Ein Standpunkt von Jochen Mitschka.
Gerade so, als ob das Wall Street Journal Werbung für meine Gaza Trilogie mit dem Untertitel „Kolonisation auf Drogen“ machen wollte, wurde dort in einem Meinungsartikel diskutiert, wie man die Welt zukünftig aufteilen könne (1), und das auch noch mit vollkommen falschen Analysen der Akteure Russland und Iran. Nach dem, für die meisten überraschend schnellen, Zusammenbruch der Regierung in Syrien, was natürlich einen dramatischen Einfluss auf den Kampf der Palästinenser gegen die Besatzung Israels hat, konnte man mit etwas Abstand, und einem ersten Lichten des Nebels des Krieges, ein paar Analysen über die Ereignisse ab dem 10. Dezember lesen und hören. Fangen wir damit an, und kommen dann zur Geschichte des neuen „Starken Mannes“ in Damaskus und seiner Vergangenheit, und was in der letzten Woche rund um den Völkermord in Gaza passierte.
Beginnen wir mit einer Analyse der Terrororganisation, deren Mitglieder uns nun von CNN und anderen Medien als geläuterte, liberal-demokratische „Rebellen“ vorgestellt wurden. „Das Zeitalter des politischen Dschihadismus - Eine Studie über Hayat Tahrir al-Sham“(2). Der Autor Aaron Y. Zelin fasste schon damals zusammen, wie aus dem Krieg gegen den Terror, wie aus „der Kampf für Frauenrechte z.B. in Afghanistan“ schließlich eine „Läuterung“ von HTS wurde. HTS wurde langsam vom Saulus zum Paulus umgeschrieben.
Ob Washington sich entscheidet, auf Abu Muhammad al-Jawlanis [Jolani] Antrag hin, Hayat Tahrir al-Sham von der Liste ausländischer Terrororganisationen zu streichen, bleibt abzuwarten. Da die Vereinigten Staaten ihre Ressourcen verlagern, um sich mehr auf China und Russland und weniger auf die dschihadistische Herausforderung zu konzentrieren, könnte Washington den Status quo vorziehen, da HTS und die von ihm kontrollierten Gebiete aus strategischer Sicht im Vergleich zu anderen Problemen in der weiteren Region, geschweige denn weltweit, nicht als wichtig angesehen werden.
Dennoch lohnt es sich, die Entwicklung von HTS zu einer eher politisch als theologisch ausgerichteten dschihadistischen Gruppe zu verstehen, da sich auch anderswo ähnliche Dynamiken abspielen könnten. Natürlich ist jeder Kontext und jede Gruppe anders, und ein detailliertes Verständnis dieser Dynamiken ist der Schlüssel zum Verständnis aller möglichen Verschiebungen. Dennoch veranschaulichen dschihadistische Gruppen, die sich – zusätzlich zu ihren bekannteren aufständischen, terroristischen und lokalen Regierungsaktivitäten – zunehmend auf Diplomatie und Verhandlungen konzentrieren, die größere Komplexität, die gegnerische Regierungen und Akteure berücksichtigen müssen, wenn sie versuchen, diese Gruppen zu isolieren, zu bekämpfen oder zu besiegen.
Es ist auch erwähnenswert, dass Gruppen begonnen haben, externe Operationen in westlichen Ländern zu leugnen, ungeachtet der Skepsis hinsichtlich der Ernsthaftigkeit dieser Äußerungen. Gruppen wie al-Kaida im Islamischen Maghreb – und wahrscheinlich auch ihre Tochterorganisationen Jamaat Nusrat al-Islam wal-Muslimin – und Tehrik-e-Taliban Pakistan (TTP) haben kürzlich erklärt, dass solche externen Operationen nicht mehr ihr Interesse und ihr Fokus seien. Es ist jedoch möglich, dass diese Gruppen Angriffe auf westliche Ziele in ihren eigenen regionalen Enklaven immer noch als legitim ansehen, was jede westliche Regierung davon abhalten sollte, mit ihnen zusammenzuarbeiten. So sagte beispielsweise im Juni 2021 der AQIM-Führer Abu Obaida Yusuf al-Annabi, dass Frankreich seine Bürger „täusche“, indem es behaupte, dass die Operationen des Landes in Mali notwendig seien, um Frankreich vor dschihadistischen Angriffen im eigenen Land zu schützen, da es auf französischem Boden noch nie einen Angriff durch einen Malier oder einen von in Mali ansässigen Dschihadisten gegeben habe. Kürzlich veröffentlichte TTP-Sprecher Muhammad Khurasani eine Erklärung, in der er erklärte, dass die Gruppe keine globale Agenda habe und dass ihr Krieg auf Pakistan beschränkt sei. Interessanterweise forderte er in der Erklärung die „Vereinigten Staaten auf, die TTP im Kampf gegen den pakistanischen Staat für die Rechte der unterdrückten Stämme zu unterstützen.“ Zwischen diesen Gruppen gibt es Abstufungen in der Art und Weise, wie sie dieses Thema darstellen.
Daher ist es wahrscheinlich, dass die in diesem Papier vorgestellten HTS-bezogenen Probleme zunehmend zu größeren politischen Dilemmata werden, die Washington in Bezug auf bestimmte dschihadistische Gruppen angehen muss. Es lohnt sich, über eine Strategie nachzudenken, um diese ärgerlichen und wahrscheinlich unangenehmen Probleme möglicherweise zu bewältigen, selbst wenn sich die Vereinigten Staaten und andere Regierungen am Ende dazu entschließen, einen vollständig auf Sicherheit ausgerichteten Ansatz gegenüber Gruppen beizubehalten, die sich an den Rändern verändert haben.
