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Syriens Giftgas oder korrumpierte UN? | Von Jochen Mitschka

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Ein Standpunkt von Jochen Mitschka.

Nachdem immer noch Sanktionen Syrien quälen, und selbst nach dem Erdbeben erst nach Tagen zeitlich befristet erleichtert wurden, sollte man noch einmal in das Giftgasnarrativ schauen, welches nicht nur das Rückgrat für Sanktionen und Bombardierungen gegen die Regierung des Landes darstellt, den USA als Begründung für die Besetzung von Ostsyrien und Plündern der Öl-Vorkommen dient, sondern jetzt auch gegen Seymore Hersh (1) verwendet wird, der es, ebenso wie Prof. Postol in einem konkreten Fall als Fake entlarvt hatte. Weil Hersh gerade Furore mit seinem Artikel über die Anschläge gegen Nordstream macht, die seinen Recherchen zufolge durch die USA und Norwegen organisiert worden waren. Auch wenn ich schon 2019 in einem Essay mit Tim Anderson die Giftgaserzählung als Anhaltspunkt genommen hatte, wie man typischerweise Kriegslügen entlarven kann, will ich mich diesmal auf einen Artikel von Aaron Maté in Grayzone (2) stützen. Nachdem die BBC schon 2021 zugab, FakeNews wegen Giftgas in Douma verbreitet zu haben (3) wird hier nicht nur das Lügengebilde „Giftgas“ aufgezeigt, sondern auch das Maß an Beeinflussung, welche UN-Gremien durch gewisse Großmächte erleiden, und die Legitimität der ganzen Organisation gefährden.

OPCW und Giftgas in Douma

Zunächst erklärt der Autor, worum es bei diesem Vorfall geht:

„Im jüngsten Kapitel eines internationalen Vertuschungsskandals hat die Organisation für das Verbot chemischer Waffen (OPCW) Syrien direkt beschuldigt, einen tödlichen chemischen Angriff in der Stadt Douma verübt zu haben. In einem neuen Bericht des Ermittlungs- und Identifizierungsteams (IIT) der Organisation für das Verbot chemischer Waffen wird behauptet, dass syrische Streitkräfte am 7. April 2018 zwei Chlorgasflaschen abgeworfen und 43 Zivilisten getötet haben.“

Der erste Bericht der OPCW, der im Juni 2018 von einer separaten Untersuchungsmission (Fact-Finding Mission, FFM) fertiggestellt wurde, habe Zweifel daran aufkommen lassen, dass in Douma überhaupt ein chemischer Angriff stattgefunden hat. Er habe auch die Möglichkeit offen gelassen, dass der Vorfall inszeniert war, vermutlich von Aufständischen, die das Gebiet zu der Zeit kontrollierten.

Durchgesickerte Dokumente enthüllen, so der Artikel weiter, dass dieser ursprüngliche Bericht dann manipuliert und zusammen mit anderem kritischen Material vor der Öffentlichkeit verborgen wurde. Im darauffolgenden Monat habe eine Delegation von US-Beamten das FFM-Team zu der Schlussfolgerung gedrängt, dass in Douma Chlorgas als Waffe eingesetzt wurde und dass die syrische Regierung dafür verantwortlich sei. In einem Folgebericht, der im März 2019 veröffentlicht wurde, seien dann die wichtigsten Ergebnisse des ursprünglichen Berichts ausgelassen, und die von den USA angeführte Darstellung eines Chlorangriffs bestätigt worden.

Die ursprünglich die Untersuchung führenden Inspektoren hatten sich dann aber zuletzt auch öffentlich gegen die Schlussfolgerungen gewehrt. Die USA, Großbritannien und Frankreich jedoch erklärten, der IIT-Bericht "widerlege die russische Behauptung", Aufständische hätten den Einsatz von Giftgas in Douma vorgetäuscht, um die syrische Regierung zu belasten. Sie lobten auch die "unabhängige, unvoreingenommene und fachkundige Arbeit der OPCW-Mitarbeiter".

Der IIT-Bericht gehe jedoch nicht auf die Bedenken der in ihrer Meinung abweichenden OPCW-Mitarbeiter ein, die den Vorfall in Douma ursprünglich untersucht hatten. Er löst auch nicht die festgestellten Unterdrückungen, Ungereimtheiten und Fehler in Schlüsselbereichen der Untersuchung, einschließlich Toxikologie, chemische Analyse, Ballistik und Zeugenaussagen auf. Stattdessen habe die OPCW, nachdem sie die ursprünglichen Ergebnisse begraben und Forderungen nach Rechenschaftspflicht abgewürgt hat, die Täuschung über den Vorfall in Douma noch verstärkt.

