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Greifen die USA in den Krieg ein? | Von Thomas Röper

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Der Angriffskrieg, den der israelische Ministerpräsident Netanjahu gegen den Iran gestartet hat, eskaliert weiter. China scheint dem Iran Unterstützung zu liefern und die Anzeichen, dass die USA in den Krieg eingreifen, mehren sich.

Ein Kommentar von Thomas Röper.

Erst vor zwei Tagen habe ich in einer Analyse geschrieben, dass der Iran für die USA zu einem Stellvertreterkrieg werden könnte, der nur schwer zu gewinnen sein dürfte, weil es wahrscheinlich ist, dass Russland und China (und vielleicht auch Nordkorea) den Iran offen oder verdeckt unterstützen könnten.

Nur wenige Stunden, nachdem ich den Artikel geschrieben hatte, meldete der britische Telegraph bereits, dass Daten von Flightradar zeigten, dass innerhalb von drei Tagen drei aus China kommende Transportflugzeuge in den Iran geflogen sind. Mehr ist darüber nicht bekannt, aber jeder kann selbst überlegen, was diese Flugzeuge wohl an Bord gehabt haben könnten.

Und natürlich wird damit auch klar, dass im Iran eine weitaus größere Eskalation droht.

Hier will ich die Ereignisse der letzten zwei Tage zusammenfassen.

Merz, die widerliche Fratze Deutschlands

Es ist geopolitisch nur eine Randnotiz, denn Deutschland hat seinen internationalen Einfluss weitgehend verloren, aber dass Bundeskanzler Merz sich im deutschen Fernsehen darüber gefreut hat, dass Israel „die Drecksarbeit für uns alle erledigt“ und dass Merz offen auf einen Regimechange im Iran setzt, wurde international fast schon schockiert aufgenommen.

Deutschland galt, trotz seiner Zugehörigkeit zum westlichen Block, über Jahrzehnte als international anerkannter Vermittler in Konflikten. Deutschlands von Willy Brandt begonnene und von den Kanzlern Schmidt, Kohl und Schröder fortgesetzte Ostpolitik hatte dazu den Startschuss gegeben, denn Deutschland hat damit gezeigt, dass es trotz seiner Blockzugehörigkeit erfolgreich als neutraler Vermittler auftreten konnte.

Dass Deutschland spätestens unter Scholz zu einem willenlosen Vasallen der USA geworden ist, wurde weltweit mit Überraschung und auch Bestürzung aufgenommen und hat dazu geführt, dass Deutschlands Politik international nicht mehr als (auch nur teilweise) eigenständig wahrgenommen wird. International hält es kaum jemand mehr für nötig, mit Deutschland über wichtige Themen zu reden, weil man dann besser gleich mit den Entscheidern in Washington, Brüssel oder jetzt auch Tel Aviv reden kann, anstatt mit dem radikalen, alles nachplappernden Deutschland, das im Grunde nicht entscheiden und kaum etwas beeinflussen kann.

Merz hat dem internationalen Ansehen Deutschlands in den wenigen Wochen, seit er an der Regierung ist, wohl mehr Schaden zugefügt, als so ziemlich jeder andere deutsche Politiker es in so kurzer Zeit geschafft hat. Sogar Baerbock hat dazu mehr als nur sechs Wochen gebraucht.

Trumps Wutanfälle

Da der Krieg, den Trump praktisch blind unterstützt, für Israel offensichtlich nicht nach Plan läuft, hat Trump in den letzten Tagen einige öffentliche Wutanfälle gehabt. Am 17. Juni forderte er in seinem sozialen Netzwerk TruthSocial beispielsweise in Großbuchstaben die bedingungslose Kapitulation des Iran und drohte unterschwellig damit, die führenden Politiker des Iran ausschalten zu wollen.

Am 18. Juni sagte Trump vor Reportern im Weißen Haus über die nach Kriegsbeginn abgebrochenen amerikanisch-iranischen Verhandlungen, es sei nicht zu spät dafür. Laut Trump würden die Iraner Kontakt zu den Amerikanern aufnehmen und hätten

„sogar angeboten, zu Gesprächen ins Weiße Haus zu kommen“, behauptete er.

Trump nannte jedoch keinen genauen Zeitpunkt für eine Wiederaufnahme der Gespräche mit dem Iran, sondern sagte, er wisse nicht, wie lange der Krieg noch andauern werde. Der Iran sei völlig wehrlos und habe keinerlei Luftabwehr. Und dann sagte er einen sehr interessanten Satz:

„Wir kontrollieren den Luftraum [über dem Iran] vollständig.“

Obwohl dieses „wir“ durchaus impliziert, dass die USA bereits in irgendeiner Form an den israelischen Angriffen beteiligt sind, weigerte sich Trump jedoch, zu konkretisieren, ob die USA kurz davor stehen, den Iran anzugreifen. Auf die Frage, ob er Teheran ein Ultimatum gestellt habe, sagte Trump:

„Das könnte man so sagen. Vielleicht sollte man es ein finales Ultimatum nennen.“

Weiter meinte Trump, seine Geduld mit dem Iran sei erschöpft und er habe Netanjahu in einem Telefonat zur Fortsetzung des Krieges ermuntert.

