Standpunkte

Israels Armeechef gegen Besatzung Gazas | Von Jochen Mitschka

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Apolut 20250814 SP Donnerstag
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In diesem Kapitel der Expansionskriege Israels schauen wir unter anderem, wie sich immer mehr Juden, sogar auch Zionisten, von der israelischen Regierung distanzieren, andererseits in Deutschland Propaganda für die Ermordung von Journalisten geübt wird.

Ein Standpunkt von Jochen Mitschka.

Das wahre Judentum

Immer mehr jüdische Menschen, sogar Zionisten begannen sich für eine Tapferkeitsmedaille zu qualifizieren, indem sie gegen die politische Elite des Westens aufbegehrten. Einer dieser Menschen, der als „letzte moralischen Autorität Israels“ genannt wurde, Avraham [Avrum] Burg, ehemaliger Sprecher der Knesset und ehemaliger Vorsitzender der Zionistischen Weltorganisation, rief eine Million Juden weltweit dazu auf, den Internationalen Gerichtshof zu ersuchen, Israel wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit anzuklagen. Die Essenz dessen, was er schrieb war für mich deshalb so wichtig, weil ich es als Nichtjude seit Jahren immer wieder versuchte zu erklären.

In einem Beitrag auf Substack (1) erklärte er, dass es keine einheitliche Definition gebe, was ein „Jude“ sei. Es gebe unterschiedliche Auffassungen, ob sich ein Jude durch Religion, Genetik, Kultur, Nationalität oder rechtlichen Status definiere. Israel hätte aus dem Wirrwar eine Verschmelzung von Religion, Land, Macht, Sprache und Souveränität gemacht, was eine Mutation darstelle, die angeblich Judentum sei.

„In diesem Moment der israelischen Geschichte haben sich drei dieser Elemente – Religion, Macht und Land – zu bösartigen Wucherungen entwickelt. Die Macht ist zu groß geworden und wird nun in den Diensten der pathologischsten Interpretationen des Judentums eingesetzt, die auf Eroberung und Herrschaft aus sind. Der unmittelbare Preis dieses Krebsgeschwürs ist der Verlust der israelischen Souveränität. Die Macht wurde gewalttätigen, messianischen Milizen übergeben; ihre Bandenführer dienen nun als Minister. Gemeinsam, von oben und von unten gleichzeitig, haben sie den israelischen Staat zerschlagen. Dieses Land existiert nicht mehr.“ (2)

Diese destruktiven Elemente, so der Autor weiter, waren im jüdischen Volk schon immer präsent, wurden aber meist eingedämmt, marginalisiert und unterdrückt. Jetzt aber, nach zweitausend Jahren, haben sie die Kontrolle übernommen und setzten ihre dunkelsten Impulse um. Jeder Jude müsse sich nun zwei grundlegenden Fragen stellen:

„Was ist meine jüdische Identität? Und bin ich mit ihnen oder gegen sie?“

Es gebe keinen Mittelweg mehr, und es dürfe ihn nicht geben.

Er argumentierte dann mit Hinweis auf die jüdische Vergangenheit, wie sie in alten Schriften niedergelegt wurden, aber sieht sie vollkommen anders als die derzeitige Regierung Israels. Sich auf ihre Seite zu stellen, so meinte er bedeute, sich auf die Seite der verheerenden Mächte der Vergangenheit zu stellen. Auf die Seite, welche einen rücksichtslosen und wahnhaften Aufstand gegen das Römische Reich startete und die Zerstörung des Zweiten Tempels und unsägliches Leid über das jüdische Volk brachte. Sich auf ihre Seite zu stellen, bedeute, die biblischen Gebote der Vernichtung der einheimischen Nationen und den Mythos vom Massenselbstmord in Masada anzunehmen (3). Es bedeute, einer separatistischen, rassistischen Kultur zu folgen: einer Welt, in der Nichtjuden verachtet und Juden auserwählt und verehrt werden.

„Es gibt dicke, ununterbrochene Linien, die sich von Bar Kochbas (4) Hybris bis zu Ben-Gvirs (5) Gewalttätigkeit erstrecken; von Rabbi Akivas (6) messianischem Wahnsinn bis zu Smotrichs (7) Rohheit und Fanatismus. Die Herren des Verderbens in der jüdischen Geschichte starben nie wirklich, und heute töten sie sogar. Doch das Judentum trug schon immer eine andere Zivilisation in sich. Eine, die in Selbstbeobachtung, Kritik, Mitgefühl und moralischem Handeln verwurzelt war. Der Prophet Nathan stand vor König David, Israels mächtigstem Herrscher, und klagte ihn der Korruption und des Blutvergießens an. Jahrhunderte später warnte der Prophet Jeremia die dekadenten Eliten Jerusalems vor der drohenden Zerstörung des Ersten Tempels. Im Jahr 70 n. Chr. floh Rabbi Jochanan ben Sakkai aus der Stadt der Zeloten und der Blutgier und begründete das neue alternative Judentum: einen Glauben der Anbetung ohne Tempel, der Identität ohne Territorium, der Stärke ohne Gewalt und der spirituellen Autorität ohne politische Souveränität.“ (8)

Aus diesem Judentum habe sich später Jiddisch entwickelt, eine Sprache, die auch als Sprache des Exils bezeichnet wurde, eine Sprache ohne Land und ohne Grenzen, eine Sprache ohne Wörter für Waffen, Munition, militärische Manöver oder Kriegstaktiken. Die Basis der Lehre sei das Studium der Menschlichkeit gewesen. Das Ghetto dieser Juden sei ein großartiges Experiment in Sachen friedliches Leben, Selbstbestimmung und Fürsorge für den Nächsten gewesen. Trotz der Grausamkeit Israels gebe es das immer noch.

Er forderte nun all jene, die sich weigerten, die Diktatur der Macht und Korruption unter der Führung von „Cäsar“ Netanjahu und seinen „apokalyptischen Eiferern“ zu akzeptieren, „die Stadt zu verlassen, wie es Johanan ben Sakkai tat“ (9). Diese jüdischen Menschen seien verstreut auf der ganzen Welt, haben keine Organisationen, keine riesigen Ressourcen, keine staatliche Macht. Aber, so der Autor, sie hätten spirituelle und ethische Stärke ihrer Vergangenheit und die wahre Geschichte auf ihrer Seite. Und damit müssten und könnten sie das Blutvergießen stoppen.

