Im Gespräch: Heike Egner (Entlassung und öffentliche Degradierung von Professoren)

Hochschulgesetze bilden die rechtliche Grundlage, wer, wo, was als Professor lehren darf. Ein Auswahlverfahren stellt sicher, dass nur die Besten diese Befähigung erhalten.

Was aber, wenn sich der Staat in die Lehr- und Forschungsinhalte an Hochschulen und Universitäten einmischt? Wenn er vorgibt, welche Gebiete erforscht werden sollen, welche tabu sind und mehr noch, welche Meinung oder Gesinnung ein Professor haben darf. Ist die Lehre, die Wissenschaft an sich, dann laut Grundgesetz noch so frei und geschützt, wie es gesetzlich einst festgeschrieben wurde? Bewegen wir uns auf eine Ideologisierung der Lehre und Wissenschaft zu?

Im Gespräch mit der Professorin Dr. Heike Egner geht Michael Meyen dem auf den Grund. Anhand ihrer eigenen Erfahrung und der von ihr gemeinsam mit Anke Uhlenwinkel entwickelten Studie „Entlassung und Degradierung von Professorinnen“ sieht man, welche Folgen eine verfehlte Hochschulpolitik, nicht erst seit der Bologna-Reform, haben kann.

Es folgt ein Gespräch unter Professoren, das aufdeckt, auf welches Bildungsniveau sich Deutschland in Zukunft hinbewegt.

Hier der Link zur Studie: https://www.bzh.bayern.de/fileadmin/user_upload/Publikationen/Beitraege_zur_Hochschulforschung/2021/Beitraege-2021-1-2-Egner-Uhlenwinkel-Nov-2021-b.pdf

Inhaltsübersicht:

0:00:00 Einleitung

0:00:51 Der Werdegang zur Akademikerin und Professorin

0:13:27 Ein Stipendium ohne Bewerbung

0:18:13 Die Bologna-Reform

0:23:14 Was ist gute Wissenschaft?

0:35:31 Forscherin mit Überzeugung, aber ohne Ressourcen

0:42:02 Die Studie Entlassung und Degradierung von Professorinnen

0:51:50 Freiheit von Forschung und Lehre

1:01:13 Die akademische Entlassungswelle ab 2020

1:12:02 Das Netzwerk Wissenschaftsfreiheit

1:19:29 Die ideale Wissenschaftsministerin?

1:26:09 Ausblicke

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Kommentare (14)

14 Kommentare zu: “Im Gespräch: Heike Egner (Entlassung und öffentliche Degradierung von Professoren)

  1. Liebe Heike, lieber Michael,

    erreicht man euch auf diesem Wege?
    Seis drum. Ich danke für das Gespräch. Bei Minute 27 musste ich laut lachen.
    Nachdem ihr über disziplinierten Zweifel gesprochen hattet fragt Michael, wie eine Universität organisiert sein müsste, um das zu leisten. Darauf kommt die Antwort, dass das eine große Frage sei, weil Universitäten nicht im leeren Raum stattfinden sondern in gesellschaftliche Zusammenhänge eingebunden seien. Wir müssten uns also zuerst damit auseinandersetzen – und zwar miteinander auseinandersetzen (schönes 2-Wort-Pseudo-Paradox) – was wir von Wissenschaft wollen, warum wir sie uns leisten.
    Ich musste laut lachen, weil mich nach der "97% der Wissenschaftler sagen…" Anspielung zuvor spontan durchzuckte, was wir von Sport im gesellschaftlichen Kontext wollen:
    22 Menschen rennen nach einem Ball und 125.000 sitzen oder stehen drum rum und schreien was die machen sollen (und zwar so, dass niemand ein Wort verstehen kann).

    alles Gute euch beiden
    (und allen anderen mitlesenden)

  2. Klaus Brosda sagt:

    Vielen Dank für das interessante, trotz des schwierigen Themas, immer positiv und lebensbejahend gehaltene Gespräches.
    Herr Mayen und Frau Egner haben eine sehr empathisch und verantwortungsvoll den vorherrschenden Zustand beleuchtet und Entwicklungen aufgezeigt, welche die menschliche Kreativität und Neugier fördern.