Dies liegt nicht nur daran, dass dschihadistische Gruppen mit der Schwächung lokaler Regierungen an Stärke gewinnen, sondern auch daran, dass Washington sich stärker auf den Machtwettbewerb mit Russland und China konzentriert. Daher könnte weniger Besorgnis über dschihadistische Gruppen als unmittelbar nach dem 11. September als Gelegenheit gesehen werden, Ressourcen anderswo zu konzentrieren. Es ist wichtig, sich daran zu erinnern, dass diese dschihadistischen Gruppen ideologisch gegen Washington und die Interessen des Westens an einer Förderung einer liberaleren Weltordnung sind. Infolgedessen wären alle möglichen Änderungen bestenfalls transaktionaler Natur.
Washington muss die Kosten und Vorteile einer Änderung seines aktuellen politischen Kurses in Bezug auf HTS abwägen. Was auch immer die Vereinigten Staaten am Ende entscheiden, zumindest ist die Betrachtung von Jawlani und HTS durch das Prisma von Al-Kaida realitätsfremd und wird zu falschen Einschätzungen der Gruppe führen. Ein falsches Verständnis der aktuellen Natur der Gruppe, so extrem und autoritär sie auch weiterhin sein mag, könnte in Zukunft weitere Probleme schaffen. Unabhängig von den nächsten Schritten Washingtons ist das Zeitalter des politischen Dschihadismus angebrochen.(3)
Wir sahen, wie der „Krieg gegen den Terror“ systematisch zu einem „Krieg mit den Terroristen“ umgeschrieben wurde. Aus Terroristen wurden nun „politische Dschihadisten“, die dadurch eben nicht mehr so schlimm waren, und eigentlich für die USA keine Bedrohung darstellen.
Stimmen zum Sturz Assads
Natürlich konnten auch Kooperationspartner plötzlich zu „Terroristen“ werden. Seymour Hersh berichtete im Dezember, dass der gerade ins Exil geflohene Präsident Syriens ein wichtiger Partner für den CIA war, und dennoch zum Todfeind wurde.
„…Zuvor hatte mir der US-Geheimdienst erzählt, dass Syrien, damals unter der Führung von Bashar Assad – dem Sohn von Hafez Assad, der während der Nixon-Regierung mit Henry Kissinger zusammengearbeitet hatte –, zu einer der besten Geheimdienstquellen Amerikas im Kampf gegen Al-Kaida geworden war. Ironischerweise stand Syrien seit 1979 auf der Terrorliste des Außenministeriums und wurde von der Bush-Regierung als Förderer des Staatsterrorismus angesehen. Das Weiße Haus bezeichnete das Land zeitweise öffentlich als Juniormitglied der berüchtigten ‚Achse des Bösen‘, obwohl es der CIA wichtige Geheimdienstinformationen lieferte.“(4)
Pepe Escobar, ein erklärter journalistischer Unterstützer der „Achse des Widerstandes“ schrieb einen Artikel in The Cradle, dessen Titel bereits erraten lässt, wie der Inhalt aussieht:
„Syriens Obduktion: Terror, Besatzung und Palästina - Die NATO-israelische Kabale, die den Fall von Damaskus bejubelt, wird mehr bekommen, als sie erwartet hat. Streit und Machtkämpfe zwischen extremistischen Milizen und der Zivilgesellschaft, die jeweils von verschiedenen regionalen und ausländischen Akteuren unterstützt werden, die ein Stück vom Kuchen abhaben wollen.“(5)
Er berichtet, wie Assad versucht hatte, eine Machtübergabe mit der bewaffneten Opposition zu verhandeln, was aber scheiterte. Vermutlich waren die Invasionsvorbereitungen in Idlib nicht mehr aufzuhalten. Russland, der Iran, die Türkei hatten in Doha den Astana-Prozess vereinbart, der aber nie ernsthaft von Ankara, aber auch nicht von Assad vorangetrieben worden war (was ist das Ei, was das Huhn?). Und so war für Assad schließlich keine andere Möglichkeit, als das Exilangebot Russlands anzunehmen.
„Das erklärt, warum sowohl der Iran als auch Russland noch in Doha die Terminologie sofort änderten und begannen, von der ‚legitimen Opposition‘ zu sprechen, um nicht militante Reformer von den bewaffneten Extremisten unterscheiden zu müssen, welche eine Schneise durch den Staat schlagen. Der russische Außenminister Sergej Lawrow(6) – seine Körpersprache verriet alles über seine Wut – sagte wörtlich: ‚Assad muss mit der legitimen Opposition verhandeln, die auf der UN-Liste steht.‘ Ganz wichtig: Lawrow meinte nicht Hayat Tahrir al-Sham (HTS), den Salafi-Dschihadisten- oder Miet-Dschihadisten-Mob, der vom türkischen Geheimdienst MIT mit Waffen aus Katar finanziert und von der NATO und Tel Aviv voll unterstützt wird.“
Aber der Autor stellte fest, dass es wohl zu spät war, und der von westlichen Geheimdiensten gesteuerte Putsch sich rasend schnell entwickelte.
Escobar erinnerte daran, dass die ursprüngliche Idee von Astana war, Damaskus zu schützen und Ankara die Führung von HTS zu überlassen. Doch Assad habe bereits zuvor einen schwerwiegenden strategischen Fehler begangen, indem er den hochtrabenden Versprechungen der NATO Glauben schenkte, die ihm seine neuen Freunde, die arabischen Staatschefs in den Vereinigten Arabischen Emiraten und Saudi-Arabien, übermittelten. Statt ihn zu schützen, wendeten sich zu seinem Erstaunen die arabischen Führer gegen ihn.
Die Syrische Arabische Armee (SAA), so erklärt Escobar weiter, sei nach 13 Jahren Krieg und rücksichtslosen US-Sanktionen in Trümmern gewesen. Die Logistik sei von Korruption unterminiert worden. Die Wirtschaftssanktionen, die Besatzung der Ölfelder durch die USA führten schließlich dazu, dass einfach keine Mittel für einen Krieg mehr vorhanden waren. Allerdings habe Assad angesichts der Aussichtslosigkeit seine Armee auch gar nicht wirklich eingesetzt, sondern zurückgezogen. Letzteres sollte einige Tage später in einer Erklärung Assads so dargestellt worden sein, dass nicht er den Rückzug angeordnet habe, sondern die Armee sich quasi aufgelöst hatte.
