Tagesdosis

Mega-Leistung US amerikanischer und deutscher Doppelmoral | Von Rainer Rupp

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Apolut 20250815 TD Freitag
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In Syrien umarmen USA und Deutschland Al-Kaida-Terroristen, während sie gegen Hamas Waffen liefern.

Kommentar von Rainer Rupp.

Die Diplomatie der westlichen Demokraturen präsentiert sich gerne als moralischen Leuchtturm, als Musterbeispiel für Prinzipientreue und intellektuelle Aufrichtigkeit und nicht zu vergessen - Humanität. Alles nur Schall und Rauch! Zur Verdummung der eigenen Bevölkerung. Im Ausland dagegen, vor allem im globalen Süden, weiß man schon lange, welch hässliche Fratze der Doppelmoral und Grausamkeit hinter der freundlich lächelnden Maske der Vertreter der sogenannten Hoch-Zivilisation aus den US-NATO-EU-Staaten steckt. Hier ein aktuelles Beispiel, das jeder aus eigener Anschauung kennen müsste:

Während in den USA und Deutschland Politiker und Medien mit Schreck in der Stimme und erhobenem Zeigefinger uns stets vor der „radikal-islamistischen Terrororganisation Hamas“ warnen, um damit die Lieferungen von Geld und Waffen an das von rassistischen Rechtsradikalen geführte Regime in Israel zu rechtfertigen, schließen gleichzeitig dieselben Vertreter der westlichen Hochkultur im israelischen Nachbarland Syrien den mörderischen Al-Kaida-Ableger „Hay’at Tahrir al-Sham (HTS)“ in ihre Arme.

Während die vom Westen an Israel gelieferten Waffen den zionistischen Massenmördern dabei helfen sollen, die Hamas zu vernichten, die sich der Vertreibung widersetzen und das Land ihrer Vorfahren gegen die jüdischen Landräuber verteidigen, hofieren die Vertreter des Wertewesten zeitgleich die inzwischen politisch rehabilitierten Kopfabschneider HTS mit warmem politischen Entgegenkommen und finanziellen Unterstützungen in Höhe von Hunderten von Millionen Dollar.

Bei dieser glanzvollen Demonstration von intellektueller Kohärenz, moralischer Klarheit und Gerechtigkeit stehen die USA wie üblich an erster Stelle, diesmal dicht gefolgt von Deutschland, dessen Eliten wieder in der ganzen Welt mehr Verantwortung übernehmen wollen, während zu Haus alles zusammenkracht und immer mehr Menschen nicht mehr wissen, wie sie über die Runden kommen sollen.

Lasst uns jetzt dieses Meisterstück der Doppelmoral genauer unter die Lupe nehmen. Dazu hat Larry C. Johnson, ein ehemaliger hochrangiger CIA-Analyst, aus dem ein engagierter Anti-Imperialist und Kritiker der US-Außenpolitik geworden ist, jüngst recherchiert und uns schockierende Zahlen präsentiert.

Laut Johnson, der sich auf Daten des israelischen Außenministeriums stützt, haben palästinensische Gruppen – nicht nur Hamas, sondern alle zusammen – vom Jahr 2000 bis April 2024 insgesamt 1.521 Israelis getötet. Das sind durchschnittlich 61 Tote pro Jahr in einem 25-jährigen Zeitraum. Hamas selbst wird für 105 Anschläge verantwortlich gemacht, was einem bescheidenen Durchschnitt von 4,2 Anschlägen pro Jahr entspricht.

Vergleichen wir das nun mit den überragenden Terror-Leistungen von HTS in Syrien. Diese Gruppe, die sich 2017 aus verschiedenen islamistischen Fraktionen als Al-Kaida-Ableger zusammenschloss, hat in nur sechs Jahren (2018–2023) laut CIA 674 Anschläge verübt – das sind 112 pro Jahr, also 27-mal so viele wie Hamas. Und die Todeszahlen? HTS hat 2.143 Menschen getötet, ein jährlicher Schnitt von 357. Das ist fast sechsmal so viel wie alle palästinensischen Gruppen zusammen auf dem Gewissen haben! Gezählt werden hier nur bei Terroranschlägen getötete Menschen.

Man könnte meinen, dass eine Organisation, die in einem so kurzen Zeitraum derart viele Anschläge verübt und Menschen tötet, den ersten Platz im Terroristenwettbewerb verdient hätte. Doch nein! Während die USA und ihre europäischen Verbündeten, vor allem Deutschland, Hamas für jeden Steinwurf verdammen, der in Richtung eines israelischen Panzers fliegt, schütten sie Geld und diplomatische Unterstützung über HTS aus, als wäre es eine humanitäre NGO. Charmant reichen die gleichen westlichen Eliten und ihre Qualitätsjournalisten, die den „Krieg gegen den Terror“ von Al-Kaida ausriefen, nun HTS, dem Al-Kaida-Ableger in Syrien die Hand, während sie die Palästinenser für ihren Überlebenskampf bestrafen.

Warum diese himmelschreiende Ungerechtigkeit und Heuchelei? Nun, es ist ganz einfach: Geopolitik ist ein schmutziges Spiel, und Moral ist ein Luxus, den sich nur die Naiven leisten. Die USA und Deutschland unterstützen HTS, weil es ihren Interessen in Syrien dient – nämlich die Schwächung von Assad, Russland und Iran. Dass HTS Christen, Schiiten und Alawiten und andere Menschen abschlachtet, geht den Gutmenschen aus dem Wertewesten offensichtlich am Hintern vorbei; ein bedauerlicher Kollateralschaden, nicht mehr.

