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Spekulationsobjekt Leben | Von Tom-Oliver Regenauer

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Während das KI-Kartell die größte Finanzblase der Geschichte kreiert, schafft die Oligarchie mit Social Impact Investitionen, Natural Asset Companies, Debt-for-Nature-Swaps und »Zahlungen für Ökosystemleistungen« neue Finanzinstrumente, die uns Menschen und den »vollen wirtschaftlichen Wert der Natur« zu handelbaren »Finanzströmen« machen.

Ein Standpunkt von Tom-Oliver Regenauer.

In einem von der Stanford Universität gelöschten Interview sagte Eric Schmidt, ehemaliger CEO von Google, im August 2024, dass wir »keine Ahnung hätten, was da auf uns zukommt«. Denn der Kapitalismus werde die Künstliche Intelligenz (KI) nicht überleben, so Schmidt. Und es zeichnet sich immer deutlicher ab, dass er damit Recht hatte. Denn die sozioökonomischen Strukturen bröckeln. Voran geht, wie so oft, Amerika. Im Oktober 2025 gab Amazonzweitgrößter Arbeitgeber der Vereinigten Staaten, bekannt, dass der Abbau von 30.000 Arbeitsplätzen anstehe. IBM will 12.000 Mitarbeiter entlassen. UPS 48.000 – 34.000 davon in der Logistik und 14.000 in der Verwaltung. Der Öl-Gigant ConocoPhillips wird weltweit bis zu 25 Prozent seiner Stellen abbauen. General Motors kürzt 3.000, Paramount 2.600, Target 1.800, Verizon 13.000, Lufthansa 4.000, Nestlé 16.000, Novo Nordisk 9.000, Intel 24.500 und Microsoft 9.000 Stellen. Et cetera.

Reuters meldet am 6. November 2025, dass die Anzahl von Entlassungen in den USA längst die Höchstmarken der letzten 20 Jahre übersteigt. CBS News verkündet am gleichen Tag, dass US-Arbeitgeber allein im Oktober 2025 stolze 1,1 Millionen Kündigungen aussprachen. Eine Steigerung von 65 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die offiziellen Zahlen des amerikanischen BLS (Bureau of Labour Statistics) vom 20. November zeigen, dass sich dieser Trend fortsetzen dürfte. Auch im von »Insolvenzbeben« heimgesuchten Deutschland steuert man nach Angaben der Tagesschau vom 13. Oktober 2025 auf einen unrühmlichen »Pleiterekord« zu. Gleiches gilt für das krisengeschüttelte Österreich, wo man laut den Wirtschaftsnachrichten derzeit »30 Insolvenzen pro Tag« zählt. Und im Rest der Welt sieht es nicht besser aus. Denn die sozioökonomischen Folgen der »vierten industriellen Revolution« kommen im Alltag an.

Das scheint auch der »Investment-Ikone« Warren Buffett aufgefallen zu sein. Dessen Unternehmen Berkshire Hathaway sitzt nach massiven Verkäufen großer Aktienpakete von unter anderem Apple und Bank of Amercia mittlerweile nämlich auf fast 400 Milliarden Cash – ein Rekordwert – womit Buffett gegen seine lebenslange Maxime verstößt, möglichst wenig liquide Mittel vorzuhalten. Dass er nun das Gegenteil tut, könnte implizieren, dass er Barreserven anlegt, um zuschlagen zu können, wenn sich Chancen auftun. »Wenn Blut auf den Straßen fließt«. So fragen Finanzanalysten dieser Tage nicht zu unrecht, ob

»es Zeit sei, in Panik zu verfallen«. 

Nur ein einziger Sektor – von der Rüstungsindustrie mal abgesehen – scheint derzeit von Aufbruchstimmung beflügelt: Die KI-Branche. So stellen vier Autoren des Internationalen Währungsfonds (IWF) in dessen Blog am 20. November 2025 in Aussicht, dass Europa von »der Dividende des KI-Wachstums« profitieren könne. Im gleichen Fahrwasser bewegt sich das Weiße Haus, das am 24. November 2025 die »Genesis Mission« lanciert, ein Programm, dass den USA globale Dominanz in Sachen KI sichern soll. Im besagten Edikt liest man unter anderem:

»Die Genesis-Mission entwickelt eine integrierte KI-Plattform, die die weltweit größte Sammlung wissenschaftlicher Datensätze des Bundes – entstanden durch jahrzehntelange Investitionen des Bundes – nutzt, um wissenschaftliche Grundlagenmodelle zu trainieren und KI-Systeme zu erstellen. Diese Systeme dienen dem Testen neuer Hypothesen, der Automatisierung von Forschungsabläufen und der Beschleunigung wissenschaftlicher Durchbrüche. Die Genesis-Mission bündelt die Forschungs- und Entwicklungsressourcen der USA – die Zusammenarbeit herausragender amerikanischer Wissenschaftler, darunter auch jener in unseren nationalen Laboratorien, mit wegweisenden amerikanischen Unternehmen, weltbekannten Universitäten sowie bestehender Forschungsinfrastruktur, Datenrepositorien, Produktionsanlagen und Einrichtungen der nationalen Sicherheit –, um die Entwicklung und Anwendung von KI deutlich zu beschleunigen.«

Klingt irgendwie nach Fortschritt und Wachstum. Doch der Schein trügt. Denn bei genauerer Betrachtung basiert der Boom der Branche vor allem auf einem »Money-Loop«, also darauf, dass sich die betreffenden Konzerne gegenseitig Milliardenbeträge zuschanzen. Milliarden, deren Herkunft ebenso schleierhaft bleibt wie deren Verwendung. Mit Nachfrage, Wertschöpfung, Produktionskapazitäten oder organischem Wachstum hat der Erfolg dieser Industrie nämlich nichts zu tun. Eine Analyse von Bloomberg, die am 8. Oktober 2025 veröffentlicht wurde, zeigt, wie das Netzwerk hinter dem trügerischen Boom agiert.

OpenAI kauft GPUs (Graphics Processing Units) von Nvidia. Nvidia investiert im Gegenzug Milliarden in OpenAI. Oracle vermietet Nvidia Chips an OpenAI, während OpenAI sechs Gigawatt an AMD-Chips nutzt und im Gegenzug 160 Millionen Aktienoptionen von AMD erhält. Zwischendurch manipuliert Larry Ellison mal wieder kurz den Preis der Oracle-Aktien und sorgt für einen 40-prozentigen Preisanstieg, um Elon Musk für einen kurzen Moment als »reichster Mann der Welt« zu überholen. So finanziert jeder jeden. Bis alles wieder in sich zusammenbricht – wie die Oracle-Aktie – weil mittlerweile den meisten Marktteilnehmern klar ist, dass es sich beim KI-Boom um eine riesige Blase handelt. 17 Mal größer als die Dot-Com-Bubble.

Im ersten Halbjahr 2025 machte diese Blase 50 Prozent des Bruttoinlandsprodukts der Vereinigten Staaten aus. Knapp 400 Milliarden US-Dollar wurden 2025 allein in neue Data Center investiert. Ohne diese Investitionen wäre die US-Wirtschaft im ersten Halbjahr um gerade einmal 0,1 Prozent gewachsen. Wenn überhaupt.

Vielleicht geht es der KI-Branche aber auch gar nicht um Gewinne, organisches Wachstum und einen kompetitiven Markt. Nachdem mittlerweile weithin bekannt sein sollte, dass das Silicon Valley von Pentagon und DARPA finanziert wurde – Google, Facebook und Oracle von der CIA, unter anderem, um uns mit Google Maps auszuspionieren – und die »PayPal Mafia« gemäß The Economist Ende 2024 »Amerikas Regierung übernommen« hat, ist naheliegend, dass auch die von den PayPal-Mafiosi dominierte KI-Branche anderen Zwecken dient als angenommen. Immerhin berichtete The Intercept bereits am 14. April 2016, dass US-Geheimdienste in 38 Unternehmen investierten, die unsere Daten auf Social-Media-Plattformen sammeln. Und genau darum geht es bei KI – den größten Datenklau der Geschichte.

So basiert natürlich auch Mission Genesis auf den durch digitale Raubzüge entstandenen Datenpools von Google, Microsoft, Oracle, OpenAI, Palantir und xAI – Datenpools, die von Elon Musks DOGE per KI und auf verfassungswidrige bis kriminelle Weise mit den Daten von US-Bundesbehörden kombiniert wurden. Denn genau das war die Kernaufgabe von DOGE. Warum sonst hätte man diese Abteilung still und heimlich und ganze acht Monate vor Ablauf ihres Mandats am 24. November auflösen sollen – obwohl sie keines ihrer offiziellen Ziele erreicht hat?