  3. Seit ich vor einiger Zeit Havels "Versuch in der Wahrheit zu leben" gelesen und etwas Abstand gefunden habe, fallen mir Parallen auf und ich bin dankbar dafür, dass ich die Gegenwart entlang des roten Fadens betrachten kann, den Havel aufzeigt. Vor grauen Jahren mag die Universität noch eine Stätte der Forschung und des regsamen gedanklichen Austausches gewesen sein. Heute ist diese Vergangenheit nur noch in Form von Propaganda vorhanden (bei Havel Ideologie, die anfänglich der Macht dient, schließlich aber die Macht ablöst und selbst zur Macht wird). Die Hierarchie wird im Übermaß von leeren Köpfen und Herzen bevölkert, leer im Sinne keines ehrlichen Interesses an der Welt und dem Leben, von degenerierten Menschen, deren einziges Streben darin zu bestehen scheint, einem falschen, seelen- und ziellosen System zu dienen, welches ihnen Macht und Autorität bei gleichzeitiger Befreiung von Verantwortung gewährleistet, zusammen mit dem Nimbus der beinahe Unfehlbarkeit einer Institution, welcher die Öffentlichkeit bedingungsloses Vertrauen zu schulden scheint und welche das Vorrecht hat, sich alleine selbst zu beurteilen, während jeder ander, der kritisch urteilt, nur ein ungebildeter Prolet sein kann. Die Universität hat längst das Stadium erreicht, in der sich alles in der "Bravur des Rituals" erschöpft.

  4. Poseidon 1 sagt:

    Die schwierigsten Pferde sind die besten.
    Wenn Deutschland seine besten Pferde nicht mehr haben moechte ,
    dann ist es vielleicht Zeit fuer Afrika?
    "Go there were you treated best"
    https://www.youtube.com/watch?v=pRpeEdMmmQ0

  5. Idaks sagt:

    Herzlichen Dank für diesen sehr interessanten und berührenden Beitrag. Für alle Betroffenen in jenem Moment des Gehen-Müssens stelle ich mir unschöne Gefühle und womöglich Existenzängste vor. Das trifft alle Menschen im Volke, in allen Schichten, in allen Berufen, auf der ganzen Welt. Leider auch nicht erst heute. Das Gute daran ist, wir lernen immens in und durch dieses Ereignis. Das sollten wir sehen und gut nutzen. Vielleicht spüren wir dann Dankbarkeit, nicht mehr einem System dienen zu müssen, welches uns und unserem Umfeld nicht gut tat. Welches nicht wahrhaftig und nützlich war, welches womöglich nicht dem Erhalt des Friedens diente. Wer möchte da und dort schon arbeiten und das Böse unterstützen? Und…womöglich erzeugt dieser "Rausschmiss" eine Selektierung, die Betroffene einander finden lässt für eine neue Zukunft zusammen.

  6. cumbb sagt:

    ;-)
    Schönes Interview. Dank der Biographielastigkeit;-)

    • cumbb sagt:

      Die Qualität unserer "Wissenschaftler" hat die "Corona"-Inszenierung offenbart: "Wissenschaftler", die diesen Faschismus, der IHR und IHRER Liebsten Ende einläutet, nicht erkennen… – die ALLE müßten seit 3 Jahren auf der Straße sein;-)
      Idioten;-?-;

    • cumbb sagt:

      Wir müssen Wissenschaft und "Wissenschafts"-betrieb unterscheiden: Der Wissenschaftsbetrieb ist Ressourcenzugang, dessen Hürden für einen Zugang für Ressourcengrapscher – Anpaßleistung und Unterstützungsleistung vor allem – seeehr niedrig liegen!
      Selten sind "Wissenschaftler": Interessierte, Engagierte, Talentierte sind zu finden! Die haben garkeine Zeit zum Rumbeißen, Anpassen, Arschkriechen;-)

    • cumbb sagt:

      Der Stall wird sauber gehalten,
      der Schweinestall;-)

  7. Vielen Dank für diesen großartigen Beitrag zur Wiederbelebung einer Wissenschaft, die dieses Wort überhaupt verdient. Wissenschaft lebt von Diskurs und Irrtum.