Dann geht der Artikel auf die Behauptung der Türkei ein:
„Wir haben damit nichts zu tun“
Assad habe nichts unternommen, um die Aushöhlung der SAA wirklich zu verhindern, und er war auch untätig geblieben, bei den zuletzt fast täglichen Bombenangriffen Israels. Teheran sei bis zum allerletzten Moment bereit gewesen, zu helfen. Aber der Einsatz von zwei Brigaden hätte bedeutet, dass die eigenen Kräfte Syriens zwei Wochen lang die anstürmenden Gruppen hätten bremsen müssen. Mit zu erwartenden hohen Verlusten. Assad hatte zuvor Warnungen des iranischen Geheimdienstes über eine bevorstehende Invasion unbeachtet gelassen, oder vielleicht bewusst ignoriert. Wir erinnern uns, dass er nie Präsident werden wollte, sondern Augenarzt war, und auch wieder werden wollte, nun in Russland, statt in Großbritannien.
Nach dem Fall Aleppos war den Iranern dann klar geworden, dass Assad, der kein Hilfeersuchen losgeschickt hatte, nicht die Absicht hatte, sich an der Macht zu halten. Deshalb begann der Iran damit, Gespräche mit der Opposition zu führen, um einen unblutigen Abzug der iranischen Kräfte zu organisieren.
„Russland und die VAE hatten es geschafft ihn [Assad] zum Rücktritt zu überreden, also konnten wir nichts tun“, war die Aussage des Irans.
Escobar berichtet, dass es eine Bestätigung gebe, dass die Türkei bereits vor sechs Monaten alles über die geplante HTS-Offensive wusste. HTS habe die Pläne erzählt und gebeten, nicht einzugreifen. Und der türkische Außenminister hatte schließlich geschwurbelt, man habe Assad sogar gewarnt. Ankara bestritt dann durch Außenminister Fidan, das es selbst etwas mit der Organisation der Offensive zu tun hatte, nachdem aber von Washington bis Tel Aviv alle möglichen Mächte erklärten, dass es ihr Verdienst sei, dürfte sich die Haltung der Türkei auch ändern.
Abgesehen davon glaube nur die NATO-Propagandamaschine an diese Version – denn HTS werde seit Jahren nicht nur von der Türkei, sondern auch, im Verborgenen, von Israel unterstützt, das bekanntermaßen während des Syrienkriegs Gehälter an die Extremisten zahlte und bei der Rehabilitation von im Kampf verletzten Al-Qaida-Kämpfern half.
Der Artikel schließt, dass das Szenario sorgfältig von CIA/MI6 und Mossad vorbereitet worden war. Dazu gehörten ein ununterbrochener Fluss von Munition und Waffen, die ukrainische Ausbildung in Drohnenkampf, und Koffer voller Bargeld, mit denen syrische Beamte bestochen worden seien.
Nach einigen Überlegungen über die Folgen, kommt der Autor zu dem gleichen Schluss, den ich schon mal geäußert hatte. Die Mitgliedschaft der Türkei in BRICS ist keineswegs in Stein gemeißelt. Insbesondere China dürfte nicht glücklich darüber sein, einen wichtigen Partner für eine zukünftige Trasse der Seidenstraße verloren zu haben. Dann stellt der Autor zu dem Zeitpunkt eine interessante These auf:
„Es ist also durchaus plausibel, dass hier das klassische Russland gespielt wird, kombiniert mit persischer List. Es dauerte nicht lange, bis sich Teheran und Moskau ausrechneten, was sie verlieren würden – vor allem an Humanressourcen wenn sie in die Falle tappten, einen bereits geschwächten Assad in einem weiteren blutigen, langwierigen Bodenkrieg zu unterstützen. Dennoch bot Teheran militärische Unterstützung an und Moskau Luftunterstützung und Verhandlungsszenarien bis zum Schluss. Jetzt fällt die gesamte syrische Tragödie einschließlich eines möglichen Kalifats von Sham unter Führung des reformierten, minderheitenfreundlichen Dschihadisten Abu Mohammad al-Julani in die volle Verantwortung der NATO/Tel Aviv/Ankara-Kombination.
Sie sind jedoch nicht darauf vorbereitet, sich in der ultrakomplexen Matrix aus Stammes- und Clanstrukturen zurechtzufinden, die in Korruption verstrickt ist – ganz zu schweigen vom Magma der 37 Terrororganisationen, die bisher nur durch den winzigen Kitt des Sturzes Assads zusammengehalten wurden. Dieser Vulkan wird ihnen sicherlich ins Gesicht explodieren, möglicherweise in Form von schrecklichen internen Kämpfen, die mindestens ein paar Jahre dauern könnten. Syriens Nordosten und Osten sind bereits jetzt in völliger Anarchie versunken, wobei eine Vielzahl lokaler Stämme entschlossen ist, ihre Mafiosi-Pläne um jeden Preis aufrechtzuerhalten, und sich weigert, von einem US-kurdischen Rojava-Gefüge kontrolliert zu werden, das weitgehend kommunistisch und säkular ist. Einige dieser Stämme freunden sich bereits mit den von den Türken unterstützten Salafi-Dschihadisten an. Andere arabische Stämme haben sich in diesem Jahr mit Damaskus gegen die Extremisten und kurdischen Sezessionisten verbündet. Westsyrien könnte auch ein Gebiet der Anarchie sein, wie in Idlib… “(7)
Der Autor schlussfolgert, dass niemand vorhersehen kann, was mit diesem „neuen Regime“ von (ehemaligen) Kopfabschneidern passieren werde. Möglicherweise werde Erdogan gegen den Willen der USA dem „Kurdifizierungs“-Programm entgegengesetzt, Millionen Flüchtlinge aus der Türkei in die kurdischen Gebiete umsiedeln. Allerdings werden auch Millionen aus Syrien fliehen, um dem neuen Kalifat und einem noch schrecklicheren Bürgerkrieg zu entgehen. Der düstere Ausblick überwiegt beim Autor, denn der Führer der Übergangsregierung, Mohammad al-Bashir, beginnt bereits die Scharia einzuführen, wie er es als Chef der Regierung in Idlib bereits tat. Niemand sollte also sagen, er wusste nicht, was passieren würde, wenn HTS und Co. die Macht in Syrien übernehmen, niemand!
