Kommt eine Zinserhöhung? Fragen Sie BlackRock! | Von Ernst Wolff

Ein Kommentar von Ernst Wolff.

Die deutschen Verbraucherpreise sind im Dezember 2021 im Vergleich zum Vorjahresmonat um 5,3 Prozent gestiegen. Die Teuerungsrate hat damit den höchsten Stand seit 1993 erreicht. In den USA zogen die Verbraucherpreise im Dezember sogar um sieben Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat an. Im Oktober hatte die US-Inflationsrate noch bei 6,2 Prozent und im September bei 5,4 Prozent gelegen.

Aufschlussreich sind in diesem Zusammenhang die unterschiedlichen Reaktionen der jeweiligen Zentralbanken, die den Kurs in der Geldpolitik festlegen. Normalerweise steuern diese im Fall einer anziehenden Inflation durch Zinserhöhungen gegen und versuchen so, dass Preisniveau wieder zu senken. Zurzeit scheint es allerdings heftige Differenzen zu geben.

So hat Jerome Powell, Chef der US-Notenbank Federal Reserve, angedeutet, dass man die Zinsen im kommenden Jahr anheben werde. Christine Lagarde, die Chefin der Europäischen Zentralbank dagegen sagte, dass sie keine Zinserhöhungen ins Auge fassen werde. EZB-Direktorin Isabell Schnabel warnte sogar davor, die Zinsen zu früh zu erhöhen, da man dadurch den Aufschwung abwürgen würde.

Wie erklärt sich dieser Unterschied in den Äußerungen der führenden Zentralbanker? Die Antwort auf diese Frage lässt sich in einem Satz zusammenfassen: durch komplette Hilflosigkeit angesichts historisch einmaliger Probleme. Wir haben es nämlich nicht mit einer gewöhnlichen Inflation zu tun, sondern mit den Folgen einer Geldpolitik, deren Richtung schon seit Jahren nicht mehr von den Zentralbanken, sondern vom digital-finanziellen Komplex vorgegeben wird.

Sowohl die Fed als auch die EZB lassen sich seit der Weltfinanzkrise von einem der größten Player im digital-finanziellen Komplex, der Vermögensverwaltung BlackRock, beraten und hängen damit seit fast eineinhalb Jahrzehnten am Tropf seines weltweit führenden Datenanalyse-Systems Aladdin.

Es waren BlackRock und sein größter Aktionär Vanguard, die die Zentralbanken ab 2007/08 durch ihre Marktmacht gezwungen haben, auf den Kurs einer ultra-lockeren Geldpolitik einzuschwenken und immer mehr Geld zu immer niedrigeren Zinsen ins System einzuspeisen, um so die Finanzmärkte zugunsten von BlackRock & Co. auf immer neue Höhen zu treiben.

Diese Politik kann allerdings seit März 2020 nicht mehr in gewohnter Weise fortgesetzt werden, da die Zinsen bei null angekommen sind und das Bankensystem nicht dauerhaft mit Negativzinsen leben kann. Deshalb erleben wir seitdem eine Geldschwemme ohne Zinssenkungen, die alles bisher Dagewesene in den Schatten stellt. Zudem haben die von den Regierungen verhängten Lockdowns völlig neue Rahmenbedingungen geschaffen. Das Zerbrechen von Lieferketten, der Zusammenbruch der Logistik und die vielen vorsätzlich herbeigeführten Arbeitsausfälle haben für ein nie dagewesenes wirtschaftliches Chaos gesorgt.

Da sowohl die US-Regierung als auch die deutsche Regierung Ausfallgelder in Form von Stimulus-Checks oder Corona-Hilfen an große Teile der arbeitenden Bevölkerung gezahlt haben, das Warenangebot aber auf Grund der Lockdowns zurückging, entstand der ideale Nährboden für die Inflation im Alltag. Die kommt den Machthabern aber nicht ungelegen, denn sie sitzen zurzeit auf dem höchsten Schuldenberg aller Zeiten, und der schmilzt mit jedem Prozent Inflation etwas schneller dahin.

Wie aber wird es weitergehen?

