die Front in der Ostukraine gefahren, „um dort ihre Kollegen zu beraten“, heißt es in dem Bericht, der sich auf ehemalige US-Geheim- und Sicherheitsdienst-Mitarbeiter beruft.
Diesen zufolge habe das mehrwöchige, in den USA ansässige Programm „Schulungen in Schusswaffen, Tarntechniken, Landnavigation, Taktiken wie ‚Deckung und Bewegung‘, Geheimdienst und anderen Bereichen“ umfasst. Seit Jahrzehnten biete die CIA ukrainischen Geheimdiensteinheiten begrenzte Schulungen an, „um zu versuchen, ein unabhängiges Kiew zu stützen und eine russische Subversion zu verhindern“, so der Bericht. Nach der Rückkehr der Krim zu Russland im März 2014 sei die Zusammenarbeit ausgebaut worden, sagte demnach ein ehemaliger CIA-Manager.
Das Training für die Ukrainer beinhalte „taktisches Zeug“, werde aber „ziemlich anstößig aussehen, wenn die Russen in die Ukraine einmarschieren“, wird ein Ex-CIA-Mann zitiert. Ein anderer habe es unverblümter ausgedrückt: „Die Vereinigten Staaten trainieren einen Aufstand.“ Den ukrainischen Kämpfern werde in dem Programm der CIA beigebracht, „wie man Russen tötet“.
Diesem Ziel haben sich die rechtsradikalen und faschistischen Kräfte, wie sie im Asow-Bataillon zu finden sind, ganz offen verschrieben. Sie werden in dem „Yahoo“-Bericht nicht ausdrücklich genannt, die Verbindungen sind aber offenkundig, da Asow zur ukrainischen Nationalgarde gehört. „Wenn die Russen einmarschieren, werden diese [Absolventen der CIA-Programme] ihre Miliz, ihre aufständischen Führer sein“, wird ein ehemaliger hochrangiger Geheimdienstmitarbeiter zitiert. „Wir bilden diese Jungs jetzt seit acht Jahren aus. Sie sind wirklich gute Kämpfer. Hier könnte das Programm der Agentur ernsthafte Auswirkungen haben.“
Das Training der ukrainischen Faschisten durch westliche Militärs und Geheimdienste wurde bis kurz vor dem russischen Einmarsch am 24. Februar 2022 in die Ukraine trotz vereinzelter Widerstände auf westlicher Seite fortgesetzt. So prahlten Rechtsextreme im ukrainischen Militär mit ihrer kanadischen Ausbildung, meldete „CTV News“ im Oktober 2021. „Ein Bericht, der die extreme Rechte im ukrainischen Militär untersuchte, ergab, dass Neonazis und Unterstützer rechtsextremer Gruppen in den Reihen online damit prahlten, von Kanada und anderen NATO-Staaten ausgebildet zu werden“, so der Sender. Er berief sich auf die Studie „Far-Right Group Made Its Home in Ukraine’s Major Western Military Training Hub” des Journalisten Oleksiy Kuzmenko vom September 2021.
Tiefer Einfluss in ukrainischem Militär
Kuzmenko zeigt, dass die Nationale Militärakademie „Hetman Petro Sahaidachny“ (NAA) der Ukraine nicht nur die wichtigste militärische Bildungseinrichtung des Landes und „ein wichtiger Knotenpunkt für die westliche Militärhilfe“ ist. Sie sei ebenso „seit 2018 die Heimat von ‚Centuria‘ (…), einem selbsternannten Orden ‚europäisch-traditionalistischer‘ Militäroffiziere, dessen erklärtes Ziel es ist, das Militär des Landes nach rechtsideologischen Gesichtspunkten umzugestalten und die ‚kulturelle und ethnische Identität‘ der europäischen Völker gegen ‚Brüsseler Politiker und Bürokraten‘ zu verteidigen.“ Die Gruppe werde „von Personen mit Verbindungen zur international aktiven rechtsextremen Asow-Bewegung der Ukraine angeführt“. Zahlreiche Mitglieder würden in den Streitkräften der Ukraine dienen und auf Fotos den Nazi-Gruß zeigen sowie extremistische Äußerungen im Internet machen. Sie hätten zudem „Zugang zu westlichen militärischen Bildungs- und Ausbildungseinrichtungen erhalten“, schreibt der Journalist.
