Tagesdosis 27.9.2018 – Leugnung und der 11. September

Die unterlassene Diskussion über die Zerstörung des World Trade Centers bezeugt eine bemerkenswerte mediale Verdrängungsleistung. Die dabei auftretende Leugnung von Tatsachen ist ein emotionaler Schutzmechanismus.

Ein Kommentar von Ansgar Schneider.

Wenn ich einen Stein anhebe, vor mich halte und fallen lasse, so bewegt sich der Stein in der Folge in einer sehr besonderen Art und Weise, die man als »freien Fall« bezeichnet [0]. Seine Geschwindigkeit wird im Laufe der Zeit größer, und zwar in jedem gegebenen Zeitintervall um jeweils den gleichen Betrag: Mit jeder Zehntelsekunde wird der Stein seine Geschwindigkeit um 0.98 Meter pro Sekunde vergrößern. Diese Änderungsrate der Geschwindigkeit ist an jedem Ort auf der Erdoberfläche ungefähr gleich, und man bezeichnet sie als »Erdbeschleunigung«. Der freie Fall ist die schnellste Art und Weise irgendwie nach unten zu kommen (wenn man von der Möglichkeit eines zusätzlichen nach unten gerichteten Antriebs absieht).

Wenn ich also beobachte, daß irgendetwas mit Erdbeschleunigung fällt, so weiß ich, daß auf dieses Etwas nur die Gravitationskraft wirkt, sonst nichts. Insbesondere sind also keinerlei Kräfte vorhanden, die nach oben gerichtet sind und die Bewegung verlangsamen. Diese Beobachtung bei einem Stein zu machen, den ich fallen lasse, ist also genau das, was ich erwarte. Ich werde diese Beobachtung auch von dem oberen Teil eines Wolkenkratzers erwarten, wenn ich weiß, daß jemand die Stahlstützen des Gebäudes in den unteren acht Stockwerken im nächsten Moment absichtlich zerstört, so daß alle Kräfte, die der Gravitation entgegen wirken, plötzlich verschwinden.

Am 11. September 2001 konnte man in New York City die Erdbeschleunigung genau beobachten: Sieben Stunden nach Einsturz der Zwillingstürme fiel der 186 Meter hohe Wolkenkratzer mit dem Namen World Trade Center 7 (WTC 7) plötzlich, auf seiner gesamten Breite von 100 Metern, über zweieinviertel Sekunden lang frei[1]. Auf einer Höhe von 25 Metern waren alle Kräfte, die das Gebäude stützten, in einem Augenblick verschwunden. 25 Meter ist eine lange Strecke: Ab 22 Metern Höhe für den Fußboden eines Aufenthaltsraumes spricht die Bauordnung des Landes Nordrhein-Westfalen von einem Hochhaus[4]. WTC 7 fiel also über eine Stecke frei, die der Höhe eines ganzen Hochhauses entspricht.

Das National Institute for Standards and Technology (NIST), die amerikanische Regierungsbehörde, die den Gebäudeeinsturz untersuchte, legte 2008 dazu einen Bericht auf der Basis von Computersimulationen vor. Aufgrund der Simulationen behauptet das NIST, der Einsturz sei ursächlich auf kleinere Brände zurückzuführen, die in verschiednen Stockwerken in dem Gebäude herrschten. Die Ergebnisse der Simulationen sind allerdings aus verschiednen Gründen, die ich hier der Kürze halber nicht alle aufführe, falsch (siehe dazu[2]). Zum Beispiel erklärt der Bericht überhaupt nicht die beobachtete Bewegung des Gebäudes, warum also das Gebäude frei fiel. Bezeichnenderweise kommt zu den falschen Ergebnissen noch etwas hinzu: Die Eingangsdaten der Computersimulationen sind in wesentlichen Teilen aus »Sicherheitsgründen« unveröffentlicht[3].

Es ist also offenkundig, daß die Ergebnisse des NIST-Berichts unwissenschaftlich sind.

Diese Feststellung – das sei ausdrücklich betont – ist keine »Meinung«, sondern eine Tatsache, denn Behauptungen, die sich auf geheim gehaltene Beweise stützen, sind unwissenschaftlich. Da hilft es leider nichts, sich doch so sehr das Gegenteil zu wünschen. Man stelle sich etwa vergleichsweise vor, ich würde behaupten, ich hätte die Weltformel gefunden, würde aber die Details aus Sicherheitsgründen geheim halten …

Eine mögliche wissenschaftliche Erklärung für den Einsturz von WTC 7 ist hingegen die absichtliche Zerstörung des Gebäudes, denn die Kinematik des Einsturzes ist – wie oben angedeutet – ununterscheidbar von einer absichtlich durchgeführten Sprengung (siehe dazu auch [1]). Diese mögliche Erklärung ist nicht nur irgendeine mögliche Erklärung, sondern es ist die einzige wissenschaftliche Erklärung für den Einsturz von WTC 7, die es überhaupt gibt.

Umso bemerkenswerter ist es, daß es selbst 10 Jahre nach der Nicht-Veröffentlichung des NIST immer noch Personen der Öffentlichkeit gibt, die sich auf den NIST-Bericht beziehen, wenn sie begründen wollen, warum das Gebäude einstürzte[5, 6, 7]. Es scheint in den Köpfen dieser Menschen eine große Hürde darin zu bestehen, auszusprechen, daß – um es nochmal zu betonen – die einzige bekannte wissenschaftliche Erklärung des Einsturzes von WTC 7 die absichtliche Zerstörung des Gebäudes ist.