Wird die Fed oder die EZB sich durchsetzen? Weder noch. Ob es zu Zinserhöhungen kommt oder nicht, entscheidet weder Jerome Powell noch Christine Lagarde. Das entscheidet ganz allein der zurzeit mächtigste Mann im Finanzgewerbe, BlackRock-Chef Larry Fink. Er weiß natürlich, dass die von der EZB vorgeschlagene Beibehaltung der lockeren Geldpolitik zu einer weiteren Entwertung des Geldes führen wird. Daher dürfte er sich eher für die andere Variante, nämlich Zinserhöhungen, entscheiden.

Damit werde er sich aber selbst schaden, werden jetzt einige einwenden, denn Zinserhöhungen werden die Märkte mit Sicherheit einbrechen lassen. Das ist richtig, aber auch solch einer Entwicklung dürfte Larry Fink gelassen entgegensehen. Schließlich kann man in seiner Position ja auch auf den Zusammenbruch wetten. Wichtig ist nur, dass man seinen Zeitpunkt selbst festlegt – und das dürfte Larry Fink als mächtigstem Vermögensverwalter der Welt und wichtigstem Berater von Fed und EZB wohl nicht schwerfallen.

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Danke an den Autor für das Recht zur Veröffentlichung des Beitrags.

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Bildquelle: Immersion Imagery / shutterstock

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Kommentare (10)

10 Kommentare zu: “Kommt eine Zinserhöhung? Fragen Sie BlackRock! | Von Ernst Wolff

  1. Ursprung sagt:

    The Great Resignation (nicht Reset) birgt die eigentliche Revolution, die jetzt zu starten scheint. Der Ausstieg aus der Herrschaft der 0,001 % (Krysmanski). Diese Revolution wird kommen, weil immer mehr von 99,999 % realisieren, dass sie es zwar ebenso wie die 0.001% machen koennten, das aber gar wollen.
    Und was versuchen die derzeitigen 0.001 % in ihrer Panik, ihren Status und alle ihre Sklaven zu verlieren? Uns Angst zu machen, uns alle umzubringen, Gedankenkontrolle zu implementieren, abzuspritzen.
    Gehts noch, Psychopathen?

  2. Dian C. sagt:

    Nicht die Zinsen an sich – ob zu geringe oder zu hohe – sind das Problem des imperialen Kapitalismus, sondern die Kapitalkonzentration. An sich "erzeugen" Zinsen überhaupt erst derartige Konzentrationen, aber Null-Zinsen bauen sie nicht ab. Der Profit wird nahezu gar nicht mehr durch Warenproduktion sondern fast nur noch durch Finanzspekulationen generiert. Immer deutlicher wird, Geld regiert die Welt tatsächlich. Aber nunmehr behindert das Geld die Entwicklung der Warenproduktion, die Entwicklung der Produktivkräfte.
    Die WEF-, Schwab- und Konsortenideen laufen darauf hinaus, diese Stagnation, die unweigerlich zu einem Rückgang der Produktion führen muss, durch eine Reduzierung der Esser und Konsumenten im Weiteren "abzufedern", was nicht nur eine teuflische weil mörderische Vision ist, sondern auch eine Sackgasse. Die Machtkonzentration wird verstärkt solange das Geld als Machtmittel zirkuliert. Kommt der Geldkreislauf aber zum Erliegen, ist auch die Macht passé.
    Es ändert für meinen schwachen Verstand nichts an der aufklärerischen Wirkung Ernst Wolfs Artikel, dass er den Wirtschaftsriesen China nicht erwähnte, welcher Gold, Dollars, seltene Erden und damit Macht hortet, sowie den Russen im Rücken weiß, weil der Strudel wird alles mit sich reißen.
    Ich teile Wolfs Optimismus bezüglich Kriegsgefahr nicht. Bisher war das immer der "Ausweg" der Imperialisten, erst recht der Faschisten!

  3. Out-law sagt:

    Ist immer noch nicht klar ,dass es nie um Gesundheit ging ,sondern immer nur um das Mammon ? Die immer stärker werdende wahre Krankheit liegt in der Arroganz aus Dummheit dies nicht erkennen zu wollen .Verhärtete Herzen und ein verblendeter Verstand besiegeln letzte,evtl.noch leicht aufkommende Geistesblitze,welche im alzheimerversumpfenden Virusgewissen ,bestenfalls etwas Schamesröte aufsteigen lassen .Da es sich aber um bestimmte politische Entscheidungen handelt ,können Betonköpfe ,diesen nur gegen die Wand fahren ,doch die ungeahnte Hoffnung für die Mittellosen ist nicht another brik in the wall ,sondern break trough the wall mit dem Eckstein !

