Grober Unfug und der 11. September

Wenn in den Massenmedien über den 11. September geredet wird, dann werden dem bürgerlichen Publikum gerne abstruse und pseudowissenschaftliche Erklärungsversuche wie eine Zirkussensation vorgeführt, um den Eindruck zu erwecken, es würde keine seriöse Kritik an den offiziellen Behauptungen geben. Einer der Gründe, warum diese Taktik funktioniert: Es lässt sich immer ein Kronzeuge finden, der den groben Unfug tatsächlich behauptet hat.

von Ansgar Schneider.

Ich weiß nicht woran es liegt, aber sie kursieren tatsächlich: unsinnige Geschichten über den 11. September; Geschichten, die sich nicht durch empirischen Befunde belegen lassen oder deren Startpunkt geradezu abenteuerliche Hypothesen sind. Eine dieser Hypothesen ist zum Beispiel die Aussage, dass die drei Wolkenkratzer des World Trade Centers durch die Schäden der Flugzeugeinschläge und die sich anschließenden Feuer zerstört wurden. Für jemanden, der nur die Berichterstattung der Massenmedien kennt, ist es sicherlich überraschend zu erfahren, dass diese Feuerhypothese kein wissenschaftliches Fundament besitzt und dass die einzige bekannte wissenschaftliche Erklärung zum Einsturz der drei Gebäude die absichtliche Zerstörung dieser ist. Ich will hier jedoch nicht weiter darauf eingehen, da dies an anderer Stelle bereits ausführlich geschehen ist [1].

Neben der von den Massenmedien verbreiteten Feuerhypothese gibt es aber noch eine ganze Reihe von anderen Hypothesen und Ideen (oder sollte man besser sagen »Schnapsideen«?), die ebenfalls keinerlei wissenschaftliche Basis besitzen, die aber mit noch größerer Vorliebe in den Massenmedien diskutiert werden. Solche Ideen beziehen sich auf alle möglichen Aspekte des 11. Septembers: auf die Zerstörung der Gebäude, auf die Flugzeuge, auf den vermuteten Täterkreis und so weiter. Es gibt hierzu natürlich einige Dinge, die sich solide (das heißt: empirisch) begründen lassen, aber es gibt eben auch schlichtweg phantastische Spekulationen dazu.

Ein Grund für das Hervorquellen solcher Spekulationen ist sicherlich die unterlassene Aufklärung des Verbrechens selbst. Das, was hätte untersucht werden sollen, wurde nicht untersucht, also spekuliert man gut und gerne darauf los. Mit einer Mischung aus reger Phantasie und ein paar eingeworfenen Brocken von unverstandenen, wissenschaftlich klingenden Worten ergibt sich dann jedoch schnell eine pseudowissenschaftliche Melange, die jedem halbwegs Sachkundigen die Zehennägel aufrollt.

Der Ausgangspunkt in den Naturwissenschaften ist die phänomenologische Beschreibung eines Sachverhaltes. Man beginnt mit qualitativen Beobachtungen, denen sich, wenn möglich, quantitative Messungen oder zugehörige Experimente anschließen. Von diesen Daten ausgehend konstruiert man Hypothesen, die man, wenn möglich, mit Hilfe von mathematischen Modellen formuliert, und die man dann versucht mit weiteren Messungen oder Experimenten oder dem Vergleich mit etablierten mathematischen Modellen zu widerlegen. Scheitert das Widerlegen selbst nach jahrelangen Mühen, so spricht man dann von einer Theorie. Um eine seriöse Hypothese aufzustellen, muss ich also insbesondere versuchen, die möglichen Mittel einer Widerlegung auszunutzen, indem ich mich zuallererst um entsprechend nachvollziehbare Aussagen bemühe, die ich, wenn möglich, mathematisch formuliere, damit sie möglichst präzise sind und entsprechend präzise widerlegt werden können. Wenn ich einen willkürlichen, nicht auf empirischen Daten beruhenden Startpunkt wähle, und ohne ein konkretes (mathematisches) Modell über Dinge spekuliere, die zwar imposant klingen, die die Welt aber noch nicht gesehen hat, so hat die Überlegung höchstens Unterhaltungswert.

Um ein Beispiel vor Augen zu haben, wo all dies zusammenkommt und das mir in verschiedenen Ausführungen schon mehrfach begegnet ist, sei hier die Vorstellung erwähnt, die Zwillingstürme des World Trade Centers seien je durch eine Art von nuklearer Waffe, die im Keller detoniert sei, zerstört worden. Diese Vorstellung beinhaltet also zwei Aussagen: eine Aussage über das Mittel, das eingesetzt wurde, um die Gebäude zu zerstören, und eine Aussage über den Ort, wo dieses Mittel zur Anwendung kam, nämlich im Keller.

