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Trump interessiert sich nur für Krieg | Von Thomas Röper

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Der Shutdown beunruhigt Amerikaner, aber Trump interessiert sich nur für Krieg

In den USA werden die Folgen des Shutdowns immer schwerwiegender, aber US-Präsident Trump hat sich letzte Woche nur für Außenpolitik interessiert. Er war in Asien unterwegs, feierte danach eine rauschende Party, und droht nun Venezuela und Nigeria mit Krieg.

Ein Kommentar von Thomas Röper.

Da man in deutschen Medien nur ein sehr beschränktes Bild über die politischen Ereignisse in den USA präsentiert bekommt, übersetze ich jede Woche den Bericht des USA-Korrespondenten, den das russische Fernsehen sonntags in seinem wöchentlichen Nachrichtenrückblick zeigt. Auch diese Woche enthielt er wieder einige Details, von denen man in Deutschland kaum gehört hat.

Beginn der Übersetzung:

Trumps asiatischer Tanz: Was der amerikanische Präsident von seiner Tour mitgebracht hat

Von Sacharows Idee bis zum realen „Poseidon“, Russland hat das scheinbar Unmögliche erreicht und der Westen kann es nur beneiden. Währenddessen versinkt Amerika im Chaos: Millionen Menschen sind ohne Gehalt und Sozialleistungen, Trumps Mitarbeiter verstecken sich vor Drohungen auf Militärbasen und der Präsident selbst scheint zwischen Golfspielen und Partys im Stil der Goldenen Zwanziger Militärschläge gegen Venezuela und Nigeria vorzubereiten.

Wenn wir nochmal zum neuen russischen Atom-Supertorpedo „Poseidon“ zurückkommen, ist es interessant, sich daran zu erinnern, dass die Idee für diesen hochenergetischen Torpedo dem sowjetischen Akademiker Andrej Sacharow, dem späteren Friedensnobelpreisträger, zuzuschreiben ist. Zusammen mit einer Gruppe von Wissenschaftlern aus Kurtschatows Umfeld arbeitete Sacharow an der Entwicklung der Wasserstoffbombe, die am 12. August 1953 auf dem Atomtestgelände Semipalatinsk erstmals erfolgreich getestet wurde.

Andrej Sacharow schrieb in seinen 1989 erschienenen Memoiren: „Nach dem Test der ‚großen‘ Waffe befürchtete ich, dass es keinen geeigneten Träger dafür gab, denn Bomber schieden aus, sie sind leicht abzuschießen. Militärisch gesehen war unsere Arbeit also umsonst. Ich entschied, dass ein solcher Träger ein großer Torpedo sein könnte, der von einem U-Boot aus gestartet wird. Angriffsziele sollten feindliche Häfen sein. Der Rumpf so eines Torpedos könnte sehr robust und geschützt gegen Minen und Sperrnetze gefertigt werden. Natürlich würde die Zerstörung von Häfen – sei es durch die Explosion eines 100-Megatonnen-Torpedos über Wasser oder durch eine Unterwasserexplosion – unweigerlich sehr hohe menschliche Verluste nach sich ziehen.“

Die Idee war gut, ihre Umsetzung jedoch äußerst schwierig. Niemand sonst auf der Welt hatte je etwas Vergleichbares unternommen, erst den heutigen Kernphysikern ist dieser geniale Durchbruch gelungen. Man kann sagen, was man will, zum Beispiel, ob man das braucht, aber es klingt wie der Fuchs in der Fabel: „saure Trauben“.

Währenddessen hat Amerika, auch ohne unseren „Poseidon“, genug Probleme. Darüber berichtet unser USA-Korrespondent.

Noch vor einem Monat ging der Anwalt der Steuerbehörde Isaac Stein jeden Morgen zur Arbeit. Heute hat er an der Ecke 1st und M Street in Washington einen Imbisswagen und verkauft in seinem Anzug, wie ein Büroangestellter gekleidet, Hotdogs. Der Shutdown zwang 750.000 Regierungsangestellte in unbezahlten Urlaub und weitere eine bis zwei Millionen arbeiten seit einem Monat ohne Bezahlung. Der findige Anwalt Isaac Stein besorgte sich eine Verkaufslizenz und nannte seinen Stand in Anspielung auf seine Arbeit für die Steuerbehörden „Der einzig ehrliche Abzocker in DC“. An einem guten Tag verkauft er bis zu 50 Hotdogs für je 10 Dollar.