Währenddessen wird Hamas, die sich gegen einen brutalen, rassistischen Besatzer wehrt, als Inbegriff des Bösen dargestellt. Dabei haben laut Johnson die Israelis im Zeitraum 2000 bis April 2024 mindestens 7,065 Palästinenser in Gaza und im Westjordanland getötet. Mit anderen Worten, die israelischen Terroristen, die illegalen Siedler mit eingeschlossen, haben im selben Zeitraum fast fünf Mal mehr palästinensische Zivilisten getötet als umgekehrt Hamas und alle anderen palästinensischen Widerstandsgruppen zusammen israelische Zivilisten umgebracht haben. Aber Hamas wird als das größte Übel dargestellt.

Die Logik des Ganzen? Hamas kämpft gegen Israel, einen strategischen Verbündeten des Westens. HTS kämpft gegen Feinde des Westens.

Daher ist HTS der „gute Terrorist“, während Hamas der „böse Terrorist“ ist.

Es ist fast komisch, wie durchsichtig diese Doppelmoral ist, wenn man erst einmal dahinter blickt. Die USA und Deutschland und der Rest des Westens, die sich selbst als Leuchttürme der Demokratie und Menschenrechte präsentieren, haben keine Skrupel, eine Organisation zu unterstützen, die aus der Al-Kaida-Schmiede stammt – derselben Al-Kaida, die für die Anschläge vom 11. September verantwortlich war. Erinnern wir uns: Nach 9/11 erklärte George W. Bush den „Krieg gegen den Terror“ und schwor, jeden Terroristen auf der Welt zu jagen. Aber inzwischen ist HTS von der Terrorliste der USA gestrichen worden und die guten Terroristen dürfen jetzt, unterstützt mit Hunderten von Millionen Dollar und Euros munter weiter Andersgläubige morden.

Deutschland, das sich besonders gerne als moralischer Kompass Europas inszeniert, spielt in dieser Farce eine besonders peinliche Rolle. Die Bundesregierung, die keine Gelegenheit auslässt, ihre Unterstützung für Israel zu beteuern, ignoriert die Massaker von HTS mit einer Nonchalance, die an Zynismus grenzt. Während deutsche Politiker die palästinensischen Opfer des israelischen Militärs als unvermeidbare Konsequenz des „Selbstverteidigungsrechts“ Israels abtun, scheint niemand die Frage zu stellen, warum die gleiche Logik nicht auf HTS angewendet wird.

Wenn Hamas Terroristen sind, weil sie sich gegen eine Besatzung wehren, die ihre Dörfer zerstört und ihre Familien tötet, warum sind dann die HTS-Kämpfer, die Christen und Minderheiten in Syrien abschlachten, plötzlich respektable Partner?
Die Antwort liegt in der eiskalten, knall-harten Realpolitik. Deutschland und die USA haben sich entschieden. Ihre strategischen Interessen sind wichtiger als Prinzipien. HTS ist ein nützliches Werkzeug, um den Einfluss von Russland und Iran in Syrien zu bekämpfen, während Hamas ein Hindernis für Israels Expansionspläne darstellt. Also wird die eine Gruppe mit Waffen und Geld überschüttet, während die andere mit Sanktionen und Bomben bestraft wird. Dass die Palästinenser unter einer Besatzung leiden, die ihre Existenz bedroht, während HTS aus religiöser Überzeugung mordet, spielt dabei keine Rolle. 

Was diese Heuchelei noch bitterer macht, ist die historische Dimension. Deutschland, das sich seiner Verantwortung für den Holocaust so bewusst ist, sollte eigentlich ein Gespür für die Ungerechtigkeit entwickelt haben, die ein Volk erleidet, wenn es systematisch entrechtet und unterdrückt wird. Doch anstatt diese Sensibilität auf die Palästinenser anzuwenden, die unter einer brutalen Besatzung leben, schließt sich Deutschland dem Chor an, der Hamas verteufelt und HTS hofiert.

Es ist, als hätte man aus der Geschichte nichts gelernt, außer wie man die Augen vor Unrecht verschließt, wenn es politisch opportun ist. 

Fazit

Am Ende bleibt die bittere Erkenntnis: Die USA und Deutschland sind nicht gegen Terrorismus an sich, sondern nur gegen Terrorismus, der ihren Interessen im Weg steht. Wenn das keine Doppelmoral ist, was dann? Das nächste Mal, wenn deutsche oder amerikanische Politiker Hamas verurteilen, sollten wir sie freundlich daran erinnern, dass ihre Regierungen den Al-Kaida-Ablegern in Syrien die Hand schütteln. Vielleicht könnten sie dann erklären, wie man einen Terroristen von einem „Freiheitskämpfer“ unterscheidet – oder ob der Unterschied einfach nur davon abhängt, wer gerade auf der Gehaltsliste des Westens steht.

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Dank an den Autor für das Recht zur Veröffentlichung dieses Beitrags.

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Bild: Der syrische Präsident Ahmad al-Sharaa, auch bekannt als Abu Mohammad al-Joulani, feierte den Sieg der Revolution und die Aufhebung der Sanktionen. Syrien, 27. Mai 2025.

Bildquelle: Mohammad Bash / Shutterstock.com


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