
Ein Standpunkt von Felix Feistel.
Lange wurde über einen Waffenstillstand in Gaza verhandelt, dennoch kam es für viele überraschend, als der US-amerikanische Präsident Donald Trump eine Einigung zwischen den Parteien, und damit einen Waffenstillstand Anfang Oktober verkündete. Der Waffenstillstand zwischen der Hamas und der israelischen Regierung ist der erste Schritt eines 20-Punkte Plans, der unter Anderem die Rückkehr palästinensischer Gefangener und der israelischen Geiseln vorsieht, sowie die Entwaffnung der Hamas. (1) Die israelische Armee (IDF) soll sich hinter ausgehandelte Linien zurückziehen und den Beschuss des Gazastreifens einstellen. Noch bis zum bitteren Ende hatte die IDF den Gazastreifen beschossen, und bis zum Schluss sind Palästinenser unter Kugelhagel und Bomben gestorben.
Donald Trump dankte in seiner Erklärung Mediatoren aus Katar, Ägypten und der Türkei, die diesen Waffenstillstand ermöglicht haben. Letztlich kam er mutmaßlich auf Druck von diesen drei Staaten und Donald Trump zustande, den sie auf den israelischen Premierminister Benjamin Netanjahu ausgeübt haben. Denn im Laufe der letzten zwei Jahre hatte Netanjahu mehrfach erklärt, die Hamas zu vernichten und keine Einigung zulassen zu wollen. (2) Ein Ziel, das nicht erreicht wurde.
Bald nach Verkündigung wurde die erste Phase eingeleitet. Das Feuer wurde weitgehend eingestellt, Geiseln und Gefangene kehrten zurück. Über 1.900 Palästinenser kehrten zurück in den Gazastreifen, während die Hamas die verbliebenen 20 Geiseln gehen ließ. (3) Auch wurden die Grenzübergänge geöffnet, um LKW durchzulassen, die aber, entgegen der Versprechen, überwiegend nicht einfach Hilfsgüter liefern, sondern Waren, die auf den Märkten verkauft werden.(4) Die Palästinenser, die seit Monaten unter Hunger leiden, haben jedoch keine Mittel, diese Güter zu erwerben. Zwar erreichen wohl auch LKW mit Hilfsgütern den Gazastreifen, statt der angekündigten 600 täglich jedoch nur weniger als 300. Mangelernährung bleibt also vorläufig ein Problem.
Dennoch nährt die Einleitung der ersten Phase des Waffenstillstandes Hoffnungen für einen dauerhaften Frieden. Dabei sind viele Punkte für ein beständiges Abkommen weiterhin unklar. Beide Parteien haben bislang lediglich der ersten Phase des Plans zugestimmt, wie es weitergehen soll ist noch lange nicht ausgehandelt. So besteht die israelische Seite auf einer Entwaffnung und Auflösung der Hamas. Das ist nicht allein ein außenpolitisches Problem für Netanjahu, sondern auch ein innenpolitisches. Der Minister für nationale Sicherheit Israels, Itamar Ben-Gvir, drohte ganz offen mit dem Sturz der Regierung, falls die Hamas in Gaza bleibe. Und auch der Finanzminister und Minister für Siedlungsbau, Bezalel Smotrich, erklärte offen seine Opposition zu einem Friedensabkommen mit der Hamas. Es ist jedoch nicht davon auszugehen, dass die Hamas sich entwaffnen lässt. (5) (6) Wirkliche Garantien, dass Israel sich an das Abkommen halten wird, gibt es keine. Und Verstöße wurden schon bald nach Inkrafttreten des Waffenstillstandes verkündet. Trotz Waffenruhe beschoss die IDF Gaza-Stadt wiederholt, wobei mehrere Palästinenser ums Leben kamen.