  4. Laura98 sagt:

    Meine Mutter fragt immer, wieso der Vorleser Herrn Wolfs Texte immer so aggressiv/hart vorließt?

  5. How - Lennon sagt:

    "…Schnabel warnte sogar davor, die Zinsen zu früh zu erhöhen, da man dadurch den Aufschwung abwürgen würde."

    Welchen Aufschwung?
    Meinen Sie den, nach dem völligen Stillstand und mithilfe irrwitziger Rettungsgelder?

    Wehe, wenn die Zinsen steigen. Wehe, wenn nicht.
    Und diese immer gern gemachte Aussage, Inflation baut Schulden ab ist in diesem Fall einfach nur naiv. Wir leben spätestens seit Finanz"krise" in einer Schuldenexplosion bzw. im Systemkollaps und damit ist es völlig belanglos, dass da Schulden auch weginflationieren.
    Es wird für alle immer offensichtlicher, dass ohne Zentralbankgelder nichts mehr läuft. Das "System" würde sofort kollabieren. Also läuft es so weiter und der Kapitalismus kollabiert langsamer bzw. wandelt sich – ob man will, oder nicht – in einen Sozialismus um. In wenigen Jahren sitzen wir alle im gleichen Boot, oder, falls die "Reichen" nicht loslassen können und/oder durchdrehen (mit welchen irrwitzigen Ideen/Strategien auch immer) im Chaos mit globalem Gemetzel/Atomarkrieg.
    Ich denke aber, dass diese Gefahr relativ gering ist. Ebenso, dass sich die Menschheit wie Vieh in der Massentierhaltung "halten" lässt, damit eben diese ein, zwei Prozent in ihren Elfenbeintürmen ohne Bodenhaftung und Realitätsbezug weiter leben können.

    Die Natur/Menschheit/Liebe/Wärme/Wahrheit/Leben/Freude/Buntheit/Biodiversität wird sich niemals "verdigitalisieren" lassen, nur soweit es nützlich und angenehm ist und dieser Punkt ist bereits überschritten.

    https://www.boerse-am-sonntag.de/aktien/markt-im-fokus/artikel/250-billionen-schulden-weltweit-auf-rekordniveau.html

    https://finanzmarktwelt.de/coronakrise-das-schleichende-ende-des-kapitalismus-hat-begonnen-177347/

    • How - Lennon sagt:

      Anmerkung:
      Der erste Artikel erschien bereits Ende 2019!
      Vor der "Pandemie". Vor dem Raushauen der völlig irren "Rettungspakete" ("Bazookas").

    • wasserader sagt:

      die Coronamaßnahmen sind auch in Zusammenhang mit der katastrophalen Finanzpolitik zu sehen . Die Menschen werden als Akteur gegen schlechte Politik paralysiert .

  6. Energieproblem, Inflation, Armut:

    Wir haben überall auf der Welt Energieengpässe. Wenn nicht mehr genügend Energie verfügbar ist, dann wird weniger produziert mit der Folge, dass es zu einer Inflation kommt (weil dann dem Geld weniger Waren gegenüberstehen) und es kommt dann auch zu mehr Armut.

    Mehr Energie hätte man durch mehr Kohlekraft und mehr Atomkraft.
    Energie kann man sparen, wenn man mehr Menschen in Mittelafrika und Mittelamerika siedeln ließe, weil man dort nicht heizen muss.

    Chipmangel: Heutzutage gibt es vielen Dingen Mikrochips, obwohl Mikrochips in vielen Produkten nicht notwendig sind mit der Folge, dass es einen spezifischen Ressourcen- und Produktionsengpass gibt und nun Mikrochips auch in den Produkten fehlen, wo sie notwendig sind, wie in Smartphonen und in Autos.

    • _Box sagt:

      Ich habe noch immer kein "Smartphone" und Autos sind auch die meiste Zeit ohne Mikrochips gefahren. Das neben dem Umstand des völlig aus dem Ruder gelaufenen Individualverkehr und der daraus resultiernden Fahrzeugdichte je Einwohner.
      Aber so ist das eben mit dem ewigen Wachstum und das nicht nur beim Kfz.

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