Tagesdosis 20.4.2020 – Offener Brief an die deutsche Ärzteschaft (Podcast)

Ein Offener Brief von Ernst Wolff.

Sehr geehrte Ärztinnen und Ärzte!

Ihr Arbeitsbereich ist in den vergangenen drei Monaten auf Grund der Covid-19-Pandemie in nie dagewesener Weise in den Mittelpunkt des öffentlichen Interesses gerückt. Die Maßnahmen, die zur Eindämmung der Pandemie getroffen wurden, beeinflussen momentan unser aller Leben und werden langfristig nicht absehbare Auswirkungen haben.

Diese Maßnahmen sind nicht von Ihnen getroffen worden, sondern von Politikern der Bundesregierung und der Landesregierungen, die ihre Entscheidungen damit begründen, es gehe ihnen um die Gesundheit der Bevölkerung. 

Dieses Argument dürfte Sie alle hellhörig gemacht haben, denn schließlich kommt es aus dem Mund genau jener Politiker, die in den vergangenen Jahren alles daran gesetzt haben, die Ausgaben für den Gesundheitssektor zu senken, die Ihnen und dem übrigen medizinischen Personal immer schwierigere Arbeitsbedingungen zugemutet und für eine drastische Verschlechterung der Zustände im Gesundheitswesen gesorgt haben – und das nicht nur im Inland, sondern im Rahmen der Eurokrise in noch wesentlich schärferer Form im europäischen Ausland.

Auch die Auswahl der Organisationen und Wissenschaftler, die die Politik derzeit beraten und ihre Entscheidungen maßgeblich beeinflussen, dürfte Sie stutzig gemacht haben. Schließlich handelt es sich weitgehend um dieselben Personen und Organisationen, die die Bevölkerung bei vergangenen Pandemien mit ihren Prognosen verunsichert und Regierungen dazu veranlasst haben, mit öffentlichen Geldern Vorräte an Impfstoffen zu kaufen, die später aus Mangel an Bedarf vernichtet werden mussten.

Da Ihnen all das zu Beginn der aktuellen Pandemie bekannt war, dürfte ihr Vertrauen in die bestehende Allianz aus Politik und Wissenschaft nicht allzu groß gewesen sein. Trotzdem waren Sie auf Grund der Rechtslage gezwungen, sich an die Vorgaben der Politik zu halten und Ihren Beruf unter Bedingungen auszuüben, die über alles, was jemals im Rahmen von Pandemien verfügt und unternommen worden ist, hinausgehen. 

In den vergangenen Tagen hat sich die Situation nun von Grund auf verändert. Die Zahl der Neuinfektionen geht zurück. Die von den Wissenschaftlern vorausgesagte Überlastung der Krankenhäuser ist nicht eingetreten, im Gegenteil: In den meisten Kliniken herrscht ein eher normaler Betrieb und viele der für Covid-19-Patienten freigehaltenen Intensivplätze werden nicht genutzt. 

Dafür aber haben sich andere, neue Probleme ergeben: Die Äußerungen der verantwortlichen Politiker und Wissenschaftler haben die Öffentlichkeit in den vergangenen zwei Monaten derart verunsichert und zusammen mit der medialen Berichterstattung dafür gesorgt, dass eine Vielzahl von Menschen sich in einem Ausnahmezustand befindet. 

So berichten zahlreiche Ihrer Kolleginnen und Kollegen von Patienten mit Angstzuständen und Panikattacken, mit Depressionen und Suizidgedanken, aber auch von Patienten, die es auf Grund ihrer Angst vor Ansteckung vermeiden, selbst bei schweren gesundheitlichen Problemen wie Herzinfarkten oder Schlaganfällen einen Arzt oder ein Krankenhaus aufzusuchen. 

Hinzu kommen Menschen, die wegen des Shutdowns um ihren Arbeitsplatz oder gar ihre Existenz fürchten müssen, sowie alte Menschen, die auf Grund des Besuchsverbotes in Altenheimen nicht etwa an einer Infektion, sondern an mangelnden sozialen Kontakten und fehlender menschlicher Zuwendung zu sterben drohen. Ebenso wie Menschen, die allein leben und auf Grund des Kontaktverbotes vereinsamen. Und nicht zuletzt gibt es eine Welle von häuslicher Gewalt, von der insbesondere Frauen und Kinder aus sozial schwachen Familien in beengten Wohnverhältnissen betroffen sind. 

All das sind keine Folgen der Pandemie, sondern Ergebnis der von den maßgeblichen Politikern und Wissenschaftlern getroffenen Entscheidungen, die sogar so weit gehen, die Teilnehmerzahl von Beerdigungen zu begrenzen oder Angehörigen das Aufsuchen von Sterbenden zu untersagen. Die darüber hinaus das Denunziantentum fördern, da immer mehr Fälle auftreten, in denen einzelne Bürger andere wegen deren Missachtung selbst der unsinnigsten zurzeit geltenden Regeln anzeigen.

Wäre es angesichts dieser Entwicklung nicht an der Zeit, dass sich Ihr Berufsstand in seiner Gesamtheit einmal dazu äußert, dass hier medizinische Gründe vorgeschoben werden, um Maßnahmen durchzusetzen, die nicht nur der physischen, sondern auch der psychischen Gesundheit der Menschen schaden, die darüber hinaus Leben gefährden und die den sozialen Zusammenhalt der Gesellschaft zerstören?

Müssten Sie angesichts Ihres bei Berufsantritt gegebenen Versprechens, die Menschen vor „Schaden und willkürlichem Unrecht zu schützen“, in diesen Tagen nicht aufstehen und der Bevölkerung, die ja die medizinischen Zusammenhänge nicht versteht, klarmachen, dass hier Maßnahmen angeordnet werden, die Sie aus Ihrer beruflichen Sicht nicht verantworten können? 

Wäre es nicht angebracht, dass Sie sich als Berufsgruppe von Wissenschaftlern wie denen des Robert-Koch-Institutes distanzieren, die noch vor genau einem Monat behauptet haben, wir müssten statt der nun erwarteten 4.000 – 5.000 Toten in unserem Land mit 300.000 bis 1,5 Millionen Toten rechnen?

Sie können sicher sein, dass schon wenige klärende Worte Ihrerseits helfen würden, die vorherrschende Angst im Land zu lindern, Leben zu retten und denen, die diese Pandemie zur Förderung der eigenen Interessen missbrauchen, die Zustimmung weiter Teile der Bevölkerung zu entziehen.

Mit freundlichen Grüßen

Ernst Wolff

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Danke an den Autor für das Recht zur Veröffentlichung des Beitrags.

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Bildhinweis: Blue Planet Studio / shutterstock

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