Ein vergleichbares Einkommen, doch für einen Beamten, der an Büroarbeit gewöhnt ist, ist die Arbeit hart, wie er sagt: „Ich weiß nicht, wann der Shutdown endet, aber sobald es geht, möchte ich wieder in meinen normalen Bürojob zurückkehren. Aber am Wochenende werde ich weiterhin Hotdogs verkaufen.“

All das wird Realität werden, sofern Stein nicht entlassen wird. Schon am Mittwoch könnte dieser Shutdown der längste in der Geschichte der USA werden und die Rekorddauer von 35 Tagen aus Trumps erster Amtszeit übertreffen. Doch nun erhalten bedürftige Amerikaner zum ersten Mal in der Geschichte keine Lebensmittelhilfe mehr, die für jeden achten Amerikaner die einzige Möglichkeit ist, ausreichend zu Essen zu bekommen. Fernsehsender bezeichnen die Situation als „entsetzlich“ und erklären anhand einer Landkarte der USA, dass in den ärmsten Bundesstaaten mehr als 16 Prozent der Einwohner auf Lebensmittelhilfe angewiesen sind.

Die Behörden in New York haben bereits den Notstand ausgerufen. Und selbst Mitglieder von Trumps Team, wie US-Landwirtschaftsministerin Brooke Rollins, müssen zugeben, dass der Slogan „America First“ nichts weiter als ein Slogan ist: „Wenn Sie Ihre Familie nicht ernähren können und auf die durchschnittlichen 187 Dollar monatlich an Lebensmittelgutscheinen angewiesen sind, haben wir Sie im Stich gelassen.“

Doch Donald Trump selbst scheut sich nicht, die Öffentlichkeit zu provozieren. Nach seiner anstrengenden Asienreise flog er nach Mar-a-Lago, um Golf zu spielen und eine ausgelassene Halloween-Party, ganz im Stil von „Der große Gatsby“ und den Goldenen Zwanzigern, als Amerika in Trumps Augen „großartig“ war, zu veranstalten. Die Veranstaltung war für genau die, die offensichtlich keine Lebensmittelgutscheine benötigen. Der Präsident selbst wurde in ein angeregtes Gespräch mit Außenminister Rubio verwickelt gesehen. Trump war eindeutig mehr an Außenpolitik als am Shutdown interessiert.

Die wichtigsten Themen seiner fünftägigen Asienreise waren Sicherheit, Handel und Geopolitik. Thailand und Kambodscha unterzeichneten während seines Besuchs ein Waffenstillstandsabkommen. Ein weiterer beendeter Krieg für Trump. In Südkorea wurde er auf dem Vorplatz mit seinem Lieblingslied YMCA empfangen und ihm wurde umgehend eine Krone überreicht. Zudem wurde ihm der Großorden von Mugunghwa, die höchste staatliche Auszeichnung, verliehen. Am Ende erzielte er mit Präsident Lee Jae-myung eine Einigung über die Senkung der Zölle auf koreanische Autos von 25 auf 15 Prozent. Im Gegenzug versprach Seoul Investitionen in Höhe von 350 Milliarden US-Dollar in die US-Wirtschaft – eine für Südkorea unerschwingliche Summe.

Japan, der zweite wichtige Verbündete der USA im Pazifik, wurde von der neuen Ministerpräsidentin Sanae Takaichi vertreten, die erst vor einer Woche als erste Frau in diesem Amt bestätigt worden war. Im prachtvollen, goldenen Inneren des Akaksaka-Palastes riefen die beiden Länder ein „goldenes Zeitalter der Beziehungen“ aus.

Gleichzeitig wies Tokio offiziell Washingtons Forderung nach einem Stopp der russischen Gasimporte zurück, die fast zehn Prozent des japanischen LNG-Verbrauchs ausmachen. Ansonsten fühlte sich der US-Präsident, wie schon in Südkorea, auch in Japan wie der Herr im Haus.