Wenn eine nukleare Waffe eingesetzt wird, hinterlässt diese charakteristische radioaktive Rückstände und es kommt zu radioaktivem Niederschlag, der, je nach Wetterlage und Sprengkraft der Waffe, noch in weit entfernter Umgebung nachweisbar ist.

Es gibt aber kein einziges empirisches Datum, das auf eine erhöhte Radioaktivität in New York oder andernorts in der Zeit nach dem 11. September schließen lässt. Der Einsatz der Waffe erzeugt zudem eine enorme Zerstörung in der unmittelbaren räumlichen und zeitlichen Nähe der Detonation, doch auch darüber gibt es keine empirischen Daten, sondern ganz im Gegenteil: Die Zerstörung der Zwillingstürme begann nicht im Keller, sondern oben an der Stelle des jeweiligen Flugzeugeinschlags und setzte sich von oben nach unten fort. Wie aber soll die zerstörerische Wucht der Druckwelle, die im Keller ihren Ursprung nahm, durch 95 Stockwerke mit massiven, von Stahlfachwerk getragenen, Betonböden gelangen, dabei von außerhalb des Gebäudes unsichtbar bleiben und dann im 96. Stock entscheiden, das Gebäude von oben nach unten zerstören? – Wer diese neuartige Art des Energietransfers durch ein Experiment untermauern kann, wird dem Nobelpreis für Physik nicht entgehen können, soviel ist sicher!

Ein Erklärungsversuch, der also die elementaren phänomenologischen Daten eines Sachverhalts nicht als Ausgangspunkt nimmt und diese ignoriert, ist tatsächlich nichts weiter als eine Phantasterei. (Nebenbei bemerkt: Die Geschwindigkeit, der sich nach unten bewegenden Einsturzfront ist eine wichtige physikalische Größe, die Rückschlüsse über die Stabilität des Gebäudes zulässt [2, 3].)

Das Bedauerliche an dieser Art der Phantastereien ist nun nicht nur der direkte Schaden, der dadurch angerichtet wird, dass jemand den Inhalt vielleicht für seriös erachten mag, sondern liegt darin, dass das Verhältnis von seriösen zu unseriösen Beiträgen zum 11. September weiter verringert wird. Die Wahrscheinlichkeit, dass jemand, der sich sachlich zu dem Thema informieren möchte, auf Unsinn stößt, wird vergrößert, so dass dieser jemand nach vielleicht zwei, drei von solchen Beiträgen keine weitere Lust verspüren mag, sich inhaltlich weiter mit dem Thema auseinanderzusetzen. Wer könnte ihm das verdenken?

Für die Massenmedien werden solche Phantastereien allerdings zu einem gefundenen Fressen, um von ihrer eigenen unsachgemäßen Berichterstattung über die Zerstörung der Gebäude abzulenken und um zu sagen: »Sehet her, die, die da zweifeln, sind offensichtlich nicht ganz bei Trost!« Man bezeichnet dieses Vorgehen manchmal als Strohmannargument: Das eigentlich Relevante wird nicht diskutiert, weil der Wortführer meint, mit der Widerlegung von unsinnigen Ideen eines Dritten habe er den eigenen Unsinn begründet.

Wer Spekulationen anstellt, die keine empirischen Grundlagen haben, die elementaren Beobachtungen widersprechen oder die ungeklärte Fragen mit unseriösem Halbwissen beantworten, erweist der Aufklärung des Geschehens einen Bärendienst. Es spricht nichts dagegen, sich selbst die wildesten Fragen zu stellen, aber man sollte sich überlegen, ob es ratsam ist, diese in der Öffentlichkeit als relevant zu diskutieren. Die Protagonisten der Gegen-Aufklärung können sich jedenfalls nichts Besseres wünschen, als einen weiteren Kronzeugen zu finden, der groben Unfug verbreitet.

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Ansgar Schneider ist Physiker und Mathematiker. Sein Buch »Stigmatisierung statt Aufklärung«, beleuchtet das mediale Nicht-Berichten über den 11. September und gibt einen Überblick über die wichtigsten wissenschaftlichen Ergebnisse zum Einsturz der drei Wolkenkratzer des World Trade Centers.

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Quellen:

[1] Ansgar Schneider: Stigmatisierung statt Aufklärung, Peace Press (2018),http://www.peace-press.org/#schneider

[2] ebenda, Seite 78

[3] Ansgar Schneider: The Late Jolt – Re-Examining the World Trade Center Catastrophe, E-Print (2017),https://arxiv.org/abs/1712.06207

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Danke an den Autor für das Recht zur Veröffentlichung.

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