Eine Rezension des Buches „Das Virus“ von Eugen Zentner.
Wie kam SARS-CoV-2 in die Welt? Diese Frage wurde sehr früh beantwortet, mit einer Dogmatik, die nicht wenige Wissenschaftler überraschte. Zum Ursprung des Virus gab es lange Zeit nur eine Erklärung: Es handle sich um eine natürliche Zoonose, hieß es. Der Erreger sei von einem Tier auf einem bestimmten Markt in der chinesischen Stadt Wuhan auf den Menschen übergesprungen. Jede andere Hypothese wurde von Anfang an abgewehrt und als „Verschwörungstheorie“ bezeichnet – auch die Überlegung, das Virus könnte auf einen Laborunfall zurückgehen. Nach über zwei Jahren Ausnahmezustand nimmt man diese Annahme nun ernst und diskutiert sie in den Leitmedien. Einen großen Beitrag dazu leistete der Biologe Günter Theißen, der in seinem neuen Buch «Das Virus» beschreibt, wie er der Laborunfall-These mit detektivischer Ausdauer nachging.
Befriedigend beantwortet wird die Ursprungsfrage aber dennoch nicht. Theißen, der an der Universität Jena einen Lehrstuhl für Genetik innehat, schreibt im Schlussteil, dass er die Verbreitung des Virus mit einem Laborunfall nicht beweisen könne. Aufgrund vieler Indizien halte er es aber für wahrscheinlich. Wie diese Indizien aussehen, breitet der Professor auf knapp 160 Seiten aus, indem er im subjektiven Modus über die eigene Auseinandersetzung mit der Hypothese und deren Kritikern berichtet. Der Impuls sei aus einem Zustand der Verärgerung gekommen. Ihn habe verwundert, „was man schon so verdammt schnell alles darüber wusste“, nicht nur um welchen Erreger es sich handle, sondern dass dieser sich auch auf natürlichem Wege ausgebreitet habe. Aus Verwunderung wurde schließlich Zweifel, den immer mehr Ungereimtheiten und sonderbare Zufälle nährten.
Als eines der fragwürdigen Ereignisse beschreibt Theißen eine Publikation von zwei chinesischen Arbeitsgruppen im Fachmagazin «Nature». Ihre Artikel, in denen das Erbgut des Erregers im Detail dargelegt wird, erschien schon im Februar 2020 online. Für wissenschaftliche Publikationen dieses Ausmaßes ist das enorm schnell. Normalerweise dauern Begutachtung und Überarbeitung solcher Artikel mehrere Wochen oder Monate. Das weiß auch Theißen, weshalb er immer skeptischer wurde und sich fragte, wie das Fachmagazin und dessen Gutachter die Erbgut-Thesen gründlich wissenschaftlich prüfen konnten. Nicht weniger zweifelhaft soll auf ihn gewirkt haben, dass vor allem Forscher des Wuhan Institute of Virology Publikationen zu SARS-ähnlichen Viren vorlegten. Ihre Zahl sei genauso beeindruckend gewesen wie die der zum Institut gehörenden Labore.
„Doch es waren ja ihre eigenen Studien“, gibt Theißen zu bedenken, „die gezeigt hatten, dass vor allem in den südlichen, subtropischen chinesischen Provinzen wie Yunnan, Guandong und Guangxi das Risiko am größten ist, dass Coronaviren von Tieren wie Fledermäusen auf den Menschen überspringen. Doch Wuhan mit seinen Laboren ist weit von diesen Gegenden entfernt.“ Von solchen Ungereimtheiten finden sich in dem Buch sehr viele. Zu ihnen gehört unter anderem ein Lancet-Brief, den der deutsche Virologe Christian Drosten zusammen mit weiteren 26 Forschern unterzeichnet hat, um mit Nachdruck verlauten zu lassen, dass jede Hypothese eine Verschwörungstheorie sei, wenn sie dem natürlichen Ursprung von COVID-19 widerspreche.
Um diese Behauptung als manipulativ und unwissenschaftlich zu entlarven, bemüht Theißen einige Beispiele aus der Geschichte, die voller Laborunfälle ist. Allerdings zählen sie nicht zum Bestand des kollektiven Gedächtnisses, weshalb diese Passagen wichtige Kontextinformationen liefern, um die Ereignisse rund um Corona besser zu beurteilen. Der Professor stützt in seinem Buch aber auch die Vermutung vieler Kritiker, dass prominente und einflussreiche Studien zu diesem Thema sowohl voreilige Schlussfolgerungen als auch falsche Tatsachen und logische Fehlschlüsse enthalten. Theißen geht auf die jeweiligen Argumente ein, zeigt deren Schwächen und erläutert, welche Indizien für eine einseitige, interessengesteuerte Interpretation von Daten vorliegen.