„So können wir beginnen: Wir brauchen eine Million Juden. Weniger als zehn Prozent der jüdischen Weltbevölkerung, um gemeinsam eine Eingabe beim Internationalen Gerichtshof in Den Haag zu machen. Eine kollektive Klage gegen den Staat Israel wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit, die in unserem Namen und unter dem falschen Banner unserer jüdischen Identität begangen wurden. Es ist Zeit zu sagen: Schluss!“ (10)

Die Hamas habe zwar abscheuliche Verbrechen begangen, aber nichts davon rechtfertige Israels Vorgehen in Gaza. Dies sei der Moment der Abrechnung und man dürfe nicht davor weglaufen.

Soweit sein Artikel. Leider bietet er keine Plattform an, um es jüdischen Menschen einfach zu machen, seiner Aufforderung zu folgen.

Israels Kampf gegen die Wahrheit - Einschüchterung von Augenzeugen

Ich hatte darüber berichtet, dass Tony Aguilar, ein mit Tapferkeitsauszeichnungen versehener Ex-Soldat der USA, der mit besten Zeugnissen ehemaliger Kameraden ausgestattet war, unter anderem bei Tucker Carlson über die Kriegsverbrechen in der Nähe von Nahrungsmittel-Ausgabestellen in Gaza berichtet hatte. Natürlich blieb das nicht ohne Folgen. Verleumdungen, versuchte Rufzerstörung, Drohungen, Einschüchterungen, nicht nur gegen ihn, sondern die ganze Familie, waren die Folge. Daraufhin trat er zum zweiten Mal in der Tucker Carlson Show auf. (11)

Ein ganzes Transkript hier anzubieten würde das Format sprengen. Das können Interessierte in Band 4 meiner Gaza-Buch-Serie lesen. Hier nur mein Eindruck von dem Gespräch.

Der US-Offizier, dessen Frau ebenfalls im Militär war, stellte m.E. ein Paradebeispiel für einen patriotischen US-Amerikaner dar, der davon überzeugt war, dass die USA das Gute in der Welt verkörpern, dessen Glauben aber durch seine Erfahrungen in Gaza unterminiert wurde. Seine Rede erinnerte mich etwas an die Erzählungen meiner Eltern. Wie sie erklärten, dass die Menschen, wenn etwas Schreckliches geflüstert wurde, sehr oft erklärt wurde „wenn das der Führer wüsste“. 

Zusammenfassung des Interviews

In diesem Interview mit Tucker Carlson berichtete Oberstleutnant a.D. der Tony Aguilar, ein hochdekorierter US-Armee-Veteran mit 25 Jahren Kampferfahrung, über seine Tätigkeit für die Gaza Humanitarian Foundation (GHF) in Gaza vom 17. Mai bis 26. Juni 2025. Aguilar, der für UG Solutions arbeitete, beschrieb die katastrophalen Bedingungen in Gaza und warf der GHF und den israelischen Streitkräften (IDF) schwerwiegende Verstöße gegen humanitäre Standards vor.

Aguilar schilderte Gaza als postapokalyptisch, mit zerstörten Städten und extremer Not. Die GHF, die nach der Sperrung der UN-Hilfe die Verteilung von Hilfsgütern übernahm, betrieb nur vier Verteilungsstellen, die in oder nahe aktiven Kampfgebieten lagen, was Aguilar als Kriegsverbrechen nach der Genfer Konvention bezeichnete. Die Verteilungsstellen waren schlecht organisiert, lieferten nur Trockennahrung ohne Wasser oder Hygieneprodukte und versorgten lediglich einen Bruchteil der 2,21 Millionen Einwohner Gazas. Aguilar kritisierte die GHF für Intransparenz, fehlende Expertise und fragwürdige Finanzierung, die möglicherweise US-Steuergelder umfasste.

Er beschrieb das „achtminütige Chaos“ bei der Verteilung, bei dem Tausende hungernde Zivilisten auf Lebensmittel stürzten, während die IDF mit Maschinengewehren, Panzern und Tränengas schoss, um die Menge zu „kontrollieren“. Diese Methoden, einschließlich des Einsatzes von Stacheldraht, verstießen gegen internationales Recht. Aguilar erzählte die Geschichte von Amir, einem Jungen, der am 29. Mai 2025 an Verteilungsort 2 Essensreste sammelte und beim Verlassen des Ortes von der IDF erschossen wurde. Die GHF bestritt seinen Tod, indem sie ein Foto von einem anderen Jungen an einem anderen Ort vorlegte, was Aguilar als Vertuschung anprangert.

Aguilar betonte, dass die IDF-Reservisten im Süden Gazas undiszipliniert und schlecht geführt waren, was zu zivilen Opfern führte. Er forderte die Einstellung der GHF-Finanzierung, eine Rückkehr zum UN-Hilfsmodell mit 550 täglichen Lastwagen und 400 Verteilungsstellen sowie eine Untersuchung der IDF wegen Kriegsverbrechen wie der Vertreibung und Entmenschlichung der Zivilbevölkerung. Er betonte seine Unterstützung für Israel und verurteilte die Gewalt der Hamas, betonte jedoch, dass Rache die Menschlichkeit nicht opfern darf.

Aguilar, der keine politische Agenda verfolge, sprach nach eigener Aussage aus Pflichtgefühl, um die Wahrheit über die Hungersnot und die Missstände in Gaza ans Licht zu bringen. Er appellierte an die US-Regierung, Rechenschaft zu fordern und die humanitäre Hilfe zu reformieren, um die Würde der Zivilbevölkerung zu wahren. Soweit die Zusammenfassung des Interviews.

