Tagesdosis

Neue Beschuldigung zur Nord-Stream-Sprengung | Von Thomas Röper

audio-thumbnail
Tagesdosis 20250909 apolut
0:00
/455.174875

Das Nord-Stream-Märchen

Ehemaliger FSB-Chef beschuldigt London der Beteiligung an der Nord-Stream-Sprengung.

Der ehemalige FSB-Chef Patruschew bezweifelt die Version der Sprengung der Nord Streams durch ukrainische Taucher und weist auf all die Ungereimtheiten dieser Version hin. Er verdächtigt britische Spezialeinheiten, an der Sprengung beteiligt gewesen zu sein.

Ein Kommentar von Thomas Röper.

Nikolaj Patruschew, ehemaliger Chef des russischen Inlandsgeheimdienstes FSB und jetzt enger Berater des russischen Präsidenten, hat in einem Artikel die Ungereimtheiten der Version der Sprengung der Nord Streams durch von einem kleinen Segelboot aus operierender ukrainischer Taucher aufgezählt und beschuldigt britische Spezialeinheiten, die Pipelines gesprengt zu haben.

Übrigens ist es bemerkenswert, dass die Welt am gleichen Tag über Zweifel an der Version mit den ukrainischen Tauchern berichtet hat. Die Welt schreibt, die deutschen Ermittler seien sicher, den Terrorakt nach der Verhaftung eines Ukrainers in Italien aufgeklärt zu haben, aber die Zeitung schreibt auch:

„In Geheimdienstkreisen gibt es indes nach wie vor Zweifel, ob die Segelyacht-Geschichte die wahre ist. Zu auffällig habe sich die Crew verhalten, die Spuren auf der „Andromeda“ seien so zahlreich vorhanden gewesen, dass es so gewirkt habe, als sollten die Ermittler gelockt werden, sagt ein Geheimdienst-Experte.“

Ich übersetze nun den Artikel, den Patruschew über den Fall geschrieben hat.

Beginn der Übersetzung

Die Ostsee als Schauplatz eines nicht erklärten hybriden Krieges

Nikolaj Patrushev zur Sprengung der Nord Streams

Der mediale Lärm um die unerwartete Aktivität der deutschen Ermittlungsbehörden, die die mutmaßlichen Teilnehmer an den Sprengungen der Gaspipelines Nord Stream 1 und Nord Stream 2 identifiziert haben, reißt nicht ab. Journalisten wenden sich an das Marinekollegium und stellen berechtigte Fragen: Können wir den Angaben trauen, die besagen, dass die Saboteure, die die Terroranschläge tief im Meer verübt haben, tatsächlich gefunden wurden, und was steckt hinter dieser Phase der Ermittlungen?

Ich erinnere daran, dass die Staaten, die an echten Informationen über die Geschehnisse im September 2022 interessiert waren, die Sabotageakte an den Nord Streams nicht untersuchen und sich nicht mit den Materialien der Strafverfahren vertraut machen durften.

Die Öffentlichkeit erfährt Details der Operation in der Regel durch plumpe Leaks an die Presse.

Das letzte beschuldigt bedingungslos eine Gruppe ukrainischer Staatsbürger, die angeblich mit einem gefälschten rumänischen Pass eine Yacht für eine Tour auf der Ostsee gechartert haben. Die mutmaßlichen Saboteure haben unbemerkt Tauchausrüstung, mehrere hundert Kilogramm Sprengstoff und andere notwendige Ausrüstung auf einen Pier, hundert Meter vom NATO-Marinestützpunkt in Rostock entfernt, gebracht und sind in aller Ruhe aufs offene Meer hinaus gefahren. Irgendwie haben sie die Gaspipeline gefunden, ohne sie mit den anderen Pipelines und Kabeltrassen zu verwechseln, die in dieser Gegend zahlreich vorhanden sind. Unter Bedingungen regen Schiffsverkehrs haben sie mehrere Tauchgänge durchgeführt, Sprengladungen an der Gaspipeline angebracht und sind sicher in den Hafen zurückgekehrt.

Ich weiß nicht, für wen diese Enthüllungen an die Presse gedacht sind, aber kompetente Leute haben viele Fragen. Wer hat den ukrainischen Saboteuren beispielsweise erlaubt, so ungehindert in anderen Staates zu operieren? Das bedeutet, dass die Marinestreitkräfte der NATO die Sicherheit rund um ihre Stützpunkte nicht gewährleisten können und die deutschen Behörden nicht in der Lage sind, das Verhalten von Ausländern in ihrem Land zu kontrollieren. Oder wurden all diese Aktivitäten unter Beteiligung hochprofessioneller Vertreter der NATO-Geheimdienste geplant, kontrolliert und durchgeführt?