Während seiner Reise sprach Trump bei jeder Gelegenheit über seine Friedensbemühungen. Auf einer Konferenz in Korea sagte er: „Wir haben acht Konflikte gelöst. Der einzige, der noch ungelöst ist, ist der Konflikt zwischen Russland und der Ukraine. Aber auch den werden wir lösen. Ganz sicher.“

Bei seinem Treffen mit dem chinesischenStaatschefs bereitete sich Trump unter anderem auf Gespräche über den Verzicht auf russisches Öl vor. Vor den wichtigen Gesprächen bekräftigte er wiederholt sein Vertrauen in deren Erfolg. Der US-Präsident erschien als Erster für das offizielle Foto mit Xi Jinping. Bei dem Fototermin hielt er die Hand des chinesischens Staatschef sehr lange fest.

Das wichtigste Ergebnis der Gespräche war eine Senkung der Zölle für China von 57 auf 47 Prozent. Im Gegenzug verpflichtete sich Peking, die Käufe amerikanischer Sojabohnen wieder aufzunehmen und die Exportbeschränkungen für Seltene Erden für ein Jahr auszusetzen. Unmittelbar nach dem Treffen mit dem chinesischen Staatschef beendete Donald Trump seine Teilnahme am APEC-Gipfel in Südkorea.

Nach seiner Rückkehr musste er seinen Kritikern erklären, was er während der Krise im Land getan hatte, und auf dem Rollfeld sagte er vor Journalisten:

„Wir haben Billionen von Dollar nach Hause gebracht. Billionen. Viele Billionen Dollar. Und unserem Land geht es gut. Der Shutdown dauert an, weil die meisten Demokraten einfach nicht verstehen, was sie tun. Ich weiß nicht, was mit ihnen los ist. So etwas haben sie noch nie getan. Sie sind zu Verrückten geworden.“

Die Verrücktheit der Demokraten,die sich bis zu den Zwischenwahlen in den USA voraussichtlich noch verschärfen wird, will der Präsident mithilfe der Nationalgarde eindämmen. Auf Anordnung des Weißen Hauses hat das Pentagon die Einheiten angewiesen, sich bis zum 1. Januar auf die Niederschlagung von Massenunruhen vorzubereiten. Die schnelle Eingreiftruppe, deren Stärke bis Ende des Jahres bundesweit auf 23.500 Mann anwachsen soll, soll innerhalb weniger Stunden einsatzbereit sein und über Spezialausrüstung verfügen.

Vor diesem Hintergrund erscheinen Berichte, wonach sechs hochrangige Mitarbeiter aus Trumps Team ihre Häuser und Wohnungen zu ihrem persönlichen Schutz verlassen und sich auf Militärstützpunkte begeben haben, durchaus verständlich. Außenminister Marco Rubio und Verteidigungsminister Hegseth wohnen nun in der „General’s Street“ in Fort McNair, und Heimatschutzministerin Kristi Noem hat das Haus des Kommandanten der Küstenwache bezogen. Während diese Trump-Vertrauten sozusagen „für alle Fälle“ unter militärischen Schutz zogen, erhielt der Präsidentenberater Stephen Miller konkrete Drohungen. Millers Familie verließ ihr Haus in Arlington nach Drohungen wie „Ich beobachte dich“ und Plakaten mit seiner Adresse, auf denen ihm „Verbrechen gegen die Menschlichkeit“ vorgeworfen wurden.

Ein Journalist des Magazins „The Atlantic erzählte:

„Einige dieser Leute sind schon vor Monaten auf die Militärbasen gezogen. Außenminister Marco Rubio, Verteidigungsminister Pete Hegseth, ich glaube, ihnen gefällt einfach, dass es bequem ist. Teilweise hängt es mit Sicherheitsbedenken und den verschärften Vorsichtsmaßnahmen zusammen, die nach der Ermordung von Charlie Kirk im September getroffen wurden.“

Trump selbst treibt unterdessen seine Aktivitäten in der Karibik weiter voran. Die USA verstärken ihre Präsenz dort aktiv, 16.000 Soldaten sind bereits stationiert. Im Fokus steht das ölreiche Venezuela.