Weil die von DOGE konsolidierten Daten nötig sind, um die KI auf das zu trainieren, was längst begonnen hat. Larry Fink, CEO von BlackRock, erklärte bei CNBC am 14. Oktober 2025 nicht umsonst, dass »die Tokenisierung aller Vermögenswerte« bereits läuft. Laut McKinsey steht »Tokenisierung« für die Umwandlung eines realen Vermögenswertes in ein digitales Äquivalent. Wer jedoch davon ausgeht, bei diesen realen Vermögenswerten handele es sich um Edelmetalle, Immobilien, Maschinen, Unternehmensbeteiligungen oder andere Sachanlagen, irrt.

Denn das Finanzsystem rekalibriert sich. Weil es längst bankrott ist und der unkontrollierte Kollaps nur durch die Entwicklung neuer Vermögenswerte abzufangen ist. Einer dieser neuen Vermögenswerte ist digitales Geld. Stablecoins und Kryptowährungen, die aus dem Nichts zu schaffen sind und marode Staatshaushalte aufpolieren sollen – ein anderer ist der Homo sapiens selbst, der künftig über einen Token, nämlich die digitale Identität (eID), auf der Blockchain, dem digitalen Buchhaltungssystem, abgebildet und bewertet werden kann. 

Ein Schaubild der Weltbank visualisiert unter dem Label »Inklusive Digitale Finanzdienstleistungen«, welche Fortschritte diesbezüglich bereits erzielt wurden – und dass laut regionaler Daten noch immer 1,3 Milliarden Menschen auf dieser Welt kein Bankkonto haben. Eine Lücke, die die Weltbank zeitnah zu schließen gedenkt, indem sie Banking mittels eID, Smartphone und globaler Satellitennetzwerke vorantreibt. Ist jedem Menschen eine solche eID, auch Single Sign-on (SSO) genannt, zugeordnet, ist die korrespondierende Nummer nichts anderes als das digitale Äquivalent eines Vermögenswertes. Denn von jedem Menschen wird arbeitnehmerische Produktivität erwartet, die zu Einnahmen, Ausgaben, Umsätzen, Krediten, Zins- und Steuerzahlungen führt. Zu finanziell messbaren und prognostizierbaren Größen, die zu Spekulation und Handel genutzt werden können – genau bei Aktien. 

Wer das für Zukunftsmusik hält, sollte sich dringend mit dem Thema »EdTech« (Education Technology) – zu Deutsch: »Ausbildungstechnologie« – befassen. Denn was Schulkindern heute auf PCs und Tablets als Lern-Software angeboten wird, ist nicht weniger Datenkrake und Social-Engineering-Werkzeug als jede Social-Media-Plattform. Ein empfehlenswerter Vortrag von Prof. Dr. Dr. Manfred Spitzer aus dem Jahr 2019 – Titel: »Von der digitalen Demenz zur Smartphone-Pandemie« – machte schon damals deutlich, dass die Nutzung von Smartphones und Tablets speziell dem Gehirn von Kindern massiven Schaden zufügt. Doch all die Warnungen verhallten ungehört. Lernen am Bildschirm unter Verwendung gleichgeschalteter UNESCO-Lehrpläne ist heute die Norm. Und das Smartphone leider auch.

Qualifiziert sich der von Big Tech und überstaatlicher Indoktrination kognitiv korrumpierte Nachwuchs dennoch für ein Studium, bieten Plattformen wie Future Learn digitale Kurse (eLearning) renommierter Universitäten für 25 US-Dollar monatlich an – zeitweise ein echter Hype, vor allem in den ärmeren Regionen Südamerikas – und suggerieren mit wohlklingenden Namen wie Cambridge University oder Harvard, dass einsames Lernen am Bildschirm Bildung vermittelt, mit der Karriere zu machen ist. Doch wieder trügt der Schein. Denn diverse Studien, ob bei SpringerFrontiersNIH/PubMed Central oder der Open University UK, belegen, dass zwischen 70 und 87 Prozent der Online-Studenten nach kurzer Zeit hinschmeißen. Wenigstens das scheint sich herumgesprochen zu haben. Am 16. April 2025 berichtete das Forbes Magazine nämlich, dass sich immer weniger Studenten für Online-Kurse registrieren.