Dass sich die Hamas dennoch auf dieses ungewisse Abkommen eingelassen hat liegt wohl hauptsächlich daran, dass sie selbst am Ende ihrer Kräfte steht. Militärisch hatte die Hamas schon lange keine Erfolge mehr vorzuweisen und konnte der vollkommenen Zerstörung von Gaza-Stadt nichts entgegensetzen. Von dem Ende eines Krieges zu sprechen, wie die meisten Medien es tun, geht allerdings vollkommen an der Wirklichkeit vorbei. Es war ein rund zwei Jahre lang andauerndes Massaker, in dem eine hochgerüstete High-Tech-Armee einer schlecht ausgestatteten Miliz gegenüberstand. Dieses Massaker hat, offiziellen Quellen zufolge, etwa 68.000 Palästinensern und rund 2000 Israelis das Leben gekostet. (7) Die realen Zahlen übersteigen wahrscheinlich diese Werte deutlich. Auf israelischer Seite sollen, zumindest Angaben der Hamas-Führung zufolge, nicht 2000, sondern mindestens drei mal so viele Menschen ums Leben gekommen sein. (8) Einige Quellen berichten davon, dass auf palästinensischer Seite hunderttausende Menschen ihr Leben verloren haben. Dabei sind nicht alle an direkter Waffeneinwirkung gestorben. Viele Opfer gehen auch auf das Konto der zerstörten, medizinischen Versorgung, dem Anstieg von Infektionskrankheiten, der Kälte und dem schon lange währenden Hunger.
Das ist der Grund, aus dem Trumps sogenannter Friedensplan von internationalen Experten als ein Ultimatum unter einem stattfindenden Genozid bezeichnet wird. (9) Ein Ultimatum, das von jenen Mächten gestellt wird, die den Genozid in Palästina verübt haben, nämlich Israel und den USA. Kritikpunkte sind unter Anderem die Einsetzung des ehemaligen britischen Ministerpräsidenten Tony Blair als eine Art Statthalter in Gaza, der die Umsetzung des Abkommens überwachen soll. Es sind dieselben Mächte die seit Jahrzehnten internationales Recht verletzen, ohne jemals zur Rechenschaft gezogen zu werden. Auch jetzt gibt es keinen Mechanismus, der die absurden Kriegsverbrechen Israels und die Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu verfolgen gestattet. Alle Täter bleiben straffrei, während die Hamas sich dem Willen der anderen Seite fügen muss, da anderenfalls eine Fortsetzung der Auslöschung droht. Es handelt sich nicht um ein Abkommen auf Augenhöhe.
Auch die weiteren Bedingungen über das Schicksal des Gazastreifens sind ungewiss. Schon vor Monaten hatte Donald Trump ein KI-generiertes Video geteilt, in dem der Gazastreifen als eine Art Ressort für Reiche wieder auferstand. In diesem Video saßen Trump, Netenjahu und Elon Musk in einem Bade- und Urlaubsparadies an der Küste des von Trump als „Riviera des Nahen Ostens“ bezeichneten Gazastreifens. (10) Auch israelische Immobilienunternehmen machten schon vor Monaten Werbung mit luxuriösen Villen an der Küste Gazas. Die Pläne für den Landstreifen scheinen also darauf hinaus zu laufen, wahlweise ein Ferienparadies oder ein Villenviertel für Reiche zu errichten, in dem die Palästinenser keinen Platz haben. Denkbar ist dies als Sonderwirtschaftszone, ähnlich dem Trump-Korridor, den Trump in einem Abkommen zwischen Armenien und Aserbaidschan festgelegt hat, und der Aserbaidschan mit seiner Exklave Nachitschewan verbinden soll.
Das ganze Abkommen ist gemacht um zu scheitern. Es erinnert an einen ähnlichen Vorstoß im Jahr 2023, als der ultratrechte Flügel der Regierung Netanjahu angekündigt hatte, aus der Regierung auszusteigen, sollte sich die israelische Armee aus dem Gazastreifen zurückziehen. Damals waren die Bemühungen um Frieden nicht über den Austausch von Geiseln und temporäre Hilfslieferungen hinaus gekommen. Dann setzte die IDF ihre Auslöschung der Palästinenser fort. (11) Ein ähnliches Schicksal kündigt sich bereits an, wie die Äußerungen von Smotrich und Ben-Gvir zeigen.