Die Details der Fälschung – Der magische Marker

Der erste Teil der Überprüfung des Douma-Berichts des IIT durch die Grayzone konzentriert sich auf den zentralen Untersuchungspfeiler der chemischen Analyse, die in den Schlussfolgerungen des IIT eine wichtige Rolle spielt. Das IIT habe behauptet, erklärt Maté, dass die Schlussfolgerung der Fact Finding Mission (FFM) von 2019 - die von den abweichenden Inspektoren in Frage gestellt wurde - bestätigt hätten, dass in Douma "wahrscheinlich" Chlorgas eingesetzt wurde und dass es keine Beweise für eine chemische Inszenierung gibt.

In Douma wurde die erste Gasflasche in einem Wohnhaus mit der Bezeichnung "Standort 2" gefunden, wo 43 Leichen gefilmt wurden. Bilder findet man im Originalartikel. Die Leichen lagen in den Etagen unter einer Gasflasche verstreut, die in einem Krater auf dem Dach stand. Es wird behauptet, dass die Gasflasche den Krater verursacht habe und dann über dem Loch stehen blieb, während sie ihre Chlorgasladung in die darunter liegenden Räume entleerte. Eine zweite Gasflasche wurde auf einem Bett in einem anderen Wohnhaus mit der Bezeichnung "Standort 4" gefunden, wo keine Todesopfer zu beklagen waren.

Um zu behaupten, dass das Chlorgas mit Sicherheit am Standort 2 einschlug, habe sich das IIT auf den Fund einer so genannten "Marker"-Chemikalie, Tetrachlorphenol (TeCP), in einer einzigen Probe von Betontrümmern gestützt. Das Vorhandensein von TeCP in dieser Probe, so das IIT, "deutet speziell auf die Einwirkung von Chlorgas hin".

Um diese Behauptung aufzustellen, verstößt das IIT jedoch gegen die eigenen Beweisprotokolle der OPCW und führt ein Argument an, das seine eigenen Ergebnisse untergräbt. Maté erklärt dann, warum die Probe fragwürdig sei:

- Die vermeintlich belastende Betonprobe sei aus heiterem Himmel aufgetaucht. Das IIT habe behauptet, die Probe sei im Juli 2018 bei einem von der OPCW benannten Labor eingegangen und analysiert worden. Doch im Bericht der OPCW FFM vom März 2019 - der mehr als sieben Monate später veröffentlicht wurde - wird die Existenz dieser Probe mit keinem Wort erwähnt. Fast vier Jahre später sei daher die folgenreichste Probe der Douma-Untersuchung zum ersten Mal offengelegt worden.

- Die TeCP-haltige Probe sei nicht von OPCW-Inspektoren entnommen worden. Sie wurde stattdessen von einer nicht identifizierten dritten Partei gesammelt, was einen direkten Verstoß gegen die Sorgfaltskettenregeln der Organisation darstelle.

- Bei der dritten Partei, die die Probe entnommen hat, habe es sich aller Wahrscheinlichkeit nach um die Weißhelme gehandelt. Diese behaupten zwar, eine neutrale Rettungsorganisation zu sein, sollen aber alles andere als das sein. Die Weißhelme arbeiten eng mit regierungsfeindlichen Aufständischen in Syrien zusammen und werden von ausländischen Staaten finanziert, die im Stellvertreterkrieg in Syrien nach 2011 aktiv sind, darunter die Vereinigten Staaten und Großbritannien. Den Weißhelmen wird auch vorgeworfen, zum Zeitpunkt des mutmaßlichen Angriffs in Douma in einem nahe gelegenen Krankenhaus eine chemische Dekontaminationsaktion durchgeführt zu haben.

- Unter Verstoß gegen ihre eigenen Protokolle,  so Maté weiter, habe die OVCW dieser extern entnommenen Probe ungewisser Herkunft vollen Beweiswert zuerkannt. Im Gegensatz dazu wurde eine ähnliche Probe, die am selben Ort in Douma von den eigenen Inspektoren der Organisation entnommen wurde, unerklärlicherweise nicht berücksichtigt und nicht einmal analysiert.