Der digital-finanzielle Komplex ist allerdings schon weiter. Wie Donald Trumps Executive Order 14191 vom 29. Januar 2025 und Executive Order 14277 vom 23. April 2025 belegen, ist die »Weiterentwicklung von KI-gestützter Bildung für die amerikanische Jugend« Kernelement des künftigen Bildungssystems. In diesem Lichte betrachtet sind auch Trumps Bemühungen, das Bildungsministerium abzuschaffen, nur folgerichtig. Denn sie erscheinen dezentralisierend – während die nationalstaatliche Zentralisierung von Bildung einfach durch die digital-finanzielle, supranationale Zentralisierung von Bildung abgelöst wird. Der Investigativjournalist John Klyczek schreibt dazu am 13. Februar 2025 bei Unlimited Hangout: 

»Mit Trumps Sieg (...) ist der Weg frei für die in Project 2025 vorgeschlagene Ausweitung der Privatisierung des Schulwesens (...), die Autorisierung von Bildungsagenturen (ESAs) zur Verteilung von ESEA-Mitteln und die Subventionierung von Stipendienorganisationen (SGOs) mit Steuergutschriften des Bundes (...). Trump hat diese Chance genutzt (...), indem er einen Runden Tisch zur Nationalen Schulwahlwoche einberief. Dort empfing er republikanische Gouverneure (...) und erklärte ihnen, wie sie die durch seine neue Verordnung angekündigten Schulwahlzuschüsse optimal nutzen können.«

Indem Zuständigkeiten des aufgelösten Bildungsministeriums an das von Robert F. Kennedy geleitete HHS (Department of Health and Human Services) und andere Institutionen im Gesundheitswesen verteilt werden, rückt man das Thema Bildung in die Nähe von »Mental Health« – mentaler Gesundheit. Um diese sicherzustellen und Lernerfolge messen zu können, sollen permanent Daten erhoben werden. Meint, Schulkinder werden überwacht. Durchgehend. Notenspiegel, Leistungsfähigkeit, Aufmerksamkeitsspanne, Stressresistenz, Wohlverhalten, Rhetorik, soziale Interaktion. Alles. Über die gesammelten Daten lassen sich psychologische Profile erstellen. Und Prognosen, wie ein Kind sich in der Schule entwickeln, beziehungsweise welchen Karriereweg es einschlagen wird. Basierend auf diesen Prognosen sollen Kinder gezielt gefördert und Schulabgängern StipendienZuschüsse und Steuervergünstigungen zuteil werden. Oder eben nicht. 

Solche Vorschläge wurden bereits im von konservativen Kreisen veröffentlichten »Project 2025« gemacht – und fanden Niederschlag im »Family Friendly Schools Act«, der am 6. November 2019 von Kamala Harris vorgestellt wurde. Doch was zunächst nach maßgeschneiderter Bildung und individueller Förderung klingen mag, entpuppt sich rasch als trojanisches Pferd. Denn das zu einer Einheit verschmelzende Quartett aus Bildung, Gesundheitswesen, KI-Kartell und Finanzbranche legt mit diesen Entwicklungen nicht den Grundstein für eine bessere Bildung nachwachsender Generationen, sondern das Fundament für »Social Impact Investing« – für Investitionen mit sozialer Wirkung. Einen finanziellen Eckpfeiler der »digitalen öffentlichen Infrastruktur für digitale Regierungen«, wie sie die OECD bereits in ihrem gleichnamigen Papier vom 12. Dezember 2024 beschrieb.

»Social Finance« und »Social Impact Investitionen« bedeuten, der (mittels eID) tokenisierte Mensch wird zur Anlageklasse. Zum Vermögenswert. Ein Spekulationsobjekt. Denn künftig dienen Bildungs- und Karrierewege als handelbarer Wert. Investoren können dabei auf positive Entwicklungen wetten – oder auf das Gegenteil. Auf Überflieger und Versager. Kinder als Call und Put Optionen. Wie bei einer Aktie. Im Zentrum stehen dabei finanzielle Konstrukte wie der Educational Savings Account (ESA) – ein spezielles Konto, über das in den USA Bildungskosten und -zuschüsse abgewickelt werden. John Klyczek erklärt diesbezüglich:

»Auf Grundlage dieser Bestimmungen könnten solche ESA-Stipendien nicht nur zur Subventionierung von Privatschulen, sondern auch von Big Tech Konzernen verwendet werden – und zwar durch den Kauf von EdTech-Produkten. Diese Produkte sind integraler Bestandteil des allgegenwärtigen Data-Mining und der omnipräsenten KI, die für die Entwicklung der Sozialkreditökonomie der vierten industriellen Revolution unerlässlich sind.«

