Ein Kommentar von Ernst Wolff.
Die Abkürzung NESARA steht für National Economic Stabilization and Reformation Act, auf Deutsch: Gesetz zur nationalen wirtschaftlichen Stabilisierung und Reformierung.
Es handelt sich allerdings nicht um ein vom amerikanischen Parlament - dem Kongress - verabschiedetes Gesetz, sondern um den Gesetzesvorschlag eines US-amerikanischen Philosophie-Professors namens Harvey Francis Barnard.
Barnard hatte sich in den 1970er und 1980er Jahren mit den Ungerechtigkeiten des bestehenden Geldsystems beschäftigt und daraufhin zahlreiche Vorschläge zu seiner Verbesserung zusammengestellt. Er schlug unter anderem die Deckung der US-Währung durch Edelmetalle, die Abschaffung der Einkommenssteuer, die Einführung einer pauschalen Umsatzsteuer auf nicht lebensnotwendige Güter und die Erhöhung der Sozialleistungen für alte Menschen vor.
Anfang der 1990er Jahre veröffentlichte Barnard seinen Vorschlag unter der Überschrift Draining the Swamp: Monetary and Fiscal Policy Reform – zu deutsch: Den Sumpf trockenlegen – eine Reform der Geld- und Steuerpolitik. Auf Grund der positiven Reaktionen ließ er 1996 1000 Kopien drucken und verschickte sie an die Mitglieder des Kongresses – allerdings ohne Erfolg. Seine Vorschläge wurden nie im Kongress debattiert und schon gar nicht als Gesetz verabschiedet.
Das ist nicht verwunderlich, denn NESARA enthält diverse tiefgreifende und systemverändernde Reformen, die der Macht der größten Finanzinstitute an der Wall Street ihre Grundlage entzogen hätten. Diese Macht basiert ja gerade auf der Abkoppelung des Geldes von den Edelmetallen, einer höchst ungerechten Steuergesetzgebung und der ständigen Begünstigung der ultrareichen Elite.
Dass Barnard offensichtlich annahm, mit seinen Vorschlägen bei den Abgeordneten des Kongresses auf offene Ohren zu stoßen, zeigt ein hohes Maß an Naivität und politischem Unverständnis. Der US-Kongress ist schließlich seit mehr als einhundert Jahren nichts anderes als der verlängerte Arm der Wall Street und damit das politische Zentrum genau des Sumpfes, den Barnard gern trockenlegen wollte.
Dass Barnards Ideen heute noch durch das Internet geistern, zeigt, dass dieses politische Unverständnis immer noch weit verbreitet ist. So wird zum Beispiel behauptet, dass NESARA unter Bill Clinton heimlich verabschiedet worden sei und unter seinem Nachfolger George W. Bush am 11. September eingeführt werden sollte, dass diese Einführung aber durch die Terroranschläge auf das World Trade Center verhindert worden sei.
Die Vorstellung, dass ausgerechnet Bill Clinton sich für NESARA eingesetzt haben soll, ist absurd. Clinton hat der Finanzindustrie mehr Geschenke gemacht als irgendein Präsident vor ihm und wäre mit Sicherheit der Letzte gewesen, der NESARA gesetzlich verankert hätte.
Noch absurder sind die Gerüchte, die um GESARA verbreitet werden. Das G steht für global, es geht hierbei also um eine weltweite Geld- und Steuerreform.
Angeblich wurde GESARA heimlich in das überarbeitete Pariser Abkommen über den Klimawandel von 2015 eingebettet. Donald J. Trump soll das Papier 2017 unterzeichnet und so den Weg für die weltweite Einführung eines neuen Geldsystems freigemacht haben, was aber bis heute vom Tiefen Staat verhindert wurde.
Diese Thesen belegen nur eins, nämlich die vollständige politische und wirtschaftliche Ahnungslosigkeit ihrer Urheber, die uns allen Ernstes weismachen wollen, dass ausgerechnet die Politiker, die – wie auch Donald Trump - dazu beigetragen haben, das aktuelle Chaos anzurichten, im Hintergrund an einer gerechteren Weltordnung arbeiten und uns alle eines Tages damit überraschen werden.
Um es klar und deutlich auszudrücken: Wir leben in einer Welt, die vom digital-finanziellen Komplex beherrscht wird, also von den großen Finanzinstituten der Wall Street und den großen IT-Konzernen des Silicon Valley. Deren Herrschaft gründet sich auf das aktuelle in höchstem Maße ungerechte und unsoziale Finanzsystem.
Da dieses System in seine Endphase eingetreten ist, ist der digital-finanzielle Komplex in der Tat damit beschäftigt, hinter dem Rücken der Weltöffentlichkeit ein neues System vorzubereiten. Das aber wird nicht gerechter und sozialer sein, sondern uns alle in nie dagewesener Weise dem Staat und den Zentralbanken unterwerfen und so ein Regime etablieren, von dem bereits Benito Mussolini geträumt hat: die Diktatur eines mit der Konzernelite verschmolzenen Staates.
Damit erfüllen die zwar gut gemeinten, aber doch recht naiven Thesen Barnards auch einen politischen Zweck: Indem man den Menschen suggeriert, im Hintergrund werde an einer Agenda zur Verbesserung der Welt gearbeitet, legt man ihnen ja nahe, die Hände in den Schoß zu legen und selber nichts zu tun, sondern einfach nur auf den Erlöser zu warten – ein Prinzip, das den Kirchen jahrhundertelang zu unglaublicher Macht verholfen hat und das offensichtlich auch heute noch wirkt, da sich Wunschvorstellungen und Glaubensbekenntnisse nach wie vor rationalen Argumenten entziehen.
+++ Wir danken dem Autor für das Recht zur Veröffentlichung dieses Beitrags. +++ Bildquelle: Andrii Yalanskyi / Shutterstock.com
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