Diese Hürde liegt wahrscheinlich nicht in mangelnden kognitiven Fähigkeiten dieser Personen, sondern in der Angst vor der sich offenbarenden Wirklichkeit. Die Leugnung der naturwissenschaftlichen Erkenntnisse über den 11. September 2001 ist eine emotionale Schutzreaktion.

Die Tatsache, daß dramatische Verbrechen wie die Terroranschläge dieses Tages nicht aufgeklärt und stattdessen Angriffskriege geführt werden, entblößt eine unentschuldbare Heuchelei in unserem gesellschaftlichen Diskurs, in dem zwar gerne darüber sinniert wird, daß kleine Stellschrauben unserer Demokratie hier und da sicherlich verbessert werden mögen, daß aber im Großen und Ganzen das System doch funktioniere. All die »kritischen Intellektuellen«, vor denen die Republik nur so strotzt, sind einer, ins Grotestke gehenden, Lächerlichkeit und einer unkritischen, anti-intellektuellen Grundeinstellug überführt.

Wir haben in der Schule alle gelernt, nicht wie die Generation unserer Großeltern wegzuschauen, wenn Unrecht zu Recht wird. Wir haben verinnerlicht, daß die Würde des Menschen unantastbar ist. Und doch haben wir völlig versagt, denn über einer Millionen Toten [8] und Abermillionen von sozial und ökonomisch zerstörten Existenzen in Afghanistan und im Irak haben wir diese Würde genommen. Die Grausamkeit des Krieges, den wir durch unsere Institutionen ausführen lassen, wird als um so schlimmer erkannt, wenn wir eingestehen müssen, daß sich die »guten Gründe«, um die Grausamkeit zu rechtfertigen, als frei erfunden entpuppen.

Leugnung und Verdrängung sind nun Reaktionen, die auftreten, wenn etwa eine große emotionale Identifikation mit staatlichen Institutionen oder dem politischen System vorliegt oder wenn irgendeine Form von Glaube, Hoffnung und Zuversicht den Blick auf die Epoche des vom Faschismus befreiten Europas verklärt. Das Eingeständnis der Tyrannei würde die Zerstörung des bestehenden Weltbildes bedeuten.

Das Familienmitglied, das erkennt wie ein Elternteil die Kinder oder es selbst mißhandelt und sich einredet, daß die Schläge – aus welchen guten Gründen auch immer – nicht so schlimm seien, zeigt eine ähnliche Art der Verdrängung: Der Mächtige, der Gewalt ausübt, wird in Schutz genommen, weil die grausame Wahrheit der Tyrannei den seelischen Zusammenbruch zur Folge hätte: Der, den ich liebe, mißhandelt mich und andere – und er tut das tatsächlich ohne guten Grund!

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Ansgar Schneider ist Physiker und Mathematiker. Sein Buch »Stigmatisierung statt Aufklärung«, beleuchtet das mediale Nicht-Berichten über den 11. September und gibt einen Überblick über die wichtigsten wissenschaftlichen Ergebnisse zum Einsturz der drei Wolkenkratzer des World Trade Centers.

Quellen

[0] Die Effekte der Luftreibung werden erst bei größeren Geschwindigkeiten deutlich und bleiben hier als gute Näherung unberücksichtigt.

[1] Ansgar Schneider: Stigmatisierung statt Aufklärung, Peace Press, (2018), Seite 39 ff., http://www.peace-press.org/#schneider

[2] ebenda, Seite 49 ff.

[3] ebenda, Seite 63

[4] Landesbauordnung NRW, §2 (3). Siehe etwa: https://recht.nrw.de/lmi/owa/br_bes_detail?sg=0&menu=1&bes_id=4883&anw_nr=2&aufgehoben=N&det_id=396977

[5] Etwa der gegenwärtig vielzitierte Tübinger Amerikanist Michael Butter: »Das Feuer in den Zwillingstürmen hatte allerdings auf ihn [WTC 7] übergegriffen und so, dies die offizielle Erklärung, den Einsturz letztendlich verursacht.« Siehe Seite 91 in seinem jüngst erschienenen Buch ›Nichts ist, wie es scheint‹, Suhrkamp, (2018)

[6] Etwa der Journalist Erik Peter, der im November 2017 in einem Zeitungsartikel für die TAZ eine unverständliche, aber suggestive Kurzversion des NIST-Berichtes als Tatsache behauptete: »Sieben Stunden nachdem am 11. September 2001 die Zwillingstürme des World Trade Centers zusammengefallen waren, stürzte auch der Turm des 47-stöckigen World Trade Centers 7 ein – er war von Trümmerteilen getroffen worden, Feuer hatten die Stahlträger ausgedehnt.«  Siehe: http://www.taz.de/!5461114/

[7] Etwa der Journalist Sven Felix Kellerhoff, der sich im September 2018 in der Diskussion mit seinen Lesern über einen seiner Artikel in der Welt mit einem Verweis auf den NIST-Bericht die Aussage »Der Einsturz von WTC 7 ist vollständig erforscht« tätigte. Siehe dazu den Kommentarbereich von: https://www.welt.de/geschichte/article181490856/Anschlag-auf-World-Trade-Center-Die-grotesken-Verschwoerungstheorien-zu-9-11.html

[8] International Physicians for the Prevention of Nuclear War: »This investigation comes to the conclusion that the war has, directly or indirectly, killed around 1 million people in Iraq, 220,000 in Afghanistan and 80,000 in Pakistan, i. e. a total of around 1.3 million.«, S. 15 in Body Count of the “War on Terror“, (2015). Siehe: https://www.ippnw.de/commonFiles/pdfs/Frieden/Body_Count_first_international_edition_2015_final.pdf

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