Dann äußerte Escobar die These, die möglicherweise auf Wunschdenken basiert, dass Russland, der Iran, der Irak und sogar China nicht zulassen werden, dass eine Terrorarmee, unterstützt von NATO, Israel und Türkei immer weiter vordringen, und früher oder später den Iran, China und Russland bedrohen.
„Der russische Auslandsgeheimdienst Sluzhba Vneshney Razvedki (SVR) muss nun rund um die Uhr überwachen, was das nächste Ziel der großen, das gesamte Herzland durchziehenden salafistisch-dschihadistischen Brigade in Syrien sein wird, die überwiegend aus Usbeken, Uiguren, Tadschiken und einer Handvoll Tschetschenen besteht. Es besteht kein Zweifel, dass sie eingesetzt werden, um nicht nur Zentralasien, sondern auch die Russische Föderation zu „erweitern“ (Terminologie aus dem US-amerikanischen Think Tankland). Unterdessen wird Israel auf den Golanhöhen überfordert sein. Die Amerikaner werden sich vorübergehend sicher und geborgen fühlen rund um die Ölfelder, von denen sie weiterhin syrisches Öl stehlen werden. Dies sind zwei ideale Lagen für den Beginn dessen, was die erste konzertierte BRICS-Vergeltungsaktion gegen diejenigen sein würde, die den Ersten BRICS-Krieg entfesselten.“ (8)
Erdogan glaubt auch, dass sich der Slogan der HTS „Wir lieben Israel“ irgendwann verändern wird in „wir befreien Palästina“. Der „Kalif von al-Sham“ sei im Moment nur bemüht, die globale Mehrheit zu täuschen. Es sehe derzeit so aus, dass das neue Regime in Damaskus von denjenigen unterstützt werde, welche von Großisrael träumen. Und die ersten Minister reden schon davon, Palästinenser nach Syrien abzuschieben.
Israels Rolle beim Umsturz
Im Globetrotter zeichnet Vijay Prashad ein ähnliches Bild der Situation. Er geht noch einmal auf die Geschichte des Konfliktes ein und betont, wie Israel als die Luftwaffe der „Rebellen“ agierte und systematisch die Fähigkeiten der syrischen Armee, einer Offensive zu widerstehen, unterminierte. Offensichtlich wurde Assad erklärt, dass dies der Fall sein wird, und wäre er geblieben, hätte es ein großes Massaker unter den syrischen Soldaten gegeben.
„Seit 2011 hat die israelische Luftwaffe mehrere syrische Militärstützpunkte angegriffen, darunter auch Stützpunkte, in denen iranische Truppen stationiert waren. Diese Angriffe schwächten die syrische Militärkapazität, indem sie Munition und Material zerstörten. Seit Oktober 2023 hat Israel seine Angriffe innerhalb Syriens verstärkt, darunter auch Angriffe auf iranische Streitkräfte, die syrische Luftabwehr und syrische Waffenproduktionsanlagen. (…) Die israelischen Angriffe in Syrien verstärkten unterdessen die Demoralisierung der syrischen Armee, die nach dem Beginn der Pattsituation mit den Rebellen in Idlib im Jahr 2017 nicht richtig reorganisiert wurde. (…)“(9)
Der Autor beschreibt dann, wie an allen möglichen Grenzen bewaffnete Gruppen durch Unterstützung diverser Großmächte immer mehr syrisches Gebiet eroberten, während die syrische Regierung durch Sanktionen unfähig war, dagegen vorzugehen. Schließlich kommt der dann zu „Israels Vorteil“:
„Während der letzten Tage des HTS-Vormarsches nach Damaskus unterstützte die israelische Luftwaffe die Rebellen aus der Luft. Sie bombardierten Militärstützpunkte und das Hauptquartier des syrischen Geheimdienstes im Zentrum von Damaskus. Unter dem Vorwand, sie wollten Waffenlager zerstören, bevor die Rebellen sie einnahmen, griffen die Israelis Stützpunkte an, in denen syrische Truppen und Waffenvorräte untergebracht waren, die die syrische Armee zur Verteidigung von Damaskus hätte einsetzen können (darunter auch der Luftwaffenstützpunkt Mezzah). Israelische Regierungsvertreter haben erklärt, sie würden diese Luftangriffe fortsetzen, haben aber nicht verraten, wen sie angreifen wollen.“(10)
Schließlich berichtete der Autor, wie israelische Angriffe auf Syrien seit 2011 immer stärker wurden. Wie Israel über die Grenze auf syrische Einheiten schoss, welche gegen Terroristen kämpften, und wie Israel letztere mit allen möglichen Mitteln unterstützte. Israel hatte den Vorgänger von HTS und al-Kaida, Jabhat al-Nsura, nie angegriffen. Stattdessen attackierte Israel die syrische Regierung, indem es Kampfjets der syrischen Luftwaffe abschoss und hochrangige syrische Verbündete ermordete (wie den iranischen General Mohammad Ali Allahdadi im Januar 2015 und den Fatah-Führer Samir Kuntar Ende 2015).