Die Aussagen von Aguilar wurden von „Ärzte ohne Grenzen“ bestätigt, welche die Verteilzentren der umstrittenen US-Stiftung Gaza Humanitarian Foundation (GHF) am 6. August als „Orte orchestrierter Tötungen und Entmenschlichung“ beschrieben. (12) Die Begründung für diese Schlussfolgerung fand man in einem längeren englischsprachigen Bericht der Organisation. (13) Schon im zweiten Absatz hieß es:

„In der Praxis hat das militarisierte Nahrungsmittelverteilungssystem den Hunger als Waffe eingesetzt und Leid verursacht. Die Verteilungen an den GHF-Standorten führten zu extremer Gewalt und Tötungen, vor allem an jungen palästinensischen Männern, aber auch an Frauen und Kindern, die in der Hoffnung auf Nahrungsmittel dorthin gingen. Zum Zeitpunkt der Erstellung dieses Berichts berichtete das Gesundheitsministerium in Gaza, dass mehr als 1.000 Menschen getötet und 7.200 verletzt wurden, als sie versuchten, Hilfsgüter abzuholen – die überwiegende Mehrheit davon an den GHF-Verteilungsstandorten. (14) Erschreckenderweise haben wir die Auswirkungen der Gewalt mit eigenen Augen gesehen. Die medizinischen Teams von Ärzte ohne Grenzen (MSF) arbeiten an vorderster Front und behandeln Menschen mit verheerenden Verletzungen – Schusswunden, Schnittwunden durch Stacheldraht und Quetschverletzungen durch Massenpaniken –, die sie sich beim Versuch, Hilfsgüter an den GHF-Verteilungsstandorten abzuholen, zugezogen haben.“ (15)

Enthüllungen über Hungerpolitik

Am 7. August meldete Mondoweiss (16), dass der israelische Fernsehsender Channel 13 ein Transkript über einen Vorgang im März 2025 besaß, das enthüllte, dass die Regierung ganz bewusst eine Strategie des Aushungerns in Gaza betrieben hatte.

Die Idee war, die Hamas durch die Blockierung humanitärer Hilfe wie Nahrungsmittel, Wasser und Medikamente zur Kapitulation zu zwingen. Noch schockierender, so Mondoweiss war jedoch, dass Israel gleichzeitig echte Chancen hatte, die Freilassung der Geiseln durch Verhandlungen zu erreichen, aber nicht genutzt hatte. Die durchgesickerten Aufzeichnungen zeigten, dass die Hamas die Gespräche ernsthaft führte und nicht „in böser Absicht“ handelte. Tatsächlich hatten Israels hochrangige Geheimdienst- und Militärbeamte, darunter die Chefs der IDF, des israelischen Inlandsgeheimdienstes Schin Bet und des Mossad, Netanjahu gedrängt, die sogenannte Phase B des Waffenstillstandsabkommens voranzutreiben. Über ein Video, in dem das auch publik gemacht worden war, berichtete ich bereits.

Die Veteranen von Militär und Geheimdiensten erklärten, dies könne zur Freilassung aller Geiseln führen. Sie argumentierten, dass dies selbst bei einer späteren Wiederaufnahme des Krieges die beste Chance sei, die Gefangenen nach Hause zu bringen.

Doch Netanjahu hatte dies abgelehnt. Er hatte den Waffenstillstand gebrochen und den Krieg fortgesetzt. Die Regierung hatte sich für die Fortsetzung der Belagerungs- und Aushungerungsstrategie entschlossen, mit der Hoffnung, dass sie damit Erfolg haben würde, während Verhandlungen möglicherweise scheitern könnten.

Dieses Transkript lieferte den Beweis, dass die israelische Regierung diesen völkerrechtlich geächteten Weg gewählt hatte, obwohl andere Optionen auf dem Tisch lagen. Aber es war nur ein Beweis von unzähligen. So wie eine Aussage des Sprechers des israelischen Parlaments, der Knesset, Nissim Vaturi:

„Wir erlauben zu viel Hilfe in Gaza. Wir sollten jetzt Gaza verbrennen. Das Ziel ist, Gaza auszulöschen. Wer dort bleibt wird eliminiert, Punkt.“ (17)

Wer die Wahlkämpfe in Israel der letzten Jahre verfolgte, der wusste lange vor dem 7. Oktober 2023, dass Gaza ausgelöscht werden sollte. (18)

Medienverantwortung

Derweil halfen deutsche Medien bei der Ermordung von Journalisten in Gaza. So wie die BILD mit der Schlagzeile: „Als Journalist getarnter Terrorist in Gaza getötet – Israelische Armee: Hamas-Drahtzieher arbeitete für Al Jazeera“. (19) Anas Al-Sharif erhielt 2024 den Human Rights Defender Award von Amnesty International Australien (20). Selbst der Spiegel berichtete, dass Journalistenverbände, angesichts der Tötung von inzwischen über 230 Journalisten (21) durch Israel (oft einschließlich der gesamten Familie], davor gewarnt hatten, einen der wenigen verbliebenen Reporter zu ermorden. (22) Wie nicht anders zu erwarten, behauptete Israel, der getötete Journalist sei „Hamas“. Bei der Gelegenheit wurde durch die Rakete ein ganzes Zelt mit Journalisten ausgelöscht. So auch gleich Mohammed Quraiqa und mindestens fünf andere Mitglieder des Al Jazeera Teams in Gaza.

Die Autorin und Journalistin Hala Jaba schrieb in einem Thread auf X, was hinter dem Mord an einer ganzen Gruppe von Journalisten steckte, weil ein Mitglied, angeblich „Hamas“ war.

„Israels Hetzkampagne gegen @AnasAlSharif0, vor und nach seiner Ermordung, ist ein Paradebeispiel für die Rechtfertigung eines Kriegsverbrechens. Stunden nachdem Netanjahu die Besetzung des Gazastreifens verkündete, wurden Anas und fünf weitere Journalisten getötet. Israel bezeichnet ihn als ‚Hamas-Militanten‘. Doch ihre eigenen ‚Beweise‘ widerlegen diese Lüge und enthüllen einen Plan zur Ermordung von Journalisten vor der nächsten Phase der Gräueltaten.“ (23)

Dies sei kein Zufall, sondern Teil einer gezielten Kampagne, um Zeugen vor der nächsten Phase der Gräueltaten zum Schweigen zu bringen.