„Ein offensichtliches Mitglied der Gruppe, der damalige NAA-Kadett Kyrylo Dubrovskyi, nahm an einem 11-monatigen Offizierslehrgang an der Royal Military Academy Sandhurst im Vereinigten Königreich teil, den er Ende 2020 abschloss. (…) Ein weiteres offensichtliches Mitglied und damaliger NAA-Kadett, Vladyslav Vintergoller, nahm im April 2019 an der 30. Internationalen Woche der Offizierschule des Heeres (OSH) in Dresden, Deutschland, teil. In der Ukraine hatten die Mitglieder der Gruppe offenbar Zugang zu amerikanischen Militärausbildern sowie zu amerikanischen und französischen Kadetten. Erst im April 2021 erklärte die Gruppe, dass ihre Mitglieder seit ihrer Gründung an gemeinsamen Militärübungen mit Frankreich, dem Vereinigten Königreich, Kanada, den USA, Deutschland und Polen teilgenommen haben.“
Ein Beitrag auf der von der umstrittenen und die Maidan-Proteste 2013/2014 verherrlichenden „Antonio Amadeu Stiftung“ betriebenen Webseite „Belltower“ macht ebenfalls darauf aufmerksam, „wie rechtsextreme Soldaten in der Ukraine vom Westen ausgebildet werden“. Zwar wird auch hier versucht, das Thema zu relativieren, aber gestützt auf die oben erwähnte Studie von Kuzmenko muss der Autor feststellen: Die Rechtsextremen in der ukrainischen Armee seien ein „gravierendes Problem“ für deren westliche Verbündete, die das gleichzeitig kleinreden.
„Die Präsenz von Rechtsextremen im ukrainischen Militär und in den Sicherheitsbehörden bekommt nicht genug Aufmerksamkeit, obwohl sie wahrscheinlich beträchtlich ist“, wird Kuzmenko zitiert. Dass Rechtsextreme an der ukrainischen Militärakademie NAA aktiv seien, sei ein Beispiel dafür, dass sowohl die ukrainische Regierung als auch die westlichen Partner der Ukraine solche Aktivitäten insgesamt tolerieren, so der investigative Journalist. Er sieht „keinen Grund zur Entwarnung, denn viele rechte bis rechtsextreme Ideen seien inzwischen Teil des politischen Mainstreams im Land geworden“. Und: „Die ukrainische Regierung verherrlicht ukrainische Nationalisten aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs, die zeitweise mit den Nazis kollaborierten, am Holocaust beteiligt waren und einen mörderischen Antisemitismus als Teil ihrer Ideologie vertraten“, wird er zitiert. „In der ukrainischen Zivilgesellschaft ist die Verehrung für solche Persönlichkeiten weit verbreitet“.
Rechtsextreme Handlanger des Westens
Natürlich ist es fraglich, ob eine Militäroperation wie die Russlands mit dem erklärten Ziel, die Ukraine zu entnazifizieren, die tiefsitzenden Ursachen für den Rechtsruck der ukrainischen Gesellschaft seit vielen Jahren beseitigen kann. Aber angesichts all der Fakten und Belege zeigt sich, dass das vom russischen Präsidenten Wladimir Putin benannte Ziel verständlich und begründet ist. Das belegen auch die Berichte von Thomas Röper aus dem ostukrainischen Mariupol. Dort zeigen sich den Berichten der Menschen vor Ort zufolge die Angehörigen des Asow-Regiments seit langem nicht als „extreme Verteidiger“, sondern als brutale Besatzer – und als das, was sie sind: als Faschisten. Roeper erinnerte daran, dass die Bevölkerung von Mariupol 2014 sich wie die anderer ostukrainischer Orte mehrheitlich gegen die neue Kiewer Führung wandte – bis die Stadt vom Asow-Regiment erobert und besetzt wurde.