Hinzu kommt, dass die israelische Armee auch nach Inkrafttreten des Waffenstillstandes weiterhin eine Reihe von Angriffen auf den nördlichen Gazastreifen durchgeführt hat, wobei Palästinenser getötet wurden, die auf dem Weg zurück in ihre Heimat waren. (12) Die IDF kesseln zudem weiterhin Gaza-Stadt ein, welche sie als „gefährliche Kampfzone“ bezeichnen. Der vollständige Rückzug der IDF bleibt also bis auf Weiteres ungewiss. Hinzu kommt, dass nach dem teilweisen Rückzug der israelischen Streitkräfte aus dem Gazastreifen nun bewaffnete Milizen entstehen. (13) Immer wieder gibt es Berichte von Zusammenstößen der Hamas mit diesen Gruppen, oftmals Familienclans. Ein Kampf um Einfluss und Vorherrschaft hat begonnen. Es gibt Stimmen, die zumindest einigen der Milizen eine Verbindung zu Israel nachsagen. Israel setzt seinen Krieg also ohne eigene Soldaten fort. Ob die Milizen dabei direkt durch Tel Aviv gesteuert sind oder nicht, spielt keine Rolle. Israel hat die Palästinenser durch eine teile-und-herrsche-Strategie gegeneinander aufgebracht und erntet nun die Früchte: Interne Konflikte, die es den Palästinensern erschweren, sich vereint gegen Israel zu stellen, gemeinsame Interessen zu formulieren und durchzusetzen.
Auch, wenn der Waffenstillstand temporär etwas Ruhe in die Region bringt und es den Palästinensern ermöglicht, durchzuatmen und vielleicht den gröbsten Hunger zu stillen, der Frieden bleibt weiterhin in weiter Ferne. Denn während die Kämpfe in Gaza zwar nachlassen, bombardiert Israel weiterhin seine Nachbarstaaten. So tötete am 11. Oktober ein Luftschlag Israels auf den Libanon eine Person und verwundete 7 weitere. (14) Am 23. Oktober wurden in einem erneuten Luftangriff vier weitere Libanesen getötet. (15) Auch drangen israelische Panzer und Bodentruppen noch am 15. Oktober in Syrien ein und stürmten einige Häuser, bevor sie sich wieder zurückzogen. (16) Und auch das Westjordanland erleidet weiterhin Angriffe Israels, wobei Palästinenser sterben. (17) Das israelische Parlament bereitet zudem die Annexion des Westjordanlandes vor. (18) So stimmte die Knesset am 22. Oktober mit knapper Mehrheit für die Vorbereitung eines Gesetzesentwurfs, der die Kontrolle Israels über den Landstreifen ausdehnen soll. Hatte Donald Trump noch einen Monat zuvor erklärt, einen solchen Schritt nicht zu unterstützen, fand die jetzige Abstimmung im Beisein des US-amerikanischen Vizepräsidenten J.D. Vance statt.
Verteidigungsminister Israel Katz erklärte außerdem, die IDF auf weitere Kämpfe in Gaza vorbereitet zu haben. Denn, so seine Ausführungen, es sei relevant, das Tunnelsystem der Hamas zu zerschlagen und die Hamas zu entwaffnen. Damit sind weitere Kämpfe bereits angekündigt. (19) Zudem hat Israel in der Vergangenheit jeden einzelnen Waffenstillstand, an dem es jemals beteiligt war, gebrochen, darunter den im November 2024 mit dem Libanon geschlossenen. (20) Warum sollte es also diesmal anders sein?