„Die Hamas war die gewählte Regierung im Gazastreifen, ihre Funktionäre waren die Politiker und die Kassam-Brigaden ihr Militär. Ob man sie als Terroristen betrachtet oder nicht, spielt keine Rolle angesichts der Tatsache, dass sie in Gaza die legitime Regierungs- und Sicherheitsautorität waren. Sie zu treffen, war Teil der Berichterstattung. Journalisten weltweit fotografieren sich mit den Politikern, die sie treffen – von Netanjahu bis Putin –, ohne deren Agenten zu werden. In Gaza ist ein Selfie mit einem lokalen Politiker so normal wie Händeschütteln. Hamas-Funktionäre interviewen oder fotografieren ? Mitgliedschaft.

Journalisten haben interviewt:

  • ISIS-Kommandeure
  • Osama bin Laden
  • Nazi-Generäle im Zweiten Weltkrieg

Nichts davon machte sie zu Mitgliedern dieser Gruppen. Berichterstattung ist nicht gleichbedeutend mit Beitritt.“ (24)

Dann berichtete sie, dass Israel zensiere, während Gaza relativ gesehen das nicht tat. In Kriegszeiten, so führte sie aus, müssen israelische Journalisten Berichte der Militärzensur vorlegen, selbst ausländischen Medien wurde es zum Beispiel untersagt, Schäden durch iranische Angriffe zu zeigen. Sie habe Gaza mehrfach besucht und darüber berichtet, auch während der Hamas-Regierungszeit und sei nie irgendwie zensiert oder eingeschränkt worden.

Dann verglich sie die Situation der ermordeten Journalisten mit der von eigebetteten westlichen Journalisten in Kriegen. Die USA hatte Journalisten in Truppen im Irak und in Afghanistan eingebettet und ihnen Transportmöglichkeiten, Sicherheit und selektiven Zugang gewährt. Das, so die Autorin, machte Christiane Amanpour oder Peter Arnett nicht zu US-Soldaten, sondern zu Reportern, die aus dem Inneren berichteten – die einzig mögliche Lösung. Nach israelischer Logik hätten auch sie als feindliche Kämpfer behandelt werden müssen.

Dann erklärte Jaber die Heuchelei israelischer Medienvertreter, was man gerne auch übertragen konnte auf die Mehrheit der deutschen Journalisten, und Beispiele.

„Einer der lautesten Stimmen, die Anas als ‚Terroristen‘ brandmarken, ist der israelische Journalist und ehemalige Angehörige der IDF-Spezialeinheiten, Eitan Fischberger; jemand, der Kampfeinsätze tatsächlich durchgeführt hat. Nach ihrer eigenen Logik wäre er ein berechtigtes Ziel für gegnerische Kräfte. Und es ist nicht nur er: Unzählige IDF-Soldaten mit doppelter Staatsangehörigkeit haben in Gaza gekämpft, Zivilisten getötet und sind dann in die Länder ihrer anderen Pässe – London, Paris, Toronto – zurückgekehrt, um ein normales ziviles Leben zu führen, ohne jemals als ‚Terroristen‘ bezeichnet zu werden. Bei dieser selektiven Etikettierung geht es nicht um Wahrheit, sondern darum, palästinensische Stimmen zum Schweigen zu bringen und gleichzeitig Israels eigene Kämpfer reinzuwaschen. Die Heuchelei ist eklatant.“ (25)

Was Israel als „Beweis“ bezeichne, sei eine plumpe, gefälschte Tabelle. Es war nicht nur die Tabelle, erklärte die Journalistin, sondern sie wedelten auch mit Selfies von ihm mit Hamas-Führern und -Funktionären herum, sowie mit Bildern von ihm im Militärtraining. Nichts davon beweise, dass er ein Kombattant war. Alle Israelis absolvieren eine militärische Ausbildung, und wenn sie nicht in der israelischen Armee dienen, sind sie in der Reserve, dennoch werden sie deswegen nicht als Militante oder „Terroristen“ gebrandmarkt. Viele israelische Soldaten mit doppelter Staatsbürgerschaft haben in Gaza gekämpft, Zivilisten getötet und sind dann nach London, Paris oder Toronto zurückgekehrt, um ihr ziviles Leben wieder aufzunehmen, ohne jemals als „Terroristen“ gebrandmarkt zu werden.

Nach derselben fehlerhaften Logik, so schloss der Bericht, wären auch westliche Reporter, die bei US- oder NATO-Truppen eingebettet waren oder mit führenden Politikern fotografiert wurden, „Terroristen“. Tatsächlich sei es pure Propaganda, um ein Kriegsverbrechen und ein offenes Eingeständnis vorsätzlicher Tötung von [fünf Journalisten] zu rechtfertigen.

Aber das sei ein gefährlicher Präzedenzfall. Wenn man in einem Konflikt nur mit einer Seite spreche, sei es kein Kriegsberichterstattung mehr. Verbrechen würden nicht untersucht und die Wahrheit komme nicht ans Licht. Aber das sei es, was Israel will.

Der wirkliche Grund, warum Anas und die anderen Journalisten in dem Zelt getötet wurden, sei die Tatsache gewesen, dass sie der Welt 22 Monate lang, Tag für Tag, die Kriegsverbrechen Israels gezeigt hätten, und dazu beitrugen, die globale Meinung über Israel zu verändern. Und das fürchte Israel mehr als alles andere. Deshalb bringe das Land Zeugen zum Schweigen, schalte die Kameras ab und unterdrücke die Stimmen der Berichterstattung, bevor die nächste Massenmordkampagne startet. … Soweit Jaba.

Kaum jemand im Westen wusste oder ahnte, welche Schicksale die Menschen in Gaza schon vor dem 7. Oktober 2023 durchlebt hatten. Dr. Rahmeh Aladwan erklärte dies (26) und jeder sollte schockiert sein. „Die ‚israelischen‘ jüdischen Siedler in Asqalan kamen mit dem Boot nach Palästina, vertrieben Anas‘ Großeltern mit vorgehaltener Waffe, sperrten sie (zusammen mit 250.000 anderen palästinensischen Flüchtlingen der Nakba) in Gaza ein und bombardieren, hungern und schlachten sie seitdem ab. Anas wuchs in Dschabalija auf, nur 15 Minuten von dem seiner Familie gestohlenen Haus entfernt, doch er konnte nie zurückkehren, es nicht einmal zu Gesicht bekommen. Er überlebte über zehn „israelische“ Militärangriffe – von der Zweiten Intifada bis zum Holocaust.“

Hier endet das Format des PodCast. Im Anhang findet der interessierte Leser noch Informationen über Deutschlands Rolle, über die Schnellvergabe von deutschen Staatsangehörigkeiten, zwei gleiche, ungleiche Pressekonferenzen von Netanjahu, ein Update zu Israels „Pearl Harbor“, einen Bericht über die Reaktion des Militärs auf Netanjahus Ankündigung, den Gazastreifen besetzen zu wollen, und eine Analyse der Situation im Libanon, ein Land, das kurz vor einem Bürgerkrieg und der teilweisen Besatzung durch Israel zu stehen scheint.

