Ein Kommentar von Ernst Wolff.
Es gibt zurzeit zwei Projekte, die in der öffentlichen Diskussion so gut wie keine Rolle spielen, die für die Zukunft der gesamten Menschheit aber von existenzieller Bedeutung sind.
Das eine ist die Entwicklung digitaler Zentralbankwährungen, die uns alle der vollständigen Kontrolle durch den Staat unterwerfen sollen. Das andere ist die Bestückung des Weltraums mit tausenden von Satelliten, die der gesamten Welt Zugang zum Internet ermöglichen sollen.
Erschreckend ist, dass wir bei diesem zweiten Projekt nicht mehr von einer Zukunftsvision sprechen, sondern von vollendeten Tatsachen.
Wie erst vor Kurzem bekannt wurde, versorgt Elon Musks Firma Starlink, eine Tochter seines Raumfahrtunternehmens SpaceEx, den Planeten mit Ausnahme von Nord- und Südpol seit Anfang August mit über 1.700 erdumkreisenden Satelliten mit dem Zugang zum Breitband-Internet.
Die Kosten für das Starterset, das aus einer Satellitenschüssel und einem WLAN-Router besteht, betragen in Deutschland 499 Euro. Die monatliche Verbindungsgebühr beträgt 99 Euro.
Dass der Preis für jedes Kundenterminal zurzeit um ca. 500 Euro unter dem Herstellungspreis liegt, zeigt, worum es Musk geht: Globale Marktbeherrschung durch einen Einstieg über Dumping-Preise. Wie Musk im vergangenen Monat auf dem Mobile World Congress in Barcelona bekannt gab, rechnet er innerhalb des ersten Jahres mit einer halben Million zahlender Nutzer.
Es ist gut möglich, dass seine Rechnung aufgeht, denn die Starlink-Satelliten können das Internet-Signal besonders schnell transportieren, weil sie auf einer erdnahen Umlaufbahn fliegen. Zwar verglühen sie dort nach fünf bis sieben Jahren, aber für Nachschub wird bereits gesorgt: Starlink hat bei der zuständigen US-Behörde FCC (Federal Communications Commission) Anträge für insgesamt 40.000 Satelliten gestellt und bislang den Start von knapp 12.000 Satelliten genehmigt bekommen.
Die Wettbewerbschancen haben sich für Musks Unternehmen in den vergangenen Monaten gewaltig erhöht:
Konkurrent Richard Branson hat mit dem Unternehmen OneWeb auf den falschen Partner gesetzt und ist nach dessen Insolvenz praktisch aus dem Rennen. Jeff Bezos’ Unternehmen Blue Origin hinkt zeitlich hinterher und dürfte Starlink wohl kaum noch einholen.
Zudem hält Musk noch einen weiteren Trumpf in der Hand: Da die Verlegung von Kabeln in weiten Bereichen der Entwicklungs- und Schwellenländer und in ländlichen Regionen der Industriestaaten sehr kostenintensiv ist, man die dort lebenden Menschen aber unbedingt digital erfassen will, kann er sich der Unterstützung mächtiger Partner sicher sein:
Sowohl Telekommunikationsunternehmen als auch Banken haben ein eminentes Interesse daran, sich in diesen Gebieten Kunden zu sichern und dürften nicht abgeneigt sein, Musk einen Teil der Anschubkosten abzunehmen.
In Deutschland wurde diese Einstellung durch eine Aussage von Telekom-Chef Timotheus Höttges deutlich. Er sagte: “Ich halte das für eine gute Technologie, um Menschen zu versorgen, die bislang keine Infrastruktur haben.“ Höttges ließ auch keinen Zweifel daran, was er von Elon Musk hält: „Ich bin ein großer Bewunderer von ihm und seinen Ideen.”
Höttges ist nicht allein in Deutschland, auch die Behörden spielen mit: Die Bundesnetzagentur hat SpaceEx im Dezember 2020 offiziell die Frequenzrechte für Internet per Satellit erteilt und die rheinland-pfälzische Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion hat nach der Hochwasser-Katastrophe in einem Teil der von den Wassermassen zerstörten Ortschaften Starlink-Antennen aufstellen lassen.
Ganz offensichtlich scheinen die Gefahren, die Elon Musks Projekt mit sich bringt, weder die Privatwirtschaft noch den Staat zu interessieren, und das, obwohl sie riesig sind:
Zum einen erhöht die zunehmende Anzahl von Satelliten auf erdnahen Umlaufbahnen die Wahrscheinlichkeit von Kollisionen, die zu einer Kettenreaktion führen und eine Schrottwolke bilden könnten, die im Worst-Case-Szenario das erdnahe All für den weiteren Betrieb von Satelliten auf Jahrzehnte hinaus unbrauchbar machen würde.
Zum anderen bedeutet der Alleingang von Starlink, dass der globale Datenverkehr in immer größerem Ausmaß durch ein einzelnes Unternehmen und damit letztendlich durch einen einzigen Menschen kontrolliert wird.
Es sagt viel über den aktuellen Zustand von Politik und Medien aus, dass diese für die Zukunft der Menschheit so wichtigen Vorgänge in der öffentlichen Diskussion kaum eine Rolle spielen.
+++ Danke an den Autor für das Recht zur Veröffentlichung. +++ Bildquelle: YMZK-Photo / shutterstock
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