Und deshalb war es logisch, dass Israel ein 50 Jahre altes Abkommen brechen, die UN-Soldaten überrennen und den Süden Syriens besetzen würde(11), ohne dass die neuen Herrscher in Damaskus irgendwie aggressiv gegenüber Israel aufgetreten wären, ja im Gegenteil Israel als Freund und die Hisbollah und den Iran als Feinde bezeichneten. Es war die Wiederholung von 1967, genannt: „Präventivkrieg“. Zunächst wurde die gesamte militärische Verteidigungsinfrastruktur zerstört (12), dann „dual use“ Infrastruktur (13) Bassam Haddad beschrieb dann wie sich die israelische Invasion Syriens bis zum 10. Dezember entwickelt hatte (14).
Hier endet das Format des PodCasts. Was die neuen Herrscher in Damaskus so treiben, was mit der Scharia wird, ob Krieg zwischen NATO-Ländern droht, und ob das nächste Ziel Irak oder Iran sein wird, liest man im Anhang-Text.
Anhang
Der Autor twittert zu tagesaktuellen Themen unter https://x.com/jochen_mitschka
Inhaltsverzeichnis
Die neuen Herrscher in Damaskus
Auf dem Weg zur Scharia.
Krieg zwischen NATO-Ländern?.
Nächste Ziel Irak?.
Gaza nicht vergessen.
Die neuen Herrscher in Damaskus
Während westliche Medien sich in frohen Berichten über die gewandelten Terroristen und ihre „friedliche Revolution“ überschlugen, berichtete eine westliche Journalistin, wie sie knapp einer Plünderung entkam (15). Und schon am zweiten Tag nach der Machtergreifung konnte man Videos und Nachrichten im Internet über die Verfolgung von Minderheiten und „Staatsterroristen“ finden.(16) Natürlich waren, wie im Fall der israelischen Kriegsverbrechen, erste Ziele die Intellektuellen des Landes. Und so wurde die Nuklearbiologin Zahra al-Homsiyeh und der Chemiker Hamdi Ismail Nada ermordet (17). Und das waren nur die unmittelbar bekannt gewordenen Fälle.
Aber schon bald wurde es schlimmer. Die Kriegsverbrecher brachten, ähnlich wie ihre Kollegen in Israel, ihre Verbrechen sogar teilweise selbst ins Internet (18). Alkoholgeschäfte und solche mit „nichtislamischen“ Produkten werden verwüstet (19). Und auf Alewiten wird systematisch Jagd gemacht (20).
Angeblich erklärte Jolani gegenüber seinen Kämpfern, er wollte nun nach Jerusalem ziehen, schließlich musste er sie motivieren (21).Aber dann folgte die offizielle Erklärung: Der neue starke Mann in Syrien erklärte, dass nicht Israel, sondern Hisbollah und der Iran die Feinde seien, obwohl sich beide nicht in den Vormarsch gegen Damaskus eingemischt hatten, als die Armee die Positionen räumte. Mit anderen Worten, er hat die gleichen Feinde wie Israel. Was für ein Zufall (22).
Allerdings wäre ein „Marsch auf Jerusalem“ ziemlich aussichtslos gewesen, nachdem Israel die gesamte militärische Infrastruktur des Landes beseitigt, und die bisherigen Waffenlieferungen von US-freundlichen Quellen und Katar kamen. Jolani steigerte sich in den Wunsch, einen Friedensvertrag mit Israel zu schließen, was natürlich bedeuten würde, auf alle Gebiete im Namen Syriens zu verzichten, welche von Israel besetzt waren (23). Dieses Verhalten zugunsten Israels, sowie Israels Unterstützung des Vormarsches gegen Damaskus waren so offensichtlich, dass schon bald das Gerücht aufkam, er sei ein Zionist, sogar ein Spion des Mossad (24). Dabei wurde ein alter Artikel genannt, der allerdings kein Wort von Jolani enthielt, sondern nur beschrieb, wie in den 1950er Jahren Mossadagenten als verdeckt arbeitende Spione arabische Frauen heirateten und mit ihnen Kinder bekamen (25). Nun muss man anerkennen, dass Jolani nicht der erste Terroristenführer wäre, der später als Mossad-Agent enttarnt worden war (26).
Es fanden viele Versuche statt, ihn zu identifizieren. Zunächst war die Rede davon, dass er auf den Golanhöhen geboren worden sei, also als Syrer nun sein Land „befreit“ habe. Allerdings war zunächst niemand in der Lage eine finanzielle Belohnung zu beanspruchen, indem er die Abstammung Jolanis bewies. Tatsächlich blieb seine Herkunft zunächst im Dunkeln (27). Sicher waren nur seine Aktivitäten für al-Kaida, ISIS und deren Surrogate, sowie eine fünfjährige Haft in US-Gefängnissen, ohne Anklageerhebung, sowie die Tatsache, dass er durch NATO-Länder, Israel und Katar unterstützt worden war, die Macht in Syrien zu übernehmen.
Im Laufe der folgenden Tage besetzte Israel immer mehr Gebiete in Südsyrien Berichte kursierten, dass geplant war, in mehreren Phasen mindestens ein Territorium bis Suweida zu besetzen, also erst vor der unbewohnten Wüste halt zu machen. Und am 15. Dezember bestätigte der Vereidigungsminister Israels, Katz, dass die IDF „mindestens für ein Jahr“ auf der Südseite des syrischen Berges Hermon stationiert bleiben wird. Von dort hat Israel freies Schussfeld bis Damaskus. Das auch am 14. Dezember wieder von Syrien massiv bombardiert wurde (28)
Es gab eine kleine Widerstandsgruppe gegen die neue Herrscher in Syrien, welche möglicherweise durch die Hisbollah oder Russland unterstützt wird (29). Die Geschichte dieses Widerstandes kam mir ähnlich vor, wie der kommunistische Widerstand in Thailand, nachdem China ihm die Unterstützung entzogen hatte. Ohne Unterstützung aus dem Ausland, so war zu erwarten, hatten sie keine Chance zu überleben. Wer sollte sie unterstützen, und wie. Sie waren isoliert in der bergischen Region an der Grenze zum Libanon. Dann tauchten aber am 15. Dezember berichte auf, dass Guerillas, bestehend aus Anhängern der alten Regierung, HTS-Kämpfer angegriffen und getötet hatten, und zwar in der Nähe der Mittelmeerküste. Nicht allzu weit entfernt von den russischen Basen. Unwillkürlich tauchte die Vermutung auf, ob es von Kreisen inszeniert worden war, welche hofften, damit Russland aus dem Land drängen zu können. Und schon wurden Berichte bekannt, dass die EU nicht daran denke, die Sanktionen gegen Syrien aufzuheben, so lange das Land russische Militärbasen erlaubt (30). Also ging es nun bei der „Befreiung Syriens“ um „Assad“ oder um „Putin“?
