Namibia: Leben und leben lassen | Von Jochen Mitschka

Weitere Einblicke über das Leben in Afrika

Nun ist „Afrika“ so unterschiedlich, wie Europa, sogar mit noch mehr unterschiedlichen Sprachen. In erster Linie die Kolonisation hat dazu geführt, dass die meisten Staaten eine oder zwei europäische Amtssprachen haben. Obwohl historisch gesehen dutzende von Sprachen in vielen Ländern vertreten sind. Deshalb ist nur ein Teil meiner Berichte aus Namibia auf ganz Afrika anwendbar. Nämlich jener Teil, der sich mit der Politik der Kolonialstaaten beschäftigt. Hier nun, auf Grund vieler Nachfragen, noch einmal ein paar aktuelle Informationen aus dem unaufgeregten Leben an der Westküste Afrikas.

Deutsche Bürokratie

Wenn man in Deutschland seinen Wohnsitz aufgibt, muss man persönlich beim Einwohnermeldeamt erscheinen, teilte mir dieses auf Anfrage mit. Nein, eine schriftliche Abmeldung sei nicht möglich. Nun hatten wir aber noch keine definitive Adresse in Namibia. Das Haus war noch nicht gekauft, es gab noch kein Bankkonto, und wir hatten keine Postadresse, weil die Post nur an eine PO Box geliefert wird, nicht an physische Adressen. Aber der Rentenversicherung muss man sofort eine neue Anschrift mitteilen, die ich aber noch nicht hatte. Also blieb mir nichts Anderes übrig, als mich zunächst einmal abzumelden und darauf zu hoffen, dass die Rentenversicherung ein paar Wochen warten kann.

Diese Abmeldung führte aber dazu, dass die Rentenzahlungen eingestellt wurden, obwohl ich in der Zwischenzeit per E-Mail mit gescannten Unterlagen meine neue Anschrift der Versicherung mitgeteilt hatte. Schließlich versuchte ich telefonisch etwas zu erreichen. Ob das tatsächlich mit Erfolg gekrönt sein wird ist noch nicht sicher. Zunächst wurde ich von einer Adresse zu nächsten verwiesen. Nein, das müssen Sie bei der Post machen, die wiederum verwies zurück an die Versicherung.

Nun habe ich noch einmal meine neue Adresse als Scan an die zuletzt mitgeteilte E-Mail-Adresse geschickt in der Hoffnung, dass jemand sich erbarmt, und die Rentenzahlung wieder einsetzen lässt, denn für die Versicherung hatte sich eigentlich überhaupt nichts geändert, die Zahlung sollte nach wie vor auf das gleiche Bankkonto gehen.

Der Ton in den Telefonaten, mit dem man meiner Frage nach Hilfe nachkam, schwankte übrigens von „tut mir leid, aber da kann ich nicht helfen“ bis „selbst schuld, warum ziehen Sie ins Ausland“.

Namibische Bürokratie

In Namibia waren wir mit einem Touristenvisum eingereist. Das drohte nach 3 Monaten auszulaufen. Also baten wir den Rechtsanwalt, der unsere Daueraufenthaltserlaubnis bearbeitete, die Anfang Mai eingereicht wurde, uns bei der Verlängerung des Visums zu helfen. Kein Problem, könne man in Walvis Bay eine Woche vor dem Ablauf erledigen, war die Antwort.

Als wir dann eine Woche vor dem Ablauf in Walvis Bay auftauchten und Pässe abgaben und Unterschriften leisteten sowie Vollmachten hinterließen, waren wir noch ziemlich beruhigt. Aber zwei Tage später hieß es, wir müssten noch andere Formulare unterschreiben. OK, machten wir auch. Dann einen Tag vor Ablauf noch einmal andere Formulare, da die Einwanderungsbehörde in Walvis Bay anscheinend den Service nicht mehr erledigte, und das Büro die Unterlagen in die Hauptstadt schicken musste. So wurde der Antrag auf Verlängerung am letzten Tag der Gültigkeit des Visums in Windhuk eingereicht.

Dann folgten einige Tage des Nägelkauens bis endlich die Verlängerung um weitere drei Monate telefonisch mitgeteilt wurde, und wir die Pässe bei unserem Anwalt abholen konnten. Wobei der uns immer beruhigt hatte, muss man fairerweise sagen.