So könnten Gelder aus den ESA-Konten genutzt werden, um Lehrmittel für »adaptives Lernen« zu finanzieren. Beispiel: Knewton, ein von Peter Thiel finanziertes Unternehmen für KI-Unterricht. Brightspace LeaP oder Dreambox schlagen in die gleiche Kerbe. All diesen Anwendungen gemeinsam: Sie speichern die Nutzungsdaten der Schüler, deren Stimme und das mit der Kamera aufgenommene Bildmaterial und kartographieren die kognitive Verhaltenspsychometrie. Ergänzend dazu sollen Wearables wie HeartMathBrainCo und EdSurge die sozioemotionale Biometrie des Nachwuchses erfassen. Das von der EU finanzierte Projekt »CyclOps« arbeitet derweil als Teil der »Common European Data Spaces« – Zielsetzung: »Aufbau eines einheitlichen Datenmarktes« – daran, die im Hintergrund operierende KI weiterzuentwickeln. »Kontrolliertes Vokabular, Taxonomie, Thesauren, Wissensrepräsentation und Argumentation, Verarbeitung natürlicher Sprache, LLMs« (Large Language Models), et cetera. Das nächste Arbeitstreffen von »CyclOps« findet vom 12. bis 14. Januar 2026 in Bozen (Südtirol) statt.

Es dürfte nicht lange dauern, bis digitale Nachhilfelehrer wie Khanmigo die erhobenen Daten auch in der EU vermarkten und missbrauchen. Ganz im Sinne der herrschenden Oligarchie, die sich des Bildungswesens zur Durchsetzung ihrer Ziele schon vor über einem Jahrhundert bemächtigt hat. Mit der vierten industriellen Revolution wird das Humankapital nun aber schon in jungen Jahren bewert- und berechenbar und kann als »Human Capital Performance Bond« oder »Social Impact Bond« an den Blockchain-Märkten der nahen Zukunft gehandelt werden. So wird Konformität zur Währung. In finaler Ausprägung entspricht das also nicht nur einem Sozialkreditsystem, sondern einem soziofinanziellen Markt, an dem die Ware Mensch je nach Performance Rendite verspricht – oder abgestoßen werden muss. So ist an dieser Stelle jedem, der Kinder hat, zu empfehlen, die Texte von John Klyczek oder dessen Buch »School World Order« zu studieren, um diese Entwicklungen im Frühstadium boykottieren und den Nachwuchs davor schützen zu können.

Dieses Schicksal erwartet allerdings nicht nur den Homo sapiens. Folgt man den Ausführungen eines im September 2025 publizierten »Insight Reports« des Weltwirtschaftsforums (WEF) – Titel: »Finanzlösungen für die Natur: Wege zu Erträgen und Ergebnissen« – und den eingangs erwähnten Statements eines Larry Fink, ist bald auch jeder Baum, jede Wiese, jeder Hektar Brachfläche, jeder Fluss, jede Seemeile Ozean und jeder Kubikmeter Luft ein handelbarer Token.

Die WEF-Strategen ebnen den Weg für die finalen Schritte hin zum Biofeudalismus, dessen lange Geschichte ich anhand des »30x30« Biodiversitätsziels der Vereinten Nationen (UN) im Oktober 2024 beschrieben habe. Das erklärte Ziel dieser Agenda ist die vollständige Monetarisierung und Privatisierung der globalen Gemeingüter. Und die Schaffung des größten Marktes aller Zeiten. Mit den neuen »Assets« – einer tokenisierten Umwelt – ließe sich auch die nicht mehr tilgbare Staatsverschuldung nivellieren. Das erfährt man in ungewohnter Offenheit schon auf Seite drei des »Insight Reports«, wo zehn »Lösungen« zusammengefasst werden, die die »Natur am Kapitalmarkt Mainstream werden lassen«. Während sich die ersten fünf mit Anleihen und Krediten am Nachhaltigkeitsmarkt befassen – also Finanzinstrumenten, die schon seit Jahren diskutiert werden – bestätigt die zweite Hälfte der Liste nun, was Kritiker seit langem befürchten. Lesen Sie selbst:

»5. Impact-Fonds: Fonds, die in Naturschutz investieren und dabei oft höhere Risiken oder längere Renditezeiten in Kauf nehmen. Für eine Ausweitung benötigen sie eine stärkere Pipeline investierbarer Projekte und eine bessere Governance.