Neben der Auseinandersetzung mit den Thesen der medial exponierten Experten schildert der Autor seine Bemühungen, Öffentlichkeit für eine alternative Sicht auf die Ursprungsfrage herzustellen. Diese Stellen lesen sich bisweilen wie ein Abenteuerroman, in dem der Held gegen Windmühlen kämpft. Anfangs soll Theißen noch guter Hoffnung gewesen sein und sich an das Fachmagazin «Nature» gewandt haben, um seine Kollegen von der Laborunfall-Hypothese zu überzeugen. Doch eine Reaktion blieb aus – nach dem zweiten und dritten Brief ebenfalls. Zu den missglückten Versuchen gehörte auch seine Mitwirkung in einer Gruppe von Wissenschaftlern, die einen Laborunfall für plausibel hielt. Ihr offener Brief rief international ein gewisses Medieninteresse hervor. In Deutschland machte er jedoch nur wenig Eindruck.
Die Kehrtwende in der Debatte, so Theißen, habe erst ein Schriftstück eingeleitet, das 18 renommierte Biologen verfassten. Ihr Artikel im Wissenschaftsmagazin «Science» enthielt klare Worte und eine direkte Aufforderung, den Ursprung des Virus zu untersuchen. Seitdem kommt mehr und mehr Bewegung auf. Unter vielen Wissenschaftlern gelte es nicht mehr als Tabu, einen Laborunfall als eine plausible wissenschaftliche Hypothese anzusehen, eine, die nach Meinung des Autors überprüft werden müsse. Selbst die Weltgesundheitsorganisation soll reagiert und die gleiche Empfehlung abgegeben haben.
Theißens Buch stellt den Beweis dar, dass es noch redliche Wissenschaftler gibt, die sich nur der Wahrheit verpflichtet fühlen. Allerdings offenbart es auch gravierende Schwächen. Der Biologe und Professor zeigt bei der Auseinandersetzung mit der Ursprungsfrage einen wachen, kritischen Geist. Er lässt ihn jedoch vermissen, wenn es um die anderen Parameter der vermeintlichen „Pandemie“ geht. Also solche bezeichnet er sie im Buch, ohne wirklich zu hinterfragen, ob es sich tatsächlich um eine handelt. Er spricht vom „tödlichen Virus“, von „sechs Millionen“ Toten weltweit, von „Wellen“ und „hohen Fallzahlen“. Dass die Daten dazu genauso wenig belastbar sind wie zur natürlichen Zoonose, übergeht er einfach. Viele Zahlen stimmen vorne und hinten nicht, wie der jüngste Evaluierungsbericht bestätigt hat. Die Statistiken enthalten Fehler, weil die verschiedenen Corona-Testverfahren falsche Ergebnisse produzierten und die Patienten nicht an, sondern mit Corona starben.
Als kritischer Wissenschaftler hätte Theißen auch diese Ungereimtheiten unter die Lupe nehmen können. Sie verdienen die gleiche Aufmerksamkeit wie die Ursprungsfrage, weil auf ihnen die drakonischen Maßnahmen beruhen, die nicht nur großes Leid angerichtet, die Gesellschaft gespalten, sondern auch die Weichen für eine autoritäre Politik gelegt haben. Nach der Lektüre bleibt der Eindruck, dass Theißen mit seiner Arbeit dazu verhilft, das Narrativ vom „tödlichen Virus“ zu stützen. Doch genau hier gilt es genau hinzuschauen. Es ist daher zu hoffen, dass sich Wissenschaftler finden, die Theißens Beispiel folgen, sich aber den vielen anderen unbeantworteten Fragen widmen. Bei der Suche nach der Wahrheit darf es keine Tabus geben.
+++ Das Buch „Das Virus“ von Günter Theißen erschien am 7.6.2022 im Westend-Verlag und ist als Printfassung und E-Book zu beziehen. +++ Wir danken dem Autor für das Recht zur Veröffentlichung dieses Beitrags. +++ Bildquelle: Salov Evgeniy / Shutterstock.com
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