Es geht auch anders, und da kann man fast neidisch werden. Ein Freund berichtete, wie schnell und problemlos er innerhalb garantierten 7 Tagen einen neuen namibischen Pass erhalten hatte.

Ein weiterer bürokratischer Vorgang sollte erwähnt werden. In der Region Swakopmund konkurrieren im Bereich der nicht funkbasierten Internet-Anschlüsse hauptsächlich zwei Unternehmen für Internetanbindungen. Da ist einerseits der staatliche Anbieter Telecom Namibia und andererseits der private Anbieter Paratus Africa mit einem eigenen Glasfasernetz. Wir hatten uns anfangs aus Preisgründen für Telecom entschieden. Diese hatte uns bestätigt, dass ein Glasfaseranschluss möglich sei. Nach Wochen des Wartens jedoch hieß es, wir lägen zu weit weg vom Hauptanschluss. Aber immerhin bekamen wir einen normalen 10 Mbits Anschluss.

Interessanterweise erfuhren wir von den Technikern, die den Anschluss realisierten, dass Leerrohre vom Knoten zu unserem Haus existieren und man nur die Glasfaserverbindung durchziehen müsste. Wozu aber die Firma nicht bereit war.

Daraufhin fragte ich bei Paratus Africa an. Es dauerte zwei Wochen und zwei Erinnerungen, bis ich gebeten wurde, die GPS-Koordinaten zu nennen, wonach man am gleichen Tag bestätigte, dass die Leitung nach einer Bearbeitung von 2-3 Tage für den Antrag, innerhalb von max. 6 Wochen eingerichtet werden könne.

Da ich aus Kostengründen gerne bei der Telecom bleiben würde, habe ich die Zusage des Anschlusses durch Paratus Africa nun an meine Kontaktperson bei der Telecom weiter geleitet. Ich bin gespannt, ob und wie die Reaktion sein wird.

Am 19. Juli berichteten die namibischen Nachrichten, dass der Landesrechnungshof unter anderem die zu hohen Internetpreise und schlechte Netzabdeckung reklamiert habe. Worauf der Telecom-Chef mit einer Netzausbau-Ankündigung reagierte.

Es ist Wetter und nicht Klima

Namibia ist mehr als doppelt so groß wie Deutschland und auch die Temperaturunterschiede sind größer. Jetzt im Juli ist an der Atlantikküste Winter. Nachts sinken die Temperaturen auch schon mal unter 8°C, während sie tagsüber selten über 30°C steigen. Ab und zu sorgt ein heißer starker Ostwind, der meist auch viel Sand und Staub mit sich führt, für höhere Temperaturen. Vor einigen Wochen war er so stark wie lange nicht und hatte dafür gesorgt, dass Betriebe wie Autolackierfirmen für eine Woche ihren Betrieb eingestellt hatten. Aber so wie er kam, verschwand er auch wieder. Die Straße wurden gefegt und die Häuser vom Sand befreit, die unter den Türen und Fenster und durch Ritzen eingedrungen waren.

In anderen Regionen wird es nachts auch gerne kälter, auch bis Null Grad Celsius und tagsüber auch heißer als an der Küste. An letzterer hängt morgens auch gerne ein fetter Nebel über den ersten Landkilometern. Wenn man vom Landesinneren kommt, sieht die Nebelwand unheimlich aus. Manche Swakopmunder sehen den Nebel als Vorteil an. Sie erklären, die Feuchtigkeit ersetze den Sprinkler. Allerdings bemühen sich Autobesitzer, ihre Fahrzeuge in einer trockenen Garage zu parken. Und Autohändler empfehlen Hinzuziehenden, die aus dem Landesinneren kommen dringend, ihre Autos, welche nur das trockene Klima des Landesinneren kennen, mit einem Unterbodenschutz und Hohlraumkonservierung zu versehen.