ANHANG

Deutschlands Rolle

Es war schon einiges geschrieben worden über die Rolle Deutschlands bei der Ermöglichung des Völkermordes in Gaza. Ebenso über den Versuch verschiedener Länder, den Internationalen Strafgerichtshof zu delegitimieren, weil er die Haftbefehle gegen Netanjahu und Gallant ausgestellt hatte. Aber wenig bekannt war, dass Deutschland hier eine wichtige Rolle spielte. Florian Warweg berichtete am 8. August auf x.com:

„Laut einer aktuellen Recherche von @lemondefr war neben den USA, Israel und Großbritannien auch Deutschland ab Mai 2024 an der Einschüchterungskampagne gegen den Chefermittler des internationalen Strafgerichtshofs (ICC) Karim Ahmad Khan beteiligt.

Namentlich genannt wird die damalige Staatssekretärin im @AuswaertigesAmt Susanne Baumann. Ziel der Kampagne war es, die Ausstellung von Haftbefehlen gegen den israelischen Premier Benjamin Netanyahu und weitere Politiker wegen Kriegsverbrechen in #Gaza zu verhindern. (…)“ (27)

Die Antwort auf eine Frage in der Bundespressekonferenz wurde damit beantwortet, dass Deutschland doch einer der entschiedensten Verfechter des Völkerrechts und Unterstützer des IStGH sei. Worauf Florian Warweg den Bericht der renommierten französischen Zeitung Le Monde zitierte. (28)

Am 8. August schließlich erklärte die Bundesregierung halbherzig, sie wolle keine Rüstungsgüter mehr an Israel genehmigen, welche für den Gaza-Krieg eingesetzt werden (29). Was die Möglichkeit Rüstungsgüter für die diversen anderen Kriege zu liefern nicht ausschloss. Dabei ging es außerdem nicht um bereits genehmigte Lieferungen, die sollten weiter geliefert werden. Bundeskanzler Merz hatte angekündigt, lediglich keine neuen Lieferungen mehr zu genehmigen, die in Gaza einsetzt würden. (30)

Deutsche Staatsangehörige

Interessant war auch, dass die israelische Zeitung Times of Israel enthüllte( 31), dass die Bundesregierung israelische Gefangene im Schnelldurchgang die deutsche Staatsangehörigkeit verliehen hatte, um dann von „unseren Geiseln“ sprechen zu können.

Wie die Zeitung berichtete, wurden am 7. Oktober 2023 die jungen Männer Yagil und Or Yaakov sowie ihr Vater Yair aus Nir Oz von der Hamas entführt. Ihr Onkel Ziv Gome bemühte sich, ihnen die deutsche Staatsbürgerschaft zu verschaffen, basierend auf einer deutschen Urgroßmutter, die den Holocaust überlebt hatte. Trotz des üblicherweise langwierigen Prozesses erhielten die Jungen innerhalb von zwei Wochen die Staatsbürgerschaft. Das sollte ihre Freilassung während eines Waffenstillstands im November 2023 erleichtert haben, berichtete die Zeitung.

Die deutsche Botschaft in Tel Aviv habe dabei eine zentrale Rolle gespielt, indem sie schnell und diskret handelte, um zahlreichen Gefangenen der palästinensischen Widerstandsbewegungen mit „deutschem Hintergrund“ zu helfen. Deutschland erweiterte 2021 den Zugang zur Staatsbürgerschaft für Nachkommen von NS-Opfern, was vielen Geiseln zugutekam. Von den etwa 30 Geiseln mit deutscher Staatsbürgerschaft wurden 14 im November 2023 freigelassen, einige allerdings, vorwiegend durch israelische Bomben und Beschuss, was die Zeitung verschwieg, getötet.

Deutschland setzte sich diplomatisch für die verbleibenden sieben deutschen Geiseln ein, nutzte aber vor allem seinen Einfluss über Länder wie Katar. Die Staatsbürgerschaft bot den Familien Zugang zu internationaler Unterstützung, wurde aber auch als emotionale und sicherheitspolitische „Lebensversicherung“ wahrgenommen. Der Prozess löste gemischte Gefühle aus: Für einige war es Wiedergutmachung, für andere ein Zeichen, dass Israel sein Sicherheitsversprechen nicht erfüllte.

Während in diesem Fall Deutschland auch Angehörige von deutschen Staatsangehörigen, welche keine deutsche Staatsangehörigkeit als Familienmitglieder quasi vertraten und sich für sie einsetzten, wie die Zeitung berichtete, ist immerhin interessant zu sehen, wie hier ganz anders vorgegangen wurde, wie in Fällen z.B. von Murat Kurnaz oder von Fabian Schmidt, der trotz gültiger Green Card 62 Tage in US-Abschiebehaft saß.

Zwei unterschiedliche Pressekonferenzen

Der israelische Premierminister gab am 11. August zwei Pressekonferenzen. Eine in Englisch und eine in Hebräisch. Natürlich, um, wie in der Vergangenheit, zwei verschiedene Nachrichten zu verbreiten. In der englischen Version erklärte er fünf Ziele Israels:

1. Hamas Entwaffnung

2. Befreiung der Gefangenen/Geiseln

3. Entmilitarisierung von Gaza

4. Israelische Überwachung der Sicherheit in Gaza

5. Nicht-israelische zivile Verwaltung.

In der hebräischen Version, wurde aus „Hamas Entwaffnung“ eine „Hamas Vernichtung“. Außerdem erklärte er in der hebräischen Version, dass er von einem erfahrenen Sicherheitsspezialisten unterrichtet worden sei, dass Israel bereit sein müsste, ein Szenario zu akzeptieren, bei dem keiner der Kriegsgefangenen zurückkommen könnte. Er behauptete, dass er aber einige bereits zurückhalten habe, und nun die restlichen bekommen wolle. Natürlich erzählte er nichts davon, wie viele die israelische Armee getötet hatte.