Der ganze Waffenstillstand könnte zudem noch auf etwas anderes hindeuten. Schon in der Vergangenheit hat Israel Waffenstillstandsabkommen unterzeichnet – etwa mit der Hisbollah, die Israel vom Libanon aus unter Beschuss genommen hat. Unmittelbar nach Inkrafttreten dieses Waffenstillstandsabkommens begann in Syrien der Durchmarsch der Terrormilizen der HTS auf die Hauptstadt Damaskus, der letztlich zur Flucht des Präsidenten Assad nach Russland, sowie den Sturz der Assad-Regierung führte. (21) Das dadurch entstehende Chaos hat Israel genutzt, um seinen Machtbereich in Syrien weiter auszubauen. Die IDF zerstörten die gesamte syrische Flotte und Luftwaffe, sowie alle schweren Waffen, und besetzte einen Streifen entlang der syrisch-israelischen Grenze und der libanesisch-syrischen Grenze. Die HTS sind eine aus dem Islamischen Staat (IS) hervorgegangene Terrormiliz, die nicht nur von der Türkei, sondern aller Wahrscheinlichkeit nach auch von Israel unterstützt und gefördert wurde.
Vieles spricht also dafür, dass Israel den Waffenstillstand mit der Hisbollah geschlossen hat, um sich dann auf Syrien konzentrieren zu können. Syrien war bis dahin ein wichtiges Transitland für Waffen, die an die Hisbollah und die Hamas geliefert wurden. Seit dem Sturz der Assad-Regierung war diesen Gruppen dieser Weg daher deutlich erschwert – wobei es naiv wäre anzunehmen, dass nicht weiterhin Waffen und Munition über Syrien in den Libanon und den Gazastreifen geliefert würden. Denn Syrien ist ein verarmtes Land, in dem Korruption an der Tagesordnung ist und der Schwarzmarkt blüht.
Es ist also ebenso möglich, dass Israel den Waffenstillstand mit der Hamas geschlossen hat, um sich auf Konflikte anderenorts vorzubereiten. Das israelische Regime, das von ideologischen Zionisten durchsetzt ist, hält an seinem Plan eines Erez-Israel, eines Großisrael fest. Dieses Gebiet soll nicht nur Palästina vollständig umfassen, sondern bis nach Ägypten, Syrien und den Irak hinein reichen. Da dieses Ziel noch nicht erreicht ist, sind weitere Kriege in Vorbereitung.
Das Hauptziel dieser Vorbereitungen ist dabei der Iran. Der kurze Krieg Israels gegen den Iran in diesem Sommer hat mit einem vorläufigen Waffenstillstand geendet, den Donald Trump als sein großes Werk dargestellt hat. Dieser Krieg hat die Schwächen Israels offenbart, dessen Raketenabwehr unter den Angriffen des Iran beinahe kollabiert wäre. Dennoch erklärten Beamte der israelischen Streitkräfte Anfang Oktober, sich auf neue Schläge gegen den Iran vorzubereiten. (22) Dass Israel weiterhin versucht, auch die USA in einen Krieg gegen den Iran zu verwickeln, darauf deuten auch Äußerungen Benjamin Netanjahus hin. Dieser warnte vor neuen Interkontinentalraketen, die auch die USA und Trumps Villa Mar-a-Lago in Reichweite iranischer Schläge rückten würden sowie vor einem Risiko von Atomschlägen durch den Iran. Beweise für seine Aussagen hatte er allerdings nicht. Die iranische Regierung erklärte zudem wiederholt, dass sie keine Atomwaffen besitze und auch keine entwickele. (23)
Dennoch bereitet sich auch der Iran auf einen erneuten Krieg vor. Wie der iranische Präsident Mahsoud Pezeshkian in einem Interview mit Max Blumenthal erklärte, gäbe es keinen Zweifel daran, dass Israel erneut den Iran angreifen werde. (24) Israel und der Iran befinden sich zudem in einer Aufrüstungsspirale. So hat der Iran russische MiG-29 Kampfjets gekauft, und auch SU-35-Jets bestellt. (25) Es sind die ersten Lieferungen von Kampfjets für die iranische Luftwaffe seit mehr als 30 Jahren. (26) Die MiG-29 ist ein Jet, der zwar noch aus der Sowjetzeit stammt, allerdings modernisiert wurde. Russland kann zwar nur weniger als 20 dieser Jets pro Jahr herstellen, jedoch über 100 von ihnen aus Reserven liefern. 48 davon sollen Berichten zufolge an den Iran geliefert werden. (27) Zudem hat der Iran bereits im Juli ein russisches S-400 Luftabwehrsystem erhalten, um dieses zu testen. (28) Unklar ist dabei allerdings, ob das iranische Militär diese in größerem Umfang bestellen wird.