Kein Tag ohne Sonne

Wenn man aber nur 7 km von der Küste entfernt lebt, gibt es nur wenige Tage, die ohne Sonne bleiben. Entweder sie kommt schon, auch im Winter, kurz nach 8 Uhr um die Ecke, oder kämpft sich spätestens gegen Mittag durch Dunst oder Nebel. Das führt dazu, dass man mit Solarkollektoren und Solarbatterie, welche in Deutschland gerade mal 50-60% des Hausbedarfs abdeckt, in Namibia 100% autark wird. Und natürlich dies über das ganze Jahr. Da in den letzten Wochen in Südafrika Stromabschaltungen notwendig waren, scheinen nun auch trotz der relativ niedrigen Strompreise von ca. 13 Euro-Cent pro KWh im südlichen Afrika die Verkaufszahlen für Solarkollektoren zu steigen.

Die Solarbatterien stammen aus lokaler, d.h. südafrikanischer Produktion, während Gleichrichter und andere Teile aus EU-Ländern kommen, die Kollektoren vermutlich aus China. Wobei alles innerhalb kurzer Lieferfristen verfügbar ist.

Autos

Anfang des Jahres hatten wir einen Toyota bestellt. Dabei war unsere erste Anfrage beim lokalen Händler auf wenig Interesse gestoßen, vermutlich weil wir noch als Touristen angesehen wurden, nicht als potentielle Kunden. Dafür war unsere Erfahrung mit einem Händler in der Nachbarstadt Walvis Bay umso erfreulicher.

Nicht ganz so erfreulich war aber zunächst, dass eine große Überschwemmung in Südafrika die Toyota-Fabrik praktisch zerstört hatte. Im Lauf der nächsten Wochen danach wurde deutlich, dass über viele Monate kein Auto ausgeliefert werden kann. So entschlossen wir uns zunächst, um teure Mietwagenkosten zu vermeiden, einen gebrauchten älteren Wagen zu kaufen. Gleichzeitig empfahl uns unser Händler, auf die Suche nach einem jungen Gebrauchten zu gehen.

Durch die Lieferunfähigkeit von Toyota waren die Gebrauchtwagenpreise leider dramatisch gestiegen. Aber die Verkäuferin des Autohändlers half uns, zu teure Angebote zu vermeiden und riet uns schließlich zu einem Fahrzeug, dessen Preis angemessen erschien. Wir erhielten unsere Anzahlung zurück, einen kostenlosen Check des Gebrauchten sowie eine Einweisung und kostenlosen Ausbau von nicht benötigten Sitzen. Einen ähnlichen Service hatte ich bisher noch nicht erlebt.

Computer

Auch mein Computer war in Deutschland geblieben und ich musste einen neuen kaufen. Dabei unterlief mir ein Fehler. Gekauft hatte ich versehentlich dummerweise einen kleinen, aber hochintegrierten Computer in Taschenbuchgröße.

Die große Überraschung am Tag der Lieferung, als ich meine mitgebrachte Festplatte einbauen wollte kann man sich vorstellen. Nun war die Einheit ausdrücklich nach meinen Bedürfnissen konfektioniert worden, erklärte man mir. Also musste ich mit dem Problem leben. Als ich aber die Sorge dem Chef des Unternehmens XDIT Namibia geschrieben hatte, meinte dieser, der Computer werde umgetauscht. Nun bin ich gespannt auf den ausbaufähigen Tower, der als Ersatz kommen soll.

Das Alter

Interessant ist zu beobachten, dass die Gesellschaft in Namibia, unabhängig von Hautfarbe oder ethnischer Zugehörigkeit gegenüber älteren Menschen großen Respekt zeigen. Das drückt sich nicht nur z.B. in Rabatten für die Kontoführung, oder einem 15%igen Abschlag für Internetgebühren aus, sondern auch im täglichen Umgang. Theoretisch darf man als Senior, als in einem Alter, in dem man nicht mehr arbeitet, an allen Schlangen vorbei gehen, und sich direkt an einen Schalter begeben, ohne dass sich jemand beschwert. In der Praxis habe ich dies nur selten, und dann meist bei offensichtlich altersbehinderten Menschen gesehen.

Post

Ein Buch, das ich zur Rezension zugeschickt bekam, ist seit mehr als 6 Wochen unterwegs. Ein Brief vom Finanzamt brauchte ca. 4 Wochen bis er in meinem Postfach auftauchte. Ansonsten gähnende Leere, keine Werbung, keine Flugblätter. Fast alle Organisationen sind zur digitalen Datenübermittlung übergegangen. Oder Papiere werden persönlich übergeben oder per Kurier geschickt.