Spaltung in Trumps Lager

Am gleichen Tag sagte der republikanische US-Senator Ted Cruz in einem Interview mit dem Journalisten Tucker Carlson, Washington unterstütze Israel bereits bei seinem Angriff auf den Iran. Im Gespräch warf Cruz dem Iran einen angeblichen Mordversuch auf US-Präsident Donald Trump vor.

Das Interview eskalierte zu einem regelrechten Streit und Carlson sagte, der Senator glaube „selbst nicht daran“, da er sonst bereits zu einem „militärischen Vergeltungsschlag“ gegen den Iran aufgerufen hätte, worauf Cruz antworte, die USA würden ja bereits zuschlagen.

Carlson forderte darauf hin, die Worte von Cruz als „Breaking News“ zu bezeichnen, da sie den offiziellen Aussagen der US-Regierung widersprechen. Cruz stellte daraufhin klar, dass Israel den Iran angreife und Washington es lediglich unterstütze.

Das Wall Street Journal berichtete einen Tag später, die Angriffspläne der USA seinen fertig, aber Trump habe bisher noch nicht den Befehl zum Losschlagen gegeben.

Allerdings warnte Bloomberg, dass Trump mit einem Angriffsbefehl gegen den Iran seine MAGA-Bewegung spalten könnte, weil er ausdrücklich angetreten war, um die weltweiten Kriege der USA zu beenden und nicht, um in einen neuen Krieg einzutreten. Trump könnte die Unterstützung der Wähler verlieren, die ihn als Friedenspräsidenten gesehen und gewählt haben.

Die amerikanischen Kriegsvorbereitungen

Dafür, dass die USA sich auf einen Kriegseintritt vorbereiten, gibt es sehr viele Hinweise, die ich hier im Telegramm-Stil aufführen möchte.

  • Das Pentagon hat die Flugzeugträgergruppe Nimitz aus Asien in den Nahen Osten beordert.
  • Am 17. Juni hat Reuters gemeldet, das Pentagon würde zusätzliche F-16, F-22 und F-35 Richtung Naher Osten schicken, was The Aviationist zwei Tage später bestätigt und von 12 F-16 berichtet hat, die über Großbritannien in die Region geschickt wurden.
  • Am 18. Juni berichtete AP, die US-Kriegsschiffe in Bahrein hätten ihren Hafen verlassen.
  • Am gleichen Tag meldete ABC, die USA hätten zusätzliche Tankflugzeuge aus den USA nach Europa verlegt, die nun auf Basen in Großbritannien, Spanien, Deutschland und Griechenland stationiert seien.
  • Am 19. Juni wurde gemeldet, dass ein sogenanntes „Doomsday“-Flugzeug, eine speziell modifizierte Boeing 747-200B, die als fliegender Kommandostand des US-Präsidenten in Kriegszeiten gilt und eine Woche ununterbrochen in der Luft bleiben kann, wenn sie dabei betankt wird, nach Washington verlegt wurde.
  • Am gleichen Tag meldete Bloomberg, dass die USA sich auf einen Kriegseintritt „in den nächsten Tagen“ vorbereiten.

Schließt der Iran die Straße von Hormus?

Im Iran wurde erklärt, das Land habe in den sechs Tagen seit dem Beginn des israelischen Angriffs alleine 450 ballistische Raketen auf Israel abgefeuert. Hinzu kämen noch hunderte Drohnen.

Ein iranischer Abgeordneter erklärte, die Schließung der Straße von Hormus sei eine legitime Reaktion auf einen US-amerikanischen Konflikteintritt auf Seiten Israels:

„Wenn der kriminelle Feind unter Führung der USA offiziell auf Seiten der Zionisten in den Krieg mit unserem Land eintreten will, hat die Islamische Republik Iran natürlich das Recht, den ungehinderten Ölhandel zwischen diesen Ländern zu unterbrechen, um Druck auf die Amerikaner und die westlichen Länder auszuüben. Die Islamische Republik Iran erlaubt die freie Schifffahrt im Persischen Golf und in der Straße von Hormus, solange ihre vitalen Interessen nicht gefährdet werden.“

Übrigens sind die Meldungen westlicher Medien, der Iran sei nicht verhandlungsbereit, gelogen, denn derzeit wird ein Treffen der sogenannten EU-Troika aus Deutschland, Frankreich und Großbritannien mit dem Iran vorbereitet, bei dem es laut iranischen Angaben um das iranische Atomprogramm und die israelischen Angriffe auf den Iran gehen soll. An dem Treffen soll laut dem iranischen Außenministerium auch EU-Chefdiplomatin Kallas teilnehmen.

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Danke an den Autor für das Recht zur Veröffentlichung des Beitrags. 

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Dieser Beitrag erschien am 19. Juni 2025 auf dem Blog anti-spiegel.

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Bildquelle: noamgalai / shutterstock


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