Wir sprechen eindeutig von einem Sabotageakt, der auf sehr professionellem Niveau durchgeführt wurde. Die Zerstörung eines Abschnitts einer Unterwasserpipeline ist an sich schon eine ziemlich schwierige Aufgabe, insbesondere wenn äußerst diskrete Arbeiten ohne den Einsatz eines speziell ausgerüsteten Schiffes erforderlich sind. Im Fall von Nord Stream wurde diese Aufgabe offensichtlich von einem hochqualifizierten Saboteure-Team mit umfassender Erfahrung in großen Tiefen und unter den schwierigen hydrologischen Bedingungen der Ostsee durchgeführt.

Nicht jede Armee oder jeder Geheimdienst der Welt verfügt in ihren Reihen über Schwimmer, die eine solche Aktion kompetent und vor allem verdeckt durchführen können.

Einer der Geheimdienste, die diese Aufgabe übernehmen können, ist der berühmte britische Special Boat Service.

Das ist eine der ältesten Marinesabotageeinheiten, die sich während des Zweiten Weltkriegs einen Namen machte. Die britischen Saboteure wurden für ihre Fähigkeit berühmt, mit einfachsten Mitteln wie Kanus und Kajaks Angriffe durchzuführen, weshalb der Dienst als Boat Service bezeichnet wurde. Und nach dem Krieg lernten ihre Kämpfer aus erster Hand von ihren ehemaligen Feinden, den Deutschen und insbesondere den Italienern der 10. MAS-Flottille, deren Veteranen, ich erinnere daran, nicht unbegründet verdächtigt werden, an der Explosion des sowjetischen Schlachtschiffs Noworossijsk beteiligt gewesen zu sein. Der Sabotageversuch im englischen Portsmouth gegen den Kreuzer Ordschonikidse, auf dem sich der Staatschef der UdSSR Chruschtschow befand, ist eine bekannte Tatsache.

Übrigens möchte man sich heute lieber nicht daran erinnern, dass unmittelbar vor den Sprengungen der Nord Streams in diesem Teil der Ostsee NATO-Marineübungen abgehalten wurden. Es sei auch darauf hingewiesen, dass die verhafteten Ukrainer selbst erklärten, die gegen sie geführten Ermittlungen zielten darauf ab, die Schuld auf die Ukraine zu schieben und die wahren Organisatoren und Teilnehmer des Terroranschlags zu vertuschen, die an einer Verschärfung der Spannungen in der Ostsee interessiert seien. Eine Analyse der Lage in der Region bestätigt ihre Aussagen.

Es ist bekannt, dass die Sabotageakte an den Nord Stream-Pipelines nur der Auftakt zu einer neuen und in der modernen Geschichte beispiellosen Welle der Spannungen in der Ostsee waren. Eine Reihe merkwürdiger Vorfälle mit Unterwasserkabeln und Vorfällen mit russischen Schiffen deuten darauf hin, dass der Westen ernsthaft beschlossen hat, den Einsatz zu erhöhen und die Ostsee zum Schauplatz eines unerklärten hybriden Krieges zu machen.

Ende der Übersetzung

+++

Thomas Röper, geboren 1971, hat als Experte für Osteuropa in Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet. Heute lebt er in seiner Wahlheimat St. Petersburg. Er lebt über 15 Jahre in Russland und spricht fließend Russisch. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.

+++

Dank an den Autor für das Recht zur Veröffentlichung des Beitrags.

+++

Dieser Beitrag erschien zuerst am 09. September 2025 bei anti-spiegel.ru

+++

Bild: 3D veranschaulicht die Explosion der Nord Stream-2-Gaspipeline unter dem Wasser der Ostsee. Beschädigtes Rohr 3D-Illustration

Bildquelle: Frame Stock Footage / shutterstock


+++
Ihnen gefällt unser Programm? Machen wir uns gemeinsam im Rahmen einer "digitalen finanziellen Selbstverteidigung" unabhängig vom Bankensystem und unterstützen Sie uns bitte mit der:

Spenden-Kryptowährung „Nackte Mark“: https://apolut.net/unterstuetzen/#nacktemark

oder mit

Bitcoin: https://apolut.net/unterstuetzen#bitcoin

Informationen zu weiteren Unterstützungsmöglichkeiten finden Sie hier: https://apolut.net/unterstuetzen/

+++
Bitte empfehlen Sie uns weiter und teilen Sie gerne unsere Inhalte in den Sozialen Medien. Sie haben hiermit unser Einverständnis, unsere Beiträge in Ihren eigenen Kanälen auf Social-Media- und Video-Plattformen zu teilen bzw. hochzuladen und zu veröffentlichen.

+++
Abonnieren Sie jetzt den apolut-Newsletter: https://apolut.net/newsletter/

+++
Unterstützung für apolut kann auch als Kleidung getragen werden! Hier der Link zu unserem Fan-Shop: https://harlekinshop.com/pages/apolut

Thomas Röper Nord Stream Patruschew FSB Gaspipeline NATO Special Boat Service Terroranschlag podcast