Spätestens am 15. Dezember wurde klar, dass Israel, eben wie in Gaza, im besetzten Syrien auch die zivile Infrastruktur zerstörte, um das Gebiet für Zivilisten unbewohnbar zu machen (31). Es passierte, was auch auf den besetzten und nun annektierten Golanhöhen mit 130.000 Bewohnern passierte: Die Einwohner werden vertrieben, eine ethnische Säuberung wird durchgeführt, ohne dass sich ein Finger in der moralschwangeren westlichen Welt bewegte.
Am 13. Dezember feierten, Teile der unter israelischer Besatzung verbliebenen Syrer die „Befreiung“ von Damaskus (32). Und es gab auch Bevölkerungsteile im südlichen Syrien, welche sich wünschten zu Israel zu gehören, damit endlich die Sanktionen enden, und wirtschaftlich eine Chance auf Wiederaufbau entstand. Außerdem war, insbesondere den Drusen klar, dass die extremistischen Söldner der HTS schon bald aufhören würden „Kreide zu fressen“. Allerdings war ihnen wohl kaum bewusst, dass israelische Siedlergruppen bereits begannen zu planen, wer welche Gebiete besiedeln darf (33). Gegen Mitte Dezember beschwerte sich Jolani dann über die ständigen Bombardierungen und Landnahme Israels in Syrien und forderte die US-Regierung auf, einzugreifen, was lediglich zu noch härteren Bombardierungen führte, wie am 16. Dezember berichtet wurde. Bombardierungen, die so heftig waren, dass sie als Erdbeben gemeldet wurden (34). Die zivilen Opferzahlen sind noch nicht bekannt, dürften aber hoch sein (35). Zufälligerweise befindet sich in Tartous auch ein Seestützpunkt Russlands. Die Explosionen, welche die israelischen Bomben verursachten wurden auch mit nuklearen Explosionen verglichen (36). Am 16. Dezember waren Israels Besatzungstruppen nur noch 17 km von Damaskus entfernt (37).
Auf dem Weg zur Scharia
Schnell wurde deutlich, dass das Gesellschaftssystem, welches in Idlib eingeübt worden war, nun auf ganz Syrien ausgerollt werden sollte. Eine der ersten Maßnahmen des neuen Justizministers war (38), Frauen ihrer Position als Richter zu entheben, weil die Scharia als gültiges Justizsystem eingeführt werde. Eine weitere Maßnahme war, dass eine „Moralpolizei“ eingeführt werden sollte. Diese sollte zunächst ohne die in Idlib üblichen Prügel-Stöcke aktiv werden.
Schon am 13. Dezember begannen Berichte über die Verfolgung von Schiiten durch die neuen Herrscher in Syrien (39). In Aleppo demonstrierten auf dem Saadallah al-Jabri Platz am 14. Dezember Angehörige, deren Männer illegal in Gefängnissen von Jolani festgehalten werden (40). Und trunken vom Erfolg prahlten uigurische Mudschaheddin damit, „die Muslime Ostturkistans von der chinesischen Besatzung zu befreien“ (41).
Krieg zwischen NATO-Ländern?
Am 14. Dezember wurde auch bekannt, dass das von der „Internationalen Koalition“ vermittelte Waffenstillstandsabkommen zwischen den „Syrischen Demokratischen Kräften“ (SDF) und der Türkei nicht umgesetzt wird. Dies bestätigte der SDF-Oberbefehlshaber Mazlum Abdi im Fernsehen. Er sagte, die Gespräche seien gescheitert, nachdem die Türkei ein 1 Kilometer langes Landstück westlich von Kobani für einen Militärstützpunkt angefordert hatte, wodurch der Deal ungelöst blieb und Bedenken hinsichtlich eines möglichen groß angelegten Angriffs gegen die Stadt aufkamen.
Am 15. Dezember berichteten Kriegsberichterstatter, dass Russland alle Kräfte aus dem Grenzbereich zwischen der Türkei und Ostsyrien abzieht, und dass deren Stützpunkte sofort von US-Militär übernommen wurden. Was darauf hindeutete, dass dieses Militär entweder als Schutz vor Angriffen der türkischen Kräfte dienen sollten, oder sogar selbst in einen Krieg zwischen dem kurdisch besetzten Teil Syriens und türkischen Einheiten eingreifen werden. Man war gespannt, ob tatsächlich zwei NATO-Lländer gegeneinander in den Krieg ziehen.
Nächste Ziel Irak?
Man sollte nicht vergessen, dass Jolan, der neue starke Mann in Damaskus, im Irak im Dezember 2024 auf Grund seiner Verbrechen dort, immer noch auf der Liste der meistgesuchten Terroristen stand. Und die Vermutung war nicht von der Hand zu weisen, dass das nächste Ziel der HTS-Kräfte der Irak sein könnte. Zumindest erklärte ein iranischer General, dass 11.000 Mitglieder des IS /ISIS in den letzten Wochen noch einmal ausgebildet wurden, und dass sie in den nächsten Monaten erwartungsgemäß noch einmal Mosul oder Tikrit angreifen würden (42). Berichte wurden veröffentlicht, die zeigten, dass der Irak an der Grenze zu Syrien Befestigungen und Schützengräben vorbereitete. Noch einmal sollten die Horden der Terroristen nicht überraschend in das Land eindringen können.