Und er verbreitete Lügen in der englischen Version, z.B., dass Israel Nahrungsmittel zulassen würde, aber die UN sie nicht abholte. Oder in der hebräischen, dass Israel die Fähigkeiten des Irans zur Entwicklung einer Kernwaffe vernichtet hätte, ebenso wie die Möglichkeiten ballistische Raketen zu entwickeln. (32)

Biologische Kriegsführung?

Schon die Einwanderer nach Nordamerika hatten biologische Kriegsführung benutzt, um die Zahl der Ureinwohner zu reduzieren. Jeder kennt die Geschichte der mit Pockenbakterien verseuchten Decken. Aber nun stellte sich im August ernsthaft die Frage, ob das Gleiche in Gaza zu beobachten war.

Schon früher war über Funde von Drogen in Mehltüten berichtet worden, nun ist es Aflatoxin B1, ein karzinogenes Mykotoxin, das auf weißen Bohnen und Gemüse gefunden worden war (33). Natürlich kann ersteres auch der Versuch von Drogenschmuggel gewesen sein und Letzteres die falsche Lagerung und die Verhinderung der schnellen Verteilung der Lebensmittel, die für die Verseuchung derselben verantwortlich waren. Leider blieb der Aufruf für eine neutrale Untersuchung bisher unerhört.

Soweit es sich nur um Einzelfälle handelte, war es eher keine systematische Politik, sondern Versagen der Logistik, aber unverständlich war, dass nicht sofort eine Untersuchung eingeleitet wurde. Denn selbst wenn es Logistikfehler waren, bestand die Gefahr, dass die hungernden Menschen versuchten diese Nahrungsmittel trotzdem zu verzehren, statt sie abzuliefern.

Israels Pearl Harbor – Ergänzung

Wir hatten bereits gelesen, dass Aussagen von Soldaten, von ausländischen Geheimdiensten und Dokumente die israelische Regierung schwer belasteten, und die Vermutung um sich Griff, dass das Ausmaß des 7. Oktobers bewusst zugelassen, ja konstruiert worden war, um durch den Schockeffekt die Unterstützung für den Völkermord und die Besatzung des Gaza-Streifens zu erhalten. Dabei war eine Sache noch nicht erwähnt worden, die Anfang August 2025 wieder einmal durch das Internet geisterte.

Es gab Berichte über ungewöhnliche Aktivitäten an den Börsen kurz vor dem 7. Oktober. Eine Studie von US-Rechtsprofessoren (Robert J. Jackson Jr. und Joshua Mitts) wies auf einen signifikanten Anstieg von Leerverkäufen auf israelische Wertpapiere, insbesondere den MSCI Israel ETF (EIS), hin. Diese Leerverkäufe führten nach dem 7. Oktober zu geschätzten Gewinnen in Millionen-Dollar-Höhe, da die Kurse nach dem Angriff wie erwartet fielen. (34)

Schon 2023 wurde spekuliert, dass Akteure mit Vorwissen über den Hamas-Angriff (möglicherweise aus Hamas-Kreisen oder anderen informierten Gruppen) diese Leerverkäufe durchgeführt haben könnten. Es fehlte jedoch der „rauchende Colt“, weil der im Kopf der Entscheider war, und nicht in Dokumenten verewigt.

Militärputsch?

Im Verlaufe des August wurde der Widerstand des Chief of Staff der israelischen Streitkräfte immer deutlicher. Er erklärte öffentlich über Medien, dass durch die von Netanjahu angekündigte Besatzung von Gaza die Gefangenen der Hamas in Lebensgefahr gebracht werden, worauf Netanjahu antwortete, „Wir sind diejenigen, die entscheiden.“ Womit er sein Kabinett von rechten Extremisten meinte (35). Während der Sohn des Premierministers von einem „Militärputsch“ postete.

Der Militärchef argumentierte, dass die IDF der Hamas in die Falle laufen würde, wenn sie eine komplette Besatzung durchführen würde. Und natürlich würden die Verluste der Armee zunehmen. Und wie bereits berichtet, stieg die Zahl der Soldaten, die durch Verwundungen oder psychische Erkrankungen sowie Verweigerungen den Dienst nicht antraten, obwohl eigentlich immer mehr Soldaten benötigt wurden.

Der Verteidigungsminister selbst hatte von 80.000 Soldaten gesprochen, die in Rehabilitations-Maßnahmen waren, wovon 26.000 wegen psychischen Problemen kampfunfähig waren. Und diese Zahlen dürften noch untertrieben sein, enthielten auch nicht die getöteten Soldaten. (36)

Bereits in den vorhergehenden Wochen war klar geworden, dass der allergrößte Teil der früheren Führer der militärischen und geheimdienstlichen Organisationen des Landes GEGEN die von Netanjahu geplante Komplettbesetzung war, wie bereits auch in Form eines Videos aufgezeigt Wurde. In diesem Video waren Sätze gefallen wie: „Im Moment haben wir eine Regierung, die von messianischen Eiferern in eine bestimmte, irrationale Richtung gezogen wird.“ (37) Es sei eine „Fantasie“ zu glauben, man können jeden Widerstandskämpfer entwaffnen. Dieser Krieg müsse enden, und zwar so schnell wie möglich!

Aber die USA unterstützten vollständig die Politik der Netanjahu-Regierung. Es gab keinerlei Unterschied zwischen der Meinung von Netanjahu und der Donald Trumps. Auch wenn immer wieder andere Gerüchte kursierten.

Am 7. August dann das erste Zurückrudern von Netanjahu. Israel wolle zwar den ganzen Gaza-Streifen kontrollieren, aber nur vorübergehend (38). Vermutlich meinte er so „vorübergehend“, wie die Besatzung Palästinas insgesamt.