- Die OPCW biete keine Erklärung für diese Verstöße gegen die Beweispflicht. Und selbst wenn man sie beiseite lasse, werde die Behauptung des IIT, die Probe zeige eine Chemiewaffe, durch die eigenen Erkenntnisse der OPCW widerlegt. Denn das IIT übersehe, dass TeCP auch in einer Probe von einem anderen Ort gefunden wurde, wo kein Chlorgas vorhanden gewesen sein soll!

"Konkrete" Beweise

Das IIT behaupte, dass seine Douma-Untersuchung "auf den Ergebnissen" der ursprünglichen Erkundungsmission (FFM) der OPCW basiere, die im März 2019 einen Abschlussbericht veröffentlichte. Dieser Bericht, führt der Artikel aus, kam zu dem seltsamen Schluss, dass es "vernünftige Gründe" für die Annahme gibt, dass in Douma eine chemische Waffe eingesetzt wurde, bei der es sich "wahrscheinlich" um Chlorgas handelte. Bei der chemischen Analyse stützte sich die FFM "hauptsächlich auf den Nachweis von Bornylchlorid und/oder Trichlorphenol" in Holzproben, nachdem sie andere Möglichkeiten wie Haushaltsbleichmittel ausgeschlossen hatte. Obwohl das FFM den mutmaßlichen Täter nicht benannte, deutete es stark auf die syrische Armee hin.

Aber diese Schlussfolgerungen des FFM seien von Dr. Brendan Whelan, einem erfahrenen OPCW-Inspektor und Mitglied des Douma-Teams, in einem durchgesickerten Brief an OPCW-Chef Fernando Arias im April 2019 in Frage gestellt worden. Whelan war der Hauptautor des ursprünglichen Berichts des Teams und leitete die wissenschaftliche Untersuchung, die zu diesem Bericht führte. In dem Schreiben habe Whelan "unbegründete und wissenschaftlich unverantwortliche" Ergebnisse kritisiert, und "die Art und Weise, wie die Fakten falsch dargestellt wurden" angemerkt.

Fast vier Jahre später habe das IIT in einer Art stillschweigendem Eingeständnis von Whelans Einwänden gegen die chemische Analyse dann die neue Argumentationslinie eingeführt.

In dem IIT-Bericht seien dann neue Argumente für einen Chlorgasangriff angeführt worden, die sich in erster Linie auf den Nachweis einer als "Marker" bezeichneten Chemikalie namens Tetrachlorphenol oder TeCP stützen. Dem IIT zufolge "weist das Vorhandensein von TeCP eindeutig darauf hin, dass Chlorgas das am Tatort vorhandene Chlorierungsmittel ist, und zwar in sehr hohen Konzentrationen". Das IIT habe außerdem behauptet, dass der Nachweis von TeCP dazu beiträgt, festzustellen, dass das Chlorgas aus den beiden in Douma gefundenen Gasflaschen stammte, und die Möglichkeit ausschließe, dass der Vorfall inszeniert war.

Dies, so Maté weiter, seien ganz andere Begründungen als die, welche im FFM-Bericht vom März 2019 enthalten waren. Einer der bekannten OPCW-Whistleblower habe das damals verwandte Argument als "haltlos und unwissenschaftlich" zurückgewiesen. Indem das IIT es nun stillschweigend in seinem jüngsten Bericht auslasse, stimme es offenbar zu.

Die Betonprobe

An Standort 2, dem Wohnhaus, in dem die 43 toten Opfer gefilmt wurden, sei die Schlüsselchemikalie TeCP in nur einer einzigen Probe nachgewiesen worden. Dem IIT zufolge stamme sie aus Betontrümmern, die am 8. April 2018 "in dem Raum unter dem Krater und dem Zylinder" gesammelt wurden.

Doch der Weg der Probe von der angeblichen Entnahme im April 2018 bis zum angeblichen "rauchenden Colt" im Januar 2023 weise mehrere Ungereimtheiten auf. Die Probe sei zunächst nicht in einer „vollständigen Liste“ aller Proben im Jahr 2019 enthalten gewesen.

Nach Angaben des IIT wurde die TeCP-Probe aber „am 24. Juli 2018 von einem von der OPCW benannten Labor empfangen und analysiert." Nehme man diesen Zeitplan für bare Münze, stelle sich die Frage, warum sie nicht in der „vollständigen Liste“ enthalten war? Diese Frage sei bis heute unbeantwortet geblieben.