Interessant könnte sein, dass Mahir [auch Maher] al-Assad, der Bruder des früheren syrischen Präsidenten Baschar al-Assad, dem Wikipedia Handel mit Captagon bzw. Fenetyllin nachsagt, um Waffen und Munition zu kaufen, nicht mit seinem Bruder darin übereingestimmt hatte, die iranische Präsenz zu verringern, zugunsten einer engeren Zusammenarbeit mit arabischen Ländern. Wie sich nun herausstellte, hatte er wohl Recht gehabt. Er diente als Generalmajor und war Kommandant der Präsidentengarde und der 4. Division des syrischen Heeres. Als sein Bruder sich nach Moskau absetzte, flüchtete er mit einigen getreuen Soldaten in den Irak, und fuhr von dort weiter in den Iran. Man konnte erwarten, dass man noch von ihm hören würde, falls es zu dem befürchteten Angriff des IS bzw. HTS auf den Irak kommen sollte.
Die Times of Israel berichtete allerdings, dass der Iran das nächste Ziel sei, und die israelische Luftwaffe, nachdem die gesamte Militärinfrastruktur und alle Luftabwehreinheiten in Syrien durch Israel beseitigt wurden, sich darauf vorbereite, Angriffe durch das entmilitarisierte Syrien gegen die iranische Atomanlagen zu fliegen (43). Ein solcher Angriff wäre vergleichbar mit einem Atombomben / Kernwaffenangriff. Man erinnere sich, dass die NATO erklärt hatte, falls nur eine Wolke mit verstrahlten Teilchen aus einem durch Krieg in der Ukraine zerstörten Atomkraftwerk auf NATO-Gebiet geweht würde, die NATO dies als Kernwaffenangriff ansehen müsste. Weshalb verständlich erschien, als ein Raunen im Iran zu vernehmen war, ob man nicht einen Präventivangriff gegen Israel führen sollte, und vor allen Dingen, ob man nun doch, entgegen des Verbots durch die klerikale Führung, Kernwaffen entwickeln sollte, damit solche Drohungen nicht mehr gemacht werden.
Nachdem die iranische Regierung offensichtlich nicht auf die Drohung reagierte, setzte der israelische Verteidigungsminister, wie man am 16. Dezember erfuhr, noch einmal nach, und behauptete, dass Israel eine „Operation“ gegen den Iran vorbereite, weil „eine diplomatische Lösung als wenig wahrscheinlich erscheint“ (44).
Gaza nicht vergessen
Schon am 30. Oktober hatte eine Animation aufgezeigt, wie Israel systematisch alle Aspekte des zivilen Lebens in Gaza zerstörte, es ist eine Kartographie des Völkermordes (45). Dass im Dezember überhaupt noch Menschen in der Kraterlandschaft Gazas leben, verwunderte. Aber jeden Tag verübte Israel weitere Massaker. In einem Ortsteil von Lahias war ein Haus noch rudimentär intakt, mitten in einer reinen Trümmerlandschaft. Offensichtlich störte das die IDF, die das letzte Haus, in das sich 22 Menschen gerettet hatten, mitsamt den Insassen zerbombte (46).
Die Liste der Kriegsverbrechen scheint nicht enden zu wollen. Darüber wird man eigene Verzeichnisse anfertigen. Am 15. Dezember zerstörte das israelische Militär die Abu Shabak Medical Clinic, die letzte Erste-Hilfe-Station im Zentrum von Jabalia, nachdem zweimalige Bombardierungen offensichtlich nicht genügend Zerstörung angerichtet hatten.
Aber nachdem Gaza-Verbrechen ohne Folgen blieben, hörte man nun immer mehr auch aus dem Rest Palästinas, was dort durch die Besatzungsmacht bzw. insbesondere extremistischen Siedlern gegen die Menschen unternommen wurde. Was entsprechende Reaktionen des Widerstandes erzeugte. Die UNRWA berichtete, allerdings ohne Ursachen und Wirkung zu erklären:
„Das UNRWA musste seine Dienste im Flüchtlingslager Jenin im nördlichen Westjordanland für einen weiteren Tag einstellen, da die gewaltsamen Zusammenstöße zwischen palästinensischen Sicherheitskräften und bewaffneten palästinensischen Akteuren anhalten. Kinder können weiterhin nicht zur Schule gehen und die Bewohner des Lagers haben keinen Zugang zu medizinischer Grundversorgung und anderen wichtigen Diensten. In einem besorgniserregenden Trend nehmen die Spannungen in den Flüchtlingslagern im nördlichen Westjordanland zu und untergraben die fragile Stabilität. (…) Viel zu lange waren die Bewohner von Jenin und des Lagers Jenin einem Kreislauf aus Gewalt und Zerstörung ausgesetzt, der das Lager nahezu unbewohnbar gemacht hat. Es ist an der Zeit, diesen Kreislauf zu durchbrechen und sicherzustellen, dass das normale Leben wieder aufgenommen wird + die Dienste des UNRWA zur Unterstützung der Schwächsten ohne Unterbrechung fortgesetzt werden.“ (47)
Derweil scheint die Unterwanderung der Palästinenser bzw. die teile und herrsche Politik Israels Früchte zu tragen. Zuerst hörte man von palästinensischen Führern, dass sie die Eroberung von Damaskus durch sunnitische „Rebellen“ begrüßten, was schon etwas Befremden auslöste, und auch bei überzeugten westlichen Freunden der palästinensischen Sache zu herber Kritik führte. Es stieß auf Unverständnis, wie sich die arabischen Länder durch religiöse Differenzen und alte Fehden gegeneinander aufhetzen ließen. Manche Unterstützer wie George Galloway, der sich über Jahrzehnte für die Sache der Araber und insbesondere Palästinenser eingesetzt hatte (48), erklärten, die Araber nun sich selbst überlassen zu wollen.