Hatte ich in Deutschland 2020 noch WhatsApp wieder vom Mobiltelefon gelöscht stellt sich das Programm in Namibia als unverzichtbar heraus. Fast jeder verweist auf WhatsApp oder organisiert etwas darüber. Man kommt einfach nicht drum herum. Dabei spielt sicher eine Rolle, dass nicht wenige Namibier keinen, oder nur einen vernachlässigten PC haben und alles über das Mobiltelefon organisieren.

Am 20. Juli erhielt ich die Trackinginformation von DHL, dass ein E-Book-Reader, den ich vergessen hatte „zugestellt“ war. Freudestrahlend fuhr ich in die Stadt, aber das Postfach war leer. Keinerlei Info zu sehen. Zurück schaute ich noch einmal genau hin und rief das Tracking der namibischen Post auf. Dort stand nun „cancelled“ dick und rot. Was war passiert?

Der namibische Zoll hatte das Päckchen geöffnet und gesehen, dass es ein E-Reader mit eingebautem Akku war. So ein gefährliches Ding! Das sei Gefahrgut und darf nicht transportiert werden. Was war die Logik? Zurück zum Absender. Puhh, gut dass das Gefahrgut auf dem Rückweg nicht explodierte.

Jetzt schicken wir den Reader zu einer Adresse von Freunden, die Mitte August nach Namibia zurückkommen und hoffen, dass das Flugzeug nicht wegen dieses Readers abstürzt.

Corona

In Namibia hatte die Regierung auf Drängen der WHO und IWF geplant, bei der Einreise zu verlangen, dass Menschen „vollständig geimpft“ sind. Als Begründungen erklärte man, dass über 95% der Menschen bisher sowieso mit Impfzertifikaten eingereist seien. Daraufhin formierte sich der Widerstand in der Gesellschaft und führte innerhalb von Stunden dazu, dass die Pläne fallen gelassen wurden.

Dabei sollte man erklären, dass Menschen sich immer wieder auf Flugreisen mit Vireninfektionen anstecken, bei denen nun eben auch Corona eine Rolle spielt. Was ziemlich eindeutig darauf zurückzuführen sein dürfte, dass Un“geimpfte“ zwar einen PCR-Test nachweisen müssen, aber „Geimpfte“ nicht. Obwohl „Geimpfte“ das Virus problemlos übertragen können. Was sehr enge nicht „geimpfte“ Freunde wieder einmal bestätigen konnten. Sie hatten nach einer Flugreise für zwei Tage leichte Symptome und einen positiven Covid-Schnelltest.

Aus einer vertrauenswürdigen Quelle erfuhr ich, dass der namibische Gesundheitsminister auf die direkte Frage, ob die Corona-Maßnahmen von der WHO vorgeschrieben seien, mit einem Ja beantwortet hatte. Auf die Folgefrage, ob damit finanzielle Konsequenzen verbunden seien, verweigerte er die Antwort. Wie sagen die Qualitätsmedien sinngemäß? „Kann derzeit nicht unabhängig überprüft werden“.

Ein Freund aus Swakopmund musste sich im Juni einer Operation in Kapstadt unterziehen. Auf meine Frage, ob der Impfstatus abgefragt wurde, antwortete er: „Corona war gar kein Thema, der Begriff ist nie gefallen.“ Er erklärte, dass es weder die Frage nach der „Impfung“ gab, noch Mund-/Nasenschutzpflicht für die Patienten oder Ärzte während der normalen Visite.

Sicherheit

Während in Südafrika die Kriminalität, angefeuert vermutlich durch die Corona-Härten für gerade die nicht privilegierten Teile der Gesellschaft, deutlich angestiegen ist, scheint sich in Namibia nach wie vor Gewalt und Kriminalität auf einem für Afrika niedrigen Niveau stabil zu halten. Das heißt aber nicht, dass es nicht zu Einbrüchen und Diebstählen kommt.

Auf einer Baustelle in der Nähe wurde eingebrochen und die Werkzeuge des Unternehmens sowie Baumaterialien gestohlen. Und gerade berichtete ein Freund, dass auf seiner unbewohnten Farm ziemlich weit draußen auf dem Land, eingebrochen wurde. Dabei hatten die Diebe nicht nur einiges zerstört, sondern ein altes Auto mit allem beladen, was im Haus zu finden war und waren damit weggefahren. Aber das brave Auto hatte dann den Dienst verweigert und die Diebe abgeworfen. Als die Polizei das Fahrzeug fand, war der Motor noch warm, aber von den Dieben keine Spur mehr zu sehen. Aber solche Geschichten gibt es auch aus Deutschland zu berichten.