Die Faschisten und Nationalisten dieser wie anderer Einheiten sind für den Westen in seinem Krieg gegen Russland nützlich. Damit wird fortgesetzt, was nicht nur die deutschen Faschisten in ihrem Vernichtungskrieg gegen die Sowjetunion praktizierten. Dazu war unter anderem in der „Le Monde diplomatique“ am 10. August 2007 zu lesen: „In Berlin verfolgte man zunächst die Absicht, die ‚jüdischen Bolschewisten‘ in ‚spontanen‘ Aktionen von örtlichen Nationalisten umbringen zu lassen. So erhielt das mehrtägige Pogrom in Lwow (Lemberg) Ende Juli 1941 den Codenamen ‚Petljura-Tage‘ (nach einem ukrainischen Nationalisten). Angeblich handelte es sich dabei um eine ‚Vergeltung‘ für die Hinrichtung von Gefangenen durch das sowjetische NKWD, das als von Juden gelenkt galt. Tatsächlich koordinierten die ‚SS-Einsatztruppen‘ die Mordkommandos, auch unter der Mitwirkung von Wehrmachtsangehörigen.“
2016 berichtete der US-Journalist Wayne Madsen: „Die jüngste Freigabe von mehr als 3800 Dokumenten durch die Central Intelligence Agency (CIA) bietet ausführliche Beweise dafür, dass die CIA seit 1953 zwei wichtige Programme ausführte die beabsichtigten, nicht nur die Ukraine zu destabilisieren, sondern sie auch mit Anhängern des ukrainischen Zweiten Weltkrieg-Nazi-Führers Stepan Bandera zu nazifizieren.“ Nachdem die USA über ihren Geheimdienst OSS und dessen Nachfolger CIA unter Allen Dulles nicht nur deutschen Faschisten aktiv halfen, ihrer gerechten Strafe zu entkommen, sondern auch für ihre Ziele einspannten, wollten sie deren ukrainische Kollaborateure im Kampf gegen die Sowjetunion nutzen. Das ist aber laut Historikern wie Tim Weiner und anderen gescheitert: „Fast all diese Operationen endeten mit vollkommenen Fehlschlägen“, schrieben beispielsweise Victor Marchetti und John D. Marks 1974 in ihrem Buch „CIA“.
Spätestens mit dem Untergang der Sowjetunion 1991 wurden die ukrainischen Nationalisten und Faschisten wieder nützlich und aktiv unterstützt. Der Kontakt war zuvor zu jenen von ihnen im Exil beispielsweise in der Bundesrepublik nie abgebrochen worden. Das begann nicht erst mit dem Putsch in Kiew 2014, worauf unter anderem der Journalist Hans Springstein in seinem Blog „Argumente & Fakten“ hinwies: „Einen Beleg lieferte die für Europa und Eurasien zuständige Abteilungsleiterin des US-Außenministeriums Victoria Nuland am 13. Dezember 2013 in Washington vor der ‚U.S.-Ukraine Foundation‘. Sie berichtete nach ihren mehrfachen Auftritten in Kiew stolz, dass die US-Regierung seit 1991 rund fünf Milliarden Dollar für eine ;wohlhabende und demokratische Ukraine‘ investiert habe. Es sei darum gegangen, alles zu tun, dass die Ukraine die Voraussetzungen erfülle, um der EU angegliedert werden zu können, d.h. das Land aus seiner historischen Beziehung zu Russland herauszureißen und via ‚Europa‘ in die US-Interessensphäre zu führen, wie es die US-Publizistin Diana Johnstone zusammenfasste.“
Dafür sind den herrschenden Kreisen der USA bis heute alle Mittel recht, auch die Zusammenarbeit mit ukrainischen Rechtsextremen und Faschisten. „Für die russische Propaganda spielen das Asow-Regiment und Anhänger des NS-Kollaborateurs Bandera eine wichtige Rolle“, hieß es in einem Beitrag der österreichischen Zeitung „Der Standard“ am 29. März dieses Jahres. Für die USA spielen sie eine noch größere Rolle in ihrem Stellvertreter-Krieg gegen Russland in der Ukraine, in dem sie längst das Sagen haben, wie der französische Journalist Régis le Sommier kürzlich berichtete. Für diesen Krieg werden für Milliarden von Dollar und Euro Waffen geliefert, samt Ausbildern, unter anderem an das Asow-Regiment.
Das geschieht wie erwähnt seit mehreren Jahren, wie unter anderem das Onlinemagazin „The Grayzone“ 2018 bestätigte. „Nato-Staaten werfen Waffen in die Ukraine, um die Gewalt zu verschärfen“, schrieb Alex Rubinstein am 20. März auf der Webseite „Internationalist 360°“. Dafür werden auch die ukrainischen Faschisten genutzt, egal welche Uniform sie tragen. Diese führen ihren eigenen Krieg gegen alles Russische, nicht erst seit dem 24. Februar, und gleichzeitig als Stellvertreter des Westens gegen Russland. Es ist nicht „unser“ Krieg, wie von der Leyen behauptet, nur der der herrschenden Kreise in den USA und in deren westlichen Verbündeten.
Tilo Gräser, Jahrgang 1965, ist Diplom-Journalist. Er hat als Korrespondent für RIA Novosti Deutschland/Sputniknews sowie als Redakteur bei RT DE gearbeitet. Zuvor war er für verschiedene Medien und als Pressesprecher tätig. Seine Schwerpunkte sind Politik, Soziales und Geschichte. Seit April hat er die redaktionelle Leitung beim neuen Printmagazin „ViER.“ übernommen.
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Wir danken dem Autor für das Recht zur Veröffentlichung des Beitrags.
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Bildquelle: Drop of Light / shutterstock
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