Dann begann sogar eine Diskussion darüber, ob der Iran und die Hisbollah die Palästinenser nur aus Eigennutz unterstützt hätten (49). Was weitere langjährige Sympathisanten der palästinensischen Sache veranlasste, mit Unverständnis und Ablehnung zu reagieren. Ganz offensichtlich waren die Palästinenser Opfer einer geschickten Gehirnwäsche geworden, was sie unfähig machte, zwischen Freunden und Feinden zu unterscheiden. Eine Schlüsselrolle dürfte vermutlich Katar gespielt haben. Einerseits über den Staatssender Al Jazeera, und mit unzähligen Finanzhilfen für die Palästinenser, in Absprache mit Netanjahu, aber andererseits mit der Finanzierung des Sturzes von Assad.
Sollte sich der schiitische Iran nun von Palästina abwenden, würden die sunnitischen arabischen Staaten mit Sicherheit NICHT die Lücke füllen, denn deren, zum größten Teil diktatorischen Herrscher, haben die USA „in der Tasche“. Palästina wäre auf sich gestellt und würde innerhalb der nächsten 5-10 Jahre so verschwinden wie die indigene Bevölkerung der USA, musste man befürchten.
Abgelenkt durch die Bombardierungen von historischen Ausmaßen in Syrien, einem Land, dessen neue Herrscher erklärten, Frieden mit Israel schließen zu wollen, und dortiger Invasion Israels, geriet der Völkermord in Gaza in den Schatten des Vergessens. Und das nutzte Israel, um Rafah, in das 1,7 Millionen Menschen geflohen waren, endgültig in eine Trümmerwüste zu verwandeln (50). Behauptet wird, dass die Zivilisten in „Sicherheit“ gebracht worden seien (51).
Quellen und Anmerkungen
https://pbs.twimg.com/media/GfAY5G-X0AA5D-E?format=jpg&name=medium
[1] https://www.wsj.com/opinion/the-middle-east-is-up-for-grabs-syria-collapse-iran-nuclear-race-israel-suadi-arabia-be43258f?page=1
[2] https://www.washingtoninstitute.org/sites/default/files/pdf/PolicyFocus175Zelinv2.pdf
[3] Ebd.
[4] https://seymourhersh.substack.com/p/the-fall-of-bashar-assad
[5] https://thecradle.co/articles/syrias-post-mortem-terror-occupation-and-palestine
[6] Ebd.
[7] Ebd.
[8] Ebd.
[9] https://progresoweekly.us/the-fall-of-the-assad-government-in-syria/
[10] Ebd.
[11] https://x.com/padawitz/status/1866543394115530957
[12] https://x.com/bassem_youssef9/status/1866506221894955384
[13] https://x.com/SprinterFamily/status/1867114124880081359
[14] https://x.com/4Bassam/status/1866580178605854789
[15] https://www.ukcolumn.org/syria-podcast-episode-2
[16] https://x.com/ZentraleV/status/1866580634174623843
[17] https://x.com/SprinterFamily/status/1866841469916737773
[18] https://x.com/Your_Tweety/status/1866798158413492597
[19] https://x.com/ZentraleV/status/1866800905087045880
[20] https://x.com/MyLordBebo/status/1867281448639901892
[21] https://www.youtube.com/watch?v=Cw_8R-24FA0
[22] https://x.com/jacksonhinklle/status/1866620574979498206
[23] https://x.com/SprinterFamily/status/1867042629415739569
[24] https://x.com/Palsvig/status/1867184362191728903
[25] https://www.ynetnews.com/articles/0,7340,L-4422919,00.html
[26] https://x.com/HsnyLy87974/status/1866965281446469708
[27] https://x.com/bassem_youssef9/status/1866960654013173810
[28] https://x.com/ju_khatib/status/1868269523670905270
[29] https://x.com/beuatifulAfrica/status/1866936224088461610
[30] https://x.com/MyLordBebo/status/1868712585480356210
[31] https://x.com/Jakob_Reimann/status/1868255905877565783
[32] https://www.972mag.com/syrian-golan-heights-assad-israel/
[33] https://www.972mag.com/israeli-settlers-syria-lebanon/
[34] https://x.com/Megatron_ron/status/1868453865781109114
[35] https://x.com/ejmalrai/status/1868569313214665176
[36] https://x.com/drbairdonline/status/1868488434316345672 zu Gründen, warum sie mit einfachen Mitteln nicht als Nuklearexplosionen identifiziert werden könnten: https://x.com/drbairdonline/status/1293229649326030848
[37] https://x.com/SprinterFamily/status/1868686335621693720
[38] https://x.com/MyLordBebo/status/1866849985431474566
[39] https://x.com/Itshosniye/status/1867593682821820864
[40] https://x.com/AryJeay/status/1867905369105997863
[41] https://x.com/arslan_hidayat/status/1867682890668290363
[42] https://x.com/IRIran_Military/status/1866645827437072720
[43] https://www.timesofisrael.com/iaf-says-preparing-for-strikes-on-iran-nuke-sites-after-knocking-out-syrias-air-defenses/
[44] https://x.com/ShaykhSulaiman/status/1868623484026536272 Die primäre Meldung in Al Jazeera konnte nicht gefunden werden.
[45] https://x.com/brucknerianer/status/1868357718802935833
[46] https://x.com/ju_khatib/status/1867166792822714624
[47] https://x.com/UNRWA/status/1868243503915888780
[48] https://x.com/angeloinchina/status/1868311502228529574
[49] https://x.com/ejmalrai/status/1868306510092062896
[50] https://x.com/mhdksafa/status/1868603466584912303
[51] https://x.com/Alaa_AbadLla_3/status/1868618440669549015
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Dank an den Autor für das Recht zur Veröffentlichung des Beitrags.
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Bildquelle: Mohammad Bash / shutterstock
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