Der vermeintliche "rauchende Colt" des IIT werde noch suspekter, wenn man berücksichtigt, wie er beschafft wurde. Die Probe habe nämlich nicht nur im Abschlussbericht der OPCW vom März 2019 gefehlt. Das IIT gebe an, dass die Probe am 8. April 2018 "von einem Dritten entnommen" wurde, Tage bevor die OPCW-Inspektoren überhaupt in Syrien eintrafen.

Das IIT habe behauptet, dass es in der Lage war, die Überwachungskette der Probe "zwischen dem Datum der Entnahme und dem Datum des ersten Empfangs" im Juli 2018 zu rekonstruieren. Wie aber schon früher berichtet worden sei, verstoße die Inanspruchnahme externer Akteure durch die OVCW zur Entnahme chemischer Proben in Syrien gegen ihre grundlegenden Regeln, die eine vollständige Kontrolle der Überwachungskette von Anfang bis Ende vorsehen.

Wenn eine Probe zu irgendeinem Zeitpunkt während eines Einsatzes nicht in der Obhut der OPCW war, werde sie laut OPCW-Richtlinien "nicht für Verifikationszwecke der OPCW akzeptiert". Wie ein Sprecher 2013 erklärt habe, würde sich die OPCW "niemals an der Untersuchung von Proben beteiligen, die nicht von unseren eigenen Inspektoren vor Ort entnommen wurden, da wir die Verwahrkette der Proben vom Feld bis zum Labor aufrechterhalten müssen, um ihre Integrität zu gewährleisten."

In Douma und bei anderen Untersuchungen der OPCW in Syrien, so Maté, sei diese grundlegende Politik stillschweigend über Bord geworfen worden. In einer öffentlichen Erklärung zum IIT-Bericht haben die Weißhelme behauptet, sie hätten in Douma "Proben gesammelt" "und sie der OPCW vorgelegt".

Man sollte hinzufügen, dass damit die OPCW ihre Neutralität aufgegeben hat, und Beweise einer Kriegspartei, ohne Gegenkontrolle, wie einen selbst ermittelten Beweis akzeptierte.

Die Weißhelme, so der Artikel, arbeiten in großem Umfang mit bewaffneten regierungsfeindlichen Aufständischen zusammen, was einen syrischen Al-Qaida-Führer veranlasste, ihre Mitglieder als "versteckte Soldaten" zu bezeichnen. Die Gruppe werde außerdem von denselben ausländischen Staaten finanziert, die die Aufständischen bewaffnet und Syrien wegen der Vorwürfe in Douma bombardiert haben, darunter auch die USA.

Was aber eine noch größere Frage aufwirft, folgt dann: Das Douma-Team der OPCW habe eine fast identische Probe von der gleichen Stelle am Standort 2 entnommen, analysierte sie aber nicht! Das IIT beschreibt die außerordentlich nützliche TeCP-Probe als aus Beton entnommen, der sich "in dem Raum unter dem Krater und dem Zylinder" befand. Aus dem Abschlussbericht der OPCW vom März 2019 gehe eindeutig hervor, dass die Inspektoren der Überwachungsbehörde auch Beton "in dem Raum unter dem Zylinder" entnommen haben. (Eintrag #28, S. 90).

Während die OPCW die Betonprobe, die sie in Douma entnommen hatte, NICHT analysiert habe, analysierte sie unerklärlicherweise die Probe, die von einer externen Quelle am selben Ort entnommen worden war. Und diese wurde dann zufällig zum „rauchenden Colt“.

„Die IIT-Autoren berichten, dass Chemikalien, die sie als ‚hochchlorierte Phenole‘, nämlich Trichlorphenol (TCP) und TeCP, bezeichnen, in Proben gefunden wurden, die in der Nähe des Zylinders gesammelt wurden, der auf dem Dach von Standort 2 gelandet war. Auf der Straße, drei Stockwerke tiefer, fanden sie verwandte Chemikalien, die sie als ‚niedrigchlorierte Phenole‘ MCP und DCP bezeichnen. TeCP oder TCP wurden nicht gefunden.

