Standpunkte

In tiefer Trauer über Deutschland | Von Tom J. Wellbrock

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Ein Standpunkt vonTom J. Wellbrock.

Ich bin einer von den vielen, die aus Deutschland weggegangen sind. Und ich bin einer der vielen, die noch gehen werden. Die Tatsache, dass ich mich ausgerechnet für Russland entschieden habe, kommt nicht überall gut an. Aber ich bereue die Entscheidung nicht, im Gegenteil. Was sich aber in Deutschland abzeichnet, ist, aus der Ferne betrachtet, ein Grund zum Heulen.

Ich bin kein Russe. Ich will hier bleiben, ich liebe das Land, die Menschen, und die politische Ausrichtung Russlands ist alles in allem in meinem Sinne. Trotzdem bin ich Deutscher, werde immer Deutscher bleiben, und ich verfolge sehr genau, was in Deutschland passiert. Ich verfolge es – schon aus beruflichen Gründen – jeden Tag, und was ich sehe, lässt mich in eine tiefe Traurigkeit fallen.

Operationsplan Deutschland 

Schon am 2. Februar 2024 schrieb die "Frankfurter Allgemeine Zeitung <1>":

"Deutschland stellt sich auf schwere Zeiten ein – langsam, aber gründlich. Militärische und zivile Behörden arbeiten an einem geheimen Operationsplan."

Marcus Klöckner schrieb dazu auf den "NachDenkSeiten <2>":

"Darin geht es um die 'Zivilverteidigung'. Operationsplan Deutschland? Heimatschutzregimente? Zivilverteidigung? Oder, wie immer wieder zu hören ist: 'Ostflanke'? Schon die Sprache spiegelt eine Dynamik wider, die Deutschland immer näher an den Abgrund führt. Der von politischen Entscheidern eingeschlagene Weg ist kein Weg des Friedens. Er ist ein Weg in den Krieg."

Diese "Ostflanke", damit bin ich gemeint, im weitesten Sinne. Ich lebe in Russland, im "Feindesland", ich war mit einer Million Russen 2022 zum "Marsch des Unsterblichen Regiments" in Moskau unterwegs. Am 9. Mai gedenken die Russen der Opfer des Zweiten Weltkriegs. Sie tun das ruhig, ohne Parolen. Jeder trägt das Bild eines Familienmitglieds mit sich, das Opfer Hitler-Deutschlands geworden ist. Es gibt in Russland kaum eine Familie, die nicht – und sei es über ein paar Ecken – Opfer in ihrer Familie zu beklagen hat.

Mein Großvater väterlicherseits gehörte zu den Tätern, er war bis zu seinem Tod in den 1970ern überzeugter Nazi. Keine einzige Träne habe ich ihm nachgeweint, als er starb. Auf meinem Schild, das ich in Moskau trug, war naturgemäß kein Mitglied meiner Familie zu sehen. Ich hatte mich für Ernst Thälmann entschieden, und andere Russen hatten ebenfalls Widerstandskämpfer, die sie ehrfürchtig durch die Stadt trugen.

Der Krieg in der Ukraine hatte zu diesem Zeitpunkt 2022 gerade begonnen, aber er spielte am 9. Mai bei den Russen keine Rolle. Das war der Tag der Opfer des Zweiten Weltkriegs, es war ein Familientag, ein Tag der Trauer, aber auch des Stolzes, gesiegt zu haben. Der "Marsch des Unsterblichen Regiments" hat seit 2022 (noch) nicht wieder stattgefunden. Aus Sicherheitsgründen. Er wird dieses Jahr – ebenfalls aus Sicherheitsgründen – übrigens online stattfinden. Und wieder denke ich an den "Operationsplan Deutschland", an die "Ostflanke", an der ich jetzt lebe.

"Zivilverteidigung"? Ein sehr schlechter Witz 

Wenn ich Deutschlands Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) sehe, werde ich wütend. Wenn ich im deutschen Blätterwald lese, er sei derzeit der beliebteste Politiker Deutschlands, werde ich ebenfalls wütend. Dieselben Medien, die Pistorius als beliebtesten Politiker Deutschlands feiern, haben ihn zuvor medial aufgebaut. Pistorius lügt, er legt Wladimir Putin Worte in den Mund, die dieser nie gesagt hat, vergleicht ihn mit Hitler und impft der Bevölkerung ein, Russland wolle Deutschland überfallen, einnehmen, seiner Identität berauben.