Libanon-Eroberung

Wie früher bereits berichtet, drohten Saudi-Arabien und die USA dem neuen Präsidenten des Libanons, den sie selbst ausgesucht hatten, mit Sanktionen, sollte er nicht die Hisbollah entmilitarisieren (39). Sie hatten ihn selbst handverlesen. Es war der ehemalige Armeechef, dessen Armee von den USA bezahlt wurde, und der eigentlich laut Verfassung nicht Präsident werden konnte, aber durch eine Koalition der Willigen im Parlament dann doch gewählt worden war. Aber am 6. August wurde eine Entscheidung in der Regierung noch einmal verschoben. Während die Hisbollah bewaffnet trotzig durch die Hauptstadt marschierte.

Jeder im Libanon wusste, dass die israelische Armee den Libanon bis zum Fluss Litani besetzen wird, sobald die Hisbollah die Waffen abgegeben hat. Deshalb wird sie auch die Waffen nicht abgeben (40). Es war die einzige Versicherung gegen einen noch größeren Landraub durch Israel, wie jetzt bereits stattgefunden hatte, denn Israel hatte sich nie vollständig aus dem Libanon zurück gezogen. Die Sheeba-Farmen waren zu einem Skigebiet für Israelis geworden, und zu einer wichtigen Quelle für frisches Gemüse Israels.

Aber natürlich waren der neue Präsident und Teile der politischen Parteien, insbesondere jene, die schon in der Vergangenheit mit Israel kollaboriert hatten, bestrebt, ein Teil des Landes an Israel zu opfern. Allerdings drohte darüber ein Bürgerkrieg zu entstehen. Die Hisbollah könnte mit Gewalt die Macht übernehmen, wäre aber dann natürlich mit wirtschaftlichen Sanktionen westlicher Länder gegen das ohnehin äußerst geschwächten Landes konfrontiert.

Analysten erwarteten eine Eskalation und Entscheidung, ob es einen Bürgerkrieg im Libanon geben würde für den September, weil dann Ultimaten der westlichen Staaten und Saudi-Arabiens ausliefen. Natürlich würde Israel im Fall eines Bürgerkriegs in den Süden einmarschieren. Das war schon zwei Mal die Strategie Israels gewesen. Am 14. März 1978 und am 6. Juni 1982.

Israels Angriffe

Nachdem der US-Gesandte für den Libanon noch mehr Druck auf die Regierung im Libanon ausgeführt hat, begann diese sich gegen die Hisbollah zu stellen. Quasi um das weiter zu beschleunigen verstärkte Israel seine Bombenangriffe auf verschiedene Orte im Libanon. Besonders schwere Bombardierungen, bei denen auch Rettungskräfte gezielt angegriffen wurden, die versuchten, die Verwundeten und Verschütteten zu bergen, fanden in der Nähe der von Israel besetzten Golanhöhen statt. (41) Dass dies eine der Verletzungen des Waffenstillstandsabkommens war, wurde in westlichen Medien schon gar nicht mehr erwähnt.

Die Regierung des Libanons gab den Druck der westlichen Länder und von Saudi-Arabien nun weiter an die Hisbollah. Sie war offensichtlich gewillt, den Süden des Landes, der in erster Linie von Anhängern der Hisbollah, (wozu inzwischen auch einige christliche Dörfer gehörten) bewohnt war, zu opfern, um den Sanktionen der Kolonialländer zu entgehen. Alles deutete Anfang August darauf hin, dass Israel und seine Unterstützer sich bemühten, um zum dritten Mal einen Bürgerkrieg für einen Angriff auf das Land auszunutzen. In der Hoffnung, diesmal gegen die Hisbollah gewinnen zu können.

Wir dürfen nicht vergessen, dass die Hisbollah erklärt hatte, die Waffen abzugeben (42), sobald Israel vollständig die besetzten Gebiete des Landes aufgibt, und es von den Großmächten Sicherheitsgarantien gibt, dass Israel nicht erneut angreift (43). Aber natürlich wollte sich Israel nicht zurückziehen, was sie einmal „erobert“ hatte, und verständlicherweise war keine Großmacht bereit, angesichts der Gesetzlosigkeit Israels, irgendwelche Sicherheitsgarantien abzugeben.

Zuckerbrot und Peitsche

Die USA informierten den libanesischen Präsidenten Joseph Aoun, dass sie bereit waren, als Vermittler zu fungieren, wenn er die Auflösung der Hisbollah als bewaffnete Gruppe vorantrieb, so der US-Gesandte in Syrien, Tom Barrack. Dies beinhalte auch die fortgesetzte Unterstützung bei der Durchsetzung des Waffenstillstands zwischen Israel und der Hisbollah, der im November teilweise von den USA vermittelt worden war.

Inzwischen haben Golfstaaten wie Saudi-Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate und Kuwait Aoun und Premierminister Nawaf Salam mitgeteilt, dass die Finanzierung, die der Libanon für den Wiederaufbau und die Erholung nach dem jüngsten Konflikt und der vorangegangenen Finanzkrise benötigte, von einem termingebundenen Plan zur vollständigen Entwaffnung der Hisbollah abhing.

„Die Golfstaaten haben gesagt: ‚Wenn ihr diese Dinge tut, werden wir in den Südlibanon kommen und ein Industriegebiet, Renovierungen und Arbeitsplätze finanzieren‘“, erklärte Barrack. „Nicht nur reden, sondern auch handeln“. (44)

Das Zuckerbrot hatte wenig Wirkung, weil der Libanon schon Versprechungen gewöhnt war, die nie eingehalten wurden. Die angedrohten Sanktionen, also der angedrohte Wirtschaftskrieg, die das krisengebeutelte Land in den Ruin treiben könnte, waren da schon wirksamer.

Israel drängt

Israel wollte endlich bis zum Litani Fluss, nur die Hisbollah hindert sie daran. Deshalb macht der Besatzungsstaat immer weiter Druck auf den Libanon. Der libanesische Verteidigungsminister gab am 9. August zu: „Ja, wir haben über den Mechanismus Anweisungen vom israelischen Geheimdienst bezüglich der Entwaffnung der Hisbollah südlich des Litani erhalten.“ Derselbe Staat, der den Libanon bombardierte, täglich seinen Luftraum verletzte und ein Teil des Landes besetzt hielt, gab Befehle für seine Innenpolitik, und die Minister gehorchten. (45)

Quellen und Anmerkungen 

Der Autor kommentiert tagesaktuelle Vorgänge unter https://x.com/jochen_mitschka  

1) https://substack.com/home/post/p-170436797  

2) Ebd.