    Während meiner Ausbildung an der Humboldt Universität Berlin war die erschreckendste Erfahrung, dass sich dort Studierende sogar die Hausarbeiten stahlen. Ich fühlte mich deswegen nur mäßig zugehörig und galt unter den Jurastudierenden als Paradiesvogel.

    Als ich 1998 am von Prof. Dr. Dr. Christian Kirchner geleiteten Institut für internationales Wirtschaftsrecht als studentische Mitarbeiterin mitwirken durfte, sagte dieser einmal zu mir mit Augenzwinkern: „Statistisch gesehen, erzielen auf dem Arbeitsmarkt die Studienabbrecher das bessere Einkommen.“

    Wie zutreffend diese Einschätzung von vor 25 Jahren ist, können wir heute überprüfen.

  8. Schön, dass Michael Meyen hier die Story aus dem Demokratischen Widerstand aus dem Juli 2023 aufnimmt (Ausgabe 140). Fand ich damals schon stark, jetzt geht es noch etwas mehr ins Detail mit der Studie. Der derzeitige Neofaschismus ist einfach dermaßen ekelerregend.

    Viel Kraft, Mdm. Egner!

  9. Ursprung sagt:

    Ein in aeusserer Form als "Interview" wie intern gefuehrtes Fachgespraech zwischen zwei Uni-Intern erfahrenen Professoren (teils Ex-).
    Ueber deren Berufsalltag.

    Vielleicht gibts auch wo vielleicht 100(?) oder gar einige hundert, die das interessant finden koennten. Hatte selber meine Muehe damit aber es durchstanden.

    • Ich bin zufällig schon einige Zeit zuvor auf Egner und Uhlenwinkel aufmerksam geworden. Beim Gewichten und Einordnen von Interview und Studie hilft der Ansatz, dass die Motivation, mit der man vor Jahrzehnten begonnen hatte, ganze Berufsstände von Arbeitern und Angestellten zu lichten, nun auf kleine Gruppen wie Professoren anwendet wird, um die verbleibenden Feinarbeiten zu verrichten, im Grunde eine Erscheinungsform von Totalitarismus. Die Um- und Neuordnung der Gesellschaft hat sich fast komplett vollzogen und nun kommen die übrigen Randgruppen an die Reihe. Bei Arbeitern und Angestellten hatte man beispielsweise konzerninterne Fußballmannschaften und Fanclubs gegründet, um das Klassenbewusstsein zu vernebeln und durch Konkurrenzbewusstsein zu ersetzen, oder Gewerkschaften und Betriebsräte zerschlagen, um die Arbeiter und Angestellten zu entwurzeln und hilflos zu machen; siehe hierzu etwa Werner Rügemer und Elmar Wiegand, "Die Fertigmacher", Papyrossa (2017) oder auch Darren Allen, "Die 33 Mythen des Systems", Promedia (2023); hier Mythos 4 (von der Klassengleichheit). Dem gegenüber stehen bei Professoren kaum zu entkräftende Vorwürfe wie Mobbing oder wissenschaftliches Fehlverhalten. Beiden Situationen ist gemeinsam, dass konstruierte, schwer durchschaubare Methoden angewendet, werden, um einen Berufsstand nach gegebenen Kriterien zu bereinigen; Beispiele für Kriterien scheinen unter anderem zu sein: Frau, Ausländer sowie Herkunft nicht aus dem Bildungs- oder wenigstens Wohlstandsbürgertum. Soweit lässt sich der rote Faden zusammenfassen. Ich kann aber noch ohne Weiteres nachfühlen, dass man für Erste keine Beziehung zum Inhalt findet, sofern nicht Sympathie für die Protagonistinnen oder persönliches Erleben unterstützend zur Seite stehen.

    • Sonntag auf dem Lande sagt:

      Hallo,
      S.G. schreibt: "…im Grunde eine Erscheinungsform von Totalitarismus". Genau. Es ist persönlich für jeden Betroffenen ein Schock aber nicht neu, das Begann nicht erst jetzt, nicht im Soz., nicht in der Nazizeit, nicht im MA, vielleicht im Altertum.

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