Das ist der wahre "Operationsplan Deutschland": der Aufbau von Angst, das Erzeugen eines Feindbildes, das es zu bekämpfen gilt. Schon in der Corona-Episode war das so. Angst gehörte zum täglichen Geschäft, je ängstlicher die Menschen in Deutschland waren, desto besser ging es den verantwortungslosen Politikern und den interessengeleiteten Wissenschaftlern, die mitmachten bei den grauenvollen Taten, die vom Kleinkind bis zum Greis an den Menschen verübt wurden. Skrupellos waren sie, skrupellos sind sie auch heute, sie haben noch eine Schippe draufgelegt, die Angst der Menschen erregt sie, so muss es sein.

Und Pistorius? Er ist inkompetent, hatte fast nichts mit Militär zu tun, laut Wikipedia

"leistete er seinen Grundwehrdienst im Flugabwehrregiment 11 in der Steuben-Kaserne in Achim (Niedersachsen) ab. Nach diversen Reserveübungen ist sein letzter Dienstgrad Obergefreiter."

Die Sache mit den Reserveübungen wurde übrigens erst am 4. April 2024 ergänzt, vermutlich dachten selbst die bezahlten Schreiberlinge der Wikipedia, dass das Leisten des Grundwehrdienstes etwas dünn für einen Verteidigungsminister ist. Das macht es aber auch nicht besser, ich als "Drückeberger", der Zivildienst geleistet hat, musste erst mal nachschauen, welche Rolle so ein Obergefreiter spielt. Wieder wurde ich bei der Wikipedia fündig:

"Aufgrund der Zugehörigkeit zur Dienstgradgruppe der Mannschaften können Obergefreite auf Grundlage des § 4 ('Vorgesetztenverhältnis auf Grund des Dienstgrades') der Vorgesetztenverordnung niemandem allein auf Grund ihres Dienstgrades Befehle erteilen. Wie alle Mannschaftsdienstgrade können sich Obergefreite auch in Notlagen nicht selbst zu Vorgesetzten gemäß § 6 ('Vorgesetztenverhältnis auf Grund eigener Erklärung') der Vorgesetztenverordnung erklären."

Mit anderen Worten: Pistorius war bei der Bundeswehr nichts anderes als eine Witzfigur, die nichts zu melden hatte. Bevor er dann plötzlich Kriegsminister wurde, war er 10 Jahre lang Minister für Inneres und Sport des Landes Niedersachsen. Harald Kujat wird nicht mehr in Talkshows eingeladen und Boris Pistorius ist Deutschlands Verteidigungsminister. Das ist eines der Probleme Deutschlands, die mich so melancholisch machen.

Sie sind nichts, sie können nichts 

Womit haben die Deutschen so viel politische Inkompetenz verdient? Neben dem Pappkameraden Pistorius denke ich an den Wirtschaftsverpester Robert Habeck, der von den "Schweinen und Kühen" kommt, und das sagte ausgerechnet die Außenministerin Annalena Baerbock. Wenn ich sie neben Russlands Außenminister Sergej Lawrow sehe, möchte ich heulen. Wenn sie dann auch noch den Mund aufmacht, will ich schreien. Und dann sind da die Gutverdiener in zweiter Reihe: Steffi Lemke, Emilia Fester, der man als Kind mal das eine oder andere Eis verweigert hätte, damit sie kapiert, dass ihr nicht jeder Wunsch erfüllt wird, und Tessa Ganserer, die im Bundestag rumläuft wie eine billige … lassen wir das besser. Lemke durfte die erweiterte Oberschule nicht besuchen, hat einen Abschluss als Zootechnikerin und anschließend erst mal als Briefzustellerin gearbeitet. Heute ist sie für die nukleare Sicherheit Deutschlands verantwortlich.

Ich könnte es mir einfach machen und sagen: Ja, die Deutschen haben diese Inkompetenz tatsächlich verdient. Selbst schuld, wenn sie diese unfähigen Kasper wählen. Aber das mache ich nicht, denn ich selbst habe es erlebt, was einen erwartet, wenn man sich entscheidet, sich den Wahlgang zu schenken. Auch und gerade von den vermeintlich "Guten", den angeblich "Progressiven" wird man sofort in die Pflicht genommen. Nicht zu wählen würde bedeuten, denen, die man nicht will, seine Stimme zu geben. Was für ein Unsinn, wenn man niemanden von denen will, die faktisch am Ende das Rennen machen. Und das sind eben immer die gleichen Figuren. Viele beugen sich also dem moralischen Druck und wählen, irgendwie in der Hoffnung, dass es nicht ganz so schlimm kommt. Und dann kommt es schlimmer.

