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Musk vs. Trump: Rosenkrieg der Alpha-Tiere | Von Paul Clemente

Musk vs. Trump: Rosenkrieg der Alpha-Tiere | Von Paul Clemente

Ein Meinungsbeitrag von Paul Clemente.

Sie waren das Traumpaar der konservativen Opposition: Elon Musk und Donald Trump. Beide schwerreiche Unternehmer, Milliardäre, Medienstars und Profis der Selbstinszenierung. Musk, der Sci-Fi-Businessmann und Baulöwe Trump, der gegen die Agenda der Globalisten anpestet. Dass zwischen beiden jetzt Rosenkrieg herrscht, ist nicht verwunderlich. Zwei extrem ambivalente Alpha-Tiere – eine solche Kombination muss schiefgehen. Das konnte jeder Primatenforscher voraussagen. Dazu drängt sich eine Parallele auf: Bereits 2017, im Frühstadium von Trumps erster Amtszeit, trennte der sich von seinem Berater Steve Bannon. Die Medien spekulierten damals über Meinungsdifferenzen. Auch über Trumps Kränkung, weil Bannon in den US-Medien als heimlicher Strippenzieher, als Mastermind, als Präsidentenmacher galt. Natürlich wollte Bannon, ebenfalls Alphatier, nicht als Gefeuerter dastehen. Also beteuerte er, er habe sowieso gehen wollen. Dennoch: Dieser Bruch endete nicht annähernd so unversöhnlich wie der zwischen Trump und Musk.

Kaum jemand hatte den Präsidenten im vergangenen Jahr so tatkräftig unterstützt wie Elon Musk. Während des Wahlkampfes stellte der Tech-Milliardär ihm sein soziales Netzwerk Twitter / X als Propagandaplattform zur Verfügung. Außerdem pumpte er schlappe 250 Millionen Dollar in den Wahlkampf. Als Gegenleistung fuhr Trump im Tesla-Auto durch die Gegend, ließ damit die Aktien des E-Autos steigen. Seit Januar agierten beide wie böse Buben, deren Streiche beim globalen Mainstream für Chaos sorgte. Halb beängstigt, halb belustigt fragte man sich: Was heckt das Duo als nächstes aus? Nun, Trump gründete das DODGE (Department of Government Efficiency). Dessen Ziel bestand in der Reduktion von Staatsausgaben. Verantwortlicher Leiter: Elon Musk. Sein erster Schachzug: Die Massenentlassung von Staatsbeamten...

Ende Mai trat der südafrikanische Unternehmer als Berater des Präsidenten zurück. Bei der Abschiedszeremonie lobten er und Trump sich gegenseitig bis zur Peinlichkeitsgrenze. Musk erwähnte keinerlei Verstimmung. Sein Abgang erklärte sich durch eine Regelung: Jede externe, unbesoldete Regierungsmitarbeit ist auf 130 Tage limitiert. 

Dann platzte es aus Musk heraus. Vor 5 Tagen schrieb er auf Twitter / X: „Es tut mir leid, aber ich kann es einfach nicht mehr ertragen." Die Rede war von Trumps Steuergesetz. Dem hatte das Repräsentantenhaus bereits grünes Licht gegeben. Jetzt muss es die zweite Kongresskammer, den Senat passieren. Mit ihm will Trump diverse Steuererleichterungen seiner ersten Amtszeit für die Ewigkeit zementieren. Die damit gesenkten Staatseinnahmen? Lassen sich durch zusätzliche Verschuldung und Einkürzungen von Sozialleistungen kompensieren. Der eingeplante Schaden für sozial Schwache scheint Musk, eigentlich Befürworter des bedingungslosen Grundeinkommens, nicht zu stören. Zumindest äußerte er kein Wort darüber. Nein, was ihn wurmt, ist die Neuverschuldung. Die muss ihm, der Staatsausgaben reduzieren sollte, als Absurdität, als nachträgliche Negation seines Jobs vorkommen.    

Also startete der Selfmade-Milliardär auf X einen Solo-Shitstorm gegen das Steuergesetz. Den republikanischen Kongressmitgliedern empfahl er, sich dagegen auszusprechen. Dann wandte er sich an die US-Bürger: „Rufen Sie Ihren Senator an, rufen Sie Ihren Kongressabgeordneten an, Amerika in den Bankrott zu treiben ist NICHT ok!“ Das Motto seiner Schlacht: „KILL the BILL“ – eine Anspielung auf Quentin Tarantinos Actionfilm „Kill Bill“. In einem weiteren Post inszeniert Musk sich als Langzeitvisionär, dessen Handeln nicht durch Amtsdauer begrenzt ist: „Trump hat noch dreieinhalb Jahre als Präsident – und mich wird es noch mehr als 40 Jahre geben.“  