Israel plant im Gegenzug ein neues Raketenabwehrsystem, das auch die Hyperschallwaffen des Iran abzuwehren in der Lage sein soll. (29) Die erste Generation iranischer Hyperschallraketen, die den Namen „Fattah“ trägt, was auf Deutsch „Vergeltung“ bedeutet, hatte den israelischen Raketenabwehrschirm, Iron Dome genannt, während des 12-Tage-Krieges vor enorme Herausforderungen gestellt und diesen immer wieder durchdrungen, wobei Israel schwere Treffer zu verzeichnen hatte. Deren Ausmaß wurde von der israelischen Regierung stark zensiert, weshalb es unmöglich ist, sie näher zu spezifizieren. Doch unter Anderem ist das Hauptquartier eines israelischen Geheimdienstes schwer getroffen worden, sowie ein geheimer Militärbunker unter einem Hochhaus, der inmitten von Tel Aviv stand. (30)
Zudem hat der israelische Verteidigungsminister ein 1,5 Milliarden US-Dollar schweres Programm aufgelegt, das den Ausbau der Produktion von Panzern und Militärfahrzeugen zum Ziel hat. (31) Dies dient dazu, die während der vielen Kriege des vergangenen zwei Jahre erlittenen Verluste auszugleichen. Dass Israel dabei mit Panzern und Bodentruppen in den Iran einmarschieren wird, ist allerdings unwahrscheinlich. Ein neuer Krieg zwischen den beiden Staaten wird mit hoher Wahrscheinlichkeit über die Luftwaffe mittels Flugzeugen, Drohnen und Raketenschlägen ausgetragen. Den Einsatz von Bodentruppen überlässt Israel dabei den USA.
Denn schon lange versucht das israelische Regime, die USA in einen Krieg mit dem Iran zu verwickeln. Angetrieben wird es dabei auch von einer Eschatologischen Vorstellung einer kommenden Endzeit. (32) Diese Vorstellung hat ihren Ursprung im US-amerikanischen, christlichen Zionismus, der wiederum den israelischen Zionismus hervorgebracht hat. Er war die Grundlage für die Gründung des Staates Israel. Denn dieser spielt in den Prophezeiungen eine wichtige Rolle. So soll dieser Staat Israel, der mit dem anvisierten Großisrael synonym ist, das jüdische Volk vereinen und über diesen eine biblische Endschlacht zwischen den vorgeblichen Kräften Gottes und dem Satan auslösen. Als der Satan, der diesen göttlichen Kräften gegenübersteht gilt die muslimische Welt, allen voran der Iran. Die Muslime sollen sich, so die Vorstellung, vereinen, um gegen Israel in den Krieg zu ziehen.
Dieser Krieg, der allen Seiten große Opfer abverlangen wird, soll dann in der christlichen Vorstellung die Rückkehr Jesus auf Erden, die Entrückung aller Christen in das Himmelreich, sowie die Konvertierung aller überlebenden Juden zum Christentum provozieren. Es handelt sich also um eine ideologische Erlöserfantasie einiger radikaler Kreise, die einen pseudojüdischen Ableger in den israelischen Zionisten erschaffen hat. Pseudojüdisch deswegen, weil die Vertreter dieser Ideologie tatsächlich vollkommen areligiös sind und den jüdischen Glauben nur als ein Vehikel für ihre Endzeitvision instrumentalisieren. (33) Dieser israelische Zionismus sieht nun, ähnlich dem christlichen, eine große Endschlacht vor, die Gottes Eingreifen provoziert, der ein tausendjähriges Reich des Friedens auf Erden errichten soll – natürlich erst, nachdem er alle finsteren Kräfte des Satan vernichtet hat.