Die amerikanische Presse bereitet die Öffentlichkeit auf eine großangelegte Invasion vor und listet die geplante Streitmacht auf: acht Schiffe, ein Spezialschiff und ein Atom-U-Boot. Der Flugzeugträger Gerald Ford eilt mit fünf Zerstörern und 4.000 Soldaten zur Hilfe. Der Marinegruppe eilt Luftunterstützung durch strategische B-52-Bomber, F-35-Kampfjets, Kampfdrohnen und Aufklärungsflugzeuge zur Hilfe. Gleichzeitig veröffentlicht das Südkommando beeindruckende Videos von Marineübungen, die als „Manöver gegen Drogenkartelle“ dargestellt werden.

Der Präsident wurde von Journalisten gefragt: „Es gibt Berichte, dass Sie Angriffe auf Venezuela erwägen.“

„Nein“, war seine kurze Antwort.

„Dass Sie in dieser Angelegenheit eine Entscheidung getroffen haben.“

„Nein, das stimmt nicht.“

Nach Trump dementierte auch Marco Rubio Medienberichte über eine Invasion Venezuelas. „Ihre ‚Quellen‘, die behaupten, ‚über die Lage informiert‘ zu sein, haben Sie dazu gebracht, eine falsche Geschichte zu schreiben“, erklärte der Außenminister.

Vor diesem Hintergrund ist es besonders bemerkenswert, dass die jüngste Friedensnobelpreisträgerin, die Oppositionelle Maria Corina Machado, am lautstärksten zu Bombardierungen des eigenen Landes aufruft und öffentlich erklärt, nur so könne der venezolanische Präsident Maduro gestürzt werden.

Ein weiteres Land, dessen Invasion Trump plant, ist das ölreiche Nigeria. Der US-Präsident wies den Kriegsminister an, sich auf einen möglichen Angriff vorzubereiten.

„Präsident Trump reagiert mit Maßnahmen auf die Tötung Tausender Christen in Nigeria. Präsident Trump kündigt mögliche Sanktionen an und erklärt auf der Social-Media-Plattform Truth Social: ‚Radikale Islamisten sind für das Massaker verantwortlich. Ich erkläre Nigeria hiermit zu einem Land besonderer Besorgnis‘“, berichtet Fox News.

In Nigeria wurden Trumps Anschuldigungen der Verfolgung von Christen als „völlig unbegründet“ zurückgewiesen. Ein Sprecher des Außenministeriums erklärte, dass Bürger aller Glaubensrichtungen seit Langem friedlich zusammenleben, arbeiten und beten.

Donald Trumps kriegerische Aktionen verängstigen die Amerikaner zunehmend. Vielleicht war dies der Grund, warum die traditionelle Halloween-Feier für Kinder im Weißen Haus dieses Mal besonders furchterregend ausfiel. Die amerikanische Öffentlichkeit hat den Preis für das beste Kostüm einem Jungen ohne Zögern verliehen, der als Donald Trump verkleidet war. Der US-Präsident versetzt auch seine politischen Gegner in Angst und Schrecken. Demokratische Abgeordnete des Kongresses wurden auf dem Twitter-Account des Weißen Hauses als Geister dargestellt.

Ende der Übersetzung

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Thomas Röper, geboren 1971, hat als Experte für Osteuropa in Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet. Heute lebt er in seiner Wahlheimat St. Petersburg. Er lebt über 15 Jahre in Russland und spricht fließend Russisch. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.

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Danke an den Autor für das Recht zur Veröffentlichung des Beitrags. 

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Dieser Beitrag erschien am 03. November 2025 auf dem Blog anti-spiegel.

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Bild: Präsident Donald Trump verlässt am Freitag, den 22. Dezember 2017, das Weiße Haus und reist nach Palm Beach, Florida, wo er die Weihnachtsfeiertage verbringen wird.

Bildquelle: Michael Candelori / shutterstock


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