3) Im Jahr 73 n. Chr. beschlossen die etwa 960 jüdischen Verteidiger der Festung Masada, sich selbst zu töten, um der Gefangennahme durch die römischen Legionen zu entgehen.

4) Simon bar Kokhba war ein jüdischer Militärführer, der die Revolte Bar Kokhba gegen das römische Imperium anführte.

5) Ben Gvir ist ein rechtsextremer, religiös-fundamentalistischer israelischer Politiker und Minister im Kabinett von Netanjahu

6) Rabbi Akibas unterstützte den o.g. Aufstand und wurde dafür scharf kritisiert, jedoch auch als Märtyrer verherrlicht.

7) Berzalel Smotrich ein ein ultrarechter, fundamental-religiöser israelischer Politiker und Minister im Kabinett von Netanjahu.

8) https://substack.com/home/post/p-170436797  

9) Während der Belagerung Jerusalems im Jahr 70 n. Chr. verließ Johanan ben Sakkai die Stadt, indem er sich als Leiche verkleidete und zur Beerdigung hinausgetragen wurde. Diese waghalsige Flucht ermöglichte es ihm, den römischen General Vespasian, den späteren Kaiser, zu treffen und die Gründung eines jüdischen Bildungszentrums in Jawne zu verhandeln.

10) https://substack.com/home/post/p-170436797  

11) https://tuckercarlson.com/tucker-show-anthony-aguilar-2  

12) https://www.aerzte-ohne-grenzen.de/presse/gaza-bericht-ghf-entmenschlichung  

13) https://www.aerzte-ohne-grenzen.de/sites/default/files/2025-08/2025-gaza-report-this-is-not-aid.pdf  

14) Beachten Sie, dass diese Zahl neben den GHF-Verteilungen auch Opfer im Umfeld von WFP-Konvois umfasst. Quelle: „Humanitarian Situation Update #307 | Gaza Strip“ (OCHA, 24. Juli 2025), verfügbar https://reliefweb.int/report/occupied-palestinian-territory/humanitarian-situation-update-307-gaza-strip  . Der zwölfte MSF-Mitarbeiter, der seit Oktober 2023 in Gaza getötet wurde, Abdallah Hammad, starb am 3. Juli 2025, als er Teil einer Gruppe war, die verzweifelt hoffte, Mehl von einem Hilfslastwagen in Khan Younis im südlichen Gazastreifen abzuholen (siehe https://www.msf.org/msf-mourns-killing-twelfth-colleague-gaza  )

15) https://www.aerzte-ohne-grenzen.de/sites/default/files/2025-08/2025-gaza-report-this-is-not-aid.pdf  

16) https://x.com/Mondoweiss/status/1953234392836624741  

17) https://pbs.twimg.com/media/Gxrj1lTWQAAcCme?format=jpg&name=large  

18) https://der-politikchronist.blogspot.com/p/deutschland-israel-palastina.html

19) https://x.com/goldi/status/1954796795285885163  

20) https://x.com/AnasAlSharif0/status/1866934637416599697  

21) https://x.com/RyanRozbiani/status/1954913193442029845  

22) https://www.spiegel.de/ausland/gaza-krieg-israel-meldet-toetung-von-palaestinensischem-journalist-anas-sharif-a-9dfde0b5-c5d3-4a37-b52c-fe2e9d37aee1#ref=rss  

23) https://x.com/HalaJaber/status/1954994277882400784  

24) Ebd.

25) Ebd.

26) https://x.com/doctor_rahmeh/status/1955276631418790244  

27) https://x.com/FWarweg/status/1953724107599528262  

28) https://x.com/FWarweg/status/1953739577266495723  

29) https://x.com/Jakob_Reimann/status/1953771460834582633  

30) https://x.com/Jakob_Reimann/status/1953771470699585588  

31) https://www.timesofisrael.com/since-oct-7-berlin-has-quietly-fast-tracked-citizenship-for-hostages-and-their-families/  

32) https://youtu.be/Qg6Qiad8Slg?si=9VEKsTDWc2S4jee0  

33) https://x.com/Medo198518/status/1953335080782369003  

34) https://overton-magazin.de/top-story/hat-hamas-mit-dem-angriff-vom-7-oktober-an-der-boerse-gewinne-gemacht/  

35) https://youtu.be/rbseejrTpKA?si=hax2cc30ReAEAdzS&t=119  

36) https://x.com/grok/status/1953114959170421161  

37) https://youtu.be/rbseejrTpKA?si=cqaIddTaZhrAWOGW&t=407  

38) https://www.theguardian.com/world/live/2025/aug/07/israel-gaza-war-security-cabinet-benjamin-netanyahu-hamas-middle-east-latest-news  

39) https://www.theguardian.com/world/live/2025/aug/07/israel-gaza-war-security-cabinet-benjamin-netanyahu-hamas-middle-east-latest-news

40) https://en.mehrnews.com/news/235120/Hezbollah-refuses-timetable-for-disarmament   

41) https://youtu.be/AkpUwPavy-s?si=8F_fFx0Z_6goGxpj&t=64  

42) https://allisraelnews.com/hezbollah-indicates-readiness-to-give-up-its-arms-if-israel-completes-lebanon-withdrawal-report  

43) https://www.reuters.com/world/middle-east/facing-calls-disarm-hezbollah-ready-discuss-weapons-if-israel-withdraws-senior-2025-04-08/  

44) https://x.com/TheCradleMedia/status/1954169444147614092  

45) https://x.com/i/status/1954153980889559464

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Wir danken dem Autor für das Recht zur Veröffentlichung des Beitrags.

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Bild: Haifa, Israel - 9. August 2025: Eine Menschenmenge mit verschiedenen Schildern und Flaggen nimmt an einer Protestkundgebung teil, die das Ende des Krieges, den Abschluss des Geiselabkommens und Neuwahlen fordert. Haifa, Israel

Bildquelle: RnDmS / shutterstock


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