Dann soll, so die Erzählung, das Großisrael als göttliches Reich entstehen, wie es angeblich dem israelischen Volk durch Gott persönlich versprochen wurde. Diese Ideologie sieht dabei in ihrer aktuellen Ausführung auch die Übernahme der US-Militärbasen in der Region vor. Das bedeutet aber auch: die USA müssen sich aus dem Nahen Osten zurückziehen. Dies ist die Folge einer direkten militärischen Intervention der USA im Iran. Die USA sollen, so der Plan, Bodentruppen in den Iran entsenden.
Dies wird wahrscheinlich einen jahrelangen Krieg bedeuten, den die USA auf iranischem Boden austragen werden. Sie können ihn allerdings nicht gewinnen. Denn der Iran ist nicht der Irak, den die USA in kurzer Zeit in Grund und Boden bombardieren konnten. Das riesige Gebiet des Iran ist zum großen Teil beherrscht von Bergen, die das Terrain unübersichtlich machen. Kampfjets können so nicht so ungestört operieren, wie im Irak, der kaum mehr als eine flache Wüste ist. Sie können vom Himmel geholt werden, ohne die entsprechenden Schützen ins Visier nehmen zu können.
Der Abwurf von Bodentruppen, der nur aus der Luft stattfinden kann, würde diese in eine unterlegene Position versetzen. Sie wären abgeschnitten von jeder Versorgung irgendwo im Landesinneren, könnten eingekesselt und eliminiert werden. Panzer und anderes schweres Gerät könnten in den Bergen und dem offenen Gelände ohne größere Straßen auch kaum operieren. Sie in das Land zu bringen würde das US-Militär zudem vor große Herausforderungen stellen. Der einzige Punkt, von dem aus die USA den Iran angreifen könnte, wäre nämlich der arabische Golf und vielleicht noch über die Türkei. Wobei die Türkei seit Jahren zwischen NATO und Russland balanciert und zudem ihre eigenen Interessen vertritt, die in Bezug auf einen Krieg gegen den Iran mehr als unklar sind.
Ein direkter Krieg der USA gegen den Iran könnte daher den Abstieg der USA als Imperium beschleunigen, und ihren Abzug aus der Region forcieren. Auch ein Sieg Israels über den Iran ist alles andere als ausgemacht. Schon der kurze Krieg im Sommer hat das Land vor große Herausforderungen gestellt, die Schwächen seines Luftabwehrsystems und die Stärken des iranischen Raketenprogramms offenbart. Der Iran könnte Israel möglicherweise zu Schutt und Asche bombardieren, sodass am Ende tatsächlich nur ein göttliches Eingreifen den Untergang des Staates abwenden könnte.
Doch die Endzeitideologien treiben das israelische Regime zu weiteren Kriegen in der Region. Der Waffenstillstand zwischen Hamas und Israel könnte der Vorbereitung dieser Kriege dienen, und ist dann kaum mehr als die Ruhe vor dem kommenden, gigantischen Sturm, der die ganze Region neu ordnen könnte, und einen Ausdruck der sich rasant verändernden, geopolitischen Verhältnisse darstellt. All das geht mit weiteren Opfern, mit unsagbarem Leid einher. Und das nur, weil eine regionale Macht, getrieben von fanatischen Ideologie, zu einem Imperium heranwachsen will, während ein anderes Imperium seinen Niedergang mit allen Mitteln der Gewalt zu verhindern und die Welt weiterhin unter seine Kontrolle zu bringen versucht.