Das IIT argumentiert, dass diese ‚hochchlorierten Phenole‘, TeCP und TCP, nur gebildet werden können, wenn Proben, die ursprünglich eine Chemikalie namens Phenol enthielten, einer hohen Chlorgaskonzentration ausgesetzt wurden. ‚Die Herstellung von TCP und insbesondere von TeCP aus phenolischen Vorläufern erfordert die Anwesenheit einer hohen Chlorgaskonzentration‘, heißt es in dem Bericht.“

Nach der Argumentation des IIT bedeute dies, so der Autor, dass die Chlorgaskonzentration in der Straße vor dem Standort 2 sehr viel niedriger gewesen sein muss, da nur die "niedrig chlorierten Phenole", MCP und DCP, in Proben gefunden wurden, die von der Straße weit entfernt von der Flasche auf dem Dach entnommen wurden. Dies wiederum bedeute, dass die Gasfreisetzung auf dem Dach stattgefunden haben muss, wo die Gaskonzentration am höchsten gewesen wäre, wenn die dort gelagerte Flasche die Quelle gewesen wäre.

Das Ergebnis habe das IIT auch zu der Schlussfolgerung veranlasst, dass das in der Betonprobe des Dritten gefundene TeCP es erlaubt, "die Hypothese auszuschließen, dass der Vorfall mit Haushaltsbleichmitteln oder Pestiziden 'inszeniert' worden sein könnte". Das liege daran, dass ihrer Ansicht nach "zur Herstellung von TeCP ... die hohe Reaktivität von Chlorgas erforderlich ist". Mit anderen Worten: Bleichmittel sind nicht stark genug, um TeCP zu erzeugen, so dass Chlorgas die Ursache sei.

Das IIT schließe Pestizide als mögliche Quelle aus, indem es eine Hypothese in Betracht zieht, wonach das TeCP in der Probe durch den Kontakt mit einem Pestizid namens PCP entstanden sein könnte, das dem IIT zufolge normalerweise mit beträchtlichen Mengen an TeCP kontaminiert ist. Sie schließen diese Hypothese jedoch aus, weil "PCP in keiner Probe von Standort 2 nachgewiesen wurde", was ihrer Meinung nach "stark darauf hindeutet, dass das TeCP in situ" - d.h. dort, wo es an Standort 2 nachgewiesen wurde - "durch die Wirkung von Chlorgas entstanden ist".

Zusammenfassend lasse sich sagen, so Maté, dass die Ergebnisse des IIT in Bezug auf das TeCP in der Betonprobe an Standort 2 drei wesentliche chemische Fragen klären sollten: den Nachweis, dass Chlorgas verwendet wurde; den Ausschluss eines inszenierten Ereignisses mit Haushaltsbleichmitteln; und sogar den Nachweis, dass die gelbe Gasflasche auf dem Dach von Standort 2 die Quelle des Chlorgases war. TeCP, so scheint es, sei der wahre Beweis, der nötig ist, um einen chemischen Angriff in Douma als Tatsache zu belegen.

Die Behauptung des IIT, dass das Vorhandensein des TeCP "eindeutig auf Chlorgas hinweist ... und zwar in sehr hohen Konzentrationen" - ist wissenschaftlich nicht belegt. Darüber hinaus hat das IIT irgendwie übersehen, dass seine Behauptung, einen Beweis gefunden zu haben, ausdrücklich durch die eigenen Ergebnisse der OPCW widerlegt werde, erklärt der Autor:

„Die Autoren des Berichts haben auch die Tatsache übersehen, dass ihre neue belastende Chemikalie TeCP (Tetrachlorphenol) zusammen mit TCP (Trichlorphenol) - was sie als "die hochchlorierten Phenole" bezeichnen - auch in einer Douma-Probe gefunden wurde, die weit entfernt von jeder Gasflasche gesammelt wurde. Laut dem FFM-Bericht vom März 2019 wurden dieselben Chemikalien, Tetrachlorphenol (TeCP) und Trichlorphenol (TCP), in einem Tunnel tief unter dem Feldlazarett in Douma nachgewiesen, der von der OPCW als "Standort 1" bezeichnet wird. (Abschlussbericht, Anhang 5, Seite 49, Eintrag Nr. 26).“

Auch in der Tunnelprobe, so erklärt Maté, war kein PCP gefunden worden. Was ja als Beweis für einen Giftgasangriff gewertet wurde.

