Ein Meinungsbeitrag von Tom J. Wellbrock.
Claudia Major wird von Talkshow zu Talkshow gereicht, wenn es darum geht, Russland als mächtigen Feind für Frieden und Demokratie zu erklären. Rhetorisch gut ausgebildet verpackt Major ihre Hetze und ihren Hass in "Missverständlichkeiten", die genau das sein sollen: unklar, vielfältig deutbar, interpretierbar und schwammig. Doch in einem Gastartikel im "Handelsblatt" hat sich die "Unsicherheitsexpertin"vergaloppiert.
Sie wurde missverstanden, das war die Antwort von Claudia Major auf heftige Angriffe gegen sie in den sozialen Netzwerken, vornehmlich X. Denn wenn man sich anschaut, worum es geht, steht es schlecht um die Glaubwürdigkeit der "Sicherheitsexpertin".
Russland angreifen! Ganz im Sinne der Bundesregierung
Zunächst muss man sich auf der Zunge zergehen lassen, aus welchem Stall Claudia Major kommt. Sie ist Mitglied der Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP), ist im Übrigen keine unabhängige "Sicherheitsexpertin", wie uns immer wieder erklärt wird. Vielmehr bekommen sie und die Stiftung SWP ihr Geld direkt aus dem Bundeskanzleramt, wie auf der Website nachzulesen ist:
"Für die Erfüllung ihres Satzungszwecks erhält die SWP eine institutionelle Zuwendung, die durch den Deutschen Bundestag beschlossen und aus dem Haushalt des Bundeskanzleramtes, Kap. 0410 Tit 685 02, gezahlt wird. Die Zuwendung erfolgt auf der Grundlage eines jährlich von der SWP zu erstellenden Wirtschaftsplanes.
Die institutionelle Zuwendung betrug:
2015: € 12,5 Mio., 2016: € 12,3 Mio., 2017: € 13,8 Mio., 2018: € 13,7 Mio., 2019: € 15,5 Mio., 2020: € 15,9 Mio., 2021: € 15,7 Mio., 2022: € 16,1 Mio., 2023: € 17,7 Mio."
Wenn man die Frau als Expertin bezeichnen möchte, dann allenfalls als eine für staatliche Propaganda. Aber wenden wir uns ihrem Gastartikel im "Handelsblatt" zu, in dem sie folgende Sätze um Besten gab:
"So hart es klingt: Im Ernstfall müssen Nato-Staaten auch selbst angreifen können, zum Beispiel um russische Raketenfähigkeiten zu vernichten, bevor diese Nato-Gebiet angreifen können, und um russische Militärziele zu zerstören, wie Kommandozentralen."
Das vollständige Zitat folgt weiter unten, damit dem Vorwurf entgegengewirkt werden kann, die sei aus dem Zusammenhang gerissen. Bevor der Leser diese Worte zu lesen bekam, erklärte Major lang und breit, wie gut und wichtig die Stationierung US-amerikanischer Langstreckenraketen auf deutschem Boden seien. Die Kritik, die über Major hereinbrach, erwuchs, weil sie offenkundig einen Angriff auf Russland forderte, und zwar bevor Russland seinerseits einen solchen durchführt.
Genau das fordere sie aber nicht, wehrte sich Major gegen Kritik an ihr. Man solle doch bitte ihren Artikel lesen, dann verstehe man, dass sie etwas ganz anderes meinte. Dem ist nicht so, aber im Netz gab es genügend Major-Freunde, die die Sachlage freundlich (oder auch unfreundlich) erklärten.
Besonders viel Mühe gab sich auf "X" ein Nutzer namens "U.M.“ (Joey Hoffmann, MilBlogger, Ex-Fachjournalist | Ex-Nachrichtendienstler, Schwerpunkt russische baltische Flotte). Er erklärte aus seiner Sicht, was Major geritten hatte, als sie ihren Beitrag im Handelsblatt schrieb:
"Der Kern des Missverständnisses ist vielleicht die Formulierung, dass 'Nato-Staaten auch selbst angreifen können' müssen. Das bedeutet aber nicht, dass die NATO Russland angreift. Sondern dass Angriffe durchgeführt werden können, wenn Krieg ist. Wer auch immer den angefangen hat, spielt in dieser Aussage gar keine Rolle. Dort steht sehr eindeutig 'im Ernstfall', also im Krieg.“
Das ist ein guter Versuch, der aber komplett an dem vorbeigeht, was Major selbst geschrieben hatte:
"Die Europäer ziehen Lehren aus dem russischen Vorgehen in der Ukraine. Und eine Lehre ist die große Bedeutung von Waffen, mit denen man weit ins gegnerische Hinterland zielen kann, zum Beispiel um Nachschub zu unterbrechen. Der russische Raketenkrieg in der Ukraine zeigt, dass diese Fähigkeit zentral für Abschreckung und Verteidigung ist. Flugabwehrsysteme reichen nicht, um Nato-Territorium zu schützen, zum Beispiel vor Angriffen auf kritische Infrastruktur. So hart es klingt: Im Ernstfall müssen Nato-Staaten auch selbst angreifen können, zum Beispiel um russische Raketenfähigkeiten zu vernichten, bevor diese Nato-Gebiet angreifen können, und um russische Militärziele zu zerstören, wie Kommandozentralen."