Ich gebe den Wählern nicht die Schuld an der Unfähigkeit der Politiker. Diese Karrieristen werden ausgewählt, vorbereitet und am Ende auf die Stühle gesetzt, von wo aus sie ihr diktiertes Unheil anrichten können. Der Wähler hat mit diesen Prozessen ohnehin nichts zu tun, aber er freut sich alle paar Jahre, dass er Teil einer Demokratie ist. Für diesen Irrglauben müsste man ihm allerdings – bei allem Verständnis – links und rechts was an die Backen geben.

Mehr Trauer als Wut 

In Deutschland war ich in politischer Hinsicht oft wütend. Dieser ganze Wahnsinn hat mich oft auf die Palme gebracht, ob nun LGBTQ-Unsinn, Klimapanik oder die Genderei. Für meinen Blutdruck war das nicht so gut, aber der Mensch ist, wie er ist. Meine Wut war Teil meiner Persönlichkeit, und sie ist es noch immer.

Trotzdem stelle ich fest, dass ich jetzt, so weit entfernt, etwas gelassener geworden bin. Vermutlich passiert das, wenn man nicht mehr mittendrin steckt, sondern alles aus einer anderen Perspektive betrachtet. Je nach Tagesform spüre ich noch immer Wut, und das soll auch so sein, ich bin ja kein anderer Mensch geworden. Aber etwas weniger ist es geworden, so viel ist sicher.

Was ich hier wie in Deutschland habe bzw. hatte, ist Angst. Es ist die ganz konkrete Angst vor dem "Operationsplan Deutschland", denn für den Westen im Allgemeinen und Deutschland im Besonderen geht es bergab, wirtschaftlich, geopolitisch, kulturell. Diejenigen an der Macht sind nicht nur inkompetent, sie haben auch keine genaue Idee, was sie anrichten. Eine Baerbock ist so gefährlich, weil sie sich ihrer Taten nur in einem begrenzten Maß bewusst ist. Immer, wenn ich auf die Dummheit von Politikern zu sprechen komme, sind sie da, die Kritiker, die mir entgegenfeuern: "Das hat mit Dummheit nichts zu tun, die folgen einem größeren Plan, die wissen, was sie tun."

Meist antworte ich darauf nichts mehr, diese Diskussion habe ich schon zu oft geführt. Aber an dieser Stelle sei es dann doch kurz getan:

Warum sollte das eine das andere ausschließen? Große Teile der Menschheit in die Armut, die Verzweiflung, die Angst, die Hoffnungslosigkeit zu treiben, ist ganz offenkundig ein übergeordnetes Ziel eines Systems, das sich in der jetzigen Form nicht mehr halten kann und das nicht mehr dafür sorgen kann, dass es eine zumindest einigermaßen gerechte Verteilung von Wohlstand gibt. Der Neoliberalismus spielt dabei eine wichtige Rolle, aber darunter liegen weitere Interessen, und natürlich Gier und Machtgeilheit, die sich wie ein Geschwür durch die Gesellschaften gefressen haben und weiterhin hungrig bleiben.

Doch das macht Annalena Baerbock nicht klüger. Sie versteht viel zu wenig von den Zusammenhängen, in denen sie ihre Rolle spielt. Baerbock ist ungebildet, und zu dieser normalerweise beeinflussbaren Eigenschaft kommt eine weitere, die als Axiom nicht veränderbar ist: Baerbocks Dummheit. Ihre sprachlichen und intellektuellen Patzer sind ja keine Pannen, die im Eifer des Gefechts passieren, sondern Teil ihrer übersichtlichen Fähigkeiten des Denkens, Analysierens und Begreifens.

Wenn ich daran denke, was auf Deutschland vermutlich in nächster Zeit zukommen wird, kann ich nicht anders, als in eine tiefe Trauer zu verfallen. Ich bin geboren in diesem Land, habe mehr als 50 Jahre in diesem Land verbracht, und ich war immer sicher, dass ich in diesem Land irgendwann auch sterben werde, im besten Falle eines natürlichen Todes.

Daraus wird nichts, denn auch wenn man nie "nie" sagen soll, denke ich nicht, dass ich wieder zurückkommen werde. Die mehr als 50 Jahre andauernde Vorstellung, irgendwann in Deutschland zu sterben, habe ich jedenfalls abgelegt. Und ich bin längst so weit, daran zu glauben, dass Russland ein guter Ort ist, um diese Welt irgendwann zu verlassen.

Quellen

<1> https://www.faz.net/aktuell/politik/inland/plaene-fuer-den-ernstfall-krieg-operationsplan-deutschland-19489484.html <2> https://www.nachdenkseiten.de/?p=114362 +++ Wir danken dem Autor für das Recht zur Veröffentlichung des Beitrags. +++ Bildquelle: FotoDuets / shutterstock


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