Es spricht vieles dafür, dass dieser große Krieg gegen den Iran noch in der aktuellen Amtszeit von Donald Trump starten könnte. Denn das US-Imperium befindet sich in einem Niedergang, der zu internen Konflikten führt. Der latente Bürgerkrieg, den die US-Bevölkerung bereits seit Jahren erlebt, eskaliert durch Trumps Vorgehen gegen vorgebliche Terroristen und illegale Migranten. (34) Das US-System wird unter Trumps Regierung immer totalitärer, weil interne Konflikte nicht mehr zu kontrollieren sind. Getrieben ist die US-Administration auch von der enormen Verschuldung durch gigantische Staatsausgaben, die auch durch Elon Musks DOGE nicht signifikant verringert werden konnten.
Ein Krieg gegen den Iran gäb Trump die Möglichkeit, von den internen Konflikten abzulenken, das Militär drastisch auszubauen und tausende von US-Amerikanern zwangsweise in den Krieg einzuberufen. Trump wird zudem von zionistischen Kreisen in den USA finanziert, die jedoch allmählich unter Druck geraten, da ihre Beeinflussung der Regierungen der letzten Jahrzehnte ans Tageslicht kommt. Immer mehr einflussreiche, auch konservative Stimmen, verweigern die Unterstützung Israels bei seinen Kriegen und dem Völkermord. Es gibt Gerüchte, dass die Ermordung Charlie Kirks auf seine Weigerung, Israel weiterhin propagandistisch zu unterstützen, zurückzuführen sei. Die Israel-Lobby in den USA muss sich also beeilen, wenn sie die USA in einen Krieg gegen den Iran verwickeln will.
Alles in Allem spricht wenig dafür, dass sich die Lage im Nahen Osten durch den jüngsten Waffenstillstand tatsächlich dauerhaft entspannt. Es scheint mehr wie das Luftholen für eine weitere, katastrophale Runde von Gewalt.
Quellen und Anmerkungen
(3) https://freedert.online/kurzclips/video/258792-freiheit-ist-unbezahlbar-israel-laesst/
(7) https://en.wikipedia.org/wiki/Casualties_of_the_Gaza_war
(8) https://x.com/J_Todenhoefer/status/1980224775151611924
(10) https://www.youtube.com/watch?v=PslOp883rfI
(12) https://theintercept.com/2025/10/15/israel-ceasefire-violations-gaza-aid/
(13) https://www.aljazeera.com/opinions/2025/10/15/how-israel-plans-to-continue-the-war-without-its-army
(15) https://www.aljazeera.com/news/2025/10/23/israeli-strikes-kill-four-in-new-lebanon-ceasefire-breach
(16) https://npasyria.com/en/131017/
(19) https://www.caitlinjohnst.one/p/israeli-officials-are-openly-saying
(20) https://www.youtube.com/watch?v=aVXOYJF1Z4A
(21) https://www.manova.news/artikel/der-strategiewechsel
(22) https://freedert.online/der-nahe-osten/257696-medienbericht-israel-erwaegt-neuen-schlag-gegen-iran/
(24) https://thegrayzone.com/2025/09/27/they-will-attack-max-blumenthal-irans-president/
(25) https://militarywatchmagazine.com/article/iran-chose-russia-mig29-j10c-why
(26) https://militarywatchmagazine.com/article/iranian-air-force-first-new-russian-fighters-30-years
(27) https://militarywatchmagazine.com/article/leaked-48-su35-delivery-iran
(28) https://militarywatchmagazine.com/article/iran-receives-russian-s400-testing
(31) https://militarywatchmagazine.com/article/israel-expanding-tank-apc-production-rebuild-losses
(32) https://apolut.net/erzwungene-endzeit-von-felix-feistel/
(33) https://www.youtube.com/watch?v=CTAjc1OSrmY
(34) https://off-guardian.org/2025/10/13/trumps-everywhere-war-an-insurrection-against-the-constitution/
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Wir danken dem Autor für das Recht zur Veröffentlichung des Beitrags.
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Bild: WASHINGTON D.C., USA - April 7, 2025: United States President Donald Trump meets with Israeli Prime Minister Benjamin Netanyahu in the White House in Washington DC.
Bildquelle: noamgalai / shutterstock
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