6. Natural Asset Companies (NACs): Börsennotierte und private Unternehmen, die den vollen wirtschaftlichen Wert der Natur über Eigenkapitalmodelle in Finanzströme umwandeln. NACs bergen erhebliches Potenzial, benötigen aber mehr Transaktionen zur Preisfindung und replizierbare Investitionsmodelle.

7. Umweltzertifikate: Handelbare Zertifikate für nachgewiesene Umweltvorteile, die auf Compliance- oder freiwilligen Märkten verwendet werden. Für eine Ausweitung sind Integritätsprinzipien, einheitliche Standards und ein stärkeres Engagement der lokalen Gemeinschaften erforderlich.

8. Debt-for-Nature-Swaps (DNS): Mechanismen zur Umstrukturierung von Staatsschulden im Austausch gegen Verpflichtungen zum Naturschutz oder zur Wiederherstellung natürlicher Landschaften. Investitionsfähige Komponenten umfassen Anleihen und Darlehen. DNS benötigen eine bessere Governance und Standardisierung sowie eine erweiterte Pipeline an förderfähigen Krediten zur Finanzierung von Naturschutzprojekten.

9. Zahlungen für Ökosystemleistungen (PES): Verträge, die Naturschutzmaßnahmen für spezifische Ökosystemleistungen belohnen und vom öffentlichen Sektor getragen werden. Programme des privaten Sektors erfordern längere Verträge, Aggregation und Integration der Lieferkette, um ausgebaut zu werden.

10. Interne Umweltbepreisung (INP): (...) freiwillige Schattenpreise oder gebührenbasierte Instrumente, um umweltfreundliches Verhalten in Unternehmen oder über Anlageportfolios hinweg zu fördern, ähnlich der internen CO2-Bepreisung (ICP).«

Zusammengefasst: Die Impact Fonds investieren direkt oder indirekt in NACs. Diese Natural Asset Companies, ein von der Rockefeller Foundation entwickeltes Geschäftsmodell, verwandeln natürliche Ressourcen wie Wälder in »mobilisierbare« Werte. Diese aus dem globalen Gemeingut geschöpften Werte werden zusammen mit Umweltzertifikaten, deren Schaffung auf Konformitätsprinzipien basiert, auf den Markt geworfen. Dort treffen sie auf die DNS – ein Finanzinstrument, das Staatsschulden absorbiert, wenn der Staat im Gegenzug rigorosere »Klimaschutzmaßnahmen« umsetzt. Diese wiederum werden über PES abgewickelt, über Verträge mit Natural Asset Companies oder entsprechend zertifizierten Unternehmen, welche vom »öffentlichen Sektor«, also dem Steuerzahler, für »Ökosystemleistungen« belohnt werden. Und wenn die beteiligten Unternehmen Bilanzen oder Börsenwerte manipulieren wollen – oder müssen – dann bedienen sie sich der INP, die über fiktive interne Kosten und Schattenpreise Gelder auf unternehmensinternen Fonds bündelt, damit man diese in den Nachhaltigkeitsmarkt investieren und die sich verschärfende Regulierung bezahlen kann.

Sprich: Die Großkonzerne und Vermögensverwalter finanzieren sich gegenseitig und schaffen sich finanzielle Polster, der Mittelstand geht derweil an den Kosten zugrunde, der Steuerzahler zahlt und der Staat kann seine Schulden bei den von Vermögensverwaltern beherrschten Banken durch immer drakonischere Klimaschutzmaßnahmen »umstrukturieren«.

Analog zur KI-Bubble, mit der die Oligarchie uns Daten klaut, um diese zu vermarkten und gegen uns einzusetzen, werden die gleichen Zirkel nun also den »vollen wirtschaftlichen Wert der Natur« in »Finanzströme« umwandeln, um uns für dessen Nutzung bezahlen zu lassen – oder uns davon auszuschließen.

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Dieser Beitrag erschien zuerst am 28.11.2025 auf regenauer.blog

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Dank an den Autor für das Recht zur Veröffentlichung dieses Beitrags.

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Bild: Weibliches Gesicht mit Matrix-digitalen Zahlen 

Bildrecht: A_Iv /Shutterstock.com


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