In Namibia habe ich bisher noch nicht gehört, dass Weiße gezielt angegriffen wurden. Insbesondere hatte ich nach Berichten gesucht, die von Vergewaltigungen oder Messerangriffen gegen weiße Frauen berichteten, aber vergeblich. Natürlich gibt es auch hier Eifersuchtsdramen, wie überall auf der Welt. Einheimische, sowohl Nachkommen der Kolonisten als auch Ureinwohner antworteten auf meine Frage ähnlich wie ein Freund aus Swakopmund: „Messer sind oft im Spiel, aber nicht wirklich gegen bestimmte Gruppen gerichtet. Zu Verletzungen kommt es meist nur bei Einbrüchen oder Überfällen, bei denen sich Leute zur Wehr setzen. Es geht dabei eigentlich IMMER um Handy, Geld und Wertgegenstände.“

Am 23. Juli hatte ich mich übernommen. Kurzfristig eine Mountainbikerunde geändert ohne genügend Wasser dabei zu haben. Nach 75 km dann Krämpfe. Ich schaffte es zur Hauptstraße, setzte mich. Rief Freund an, der sofort mit PickUp losfuhr. Kaum aufgelegt, drehte anderes PickUp und Fahrer fragt, ob er mich wohin bringen soll. Gibt mir dann 1,5 Liter Wasser gegen die Krämpfe. Könnte auch in Deutschland passieren, ich weiß.

Politik

In Namibia gibt es, insbesondere inspiriert von Organisationen aus den Industrieländern, eine immer stärker werdende Umweltschutzbewegung. Sie wird stark unterstützt durch die Tourismusindustrie, die ein wichtiges Standbein auch für die Einnahmen des Staates ist. Dem gegenüber steht Kritikern zufolge  Korruption aber andererseits auch der dringende Wunsch vieler Menschen, dass die Ausbeutung von Bodenschätzen endlich die grassierende Armut reduzieren hilft.

Radioberichten zufolge lagert in Namibia Öl, aber in großer Tiefe, welche das Land zum drittgrößten afrikanischen Ölproduzenten aufsteigen lassen könnten. Allerdings müssten dafür Teile von Naturschutzgebieten freigegeben werden.

Nun sind die Gebiete, welche als Naturschutzgebiete ausgewiesen sind wirklich riesig. Und, übertrieben gesagt hat man fast den Eindruck, dass Namibia ein Naturschutzgebiet mit ausgewiesenen Nutzflächen ist. Dies resultiert vermutlich aus der Zeit, als der Tourismus als Industriezweig gesehen wurde, der die höchste lokale Wertschöpfung erlaubte. Was sich aber nun, nicht zuletzt unter dem Eindruck der Corona-Krise, etwas geändert hat.

Deshalb ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass Projekte wie „Grüner Wasserstoff für Europa“ und die Ölproduktion realisiert werden, auch wenn dies auf Kosten von Teilen der Naturschutzgebiete geht. Denn der Staat braucht dringend Geld. Nicht zuletzt durch die Zuwanderung in Städte gibt es einen erheblichen ungedeckten Bedarf an Wohnraum. Und die zuständige staatliche, bei uns würde man sagen gemeinnützige, Wohnungsbaugesellschaft hat zugegeben, dass es unmöglich sei, dem Auftrag mit den vorhandenen Mitteln nachzukommen.

Dabei, so wieder Kritiker, spiele Korruption eine Rolle, welche die Kosten in die Höhe treibt, aber auch die Unterfinanzierung dieser Bemühungen. Und so hörte man während der letzten Wochen im Radio, dass die staatliche Wohnungsbau-Gesellschaft nun „aggressiv um private Investoren“ werben werde. Was aber bedeutet, dass der Staat weitere laufende Kosten für Mietkostenzuschüsse, und/oder Schulden für Kreditsicherung aufnehmen muss.