Es lohnt sich, diesen Absatz ein wenig genauer zu beleuchten. Denn Major beginnt mit der Ukraine und der Notwendigkeit, Russland bis ins tiefe Hinterland angreifen zu können. Schon darüber ließe sich vornehmlich streiten, aber da die Ukraine in der Position des angegriffenen Landes festhängt, lässt sich Majors Haltung leicht begründen, wenn man aus der Perspektive der NATO argumentiert.
Doch im zweiten Teil spricht Major nicht mehr über die Ukraine, sondern über NATO-Staaten. Sie zu schützen, könne durch reine Flugabwehrsysteme nicht gelingen. Und bevor die Russen den Westen angreifen, sei es wohl vernünftig, wenn der Westen zuerst zuschlage. Das kann man aus Majors Worten herauslesen. Doch die Verfechter des Schutzes der "Sicherheitsexpertin" waren sofort zur Stelle, um die Sachlage aufzuklären.
Der bereits zitierte Ex-Fachjournalist (was mag er wohl jetzt sein?) schoss sich nicht nur auf Majors Formulierung "Im Ernstfall" ein, sondern entwarf ein Szenario, das Major retten sollte. allerdings verhedderte er sich dabei hoffnungslos:
"Ich wurde nach dem Szenario gefragt, in dem diese Interpretation von Majors Aussage eine Rolle spielen würde. Ich habe es erklärt und Schweigen geerntet. Wenn Russland in Lettland einmarschiert, haben wir derzeit nur wenige Möglichkeiten, Russland davon abzuhalten, Raketen vom Boden aus auf Lettland zu schießen. Und die Mittelstreckenraketen, die die USA nun in Europa stationieren wollen, können das. Sie können russische Raketenstarter und Kommandozentralen angreifen, bevor diese die NATO angreifen können. Genau das hat Major gesagt."
Damit erweist der Fan-Boy der Major aber nun einen Bärendienst, denn er beschreibt hier einen Angriff auf Russland durch die NATO ohne einen Angriff Russland auf die NATO. Von dem hatte Major aber behauptet, sie fordere ihn nicht.
Bleibt noch "Im Ernstfall". Der Ex-Fachjournalist setzt die Formulierung mit dem Bündnisfall gleich. Doch Major ist geschult genug, um Bündnisfall zu sagen, wenn sie Bündnisfall meint. Und eben auch geschult genug, um stattdessen "Im Ernstfall" zu schreiben, denn diese Formulierung ist deutlich weiter interpretierbar als der Bündnisfall, der klar definiert ist.
Doch das sind letztlich Spitzfindigkeiten, Major verrät sich mit einer ganz anderen Aussage. Sie beginnt ihren Absatz mit den Worten
"So hart es klingt."
Die harte Claudia Major enttarnt sich
Rufen wir uns noch einmal den skandalträchtigen Satz Claudia Majors ins Gedächtnis:
So hart es klingt: Im Ernstfall müssen Nato-Staaten auch selbst angreifen können, zum Beispiel um russische Raketenfähigkeiten zu vernichten, bevor diese Nato-Gebiet angreifen können, und um russische Militärziele zu zerstören, wie Kommandozentralen."
Vorausgesetzt, der Ex-Fachjournalist hat recht, wenn er den Ernstfall mit dem Bündnisfall gleichsetzt, wäre das, was Major schreibt, nicht "hart", sondern die Folge einer kriegerischen Auseinandersetzung. Denn Bündnisfall bedeutet ja, dass Russland den Westen angegriffen hat. Und in diesem Fall wären Gegenschläge zu erwarten und in der grausamen Natur des Krieges inbegriffen.
Wenn Major aber "So hart es klingt" schreibt, sagt sie damit, dass man sich mit der Idee anfreunden müsse, Russland präventiv anzugreifen, also bevor das Feuer auf den Westen eröffnet wurde. Anders kann man ihre Aussage nicht interpretieren, sie ergibt einfach nur so Sinn. Wenn ein Land angegriffen wird und zurückfeuert, ist das nun einmal nicht "hart", sondern logisch, auch wenn man zu unterschiedlichen Schlüssen der Bewertung der genauen Aktivitäten kommen kann und gegebenenfalls auch muss.
Claudia Major hat sich einmal mehr als eine der übelsten Kriegshetzer enttarnt. Die Tatsache, dass sie für ihre Grausamkeiten auch noch von der Bundesregierung bezahlt wird, lässt den Geschmack auf der Zunge zwar ein bisschen schaler werden, doch das macht den Kohl auch nicht mehr fett.
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Wir danken dem Autor für das Recht zur Veröffentlichung dieses Beitrags. +++ Tom J. Wellbrock ist freier Journalist und arbeitet zusätzlich als Sprecher u.a. für die Nachdenkseiten.de. Darüber hinaus betreibt er den politikkritischen Podcast "Wohlstandsneurotiker". +++ Bildquelle: zef art / Shutterstock.com
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