Wenn die Weißhelme nicht damit beschäftigt waren, im Auftrag der OPCW Proben zu sammeln, die das Spiel verändern, meint Maté, nutzten sie dasselbe Krankenhaus, um dramatische Szenen zu filmen, in denen sie Zivilisten, darunter auch Kinder, mit Wasser übergossen und behaupteten, sie würden Opfer eines chemischen Angriffs der syrischen Regierung behandeln. (4)

Es habe keine Berichte über einen Chlorangriff oder eine Chlorgasfreisetzung im Tunnel unter dem Krankenhaus gegeben, schon gar nicht in "hoher Konzentration". Deshalb sei die Schlussfolgerung der OPCW, die Substanz als Schlüsselbeweis anzuführen, absurd.

Beschwerden von Inspektoren

In einem Brief an den OPCW-Generaldirektor Arias vom April 2019 habe Dr. Brendan Whelan, wissenschaftlicher Koordinator des FFM-Teams und Hauptautor des ursprünglichen Berichts, auf mehrere Probleme hingewiesen, die im Lichte des jüngsten IIT-Berichts neue Bedeutung erlangen. Whelan habe sich dann in jeder Beziehung von den Schlussfolgerungen des geänderten Berichtes distanziert und drastische Worte der Kritik benutzt. Schließlich habe Whelan argumentiert, dass die Schlussfolgerungen der OPCW zu den Proben angesichts der Informationen, über die das Team verfügte, "unbegründet und wissenschaftlich unverantwortlich" seien.

Fazit

Dieses Format lässt nur zu, die wichtigsten Punkte aufzuzeigen. Darüber hinaus gibt es noch viele weitere. Wer nun meint, dass gestandene Wissenschaftler doch bei einer solchen Einflussnahme nicht mitmachen würden, sei darauf hingewiesen, wie die Einflussnahme auf das OPWC bereits vor dem Irakkrieg der USA (5) begonnen hatte. Das offensichtliche Unterminieren der Glaubwürdigkeit von UNO-Organisationen macht fast den Eindruck, als ob damit die „regelbasierte“ Welt als Alternative zur UNO durchgesetzt werden soll. Also Regeln eines Imperiums statt im Konsens der Länder vereinbarte Gesetze.

Quellen und weitere Hinweise: 1) In einem sehr interessanten Interview äußert sich Seymor Hersh zu Giftgas in Syrien. Das Video ist wirklich empfehlenswert: https://rumble.com/v1y9t9i-seymour-hersh-on-us-war-crimes-in-vietnam-the-my-lai-massacre-syria-war.html 2) https://thegrayzone.com/2023/02/03/opcw-smoking-gun-backfires/ 3) https://www.telepolis.de/features/Giftgas-in-Syrien-BBC-gesteht-Fake-News-ein-6185652.html?seite=all Im Februar 2019 behauptete Riam Dalati von der BBC, er könne "zweifelsfrei beweisen, dass die Szene im Krankenhaus von Douma inszeniert war." Er verstummte sofort nach seiner verblüffenden Behauptung und hat seinen Bericht nicht veröffentlicht. 4) https://twitter.com/Dalatrm/status/1095677403198906369 5) Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Jos%C3%A9_Maur%C3%ADcio_Bustani

Nachdem Bustani ab 1996 als Mitglied im Vorbereitungskomitee für die Gründung der Organisation für das Verbot chemischer Waffen in Den Haag tätig war, leitete er vom 13. Mai 1997 bis zum 25. Juli 2002 die neu gegründete Organisation für das Verbot chemischer Waffen. Nach Darstellung von Milton Cordova Junior erwies sich Bustani als integrer Leiter dieser Organisation. Auf Betreiben des Kabinetts George W. Bush bei der Suche nach einem Anlass für den Irakkrieg wurde er abgelöst.[1] Nach Aussage Bustanis flog John Bolton hierzu nach Den Haag, kam in sein Büro und sagte: „Cheney will dich loswerden. Du hast 24 Stunden, um die Organisation zu verlassen. Wenn du nicht der Entscheidung Washingtons folgst, haben wir Möglichkeiten, Vergeltung zu üben ... Wir wissen, wo deine Kinder wohnen.“ Seine zwei Söhne lebten damals in New York. (https://theintercept.com/2018/03/30/deconstructed-podcast-will-john-bolton-get-us-all-killed/)

Jochen Mitschka twittert zu aktuellen Themen unter https://twitter.com/jochen_mitschka +++

Dank an den Autor für das Recht zur Veröffentlichung des Beitrags.

+++ Bildquelle: shutterstock /Parilov


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