Namibia benötigt also dringend die Einnahmen aus dem Verkauf seiner Rohstoffe, die bisher in erster Linie aus Uran, Edelsteinen, Gas und Öl bestehen. Die Politik der westlichen Länder, und einzelner chinesischer Unternehmen ist, die Rohstoffproduktion in Namibia zu fördern, um diese Rohstoffe dann für die eigene Industrieproduktion zu nutzen. Man kann daher nur hoffen, dass China das von den Einwohnerzahlen winzige Land in den Fokus nimmt, um bei der Ansiedlung von Industrien zu helfen.

In den letzten Tagen wurden politische Initiativen angekündigt, um Unternehmen zu unterstützen, welche Produkte, die im Moment importiert werden, heimisch herstellen können. Insbesondere im Bereich der Landwirtschaft.

Der Export von Holzkohle könnte ein Beispiel sein, wie aus einem Abfallprodukt ein Wertstoff werden kann. Farmer in Namibia beklagten eine Verbuschung der Weideflächen, wodurch die Grasproduktion für die Viehwirtschaft in Mitleidenschaft gezogen wurde. In der Vergangenheit wurden die Büsche einfach gerodet und verbrannt, übrigens ohne Rücksicht auf Feinstaubbelastung. Heute sind viele Farmer dazu übergegangen, aus den Büschen Holzkohle herzustellen, die inzwischen zum großen Teil exportiert wird.

Man erinnere sich an die Pläne deutscher Umweltschützer, welche die Verbuschung dazu nutzen wollten, in Norddeutschland ein Kraftwerk zu befeuern. Also als „Entwicklungshilfe“, statt den „Rohstoff“ vor Ort zu veredeln, sollte er um die halbe Welt gefahren werden, um dann in Deutschland zu nutzbarer Energie veredelt zu werden.

Handwerker

Wie in Deutschland sind Handwerker gefragte Fachleute und man tut gut daran, Beziehungen zu ihnen zu pflegen. Sie haben volle Auftragsbücher und oft keine Zeit für neue Kunden. Sowohl ein Schreiner als auch ein Bauunternehmer hatten zu Beginn unserer Renovierung abgewunken, da sie über Monate keine Termine frei hatten.

Während Materialien teurer sind als in Deutschland, ist die Arbeitskraft günstiger, und so ergibt sich je nachdem, was einen höheren Teil der Leistung ausmacht, ein etwas günstiger Preis oder ein höherer Preis als in Deutschland.

Der günstigere Preis für Gebäude erklärt sich aus den niedrigeren Grundstückskosten (soweit man nicht direkt an der Küste bzw. in Prominentenlagen baut) und den geringeren Anforderungen an die Bausubstanz. Die meisten Häuser werden ohne Wärmedämmung mit im Land gebrannten Ziegelsteinen, Zementputz und Anstrich gebaut. Die Fenster sind einfache Schiebeelemente mit Einfachverglasung oder Aluminiumkonstruktionen mit Einfachverglasung. Innen werden die Wände meist verputzt, gespachtelt und gestrichen. Fast alle Häuser haben Einbauschränke in unterschiedlicher Ausführung und Menge. Deshalb gibt es viele große Schreinereien. Decken sind aus Gipskarton, in die oft Beleuchtung eingebaut wird. Darüber befindet sich ein niedriger Dachboden, gedeckt mit im Land gebrannten Dachziegeln, oder im Inland auch Wellblech oder Dachpappe auf dünnen Brettern.

Sehr hohe Kosten verursachen hochwertige Innenausbauten, besonders wenn z.B. deutsche Armaturen und Keramik eingebaut werden. Die jedoch, ja das darf man sagen, auch eine erheblich längere Lebenserwartung beweisen.

Fazit

Ich hoffe Namibia akzeptiert mich und ich darf hierbleiben und habe eine neue Heimat gefunden.

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Wir danken dem Autor für das Recht zur Veröffentlichung des Beitrags.

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Bildquelle: Marc Baldevey Quilez / shutterstock

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Kommentare (1)

Ein Kommentar zu: “Namibia: Leben und leben lassen | Von Jochen Mitschka

  1. Pexus sagt:

    Bill-the-killer-Gates ist inzwischen auch in Afrika umtriebig und macht sich Afrika und deren Einwohner untertan, siehe
    https://uncutnews.ch/wie-bill-gates-green-revolution-afrika-ins-verderben-stuerzt/

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