Und der Attackierte? Der reagierte zunächst erstaunlich besonnen. Womöglich überrascht über die Plötzlichkeit und Heftigkeit der Attacke. O-Ton Trump: „Mir ist es lieber, dass er mich kritisiert als das Gesetz, denn das Gesetz ist unglaublich.“ Aber als Musk weitere Attacken fuhr, erklärte Trump ihn schlicht für verrückt. Im privaten Kreis soll er dem Tesla-Boss sogar Drogensucht attestiert haben. Zudem drohte der Präsident mit Streichung staatlicher Zuschüsse und Aufträgen: „Der einfachste Weg, in unserem Haushalt Milliarden und Abermilliarden Dollar einzusparen, ist Elons Regierungs-Subventionen und -Verträge zu kündigen.“ Der parierte mit der Ankündigung eines Produktionsstopps von Dragon-Raumkapseln. Die werden durch Musks Firma Space X produziert und von der NASA dringend benötigt. Ob er Trump damit beeindruckt? Eher nicht. Der fürchtet nämlich einen gänzlich andere Finte: Was, wenn sein Ex-Berater jetzt demokratische Politiker sponsert? Und gegen das Steuergesetz aufwiegelt? „Wenn er das tut,“, so Trump gegenüber CNN, „dann muss er den Preis dafür bezahlen.“ Kryptisch formuliert, aber todernst gemeint. 

Bis hierhin kann man sagen: Zwei Selbstverliebte präsentieren ihre Muskeln. Aber dann ließ Musk auf Twitter / X eine „wirklich große Bombe platzen“. Seine Behauptung: Der Name des US-Präsidenten finde sich in den Unterlagen zum Fall Jeffrey Epstein, einem New Yorker Investmentbanker, der mit Trump während der Achtziger befreundet war. Epstein starb 2019 in einer Gefängniszelle. Angeblich war es Selbstmord. Die Anklage gegen ihn: Unterhaltung eines Prostitutionsringes, zu dem auch Minderjährige zählten. Die Akten zu diesem Fall wurden bislang unvollständig publiziert. Weshalb? Weil Trump darin vorkommt – behauptete Musk. Da er keinerlei Beweise anführt, stellt sich die Frage: Woher weiß er davon? Hatte er Zugang zu unveröffentlichten Dokumenten? Oder war es frei erfunden? Ein Rufmord vom Feinsten? Inzwischen hat der Tesla-Chef seine Anschuldigung gelöscht, dennoch fordern die Demokraten jetzt lückenlose Aufklärung des Falles.

Am Wochenende griff Erol Musk, Vater des Tesla-Chefs, in die Schlammschlacht ein. Im Interview mit dem russischen Kanal Iswestija urteilte der Putin-Fan: Es sei ein Fehler seines Sohnes gewesen, mit Trump einen Streit vom Zaum zu brechen. Als Grund nannte er übergroßen Stress und Müdigkeit. - Mit Verlaub, das dürfte als Erklärung kaum ausreichen. Zudem soll Trump keinerlei Interesse an einer Aussprache zeigen. Es heißt, er überlege gar den Verkauf seines Tesla-Wagens…

Wo immer es knallt, ist Eskalations-Junkie Steve Bannon zur Stelle. Trumps früherer Berater hatte sich bereits im letzten Dezember mit Musk angelegt. Streitpunkt war die Migrationspolitik: Musk wollte globale Spitzenkräfte für die USA einkaufen, während Bannon die Förderung von US-Bürgern propagierte. Jetzt erklärte der Ex-Breitbart-Chef gegenüber der New York Times: Er sei der festen Überzeugung, dass Musk „ein illegaler Einwanderer ist“. Bannon beruft sich auf einen Artikel der Washington Post: Danach sei der Südafrikaner Musk zwecks Studium nach Stanford gekommen. Allerdings habe er nicht studiert, sondern gleich sein ZIP2 gegründet: Ein Unternehmen, das Online-Stadtführer vertreibt. Und das, obwohl er keine Arbeitserlaubnis besaß. Damit wäre sein Aufenthalt illegal. Bannons Forderung: Musk ausweisen und Space X sofort beschlagnahmen. Natürlich widersprach der Tech-Milliardär dieser Anschuldigung: Nie habe er gegen die Gesetze der USA verstoßen. Inzwischen soll Bannon seine Forderung im Telefongespräch gegenüber Trump wiederholt haben. Fehlt nur noch, dass der ihn zurückholt – als Nachfolger von Musk.

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Dank an den Autor für das Recht zur Veröffentlichung dieses Beitrags.

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Bildquelle: KI/ shutterstock


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